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238 dringlichen Urwald geführt, wir würden uns vergeblich nach den Kunst straßen, Kanälen und Eisenbahnen umsehen, die jetzt in allen Richtungen das Land durchschneiden. Ein Leben, das aus einer ununterbrochenen Reihe von Mühselig keiten und Gefahren besteht, muß nothwendig in eben dem Maße, als es den Körper kräftigt und stählt, auch die geistige Kraft deS Menschen vermehren und Charaktere von unbeugsamer Festigkeit hervorbringen. So finden wir denn unter de» Hinterwäldlern, wie man jene Ansied ler nennt, Männer von eisernem Willen und unermüdlicher Thatkraft, die mit den verweichlichten Europäern, von denen sie abstammen, nichts als die Hautfarbe gemein haben. Aber auch unter den Frauen giebt es hier Charaktere von einer Festigkeit und einem Muth, wie sie sich wohl in keinem anderen Lande der Welt finden. Mit zweien derselben, die durch ihre seltsamen Schicksale vor einiger Zeit die all gemeine Aufmerksamkeit erregt haben, wollen wir unsere Leser in dem Folgenden bekannt machen. Fanny Moore hatte als ein Mädchen von fünfzehn Jahren einen Jäger geheirathet, der doppelt so alt, aber eben so arm war, Ivie sie. Ihre Habe bestand nämlich aus einer Kuh und einigem halbzerbroche nen Hausgeräth, während ein kleines Pferd, ein großer Wolfshund und eine lange Büchse das ganze Besihthum ihres Mannes ausmachte. So wenig dies auch war, so reichte es doch hin, um beiden einen sorgenfreien Unterhalt zu verschaffen, denn die Wälder des Staates Missouri waren damals noch so reich an Wild, daß sich ein geschickter Jäger ohne alle Blühe das zur Ernährung einer Familie nöthige Fleisch verschaffen und für die Felle der erlegten Thiere die übrigen Bedürf nisse eintauschen konnte. So lebte denn die Familie, aus dem Vater, der Blutter und sechs Kindern bestehend, heiter und zufrieden, als plötzlich der Tod des VaterS diesem glücklichen Zustand ein Ende machte. Fanny Moore