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NsrSMsM-tther AKze-Her. Zwei und fünfzigster Jahrgang. Redigirt von I. F. Fincke. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wittwe. Jährl. Abonnemcntpreis 25 Ngr. ^§14- Plauen, den 3 April 1841. Schadet ein Eisenbahnbau durch das Voigt- land dem dasigen landwirthschaftlichen Interesse? Es ist ein anerkannter Grundsatz der Staatswirth- schaftslchre, daß zu Unterstützung und Belebung des Handels gute Land - und Wasserstraßen erforderlich sind, weil durch sie der Berkehr erleichtert und sirirt wird, und die so vermittelte Verbindung im Inlands selbst und des Inlandes mit dem Auslande auf den Marktpreis der Güter einen bedeutenden Einfluß äußert. Hieraus folgt nothwendig, daß in dem nämlichen Verhältnisse, in wel chem auf Hervorbringung von guten Straßen oder auf Verbesserung derselben hingewirkt wird, das Interesse des Handels Begünstigung genießt. Wenn aber irgend ein Transportmittel den Verkehr erleichtert und den Handel belebt, so ist dies unstreitig der Dampfwagen und dessen wenigstens zur Zeit noch bestehende Bedingung, die Eisenbahn. Nach einer ziemlich offiziellen Nachricht wird die den Norden mit dem Süden Deutschlands verbindende Eisen bahnlinie unser Voigtland durchschneiden und so unserm Handel- und Fabrikwesen einen mächtigen Impuls ge- idahren. Diese Hoffnung lebt nicht allein in dem Her zen, sondern auch in der Ueberzeugung der bei weitem größern Anzahl des stimmfähigen Publikums. Aber neben dieser Hoffnung der Handel - und Ge- werbtreibenden werden Besorgnisse über möglich nachthei lige Einflüße der entstehenden Eisenbahnlinie aus der Klasse der ländlichen Grundbesitzer laut, Besorgnisse, die. sich in der Meinung ausdrücken, daß einentheils die Ge winnung der landwirthschaftlichen Erzeugnisse durch das in Folge eines Eisenbahn - Baues eintretende Steigen der Arbeitslöhne vertheuert, anderntheis der Preis dieser Erzeugniße in dem Verhältniße fallen werde, in welchem die Einfuhr selbiger Products aus reicheren Gegenden mittelst der Eisenbahn begünstigt und erleichtert werde. Von diesen Besorgnissen geleitet sieht man von manchen Seiten die Führung einer Eisenbahn durch's Voigtland mit scheelen Blicken und letztere als einen Gast an, der einem großen und achtungSwerthcn Theile der Bevölkerung dieser Provinz nicht Rosen, sondern nur Dornen bringe. Allein diese Besorgnisse erscheinen, bei nur einiger nähern Betrachtung, grundlos und nichtig. Denn der erste Theil jener Befürchtung, daß in Folge des Eiscn- bahnbaues ein Steigen der Arbeitslöhne, welches die Gewinnung der landwirthschaftl. Erzeugnisse vertheuere, sich fühlbar machen werde, kann im äußersten Falle nur für die kurze Zeit zugegeben werden, wo der fragl. Bau gerade unsere Provinz betrifft. Aber auch in dieser Zeit wird der Mangel an .arbeitenden Händen in der Landwirthschaft keineswegs sehr fühlbar sein. Denn je mehr die Bevölkerung mit jedem Jahre wächst, desto weniger wird es in unserer Zeit an arbeitenden Händen fehlen, desto sicherer vielmehr ist anzunehmen, daß in die Theile unseres Vaterlandes, welche gerade zu einem gewissen Zeitpunkte vieler arbeitskräftigen Arme bedürftig sind, andere minder beschäftigte Theile