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!2255 Erste Beilage zu Nr. 193 der Bautzener Nachrichten. Montag, de« 21. August 1S05. Steue:n und einer Reform der Volksvertretung vorstellig zu^werden. Der Senat weist zugleich darauf hin, daß für den ruhigen Verlauf deS Landtage- die Aufhebung der Aus nahmemaßnahmen durchaus erforderlich sei. LSrlti. s« Konstantinopel, 19. August. (Wiener K. K. Telegr.- Korresp.) Marschall Feizi Pascha meldet telegraphisch neue Erfolge in Aemkn. Marschall Schakir Pascha rieb ungefähr 300V Aufständische auf und nahm das Fort und die Festung Beit-el-Djahili auf dem stellabfallenden Gamlan- Berge^rin. Angesichts der durch diese Niederlage hervor- gerufenen Bestürzung baten die Einwohner von za. zwanzig Dörfern um Gnade. «srila. fp- Der Korrespondent der „Köln. Zta." in Tanger tele graphiert: Die Nachricht von dem Auflodern einer europa- feindlichen Beweaung in Fez ist, wie ich aus zuver- lässiger Quelle aus Fez höre, durchaus unzutreffend. Der Maghzen denkt nicht daran, das Volk aufzuwiegeln, um -ie Entfernung der Europäer auS Fez zu veranlassen. Die Beziehungen zwischen der deutschen und der französischen Gesandtschaft sind jetzt die besten. Ich höre ferner von an gesehener maurischer Seite, daß die Meldung, der Sultan und der Maghzen wollten jede Reform verhindern, durchaus falsch ist. Eine angesehene Partei bei Hofe ist für ver nünftige Reformen durchaus zu haben. Die finanzielle, ver waltungsmäßige Grandlage für die Reform sollen die See zölle bilden, die durch europäische Beamte des Sultans zu verwalten wären; aus diesen Zöllen wäre die Tilgung der französischen Anleihe und die Kosten der Militärreform auf- zubringen. Die Partei erachtet die Schaffung einer guten Polirrt für notwendig, wobei die Franzosen bei der Wahl von Instrukteuren an der Ostgrenze besonders zu berück sichtigen wären. Die Verwaltung der Seezölle müßte bei Konzessionen eine wesentliche Stimme erhalten. Allmählich wären weitere Reformen durchzuführrn. Man will einen souveränen Sultan, der sich auf daS Heer stützen muß. * „Echo de Paris" und „Matin" melden aus Fez, der französische Gesandte Tatllandirr habe vom Sultan 1000 Duros Entschädigung für die Verhaftung des Algeriers verlangt, weitere 100 Duros pro Tag für die Verzögerung feiner Befreiung. Der Sultan lehne diese Forderungen ab. — „Echo de Paris" meldet aus Tanger: Hier geht das Gerücht, infolge der Schwierigkeiten, für die Ermordung des englischen Vizekonsuls in Mazaghan Sühne zu erlangen, habe der englische Gesandte um Entsendung von zwei Kreuzern nach Tanger ersucht. L. verbaudStag der freiwilligen SauitStSkolouueu vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen. -n. Eine stattliche Menge Fcstteilnehmer war am Sonnabend abend zum Begrüßungsabend in den „Kronensälen" angetreten. In der vorhergehendenAuSschuß-Sitzung nachmittags 3 Uhr im Schützenhaus war unter Vorsitz des VerbandSvorfltzenden Hm. O. Tro dl er-Leipzig, die Tagesordnung für Sonntag fest gesetzt worden. Auf Wunsch deS Herm Landesdelegierten Ge neralmajor z D. Fretherrn von Friesen-Miltitz sand nach dieser Sitzung */,7 Uhr abends eine Besprechung über dienstliche Angelegenheiten zwischen dem Herrn LandeSdelegierten und den bereits anweslnden Herren Kolonnenärzten und Kolonnenführern statt. AbendS 8 Uhr fanden sich dann die Teilnehmer im Saale des Hotels „Krone" zusammen. In elektrischem Ltchterglanz erstrahlte der weiteRauw. Ein HainvonLo beerbäumen und Palmen schloß die Bühne, auf der das Mufikkorps deS K s. 4. Inf -Reg. Nr. 103 Platz genommen hatte, gegen den Saal ab. In der Mitte deS Pflanzenarrangements sah man daS Bildnis Ihrer Majestät der Kaiserin, der hohen Protektorin des deutschen SamartterbundeL; rur Reckten link »»r Linken ki. Büsten des Landesherr«, König Friedrich Augusts, und deS Kaisers Zeugnis ab von dem patriotischen Charakter der Tagung. Daö Wahrzeichen der Sa- nitäiSkolonnen aber, daS rote Kreuz, bildete in großen Dimen- fionen an den Außenseiten den Abschluß, wie es auch von den Uniformen der anwesendm Kolonnenmitglieder leuchtete. Es waren erschienen vom Ehrenpräsidium die Herren KretShaupt- mann von Schlieben und Justizrat Seyfert, zugleich 1. Vorsitzen der d«S ZweigvereinS Bautzen vom Roten Kreuz, vom Ehren auSfchuß die Herren Bürgermeister vr. Zahn als Vertreter der Stadt Bautzen, Pastor Primarius Metzke, Stadtverordnrtcnvor- steher vr.Rohr, Beztrksarzt Medizinalrat vr. Streit und Bankier Reinhardt, ferner bemerkte man außer dem Vorsitzenden des LandeSdirektoiiumS vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen Heren vr. Graf Vitzthum v. Eckstädt-DreSden, den I. Vorsitzen- den der Kreiw. Sanitütskolonnm vom Roten Kreuz im Königr. Sachsen Herm Kolonnensührer O Trödler Leipzig und den Ko lonnenarzt der hiesigen Sanitätskolonne Herrn Oberarzt d. R. vr. Krahl, femer noch die Herren Ehrengäste Generalarzt a. D vr. Rühlemann-DreSden, Ehrenmitglied des Verbandes, Ober- pabSarzt vr. Zimmer-Döbeln, Stabsarzt vr. Greyßig-PulSnitz, Oberarzt vr. Böhme Kamenz, Oberarzt d. R. vr.Beyer.Leipzig, Oberst z. D. Steindorf, Oberstaatsanwalt Martini, Landgerichts- Präsident a. D vr. Eberhardt, Ober-RegierungSrat vr. Körner, RegterungSrat Glafey, Schulrat Schütze, ScholasttkuS Schulrat Löbmann, Justizrat Wctzlich, di« Stadtverordneten Baumeister Kaup, vr. mvä Eißner, Oekonom Gräfe, Ingenieur Bulnheim und Kaufmann Paul Hartmann, als Vertreter der Frei«. Feuer wehr den Kommandant derselben, Goldschmied BoöttuS, deS- gleichen von der Fabrikfeuerwehr G-br. Weigang den Zugführer und stellvertr. Hauptmann Buchhalter Emst, sowie Abordnungen der hiesigen Milttärveretne. Der einleitende Maisch: „Durch Kampf zum Steg" von Blon war verklungen, da erhob sich der Vorsitzende des Zweig vereins Bautzen, Herr Justizrat Seyfert, um mit herzlichen Worten die Gäste willkommen zu heißen. Es sei ihm eine ange nehme Pflicht, so führte er auS, die so zahlreich erschienenen Mit glieder namens des ZweigvereinS zu begrüßen, man fei recht dankbar dafür, baß der Verbandstag hier abzehaltcn werde, na- mentiich sei auch den zahlreich erschienenen Damen und den Ver- tretern der Behörde für ihr Erscheinen zu danken; letztere be wiesen durch ihre Anwesenheit, daß die Sache des Roten Kreuzes eine gute Sache set, die von ihnen hochgeschätzt werde. Herr Justizrat Seyfert schloß, indem er unseres jugendkräftigen, leut- seligen Königs gedachte, der sich aller Herz-n im Sturm erobert habe, und ein dreifaches Hoch auf ihn ausbrachte, in das die An > wesenden begeistert einstimmten. Die stehend gesungene Sachsen- Hymne schloß sich an. Ihr markiger Klang zeigte, daß rechte Männer anwesend waren. Nach der vom Orchester gespielten Jubelouvertüre von öortztng ergriff der Vertreter der Stadtbehörden, Herr Bürgermeister vr. Zahn, daS Wort. Freude habe in Bautzen geherrscht, als die Kunde zu uns kam, daß der 5. Verbandstag der freiwilligen Sa- nttätSkolonnen vom Roten Kreuz in hiesiger Stadt abgehalten werden sollte. Handelt eS sich doch für unser Bautzen um den Vorzug, Männer versammelt zu sehen, die «m Gegensatz zu an deren Vereinigungen nicht von eitler Selbstgefälligkeit, sondern von echter Vaterlandsliebe und lauterster Selbstlosigkeit erfüllt find. Zu unserer Freude sehen wir sie nun um uns versammelt und Bautzen steht für die nächsten Tage so recht unter dem Zeichen deS Roten Kreuzes. Es ist daS Schönste am Menschen, daß er hilfsbereit ist. Ob sich die Völker auch bekriegen, in Einem Punkte find sie doch immer wieder einig: im Punkte der Huma- nität Allen voran find in dieser Hilfsbereitschaft die Sanitäts- kolonnen, eingedenk deS Spruches: 8i vis xaosm, para bsllum (Wenn du den Frieden willst, rüste zum Krieg). Aber nicht nur im Krieg ist das Rote Kreuz berufen, eine Rolle zu spielen, son dern auch im Frieden, das haben wir jüngst hier in Bautzen zu beobachten gehabt, als Ge. Majestät der König anwesend war und die hiesige Sanitätskolonne der Poltzeiverwaltung durch ihre Tätigkeit außerordentlich große Dienste erwies. Es set eine Ehrenpflicht, der Kolonne im Namen der Stadt zu danken. An Sie aber, meine Herren, schloß der Redner, richte ich die Mah nung, schreiten Sie unentwegt weiter auf dem bisher beschrittenen Weg: xsr »sporu »ä »stra, durch Nacht zum Licht, mit Gott für Kaiser und Reich! Ist es süß, fürs Vaterland zu sterben, so ist eS auch süß, fürs Vaterland zu schaffen und zu arbeiten. Ich schließe mit den Worten: Wett strahlt htnaus in alle Welt Das Werk, daS wir begonnen, Ihr seid tm Frieden und im Feld Willkommen unk, Kolonnen! Als der Redner unter stürmischem Beifall geendet hatte, stimmte der Sängerchor des Kgl. Sächs. Vereins ehrenvoll verab schiedeter Militärs zu Bautzen daS Abendlied von Adam an. Dieser stimmungsvolle Chor wie auch das recht paffend ausge wählte und mit viel Empfindung vorgeiragene „Schlochtengcbet" von Theodor Körner („Vater, ich rufe dich!"), in Musik gesetzt von Himmel, fanden dankbarste Aufnahme. Darf doch der Ge sang nicht fehlen, wo deutsche Männer versammelt sind! Aus daS Schlachtfeld versetzte die Anwesenden auch die nun folgende Ansprache deS Ehrengastes und Mitglieds deS Ehrenpräsidiums deS LokalauSschuffes, Herrn Kceishauptmann von Schlieben. „Blutigrot", so führte Herr Kreishauptmann von Schlieben auS, „ist die Sonne untergcgangen, kaum vermochte sie durch den Pulverdampf zu bringen, zerstampft sind die Felder, zerbrochen die Wagen, das Stöhnen der Verwundeten bringt an unser Ohr. Da nahen sich die Gestalten, die auf ihren Fahnen das Rote Kreuz tm weißen Felde führen. Wir werden uns zu fragen haben, was die Aufgabe der freiwilligen Krankenpflege im Felde ist. Sie be zweckt die Unterstützung der Militärkrankenpflege durch private Wohltätigkeit und hilfreichen Dienst. Sie ist nach der Sani tätsordnung tm engsten Anschluß an die militärischen Organe be rechtigt, die Krankenpflege auszuüben, dafür zu sorgen, daß auS dem Felde die verwundeten Krieger nach den Lazaretten gebracht werden usw. Wir sind sicher, daß die Sanitätskolonnen ihre Kriegspflicht im vollsten Maße erfüllen werden. Wir, die wir dem Vorstand des Roten Kreuzes angehören, find den Männern dankbar, die in opferfreudiger Weise Zeit und Geld auf den Altar deS Vaterlandes ntederlegen, dankbar den Kolonnenführern, den Aerzten und insbesondere den Ztvilärzten, die ihre Zeit auf die Znstrultii-N Trwitz 4"^ ö" jünüchst dir Äcr- pflichtung, für die Verwundeten zu sorgen. Aber es ist im Deutschen Reich von den maßgebendsten Instanzen anerkannt, daß die bestorganisierte Armee absolut nicht in der Lage ist, ohne frei willige Tätigkeit der Vollkräfte zu wirken. Stellt man die Frage: Sind die Sanitätskolonnen vollständig in der Lage, den Anforderungen gerecht zu werden, die die Heeresleitung, die einen bis in die minutiösesten Einzelheiten ausgearbetteten Mobil- machungSplan vor sich hat, an sie stellen darf? so werden wir sagen müssen: So weit ist die freiwillige Krankenpflege noch nicht. Es werden noch sehr viele deutsche Männer in die Sa- nttätLkolonnen elntrcten müssen, um die Zahl voll zu machen, die notwendig ist, wenn her Krieg auSbrtcht. Die Vorgänge im fernen Osten sprechen eine grausame Sprache über die Schäden, dte ein Volk sich zuzieht, wenn es unvorbereitet in den Krieg geht. Mit Recht hat daher Herr Bürgermeister Or. Zahn an das Wort erinnert: 8i vis paosm, para dsllum. Man hat gesagt, es gehe ein Zug durch unsere Zeit, der auf Gewinn und Genuß gerichtet sei. Aber Feste, wie daZ heutige, zeigen, daß es ungerechtfertigt ist, sich solchen pessimistischen Anschauungen hinzugeben. Beher zigen wir nur immer das Schillersche Wort: BnS Vaterland, anS teure, schließ dich an, DaS halte fest mit deinem ganzen Herzen, Hier find dte starken Wurzeln deiner Kraft! (öanganhaltender Beifall.) Im weiteren Verlaufe des Abends brachte der I. Vor fitzende des Verbands Herr Trodler-Lelpztg den Dank der Ko lonne gegenüber den Behörden, die das größte Entgegenkommen gezeigt hätten, zum Ausdruck. Herr Justizrat Seyfert schlug vor, an Se. Majestät den König ein Huldigungstelegramm folgenden Inhalts abzusenden: „Die zum 5. Verbandstag der freiwilligen Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz tm Königreich Sachsen vereinigten Mitglieder legen Eurer Majestät daS Ge- löbnis unwandtlbarer Treue und Ergebenheit zu Füßen." Dte Versammlung war begeistert damit einverstanden. Nun traten wieder Gesang und Musik in ihr Recht und nur zu rasch ent schwanden die schönen Abendstunden. Gegen I Uhr suchten die letzten Teilnehmer ihre Quartiere auf, bezüglich deren, wie wir berichten kö nnen, nur ' Stimme des Lobes herrschte Am Sonntag wo' wurde nach dem Gottesdienste auf dem Schüs «Platze ar a eten. Da entwickelte sich bald ein leb haftes Treiben, dte /en Mütz-n wimmelten durch inander und verlteM neben der /rm First des Schühenhauses wehenden weißen Fahne mit ro sm Kreuz dem Uebungsfcld sein besonderes Gepräge. Siun.'en später als ursprünglich festgesetzt, for mierten sich die übenden Kolonnen (außer Bautzen, Bischofs- werda, Großröhrsdorf, Kamenz, Königsbrück und Schirgiswalde auch noch Pulsnitz, im ganzen ISO Mann) zum Parademarsch. Zur Parade waren zum größten Teil die am Kommers teilnehmen den Herren wieder anwesend, außerdem u a. noch: der Stellver treter des Kaiser!. Kommissars und MilitärinspekteurS der Freiw. KriegSkrankenpflege Sc. Exzellenz General der Ins. z. D. von PertheS-Berltn, der LanbeSdelegierte der Freiw. Krankenpflege im Königreich Sachsen Generalmajor z. D. Freiherr von Friesen- Miltitz, der Vorsitzende deS LandeSveretnS vom Roten Kreuz im Kgr. Sachsen v. Graf Vitzthum von Eckstädt, der KorpSarzt des XII. (1. Kgl. Sächs) Armeekorps Generalarzt vr. Mutze-Wobst, Dresden, in Vertretung deö KriegSmtnisteriumS Aeneraloberarzt vr. Müller, vom hiesigen Regiment der Kommandeur Oberst von Holleben gen. von Normann, Oberstabsarzt vr. Meyer, sowie weitere Offiziere des Regiments, BezirkSosfizier Major z. D. von WoikowSky-Bledau, Geh. Oekonomierat Steiger - Kletnbautzen, Ober-Medizinalrat vr. Menschel, RegterungSrat vr. Eras, der stellv. Mtlttäroeretns-BezirkSvorsteher Privatier Huhn, eine Anzahl Stadträte und Stadtverordnete. Nach dem Parademarsch begann dte Uebung unter Oberleitung des KolonnenarzteS Herrn vr. Krahl- Bautzen und des Kolonnenführers Herrn Beutner. Die Vor führungen spielten sich teils auf der Wiese neben dem Schützen- Platze, teils auf diesem selbst ab. Infanteristen des hiesigen Re giments markierten die Verwundeten, ein Täsclchen gab bei jedem einzelnen Mann die Art der Verletzung an. SS war auch für Laten hochinteressant und lehrreich, die Behandlung der verschie denen Blessierten anzusehen. Sorgsam wurden diese nach An legung der Notverbände auf dte Tragbahren gehoben und nach den Zelten getragen, wo sie weiter verpflegt und mit Speisen und Trank gelabt wurden. DaS Abkochen der Konserven, die von der Firma L. Naumann in DreSden-Plauen unentgeltlich zur Ver fügung gestellt waren, ging glatt vor sich. Nach dieser ersten Rast und Pflege wurden die Verwundeten nach der nächsten Eisenbahnstation, d. h. den Berg hinunter nach dem Geleise der Gasanstalt verbracht, wo Hebungen im Beladen und Entladen der Eisenbahnwagen wie auch verschieden armierter Fuhrwerke (Leiterwagen, Brück.nwagen, Möbeltransportwagen) vorgenom men wurden. DaS zahlreiche Publikum folgte mit Interesse allen Vorführungen. Wichtiger war, daß auch die maßgebenden Per sönlichkeiten sich mit hoher Befriedigung über den Verlauf der Uebung aussprachen. Herr Generalarzt vr. Mutze-Wobst, KorpSarzt des Xll. (I. Kgl. Sächs.) Armeekorps, bezeichnete die technischen Leistungen der Kolonnen als recht gut. Die Verbände seien sachgemäß angelegt; einige Kleinigkeiten wären auSzusetzen gewesen, indessen müsse bet markierten Verwundeten immer die Phantasie viel tun, jedenfalls set er nach dem Gesehenen überzeugt, daß die Kolonnen im Ernstfall sich bewähren werden. Herr Ge neralarzt vr. Müller, Vertreter deS KriegswinisteriumS, ging auf die technische Seite der Uebung näher ein und erkundigte sich u. a. auch nach den LebenSoerhältniffen der einzelnen Mitglieder, wobei sich ergab, daß sie alle mit großer Freudigkeit den Dienst ausüben und auch für den Ernstfall den besten Willen mitbringen. Sr. Exzellenz Herr General d. Inf. z. D. v. Perthes als Stell vertreter deS Kaiser!. Kommissars erklärte seine aufrichtige große Freude und Befriedigung über das Gesehene. Er sei überzeugt, daß im Ernstfälle die Sanitätskolonnen v. R. Kr. eine wertvolle Unterstützung sein werden und daß eS sich um keinen Sport, keine Volksbelustigung, sondern um ernste Arbeit bei ihnen handle. Se. Exzellenz brachte zum Schluß der wohlgelungenen Uebung ein dreimaliges Hurra auf Se. Maj. den König von Sachsen und Se. Maj. den deutschen Kaiser auS. — Erwähnt sei noch, daß gelegentlich dieses ü. VerbandStages zum ersten Mal ein Ver treter deSK. Kommissars bet den Uebungen in Sachsen zugegen ge wesen ist — Aufsehen machte beim Publikum eine Automobil droschke, die sich dem Parademarsch angeschloffen hatte und die in der hiesigen Waggon- und Maschinenfabrik A.-G. (norm. Busch) gebaut ist. Ein Vertreter der Firma erklärte später gelegentlich orc Urvüilg drrrU Einrichtung Und llrß üüch kiNkN dkr „Verwun deten" darin verladen. Sie dürste auch bei Unglücksfällen im öffentlichen Leben, bei Bränden usw., gute Dienste tun. Es war 2 Uhr vorbei, als man sich im Schützenhaussaale zur Festtafel setzte und allmählich begann, den — nebenbei ge sagt — vortrefflichen Gerichten aus der Küche des Herrn Schützen- Hauswirtes und dito Weinen zuzusprechen. Nach dem ersten Gang begrüßte Herr Justizrat Seyfert dte fröhliche Tafelrunde, zu der auch einige Damen gehörten. Sein Trinkspruch klang aus in einem dreifachen Hoch auf Se. Maj. den König. Den Toast auf die Damen brachte Herr Kolonnensührer Beutner- Bautzen aus. Ehrenkolonnenführer Hauptmann a. D. BöSler- Meerane toastete auf den anwesmden Verfasser des Lehrbuchs „Der Kolonnenführer", Herrn Generalarzt a. D. vr. Rühle mann, der mit einem Hoch aus seine Schüler erwiderte. Der Stadt Bautzen als Gastgeberin wurde in einem Trtnkspruch seitens deS Vorsitzenden, Herrn Trödler-Leipzig, gedacht. Der Wortlaut eines an Se. Maj. den Kaiser abgesandten Huldt- gungStelegrammS war folgender: „Vereint zu gemeinsamer ernster Arbeit emeuert ter Verband freiw. Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz tm Königreich Sachsen daS unwandelbare Gelöbnis ewiger Treue zu Eurer Majestät." Ebenso brachte dte Versammlung Ihrer Maj. der deutschen Kaiserin telegraphisch begeisterte Hul digungen dar. Von Sr. Maj demKöntg von Sachsen ist ein in gnädigen Ausdrücken abgefaßteS Antworttelegramm auf die gestern abgesandteHuldigungSdepescheeingelausen mitfolgendem Wortlaut: Pillnitz, 20. August Seine Majestät lassen Ihnen, dem Zweig verein Bautzen vom Roten Kreuz und den aus Anlaß deS ü. Ver bandstags versammelt gewesenen freiwilligen Sanitätskolonnen Sachsens für die gebrachte Huldigung Allerhöchflseinen herzlichsten Dank aussprechen." von Altrock Zu der sich anschließenden Delegiertenversammlung, während deren sich die übrigen Kolonnenmttglieder bei Kaffee und Musik tm Schützenhausgarten vergnügten, waren 68 Ver treter anwesend. Herr VerbandSvorfitzender Trodler-Leipzig erstattete den Jahresbericht. AuS ihm ist zu entnehmen, daß in dem vergangenen Jahre mehrere dem Verband nahestehende Per sonen bu ch den Tod entrissen wurden, so vor allem der mit auf richtigem Bedauern beklagte König Georg, ein warmer Freund der Santtätssache, ferner Se. Exzellenz Generalleutnant von Zeschau, Landesdelegierter Sanitätsrat vr. Fürstenau-BischofS. werda und Oberjustizrat Heßler-Lcipzig, welch letzterer s. Zt. di« ersten Geldmittel zur Begründung des jetzigen Verbandes hergx-