Volltext Seite (XML)
n. Jahrgang, A«s AbenS-Ausgabe Freitag, ü. August lir? Gegründet 185« veabtanickrist- «»»»1«»»« De««»«« Fernwkeck-r - Sammelnummer, 20 241 Nur «ür NacklarivrSck», 2001t Bezugs-Gebühr »t»,«I»u««ee 10 «vtenutch MI,. Dt, «m-iarn »erden nach Anzeigen-Preise: ^ VLL mckerdalb SöMa. vsieriena «vfennt» dinartz »«rechne«: dt» etnivaMa» 4a. Ka-ülienameiaen und Siel !«na,ba?r^öP?a. X> ina> drei», naeiuche ohne am«»»!» dl« Bla., aeaen Berau-bewlila. Schrsttleituna und 8auvlaelchäfl«st,lln Maeientteatz« Druck u. Derlaa von vtavtch ck Netchardt tn Dreede« Pokllcheck-Konto >OSS Dreade» Nackdnick nur mit deutlicher Qu«l>«nanand, Dr,»dn«r Nnchr ' »ulöifta Unv»rlnnal, Schriftlich« »erden mchi lutbewodr» khamberlins Wettrekord gebrochen. Der neue -eulsche Rekord 52 Stunden 23 Minuten. — Edzard und Ristiez auf Junkers 33. Drian-s neue Enkwassnungshehe in Gens. — Dorwürse gegen Amerika wegen -es Scheilerns -er Cooli-ge-Konserenz. Die Junkers-Flieger planmäßig gelan-el. Dessau, S. Aug. Die beiden JnukerS-Pilote» Ristiez «nd Sdzarb habe« heute morgen um 8.88 Uhr de« Welt» zeitrekord für Flugzeuge, der bisher mit 81 Std. «ub 11 Mi«. ,o» Chamberlin und Acosta gehalten »urbe, ge» »rochen. Die Flieger sind um 10 Uhr 1» Mi«. planmäßig «nd glatt aus dem Desianer Flugplatz gelaudet. nachdem sie 11 Stunde« «nd 2 8 Minuten i» der Lust gebliebe« waren. Nach genauer Berechnung wurde der Weltzeitrekord nicht «m 8,88 Uhr. sonder« um 0,01 Uhr gebrochen. Aus -em Dessauer Flugplatz vor -er Enlschei-ung. <s inner Drahtbertcht der „Dresdner Nachricht« »".) In ständig wachsender Spannung verfolgten gestern nacht aus dem Dessauer Flughafen eine kleine Schar von leitenden Angestellten der Junkerswerke und von Pressevertretern in Gegenwart der offiziellen Spvrtzcugen de» wetteren Verlaus des Nekordsluges der Junkersmaschinc „331." unter Führung der Piloten Ristiez und Edzard. Alle vierzig bis fünfzig Mi. nuten hörte man das regelmäßige Surren des Motors, sah man die Maschine am Sternhimmel als dunklen Punkt heran» sausen und wieder auf die Reis« »ach Leipzig gehem von wo dann nach 35, Minuten wieder die Meldung über bas Eintreffen des Flugzeugs ankam. Kurz vor Mitternacht ging die Maschine i» die 4L. Runde, kam plötzlich zurück und begann die 44. Runde, die die Entscheidung über einen neuen Streckenweltrekord aus geschloffener Bahn bringen sollte. Der bisherige Weltrekord für eine Flugstrecke in geschlossener Bahn wurde von den französischen Fliegern Drouhin und Landry im August 1825 aus einem Farman-Dvppcldccker nach 48 Stunden mit einer zurückgelegten Strecke von 4400 Kilometer ausgestellt. Um 1 Uhr 1 Minute kam aus Leipzig die Meldung, daß die Maschine bereits 4883 Kilometer zwischen den Wendemarken zurückgelegt habe. 22 Minuten später, um 1,88 Uhr, traf sic wieder in Dessau ein, und hier wurde nun nach der 44. Runde offiziell s e st g e st e l l t, daß der Weltstreckenrekord von der Junkers „831." auf 4460 Kilometer verbessert worden war. Aus dem leuchtenden Transparent, aus dem Flugplatz, mittels dessen den Fliegern Nachrichten über die Zeit und die »urügelegte Strecke übermittelt wurden, erschien die Inschrift: 44««, wir gratuliere«! Unter den Winken der auf dem Flugplatz Stehenden flog die Maschine nach Aufstellung des neuen Rekords eine Runde über den Flugplatz und ging dann wieder aus di« Reise nach Leipzig. Nachdem sie die 48, Runde zurückgelegt hatte, brach sie den Pcndelflug gegen A3 Uhr früh ab. da sich tn Richtung Nitierseld-Leipzig die Sicht verschlechtert hatte. Dir Flieger kreiste» länger als eine Stunde über dem Dessauer Flugplatz. 5,48 Uhr waren die Flieger genau 48 Stunden in der Lust. Um 8 Uhr begannen die letzten Runden, die die Ent. scheidung darüber bringen sollten, ob die Maschine den Welt- daucrrekord Ehamberlins brechen werbe. Nachdem ein Flug» zeug mit Herrn und Frau Professor Funkers auS Warnemünde kommend um 8,10 Uhr auf dem Dessauer Flng- kascn gelandet war. wurde Professor FunkerS ausS herzlichste für den Erfola seiner Ozeanmaschine beglückwünscht. Inzwischen hatten sich auch die Spitzen der Staats, und lkomrniiiialbchördcn unter Führung des ««baltischen Staats präsidenten Deist ctngcfundcn. Um l0 Uhr 11 Minuten 8 Sekunden landete dann das siegreiche Flugzeug. Der Rekord CbambcrlinS ist um 1 Stunde 12 Min„ 8 Sekunden überboteu. Die FunkerS-Werke hatten im Verlauf des gestrigen Abends auS einer abgeworfenen Meldung der Piloten den Schluß gezogen, daß aus irgendwelchen Gründen der Brenn stoffvorrat nicht mehr lange reiche und die Maschine deö. halb im Laufe der Nacht landen würde. Diese Annahme stellte sich jedoch als irrig heraus. Das Flugzeug blieb weiter in der Lust, und begab sich, als eS Heller wurde, gegen 4 Uhr früh, nachdem es durch eine weiße Leuchtkugel Signal ge» «eben hatte, wieder auf den Pendelflng nach Leipzig, legte aber nur noch eine Runde, die 4«., zurück, und verbessert« so den Sireckenweltrekord aus 466« Kilometer. Dabei ist zu be rücksichtigen, daß die Flieger bis dahin «och etwa 120« bis IW Kilometer in Runden über dem Dessauer Flugplatz zu rückgelegt batten, dte aber nicht gewertet «urden, well sie »ich» innerhalb der beiden Wendemarke« geflogen wurden. Um ^5 Uhr kehrte die Maschine von Leipzig zurück und wurde nun bei Hellem Tageslicht durch lebhaftes Winken begrüßt, was von den Piloten deutlich sichtbar erwidert wurde. Dann wurde mit roten Wimpeln eine Meldung von Bord der Maschine abgeworfen, die folgenden Wortlaut hatte: Um 4,15 Uhr haben wir noch 180 Liter Brennstoff, so daß wir zwischen 10.80 und 11 Uhr werden landen müssen. Auf der Back ist alle» wohl. Wir wünschen wohl geruht zu haben. Der Motor spuckte ein bihchcn und die Fernsicht war schlecht. Deshalb sind wtr über dem Platz gebllcbcn. Mächtiges Kreuzweh haben wtr beide. Bei der Landung stürmte von allen Setten dt« nach Tausenden zählende Menschenmenge über b«S Feld. Bor dem Verwaltungsgebäude begrüßten dann Ristiez und Edzard. die beide sehr frisch und vergnügt aussahen, ihre Frauen. Rtsttcz insbesondere seine beiden kleinen Söhne. Dann mußten die Flieger von allen Seiten Glückwünsche und Händedrücke entgegenehmen. Minutenlang mußten dte glückstrahlenden Piloten mit ihren Familien und Professor Funkers dem Kreuzfeuer der Photographen und Kino, operateure standhalten. Nachdem sich dann die erste Auf. regung gelegt hatte und allmählich Ruhe eingetreten war. de- gannen die offiziellen Ansprachen, und zwar sprach alS erster der anhaltische Staatspräsident Deist, dann Professor Funkers, der Oberbürgermeister der Stadt Dessau. Direktor Sachsen» berg von den Funkersflugzeugwerken und schließlich dankten Ristiez und Edzard für die ihnen zuteilgewordenen Ehrungen. Nachdem die beiden Flieger, die zahlreiche Blumen, spenden tn den Armen trugen, auf den Schultern ihrer Kameraden zum Auto getragen worden waren, wurde ihre Maschine einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Sie ergab, daß sowohl Motor wie Flugzeng in allen Teile« »ollkommeu intakt waren. Von dem mitgenommenen Brenn stoffvorrat von 3000 Kilogramm Benzol hatten die Flieger zur Landung noch ein bestimmtes Quantum zurückgebracht, den Brennstoff also nicht völlig ausgenutzt. Bon den mit. genommenen 140 Kilogramm Oel war überhaupt nur di« Hälfte verbraucht worden. Wie es heißt, dürste Loose mit der zweiten Junkers 83 I,, die inzwischen wieder völlig tnstandgefetzt worden ist. tn den nächsten Tagen, wahrschetn» lich schon morgen, einen mittleren Dauerflug zur Erprobung seines Motors und der Maschine unternehmen. Nach Lage der Dinge kann man sagen, daß nach Absolvierung d«S Probe- sluges LooseS die Besatzungen beider Maschinen einige Tage Ruhe erhalten werden und dann noch in der ersten Hälfte des Monats August bei günstiger Wetterlage über den Atlan tik der Start znm Ozcanslug angetreten werden wird. Edzard und Ristiez. Der SSeltrekvrdslleger Edzard ist in Bremen geboren und beute 28 Jahre alt. Er trat als Kriegsfreiwilliger in das 18. Dra- gonerregiment ein und ging I«l7 zur Fliegerei. In den letzte» beiden KriegSiahrcn war er als Flieger an der Westfront tätig. Nach dem Kriege wurde er Landwirt. 1824 kehrte er zur Fliegerei zurück und beteiligte sich hervorragend bei der Gründung der Bremer Luftverkehrs-G. m. b. H. Edzard ist «erheiratet. Sein Bater war Rechtsanwalt tn Bremen. Sein Bruder ist ein bekannter Maler In München. Ristiez war früher österreichischer Militärflieger unä hat während der Kriegsjahre an der italienischen Front gedient. Nach dem Kriege hat er die vom Luftverkehr Fokker betriebene Ante Budapest — Wien beflogen. Dann kam er nach einem kurzen Gastspiel ln Holland zu Junkers. Er flog längere Zelt die Strecke Wien — Rustfchuk und war in letzter Zeit als Werk pilot bei den JunkcrS-Wcrkcn in Dessau tätig. Dort hat er zahl reiche Rekorde aufslellcn können. Ristiez steht im 82. Lebensjahre. Sin wetterer deutscher Flugrekord. Friedrichshafen. 5. August. Der Pilot Wagner erzielte mit dem D o r n i e r - Schwimmer „Merkur" mit B. M. W.» SechSmotor einen neuen Rekord, indem er mit 3000 Kilo- gramm Zulabung auf einer Strecke von 100 Kilometer eine Stundengeschwindigkeit von 180,5 Kilometer erreichte. Der bisher von einem Italiener gehaltene Rekord dieser Art betrug 176,008 Kilometer. Briands neue Kontrollhetze beim Völkerbund. Drian-s Schreiben im WorUauk. Berlin S. August. Der Generalsekretär deS Völkerbundes hat dem Reichsmintster des Auswärtigen die Abschrift des Schreiben übermittelt, das der französische Außenminister tn seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Botschafterkonferenz unter dem 22. Juli an ihn gerichtet hat und das sich auf die Interalliierte Kontrollkommission bezieht. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: Im Namen der tn der Botschafterkonferenz vertretenen belgischen, britischen, französischen, italienischen und japani- schen Regierung beehre ich mich, Ihnen mitzuteilen, daß ote Interalliierte Mtlitärkontrollkom misston in Deutschland, deren Funktionen tn den Artikeln 308 ff. des Vertrages von Versailles festgelegt waren, am 81. Januar d. I. aufgelöst worden ist. Daraus ergibt sich, baß die Be. fugnisse» dte den vorstehend genannten Regierungen auf Grund der Artikel 203 ff. des Vertrages von Versailles zu stande», von da an ihr Ende gefunden haben. Infolge dessen sind auf Grund eines am 12. Dezember v. I. zwischen den Vertretern der obengenannten Regierungen und dem deutschen Retchsaußenmtntster abgeschlossenen Abkommens bet den diplomatischen Missionen dieser Regierungen tn Berlin Sachverständige belassen worden, um die end- gültige Regelung derjenigen Fragen zu verfolgen und sicher, zustellen, die am Tage der Zurückziehung der Kontrollkom. Mission noch nicht als vollständig geregelt angesehen werben konnten. Infolgedessen beehre ich mich, um de« Bolkerbnnds» rat in die Lage z» versetzen, gegebenenfalls vo» be« th« dnrch Artikel 218 des Vertrages von Versailles znerkaaielen Jnvcstiaationsrecht Gebrauch z« machen, Ihne« gkelchzeitig mit diesem Bries den Gchlußbericht der Kontrollkommission z« übermitteln. Dieser Bericht wird später ergänzt werden tn denjenigen Punkten der endgültigen Regelung, die von den Sachverständigen seit dem 31. Januar 1927 verfolgt werden, sowie in verschiedenen durch unmittelbare» Ab- kommen zwischen der Botschafterkonferenz und der dentschen Regierung geregelten Fragen, die sich auf dte Ausführung der Abrüstungsbestiminnng des Vertrages beziehen. Ich füge diesem Schreiben bei 1. eine kurze Inhaltsangabe des Berichtes der Kvntrvllkommtsfion, 3. daS Verzeichnis der Fragen, hinsichtlich deren die Botschafterkonferenz nach Be endigung der Arbeit der Sachverständigen die Ehre haben wird, ergänzende Mitteilungen und Schriftstücke zu über- senden. gez. Brtand. Vor einer neuen auhenpolilllchen Aktion -er Reichsregierung? Berlin, 5. August. Infolge der Zuspitzung ber außenpoli tischen Lage, die sich vor allem in der anfsallige« BerschSrsnng deS Presseseldzngcs zeigt, der sowohl vo» Paris als ««ch *»« London a«S vor alle« in der SntwasfnungS- «ub Kontrollfrage gegen n»S geführt »lrd. gewinnt die für de« 1«. August in Aus sicht genommen« SabinettSsltzung erhöhte vedentnng. Wie ber „Lokal-Anzeiger" erführt, wird es sich nun wahrscheinlich nicht mehr nur um eine allgemeine Aussprache über die Außen- Politik und «ine Vorbereitung der Genfer Geptembertagung handeln» sonder« angesichts ber Erfahrungen der letzte» Lage und Wochen liege es durchaus Im Bereich der Möglichkeit, baß daS Kabinett Erwägungen über eine neue, irgendwie geartete außenpolitische Aktion anstelle. Diese würde das Ziel »crsolge« müssen, die Zusammenhänge «nd die Tragweite der Pariser «nd der Londoner Angriffe zn kläre«, um einem weitere« Kort» schreiten dieser unliebsamen Entwicklung vorznbengen. Ob man sich dafür entscheiden werde, eine diplomatische Demarche durch unsere Botschafter unternehmen zu lassen, oder ob eine Fühlungnahme der Außenminister der Locarno-Mächte zum Zweck erneuter Vorstellungen in Frage komme, wird dahin» gestellt bleiben, bis vom Kabinett überhaupt eine grundsätzliche Entscheidung in dieser Angelegenheit getroffen worden ist. Die Notwendigkeit »nd die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schrittes wird jedoch in politischen Kreisen schon jetzt in steigendem Maße anerkannt. Sitzung in der Reichskanzlei. Berlin, 8. August. Nachdem Ncichsaußenminister Dr. Strescmann gestern von seiner Urlaubsreise zurück- gekehrt ist, fand heute vormittag in der Reichskanzlei eine Besprechung zwischen den hier anwesenden Ministern bzw. den stellvertretenden Ressortchefs statt, die im wesentlichen der Vorbereitung der aus den 10. d. M. anberaumtcn wichtigen Kabinettssihung galt. Dte Besprechungen dauerten etwa IN Stunde. Deutsch H8lk -le Anschluhsrage für nicht akul. Paris, 8. Aug. Ein Vertreter des „Echo de Paris" hatte in Prag eine Unterredung mit dem tschecho-slvwakischen Außenminister Dr. Bcnesch, in der dieser sich auch über die Anschlußfrage äußerte. Seiner Ansicht nach sei die An. schküßfrage nicht akut und könne auch nicht akut werden. Sie berühre die gegenwärtige Struktur Mittel, eurovas viel zu sehr und könnte zu mächtige Interessen in Mitleidenschaft ziehen, als daß einer der verantwortlichen Männer leichtsinnig genug sein könnte, sie ernstlich auszu- werfen. Der Augenblick werde kommen, wo dte Anschluß- Propaganda an Interesse verliere. Man werbe die Frage tn gemeinsamem Einverständnis prüfen, und alle Mächte werden sich gegen den Anschluß aussprechen. (Natürlich!) Ein neues Tschechlsiermigsgeseh. Prag, 8. Aug. Die tschechische Regierung hat dem Par lament «inen Gesetzentwurf vorgclegt, der die Rechte der so genannten autorisierten Ztviltngenteure bedeutend er- wettert, darüber hinaus aber von diesen genaue Kennt- ntsdertschechtschenSprachc verlangt und den Aktien gesellschaften und offenen Handelsgesellschaften und anderen Handelsrechtskorporationen obliaatortsch dte Anstellung eine» tschechischen, autorisierten ZivtltngenteurS vorschreibt. Der Gesetzentwnrs hat in deutschen Kreisen lebhafte Bcunrnhignug heroorgernsen, bedeutet er doch nichts anderes, alS ei« Mittel, dentsche Unternehmnngen mit tschechischen Ingenieure« z« b«, setze«, vor allem aber reichsdcntschen Ingenieuren jede ArbettSmöglichkcit in der Tschecho-Slowakei zu nehme« «ub die Tschechifiernna der -cntsche« Jnbnstriennternehmnuge« weitgehend,« fördern.