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Aüv «Ms» am Freitag «»rge». Die im Lovern-Gebiete operierende, »Dtzr- reichtsch-ungarischen Strettkräfte standen Mittwoch adenü sechs Kilometer westlich von Tettinje i« Kampfe. Das italienische Lager südlich Pvntafel wurde „v österreichisch-ungarischer Artiterte in Brand geschossen. Die allgemeine Brwassnung -er sranzdfischen Handel»- dampfer im Mii-telmeer ist von de« Marsetker Reede reien angeordnet worden. Der Bergardriterverband in Südwale» nahm Be schlüsse gegen die Wehrvvrlage an und stimmte für einen nationalen Streik gegen die Wehrpflicht. Die belgische Regierung hat sich entschlossen, mehrere Ministerien nach Paris zu verlege». Der Ha upta uS schütz des Deutschen Reichstages führte seine Arbeiten für diesen Sitzungsabschnitt zu Ende. Die sozialdemokratische Fraktion des deut scheil Reichstages schlotz Liebknecht aus der Fraktion aus; zum Fraktioiisvorsitzenden wurde Cbert gewählt. Die mitteleuropäische F a h r p l a n k o u f e - re uz für den Sommeröie.ist 1010 wird am 9. und 10. Fe» binar in Wien abgehalten werde». Die Dresdner Stadtverordneten wählte» die bisherigen Vorsteher Oberjustizrqt Dr. Stöckel, Geh. Hofrat Dr. Vogel und Hvsrar Holst einstimmig wieder; zur Verlesung gelangte das Dankschreiben de» Königs für die Neujahrsglückwünsche. Wetteransage der amtl. süchs. LandeSwetterwartc: Meist trüb, zn warm, zeitweise Niederschläge. Schlorrer begreiflich ist für uns dagegen die Nu- besoniienl-eit, mit der unsere t^egner sich ans dem Gallipott- Abentruer in das Saloniki-Unternehmen gestürzt Haben, verständlich wäre allenfalls gewesen, wenn sie die günstige Gelegenheit der Serbennot zum Anlaß genommen hätten, um sich von Gallipoli loSzulösen, ihre ganze Macht von dort »iiler Heranziehung aller anderwärts verfüg baren Kruste mißlichst ichnell nach Saloniki überzuführen und von da rechtzeitig den Serben Hilfe zu bringen. Start dessen haben sie kostbare Wochen auf Gallipoli verloren, zn spar mit zu schwachen Kräften von Saloniki aufbrechend, sich untzlvo blutige Köpfe geholt, »nö legen sich nun, auf Hundertlauseiide anwachsend, bei Saloniki, ähnlich wie zu vor ans Gallipoli, hinter Graben und Schanzen fest. Der Zweck ist uns und wahrscheinlich ihnen selost nicht recht klar, denn es scheint zurzeit sie niemand mit Angriff zu bedrohen, während eS ihnen selbst schwerlich jemals ratsam erscheinen wird, von dort zum Angriff überzugehen, zumal sie auf fremde H'lfe keine Aussicht haben. Wenn es ihnen aber nur darum zu tun sein sollte, der Welt recht klar zu machen, was sie unter Bölkerfreiheit und Völkerrecht, so wie unter Schuh der schwachen Staaten, also unter den Idealen verstehen, für die sie de» Krieg zu führen vvr- gebe», rv haben sie diesen Zweck bereits so vvllständig er- reichr, datz sie Saloniki ebenso besrieöigr wie Gallipoli ver- ^ lassen können. Das arme, von ihnen drangsalierte -«-» Griechenland würde ihnen dafür gcwitz dankbar sein. p. B l u m c, General d. Inf. z. D. w * Die Ausstellung der Truppe» bei Saloniki, lieber die Lage in und um LalonM meidet der Sviider- , V verichterstatter der „Tügl. Rundschau" ans Saloniki: Unter --Aden französischen Truppen ist vielfach Unzufriedenheit zu ^ ^ bemerke». Bon den Soldaten werden viel die Hetzartikel .§ Hervös und des „L'Homme enchaiix'" gelesen, was großen ie, S Widerspruchsgeist erregt. Immerhin zeigen die Franzosen ^ S dock) großen Patriotismus und gehen mit Ueberzeugung x^Lin den Kampf, während die Engländer zumeist die ganze ' " Sache als bnm'imaa betrachten. Die englische n H a u p t- fräste stehen bei Salmanli nächst Saloniki. Schon etwa Justins bis sechs Kilometer vor Saloniki beginnen die eng, E ^lischen Befestigungen. Die Gcjchiitzstände sind uivdern an e« « gelegt und die darin untergebiachten Kanonen gut gegen Sicht verdeckt. Aus jedem Stühpunkt stehen drei bis vier *grvklaiibrige «c>r,a,u,,e. Von Saloniki bis Sarugöl stehen ^ s r a n z ö i i s ch e L r u p p c n. Sie nehmen eine breite Front ein und bauen mehrere Linien Schützengräben hintereinander. Ossenöar ist beabsichtigt, hier stärksten Widerstand zu seiften. Das Gros der sranzösischen Kaval- lerie steht bei Sarugöl. Hinter Sarnaöl bemerkt man nur wenig Befestigungen. Dort stehen bloß kleine Abtcilun- gen. Bo» Kilindir bis Toi ran befinden sich keine Vicr- A verbanöslrnvpe». Tie Engländer bancn parallel mit der Bahnlinie Doiran—Saloniki eine neue strategische Bahn, deren Boliciidung aber noch einige Zeit brauchen dürfte, lieber die Umgruppierung der Viervcrbands- lrnppen in der Richtung auf Florina weiß niemand Be stimmles, weil die Bahnlinie dahin für alle Reisenden ge sperrt ist. westlich von Saloniki befinden sich nur eng lische Truppen. Die Engländer haben zwischen Salmanli und Langaza eine strategische Bahn angelegt, die an scheinend Sen Zweck hat, im Falle einer Niederlage den Rückzug unter Bermeidung von Saloniki bewerkstelligen tu können. In diesem Raume stehen die englischen Trup pen bis Nigrita—Orsanv—Kavalla verteilt. In Orfano s i ii d s e ch s La n d u n g s b r ü ck c n errichtet worden, die sowohl für Truppenlandungen als auch zur etwaigen Ein schiffung dienen dürsten. Bisher sollen dort keine Trup pen, sondern nur Munition ausgeschifst worden sein. Verlegung der belgischen Regierung nach Paris. b. „Tiöens Tcgu" meldet aus Paris: Um eine genauere Zusammenarbeit zn erlangen, hat sich die belgische Regie rung entschlossen, die Ministerien d c s I n n c r n. d e r Post und Telegraphie, der Eisenbahnen, sowie das Ministerium für öffentliche Arbeiten nach Paris zu ver legen. Das Kabinett und das Archiv sollen auch ihren Sitz in Paris nehmen. Dadurch hofft man, die Verwaltung zu verbessern und zu erleichtern. Die französischen Radikalen und Delcassö. Nach dem „Temps" hat die linke radikale Partei als Borsitzenden an Stelle von Dclcass» den Abgeord neten Desplas gewählt. lW. T. B.i Bewaffnung der französischen Handelsdampser im Mittelmeer. Indirekt wird aus Marseille gemeldet: Tie allgemeine Armierung der französischen Handels- dampfer im Mittelmeer ist von den Marseillcr Reedereien angeordnct worden. Die englischen Bergarbeiter gegen die Wehrpflicht. Nach einer Reuter-Meldung nahm der Bergarbeiter- verband in Südwales mit großer Mehrheit Beschlüsse gegen die Wclirvvrlagc an und stimmte für einen nationalen S t r c i k g e g c n d i c W c h r p f l i ch t. Es sollen aber die Entschlüsse sämtlicher Bcrgarbeiterverbändc des Landes ab- gcwartct werden. lW. T. B.i Die LebcnSmittelnot in Rußland. b. Die Moskauer Zeitungen enthalten eine von der Stadtverwaltung inspirierte Mitteilung, der zufolge Moskau in den nächsten Tagen dem Hunger ansgcliefcrt sein wird. Die entsetzliche Unordnung werde behördlicherseits dauernd vertuscht. Ter Minister des Innern Ehwostow führte die Budgctkommtssion durch bewußt falsche Angaben irre. Tie Stadtverwaltung hielt eine Nachtsitzung ab, in der einstimmig beschlossen wurde, die Verbindung mit dem Ministerium in der BersorgungS- srage obzubrcchen und selbständig nach bewährten Methoden Besserung zu versuchen. Eine halbe Million wurde bewilligt ausdrücklich zur Bestechung von Untcr- vea «te «. »tu »taötvertrett« »pr»« höhnend sei«, UeLekieugnng hahi» au», hl« »eZl«»«» werbe bald einen ähnliche» Vea Einschläge«. «uch Petersburg tft ernstlich vom Hunger bedroht. Dort herrscht völlige DeSorganisa« tio». Die Engrod-EinkaufS-GesellschastS- und Konsum- Genossenschaft-Vertreter erklärten au» eigener Machtvoll- komuwuheit die »o« Ministerium ausgestellte Höchstpreis, vrdnuug fttr aKßer Kraft gesetzt. Ehwostow droht mit Re- aulsitto« aüer «ahrung»mtttel. die Kaust,uteu oder Privat- Personen gehören. Die Besichtigung der Lagersprtcher ha, bereit» begonnen. ' »lue schwedisch« Stimme über bt« Lage. b. Die rntentesreundlichrn „DagenS Rvbeter*. die noch vor kurzer Leit Artikel über HunaerSnoS und Nachlass, der guten Stimmung ln Deutschland schrieben, vertrete» jetzt in einem Artikel über da» Ergebnis des zweiten KrtegSjahre» einen Standpunkt, der von dem srüheren in bemerkend, werter Weise nbweicht. Danach führt das Blatt aus: Was Deutschland betreffe, so sei der von seinen Gegnern geplante Aushungerungskrieg so vollständig fehl- geschlagen. daß man am besten täte, ihn so bald als möglich von -er Tagesordnung abzusetzrn. Das deutsche Volk müsse sich einschrünken. leide aber keine Not. und nach der Eröffnung der Berbtndungen mit dem Balkan und Rumänien sei das Gespenst der Aushungerung endgültig gebannt. —— Amtlicher türkischer Kriegsbericht. Da- türkische Hauptquartier teilt mit: An der Irak. Front keine Veränderung. — An der Kaukasus. Front griff der Feind am 10. Januar zweimal kräftig unsere Stellungen bei Narman an. wurde aber zurück geschlagen und lieb 100 Tote auf dem Schlachtfeld«. ' Am 10. Januar beschossen seindliche Kreuzer und Torpedoboote zeitweise Seddul-Bahr. die Umgegend von Teke-Burun und die auatolischen Batterien, ohne Schaden anzurichten. Ein Kreuzer, der aus der Richtung von Kavalla kam. wollte gegen unseren Slbschnitt nördlich von der Bucht von Saros aus feuern, wurde aber durch das Gegenfeuer unserer in -er Umgebung ausgestellten Batterien verjagt. Unsere von dem Leutnant Böd icke und EbvnoS gelenkten Flug zeuge schossen am 0. Januar den vierten feindlichen Flieger herunter. Er stürzte in die offene See vci Seddul-Bahr ab. Die Schlachtam 8. Januar und in der Nacht vom 8. zum 0. Januar, die mit der Niederlage des Feindes bei Seddul-Bahr endete, spielte sich folgendermaßen ab: Die verminderte Tätigkeit der feindlichen Landartillcrie, an deren Stelle die SchiffSartillerie getreten war. die Anwesen heit zahlreicher Transportschiffe bet der Landunasstelle, so wie der Umstand, daß der Feind neuerlich Howitalschtfse zur Wegschafsnng von Truppen während des Tages ge brauchte. ließ uns auf eine bevorstehende Flucht des von unserem heftigen Artilleriefeuer beunruhigten Feindcö schließen. Es wurden alle Maßregeln getroffen, um die Flucht diesmal für den Feind verlustreicher zu gestalten. Diese Maßregeln wurden auch mit vollem Erfolge durch geführt. Seit dem 1. Januar hatten die Vorbereitungen zum Angriffe begonnen. Die für den Angriff gewählten Abschnitte wurden von unserer Artillerie und von Bvmben- werfcrn heftig beschossen. Am 8. Januar verstärkten wir unser Feuer, lieben Minen springen, und schickten schließ lich auf der ganzen Front starke Aufklärungsabteilungen vor. Im Hinblicke auf dieses Bvrspiel zu unserem An griff versammelte der Feind in der Gegend seines linken Flügels zahlreiche Kriegsschiffe, die unsere Abteilungen auf vorgeschobenen Stellungen heftig beschützen. Unsere Ab teilungen kamen stellenweise an die feindlichen Schützen- grüben heran, wurden dort vom Feinde mit Jnsanteriescuer und Handgranaten empfangen, hielten aber diese Stellun gen bis zum Mittag. In der Nacht vom 8. zum o. Januar warfen wir neuerdings unsere Erkundungsabteilungcn gegen die feindlichen Schützengräben vor. Um 0 Uhr mor gens war der Beginn der feindlichen Rückzugsdcwegung im Zentrum fühlbar geworden. Wir ließen deshalb unsere ganze Front vvrgehcn. Ein Teil der zurückgehenden feind lichen Truppen floh unter dem Schutze der heftig feuernden feindlichen Schisse zu den Landungsstelle». Ein anderer Teil ließ zahlreiche selbsttätige Minen springen und ver suchte so, unseren Bvrmarsch Schritt für Schritt anszu- halten. In diesem Augenblicke erössncten unsere weit tragenden Geschütze ein heftiges Feuer gegen die Landungs stege, während unsere Landbatterien die Nachhuten des Feinde» stark beschossen und ihnen zahlreiche Ver luste bcibrachten. Unsere Gcbirgsgeschützc gingen mit der Infanterie vor und beunruhigten den Feind aus der Nähe. Unsere Truppen trotzten tapfer dem Feuer der feindlichen Schisse und der selbsttätigen Minen. Mit freudigem Mnic, die -Völle voll von Gefahren ringsum nicht achtend, machte» sie die feindlichen Soldaten nieder, die unter -cm wirk samen Feuer unserer Artillerie nicht mehr entfliehen konnten und verzweifelten Widerstand leisteten. Bei Tagesanbruch fanden sich unsere Truppen auf dem Schlacht feld«: unter zahlreichen feindlichen Leichen. Wir haben schon kürzlich fcstgcstcllt. daß unsere Artillerie sehr wirksame Treffer erzielt hat und daß der Feind, de» wir auf der ganzen Front mit allen uns zur Beifügung stehenden Mitteln bedrängten, seit dem Angriffe unserer starken Ab teilungen nicht mehr imstande war, selbst unter dem Schutze' seiner vielen Schifssgeschütze den Widerstand in diesem Abschnitte fortzusctzen. So endete der letzte Akt der Kämpfe, die sich seit acht Monaten auf der Halbinsel abgespielt haben, mit einer Niederlage und dem Rückzuge des Feindes. Tic Zählung der großen Beute ist noch nicht beendet. Sic besteht in Kanonen, Waffen, Munition, Pferden. Maul eseln, Wagen und einer großen Zahl anderer Ge räte. lW. T. B.j I» einem Rückblick aus das Dardanellen-Unternehme» unterstreicht der Berner „Bund" die ungeheuren Verluste, die es gekostet hat. lieber 200 000 Mann, so heißt es in dem Artikel, liegen dort gebettet, und Werte von 5 Milliarden sind dort begraben. Eine der wenigen indirekten Angrifssmöglichkcitcn ist endgültig gescheitert. Tic Baumwollbörse in Alexandrien und die Getreidebörse von Odessa sind auf das tiefste getroffen worden. Die Expedition, die die Dardanellen öffnen und Rußland ge statten sollte, den Krieg wieder mit vollen Kräften zu führen, und nicht zuletzt dazu bestimmt war, die Türkei aufzuteilen, ist eine der größten Unternehmungen in dem von den Engländern beliebten Expeditionsstil. Sie ist vollständig zusammengebrochen, weil sie von Anfang an bas Verhältnis der Operationsbasis zum Operationsziel, sowie die Schwierigkeiten des Geländes und die Widerstands kraft des Feindes ungewöhnlich unterschätzte,- und es wäre verkehrt und entspräche nicht der Wirklichkeit, sic als rin bloßes Abenteuer oder eine Diversion zu bezeich nen. lW. T. B.) Der militärische Mitarbeiter der „Züricher Post" bespricht die Folgen der vollständigen Räu mung von Gallivvlt und bemerkt dazu: Für England bedeutet der Mißerfolg einen bedeutenden Ber- tust an militärischem und politischem Ansehen. Noch schwerer trifft die Niederlage aber vielleicht Rußland, das mit der Unmöglichkeit, Konstantinopel zu nehmen, sein Hauptkriegszicl als unerreichbar erkennen muß. Damit ist eine weiter« Spaltung in den Interessen der Entente eingetrcten. Wird der neue KriegSrat stärker sein als die natürlichen Jnteressen? — Die in Kopenhagen erscheinende „National Tidende" schreibt zur Räumung von Gallivvlt an leitender Stelle u. a.: Der Jubel, mtt dem die Bot schaft in Konstantinopel ausgenommen wurde, ist keines wegs unberechtigt: Die Türken haben mit Tapferkeit und Ausdauer den Versuch der Entente, Konstaütinopel zu er obern, ein Versuch, der Len Engländern und Franzosen große Opfer kostete, zum Scheitern gebracht. Die Räu mung von Gallipoli ist ein Triumph für den Sultan, und „Daily Chronicle" glaubt wohl kaum selbst an seine An- nähme, daß die Räumung von Gallipoli das Ansehen Eng- lands im Oricrrt nicht in ernster Weise beeinflussen werde. Deutscher Reichstag. v««u». l»tg. Drahtmeld.) Die Beratung über btr Ernährung »frage wird fortgesetzt. , Abg. Ei»»» iSvz.): Infolge der Teuerung der Lebensmittel herrscht t« Volke tiefe Unzufriedenheit, ja Erbitterung. Daran seien turniggr bie vorhandenen Mängel schuld, al» die falsche« Maßughmen der Regierung. Die, Höchstpreise seien «eist zu hoch und würde» Loch von Len Landwirten überschritten. Für den unverschämte» Lebensmittelwuchrr sind die ver- bängten Ltrafen viel »u gering. Die Städte könuten mtt ihren Machtbefugnissen nicht» ansangen. Sie sollten wohl der Regierung nur al» Puffer dienen. Die Tätigkeit der ReichSgrtrrtdeftrllr fordere zur schärfsten Kritik heraus. Die Getreideprrts« seien gestiegen, weil viel Brotgetreide ver- füttert worden sei. Wir hätten eine «artvssrl-Rekordernte und trotzdem große Knappheit, weil die Kartoffel» zurück- gehalten wurden. In der Lederindustrie haben sich Phan tasiepreise entwickelt. Da» deutsche Volk habe für Leder 8ti» Millionen zuviel bezahlt. — Abg. Marx (Zentr.j: Wir habe» auch in wirtschaftlicher Beziehung Taten vollbracht, die uns das Ausland nicht nachmacht. Ein Artikel der „Times" weist darauf hin. daß sich Deutschland durch diesen Krieg ganz unabhängig vom Auslände gemacht habe. Red ner empfiehlt, besondere Kartvffelzüge nach dem Westen zu senden. Unterstützungen sollte» in Jndustrirgegenden auch in Lebensmitteln gegeben werden, und zwar unter dem Marktpreis. Die Mühlenpvlitik der RelchSgetreidestelle sei nicht zu billigen. — Präsident Dr. Saemps rügt die scharfen Aeußerungen des Abg. Simon, gegenüber der Reschsgetreide. stelle. — Präsident der Reichsgetreidestelle Unterstaats, sekretär Dr. Michaelis weist die Angriffe auf die Reichs, aetreidesiellr zurück. Bei alle» von dieser Stelle getroffenen Maßnahmen in der Getreide- und Mehlversorgung habe» wir uns stets von dem Gesichtspunkt leiten lassen, den Züchtern nicht alle Fnttermittcl zu entziehen. Es durften deshalb ausreichende Verschrotungen vorgcnvmmen werden. Der Borwurf des Herrn v. Gamp hinsichtlich der Zusatz- brotkarten ist nicht berechtigt. — Dezernent Oberst Scheuch: Die Behauptungen de» Abgeordneten Simon über bie Lederpreise dürfen nicht unwidersprochen bleiben. Am Beginn de» Kriegs kam alle» auf bie Dchnellta» keit der Lieferungen an, damit die Formationen möglichst schnell ins Feld kamen. Der Preis konnte hierbei nicht ausschlaggebend sein. An das Zivilpublikum ist in dieser Zeit überhaupt kein Leder gelangt. Später wurden die Preise herabgesetzt. — Abg. Held ttttl.j: Erzeuger und Ver- braucher Mützen Hand in Hand gehen. Sie sollen sich nicht gegenseitig beneiden. Infolge des Irrtums der Professoren wurden Millionen Schweine abgeschlachtet, darunter auch viel Zuchtvieh. Um das Maß voll zu machen, richtete man noch Höchstpreise ein. die dem Züchter schwer schaden, vhne den Konsumenten zu nützen. Redner greift die Landwirt. schastSkammer in Hannover au. die gute Geschäfte zugunsten der Großgrundbesitzer mache. — Abg. Ftschbeck sVp.): Der Uttterftaatssekrrtüe hat unrecht, daß er den Städten bie Schuld zuschiebt für die zu starke Ausgabe von Zusatz- brotkarten. Sie haben sich lediglich au die Borschristen der Reichsgetreidestelle gehalten. Der zeitweise Kartvffelmangel in den Großstädten angesichts der vorzügliche» Kartoffel ernte ist unerklärlich und wohl nur auf gewisse Machen schaften zurückzuführen, lieber die Schweineabschlachtungcn jetzt abfällig zu urteilen, ist hinterher sehr leicht. Der An trag auf Abschlachtung ist damals im Reichstage einstimmig angenommen worden. «Heiterkeit.) Ein solcher Weltkrieg, eine solche Aushungerungsmethode, ist noch nicht dagewesen. Weshalb sollen da nicht Fehler Vorkommen! Wir Mützen diese Fragen in ruhiger, sachlicher Weise auskämpsen und in gemeinsamer Arbeit für das Vaterland tätig sein. «Beifall.! Weiterberatung morgen «Freitag! 11 Nhr, vorher kleine Anfragen. Schluß 6^ Uhr. » Der Hauptansschuß des Reichstage» führte seine Arbeiten für diese Session zu Ende. An» genommen wnrde die national liberale Re solution. de» Reichskanzler zu ersuche», dafür Sorge zu trage», 1. daß unter dem Einfluß der jetzt geltenden Ausnahmebestimmungen keine Einrichtungen geschaffen werden, die geeignet sind, auch in Frieüenszetten die Pressefreiheit und die Freiheit der öffentlichen Meinung zu bcjchränien: 2. daß beim Kriegs presse- amt und vci allen Generalkommandos Presse-Abteilun- gen aus Vertretern der Militärbehörden und sachverstän digen Zivilpersonen gebildet werde», damit die Härten ber Zensur beseitigt oder gemildert werden: S. datz jedem Z e i t u n g s v e r b v t zunächst eine mtt Begründung ver sehene Warnung an den Verlag vorausgehen muß. An- genommen wurde auch der sozialdemokratische Zusatz antrag: 4. Das Verbot einer Zeitung darf nur mtt Zustimmung des Reichskanzlers erfolgen. Angenommen wurde endlich folgende Resolution der Fort- schrittlichcn Bolkspartei, den Reichskanzler zu ersuchen, da- für Sorge zu tragen, daß jedenfalls Fragen der inneren Politik nnd der Handelspolitik der Pressezensur nicht unterworfen werden. Abgclehnt wurde dagegen die sozialdemokratische Resolution, den Reichskanzler zu er. suchen, dahin zu wirken, datz der B e I a g e r u n g Sz u - st a n d aufgehoben und insbesondere die Freiheit der Presse wiederhergcstcllt werde. Aus den Verhandlungen ist mitzuteilen, daß ein nationallibcral'cr Abgeordneter erklärte, daß seine Partei die Regierung bei der Einführung notwendiger Steuern unterstützen, aber beantragen werde, in die Er- vrtcrung über die Steuern überh'aupt nicht ein- zutrctcn, wenn die öffentliche Besprechung dieser Steuerpläne von der Zensur ge- hindert würde. Auslandsüepeschen, die lanciert würden, um die öffentliche Meinung bei uns irrczuführen. sollten dagegen einer verschärften Zensur unterworfen werden. Der Ministerialdirektor des Reichs» amts des Innern erwiderte, daß auch schon jetzt, ob wohl noch keine Ltcucrprojekte vvrliegen, die Steuerfragen in breitester Weise erörtert würden, ohne daß die Zensur dies hindere. Uebermäßige Schärfe bei den demnächstigcn Erörterungen über die Steucrvorlagcn sei aber nicht er wünscht. Die Verhandlungen waren im übrigen vor- wiegend vertraulicher Natur. Unser Berliner Mitarbeiter teilt uns mit:, Im Hauptansschuß des Reichstages erklärte zu einer Petition betreffend die Widerstandsfähig keit der jüngeren Jahrgänge der Wehrpflich tigen ein Generalarzt vom Kriegsministerium, daß sich eine mangelnde Widerstandsfähigkeit der jüngeren Jahr gänge in größerem Umfange nicht gezeigt habe. Die jungen Jahrgänge seien nicht mehr an Krankheiten be- tetligt als die älteren. Die Musterung des letzten Jahr ganges habe erfreulicherweise einen außerordentlich hohen Prozentsatz Krieg-tauglicher ergeben. Es werde eine sehr sorgfältige ärztliche Untersuchung der Wehrpflichtigen vor- gcnommen. Es liege im Interesse der Heeresverwaltung, nur leist »ngsfähtgc, gesunde Leute bei der Truppe zu haben. Daher werben die mangelhaft Leistungsfähigen sobald al» möglich zurückgcschickt und dem bürgerlichen Berufe zurückgcgcben. Ein nativnalliberaler Abgeordneter, der gegenwärtig einen Ersatztruppenteil be fehligt, bestätigt aus seinen Erfahrungen, daß durchweg auch die jungen Kriegsfreiwilligen die Strapazen gut er- tragen hätten. — Der Ausschuß tritt erst tm März wieder zusammen. Der neue Borstanb der sozialdemokratischen Fraktion. Die sozialdemokratische NcichötagSfraktton. die seit dem Ausscheiden des Abgeordneten Haasc aus dem FraktionS- Vorstand ohne Vorsitzenden gewesen ist. hat nun den Ab- geordneten Ebert zum Vorsitzenden gewählt. Ferner bat die Fraktion, dem „Vorwärts" zufolge, den Borstand, der durch das Ausscheiden des Abgeordneten Hoch eine zweite Lücke auswics, durch -ic Wahl -er Abgeordneten Dr. Grabnauer und Krätzig ergänzt.