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nichts Besseres sahen, nie hingewiesen wurden auf die sittlichen Pflichten de» ernsten Redens? Was dem Geistlichen und iseelsorger bei anderen oft genug vor die Augen getreten war — wieviel schwerer und bedeutsamer empsand er eS jetzt am eigenen Kinde'? Und Elli war doch sein Kind jetzt. Er halte sie als solches ausgenommen und sein -ans muhte mit ihr leben. Gott sei Dank, dah sie nun fort war! Sie würde in sich selbst zur Ruhe und nun wohl auch zu einer inneren Einkehr kommen. Wie ein Gärtchen voll schöner Blumen und voll Unkraut war die junge Seele — das muhte anders werden, ganz anders! Aber wie'? Werner befand sich heute allein und er war dessen von Herze» froh, den» so wurden ihm alle sonst unvermeidlichen Bemerkungen über die Schwurgerichtsiltzung von seilen Krinis und ihrer Elter» erspart. Wehlheiden hatte seine Frau und K»»i aufgefordert, mit ihm für einige Tage nach Berlin zu fahren, wo er Geschäfte zu haben erklärte. Dah aus diesen Tagen eine Woche werden sollte — wie Kirni heute um Verlängerung ihres Urlaubs bittend schrieb — verstimmte de» junge» Ehemann, der sich durch diese fröhliche Genuh- lähigkeil seiner Frau — vhne ihn — in seiner Eitelkeit verletzt suhlte. Und dennoch, so ärgerlich er das kurze, fluchtige Brieschen vorhin auf den Tisch geworfen, war ihm bei reiflicher lleberlegung das Behagen des heutigen Alleinseins und die Gründe dafür zum klaren Bewußtsein gekommen. Er empfand die Stille im Hause als etwas Höchstwill kommenes, was ihm möglich machen würde, durch Sammlung und Nachdenken über sich selbst und vieles andere ins klare zu kommen. Der Moment, in welchem Evi wortlos von ihm gegangen, und der Blick in ihr schmales, blasses, verhärmtes Gesicht waren für ihn, ohne daß er sich dessen gleich bewutzt wurde, das Signal zu einer ernsten Sclbstprüsung geworden. Herzlich gerne hätte er sich das Resultat derselben durchs allerlei Beschönigungen und Entschuldigungen weniger herbe gemacht, da aber in diese» Stunden sein bcssrcs Ich nun einmal die Oberhand gewonnen, !0 stand er von jedem Bersurche dazu ab und fühlte mit einer allerdings nicht schmeichel haften Klarheit, daß er — der Sohn seines Vaters — ziemlich weit abgeirrt war von dem Wege, den zu gehen der brave Alte seine Kinder angewiesen Es war eine eigentümliche innere Einkehr, diese Sclbstschau. Im Grunde glaubte der Regiernngsrat Werner Roth- Hausen Ursache zu haben, ziemlich zufrieden mit sich zu sein und seine Lebensklugheit ein gut Teil höher zu schätzen, als die leines Vaters. Auch blieb er iveit entfernt von irgend- welcher Rene oder einem Mißbehagen betreffs der Richtung und der Ziele, die er sich ge setzt. aber er gestand sich ein, daß er seine Meinungen doch wohl etwas zu schroff ausgestellt und gegen den Vater, wie gegen die Seinen überhaupt, zur Geltung zu bringen gesucht. Und daß eben diese Schroffheit das Gelingen verhindert hatte! So fand er auch in seinem sonstigen Verhalten, nicht nur in der unglücklichen Ge- ichichle von Landro, sondern in vielen anderen Beziehungen zu Kollegen. Freunden usw. dieses rücksichtslose Vorgehen, diese brüske Behauptung dessen, waS er snr richtig oder gar stir „sein Recht" hielt. „Die Wahrheit will ich mir selbst sagen," war seine ehrliche Absicht, und der Teil der Wahrheit, den er erkannte, wurde auch von ihm nicht weg geleugnet. Aber daß er diese Wahrheit nicht suchte, um ihrer selbst willen, sondern einfach ui der Hauptsache aus Zweckmäßigkeitsgründen — das übersah er, daran dachte er gar nicht. Er wollte liebenswürdiger, duldsamer, nachgiebiger auftreten. Seine Erfolge hatten ihn ein wenig berauscht, ihn übermütig gemachl, und er würde durch ein versöhnliches Wesen mehr erreichen, als durch die stürmische Vertretung seiner Anschauungen. Ihm wurde sanft und wohl zu Mute bei seiner inneren Einkehr, und der Gedanke, daß er auf dem milderen Wege mehr Erfolg haben würde, war das Bindeglied zu einer kette von Plänen, die insgesamt die Erhöhung seines lieben Ich im weltlichen Sinne be zweckten. lind er merkte gar nicht, wie er wieder auf den alten Bahnen weiter ging. Sein Entschluß. mildere Saiten aufzuziehen im Verkehr mit Eltern und Geschwistern, ihnen weniger schroff zu zeigen, daß er es doch war, der die richtigen Lebensanschauungen ver- trat — dieser Entschluß, „ein anderer zu werden", wie er es nannte, tat ihm wohl und recht fertigte ihn vor sich selbst, er hob ihn sogar in den eigenen Augen über die weniger klugen Seinen hoch emvor. Sein zuletzt in behagliches Träumen übergehendes Grübeln wurde durch einen Diener des Ministers unterbrochen, der ihn bitten ließ, wenn möglich sogleich zu Sr. Exzellenz zu kommen und zwar nicht in die Privatwohnnng, sondern in das Ministerium. Das war ein seltenes Vorkommnis. Der Regierungsrat sprang emvor und ließ sagen, er werde in zehn Minuten da sein. „Was kann nur vorliegen'?" dachte er, während er sich rasch umkleidete. Kunis Brief schloß er noch in seinen Schreibtisch, dann war er fertig und wenige Minuten iväter stand er seinem Chef gegenüber. Mit Befremden erkannte er sofort, daß sich der Minister in großer Aufregung befand; dieser sah gelbbleich ans und es zuckte in seinen Zügen. Obwohl Vibell de' letzte war. der seiner Würde und Stellung auch nur das min deste vergeben hätte, so bestand doch infolge seiner großen, persönlichen Liebenswürdigkeit - 391 - zwischen ihm und den ihm unterstellten Herren «in angenehm kollegialer Ton, den Werner Rothhausen in letzter Zeit mit tiefer heimlicher Pein oster» zu vermissen geglaubt, ohne jagen zu können, inwiefern sich Bibel! gegen ihn geändert. Heute, wo er sich zufolge seiner »inneren Einkehr" freier und heiterer und so voll guter Entschlüsse gesuhlt, yatt« Werner an diese Veränderung gar nicht gedacht. Jetzt, wo er völlig harmlos emaetreten war und seinen Chef mit gewohnter unbefangener Hochachtung begrüßte, siel ihm dessen kühle Zurückhaltung, tue mit seiner sichtbaren Erregung m scharfem Widerspruch stand, sofort peinlich auf. Er hatte fragen wollen: „Habe» Exzellenz m der Fürstenrieder Sache etwas erfahren?" Aber er hielt das Wort zurück: der GesichtSaus- druck des Ministers ließ ihn befürchten, daß etwas sehr Unangenehmes voraefallen sein müsse: denn so gelb und farblos hatte er dessen Gesicht noch nie gesehen. Uno dazu diese Aufgeregtheit in jeder Miene! Sein Ehes hatte zweifellos irgend eine höchst ärgerliche Sache mit ihm zu besprechen. Und dabei die sichtlich erzwungene Ruhe! DaS alle» zuckte ihm aber nur flüchtig durch den Sinn. Seine Ueberraschung wuchs, als der Minister sich bei seinem Eintritt hastig erhob and, ihm scharf und fest in die Augen blickend, als wolle er ihm aus den Grund der Seele jcl-auen, ohne Gegengrub entgegennes: „Ich habe Sie zu mir bitten lassen, Herr Re- gicrungsrat — Sie ahnen vielleicht schon, weshalb? ES wäre mir sehr lieb, wenn Ihre Aufklärungen mich befriedigen würden!" Vibell hatte noch nie so erregt zu einem selner Beamten gesprochen. Rothhausen war ausS äußerste erstaunt. „Ahnen? Ich habe keine Idee, Exzellenz! Was kann ich denn aufklären ? Ich siehe zu Diensten —" „Sie sollten nicht wissen, was Durchlaucht, mtch, uns alle, aus das Peinlichste überrascht hat, Herr Re gierungsrat? Sie?" DaS kla-ng ja geradezu höhnisch! Beleidigend! „Ich kann nur wiederholen, Exzellenz, daß ich nicht ahne, worauf Sie abzirlen! Wollen Exzellenz mtch gütigst in Kenntnis setzen?" erwiderte Rothhausen, sich straff auf- ricbtend. wobei ihm der Gedanke kam. ob er etwa amtlich irgend welchen Fehler gemacht haben könnte? Aber das war doch kaum zu glauben. „Sollten Sie wirkich erst durch mich erfahren, daß die Fürstenrieder Forsten für uns eine verlorene Sache sind?" „Wieso, Exzellenz? Wieso verloren?" „Weil Durchlaucht, der sein Lieblingsprojekt auf diese schmähliche Weise vernichtet sieht, ourchaus nicht gewillt ist, sich bewuchern zu lassen, Herr Negierungsrat. „Aber ich bitte, Exzellenz, — ich verstehe das nichts Was ist denn passiert? Tie Sache war ja im schönsten Geleise!" ries Rothhausen, der jetzt begann, Libells Aergcr zu begreifen. „Sie wühlen wirklich nicht, daß die Askenradtschen Parzellen und damit der unentbehrlichste Teil des Terrains bereits einen Käufer gesunden hat?" Das klang wieder so verletzend ungläubig! „Einen Käufer? Nicht wir? Aber wer —" „Nun, raten Sie doch einmal, Herr Regiernngsrat!" „Exzellenz sprechen in einem Tone zu mir. als sei ich es selbst!" „Wenig stens ist es Ihr Herr Schwiegewater! Ja, ja — verr von Wehlheiden!" Rothhausen prallte vor dem Klang dieser Worte noch mehr zurück, als vor der Nachricht, die er vor der Hand gar nicht glaubte. „Exzellenz gestatten Sie, das ist nicht denkbar! Tos ist ein. Irnum. Wie wäre das möglich!" „O nein, Herr Regiernngsrat, es ist keineswegs ein Irrtum! Die Sache ist nur zu unzweifelhaft. Aber daß Sie so gar keine Ahnung — Ihr Herr Schwiegervater ist doch, wie man meint, eine mitteilsame Natur — und Sie werben allgemein als sein besonderer Liebling —" Dieser Ton war ja unerträglich in seinem ver- letzenden Hohn! Rothhausen hatte sich, während seine Augen sich scharf und blitzend auf den Chef rich- teten, straff aufgerichtet. .Mch darf Exzellenz wohl bitten, den scherzenden Ton — denn ich setze voraus, diese letzten Worte sollten nicht allzu ernst genommen werden —" Heraus fordernd klangen Werners abwehrende Worte, keineswegs so. wie sie ein junger Beamter seinem Ehes gegenüber sich erlauben darf. Aber er wußte in dem schrecklichen Moment, wo ihm seine Situation gleichsam wie von einem Blitz beleuchtet, klar wurde, nicht, was er tat und wie er's tat, er fühlte nur die tödliche Beleidigung. Hochausaerichtet, gebieterisch stand Vibell vor ihm. „Ich pflege mit meinen Be- amten bei Erledigung von Amtsaeschäften nicht zu scherzen, Herr Regiernngsrat Roth hausen. Das sollten Lie wissen! Und um Ihnen Ihre Lage klar zu machen — mir gegen- über und später auch vielleicht anderen — bitte ich, lesen Sie dies." Dabei reichte er chm ein Aktenstück hin, das vor ihm auf dem Tische gelegen hatte. Rothhausen befand sich in einer Aufregung, die chm olle Selbstbeherrschung zu nehmen drohte. Tausend Gedanken jagten sich in seinem Hirn. Wut, Entlehen, rasende Empörung erfüllten ihn und das stürmisch zum Kopfe dringende Blut ließ die Buchstaben vor seinen Augen tanzen. Er mußte zwei-, dreimal ansctzen, um zu begreifen, was er las. Das Blatt zitterte und raschelte in seiner Hand. Tann legte er es wieder hin. Mit Auf- bietung aller Kräfte zwang er sich zur Ruhe. „Ich kann nur wiederholen, Exzellenz, daß ich erst heute und aus diesen Zeilen erfahre, daß Wehlheiden der Käufer der Askenradtschen Besitzungen ist," sagte er bleich und ernst. Sein Herz schlug so heftig, daß er kaum zu spreck)«» vermochte. iSortlebim, lolst.t Lester kussdoüelldelä^ M rimmer, Lorriäore. Ireppen etc. ! 200 cm breit. ! «lattdraaa ä 2.50. 3.40. 4,00, 4,60, 5,25, 6.00. 6.50 M. otlve, te>« aootta, pompof. rot, ßrilo »ettrorkt s 2.75. 3,50. 4,00, 4.50. 5.50 M.. - Parkett- und Teppichmuster. 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