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Voigtlan-ischer Anzeiger. Nenn und vierzigster Jahrgang. Plauen, den 20. Januar 1838.' Zur Chronik Planens (aus riner alten Handschrift.) Plauen die Hauptstadt in Vogtland an der Elster, wird durch diesen Tag (den 2-. Jan.) an ein trauriges Verhängnisses erinnert, welches sie 1431 durch die er grimmten Husiitcn erdulden müssen, denn als dieser da- mahls entsetzliche Feind nicht ruhen konnte, und jm er- wehnten Jahr bald in Anfänge die Lender Meissen, Thüringen und Vogtland feindlich besuchen wolle, so war Plauen, welche nur 4 Meilen ihren grcntzen en- fernet wahr, das erste Zeugniß ihrer entsetzlichen Grau samkeit : Sie überfielen am Tage Pauli Bekehrung diese gute Stadt als ein Blitz und was nur Athem schöpfte, das mußte dem vermeinten Glaubens-Eifer ein blutiges Opfer werden. Das auf einem Berg ge legene Schloß vcrmeynte durch eine ungezwungene Ue- bergabe den grausamen Feind zu bewegen, daß er sich gnädig gegen ihnen bezeuge. Allein ihre Hoffnung stürzte sie ins Grab; denn als sie sich ihres Schutzes und Gewehres begeben hatten, worden sie alle, worun ter sich mehr denn 100 von Adel befanden, erbärmlich nicdergehauen (nachdem ihnen über 000 Bürger in der Stadt im Todte vorangcgangen, denen Rüthsherren, be- vorauö aber denen geistlichen Personen, legten sie so grausame Marter an, daß sie den Tod nicht eher als nach langen unseligen Qualen erlangen konnten, unter denen sind 8 Marianer und 4 Domin caner Mönche in eine abscheuliche Grube geworfen, und sie darinnen er sticken ließen. Nachdem nun alle lebendige Seelen aus gerottet waren, so erstreckte sich ihre Wuth auch über die Todtenhauscr, welche sie allenthalben nebst dem Schlosse anzündeten, und was nicht die Glut zu ver zehren vermochte, vollens bis auf den Grund zerstreu ten. Ob aber dieser mit Blut und Glut besudelte Re ligions-Eifer dem Höchsten ein angenehmes Rauchopfer gewesen sey, hieran zweifelt ein jeder guter Ehrist. xrvMt. Sturm, den 25. Jan. Hans aus HelmS, von Ziegler und Klipphausen. Täglicher Schauplatz der Zeit. Politische u. andere Merkwürdigkeiten. Inland. Jm verstossenen Jahre sind in Plaue« geboren worden 300 Kinder und 230 Personen sind gestorben. 96 Paare sind getraut worden. In Leip zig war die Zahl der Gebornen 1471, worunter 262 uneheliche Kinder (der 6te Theil der Geburten), die der Gestorbenen 1343, die der getrauten Paare 338. Nach allerhöchster Verordnung sollen vom 1. April dies. I. an die Eonvcntions-Münzen sowohl in öffentlichen Kaffen als auch im Privatverkchr so angenommen und ausgegebcn werden, daß von 1 Thlr. C. M. nicht mehr als 8 Pf. preuß. Geld, von 21 gr. nur 7 Pf., von 18 gr. nur 6 Pf., von 15 gr. nur 5 Pf. Agio u. s. f. gcreck- net werden soll.— Die vom Gießerei-Inspektor Schro der gegossene Statue des Königs Friedrich August in Dresden steht nun gelungen da. — In Nkitweyda ward den 16ten Oct. v. I. die neue Bürgerschule auf eine vorzüglich sinnige und erhebende Weise cingeweiht. Rastlos hatte der am 3. Febr. 1834 daselbst zusammen getretene Schulverein, in ungetrübtem Einverständ nis; mit dem dasigen Stadtrath und den Stadtverord neten, sein großes Ziel verfolgt und an obgedachtem Tage glücklich erreicht. Wer sich von der hohen Be geisterung, von dem musterhaften Gemcinsinn und von der aufopfernden Thatigkeit, womit man dort die edle Sache der Jugendbildung betrieben hat und noch be treibt, eine deutliche Vorstellung verschaffen will, der beliebe den ausführlichen Aufsatz im „Schul-u. Epho- ral boten" Nr. 97, 99, 100 und 101, betitelt: „die Weibe der neuen Bürgerschule zu Mitweyda" zu lesen. Solcher Eifer und solcher Sinn ist in dec That für Mitweyda höchst ehrenvoll und kann jeder auch größern Stadt, die AehnlicheS beabsichtiget, füglich zum Muster dienen. — In Plaue« wird nun auch Hand an's Werk gelegt zur Erbauung eines neuen allgemei nen Bürgcrschulhauscs, welches bis künftigen Herbst unter das Dach gebracht werden soll. Zu diesem Zwecke wird bereits das ölcundörferthor abgetragen und Gleiche- soll mit dem Straßberger und Hammerthore geschehen, wodurch man hinreichendes und gutes Material zum Bauen gewinnt. Die Bereitwilligkeit zur Beförderung dieses schönen und wichtigen Werkes sowohl von Seiten der Behörden als der Bürgerschaft ist um so mehr zu