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-ertliches und SSchfisches. Utadtvevordneten. Sitzung. Die gestrige 1. (3871.) öffentliche Sitzung der Stadt verordneten erüffnete der bisherige Vorsteher Oberjusttz- rat Dr. Stöckel 7t/L Uhr mit einem Glückwunsch an bat» Kollegium: er wünsche, daß das neue Jahr den Frieden bringen möge, aber einen ehrenvollen. Hinter diesem Wunsche träten alle anderen Wünsche zurück. (Zustimmung.) Der Redner schlug vor. die Wahle«. abweichend von der Geschäftsordnung, durch Zuruf vor nehmen zu lasten. Einmütig stimmte man dem zu und wählte Oberjustizrat Dr. Stöckel zum Borsteher. Geh. Hofrat Dr. Bvael zum 1. Vtzevorsteher und Hosrat Holst zum 2. Btzevvrstcher einstimmig wieder. (Bravo!) Als Schriftführer wurden die St.-B. Schuricht, Gregor, Wetzlich 1 und Nitzsche idieser au Stelle des zum Stadtrat gewählten St.-B. Braune) einstimmig durch Zuruf gewählt. Stellvertreter für die Dauer der Behinderung des St.-V. Wetzlich I ist St.-B. Gärtner. Auch die Mitglieder der vier Ausschüsse wur den nach den gedruckten Vorschlägen einmütig ge wühlt. Der Borst eh er erklärte das Kvllegimn für konstituiert, nachdem er noch den Ersatzmann des St.-V. Braune, Kolporteur Müller, unter Hinweis auf den von ihm geleisteten Bürgcrejd als Stadtverord neten eingewiesen hatte. Hierauf verlas der Vorsteher aus der R e g i st r a n d e ein Handschreiben Sr. Majestät des Königs auf die auS Anlaß des Jahreswechsels au ihn ge richtete Adresse der städtischen Kollegien, das ivir an an derer Stelle der vorliegenden Nummer veröffentlichen. Die Stadtverordneten, einschließlich der Mitglieder der äußersten Linken, hörte» das Schreiben stehend an. An die Verlesung schlossen sich Bravo-Ruse. Die vier Ausschüße konstituierten sich in der bisherigen Zusammensetzung. 716 Nhr war die Sitzung bereits zu Ende. Eine kurze geheime Sitzung schloß sich an^ — Sachsens Weinbau einst und jetzt behandelte am Dienstag Herr Kunstgärtner E. Arendts, Ricdcrlößnitz, in einer stark besuchten Versammlung des Bezirks- Obstbauvereins zu Dresden, die im Saale von Kneists Gastwirtschaft stattfand. Die Versammlung stand unter der Leitung des Herrn Königl. GarteninspcktorS L ü b- ner und nahm zunächst den ausführliche» Jahresbericht des Schriftführers Knörnschild entgegen, aus dem her vorging, daß der Verein trotz der Kriegszeil seine Bestrebun gen bezüglich der Hebung des Obstbaues weiter verfolgt hat. U. a. wurde auch eine neue Bercinsbiblivthek geschaffen, die den Mitgliedern demnächst zugänglich sein wird. Außerdem konnte der Verein im abgelausenen Geschäftsjahre auf ein 40 jähriges Bestehen zurückblicken. Infolge der ernsten Zeit wurde jedoch von einer größeren Feier abgesehen und nur eine engere Fcstversammlung avgchalten. Der Bericht schloß mit den besten Wünschen für das neue Bcreinsjahr. Daran schloß sich eine Besprechung der vorgelcgten Obst sorten. in deren Verlaufe Baumschulenbesitzcr Haubcr den Antrag stellte, beim Landesobstbauvcrcin eine Ncuprüfung des Normal-Obstsortiments anzurcgen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Hierauf ergriff Kunstgärtner C. Arendts das Wort zu seinem Bortrag, den er in eine geschichtliche Abteilung, in eine Besprechung der Ertrags fähigkeit des Weinbaues in Sachsen und in eine Erörterung über die Behandlung der Reben sonst »nd jetzt einteiltc. Er wies darauf hin, daß man in unserer Lößnitz auch jetzt immer noch einen guten Tropfen bekomme, weshalb der Wunsch berechtigt sei: Gott erhalte Sachsens Weinbau. Die ersten geschichtlichen Nachrichten über den Weinbau in Sachsen seien aus dem 18. Jahrhundert vorhanden, obwohl nach der Sage die Sorben und Wenden bereits im s. Jahr hundert in der Löbnitz und in Niedcrponritz Weinberge an gelegt haben sollen. Im 18. und 14. Jahrhundert habe das Meißner Hochstift zahlreiche Weinberge besessen und im Jahre 1847 sei das erste Verzeichnis der sogenannten „Kur berge" erschienen, woran sich 1888 der Erlaß der ersten Weinbergsvrbnung für Sachsen anschlvtz, nach der heute noch in vielen Punkten von den alten Winzern gearbeitet werde. Kurfürst Johann Georg habe besonders die Weinberge der Hoflötznitz erheblich vergrößert und noch heute seien Fami lien aus jener Zeit vorhanden, die damals Weinbau be trieben und die sich auch jetzt noch damit beschäftigen. Im Jahre 1709 bestätigte König Friedrich August die Weinbau gesellschaft in der Lößnitz, von der im Jahre 1812 eine Reb- und Winzcrschule angelegt wurde, und zwar an derselben Stelle, an der jetzt ein gleiches Unternehmen ins Leben ge rufen worden sei. In den Jahren 1800 bis 1818 sei der Weinbau infolge der KriegSzcit und des hiermit verbunde nen Durchzuges der Truppen sehr beeinträchtigt worden und die W.einbaugesellschnft stellte ihre Tätigkeit aus einige Zeit ein. Im Jahre 1828 hielt sie jedoch wieder Versamm lungen im Gasthaus „Zur Weintraube" in der Lößuitz und im Gasthause „Zum weißen Hirsch" bei Loschwitz ab. Ende der siebziger Jahre und Anfang der achtziger Jahre sei dann ein bedauerlicher Rückgang des Weinbaues festgcstellt worden, der sich zwar noch nicht äußerlich zeigte, jedoch von den Fachleuten bemerkt wurde. Am 20. Februar 1883 ssi > r°- nun 17. (»e,r«»er).tzeft erschiene»! Kriegs-Tagebuch der Preis des Heftes 10 Psg. (Zusendung des Heftes durch die Post als Drucksache gegen vorherige Einsendung von 18 Psg-, unter Postnachnahme 85 Psg. einschließlich Porto oder von 1 Mk. 50 Psg. für 10 fortlaufende Monatshefte.) Die Hefte von August 1914 bis Dezember 1915 sind zum Preise von je 10 Pf. in der Hauptgeschäftsstelle unseres Blattes, Marienstraße 38, vorrätig. Selbsteinbinde - Mappen in guter, dauerhafter Aussührung Stück 1 Alk., mit der Post verschickt Stück 1 Mk. 25 Psg. dann die erste Bekanntmachung über die Einschleppung der Reblaus erschienen und kurze Zeit darauf wurde festgestcllt, daß die ganze Lößnitz einen einzigen Reblausherd bildete. Es mußten mehr als 70 000 Stöcke vernichtet werden. Dieser Kampf gegen die Reblaus kostete dem Staate über 16 Mil lion Mark, denn cs wurden damals 1908 Hektar Weinberge vernichtet, womit der altbcrühmte sächsische Weinbau zu Grabe getragen wurde. Trvtzalledem war »och eine kleine Anzahl von Weinbergbesitzcrn vorhanden, die entschlossen waren, den Weinbau nicht untergeben zu lassen. Er persön lich habe nach dieser Richtung hin vielfache Anregung ge geben und er habe auch die Freude gehabt, daß im ver gangenen Jahre eine Verordnung des Ministeriums des Innern erschienen sei, nach der die Bestimmungen über die Bekämpfung der Reblaus ausgchvben wurden und in der die Anpflanzung von widerstandsfähigen Reben als bestes Mittel gegen die Reblaus empfohlen wurde. U. a. habe sich auch Herr AmtShauptmann Geh. Regicrungsrat Tr. von Hübel der Lache in tatkräftigster Weise angenommen und auch der Gemcinderat der Ntederlößnitz habe lebhaft und verdienstvoll für die Wiederbelebung des Weinbaues in der Lößnitz gewirkt. Der Erfolg sei der, daß jetzt bereits viel fach Reuanpslanzungcn durchgesührt und daß eine Neb- schule unter der Leitung des Herrn Weinbaulehrcrs Pseisfer, Meißen, begründet worden sei. Es sei asso Aussicht vor handen, daß der sonst so bedeutende Weinbau Sachsens wieder neu auflebcn werde. Der Redner besprach dann u. a. noch die Ertragsfähigkeit der Lötznitzer Rebe» an der Hand einer alten, heute noch vorhandenen Tafel, die Auf zeichnungen über die Erträgnisse des Weinbaues in der Löß- nttz in einem Zeiträume von 189 Jahren enthält. Die Aus führungen des Redners fanden lebhaften und dankbaren Beifall. — Sparkasscnverkehr in Sachsen im Oktober 1815. Nach den Zusammenstellungen des Königl. Sächsischen Statisti schen LandeSamtes betrugen bei den 381 Sparkassen Sach sens im Monat Oktober 1918 die Einzahlungen in 228 921 Posten 80 948 897 Mk. und die Rückzahlungen in 310 984 Posten 89 808 814 Mk.. darunter in 86 833 Posten 83 200 782 Mk. Rückzahlungen für die 3. Kriegsanleihe. — Als 8. BolksvorstcÜnng im Königlichen Opcrnhausc werden Mvntag, den 24. Januar, Anfang 8 Uhr, die beiden Weihnachtsmärchen „Das Streichholzmädel" von August Enna und „Die Puppenfee" von I. Bauer aufge führt. Weiter findet am Dienstag, den 28. I a n u a r, abends 816 Uhr, ein städtisches Vvlkssinfonic- konzcrt, ansgcführt vom Dresdner Philharmonischen Orchester unter Leitung des Kapellmeisters Florenz Werner im großen Saale des Gewerbehauses, Ostra-Allce, statt. Die Bvrtragsfvlgc lautet: Handn: Sinfonie in G-Dur Nr. 18. Mozart: „Eine kleine Nachtmusik" für Streich orchester, Schumann: Sinfonie Nr. 2 in C-Dur. Der Ein trittspreis zu diesem Konzerte beträgt 80 Psg., Programm mit Erläuterungen, sowie Kleiderablage sind frei. Die Eintrittskarten zu diesen Veranstaltungen werden wie bis her durch den Rat der Stadt (Personalamt) summarisch an Arbeiter- und Berufsvercine abgegeben. An Dienstboten soll ebenfalls wie bisher in der städtischen Krankenkasse für das häusliche und wirtschaftliche Dienstpersonal (An der Kreuzkirchc 18, 2. Obergeschoß) eine Anzahl Karten einzeln abgegeben werden. — Die Einwohnerzahl Dresdens betrug am 1. Oktober 1913 nach dem Fortschreibungsergcbnis 8 78 200. Nach dem Zäblungscrgcbnis am 1. Dezember 1910 hatte Dresden 348 808 Einwohner. — Christbescherung im Zigarrcnabschnitt - Sammel verein. Wie Großes durch die Wertschätzung von Kleinig keiten geschaffen werden kann, bewies die am Mittwoch im Kunst Md Wissenschaft. V Dresdner Theatrr-Gpielpla« für hente. König!. Opernhaus: 4. Stnsoniekonzert, Reihe F. (168): Königl. Schauspielhaus: „Das alte Heim" (168): Residenz-Theater: „Wenn zwei Hochzeit machen" (168): Albert-Theater: „Der Herr Senator" (169): Central. Theater: „Jung muß man sein" (8). -h Gpielplan des Eentral-Tbraters vom l7. bis 24. Januar. Montag bis Sonntag l2-l ): „Jung mutz man sein". Sonntag nach, mittag: „Ein Tag im Paradies". Montag: „Jung mub man sein". h DaS WohliSttgleitskouzert zu Ehren Albert Riemanns, als Borscier zu dessen 8S. Geburtstag, findet heute abend 8 Uhr aus dem Weihen Hirsch (Kurhaussaal) statt. Ihre Mitwirkung haben zugesagt: Eva Plaschke-v. d. Osten, Karl Perron, Fritz Bogelstrom, Theodor Becker, Erhardt Hcydc, Eugen Zabel und Kurt Stricgler. -ff Das Hamburger Thalia-Theater brachte Livn Feucht wangcrs „Julia Farnese", ein ziemlich äußer lich gestaltetes krasses Renaissancedrama, mit einem Achtungserfolg zur Uraufführung. — Von der gleichen Bühne wurde Sudermanns neuestes Werk „Die gut- geschnittene Ecke" zur Aufführung, die Anfang Februar statt- ftnden soll, erworben. s Ei« Gelehrten-Inbiläum. Drei Jahrzehnte sind am 18. Januar vergangen, seitdem Dr. Julius Wahle zu sammen mit Erich Schmidt und als Assistent dieses seines Lehrers aus Wien an das damals von der Großherzogin Sophie begründete Goethe-Archiv in Weimar berufen wurde. Die ganze Entwicklung dieses Institutes hat Wahle also mitgemacht: er allein hat sic vollständig mtterlcbt, denn nur er von Men Mitarbeitern des Archivs war von An fang an dabei. Jedem, der die in dem klassischen Bau auf dem Hügel jenseits der Ilm ruhenden Schätze zu wissen schaftlicher Arbeit benutzt, ist der stille, fetne Gelehrte ein stets hilfsbereiter und zuverlässiger Berater. In den Schriften der Goethe-Gesellschaft hat Wahle 1892 eine Ge schichte des Weimarer HoftheaterS unter Goethes Leitung veröffentlicht, eine ausgezeichnete, abschließende Darstellung von großer Wichtigkeit für die deutsche Theater- und Lite raturgeschichte. Ihm verdanken wir eine kritische Ausgabe der Briefe Goethes an Charlotte v. Stein, sowie (in der Weimarer Goethe-Ausgabe) der Italienischen Reise. Mtt Bernhard Suphan hat er die erste Weimarer Gedichtsamm lung für die Mitglieder der Goethe-Gesellschaft in Fak- fimilc-Wiedcraade heransaegebcn. Nach Richard Maria Werners Tode führte er die Säkular-Ausgabc von Friedrich Hebbels Werken fort. f Militärische Ehrung eines Dichters. Eine seltene An erkennung ist dem Verfasser der kürzlich im Groteschen Verlage erschienenen Kricgserzählung „Und wenn die Welt voll Teufel wär'" zuteil geworden: Otto N odehorst, der als Landsturmmann im vordersten Schützengraben stand, ist vom Armee-Oberkommando eines Armeekorps im Westen zum Berichterstatter ernannt worden. Sein Buch ragt weit aus der Masse der Kriegsliteratur heraus: es ist durchglüht vom heißen Atem des Krieges und ganz erfüllt von der Seele des ntedersächsischen Volkes. Rodchorst. der erst 28 Jahre alt ist, stammt aus der Lüneburger Heide, war sechs Jahre lang im deutschen Schuldienst in Rumä nien und ist seit 1913 am Realgymnasium zu Nienburg an der Weser angestellt. Weite Reisen führten ihn durch große Teile Rußlands und der Türkei, durch die Mittel meerländer. die Schweiz, Frankreich und Oesterreich- Ungarn. -f Die Kirchen von Wilna. Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, hat ans seinen Reisen in die Lazarette, die unter sächsischer Leitung stehen oder in denen sächsische Truppen verpflegt werden, seine kunstwissenschaftlichen Be strebungen nicht außer acht gelassen. In einem Aufsatz, der in der Monatsschrift „Hochland" unter dem Titel: „Ein Besuch in Wilna" veröffentlicht worden ist, bespricht er die Ergebniste seiner Anwesenheit im Oktober 1916. Prinz Johann Georg ist vollen Lobes über die landschaftlichen wie baulichen Schönheiten der Stadt. Er besuchte dort zehn katholische und sieben russische Kirchen, die er ein gehend schildert. Namentlich interessierte ihn eine Kirchen- gruvpe, die in höchst malerischer Anordnung um die gotische St. Anna-Kirche sich ausbaut. Diese erinnert den Prinzen an bte gotischen Kirchen in Ost- und Westprcußen z. B. an den Dom zu Fraucnbnrg. Die Wirkung der barocken Altäre in dem einschiffigen Raum wird besonders hervorgehobeu. Der Pfarrer teilte mit. daß diese Altäre nach dem Kriege entfernt werden sollten. Der Prinz er klärte dies für unbegreiflich, daß die alten, schönen Altäre durch modern« Fabrikware ersetzt werden sollen, da ähnlich Schönes schwerlich wieder geschaffen werden würde. Der Pfarrer wurde «etwas betreten". „Ob ich ihn überzeugt habe," fährt der Prinz fort, „bezweifle ich sehr. Ich möchte alle Freunde echter Denkmalpflege ans die Sache auf merksam machen." — Da der Prinz die spätbyzantinischc Kunst zum Sondergebict seiner Forschungen gemacht hat. zog ihn der Besuch der russische» Kirchen an. die ja eine. Gewerbehause stattgesundene Ehr ist b eiche ru n g oe» Zigarrenabschnitt - Sammelvrreins, der bereits seit 1877, Wohltätigkeit übt. Die schlichte Feier, bei der 40 Kindern noch nachträglich eine Weihnachtsfreube bereitet wurde, war sehr zahlreich besucht. Nachdem die vom Allgemeinen Musikcrverei» gestellte Kvnzertkapelle den Abend erüssner hatte, hielt der Beretnsvvi sitzende, Herr Bildhauereibesitzer Haubvld, eine längere Ansprache, in der er alle Ehren gäste und die Bereinsangehürigen begrüßte und auf die allgemeine politische Lage überging. Leider habe der Tv!» auch aus den Reihen des friedlichen Vereins einige Mit glieder gerissen, darunter den verdienstvollen Vorsitzende» Franz Buchhvlz, der es sich selbst während seiner Krankheit nicht nehmen ließ, für die edlen Ziele des Vereins bis zw seinem letzten Atemzuge zn wirken. Er widmete dem Ver storbenen einen warmempsundene» Nachruf. Zu dem dies jährigen Sammelergebnis sei zu erwähnen, daß viele eif rige Sammler mit im Felde stünden. Trotzdem sei der Verein in der Lage. 1800 Mk. auszngeben, um armen Kin dern eine Weihnachtssreude zu bereite», in der Mehrzahl seien cs Konfirmanden. Redner dankte allen Spendern und richtete an sie die Bitte, dem Verein auch in Zukunsr wohlwollend zur Seite zu stehe»: sein Tank galt ferner allen Sammlern, deren wirtschaftlicher Sinn die erhebende Feier ermöglichte. Insgesamt wurden im vorigen Jahre etwa 202,80 Kilo Zigarrenspitzen, 7.80 Kilv Blei und Stanniol, 18 Kilo Zigarrenbänder, 2H6 Kilo Glühstrumpsaschc und eine Unmenge Sekt- und Weinkorlc gesammelt. Ten vom Vorsitzenden genannten eifrigsten Sammlern wurde be sonders gedankt, darunter befanden sich verschiedene Schulen. Mit dem Motto: Viele Wenig machen ein Viel, vereinte Kräfte führen zum Ziel, schloß Redner seine Ausführun gen. Nach stimmungsvollen Gesängen eines Quartetts des Kirchenchvrgcsangvereins der St. Marlusgcmeindc hielt Herr Pfarrer Reichel von der Andrcaskirchc die Fest ansprache. Ter geschätzte Geistliche ließ in seiner fesselnden Rede die drei Worte „Liebe, Freude, Dankbarkeit" durch alle Herzen klingen und richtete sie in gleichem Maße an die Erwachsenen wie an die Kinder. Der Ehristbaum und die Weihnacht reden nicht nur von der Gottcsliebc, sonder» auch von der Nächstenliebe. Freudig schreiten die Sühne und Töchter unseres deutschen Volkes am Palmsonntag in ihren neuen Kleidern zum Altar. Auch für die Kinder gelte es, durchzuhaltcn, indem sic das vierte Gebot be folgten. Unseren tapferen Truppen zollte Nedncr warme Anerkennung, ferner ermahnte er alle deutschen Männer und Frauen, großzügig zu sein in diesen ernsten Zeiten und nicht zu murren wegen Kleinigkeiten, z. B. wenn mal ein paar Tage die Butter fehle. Reicher Beifall bekundete dem geschätzten Geistlichen die Uebereinstimmung mit seinen Ausführungen. Allgemeiner Gesang des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht" erhöhte die Stimmung. Freudig be trachteten die 40 Kinder die vor ihnen ausgebrcitctcn Gaben, bestehend aus völliger Bekleidung: an Stelle eines Weihnachtsstollens erhielt jedes Kind ein Kriegsbrot. Nach dem die Kleinen verabschiedet worden waren, blieben die Mitglieder und Gäste zu einigen genußreichen Stunden vereint, die ihnen die Musikkapelle unter Leitung des Königl. Musikdirektors Reh mit prächtigen Darbietungen, sowie das genannte Kirchcnauartett mit trefflichen Liedern und die Tckiauivielerin Frl. Ellen Hora mit markigen Re zitationen bereitete. Ter Abend dürfte nicht verfehlen, ^ dem Wohltätigkeitsvcrein weitere neue Freunde zuzn- § führen. 5* — SSobltätigkeiiskenzert im Europäischen Hof. TaS nächste ^ Konzert findet unter Lcituna des Prosciiors Leon Nai»S und «A bei freiem Eintritt zn»i Beste» des Bcreins „Hcimatdank" <nn Sonnabend 16.8 Mir statt. Hosschausvieler Alfred Meyer trägt ornste und heitere Dichtungen vor. Gctaenvtrtuos Altred Pcllc- arint spielt .Kompotilione» von Pclleartni, Livcndse». Wogner- Wilbclini, Pierne Denktnson. Ad« Maurice singt Lieder von A Wolf, Brahms und Bungert. Lottemarie Köhler singt Lieder von T Brahms und Wolf. Die Begleitung übernimmt Kapellmeister ^ 8- Alfred ElSmann. Z ü; wieder quitt! lsiel'e den amtlichen deutschen Ak Ariegecherlcht vom sZ. Ianuar.) 5 » Vas war der Leutnant Dmmelman», Ver rechnete und dachte: „wenn Kcim'rad Boelcke zählen kann Bis sieben, bol' ich's achte!" Da schraubt' er sich zum Himmelsdom Und zog die Kreise bei Baxanme. Der Leutnant Loclcke aber sann: „Jetzt geht es um die Ivette! wenn ich den Kam'rad Dmmelmami Schon übcrtroffen hätte!" Da flog er auf, zog Ring bei Ring, Ties unter ihm lag Tourcoing. Zwei Lngltshmen, die griffen an Und — zahlten's mit dem Leben. Hei! wie hat's ihnen Dmmelmann Und Boelckc gut gegeben! Sie landeten und — waren quitt. Und Kaiser Wilhelm?: „kour Io wersie!" dt I I » Fortentwicklung des byzantinischen Stiles darstcllcn. Der Aufsatz tritt für den in Wilna vorherrschenden Barockstil ein, der in kirchlichen Kreisen noch zu oft als ein „schlechter" bekämpft wird, und erklärt sich mit dem früher herrschenden Grundsätze nicht einverstanden, daß die Ausgabe der Neu zeit sei, in den Kirchen wieder „Stileinhcit" hcrznstcllen. ch Lilieucron als Romansigur. Zu Lilicncron. dem uns teuren, starken Dichter und zarten Menschen, glaubt ein anderer Dichter schon so viele Distanz gewonnen zn haben, daß er sich berechtigt fühlte, ihn als Romansigur anstrctcn zu lassen. Es ist Otto Ernst, der das getan hat. In seinem neuen Roman „Semper der Mann", der sich als ein literarischer Schlüsselroman entpuppt, wird mit kräftigen, eindeutigen Strichen Detlev v. Lilicncron als handelnde Person eingcführt, — in einer Weise, die von den unbeding ten Verehrern Otto Einsts vielleicht als Satire, von den Kennern Liliencrons sicher als Entweihung empfunden werden wird, als eine Entweihung, die einer beging, der Liliencronschcn Geistes kaum einen Hauch verspürt hat. kln Slfizier über „Kriegsoperetten". Der „Kunstwart" veröffentlicht im ersten Januarheft folgende Zuschrift eines Offiziers: „Bei meinem mehr wöchigen Kommando nach Berlin besuchte ich verschiedene Theater. Am letzten Tage meines Aufciithnltes ging ich in die Kriegsopcrette „Immer feste örufs", denn ich sehe gern einmal Volksstücke, in denen keine Lcbensrätscl ge löst werden. Nach einer törichten „Mobilmachungscin- leitnng", nach einer widerlichen Versührungsszene mit Alpenglühen im Hintergrund, nach einer Szene, bei der die deutsche Frau eine klägliche Rolle spielt, öffnet sich der Vorhang zum zweiten Male. Tosender Jubel, Tücher- schwenken, Jauchzen. Lachen des Gesindes zum Fenster hinaus lasten auf einen pöbelhaft gefeierten Sieg schließen — aber nein: unsere Regimenter ziehen durch die Straßen der Stadt ins Feld. Wer von meinem Bataillon hat da mals gejohlt, wer hat uns zugcjauchzt? Hat unser Volk damals vor Freude getanzt, als seine Söhne in Kampf und Tod zogen? Nun kommt die Portiersfrau, tritt jedem Bediensteten aufs Gesäß, wobei sie ihre rosa wollenen Strümpfe zeigt, und das Publikum jauchzt und quiekt vor Vergnügen. Im übrigen soll die Porttcrsfran die „Ber linerin" öarstcllen, sic benimmt sich zu diesem Zweck gc- füblsroh. Ihr Man» steht „natürlich" unter dem Pan toffel und zeigt sich als vollendeter Trottel — bis er sich