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Voigtlän-ischer Anzeiger» Siebenundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. jährlicher AbonnementSpreis für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die InsertionSgebahrrn ! Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältnis des Raumes. — Dienstag. 1. April 1856. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 28. März. Das Ergkbniß der gestern geschloffenen öffentlichen Subscriplion auf die für Inländer aufge legten 3*/g Millionen des Actiencapitals der „Allgemeinen deut chcn Credit-Anstalt zu Leipzig" ist in runden Summen folgendes: in Leipzig sind gezeichnet worden circa 342 Millionen, in Dresden etwas über 112 Millionen, so raß die zu rrpartirende Gesamml- summe der Zeichnungen sich auf 454 Millionen beläuft. Reichenbach, 26. März. Das „R Wvchenbl." schreibt: Gestern Abend und diesen Morgen trafen im „Gasthof zum Lamm" hierselbst mehrere bedeutende theologische Nvtabilitäten aus Sük- und Norddeutschland ein, welche Liesen Vormittag in den obern Zimmern des Hauses zu einer Konferenz zusammentrate». Ueber den Gegenstand dieser vertraulichen Verhandlungen läßt sich natür lich nichts Genaues berichten, doch wird als derselbe die Besprechung wichtiger kirchlicher Fragen bezeichnet. Unter den angekommenen Eelebritäten bemerkte man die Herren Oberconsistorialpräsident Dr. v. Harley aus München, die Professoren Delitzsch und Hofmann aus Erlangen, Kahms aus Leipzig, Cliefvth aus Rostock. Dem Vernehmen nach werden noch mehrere hervorragende Theologen aus Mecklenburg und Preußen erwartet. Eibenstock, 25. März. Heute Nachmittag sind die beiden, seit dem großen Brandunglück noch vermißten Personen durch fort gesetzte Aussuchung der Aschehaufen aufgefunven worden. Es sind dies der 54jährige Handarbeiter Tvbler und die 65jährige verehrt. Heinrich, welche beide 20 Schritt von ihrer Wohnung entfernt in der Hausflur eines Nachbarhauses in beinahe unkenntlichem Zu stande gefunden wurden. Werdau, 25. März. Auf hiesigem fiskalischen Forstreviere sind von dort beschäftigten Holzarbeitern eine Menge Silbermünzcn in einer Cultur auegefunden worden, die unbezweifelt aus dem Mittelalter herrühren. Es sprechen für diese Annahme mehrere Umstände, insonderheit die auf den Münzen befindliche Mönchsfchrift, unter welcher sich das Wort: LP18001' Opiseopus) (Bischof) am deutlichsten ausgeprägt findet; ferner: die auf den Münzen aus geprägten verschiedenen Embleme der römisch-katholischen Kirche, als der Schlüssel Petri, die Himmelsleiter, daS Kreuz, der Hirtenstab rc. Die Münzen, völlig gerundet, bestehen aus dem seinsten Silberblech und sind sehr gut erhalten, nur daß die Lettern hier und da nicht schars genug ausgeprägt und, selbst wo dies der Fall ist, nur für den archäologisch Unterrichteten verständlich sind. Dom hiesigen Zustizamte wird sofort zur höhern Behörde über diese Angelegen heit Bericht erstattet werden. Glauchau zäblt in 1171 bewobnten Gebäuden mit 2684 Haushaltungen 13,081 Einwohner; 7013 männliche und 6068 weibliche Personen. Seit 1852 ist demnach unsere Stadt vermehrt um 138 Häuser, 145 Haushaltungen, 1366 Einwohner. Frankreich. Paris, Freitag, 28. Marz. Man versichert als gewiß: Da der Frievensabschluß eben so sicher wie nahe be vorstehend sei, so werde man den Waffenstillstand um 6 Wochen verlängern, um Zeit zu Einholung der Ratificalionen zu gewinnen. Der Austausch derselben werde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Monats Mai erfolgen, die Unterzeichnung des Friedensvertrags aber wahrscheinlich am nächsten Sonntag staltfinden. Man erzählt ferner, die Kaiserin habe den Wunsch ausgesprochen, die Feder zu besitzen, mit welcher der Friedensvertrag unterzeichnet worden sein werke, und der Kronjuwelier habe deshalb zu diesem Behufe eine Adlerfedcr angefertigt. Paris, Sonnabend, 29. März, Abends 6 Uhr. Der Frie- densschluy wird, wie man sagt, heule oder morgen stattfinden. Dienstag wird auf dem Marsfelde die große Revue abgehalten. Bei dem Eintreffen der Nachricht von der Geburt des kaiser lichen Prinzen in der Krim haben Russen und Franzosen sogleich Freudenfeuer angezünvet. Paris, Sonnabend, 29. März, Abends 7 Uhr. Der Frie- denstractar wurde heute paraphirt und wird morgen unterzeichnet. England. London, 28. März. Der heutigen „Times" zufolge ist der Anspruch Preußens, den Friedensvertrag in derselben Weise, wie die übrigen auf den Conferenzen vertretenen Mächte zu unterzeichnt«, infolge der v»n Lord Clarendon dagegen erhobenen Einfprache verworfen und die durch diese Angelegenheit hervorgeru fene diplomatische Schwierigkeit beseitigt worden. — An die Feld herren der kriegführenden Mächte, meldet dasselbe Blatt, sei der Be seh! ergangen, die Feindseligkeiten nicht wieder zu eröffnen, wenn mit dem 31. März die Nachricht vom Abschlusse des Friedens noch nicht anlange. England habe keinen Grund, über den Frieden un gehalten zu sein; der Einfluß der Westmächte werde in Konstanti nopel und Stockholm auf lange Jahre ein vollständig überwiegen der sein. Die englischen Blätter enthalten Berichte aus der Krim vom 11. März. Im französischen Lager starben noch immer täglich 120 Mann und darüber; die Engländer lieferten an Arzneien, Gemüse und dgl., was nur möglich ist, und die Franzosen nahmen es dankbar an. Ein Anerbieten jedoch, der französischen Armee auch Winterkleider zu überlassen, die sehr wohl zustatten kämen, wurde abgelehnt. Im englischen Lager ist alles so wohl, wie es sich nur wünschen läßt.