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oigtlän-ischer Anzeiger 2 August L8LV erstag. I dem Gebiete des Staats - und Völkerlebens auch die stillen ' Räume der Schule erschüttert, auch die unklaren Feuerköpfe lud, daß eine schwere Schuld und Verantwortung Jeden hmuß, der auf die Anstiftung des geschehenen Unheils ^gendwie einen unmittelbaren oder mittelbaren Einfluß Ihat. Die Schuld und Verantwortung wegen dieses lies trifft Personen jedes Standes, jeder Berufsart, jeder Imgsstufe. Am verwerflichsten aber erscheint die Theil, le an der Zerstörung der öffentlichen Ordnung, Sicher nd Gesetzlichkeit, der ersten und heiligsten Güter in »und Gemeinde, bei denjenigen, die vermöge ihrer Nz und Bildung durch Wort und That jene heiligsten Mn des Völkerlebens, jene wesentlichsten Bestandtheile klaatenwohles zu vertreten und aus allen Kräften zu di berufen sind. Namentlich gilt dies von Staatsdienern ßrmeindeobrigkerten, von Rechtsverwaltern und vor allen non Geistlichen und Lehrern. Daß Justizbeamte, Bür- Mr und Advocaten am Umstürze alles Rechts und Ge- lheils geheim, theils offen mitgearbcitet haben, muß b mehr als durchaus strafbar anerkannt werden, als diese Recht und Gesetz am besten kennen, durch Wort udat mit allem Eifer im Bewußtsein der Völker zur Mst bringen, durch Amt und Beruf mit aller Strenge Eewiffenhaftigkeit in Staat und Gemeinde sicher stellen Ihr Beispiel entscheidet und leitet unmittelbar das Mn und die Theilnahme der Erwachsenen bei dem po- m Treiben der Gegenwart. Fast dasselbe gilt von dem Mn der Geistlichen. Die Verderblichkeit ihres Ein ist jedoch im Verhältniß nur unbedeutend gewesen, weil in der That nur sehr Wenige dieses Standes von Unvernunft und Gewissenlosigkeit politischer Parteileiden- sich bis zum Verbrechen haben fortreißen lassen, theils das Ansehen und die Macht der Geistlichen als solcher „entschieden freisinnigen" Partei, sowohl in Bezug Miche Grundsätze, als auf politische Ueberzeugungen Null zu achten ist, Die Vernichtung der Kirche als Her Religionsanstalt ist ja zum Theil sogar ein Haupt- ! des freiheilwürdigen Radikalismus und Dempkratismus, M auch von den innern Fesseln des sittlich, religiösen Meins und von der strengen Gesetzgebung der christli- Selbstbeherrschung durchaus frei zu machen. ^mißfälligsten erscheint fast allgemein die Theilnahme fturzbestrebungen, an den politischen Wühlereien und Auf ruhrplänen. Daß von den gewaltigen Zeitbewegungen auf des Lehrerstandes ergriffen worden sind und noch werden, ist leicht erklärlich und durchaus unvermeidlich. Allein kein Stand außer dem geistlichen ist wohl mehr verpflichtet und berech tigt, sich von dem Gewühle politischer Parteileidenkämpfe und Parteileidenschaften fern zu halten, als der des Lehrers und Erziehers. Wenn bei irgend Jemandem, so ist ganz vorzüg lich bei dem Lehrer die mit aller Kraft des Geistes und Ge- müthes bewährte Tüchtigkeit und Treue in dem engeren, unmittelbaren Geschäfts- und Pflichtenkreise des eigenen Be rufes als der Kern und Stamm wahrer Vaterlandsliebe und achter Bürgertugend anzusehen. Sich in den Schranken dieses überhaupt jedem Lande und Volke zum Heile gereichenden Grundsatzes zu halten, darf um so mehr als Recht und Pflicht des Lehrers geltend gemacht werden, je älter und begründeter die Ueberzeugung ist, daß der Lehrerberuf an sich für Staat und Vaterland zu wirken die reichste Gelegenheit bietet. Es ist nach dem Urtheile und Beispiele des Sokrates weit besser und wichtiger, Viele zu tüchtigen Bürgern und Verwaltern des Staates zu bilden, als selbst unmittelbar in Staatsan gelegenheiten handelnd einzugreifen. Ohne Volksbildung durch Unterricht in Haus und Schule ist Volksglück und Volksfreiheit durchaus unmöglich. Ohne Volksbildung ist Volksherrschaft auf breitester Grundlage, ist der Volkswille als Gesetz nichts Anderes als Unsinn; ohne wirkliche, nicht blos erschwatzte Reife und Mündigkeit des Volkes durch höhere Ausbildung des Geistes und Charakters werden die Errungenschaften der Freiheit den Rasereien des Unverstandes und den Fluthen gemeiner Leidenschaft und Selbstsucht preis gegeben, Regierungen und Obrigkeiten, Gemeinden und Aeltern haben darum der Schule dle Aufgabe gestellt, die ihr anvertrauten Zöglinge nicht allein mit Kenntnissen und Fer tigkeiten, welche durch spätere wissenschaftliche Studien oder im praktischen Leben erweitert und ergänzt «erden können, auszurüsten, sondern auch, was gewiß das Wesentlichste ist, sie zu Staatsbürgern zu erziehen, welche die Religion, die Sitte und das Gesetz achten, ihr Vaterland und ihren Fürsten lieben, welche den Willen und die Kraft besitzen, vor Allem ihr eigenes Hauswesen vernünftig zu leiten und mit edler Hingebung sich dem Wohle der Gemeinde und des Staates JeitereigniffeunddieVolksfchullehrer. der Lehrer an den demokratisch-radikalen Reform- oder Um- ie jüngsten Ausbrüche demokratischer Parteileidenschaft " ' " ' sirem Vaterlande waren für Staat und Gemeinde, wie amilien und Einzelne so erschütternd und verderben- TechszigsterJahrgang. Verantwortliche Redaction: vr. G Iah« und »erlag von Moritz Wieprecht in Plauen« icher Abonnementspreis für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die JnserttonSgebühren «den mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß deS Raumes. —