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Amtsölat 1 der Amtshauptmannschaftcn Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bantzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgistvalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostritz, des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichcn der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels ¬ und HZ e w e r b e k a ur »n e r zu Zittau. Verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bis 11 und von 3 bis 4 Uhr). — Fernsprechanschluß Nr. 51. Die Bautzener Nachrichten erlcheinen, mit Ausnahme der Sonn* und Festtage, täglich abends. Preis des vierteljährlichen Abonnements 3 Jnsertlonßgebühr kür den Raum einer Petit* Spaltzeile gewöhnlichen Satzes 12'/, in geeigneten Fällen unter Gewährung von Rabatt; Ziffern-, Tabellen- und anderer fchwieriger Satz entsprechend teurer. Nachweisgebühr für jede Anzeige und Insertion 20 Pfg., für briefliche Auskunftoerteitung w Pfg. (und Porto». Bis früh 9 Uhr eingehende Inserate finden in dem abends erscheinenden Blatte Aufnahme. Inserate nehmen die E^pebittou und tue Annonrenbureaus au, desgleichen die sperren Ataide m Löbau, Claus; in Weitzenberg, Lippitsch in Schirgiswalde, Gustav Kröling in Bernstadt, Buhr in Königshain bei Ostri^ Reutzner in Ober-CunnerSdorf und von Lindenau in Pulsnitz Kr. 230. Mittwoch, den 2. Oktober, abeud«. 1895. Oeffentliche Versammlungen. Die unterzeichnete Amtshauptmannschaft nimmt Veranlassung, Folgendes einzuschürfen und bezw. an zuordnen: Die Zusanimenberufung von Versammlungen, in welchen öffentliche Angelegenheiten erörtert werden sollen, ist, selbst wenn sie öffentlich erfolgt, wenigstens 24 Stunden vor dem Zusammentritte der Ver sammlung mit Angabe der Zeit, des Orts und Zwecks derselben der Polizeibehörde des Versammlungsortes schriftlich anzuzcigen. Unter den Einberusern muh sich mindestens ein Gememdemitglied desjenigen Ortes befinden, in dessen Äemeindebezirk die Versammlung gehalten werden soll. Als Polizeibehörde im obigen Sinne gilt: 1. wenn die Versammlung in einer Stadt mit revidirter Stadie-Ordnung abgehalten wird, der Stadirath, 2. wenn der Versammlungsort außerhalb einer Stadt mit revidirter Städte-Ordnung liegt, o) bei Abhaltung von Wahlversammlungen die örtliche Polizeibehörde (Bürgermeister, Gemeinde vorstand, Gutsvorsteher), d) bei allen anderen Versammlungen die Amtshauptmannschast. Wahlversammlungen sind also nicht bei der Amtohauptmannschafl, sondern bei dem bctr. Bürger meister, Gemeindcvorstand oder Gutsvorstchcr anzumcldcn. Die Vorsteher der OrtSPolizeibehörden haben bei ihnen ordnungsmäßig erstattete Anzeigen über Wahl versammlungen nach Ausstellung von Anmeldebescheinigung unverzüglich an die Amtshauptmannjchaft weiterzugeben. Dieselben werden hiermit noch angewiesen, jede innerhalb ihres amtlichen Wirkungsbereiches statt findende, mit öffentlichen Angelegenheiten sich befassende Versammlung unerwartet besonderen Auftrages Polizeilich zu überwachen. Die Abhaltung nicht oder nicht vorschriftsgemäß angemeldeter Versammlungen ist zu verhindern. Löbau, am 1. Oktober 1895. Königliche Amtshauptmamlschaft. von CrauShaar. I. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Maurerpoliers und Handelsmanns Johann Traugott Hentsch in Bautzen ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Verlheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschluß fassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin aus den 3V. Oktober 1895, Mittags 12 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Bautzen, den 1. Oktober 1895. Sekretär Trupcl, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Berichtigung. Die in No. 228 dieses Blattes abgedruckte Bekanntmachung vom 24. September dieses Jahres, Wahl bezirke betr., bedars insofern der Berichtigung, als der beim 47. Bezirke genannte Wahlvorsteher Holnik und die Stellvertreter im 2., 4l., 42. und 93. Bezirke, nämlich Noack in Rabitz, Korluß in Kleindubrau, Löhnert in Kleinseitschen und Müller in Temritz nicht — wie gedruckt — Gemeindeälteste, sondern Gemeindevorstände sind; auch heißt der Stellvertreter des Wahlvorstehers im 1. Bezirke Sohland a. d. Spr. nicht — wie ge druckt ist — Häms, sondern Däms. Die Weltreiche der Vergangenheit, Gegenwatt und Zukunft. Die Weltreiche gehören zu den merkwürdigsten Erschein ungen der Geschichte. Ihre eigentliche Zeit, in der sie auch eine in kultureller Beziehung wichtige Mission zu erfüllen hatten, ist das Altertum. Aber durch gewaltige Katastrophen der neuen Geschichte und drohende Wetterwolken am po- Mischen Horizonte werden wir daran erinnert, daß diese weltgeschichtliche Erscheinung noch nicht auf ihre Daseins- berechtigung verzichtet hat, wenn sie auch jetzt fast nur die traurige Aufgabe eines furchtbaren Völkergerichtes, gleich, sam eines vorlaufenden Weltgerichtes haben kann. Ein Weltreich würde an sich dem Wortlaut nach die Bedeut ung eines alle Welt, d. h. alle Völker der Erde umspannen den Reiches haben. Ein solches ist natürlich nicht möglich und darum auch niemals in Wirklichkeit vorhanden ge wesen. Wohl aber hat es Reiche gegeben, die nach und uach eine ganze Reihe von Staaten und Völkern ver schlangen, Reiche, die fast die ganze damals bekannte Welt beherrschten, und eigentlich keine Grenzen, kein Ge- biet, das sie nicht zur geeigneten Stunde sür sich in An spruch zu nehmen gedachten, anerkannten. Bekannt find die großen astatischen Weltreiche Assyrien, Babylonien, Persien, denen eine Zeit lang auch Aegypten Konkurrenz zu machen suchte. Ein Weltreich hat das andere abgelöft. Wenn ein solcher Riesenstaat auf dem Gipfel seiner Macht und Ausdehnung angekommen war, so zeigte sich auch bald der innere und äußere Verfall. Man mußte inne werden, daß der Koloß nur auf thönernen Füßen stand. Ein an deres, bisher vielleicht unter scheinbarer Abhängigkeit stehen- des Volk, von einem thatkräftigen Eroberer geführt, stürzte die bisherige Weltmonarchie, um eine neue zu gründen; und so wanderte das Scepter des Weltreichs von einem Volke zum andern. Asien war das ursprüngliche Gebiet der Weltreiche. Aber mit Alexander dem Großen von Makedonien, der freilich ein nur ganz kurzlebiges Weltreich gründete, geht dies Bestreben zur Herstellung eines solchen auf Europa über. Die dauernde Frucht desselben war die Verbreitung griechischer Kultur über einen großen Teil AfienS und Afrikas. Das merkwürdigste, großartigste und auch wohl am längsten währende Weltreich ist doch das römische gewesen. Es ist um so merkwürdiger, als sein Ausgangspunkt nicht eine Monarchie, sondern eine republikanisch verfaßte Etadtgemeinde war. Am griechisch, makedonischen und am römischen Weltreich können wir am deutlichsten die providentielle Bestimmung jener antiken Weltreiche erkennen. Sie bildeten die Grundlage für den freilich noch in engeren Grenzen sich bewegenden Welt« verkehr und für die Entstehung einer W e lt k u lt u r. Ohne diese beiden Weltreiche wäre der rasche Sieg des Christentums nicht möglich gewesen. DaS römische Welt- reich hat seine Nachwirkung gehabt in der Wiederbelebung des römischen Kaisertums durch Karl den Großen, und hat fie noch jetzt in dem römischen Papsttum, das gerade nach Vernichtung des Kirchenstaates — wie Crispi ganz mit Recht ausführt — erst recht als allmächtige theokrattsche Weltmonarchie die katholische Welt beherrscht, und auch den konfessionell gemischten Staaten, z. B. dem Deutschen Reiche, seine Macht recht fühlbar zeigt. Wir Protestanten iköanrn natürlich in dieser geistlichen Weltmonarchie keine segensreiche Institution erblicken, und auch das Urteil mancher katholischen StatSmänner wird ähnlich lauten. Zm Interesse des Weltfriedens aber müssen wir vollends dringend wünschen, daß wir wenigstens von staatlichen oder nationalen Weltreichsgelüsten verschont blieben! Dieser Wunsch ist faktisch wohl begründet. Denn aus der- gleichen wirklich vorhandenen Gelüsten kann plötzlich ein- mal ein Weltkrieg hervorbrech.-n, so groß und schrecklich, wie die ganze bisherige Weltgeschichte noch keinen aufge- zeigt hat. Wir Deutsche haben keine solche Gelüste. Das haben wir und unsere Fürsten seit 25 Jahren deutlich be wiesen. Um so mehr leiden die Franzosen daran, deren Chauvinismus eigentlich darin seinen Grund hat, daß Frank- reich nicht mehr „an der Spitze der Civilisation marschieren" und wenigstens den europäischen Kontingent regieren kann. Was es mit einem französischen Weltreich auf sich hat, haben die europäischen Völker, Deutsche, Holländer, Italiener, Spanier rc. zur Zeit Napoleons I. gründlich erfahren. Gott schütze uns vor der Wiederkehr solcher Zeiten. Die nächste Gefahr dazu droht auch von einer anderen Seite. Rußland ist daran, sich zu einem zwei Weltteile beherr schenden Weltreich za gestalten. Zunächst find ja seine Blicke jetzt auf Asien gerichtet, und hier könnte plötzlich einmal ein Weltkrieg entstehen zwischen Rußland und Frank- reich einerseits und England andererseits. Letzteres ist als Kolonialmacht im gewissen Sinne das umfassendste Weltreich, das jemals existiert hat. In allen Weltteilen hat es festen Fuß gefaßt, und glaubt gewissermaßen ein göttliches Privilegium zu haben, von den außereuropäischen Kolonialländern sich soviel anzueignen, als ihm nur irgend beliebt — unter Mißachtung der Rechte auch der befreun detsten Nationen. Das könnte uns Deutsche veranlassen, bei dem Ausbruch des eben bezeichneten kolonialen Welt- krieges mit untergeschlagenen Armen zuzuschauen und allen falls unseren oft unfreundlichen Vettern eine kleine Schlappe zu gönnen. Aber wir müssen uns — als Germanen und als Protestanten — doch aussprechen, welchen furchtbaren Rückschlag in der christlichen Kulturentwickelung es geben würde, wenn z. B. Englands Macht in Ostindien zerstört, und Rußland — mit seinem Vasallen Frankreich — alleiniger Herr in Asien würde. UebrigenS brodelt es doch auch in dem europäischen Hexenkessel im Balkan und dem slavischen Orient. — Wenn eS Rußland beliebt, kann es das Feuer unter diesem Kessel schnell ansachen — und dann ist auch ein europäischer Weltkrieg nicht unwahrscheinlich. Ein Sieg Rußlands und des mit ihm verbündeten Frankreichs würde nicht nur das Deutsche Reich, sondern die europäische Kulturwelt mit dem Untergang bedrohen. Denn wie Ruß land civilistert, das zu beobachten hat man schon jetzt ge nügende Gelegenheit, z B. in seinen Ostseeprooinzen. Gott schütze uns vor einem solchen Weltreiche der Zukunft! 6. L. Neueste Telegraphische Korrespondenz. Wie«, 1. Oktober, abends. Der bisherige Vorsitzende des Ministerrates, Minister des Innern Graf Kiel manns egg, welcher wieder seinen Posten als Statthalter von Niederüsterreich übernimmt, verabschiedete sich heute von den Beamtenkörpern beider Ministerien. Brüssel, 1. Oktober, abends. Die Regierung des un- abhängigen Kongostaates dementiert das Gerücht, daß fie eine Anleihe abzuschließen beabsichtige. Parts, 1. Oktober, abends. In dem heute nachmittag abgehaltenen Ministerrate teilte der Ministerpräsident Ribot mit, Präsident Faure werde an der Beerdigung Pasteur» teilnehmen. Der Krieg-mintster General Zur- Dresdner 4 z Etadt-Anl. do. 3» Anleihe von 1855 99.50 G Sj S Lausitzer Pfandbriefe 103,50 G 103 G 103 G 101 G do. 3j zAnl. gr. v. 18zt do. 3j z Anl. kl. o. 1M 104,75 G 217» 123,50 » 125» 169,55 B 103,10» 100» 20,35 » Allg. dtsch. Kreditanstalt Sächsische Bank Obcrlausttzer Bank Oesterr. Banknoten Aus.-Tepl. 4? Pc. 1880 Galtz. K.-S.-B. 4z Pr. 8ondon3 Monat do. 3j z Landrentenbriese do. 4 z LandeSkulturrtsch. 104,75 G linden teilte ein Telegramm aus Majunga vom 27. September mit, nach welchem der Gesundheitszustand in Majunga sich gebessert hat. In den Hospitälern der Stadt liegen 1300 Europäer und 400 Kabylen. In einem Tele- gramme vom 29. September wird mitgeteilt, daß die auf Antananarivo marschierende Kolonne aus ungefähr5000 Mrnn mit 2 Batterien besteht und mit Lebensmitteln für 22 Tage versehen ist Havann«, 1. Oktober, abds. Im Distrikte Santo Espiritu fand ein ernster Zusammenstoß zwischen 700 Mann spanischer Truppen und 2000 Aufständischen statt. Letztere flohen unter Zurücklassung von 40 Toten und zahlreichen Verwundeten, worunter mehrere Anführer. Die Spanier hatten 14 Verwundete. New-Uork, 30. Septbr., abds. (Schluß-Kurse.) Anfangs und Schluß lustlos. Geld für Regierungsbonds, Prozentsatz 1V„ do. für andere Sicherheiten do. 2. Wechsel aus London (60 Tage) 4,87'/,- Cable Transfers 4,88'/«. Wechsel aus Paris (60 Tage) 5,18V«, do. auf Berlin (60 Tage) 95'/». Atchtson Topeka und Santa Fö-Aktien 22'/« Canadian Pacific-Aktien 61'/,. Central Pacific - Aktien 19 Chicago Milwaukee und St. Paul-Aktien 76 exkl. Denver und Rio Grande Pceserred 53. Illinois Central-Aktien 100'/,. Lake Shore Shares 100. LouiSoille und Nashville-Aktien 63'/,. New-sgork Lake Erie ShareS 12'/,. New-Bork Central-Bahn 101'/,. Northern Pacific Preferred 18'/,. Norfolk and Weltern Preferred 14'/« Philadelphia and Reading 5"/g I Inc. BdS. 40'/« Union Pacific- Aktien 14'/,. Siloer, Commercial Bar» 66'/,. Tendenz für Geld: leicht — Warenbertcht. Baumwolle-PretS in New-Bork 9'/,, do. do. in New-OrleanS 8'/«. Petroleum Stand, white in New-Bork 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. Pipeline Certificatcs pr. Juli 125 nom., Schmalz Western stea» 6,27'/,, do. Rohe und Brothers 6,55 Mais Tendenz: stetig, do. pr. September —, do. pr. Oktober 37>/„ do. pr. Dezember 38. Weizen Tendenz: fest Roter Winterweizen 68'„ Weizen pr. Septbr. —, do. pr. Oktbr. 67'/«, do. pr. Dezbr. 69'/,, do. pr. Mai 72'/,- Getretdefracht nach Liverpool 2^/,. Kaffee fall Rio Nr. 7 16, do. Rio Nr. 7 pr. Oktober 15.60, do. do. pr. Dezember 15,25. Mehl, Svrtng-Wheat clears 2,70. Zucker 3^/„ Kupfer 12,15. ' Leipziger Börse, 2. Oktbr. (Tel.) Köntgl. jächs. 3« Rente 99,60 G Deutsche« Reich. Neusalza, 1. Oktober. (Oberl. VolkSztg.) Gestern beehrten der Herr Kcelshauptmarm oon Bosse in Be gleitung des Herrn Amtshauptmrnn von CrauShaar mit ihrem Besuche verschiedene hiesige und Spremberger Fabrik-Etablissements. Mittags mit dem Zuge 11 Uhr 54 Min. von Bautzen hier eintreffend, wurde der Herr Kreishauptmann durch Herrn Amtshauptmann von CrauS haar am hiesigen Bahnhof begrüßt und sofort nach dem Syenit und Granitwerk des Henn Hermann Brendler geleitet. Nach ca. '/rindigem Aufenthalte fuhren sodann die Herren nach der mechanischen Weberei und Rotgarn färberei der Firma C. C. Förster. Gegen 2 Uhr sand bei Herrn Rittergutsbesitzer Hauptmann von Criegern auf Spremberg Tafel statt, zu welcher verschiedene Einladungen ergangen waren. Nach Tisch wurde noch die chemische Bleiche des Herrn Moritz Brendler in Neuspremberg, die Knopf-Fabrik des Herrn Oswald Geller und die Seifen« Fabrik des Herrn Hermann Geller (in Firma Otto Geller) in Neusalza besichtigt. Dresden. Se. Majestät der König hat die erledigte Oberforstmeisterstelle im Forstbeztrke Zschopau de« fett-