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211 Auch er machte Hoffnung zu Erhaltung des Friedens. England. (Daß die große Reform in Frankreich auch auf das Volk inGroß-Britan- nien, welches, das armselige Scheinrecht der Rede- und Preßfreiheit abgerechnet, unter mehr Druck und Noth, als irgend ein anderes, lebt, aufregend wirken würde, war um so mehr voraus zu sehen, als in Irland ohnehin schon seit langer Zeit große Währung herrscht. Auch ist von der geheimen großen Partei in Frankreich, welche überall hin Unruhe zu ver breiten sucht, um die Regierungen der übri gen europäischen Staaten abzuhalten, sich ihren Plänen entgegenzusetzen, gewiß nicht versäumt worden, die so wichtige und einfluß reiche brit. Regierung im eigenen Lande zu beschäftigen und dadurch von jeder Ein mischung in Frankreich, Belgien re. abzu- haltcn, und selbst englische Blätter deuten schon auf das Vorhandenseyn franz. Emissäre hin. Diesen aber muß die Sache um so leich ter gelingen, als im Lande selbst schon seit lange große Unzufriedenheit herrscht und eine Radikalreform verlangt wird. Deß allen sind die neuesten Nachrichten von dorther laute Zeugen.) — Die mit der Korntare und dem niedrigen Arbeitslöhne höchst unzu friedenen Landleute in mehrere, Gegenden setzten die Niederbrennungen der sv begünstig ten großen Landgüter und besonders der Dreschmaschinen fort, und die Thronrede, so wie Wellingtons Erklärung gegen eine Reform im Parlamente regten auch die'niedere Be völkerung Londons auf, und der Unwille gegen die Minister, besonders Welligton und Peel, ward immer lauter. So hat der Radikale Cobbet die Aristokraten scharf angegriffen, und bewiesen, daß, während die Nazion immer mehr in Noth kemme, die Adeligen allein durchPensionen, Sinekuren und andere Privilegien die ungeheure Summe von 10 Mill. Pfd. Sterl, verschlangen und daß z. B. Wellington, außer andern Unterstützungen für sein Haus, ein jährliches Einkommen von «0000, und Bute und dessen Familie sogar von mehr als 80000 Pfd. Sterl, hätte. Auch der Radikale Hunt erhob seine Stimme wieder und sanimlete Schaaren von Unzufriedenen um sich. Jndeß sind alle Angriffe nicht so wohl wider den König, als wider die Minister gerichtet. Als Wellington kürzlich ins Ober haus ritt, zischte das versammlete Volk ihn nicht nur aus, sondern warf selbst mit Stei nen nach ihm, davon einer ihn an die Schul ter getroffen haben soll, und ob er gleich bei der Rückkehr im Wagen des Fürsten Esterhazy fuhr, wurde er doch erkannt und aufs Neue beschimpft. — Am 9. Nov. sollte in der City von London das großeFesi der Einsetzung des neuen Lordmanor (Lahrdmäcr) oder Bür germeisters Key (Kih) stattfinden, an welchem auch der König und die Königin Theil nehmen wollten; da jedoch Key vorher von mchrern Seiten benachrichtiget wurde, daß an diesem Abende große Zusammenro tungen beschlossen wären, um besonders die Minister anzu- fallen, so meldete er dieses an Peel, worauf der König für diesen Tag seinen Besuch ab sagen ließ, und das Fest, dessen Kosten auf 5000 Pfd. Sterl, berechnet waren, mußte unterbleiben. Diese eigenmächtige Handlung Keys hat den Gemeinderath und das Volk sehr gegen ihn aufgebracht, aber doch wurde er In seine Stelle, jedoch ganz still, eingesetzt. Aber das Volk, welches durch viele Herbci geströmte Landleute vermchrt worden seyn soll, gerieth darüber, wahrscheinlich aus Aergcr über den vereitelten Plan, in neue, noch größere Aufregung, durchzog in Schaa- rcn mit Zfarbigcn Fahnen tobend die Straßen und schrie besonders am 9. Abends vor dem Oberhause, so oft ein Minister oder Pair an- oder abfuhr: Keine Aristokratie! Keine Je suiten! Keine Despoten! Keine Taren! Keine Police«! Doch gelang es gerade der letzter», die in ihrer neuen Form so verhaßt ist, die Unruhigen nach und nach zu zerstreuen, und cs, haben nur wenige Verwundungen, aber meh rere Arretirungen ftattgefunden. Jndeß war die Festung, der Tower, in Kriegsstand ge setzt, auch die Börfi? mit Militär besetzt, an dere