Volltext Seite (XML)
— 2L0 zu dem Rang eines Gymnasiums erhob, bildete sich auch ein wirkliches Schullehrer-Seminar in und mit derselben aus durch die verdienstlichen Bemühungen des damaligen Superintendenten Herrn v. Tischer, durch die Beisteuer der Stände des Kreises, durch die Frei gebigkeit neuer Wohlthäter dieser Schule und durch ei nen Zuschuß von 800 Thlrn. ans Staatskassen. Endlich als die neue Staatsverfassung vom 2ahre 1831 eine neue Organisation des ganzen Staates her beiführte, erstreckte sich dieselbe auch über die Schul- anstaltcn des Vaterlandes. Die größeren Kenntnisse und Geschicklichkeiten, welche die fortgeschrittene Cultur in allen Fachern des öffentlichen Lebens gebieterisch for derte, ließen aber die bestehende Einrichtung der Stadt schule zu Plauen, welche seit ^00 Jahren Gymnasium, Schullehrcrscminar und Bürgerschule in sich vereinigt hatte, unzulänglich erscheinen, und die Negierung trennte sie nun in Uebercinstimmung mit den Behörden der Stadt und den Ständen des Landes von einander. So entstanden aus einer Schule, 4 Schulen: das Gymna sium für die gelehrte Bildung, das Schullehrerseminar, die Bürgerschule und die Gewerbschule. Das Schullchrerseminar wurde vom Ministerium organisirt, aus Staatskassen ausgcsiattet und derKreis- direcrion untergeben, und nur insofern blieb cs mit der Stadl in Verbindung, daß die Schüler desselben Mit glieder des (ebenfalls feit 300 Jahren bestehenden) Chores sind, die Einkünfte desselben (circa 400 thlr. jährlich) -um größten Theile genießen, eben so wie'sonst von den Bewohnern Plauens unterstützt werden und meist aus Ler Stadt und dem Kreise gebürtig sind. Für diese Anstalt wird aus Staatskassen ein neues Haus gebaut, und die Stadt hat zum Ankäufe eines Bau platzes für diesen Zweck nebst Garten 1100 Thl. bewilliget. Die Bürgerschule wurde der Stadt zur Reorganisation überlassen, und diese ist jetzt so weit ge diehen, daß ein neues großes allgemeines Bürgcrschul- haus erbaut werden soll, in welches auch die von der Regierung nach Plauen gelegte Gewerbschule, die für den ganzen Kreis bestimmt ist, ausgenommen werden wird. Für diesen Zweck muß sich die Stadt sicher eine neue Schuldenlast von fast 40000 Tha ¬ lern aufbürden, und hat dann immer noch für die Erhaltung derselben mehr Kosten als früher aufzuwenden. Das Gymnasium wurde von der Regierung in Vereinigung mit den Behörde» der Stadt rcorganisirt, und die Stadt mußte dem zu Folge in der ersten Finanzperiode jährlich ein so bedeutendes Deficit decken, um das selbe den gesetzlichen Verordnungen gemäß zu erhal ten , daß diese Last von derselben, für den ganzcn Kreis, ja für den Staat ferner zu tragen unmöglich war. Da die Negierung aber auch sogar den zcither ge leisteten Beitrag aus der Staatskasse verweigerte, so kam die Stadt und der Kreis auf dem 2. konstitu tionellen Landtage mit Petitionen ein und die wacker» Abgeordneten des Voigtlandcs (die damals von Todt und von Dieskau gehaltenen Reden wollen wir in den nächsten Blattern mitthcilen, weil wir den ganzen Ge genstand des Streites nicht besser beleuchten können, als es in diesen Reden geschehen ist) brachten cs dahin, daß die Stände das Fortbestehen des Gymnasiums in Plauen aussprachcn und die Negierung ein anderes Po stulat, aber nicht für die einzelnen Gymnasien des Lan des, sondern im Ganzen 10000 Thlr. zur Unterstützung aller Gymnasien an die Stände brachte, um freie Hand zu behalten. Mit Vertrauen hofften nun die Be wohner des Voigtlandcs, daß von dieser Bewilligung dem Gymnasium eine hinlängliche Summe ausgcworfen wer den würde, welche Hoffnung noch gesteigert wurde, als Ihre Majestäten der König und die Königin nicht bloS der Stadt, sondern auch dem Gymnasium einen huld vollen Besuch machten. Aber — wer schildert das Er staunen derselben, die Verlegenheit der angestclltcn Män ner, über die mitten in dem belebenden Lichte der Hoff nung wieder das cntmuthigcndc Dunkel cincr ewigen Ungewißheit hcreinbrach, die Gefühle aller Freunde wis senschaftlichen Strebens, das in unserm Kreise eine Hemmung erfahren mußte, die eö nie gewohnt war, — alö die Nachricht einging, daß das Gymnasium in Plauen für die laufende Finanzpcriode nicht mehr als 2000 Thlr. jährlich Unterstützung aus Staatskassen er halten werde, also jährlich 100 Thlr. weniger, als in den schon vor einem Jahre abgelaufencn Periode, daß