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Boigtlan-ischer Anzeiger. Stenn nnd vierzigster Jahrgnng. 46. den 17. Novbr. 1838. UeVer Jugendbildung. Von Carl PreuSker. Nicht selten wird geklagt, daß unser Zeitalter die materiellen Interessen überschätze und über Beför derung der Industrie und der Gewerbe wie überhaupt deö äußern Wohlbefinden- die Veredlung des innern Menschen übersehe, die wahre Humanitätsbildung gc- ringschätze. Daran mag nun viel Wahre- seyn und der edlere Mensch muß eS mit Schmerzen anerkennen. Allein, so gewiß man auch zugeben muß, daß dem so sey und daß namentlich eine bedauern-werihe große Gleichgültigkeit gegen allgemeine Interessen unter der Masse der jetzt lebenden Generation zu finden ist; so gewiß ist eS doch auch, daß eSlioch Männer gicbt, welche Ler nachtheiligen Richtung der Zeit kräftig ent gegenwirken und wir ergreifen daher die Gelegenheit, auf Einen dieser Seltenen aufmerksam zu machen, — nicht als ob wir glaubten, Etwa- zu feinem schon lange festgegründeten Rufe beizutragen, sondern um einem Streben unsre Achtung und Anerkennung zu bezeigen, welches in jetziger Zeit einen doppelten Werth hat. Wir meinen den Herrn Rentamtmann PreuSker, und dessen in der Ueberschrift genannte- neueste- Werk. Auch diese, biö jetzt in drei Heften erschienene Schrift deS bekannten Verfasser- giebt einen neuen Be weis, wie unermüdet derselbe an der Beförderung all gemeinen VolkSwohleS arbeitet, wie thätig er die in der Regel als Ideale aufgestellten Prinzipien der Hu manität praktisch anzuwenden strebt und wie schön und vollständig er die Grundsätze deS großen Herder auf faßt und'darstellt. Denn, sollen wir die Wirksamkeit deS Verf. mit Einem Worte bezeichnen, so wüßten wir dies nicht passender zu thun, als wenn wir ihn den praktischen Herder nennen. Herder war e-, welcher zuerst die Aufgabe deS ganzen Menschengeschlechtes wie deS einzelnen Individuum- in dem Begriffe der Huma nität aufstellte, in der allseitigen harmonischen Ausbil dung aller Kräfte, in Licht für den Geist, Liebe für daS Herz und Kraft für den Körper, nach gleichmäßigen Verhältnissen den wahren Zweck deS Lebenö und da- wahre Ziel aller Vervollkommnung erkannte. Und m diesem Geiste ist nun auch daö vorliegende Werk geschrieben. Von der Humanitätsbildung im Allgemeinen aus gehend, findet -er Verf. daS Hauptmittef zur Vervoll kommnung in der Iugendbildung, welche er den Grundstein aller Volksbildung und alles Volk-wohlS nennt, und stellt dieselbe nach allen einzelnen Rich tungen deS menschlichen Lebe»- dar, wiefern sie ent weder durch Andere erfolgt oder Selbstbildüng ist, wie fern sie im Hause und in der Schule geschieht, sich auf einen besonder» Beruf bezieht und endlich auch die er wachsenere Jugend, die Nachbildung, in sich begreift. ES kann nicht Zweck dieser Zeilen seyn, eilltN voll ständigen Auszug auS dieser reichhaltigen Schrift zu liefern. Doch Einzelnes, namentlich praktische Bemer kungen und Winke, darau- mitzutheilen, dürfte nicht unzweckmäßig erscheinen. Wie alle Pädagogen, so stellt auch der Verf. eine gute häusliche Erziehung allem Andern voran und wohlzubeachten sind die Anleitungen, welche er für El tern und deren Stellvertreter hierüber giebt, indem er auf eigene Erfahrung, Beobachtung der Erziehung-weise