Volltext Seite (XML)
oigtländischer Anzeiger. Sechszigster^ahrgang. Verantwortliche Redaction: vr. G Jahn. Diack und Verlag von Moritz Wieprecht ta Plauen. ^er AbonnementSpreiS für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. Die ZnsertionSgebühren mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — erstag. 95« 1« August L84V Aristokratie hr oft wird jetzt in Schriften, in Reden und in Ge- n das Wort Aristokrat und Aristokratie gebraucht, wo- ch auch öfters sich zeigt, daß diese beiden Wörter nicht verstanden werden, und nur so viel fest steht, daß man lristokrat einen Menschen, und unter Aristokratie eine von Menschen oder auch eine Regierungsform unter tuschen versteht. Beide Wörter haben ihren Ursprung m Griechischen, wo Aristes den Tapfersten, den Besten, vmehmsten, und Aristokratie die Herrschaft der Tapfer- ir Besten, der Vornehmsten, einer bevorzugten Klasse, Iche Jemand entweder schon durch seine Geburt oder invorbene Verdienste eintritt, bezeichnet. Die alten in, und später auch die Römer sahen die Tapferkeit e erste gute Eigenschaft des Mannes, für die vor- e Tugend an, und glaubten, daß derjenige, welcher sie zu allem Guten und Großen, namentlich zu den Geschäften und zur Regierung in engern und weitern i befähigt sei. Daher war ihnen Aristokratie diejenige migsform, bei welcher die Besten die Staatsangelegen- verwalteten. Zu den Besten rechneten sie nun einerseits illeren, die viel Erfahrungen gemacht und darum guten ntheilen konnten, und andererseits die Vornehmen und ichen, denen ihre Stellung und ihre Mittel erlaubten, Kenntnisse zu erwerben, welche zur Verwaltung der angelegenheiten erforderlich sind und in den Stand von ihrem Vermögen für den Staat und ihre niedrigeren ger unter gewissen Umständen bedeutende Opfer zu k. Leider lehrte aber die Erfahrung, daß die so Be len ihr Uebergewicht zuweilen zu selbstsüchtigen Zwecken r Bedrückung der Niederen mißbrauchten, wodurch sic haßt machten^ späteren Zeiten verstand man unter Aristokraten die , den Adel, auS welchem diese ihre vornehmsten Räche iener wählten, und die Vornehmsten in den freien >i, welche den Rath bildeten, in welchen meist die > Kaufleute ausgenommen wurden. In der neueren liesten Zeit gab es daher eine Geburtö, oder Adels- alie und eine Geld-Aristokratie, weil Geburt oder am oder auch Beides vereinigt, eine Macht über An- «ährten. unseren Tagen, in welchen die Demokratie sich so "hoben und so weit verbreitet hat, das heißt die Ansicht, daß alle Gewalt vom Volke, besonders von den niederen Ständen, ausgehe, und Jeder, den die Wahl des Volkes trifft, berufen sei, die Staatsangelegenheiten zu be- ralhen und zu verwalten, ist Aristokrat derjenige, welcher der älteren Regierungsform hold ist, und Aristokratie die Gesammt- heit solcher Fürsten- und Adelsfreunde. Beides ist bei den sogenannten Demokraten im Verruf, Beides ist Gegenstand ihres Hasses, Beide zu stürzen und auszurotten ihr Bestreben. Da nun neben der Geburt auch der Besitz Macht verleihet und sich geltend macht, so rechnen die Demokraten, die ent- weder aus dem niederen, oft besitzlosen Volke sich erheben oder an dieses sich anklammern, zu den Aristokraten jeden ! Höheren, jeden Besitzenden, deren Sturz das Ziel der (Kommunisten und rothen Republikaner ist. Die Zeitumstände und die wahre Bildung, welche die Dinge nach ihrem wahren Werthe schätzen lehrt, haben die Aristokratie, welche sich in thörigtem und ungemessenem Stolze auf Rang und Besitz offenbarte, sehr herabgestimmt und großentheils verdrängt, weshalb auch die schroffe Absonderung der verschiedenen Stände meist verschwunden ist. Doch finden sich immer noch, aber nur vereinzelt und als Ausnahme, unter den Rittergutsbesitzern und Kaufleuten Aristokraten im üblen Sinne, welche, wenn es ihnen nicht gelingt, im Staate bevorzugt, und unbelastet zu sein, doch darauf Anspruch machen, daß ihr Wort vor Anderem gelte, daß Schriftsteller und Zeitschriften ihnen vorzugsweise dienstbar feien und nach ihren Forderungen und Wünschen sich richten, die, wo dies nicht immer geschehen kann, einen bösen Willen voraussetzen und sich für verletzt halten. Möchten doch die Reibungen zwischen Aristokraten und Demokraten aufhören und eine Aristokratie im uralten und edlen Sinne zu Stande kommen, das heißt die Leitung deS Staates und seiner Angelegenheiten in die Hände Solcher kommen, die mit Einsicht, guten Willen und Kraft das all gemeine Wohl fördern. Zeitungen. Sachsen. Aus Dresden bringt die Leipziger Zeitung die Nachricht, daß dem Vernehmen nach, wahrscheinlich schon am 15. Aug. sämmtliche preußische Truppen das Land verlassen würden. Die nächste Bestimmung der preußischen Truppen ist Thüringen, und zwar die Gegend nördlich von Erfurt; sie werden in 18 Tagen in ihren zukünftigen Eantonirungem