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-Sv -t Marokko. Madrid. El» Telegramm auS Tanger meldet: .Der Sultan weigert sich, aus die sia,Mischen Forderungen ^ befriedigende Anttvoet zu gebe» und bade die Absicht, die Frage einer iiiternatiunalen Konferenz vorznlcae». Frankreich lehnt diese Znniutung energisch ab. Die Gesandtschaften bereiten sich vor. Fkj m verlassen." London. iPriv.-Tek.) Das Reutersche Bureau meldet a»rs Tanger unter dein 5. September: Die vergangene Nacht, mährend welcher Wache» aus deu verschiedenen Straße» zur Stadt und längs des Strandes ausgestellt waren, ist ruhig verlaufe». Trotz dem dauert die Erregung fort, und eS herrscht dieselbe feind selige Haltung zwischen den Angeraleuten und den Anhängern Raisnlis wie bisher. Einzelne Äerwundungen sind vorgekr'mmen, aber kein ernstlicher Zusammenstoß. Zum FriedenSfchlust. Portsmouth. Die Unterzeichnung des Friedens Vertrages erfolgte gestenr unter tiefem Schweigen. Hierauf streckte Witte über den Tisch hin den Arm aus und ergriff KoiuuraS Hand, und seine Kollegen folgten unverzüglich seinem Beispiele. Während Russen und Japaner über den Tisch hin ihre Hände fest verschlungen hielten, brach Baron Rosen zuerst das Schweigen, indem er in Wittes Namen die japanischen Bevollmächtigten als wahre, vollendete Gentic men feierte und die Hoffnung auSjprcich, das, künftig feste, freundliche Beziehungen zwischen beide» Neichen bestehen möchten. Baron Konnira antwortete für die Japaner in ähnlichem Sinne. Die russischen Bevollmächtigten zogen sich sodann nach ihrem Geschäftszimmer zurück und» blieben dort w Minuten laug. Dann kamen sw wieder und nahmen am Büfett das Frühstück ein, wobei man aus die gegenseitige Gesundheit trank. Prof, o. Marlens, der infolge Unwohlseins dem feierlichen Akte im Konferenzsaale nicht beiwohnte, sagte im Laufe eines Inter views: Der FriedenSoertrag zeige unbestreitbar, daß Ruß land zurzeit alle Gedanken an eine großartige Weltpolitik in der Richtung auf die entlegenen ringe- wissen Gebiete des fernen Ostens auf gegeben habe. Er sei persönlich überzeugt, daß Rußland nicht der Vergangenheit nachhängen, sondern alle seine Kräfte ammeln werde für einen neuen, großen Kampf, nicht auf dem Schlachtfelde, sondern auf dem Felde fruchtbringender Arbeit und sozialen und politischen Fortschritts. Portsmouth. Baron Kvmura, sowie die übrigen japani schen Mitglieder der Konferenz sind gestern abend nach Boston ab gereist, die russischen Mitglieder heule vormittag nach Newyork. Tokio. Die Teilnehmer an einer gestern hier abgehaltenen Versammlung protestierten gegen die Friedensbeduigungen, griffen das Bureau des Regierungsblattes „Kokumin" an, be schädigten es und begingen weitere Ausschreitungen. Mehrere Personen wurden verletzt, mehrere verhaftet. Der Vorfall hat keine ernstere Bedeutung. Petersburg. Generals Linewitsch sandte an den Kaiser folgendes, vom 5. September datiertes Telegramm: „Am 4. September versuchten dw Japaner, längs der Manda- rinenstratze vorzudrmgen und begannen Berschanznngen zu er richten, wichen aber nach einigen Schüssen von unserer Seite zurück. In Korea ergriffen die Japaner am 3. September, mor gens 5 llhr, di« Offensive gegen die Linie Scherien-Ucmian» Schegu in einer Stärke von einigen Bataillonen und Schwa dronen mir Artillerie. Anfangs wurden die Hanptstrcitkräste der Japaner gegen den linken Flügel und die Stellung bei Uansan gerichtet. Um 11 Uhr vormittags besetzten mehrere andere japanische Bataillone mit Artillerie den Raum zwischen Uansan und Schegu-Uabu." Zur Lage in Nustlnnd. Petersburg. Die Vorlage des Entwurfs einer Wahlord nung für das Z a r e n t n in Polen in einer besonderen Konfe renz unter dein Vorsitze Solskis wird nicht, wie anfangs verlau tete. Mitte September alten Stils erfolgen, sondern der Entwurf wird bereits in einer ans morgen anberanmten Sitzung der Konfe renz zur Beratung gelangen. Petersburg. sPrio.-Tel.s In einem neuerlichen Inter view erklärte Trepow, daß die i n n e r p o l i t i s ch e Lage Rußlands sich bereits wesentlich gebessert habe. Er sei der Ansicht, daß die günstige Wirkung des Friedensschlusses fraglos auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens rasch eintreten werde. Für die Regierung sei es zwar zurzeit unmöglich, sämt lichen Wünschen der verschiedenen Bevölkerimgsschichten sofort nachzukommen und alle Gegensätze auszngleichen, sic habe aber die ernste Absicht, vorwärlszukommen. und werde alles tun, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Petersburg. (Priv.-Tel.) In der Ortschaft Giankct ist ein ernster Konflikt zwischen Bauern und Groß grundbesitzer» ausgcbrocheii. Bisher wurden 11 Personen getötet oder verwundet. Warschau. sVriv.-Tel.) Eine Volksmenge griff das Judcnoiertel an und tötete eine Anzahl Juden. Viele Häuier wurden beschädigt und viele Wohnungen ausgcplündert. H e l s i n g s o r s. lPriv.-Tel.f Gestern wurde gegen das Volizeibureau in der Eripstmße eine Bombe geschleudert, wobei eine Person verletzt wurde. Ter Materialschaden ist bedeutend. Der Attentäter ist entkommen. Berlin. iPrio.-Tel.s Die Abberufung de? deutschen Botichasters in Petersburg Grafen v. Alvcnsleben steht bevor. Eine Berliner Korrespondenz bemerkt dazu: „Es galt in diplomatischen Kreisen nicht als Geheimnis, daß alsbald nach einem Friedenssihlusse zwi'chen Rußland und Japan die Abberufung des Grafen Aivensleben erfolgen würde, dessen Stellung schon seit dem Ausbruche des Krieges als erschüttert angesehen wurde, den der deutsche Tiolomat noch in letzter Stunde ui einer Meldung nach Berlin „als gänzlich ausae- ichlossen" be^eichnele." — Der preußische Kultusniinlsier hat die Provinzial-Lchulkvllegien und sämtliche Negierungen veranlaßt, dafür zu sorgen, daß der bisher in den prenßsichen Schulen betätigte allgemeine gute Brauch, am Sedantage unter Aus fall des Unterrichts eine entsprechende Schulfeier zu ver anstalten. auch weiter beibehalten wird. Dasselbe hat auch der Minister des Innern für die staatlichen Erziehungsanstalten angeordnet und die Regierungspräsidenten ersucht, in geeigneter Weise darauf hinzuwirken, daß die ihnen unterstehenden Privat- u'w. Erziehungs- und Besserungs-Anstalten den denkwürdigen Tag auch für die Zukunft in gleicher Weise feiern. Swinemünd c. iPrio.-Tel.) Auf der Höhe von Stubben kammer ist gestern abend der Schuner „Fredenus Minde", von Schweden mit Granitsteinen nach Stettin unterwegs, ge sunken. Tie Mannschaft rettete sich in den beiden Booten nach Saßnitz. Das Schiff ist verloren. Witten. iPriv.-Tel.) Zwischen Annen und Witten fuhr ein Automobil gegen einen Baum. Die drei Insassen wurden leicht, der Chauffeur tödlich verletzt, das Automobil gänzlich zertrümmert. Kol». (Prip.-Tel.) In Neuß e r f a ß t e ein schnellfahren- dcsAutomobil zwei Da m e n. Bclde wurden sehr schwer verletzt unter den Räder» des Automobils hervvrgczogen. Wäh lend zur Hilfeleistung hcrbcigeeilte Personen mit den schwerver letzten Damen beschäftigt waren, suchte der Antomobilfahrer mit dem Fahrzeug schlcunigtt das Weite. Tie Damen wurden in das Hospital geschafft. Man fürchtet für ihr Leben. Detmold. sPriv.-Tel.) Die BerufungSverhandlung im lippifchen Diesseits-Prozeß ist beute auf den 14. Oktober vor die Strafkammer des Landgerichts Detmold einberufen worden — Die „Lippische Landcsztg." meldet: Die Staats anwaltschaft hat gegen den Beschluß des Landgerichts in Sachen Kracht, welcher Beschluß den Antrag aus Wiederaufnahme des Verfahrens für zulässig erklärt und Gutachten von Schrcib- 'achverständigen einfordert, heute die Beschwerde beim Ober landesgericht Celle eingelegt. München. lPriv.-Tel.l Der Assistent am Ehemi- fchen Institut der Würzburger Universität Tr. Runge wurde wegen Diebstahls enies Platinaschmelztiegels z» 5 Wochen Gefängnis oernrieilt. Uebrige Diebstähle, di« im Institut vor gekommen sind, bedürfen noch der Aufklärung. Posen. lPriv.-Tel.l Seit vorigem Mittwoch sind ISneue TyphuSfälle zur Anmrlduna gelangt. Dir Gesamtzahl der bisher vorgekommenen TyphuSfälle betragt damit 285. Posen. IPriv.-Tel.) Unter dem Verdachte der Engel macherei ist die TapezirrSfrau Notvacka verhaftet worden; sie wird beschuldigt, mehrere Pflegekinder vergiftet zu haben. Glog au. iPriv./Tel.l Der ISjährige Sohn Hans de- Strumpfsabrikanten Rumpf in Nrusalz fuhr mit seinem Motor rad ans der Heimfahrt von Glogau nach Neusal- gegen «in unbeleuchtete- Fuhrwerk und wurde getötet. BreSlau. sPriv.-Tel.) In Beuthen versuchte aus dem Kloster -um guten Hirten die zwanzigjährige Insassin Ger tnid Filla nachts zu entfliehen. Beim tzinabllettern am Blitzableiter jedoch stürzte sie drei Stockwerke in die Ties« hinab und brach da» Rückgrat. Breslau. Die Eisenbahndirektlon Kattowltz meldet: Gestern abend 9'/« Uhr sind auf dem Bahnhöfe PeiSkretscham zwei Güterzüge zusammen ge st oben. Eine Lokomotive und 9 Wage» sind entgleist, drei Gleise gesperrt. Lokomotivführer Geißler und Zugführer Hridcr sind verletzt; der Materialschaden ist bedeutend. Aerzte und Hilfspersonal waren sofort herbeigeeilt. Die AiifräuninngSarbciten werden im Laufe des heutigen Tages beendet werden. Baden-Baden. Der deutsche Botschafter in Rom. Graf MontS, ist »um Besuche des Reichskanzlers Fürsten Bülow hier «rngctrossen. BudweiS. lPriv.-Tel.l Während des gestrigen Manövers stürzte die Brücke über den Watawastuß e i n, in dem Augenblick, als das 91. Jnsanterie-Negiment dieselbe passierte. Mehrere Soldaten sielen ins Wasser, konnte» aber gerettet werden. Zürich. Wie ans Rorfchach am Bodensee gemeldet wird, sollen die Urheber der Unruhen vom Dienstag abend italienische A narchifl e n fei». Londo n. Der deutsche Konsul in Great Griinsby Bünz ist vergangene Nacht gestorben. London. lPriv.-Tel.) In der Premier-Mine in Ja haniiesbnrg soll wieder ein Riesendia in a n t gesunden Nnw den sein. Er soll 4M Karat wiegen und fehlerlos fein. Konftanti n v p e l. 'Am 29. August bat i» Vince, Bezirk Komaiivva (Vilaset Uesküb), eine inuhauiiiiedanische Bande 9 Cbristen getötet und 3 verwundet. Am 29. August fand in Morkovce, zwei Stunden von llcsküb, ein Kampf mit einer b »l garisch e n Bande statt, welliei ein Gendarm, ein Komi talschi nnd eine Frau bulgarischer Nationalität getötet worden sind. Die Bande flüchtete. Während des Kampfes ließ der Trnppcnlominandant die Häuser mit Petroleum begieße». 10 Häuser sind iiiebeigebrannt. Auch Plünderungen und Miß handlungen haben statlgefnnden. Ter entstandene Schaden wird ans 3500 Pfund geschätzt. K o n sta n t i n o p e l. An der Bahnlinie Smyrna-Aidin sind unter den Brücken zwischen Ajasolui und Azizie 60, bei Balacik 30 und bei Aidin 24 Kilogramm Dynamit aufge funden worden. Infolgedessen herrscht unter den Mohamme danern von Aidin Erbitterung. Die Christen werden beschimpft. Tie Konsuln in Smyrna unternahmen Schritte zum Schutze der fremden Untertanen. Entsprechende Maßregeln sind ge troffen wurden. — Man vermutet, daß die F e u e r s b r u n st in Adrianopcl auf Brandstiftung zurückziislibren ist. Eine Unter suchung ist eingeleitel. PortSaid. Das Feueran Bord des englischen Damp fers „Ehatam" ist gelös ch t. Der Kanal ist wieder frei. <rttack,tS einacbende Develttie» befinde» kick, Seite 4.1 Frankfurt a. M. iLHluk) Kredit 2t8.1N. Diskonto 196.40. Dresdner Bank 166 tu. Staatsbahn —. Lombard«'»» 22 25. Laurahütte 2<0,—. Ungar. Äold — Portugiesen —. riirkenlofe —. Bebaup.et. Part-. iS Uhr nachm,tmg.) Sin-.tc 11X1.32'/,. Italiener10S.45. Spanier 92 Leue Portugiese»» 7n.Zä. Dirken lunisic. Anleihe) SL.VL'/,. Lurleulot« lüö.ü'l. Otto« manbank 6o7,—. Slaat-Zbahn . Lombarden —. Fest. Pari-. Produkte",narkt Wetten »er Leptbr 22.6N. ner November-Februar 22.1K ruhig. LptrituS v«r Leptbr. 40 5» ve» Zauuar-Apr»i gb.LV. st^:g. -t,»bol per Leptbr. 17, . per Ianuar-April 48.50. ruhig. Aulsltrdam. Produkten . Be,icht. Weizen per Oktober —, per Mär- . Roggen per Oktober —. ve, Man . GtichäUSio». London, i Getreidemal kt.) Englischer Wetzen ruhig aber stetig. Slmertk. Mais fest bei ziemlich gute», Geschäft. Donaner nominell unne,ändert. Engl. Mehl trüge, amerik. fest. Gerste »uhtg, Haler fest. — Wetter: Regner,sch LertlichcS und Sächsisches. — Dem Hcindlnngsgehilie» Pallmann in Leipzig ist für Errettung eines jungen Mannes vom Tode des Ertrinkens die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen worden. ^ — Zur Landtagswahl. Zu dem von uns mitgeieilten Wahl aufrufe des „Verbandes sächsischer Industrieller" äußern sich die konservativen „Sachs. Pol. Nachr." in einem längeren Artikel, dem wir unter Weglassung von Schärfen fol gendes entnehmen: Als der Verband sächsischer Industrieller ins Leben trat, legte die Verbandsleitung Wert darauf, zu betonen, die Neu gründung wolle nichts anderes sein, als eine rein wirtschaft liche Interessenvertretung. Wiederholt wurde vom Voritande mit Nachdruck versichert, Parteipolitik werde innerhalb des Verbände« nicht geduldet. Einerseits wollte man, was bei w:rt- schatt.'ichen Verbanden ganz selbstvergändlich ist. aus die Mit glieder, die sick, ihrer politischen Gesinnung nach am all; Ord- nnngsparteien verteilen, keinen Gewissenszwang ausnren, und andererseiis wollte man sich nicht in Gegensatz »n dem von anderen wirtschasllichen Vereinigungen geübten klugen Geschäfts brauch setzen, keine der bestehenden politischen Parteien zu ver ärgern, vielmehr im wohlverstandenen Interesse der Mitglieder zu verinchen, den Verbandsbestrebungen die llnterstützung aller Ordmingsparteie» zu sichern. Doch, was sind Hostnungcn. was sind Entwürfe, die der Mensch der vergängliche, baut? Gegen den zwcisetlos bestehenden Willen einzelner, welche die goldene Mittelstraße zu gehen vorhatten, riß eine linksliberale Gruppe sehr bald die Führung an sich. Die besonnenen Elemente wur den eingeschücytert. Ter lobenswerte Vorsatz, ans politischem Gebiete »ritte Neutralität zu beobachten, konnte also leider nicht in die Wirklichkeit umgesctzt werden. Wer sich hierüber noch im Zweifel befand, dem ist durch die Stellungnahme dcS Gesamt vorstandes des Verbandes zu den Laudtagswohlen Gewißheit geworden. Schon aus der Form der diesbezüglichen Kund gebung, die am 19. August in einer Sonder-Ausgcibe der Monats schrift „Sächsische Industrie" veröffentlicht wurde, ist die liberale Tendenz des Verbandes unverkennbar. Tort, wo es sich um konservative Kandidaten handelt, empfiehlt der Verband nicht die Kandidaturen, sondern er begnügt sich in jedem einzelnen Falle mit einer Bemerkung, die weder Fisch noch Fleisch ist. „Für den Verband liegt kein Anlaß vor, der betreuenden konservativen Kandidatur cntgegenzutreten." Ten liberalen Kandidaten hin gegen sichert der Verband seine volle llnterstützung zu. Da der Verband anscheinend mehr Gewicht aus das politische, als aus das wirtschaftliche Wohlbefinden seiner Mitglieder legt, ist er in «ine mißliche und widerspruchsvolle Lage gerate». Ihrer formalpolitijchen Ueberzcugung wegen glaubt er, Kandidaten be kämpfen zu müssen, die als Industrielle und Mitglieder des Verbandes ans dessen Unterstützung sicher ein größeres Anrecht haben, als Nicht-Industrielle und Nichl-Verbandsmitgliedcr. So sollte cs wenigstens sein: da dies aber hier nicht -utrifft. das Urteil in der Vcrbandsleitnng vielmehr vv» parteipolitischen Neigungen nnd Abneigungen gefärbt wird, unterstützt der Ver band sächsischer Industrieller eine Anzahl von Kandidaten, die mit der Industrie in keinem direkten wirtschaftlichen Znsammen- hange stehen, lediglich deshalb, weil sie der im Verbände sich vordrängenden linkslibcralen Richtung genehm sind. Einige Beispiele werden das eben Gesagte illustrieren. In Tres- den-Rcustodt wird ein konservativer Industrieller ausge stellt, der von der Pike auf gedient hat und infolgedessen aus eigener Erfahrung die wirtlchaftspolitischen Biedüksniffe her Industrie genau kennt. Aber der Verband unterstützt einen liberalen Arzt, der aus industriellem Gebiete sicherlich nicht über die gleiche Sachkenntnis verfügt, wie der betreffende Industrielle. Im 2 3. ländlichen Wahlkreise kandidiert von kon servativer Seite ein Mann, der als Verlciasbuchhändler und Biichdrnckerelbcsitzer mitten in Handel und Gewerbe steht, der Verband unterstützt aber einen Rechtsanwalt, der insofern mit der Industrie lose in Zusammenhang gebracht werden kann, als er seit einigen Monaten ständiger Rechtsbeistand einer Brauer- arnppe in Leipzig ist. Ganz eigentümlich ist dal Verhalten de-v«. bände- im li. städt. Wahlkreise. Dieser Krei- wurde her von dem Vorstand»mitgl»ede de- verband«». Herrn Rittberger, vertreten. In d«r Wahlkuoharbtu»« des Verbände- vom 19. August ist jedoch über dies« Stzubchatmt »och kein Wort zu finden. Gerade dieser Borsall soll,« den »tele» nicht liberal gesinnten Mitgliedern d«» verband«- Anlab -u» Nachdenken darüber geben, wie e» um die angeblich« Gleich- berechtigung aller Ordnung-Parteien innerhalb be, Organisation der Industriellen unter der heutigen Leitung und der heutige» GesAst-führung bestellt ist. Wird ein Rittglied für würdig befunden, in den Vorstand de» Verbände» gewählt -u «erdeu. so koinuli doch zweifellos dadurch zum Ausdruck, daß von dem oetressenden Mitglied« die Interessen des Verbände» gut wohr- genommen worden sind. WaS soll man nun aber sagen, wen» der Verband ein Mitglied seine- eigeuenVorstandeS fü r u «ae- eignet hält, die Industrie im Landtage zu vertreten? — Nie weit die Verbcindsleitnna sich übrigen» bereit- nach linh» ent» Wickelt hat, geht daraus hervor, daß sie in Leipzig den auf dem äußersten linken Flügel deS Liberalismus stehenden Friedrich Gontard im 22. städtischen Wahlkreise neben einem National- liberalen »och den freisinnigen Kandidaten Wolf und im 45. ländlichen Wahlkreise den bekannten extrem-freisinnigen Fabrikanten Arnold v. Schwarze auf den Schild «rhoben hat, also Vertreter jener Partei, d>« vom Fürsten Bisinorck al- Borsriicht der Sozialdemokratie stets heftig bekämpft wurde. Zu- jamnlelifassend kann gslaat werden, daß der Verband sächsische. Industrieller durch die Aufgabe seiner politischen Neutralität sich in schroffen Widerspruch zu der ihm innewohnenden zweifellos guten Grundidee gesetzt hat. Statt den Verband im Interesse der Industrie zu ginem festen Sammel punkte aller »ndlistriefreundlichen Elemente und aller Gegner der Sozialdemokrcttie zu machen, hat die Geschäftsführung des Berbanoes auseiiiandergetriebeli, was znsammengehört. — Zur Landtagswahl iin 9. städtischen Wahlkreise teilt »ns Herr Bürgenneister B o g t - W a ld h e i in niit, daß er seine Annahme einer Kandidatur zurückgezogen habe. — In einer in Paunsdorf abgebaltcuen VcrtrauenSmänner- Versamintnng wurde Nealschuldirektor v. Br ause als Kandidat für den 22. ländlichen L ä » d t c> g s w c> h l k r e i - ausge stellt. — AuS dem im Aufträge der Ministerien deS Kultus, des Innern, der Finanzen und des Krieges veröffentlichten Berichte über die gesamten Unterrichts- und Erzichuugsanstalten >m Königreich Sachsen auf Grund der Erhebung vom 1. De zember 1904 giht das „Dresdner Journal" «ine Zusammen- stellnng, auS der folgendes mitaeleilt sei: Die Zahl der Studieren- den der L a n d e S u n i v e r s i t ä t ist innerhalb des letzten Jahrzehnts von Jahr zu Jahr gestiegen, nachdem sie während des vorhergehenden Jahrzehnts 1884/94 abaenommen hatte. Sie betrug »n Svmmerscmester 1904 3575 inskribierte Studierende >4223 Hörer überhaupt), d. h. 305 inskribierte Studierende oder 622 Hörer im allgemeinen mehr als im gleichen Semester 18V9, 811 inskribierte Studierende oder 1361 Hörer mehr al» im leichen Semester 1894. Eine ähnliche Frequenzsteigerung weisen ie Zahlen der Studierenden für die Wintersemester auf. Im Wintcrtemcster 1904/5 hat sich die Zahl der inskribierten Stu dierenden (3880) um 399, die der Hörer im allgemeinen <4630s um 781 erhöht. Die erhöhte Frequenz ist hauptsächlich der Jurisprudenz und einzelnen philosophischen Wissenschaften, wie besonders der Philosophie, älterer und neuerer Philologie, Mathematik, Landwirtschaft und Caineralia und Rational ökonomie zunefallen, während Theologie und Medizin, sowie auch Naturwissenschaften eine Abnahme aufweisen. Im allgemeinen studierten beispielsweise im Winterscincster 1904 5 insgesamt 128 Personen mehr Jurisprudenz als 1899/1900 und 478 Personen mehr Philosophie und verwandte Fächer, während der Zugang 'ür Theologie um 23 und für Medizin um 184 geringer war als um füllt Jahre vorher. Die Zahl der sächsischen Studieren den ist in den letzten Jahren gestiegen sim Sommersemester uni 239, im Wintersemester um 305), dafür aber konnte man eine geringere Frequenz von Angehörigen sonstiger deutscher Bundesstaaten (1211) im Sommersemester 1904 feststellen sim Winter war eine geringe Vermehrung zu beobachten). Etwa 61 Prozent aller Besucher hatten ein Gymnasium absolviert, 13 Prozent kainen von einem Realgymnasium. 2 Prozent von einem Seminar. Im Jahre 1899 zählte man dagegen 70 Proz. Gymnasiasten, während die Zahl der Nealgymnasiasten um 5 Prozent geringer war als 1H04. Gegenüber der letzten Er hebung vom Jahre 1899 ist ferner eine Abnahme der Evan- stschen zu gunsten der anderen Religionsgemeinschaften -u de- .. .rken. Ferner hat eine wesentliche Verjüngung der Studenten schaft stattgcfnnden, da etwa 62 Prozent sim Sommersemester 1904) beziv. 69 Prozent <im Wintersemester 1904) aller Studie renden noch nicht das 23. Lebensjahr vollendet hatten, gegen 48 Prozent bezw. 54 Prozent im Jahre 1899. — Eine ganz bedeutende Steigerung in der Frequenz innerhalb des letzten Jahrzehnts weist die Technische Hochschule zu Dres den auf. Während im Jahrfünft 1884 bis 1889 die Gesamt- zahl der Studierenden von 412 ans 381 zurückging, stieg sie im Jahre 1894 auf 645, 1899 auf 1097 und 1904 aus 1142. Die Vermehrung verteilt sich ziemlich gleichmäßig auf alle fünf Abteilungen der Hochschule. Der Gebürtigkeit nach überwoaen die Sachjen mit rund 58 Prozent sinskribierte Studierende) bezw 63 Prozent s.Hörcr üherhciiivt) in beiden Semestern 1904. Doch waren sie relativ nicht so stark vertreten, wie im Studienjahre 1899/1900, während die Ausländer zusammen mit 22 Prozent bezw. 25 Prozent in beiden Semestern die früher für vas Studienjahr 1899/1900 sestgestellten Zahlen von 19 Prozent bezw. 23 Prozent übertrasen. Auch der Zugang der aus den sonstigen dentichen Bundesstaaten Gebürtigen war gestiegen. Dem Religionsbekenntnisse nach zeigte sich in der Zahl der Studieren den eine auffallende Vermehrung der israelitischen Studierenden nnd eine Verminderung der Römisch-Katholischen. Ebenso zeigte ich, im Ghgensaß z» den Beobachtungen bei der Universität, «ine lenierkenswerte Erhöhung des Durchschnittsalters der Studieren den. Wetter findet sich eine bemerkenswerte Abnahme der Gymnasiasten, eine Erscheinung, die im Gegensatz zu früheren Beobachtungen steht. Dafür fand ein erhöhter Zugang von der höheren Gewerbetchule zu Chemnitz, anderen Industrieschulen und sonstigen ausländischen Schulen, auch seiten» inaktiver Ossi- jsere, Apotheker usw. statt. — lieber die Frequenz der Tier ärztlichen Hochschule finden sich im Berichte keine ver- ffeichcnden Angaben mit früheren Jahren. Nach den tatistischen Zahlen a»S anderer Quelle sStatistische- Jahrbuch a»f. Hier stndierten. 1884 inSgesamt,1gJ ^n- 111 Freiber kribierte und Hospitanten, dagegen 1904 : 41S. Die Zahl ^ tudierenden Hachsen ist nur wenig gestiegen, nämlich von 48 auf 59, dagegen diejenige der aus außerbeutschen Ländern Europas Stammenden ganz enorm. Besonders stark bat die Zahl der studierenden Russen zuaenommen. Während diese im Jahre 1895'96: 46 betrug, stieg sie 1901/02 auf 167, 1903/04 ist sie wiederauf 141 gefallen. Die Gesamtzahl der aus europäischen außer» deittschen Ländern stammenden Stuoiercndcn betrug an der Berg akademie 1884: 28, 1904 dagegen 204. — Die Forstokabemie : uTharandt wies im Sommersemester 1904 : 46 Studierende, im Wintersemester 1904: 78 Studierende auf, gegen 103 bezw 112 im Jahre 1889. ES ist also eine erhebliche Abnahme zu verzeichnen. — Im staatlichen Fernheizwerk findet am 13. b. M. 9 Uhr vormittags wieder «me Verbrenn »ilg von Wert papieren statt, zu der jedermann, soweit Platz vorhanden ist, Zutritt hat. Der Eintritt ist durch die nach Süden zngekchrte Tür des Fernheizwerkes zu nehmen. Der Landwirtschaftliche Kreditveretn im Königreich Sachsen veröffentlicht im Inseratenteile seine Ver- losungslisle Rr. 100. — Die Vereine für F e u c r b e sta t t u n o i m König reich Sachsen hatten sich, wie an andere sächsisch« lliats- kollcgien, so auch an den Rat der Stadt Leipzig mit der Bitte gewendet, er möchte sich einer von ihnen an den Landtag gerichteten Petition wegen Zulassung der Feuerbestattung in Sachsen anschließen. Ter Rat hat es jedoch für richtiger und der Sache dienlicher gehalten, daß die Stadt Leipzig in dieser wichtigen Angelegenheit selbständig vorache. Er hat deshalb den Stadtverordneten eine an die Stcmoeversammlung des Königreich» Sachsen gerichtete Petition unterbreitet, in »er um di« Zulass»ng der fakultativen Seuerbestvttrm, ae-