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vierteljährlich 20 N«r- beituientgeldlicherLi«- ferung in'L Hau«. Durch die König! Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: 1 8ür den Raum eine« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Singel laudt" di» Zeit, 2 Ngr. Verantwortlicher Rrbacteur: Julius Reichtlrdt« — Dem in der Haugk'schm Hutfabrik za Leipzig beschäf ältesten Arbeiter, Johann Gottlob Erker, ist die zum ^»«htorden gehörig« Medaille in Silber verliehen worden. — Doi Ministerium des Innern hat beschlossen, das EckHen!.- Le.Lot des Vertriebes d«S, gegenwärtig in Gotha Älchs^Ern Uhlich'schen SonntagöblatteS für den Bereich der hiesigen Lande wieder aufzuheben. —» Zu Ehren des vorgestrigen Geburtstages Ihrer Ma lat der Königin Marie durchzog Morgens große Reoeille der ilitännufik die Straßm der Stadt. NachmUtag» fand bei Arm königlichen Majestäten Familientafel patt. . -^Di« Dresdner Lehrerschaft, welche am Sonnabend ln Vs« Verein« zu Ehrm von 9 verstorbenen Mitgliedern eine am einen desselben Tags der Conrector an der Annenrealschule, Herr W. O. Helmert, nach längerem Leiden mit Tode abgegangen ist. Der Verewigte, als tüchtiger Schulmann und Fachgelehrter geschätzt, ist als Director der Gesellschaft „Flora", als Schriftsteller und namentlich durch seine naturhistorischen Vorträge, die er in unsrer Stadt gehalten, auch weitern Kreisen rühmlich st bekannt geworden. (Dr. I.) — Unsere gestrige Mittheilung, daß „Der Sturm" von Shakespeare in der Bearbeitung des Herrn Hofrath l)r. Pabst demnächst hier zur Aufführung komme, bedarf einer näheren Erläuterung, und möge zu weiterer Aufklärung das Nachfol gende dienen, was wir an kompetenter Stelle darüber in Er fahrung gebracht. Allerdings schreibt Dingelstedt in seinem Buche „Studien und Copien nach Shakespeare (Pesth, Wen und Leip zig bei Hartlsben, 1858) auf E. 176: „In Dresden soll eine anders Bearbeitung, mit welcher der dortig« Dramaturg Pabst seit längerer Zeit beschäftigt ist, und zuAder dessen Bruder, der Tondichter der „Letzten Tage von Pompeji" die Musik setzt, zur Aufführung gelangen. Auf den übrigen deutschen Theatern herrscht noch tiefe Windstille, nirgends ein Vorzeichen von Sturm" u. s. w. Als zu Anfang 1852 vr. Pabst seine in Dresden aufgeführte Bearbeitung von Shakespeare'S „Antonius ind Cleopatra" an den damaligen Münchener General-Jnten- ranten Oe. Dingelstedt auf dessen besonderen Wunsch über sandte, theilte er demselben zugleich die Absicht mit, zunächst den „Sturm" zu gleichem Zwecke bearbeiten zu wollen. Wäh rend des hierauf erfolgenden mehrjährigen Aufenthalts Pabst's in Berlin unterblieb die Ausführung und wurde von ihm erst 1856 hier wieder ausgenommen, nachdem kurz zuvor, am 28. November 1855, Dingelstedt mit einer inzwischen von ihm selbst vorbereiteten Bearbeitung des „Sturm" am Münchener Hof theater hervorgetreten. Lediglich auf Dingelstedt'S späteres schrift liches Ersuchen, die auf den deutschen Theatern wünschenswerthe Einheit derartiger Bearbeitungen fördern zu wollen, trat vr. Pabst von seinem Unternehmen zu Gunsten der Dingelstedt- schm Bearbeitung zurück, die denn nun auch, wie im Wachen- Repertoire bereits angezeigt worden, Anfang Februar hier in Scene gehen soll. Dasjenige Stück von Shakespeare, welches zuletzt, wie an verschiedenen anderen Theatern, so auch in Wei mar in vr. Pabst's Bearbeitung wiederholt aufgeführt worden und zur Verwechslung in unserer gestrigen Nummer Anlaß ge geben haben dürste, ist das Lustspiel „Wie es euch gefällt." — Graf Hohenthal, früher Gesandter in Berlin, jetzt Mitglied der Ersten Kammer, hat sich wiederholt das Verdienst erworben, durch seine Redm in der Kammer Klarheit in die Lage unseres Vaterlandes zu l ringen. Das Gleiche geschah gestern bei Gelegenheit des Antrags re» Direktoriums der Er sten Kammer auf Vertagung des Landtags bis zum 1. Novbr. Derselbe richtete nämlich an dm Minister des Innern die An stage, ob die Verfassung des norddeutschen Bundes dem sächsi schen Landtage zm Genehmigung vorgelegt werde? Wichtig sei aber vor Allem die Frage, zu welchem Zeitpunkte diese Zu stimmung des Landtags erfolge, ob vor der Unterzeichnung durch den sächsischen Bevollmächtigten, oder doch vor der Ra tification durch den König, oder nach derselben. Er erkläre i« Voraus, daß die jetzt in Berlin vereinbarte Verfassung nichts enthielt«, was mit d«r Würde der Krone und den Interessen Sachsen» unvereinbar wäre. Auch der Landtag würde di« darin enthaltenen Opfer bringen; ecker eS sei zu berücksichtigen, daß die jetzt von dm Negierungen vereinbarte Verfassung noch zwei Stadien zu durchlaufen habe, die Berathung im Parla mente und im preußischen Abgeordnetenhaus. Er hoffe zwar, daß bei diesen Äerathungen, die sich im Abgeordnetenhaus leicht »u einer Revision gestalten könne, eine Verfassung herauskom men werde, di- für Sachsen annehmbar sei. Es sei die Auf gab«!, einm Bundesstaat herzustellen. Was darüber hinausgeht, ist von Uebel, das hat Graf Bismarck selbst anerkannt. Er, der Redner, könne ?S sich nicht denken, daß aus dm Baath« rrngen des Parlaments und des Berliner Abgeordnetenhauses eine Verfassung hervorgehe, die es unternehmen werde, einem Regenten, der ein« Krone trägt, die Stelle eines erblichen Ober« Präsidenten anweism zu wollen. Eine Verkürzung des sürst« lichen Ansehens in Sachsen würde uyr eine Verkürzung der monarchischen Autorität in Deutschland sein. Er könne sich nicht denken, daß man ein Königreich zu einer Provinz herab, drücken wolle, ein Land, das «ine vom Schicksal zwar nicht begünstigte, aber ruhmreich« Geschichte habe, än Land, das dm letzten Jahren Proben einer Lebensfähigkeit geboten habe, wie sie mit Ausnahme des großen, mächtigen Gegners kein zweites deutsches Land lieferte, wo alle Stünde und Berufs in der letzten schweren Zeit, von der Landes-Eommission bis zum letzte» SenSdarmen herab, in patriotischem Pflichteifer gewett» eisint haben. Ls kann uns nicht das „km, Suoslas l" zuge« rufen werden. Es ist i« Gegenteil eia Gebot des Rechtes und der Pelitik, einm suchen Organismus, wi« ihn Sachsen bietet, für Deutschland zu verwerten. Dann werden wir freudige Bundesgenossen werden und mehr leisten, als vielleicht in jetzige, Lag« de» Fall ist. Jndessm, diese Hoff nungen können auch zu Schanden werden. Ss ist nicht un möglich, daß die preuß. Regierung und mit ihr di« übrigm Regierungen durch das Parlament in die Bahn des EinheiiS- staateS gedrängt werden. Es wäre nun eine Verletzung gegen Preuße», die ihm gerade ganz fern läge, wenn er annehmen wollte, daß Preußen für Zwecke, die ihm vielleicht erwünscht wärm, die es aber nicht offen nennte, Sachsen vergewaltigen wolle. Wir müssen also unser Recht wahren. Damit ochsr unsere Entscheidung wirksam sei; muH sie zur rechnen Zeit ge troffen werden und daS ist de» Zweck sein« Anfrage, ob die Regierung die norddeutsche Lunder-Acte dem Landtage ver legen wolle. In dieser Anfrage liegt nicht ein Atom von Mißtraum gegen unser Ministerium, aber Vorsicht sei hier ge boten. Wir fitzen, schloß der Redner seine vom edelsten Pa triotismus beseelten Worte, wir sitzen hier nicht um die Richte des Landes zu vergeben, sondern um sie zu wahren. Müssen wir Rechte des Landes unter dem Drucke einer weltgeschicht lichen Katastrophe niederlegm auf dem Altäre des neuen Vaterlandes, so soll iS geschehen in unbefangener Erwä gung, in freier Prüfung! — Lauter Verfall folgte diesen Worten. StaatSminister von Nostitz-Wallwitz gab die erbe tene Antwort dahin ab, daß, nachdem di« preußische Negie rung im Berliner Abgeordnetenhaus« versichert habe, daß die aus den Berathungen des Parlamentes hervorgehende Ver fassung nicht in'S Leben tretm werde ohne sie vorher den preußischen Kammern vorzulegen, die sächs. Negierung dasselbe Neckt für die sächs. Kammern in Anspruch nehmen werde. Die einzige Erklärung, die er mit voller Bestimmtheit abgeben könne sei die, daß die serielle Form, in welcher in Zukunst die Bundesverfassung in dm einzelnen Ländern zur Einführung gelangen werde, jetzt in Berlin verhandelt werde. Das ändert aber nichts daran, daß die Regierung mit alle Bestimmtheit an dem Rechte de» Landes festhält. Graf Hohenthal ist hier durch befriedigt, die Kammer genehmigt die Vertagung bis zum 1. November, wobei man sich vorbrhält, einen außerordent lichen Landtag behufs Genehmigung der norddeutschen Bundes- acte einzuberufen und erledigte das Militärpensionsgesetz. — Hinsichtlich de» mit der Zeit erfolgenden Baues auf der jetzigen Brandstelle auf der Breitestraße scheint man doch auf Errichtung eines großm ConcertsaaleS Bedacht zu nehmen. Wie wir hören, werden jetzt von Seiten Kunstverständige« Pläne und Zeichnungen angefertigt, um später einer Prüfung unterworfen zu werden. Gewiß wird von Tausenden der Hoff nung Raum gegeben, den Bau genannter Art in Erfüllung gehen zu sehen, zumal sich der Mangel eine» großen Concert- saales in Drei den immer fühlbarer macht. — In der Reihe der diesjährigen Maskenbälle wird be sonder« auch der der Gesellschaft Amicitia I. im Saale der Tonhalle, morgen, Mittwoch den 30. Januar, glänzend her vorragen, indem daselbst zwei Musikchvre actio sein werden.— Der Maskenball der Gesellschaft TheSpis wird nächsten Montag; den 4. Februar, in Brauns Hotel obgehalten, während das Bürger-Casino zu Neustadt-DreSdm seinen diesjährigen Mas kenball in MeinholdS Saal am 3. März mit dem üblichen Aplomb vom Stapel laufen läßt. — Au» eine» Wirtschaft in der Wilsdruffer Vorstadt wurde vorgestern Abend ein Mann auf den Hof hinaus ge drängt, der dort hinstürzte und scheinbar bewußtlos liegen blieb. Die getroffen« Vorsicht, wornach ein Eiechkorb bestellt wurde, erwies sich aber als überflüssig, indem bei dessen Eintreffen der Mann bereit» wieder aufgestanden und außer aller Gefahr war. — Vorgestern wurde in der Zschokner Privatwaldung der Leichnam eine« unbekannten, in den 50er Jahrm stehenden Mannes erhängt aufgefunden, der mindestens 5 bis 6 Wochen gehangen hatte und so weit in Fäulniß übergegangen war, daß er an Ort und Stelle begraben werden mußte. — ckt. Was Lust und Liebe zur Sache, Fleiß, Ausdauer und weise Beschränkung auf das bei bescheidenen Mitteln und Kräften Ausführbare vermögen, das zeigte in erfreulicher Weise die Aufführung, mit welcher vorigen Sonntag der hiesige Ehoim gesangverein „Siona" sein Stiftungsfest feierte. Unter Sex wackern Leitung d«S damaligen Dirigenten, Herrn Lehr« Groß, kam ein glücklich gewählte» Programm zm wohlgelungenen Aus führung; insbesondere wird es außer dem Referenten gewiß noch vielen andern eingeladenm Zuhörern erwünscht gewesen sein, neben mehreren anderen gediegenen Compositionen auch einmal wieder den „Ostermorgen" von Tiedge und Neukomm i« Zusammenhang« auf so befriedigende Weise zu hören. -r- Am 17. d. M. Abends wurde in der BraunkohlM- grube zu Naundorf bei Grimma der Lohlenarbeiter Lhiemtzr aus Fröstchen beim Abräumen von einem unvermuthet heruNltW gebrochenen Stück Kies getroffen und über eine Radekan« ge drückt. Hierbei erlitt derselbe eine schwere UntaleibSqurtschunA und einen Bruch des Oberarmes. Jetzt ist Aussicht Vorhand«, daß der ganz arme Thiemer seinen fünf kleinen Kindern er halten bleibt. — In Dorfchcmrntz sind in der Nacht des 24. ß. Mt dem Gutsbesitzer Hickel Scheune, Auszugs- und Wohnhaus ia Asche gelegt worden. — Am 24. d. M. ist auf königlichem Lausitze« Forstrevier bei Königebrück ein wildes Schwein (ein Keiler, 117 Pfund wiegend) erlegt worden, welches 9 Jahre in hiesiger Gegend sich aufgehalten hat und für kugelfest gehalten wurde, weil so mancher Schuß auf dasselbe abgeschoffer' ward, ohne e» za tödten. Herr Gastwirth Pausier zu Stadt Bautzen in Neu stadt hat das Thier gekauft. — In Bezug auf den Neustadt» Turnverein ist berich tigend zu bemerken, daß die Zahl der Mitglieder am Schluß des Jahres 1865 nicht 912 betrug (die» ist vielmehr di, Ge» sammtzahl Derjenigen, welche an den verschiedenen vom Barm veranstalteten Turncursen Theil nahmen-, sondern nur 448; am Schluß de» Jahres .1866 belief sie sich nicht auf 4S0, sondern auf 294. Ferner hält der zweite Zug der Turner- Feuerwehr nicht bi» Ende März diese» Jahres seine Nachtwache» in der Tonhalle, sondern hat sie bis Ende März vorigen Jah res in der Neustädte» Turnhalle abgehalten, seitdem befindet sich die Nachtwache dieses Zuge Louisenstraße 65. — Ein, der Wanderversammlungrn des hiesigen Eonsum- vereinS wurde am Sonnabend im Colosseum abgchalten. Die selbe war zahlreich besucht,' das Unternehmen fand auch unter den Anwesenden allgemeine Anerkennung. Der Verein ist seit Beginn dieses Jahres um circa 2S0 Mitglieder gewachsen, so daß die Zahl derselben ziemlich 400 beträgt und ist vorauSzu» sehen, daß bei diesem Wachkthum die Zahl 1000 in kurzer Zeit überschritten sein wird. Besonders findet daS Lagersystem, wo bei der Verein direct als Vermittler zwischen Producenten und Consumenten auftritt, lebhaften Beifall und ist der Umsatz in dieser kurzen Zeit nicht unbedeutend gewesen. Ja nächster Zeit werden auch in der See-, Pirnaische» und Oppelvorstadt Ver sammlungen abgehalten werben, um den Bewohnern dieser Stadt» theile Gelegenheit zu geben, sich mit dieser gemeinnützigen Sache näher bekannt zu machen. — Ter langjährige Theatsrarzt, Herr vr. weck. Noack seo, ist in den letzten Tagen als solcher in den wohlverdienten Ruhe stand getreten. Die Functionen eines Theaterarztes sind seinem Sohne, einem jungen, tüchtigen Arzte übertragen worden. — Am Sonnabend Abend gegen 8 Uhr beabsichtigte ein noch an Krücken gehender verwundeter sächsischer Soldat an der Infanterie »Kaserne in Neustadt von der Straße nach der Allee hinüber zu gehen und flür tr dabei über die an letzterer befind lichen Ketten. Einige vorübergehende mitleidsvolle Herren lei steten ihm Beistand, trugen ihn in eine vorüberfahrende Droschke und brachten ihn in seine in der Oppelvorstadt gelegene Wohnung. — Riesa, 27. Januar. In dm Wahlangelegenheiten für das norddeutsche Parlament fand heute eine von Stadt und Land sehr zahlreich besuchte Volksversammlung statt, bet da Herr Bürgermeister Steger den Vorsitz übernahm und die zu dem Ergebniß führte, daß von circa 400 Stimmen 20 für Herrn von Zehmen, die übrigen für Herrn vr.Nentzsch aus Dresden ab gegeben wurdm. Am 27. Januar Mittag« 1 Uhr ist das Elbeis in Lritmeritz gebrochen und befand sich in vollem Gange bet ein« Wafferhöhe von 6 Fuß. Für Dresden ist vorläufig kein« Ge fahr zu erwartm. Der Eisstand auf da Elbe hat sich bisher von HerrnLkretschen bis gegen Leitmeritz erstreckt, ohne daß irgend wo eine tragbare Eisbahn über die Elbe vorhanden gewesen za sein scheint. — Ein Telegramm au» Prag vom 28. Januar Nachmittags 2 Uhr sagt: „Wasserstand da Moldau in Bud- weis 3 Fuß 7 Zoll über Normale, in Prag 2 Fuß 11 Zoll über Normale, Eisgang. Elbe bei Pardubitz gefroren. Die Watawa in Pisek 3 Fuß über Normale, Eisgang. Im Böh merwald viel Schnees Hiernach darf immerhin hia auf