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Voigtländischer Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Redigirt von Advocat E. Wieprecht. Truck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wiltwe m Plauen. Jährlicher Abonnementspreis für dieses Blatt 25 Neugroschen. — Die Jnsertionsgebühren werden mit 1 Neugroschen für die gehaltene Corpus-Zecke berechnet, größere Schrift nach Verhaltniß des Raumes. — Mittwoch. s« 2. April 1845. Welthandel. Am 31. März ist auf der Eisenbahn zwischen Alten» bürg und Leipzig ein Waggon durch eine dermalen hier noch nicht bekannte Veranlassung aus dem Schienengleise gesprungen und hat mit sich 4 Waggons herausgerissen, welche sämmtlich zertrümmert worden sind. Zwei Menschen sollen hierbei getödtet und mehre Andere mehr oder weniger verletzt worden sein. Die deutsch-katholische Gemeinde in Leipzig hat den aus dem römisch-katholischen Priesterstand getretenen Kerbler zu ihrem Pfarrer erwählt. Dieser wird in Kurzem seine Funktion antreten. Am 17. Marz wohnten Ronge und Czerski einer Ver sammlung der deutsch-katholischen Gemeinde in Liegnitz bei. Den an Ronge abgegebenen Betrag einer für ihn bestimm ten Subscription von 83 Thalern überwies er sogleich je ner Gemeinde zur Bestreitung ihrer ersten Bedürfnisse. In Breslau ist am 20. März von über 700 Mit gliedern der deutsch-katholischen Kirchengemeinde das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert worden. Die protestantische Kirchengemeinde Schney in Ober franken hat zur Vollendung ihres Kirchenbaues vom Kö nig von Baiern ein Geschenk von 800 Fl. erhalten. Die Bestrebungen der katholischen Geistlichkeit in Bsl» gien sind unverkennbar dahin gerichtet, dem Jesuitenorden Anerkennung und Wirksamkeit zu verschaffen. Diese Absicht wird namentlich wieder durch die Fastenmandate des Erzbi schofs von Mecheln und des apostolischen Vicars von Luxem burg kund gegeben, in welchen der Jesuitenorden als ein Kleinod des Katholicismus dargestellt und Fluch über alle Souveraine ausgesprochen wird, die auf Suspension dieses Ordens hingewirkt haben. Lie Dorfzeitung wird hoffentlich den in jeder Nummer consequent ausgesprochenen Lieblingswunsch, daß die Spiel höllen aufgehoben werden, noch in Erfüllung gehen sehen. Auf Anfrage der preußischen Regierung hat der Senat der freien Stadt Frankfurt erklärt, die zu Frankfurt bestehende Classen lotterie aufheben zu wollen, dafern durch eine allgemeine Bun desmaßregel alle Lottos, Classenlotterien und öffentliche Ha- zardspielbanken unterdrückt werden. Zu den übrigen mannigfachen Calamitäten der Schweiz kommen nun noch die von andern Staaten, namentlich von Preußen, Oesterreich, Frankreich und England über schickten Noten, in welchen einstimmig vor Bundesrevolution und Freischaaren gewarnt wird. Nach den zu Briel in Holland aufgefundenen Notizen hat der Winter im Jahre 1435 bis in den Monat Juni gedauert. Am 12. Mai waren die Flüsse noch zugefroren und nirgends war ein Baum in der Blüthe. Am 24. Juni war die Kälte noch ziemlich empfindlich und erst am 30. Juni trat warmes Wetter ein. Demungeachtet war jenes Jahr ein sehr fruchtbares. Nach uraltem Herkommen besaß die Stadt Hannover die eigene Verwaltung der Polizei. Im vorigen Jahre erließ die Regierung an den Stadtrath eine Aufforderung, das Recht der Polizeiverwaltung ihr zu überlassen. Der Rath weigerte sich, gestützt auf sein gutes Recht, dies zu thun, wodurch sich die Regierung gemüßigt sah, den An trag des Raths, es beim Alten zu lassen, ohne Weiteres abzuweisen. Die Königin Victoria beweist ihre Popularität auch dadurch, daß sie in Begleitung des Prinzen Albert mehrere Wohlthätigkeitsanstalten besucht hat. In einigen derselben hat sie am gewöhnlichen Essen Theil genommen, soll jedoch mit noch ziemlich gesunden Appetit nach Hause gekom men sein.
