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57. Jchr,«,. Z: 37. ^ Kreit««, 7. Aebruar 1013. V«zu«»-Ve»ühr ,ik,i«q«hrl. sie Dre». »«n »et tl^ich zwel. W,II,«rZutt»,un,t,i» Sinn- und Montagen nur einmal» r.so M., durch au»«1rtt-e»om. miMonOr, kt« SM M. Bet einmaliger Hu. pellun, durch di, Post »M.<ohneBeli«IlgeId>. Die den Lesern von D<e»d«n u. Umgedung am lag« vorder zu- ««Keilten «benk-Au». «oben erhallen die »»»- wirtiaen Bezieher mit der Morgen-Lueaad» zusammen. — Nach druck nur mit deut. licher OueKenangad« <.Dr«»d. «,chr zu- >W>. — Unverlangt« Manuftrtvte werden nicht aufdewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von kiepsch L Reich ardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrahe 58/^0. Fernsprecher: II » 2t>»6 « »«<»!. Anjeinen-Tartf. Annahme von Ankün digungen bis nachm. :i lldr, Lonniags nur Morienitrahe 2« von II bis >,2t Uhr. Die einspaltige virundzeiie teo. 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Die türkische Armee von Gallipoli wurde, i«ach bulgarische« Nachrichten, am Mittwoch südlich vom »Flusse Kawak von den bulgarischen Truppen vollständig p c s ch l a g c n. ' Die Beschießung von Adrianopcl dauerte die «anze Nacht vom Dienstag zu Mittwoch in allen Rich tungen an. Aufrollung der Jardanellensrage? Uebcr die Auslassung der Lage auf dem Balkan ln Wien veröffentlicht die „Lchlcs. Big." eine bemerkenswerte Meldung ihres Wiener Korrespondenten, die dahin geht, Daß in Wien die eigentliche Ursache der Fortsetzung des Krieges auf russische Einwirkungen znrückgeführt wird, um eine A u f r o l l u n g der D a r d a n c l l e n f r a g e herbeizuführen. Eine gleiche Besorgnis hatte man in Wien bereits am Beginn des Krieges. Bezeichnend ist cs jeden falls. daß die Wiener Auffassung durch eine Aeußernng eines Sofioter Regierungsblattes unterstützt wird. Der Wiener Korrespondent des genannten Breslauer Blattes schreibt: ^ - „Uever die Motive des bulgarischen Vorgehens ist man also selbst an informierten Stellen auf Vermutun gen aikgewiescn: es wird aber mit großer Bestimmtheit erklärt, daß Bulgarien nicht aus sich selbst heraus einen 'solchen Schritt unternommen habe: die Ursache seines Vorgehens fei in St. P ctersbnrg zu suchen. Die russische Politik sei seit Beginn der Balkanwirren be strebt. eine Revanche für lg Ott (Annexion Bvsnicnss zu erlangen. Da ihr das bis jetzt aber nur zum Teile gelungen sei, die panslawistischen Kreise aber immer stärker aus einen sichtbaren Erfolg drängten, so sei es gar nicht ausgeschlossen, daß man in St. Petersburg die Dardanellen frage aufrollcn wolle. Entscheidend für ein definitives Urteil wird der Verlauf der militäri schen Operationen in den nächsten Tagen sein. Unter nehmen die Bulgaren bei Tschataldscha einen Vorstoß, so ist damit für jene Annahme ein realer Boden ge schaffen. es werden aber in diesem Falle weit wichtigere Probleme aufgervllt, als sie heute zur Diskussion stehen. Auf dieses Moment der Ungewißheit ist cs auch zurückzu- führen, daß Sie B o t s ch a f t e r r e u n i o n in ihren Sitzungen eine Pause hat cintreten lassen, da von r u s s i- L ch c r Seite selbst auf wiederholte direkte Anfragen nicht die geringste Auskunft über die Ab sichten Bulgariens zu erlangen war. so daß die Stellungnahme der einzelnen Mächte nur durch die tatsächlichen Ereignisse am Kriegsschauplätze vorgezeichnct werden kann." Die bereits erwähnte Auslassung des Sofioter Regie rungsblattes „Mir" lautet: s „Wir verhehlen nicht, daß wir darüber zufrieden sind, daß wir unsere volle Aktionsfrcihcit wiedercrlangt habe». Wir erwarten, daß uns jetzt niemand mehr von Interessen reden wird, die es erheischen, daß Konstanti nopel in türkischen Händen verbleibe oder daß die Dar danellen von dem Sultan behütet werden. Wir werden ein für allemal die Frage der Dardanellen und die Frage von K o n st a n t i n o v e l losen, indem wir dabei die legitimen europäischen Interessen wahren. Die Antwort der Iungtürken war in Wirklichkeit eine Einladung an unsere Truppen, nach Kon stau ti- nvpcl zu kommen. Unsere Armee wird dieser Ein ladung Folge leisten und einen seit Jahrhunderten ge hegten Traum des bulgarischen Volkes verwirklichen." Uebcr die Kämpfe vor Adrianopcl wird aus Sofia gemeldet: Das Bombardement von Adrianopcl dauerte die ganze Nacht vom Dienstag auf Mittwoch in allen Richtungen des Belagerungsgürtels. Tie Bulgaren nahmen das Tors Panukli, wo die Festungstrnppen einen Ausfall versuchten, aber sich in die Festung zurückziehen mußten. Bon Mustafa Pascha sicht man den Brand in Adrianopel. Zwei bulgarische Aero- plane unternahmen Erkundigungsflüge über Adrianopcl. Dem Pariser „Matin" wird aus Sofia gemeldet, daß die bulgarische Regierung das Ansuchen der Kon suln in Adrianopcl, für ihre Staatsangehörigen eine neutrale Jone zu errichten, oder denselben die Er laubnis zum Verlassen der Stadt zu erteilen, abgelehnt hat. — Ein entsprechender Schritt der Mächte steht noch bevor. Die Kämpfe anf der Halbinsel Gallipoli. AuS Konstantinvpel meldet man: Am Mittwoch ent spann sich zwischen zwei bulgarischen Regimentern und türkischen Truppen bei Kawaklitepc aus der Halbinsel Gallipoli ein Kampf, über dessen Ausgang noch nichts be kannt ist. Das türkische Kanonenboot „Jvhas" hat die bulgarischen Stellungen bet Mnriosnto am Marmaramcerc bombardiert. Es sollen dabei 300 Bulgaren getötet worden sein. Aus Sofia wird gemeldet: Gestern nacht rückte die erste Linie der Bulgaren in Gallipoli vor und nahm einige minder wichtige Positionen. Die neuesten Meldungen lauten: Der Kampf um Gallipoli. Koustantinopcl. Bulgarische Abteilungen steckten die Ortschaft Jzzedinköj sowie einige andere in ihrer Gewalt befindliche Dörfer an der Tschataldschalinie in Brand und zogen sodann von der Tschataldschalinie ab. Auf Rekognoszierung ausgesandte türkische Abteilungen fanden vom Feinde keine Spur. Rekognoszierungen türki scher Abteilungen bei Gallipoli stellten die Anwesen heit feindlicher Streitkräftc in ziemlich bedeutender Stärke im Gelände von Gallipoli fest. Sofia. lAgence Bulgare.) Die türkische Armee von Gallipoli ist am Mittwoch von bulgarischen Truppen südlich vom Flusse Kawak geschlagen worden und hat sich, von den Bulgaren verfolgt, in großer Unordnung auf Bulair zurückgezogen. Durch diesen Erfolg ist fast die ganze Küste des Marmaramccrcs bis Bulair in den Händen der bulgarischen Truppen. Durchfahrt italienischer Kriegsschiffe durch die Meerengen. Koustantinopcl Infolge wiederholter Schritte der italienischen Botschaft wurde ein Jrade veröffentlicht, das für zwei italienische, als Stationsschisse für Kvnstantinopel bestimmte Kriegsschiffe die Durch fahrt durch die Meerengen freigibt. Neueste Drahtmeldungen vom 6. Februar. Die PentionSkomMission des Reichstages gegen den „Parsifal"-Lch«tz! Berlin. lPriv.Tel.) Die P c t i t i v n s l o m m i ss i o n des Reichstages verhandelte heute über die Ein gabe der P a r s i s a ! - A u s s ch tt s s e auf Ausdehnung des Schutzes für den „Parsisal". Die Uebcrwcisnng zur Berücksichtigung, die der Berichterstatter Dr. Kerschen- steiner iVolksp.s beantragte, wurde gegen die Stimmen des Berichterstatters und des Abgeordneten Dr, Burckhardt lWirtsch. Bgg.) abgelchnt, desgleichen gegen fünf Stimmen ein konservativer Antrag aus Ueberiveisnng zur Er wägung in dem Sinne, daß der Regierung die in der Petition enthaltenen berechtigten Bedenken zur Aus arbeitung überwiesen werden sollten. Tie Mehrheit der Kommission beschloß, beim Plenum z» beantragen, über die Petition zur Tagesordnung iibcrzugehen. Abg. D r. K e r sch e n st c i n e r (Bolksp.) führte in seinem Referat aus: In der Frage des Parsifal- Schutzcs teile sich das deutsche Volk in zwei Teile: Die kleine Gemeinde, die eine Verlängerung des Schutzes wünsche, wozu er, der Berichterstatter, sich rechne, und in die große Gemeinde: diese sei allerdings anderer Meinung. Der Berichterstatter verliest einen Artikel des Abgeordneten Dr. I u n ck im „Tag", in dem insbesondere praktische Be denken gegen eine Verlängerung -er Schutzfrist angeführt werden, unter Bezugnahme aus die Berner Konvention, in der im allgemeinen eine 60jährige Schutzfrist sestgestellt sei. Deutschland, Japan und die Schweiz haben aber 30jährigc Schutzfrist. Oesterreich, die Vereinigten Staaten und Ruß land seien nicht bcigctretcn. Ta nun für alle Staaten der Grundsatz der Gegenseitigkeit nach dem Minimum der Schutzfrist gelte, so würde die Erhöhung der Schutzfrist für den „Parsisal" in Deutschland keineswegs einen Schu tz i m AuSlande gewähren. Dieser Einwand sei natürlich formell richtig: sachlich aber, erwiderte der Be richterstatter. müsse cs für das deutsche Volk ausschlaggebend sein, daß die Verpflichtung gegenüber einem nationalen Künstler bestehe, seinen besonderen Wünschen Rechnung zn tragen, und es sei gar kein Zweifel, daß ein besonderer Wunsch Wagners die Beschränkung der Ausführung ge wesen sei. Dieser Wunsch sei ebenso maßgebend, als öle Eigentümlschteit des Werkes. Richard Wagner habe ins besondere in seinen Briefen au Kö>ig Ludwig II. seinen Willen mit aller Bestimmtheit zum Ausdruck gebracht, daß der „Parsisal" in alle Zukunft einzig und allein in Bay reuth ausgesührt werden solle, und die Sicherung dieses Wunsches habe ihn stets mächtig bewegt. Der feinfühlige König habe auch, diesem Wunsche entsprechend, sofort alle Bestrebungen, den „Parsisal" anderswo aufzusührcu, fallen lassen. Wie wertvoll der Gedanke der Sicherung des „Par sisal" in Bayreuth sür Richard Wagner gewesen sei, be weise, daß er ein Millionenangcbot zuruckgewiesen habe. Ganz im Gegensatz zn gewissen neuen Komponisten habe Wagner mit aller Energie alle Opfer dem Ziele ge bracht, das er sich gestellt habe, nämlich der Beschränkung des „Parsisil" sür Bayreuth. Dementsprechend habe auch die Familie Wagner nach dem Tode des Meisters auf besondere Einnahmen aus den „Parsisal"-Festspiclcn vci zichtet. und sic habe sich auch bemüht, die „Parsisal"-Paiti tur nicht der vollen Oesfcntlichtcit zu übergeben. Man habe ausdrücklich den Partituren einen Revers bcigefügt. der ganz bestimmte Verpflichtungen enthält, und es sei sür die Familie Wagner die größte llcberraschnng ge wesen, daß später die bekannten kleinen Partituren heraus- Kunst und Wissenschaft. Fünfter Sinsonielonzert der Kiinigl. musikalischen Kapelle. Serie I!. Anton Bruckner, dem das gestrige Aschcrmitt- wvchskonzcrt der König!. Kapelle gewidmet war, hielt vor nunmehr über fünfundzwanzig Jahren in seiner Vater stadt Linz der seine Werke energisch propagierenden Lieder tafel „Frohsinn" eine Dankrcdc aus dem Stegreif, in der er mit Wehmut der Tatsache gedachte, daß er in seiner zweiten Heimat Wien so wenig zu Worte komme, da man Einheimische nicht recht einschätze, und allerhand Mißgunst ihm das Leben erschwere. Er berichtete aber daun leuchten den Auges, daß im Jahre 1882 bei der ersten Bayreuther „Parsisal" - Aufführung „unser hochseligcr, unvergeßlicher Meister Wagner" ihn bei der Hand nahm und sagte: „Ver lassen Sie sich auf mich: ich werde Ihre Werke aufführen, ich selbst." Wagner starb bald darauf, und Brückner be trachtete die sich seiner Sache annchmcndcn Dirigenten Nikisch, Levi und Hans Richter in seiner kindlich-gutmütigen Art als guasi von Wagner für ihn bestellte Vormünder. Lebte Bruckner heute noch, so würde er auch eine Reihe von Dresdner Musikern zu solchen Vormündern zu zählen haben. Einem durfte er wohl noch persönlich danken: Jean Louis Nicode, der die Achte Sinfonie 1806 in Dresden und damit zum ersten Male in Deutschland anfführtc. Von den anderen, die in allerletzter Zeit den Taktstvck sür Bruckner wiederholt ergriffen haben, müssen vor allem Albert Römhild, der die F-Moll-Mcssc so wirksam erstehen ließ, und Hermann Kntzschbach genannt werden, der gestern von neuem für den niedcröstcrreichischcn Meister eine Lanze brach, indem er seine ganze Krast sür eine würdige Aufführung der seit mehreren Jahren nicht wieder ge spielten Neunten Sinfonie und das erstmalig an dieser Stelle erklungene De Oe» in einsetztc. Das sogenannte „vierte große B" wird in den Musik- gcschjchtcnkapiteln: „Die Sinfonie nach Beethoven" nicht allseitig anerkannt. Bruckner istsund bleibt eine Stim- mungssachc. Er hat, besonders im Icichtbegeisterten Oester reich. glühende, ja fanatische Verehrer: aber auch die Zahl derer, denen seine Musik nichts sagt, ist namentlich unter den Fachmusitern nicht gering. BrahmS' Aeußernng, Bruckner sei der erste Sinfoniker der Gegenwart, ist wohl ins Reich der Fabel zu verweisen. Denn hier träfen sich Gegensätze ausgesprochener Art. Bruckner war, in beson derer Hinsicht auf Brahms, der Romantiker, der in Weit schweifigkeiten nach Inhalt und Form in Stimmung machte: Brahms, der Norddeutsche, hielt auf Prägnanz des Ausdrucks, auf Klarheit, Bestimmtheit und architektonischen Ausbau. Zudem: cs gibt sehr viele Musiker, die Reminis- zenzenhüttsungcn aus Werken anerkannter Genies in ande rerer. neuer Umgebung nicht vertragen rönnen, und wenn nur ein Urteil Eduard Hanslicks Treffsicherheit beweist, so ist es sicherlich das: Bruckner habe die dramatische Aus- ürucksform Wagners auf die Sinfonie übertragen. Die in der Neunten-Tvnart D-Moll stehende Neunte von Bruckner ist als Schlußwort eines Geistes zu betrach ten. der, ohne gewaltige Anfälle menschlicher Leidenschaften und Bitternisse je erlitten zu haben, seinen Lebensweg als strenggläubiger Ehrist iu Einfalt und Demut zurücklegte. Bruckner arbeitete noch am Vormittag seines Sterbetages an dem Verte, das mit seinen drei Sätzen Fragment blieb. Ein gewisser Ersatz sür das Finale ist in dem von Bruckner selbst als Schlußstein gebilligten Io veuni zu erblicken. Die Sinfonie ist „dem lieben Gott" gewidmet. Sie steckt voll tiefer Religiosität, die sich in vielfach ergreifenden Stim mungen voll hoher Weihe ansspricht. Wer sich da cinsühlcv kann, dem ü'ird diese Musik wie eine inbrünstige Andacht sei». Aber ihr fehlt in jeder Weise die höhere menschliche oder tiefere philosophische Bedeutung, wie sie etwa Beetho vens Werken eigen ist. Bruckner kvnnte nicht aufbaucn, nicht eines aus dem anderen organisch heranswachsen lassen: er verstand nicht zn türmen, nicht mit herkulischer Kraft nicderzureißen: er liefert Mosaik, wo ein Onaderbau stehen müßte. So groß also seine Intentionen sind, so bleibt die Ausführung nicht befriedigend. Der erste Satz der Neun- icn ist direkt schwach. Der Gcdante mochte sei», darzustcllen: Groß ist »sott, nichtig der Menschen Macht. Pathetische Themen stehen zagenden gegenüber: vielmehr nicht eigent lich gegenüber, sondern voran oder nach. Die Verarbeitung im sinfonischen Sinne fehlt. Ein teilweise geniales Stück ist das Scherzo, das von bukolischer Heiterkeit erfüllt ist und etwa die unbekümmerte Daseinssrcndigkcit eines in sich selber zufriedenen Gemütes widcrspiegeln will. Das Fis-Dur-Trio ist ein Pastorale von bezaubernder Stim mung. Im Adagio erhält der religiöse Grundcharaktcr des Ganzen seinen Höhepunkt. Eine von Wagncr-Tnbcn und Hörnern gehaltene Melodie bringt den „Abschied vom Leben". Das Hauptthcma gipfelt in einer wenig veränder ten Form des parsisalischen Dresdner Amens. Der „Tristan" spricht ein gewichtig Wort, und znm Schluß mar licicn die Streicher die in der Notierung an das Kreuz des Erlösers erinnernden Pnrsisalglvcken. Das zwölf Jahre vorher geschaffene De vc»m kann als Finale der Sinfonie insofern angesehen werden, als es neben der Herrlichkeit göttlicher Macht wie die Neunte die Nichtigkeit menschlichen Tuns mit in der gesamten ein schlägigen Literatur tanm ähnlichem Nachdruck betont. Für einen Lobgesang enthält cs allzuviel Retardierendes, allzu viel Verzagtes, Demütig-Ergebenes. Nicht immer läßt sich diese stark subjektive Auffassung des Textes rechtfertige». Man begreift beispielsweise nicht, warum die oft wiederholte Stelle .apcruüti crecl<?,uil>n> re'zcna coelorum tDu hast den Gläubigen das Himmelreich geöffnet) in einem fast furcht samen Hauchpianissimo gehalten ist, dem chromatisch ab steigende Holzbläsersolostimmen noch mehr Acngstlichtcit