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irr. 11» s-ii- r — VtzObukr — schreckhafter drohenden JuflationSgespensle» pendeln hl« Volksvertreter uneiitschlossen hin und her. Sie scheue« sich, auf der eine» Seite fiir eine Berteueruna de» jedem Kran» zosen so »»entbehrlichen Regtetabaks und anderer kleiner Annehmlichkeiten des Lebens zn stimme» und müsse« auf der andern Seite fürchten, das, ihnen bet einer Neuwahl ent- gegeiigehalten wird: ihr habt für den Kranken auf ISS gestimmt. und lnis ist schlimmer al» jede Steuer. Sie Krise und ihre Vorgeschichte hat sür n»S, abgesehen von ihrer außenpolitischen Bedeutung, auch al» solch« manche» Belehrende insofern, als sie nicht nur Finanzkris« ,tt. sondern der tnpische Ausdruck fiir die geistige Kris« in Frankreich überhaupt, geboren au» der wirtschaftliche» Not »ns als die Bestätigung einer allgemeinen Krise de» P a r l a m e n t a r i S m u S. die wieder bedingt wir» durch die »iiuiigelwirtschaft und BerantwortnngSschen der Parteien. Alles Zeilumslände, von denen auch wir ein Lied singen Wunen. SaS bei uns mit so viel Eifer »achgeahmte Snstcm hat sich an seiner eigenen GebnrtSstätte »6 ai>-,ur>Ium geführt: denn es muh doch wie ein Witz der Weltgeschichte anmuten, daß die Negierung Briandö, selbst eine Schöpsnng des Links- kartellS, in ihrer Finanzpolitik gerade von diesen Li nks- Parteien bekämpft wurde und nur durch geschicktes Lavieren zwischen wechselnden ZusallSmrhrhciten ein kurzes Scheindasein fristen konnte, bis sie endlich doch dem Zufall zum Opfer siel. Innere Paradoxe, die dem ganzen System Hohn sprechen. Ebenso deutlich hat der Kall gezeigt, daß man so wenig, wie es Poinearö vom Siegerstandpunktc aus ver mochte, mit sozialdemokratischen Wirlschastsntovien. wie sic Dvniner aufgeürangt werden sollten, oder mit skrupelloser Wahldcmagogie vernünftige Wirtschaft»» und Finanzpolitik treiben kann. ES besteht soviel wie keine Aussicht, daß eS dem neuen Finanzminister gelingen wird, das Land ans dem von Tag zu Tag gefährlicher werdenden Tilemma herauSznsübren und da Lorbeeren zu ernten, wo die gewiegtesten Finanzgrnies nichts als Dornen gesi »den habe». So wird am Ende dcS Leidensweges, den unter der harten Macht der wirtschaftlichen Tatsachen nach den besiegte» Staaten nun auch das siegreiche Frankreich zu gehen hat, nichts anderes stehen, als die vom ganzen Kartell so gefürchtete und mit allen Mittel» bisher hintertrlcbene Auslösung der Kammer. Wenn die Abgeordnelen sich nach Jahr und Tag nicht entscheiden können. welche von »«» notwendta« »tlteren Pille» sie tem Volk« zu schlucken geben tvolle». o» Steuern oder «eldnitivcrtuna. so wird man eben da» Volk selber fragen müssen. Da» törichte Versprechen: l-a Lock« poz-vr» ic>ut, mit bem man die Franzosen jahrelang über die unhaltbar« Lag« der Staat», sinauzen hinweagetauscht hatte, bat sich endgültig unb un» wiberrilflich al» unerfüllbar erwiesen. Und auch all« »aßen- politischen Erfolge »uf dem seit Herriot rtngefchlagenen Wege -er Verständigungspolitik können heute nicht mehr tarvbrr hinwegtüufchrn. bah Frankreich» politische und wsrtschastltche Lage hossnnugSlo» ist. wenn r» sich nicht endlich z» ei»ene » Opfern entschließt. Di« Kartellgegner scheinen sich allerdtng» zu dieser Sr. kenntni» noch nicht dnrchgcrungen zu haben. Sie hoff:», au» -er Unruhe, d^e wegen der verhängnisvollen Zauderpoltttk der Kcnlellparteien die Bolksmasten ergriffen hat, Kapital schlagen zu können, und schreie» am lautesten nach Auflösung und Neuwahlen. Zwgr haben auch sie kein Mittel zur Hand, um das aus Grund geratene Finanzschisf wieder ilott »u machen, aber sie hoffen, schon zu irgendeinem Ziele zu kom. men. wenn e» ihnen nur erst geling», durch etnen Wahkerfotg ans Ruder zu komme,, und mit de» Gewaltmcthoden Pein- carS» und Millerands von neuem Europa zu brutalisiere». ES scheint aber, daf> der Präsident der Republik, der bet seiner Ankunft in Lyon mit dem Rufe: „Auflösung!" emp fangen wurde, diese Gefahr vermeiden und vorläufig keln Mittel unversucht lassen möchte, um die inneren Verhältnisse zusammen mit Briand und der LlnkSmehrheit wieder In» rechte Gleis zu schieben. Noch sind ja auch wichtige Ans, gaben zu lösen, wie die Verabschiedung der provisorischen Zwölftel, ohne deren Genehmigung eine GeschästSregiernng nach Auflösung des Parlaments nicht amtieren könnte, »na die Erledigung der Wahlreformvorlage, die für den nächste» Wahlgang eine neue Grundlage geben soll. ES wird also, vorläufig wenigstens, im PalatS Bourbon wettergewurstelt werden,- man wird sich wieder um grösicre, kleinere und kleinste Stcucrvorlagen zanken und bem Klnanzmimst.-r da» Leben schwer machen, bis ein endgültiger Bruch zwischen de» notdürftig znsammcngekvppclten Regierungsparteien oder ein äußeres Ereignis, das zunächst von der Valuiaseile droht, das Unvermeidliche zur Wirklichkeit werden labt. Briand sitzt vorläufig wieder im Sattel, ob er auf der arg zerschundenen Mähre reiten kann, wird erst die nächste Zukunft zeigen. Brians nach Gens abgereist. Programmerklärung Dienskag. Paris, IN. März. Briand ist beute abend S,!sil Uhr nach deutscher Zeit nach Genf abgefahren. Weil cs vor der Abreise nicht möglich war, mit dem neuen Kabinett vor die Kammer zu trete«, hatte Briand aus heute nachmittag den Auswärtigen Ausschuß des Senats cinberusen, um sich von diesem ein vorläufiges Ver trauensvotum ansstcllcn zu lasten. Am nächsten Mon tag soll nach Rückkehr Briauds die Regicrnngscrklürnaa aus, gearbeitet werden und am Dienstag das neue Kabinett vor dem Plenum der Kammer erscheinen. Die Aussichlen des Kabinetts. Paris, 10. März. Fm neuen Kabinett Briand ist eine Konzentrierung nach bem Zentrum durch die Ausnahme von Perct in die Negierung erfolgt, der mit seiner Gruppe, de« Linksradikalen, vor etwa zwei Monaten auS dem Links- kartcll ansgeschiedcn war und sich die Sympathien der Rechten erworben hat, und damit auch eine gewisse Gewähr bietet, daß die gemässigten Rcchlsrepublikaner. die Gruppe Maginots und die Le Troquers, zum mindesten in der entscheidenden Frage der Finanzpolitik sür die Regierung stimmen werden. Die Radikal-Sozialisten, die nach wie vor den Kern der Regierungsmehrheit ansmachcn, sind durch das Ausscheiden der vier radikal-sozialistischen Minister Renault, Daladicr, Eharttemvs und Chauvin stark vor den Kopf gestoßen, werden aber durch die Berufung Malvns zum Innenminister mit -er neuen Kombination auSgesöhnt. Wenn aber von den Fraktionen bei den Abstimmungen Disziplin geivahrt wirb, ums beim Sturz BriandS nicht der Fall war, so ist eine Re gierungsmehrheit vorhanden. Das zweite Kabinett Brian- und die Presse. Paris, 10. März. Die Aufnahme, die das Ministerium Briand in der Abendpressc findet, must unter dem Gesichts winkel betrachtet werden, dast mit Ausnahme des „Paris S-oir" sämtliche Abendblätter der Opposition angehören, l — Der „TcmpS" schreibt, man könne sich vom Standpunkt der Außenpolitik ohne Zweifel z u f r i« d e n g e b e n. Innen politisch aber spricht sich das Matt namentlich g e g e n die S r- nennung Malvys auö und erklärt, dast vieles dunkel sei, was die Regierungserklärung und die Handlungen des neuen Kabinetts aufklärcn müßten. — „Journal des TebatS" sagt: Wir haben ein Ministerium, aber werden wir auch cine Regierung haben? Briand hat ein vollkommen radi kales Kabinett gebildet, dem das Leben nicht leicht gemacht werden wird. — Auch „Jntransigeant". der da» neue Ministerium Briand daS Kabinett von Genf nennt, ist skeptisch. Möge Briand, wenn er nach Paris zurückkommt, so erklärt das Blatt, der Politik den HalS umdrehen und sich mit der finanziellen Wicdcrausrlchtnng beschäftigen. Wir haben weder Zeit noch Kredit zu verlieren. — „Libertö" betont, daß von der Haltung der doinokratisck).republikanischen Bereinigung die Lebensdauer des neuen Ministeriums abhängen werde. — Der radikale „Paris Sotr" meint, es sei klug, das neue Kabinett nach seiner Regierungserklärung und nach seinen Handlungen zu beurteilen. (W.T.B.j * Paris, 10. März. Der ncugewählt« Abgeordnete AndrS Tardie» erklärt«, dast er sich keiner Fraktion an- schlietzen werde. (W. T. B.j Lulher über die Genfer Nalsoerschwvrung. London. 10. März. Der Korrespondent des „Evening Standard" drahtet: Luther habe ihm erklärt, daß er sowohl wie Stresemann jetzt vollständig von der Loyalität und Auf richtigkeit ihrer Locarno-Kollegen überzeugt seien. Aber etwas, was man wohl eine diplomatisch« Berichwörnng nenne« könnte, hätte ein« Lage, hervorgerusc«. die de« Eintritt Deutschlands in de« Bölkerbnnd gesährde. Der genaue Au- sammcnhang dieser Bcrschivürung sei vorläufig nur einem gewissen internen Kreise bekannt. Sie sei jedenfalls ansterhalb der fünf großen Nativncn angezettelt worden. Der Korrc- spondent fügt hinzu. Deutschlands bedingungsloser alleiniger Eintritt in den permanente» Völkcrbundsrat fei beschlossene Tatsache Die Urteilsbegründung im kisenbahnprozeß. Die Reichsbahn außerhalb -er Schllchlrrngs- or-nung! Sierlin, w. März. Ti« Urteilsbegründung im Eisenbachn- pro-zetz liegt nunmehr vor. Da sich die Reichsbahn bekannt lich daraus berust, daß sie gegenüber dem allgemeinen Schlich tungsverfahren in gewisser Hinsicht, wie in dem strittigen Fall, ein« Sonderstellung cinnehme, kommt dieser Urteilsbegründung eine besondere prinzipielle Bedeutung zu. DaS Gericht, di« Zivilkammer des Ber liner Landgerichts, kmt den Standpunkt der Reichsbahn als berechtigt anerkannt und sein« Entscheidung u. a. folgender- maßen begründet: DaS tziericht entnimmt a»S den Bcsttmiwungen des Retch». bahngeictzcS vom 80. August 1024, de» ReichSbahnpersonal» gesetzes und der für einen Bestandteil des ReichSbahugesctzrS erklärten GesellschastSsotzeng die Sonder- und Ausnahme stellung der beklagten Neichsbahngcsellschast. Hinsichtlich dcS allgemeinen Schlichtungsverfahrens im 8 22 deS Nelchsbahn- gesetzcS liegt der Gedanke zugrunde, dast die BcsoldungS- «nd Lohnvcrhältnlsfc zunächst im Weg« freier Vereinbarung ge regelt werden sollen. Falls der Versuch zu einem freiwilligen Abkomme» ,« gelangen, nicht zum Ziele führt, tritt nach dem ff 2» der Erlast einer Lohnordnnng an Stelle der freien Ver einbarung. Für cine Anwcndung der SchltchtnngS« ordnung ist dann kein Raum. Der in den Bestimmungen des Gesetzes vorgesehenen, auf freiem Willensen isch tu st beruhenden Vereinbarung kann eine ZwangSveretnbarung nicht gleichgesetzt werden. Auf der beklagten Reichsbahn liegt die Repara tiv nS last, mit der ihr Unternehmen dinglich belastet ist. Zur Erreichung dieses Sonde rzw eck eS hat man die Deutsche Rcichöbahngesellschcist gebildet, auS der Reichsverwaltung herauSgenommen und verselbständigt. Rur die Verwaltungs organe. Porstand «nd Verwaltungsrat. vermögen z« beur teilen, wie sie de« besonderen Ersordernisie« unter gleich zeitiger Berücksichtigung des Arbeitsfriedens am eheste» ge nügen können. Ein Unternehmen, bei dem die Pcrsonalausgabe« »8 Prozent aller Ausgaben ansmach«», «nd das außerdem mit einer Schuld von seltenem Ausmaße belastet ist, läßt sich nicht ohne weiteres i« das Schlichtungsverfahren Hineinpressen, wie jede beliebige andere UnternehmnngS- form. Da di« Beklagt« hinsichtlich der Regelung von Lohn» fragen, wie überlmnpt ihrer sonstigen Geschäftsführung un- abhängig gestellt worden ist. verträgt sich mit ihrer beson deren S-tellung im deutschen Wirtschaftsleben, eine Bestim mung, wie -er 8 6 -er Schlichtnngsordnung, unter keinen Um ständen. Nnr durch die in den Verwaltungsrat delegierten Mitglieder und durch Anruscn dcS SondcrgcrichtS bet Ver letzung des 8 2 des Gesetzes wegen Gefährdung und Störung des ArbeitöfriedenS vermag die ReichSrcgicrnng de« über 8 « der Schlichtungsverordnung erstrebten Erfolg »u erreiche». Hierum scheitert Las Verlangen der Kläger anSonder - normen deS Reichsbahn gesetzes und der dazu er lassenen Satzung. Infolge ihre» zwingenden Charakters ist es unerheblich, dast sich die Beklagten zunächst aus den ZAeg -er gütlichen Vereinbarung und de» Schiichtnngsverfahrens be» geben haben. Auch ist die Vereinbarung eines Schiedsgerichts im Sinne der Zivilprozeßordnung in dem Verhalten -er Reichsbahn nicht zu erblicken. Das -rutsche Arbeikszeikprogramm. Berlin, 10. März. Der Reick,sarbettSmtntster Dr. Braun» wird morgen abend nach London abreisen. Am Montag beginnen die Verhandlungen betreffend das Wa- shtngtoner Abkommen. Bon unterrichteter Seite wird betont, das deutsche RattstkationSgesetz zum Wa.hing- toner Abkommen fetze voraus, daß alle «estenropäische« Mächte ratifizieren. In London soll eine Auslegung ge- sunden werben, die gleichzeitig endlich eine Ratifizierung möglich macht. Unser Entwurf zum ArbettSgesctz ist abg«. fast- in, Hinblick auf da» Washinatoner Abkommen. Dieses ist seinerzeit, da Deutschland in Washtnaton nicht vertreten w. r. nach französischen und englischen Rezepten zusammengestellt worden. Auf seine Herstellung hatte Deutschland keine» Einfluß. Eine Schablonisicrnng der An wendung ln verschiedenen Länder« ist praktisch nicht möglich, wci'. die ArbeitSverhältniffe überall wesentlich verichicden sin-. Die gesetzlichen Bestimmungen in den einzelnen Län der» könnten einander angenähert und unlautere Kon- kurrenzlctnber auSgeschaltet werden. Nicht ''er können sie schabloncnmästtg auf alle Länder übertr, g-n wer den. Sehr wesentlich ist auch die Frage der Durchführung der Gesetze und der Kontrolle über die Dnrchfiihrnng. Die Frage ist nicht nur eine sozialpolitische, sondern in den < ben Maste auch eine Frage der internationalen Konkurrenz, bet der die Interessen der einzelnen Länder weit auseinander- gehen. Ans drntscher Sette hegt man den Wunsch, In London eine Ratifizierung zustande zu brtnaen. Heute vormittag hatte der McichSarveitSmiuisier eine Konserenz mit ben Gewerkschaften, später mit den Vertretern der Arbeitgeber. (W.T.B.j München, 10. März. In Erwiderung deS Besuche», den der Ministerpräsident Dr. Held der badischen StaatSregteruna abgestattrt hatte, tras heut« oben» der badische Gtaat-pväsidcnt Trunk znm Besuche der badischen StaaiSregternng in München ein. VonnervlAß. N. I0M Der Bericht -er englischen Kohle«kom»ission So«»«. 10. März. Der mit größter Gvannun- «r- wartet« Bericht der königlichen Kohl«»kommtsstou »>»rd« heute veröffentlicht. Die Tatsache, daß die Kvmmlsston-mit- gltrder hervorragende Persönlichkeiten sind, dl« kein« Ber. btndung mit der Bergwerkstnbustrie haben, hat zweifellos zw ihrer Ueberetnstimwung hcigetragen. Die Kommission erklärt die Schwierigkeiten in de» Kohlenindustrte al» «ine Folg« mächtiger wirtschaftlicher Kräfte. Die Kommission stimme nicht mit der Ansicht der Zechenbefltzrr überein, baß wenig getan werden könne, um die Organisation der In- dustrie zu verbessern und daß da» einzig durchführbare Ber- fahre« sei, di« «rbett»»eit zu verlängern uud die Löhne zu vermindern. Nach Ansicht der Kommission sind groste Veränderungen nach anderer Richtung notwendig und ein großer Fortschritt sei möglich. Nach ihr sind zntzlreiche Zechen, an modernen Maßstäbe« gemessen, schlecht angelegt. Biele Zechen haben einen zu geringe« BetnebSnmsana. «m eine ante Prodnkttonscinheit zu fein. Eine Anzahl Zeck ist weder gut ausgerüstet, noch gut geleitet. Anderfeit» s zahlreiche Zechen sehr gut «naelegt. ausgerüstet «nd gelei Die Methoden für die Verwendung der Kohle sind unwissenschaftlich. Bier Fünftel der Kohlen, die im Lande verbraucht werden, werde» im Rohzustand ver brannt. Ocl und wertvolle Nebenprodukte werde» vcr. schwendet. Die Forschungen, betreffen- die Methode» der Kohlengewinne unb de» Kohlenverbrauchs, sind ungenügend. Die Berkwerksindnstrie sollte an zahlreichen Stellen eng ver- bniiben sein mit anderen Industrien, u. a. mit denen sür GaS, Elektrizität. Oel, chemische Produkt« und mit Koksöfen. Die VerkausSorgantsattvnen und di« BesörderiinaSverfahre» sind zu kostspielig. Auch die Organi sation der Arbeitskräfte in der Industrie ist sehr rgfvrm- bedürftig. Die Kommission erklärt, daß sie da» vom Berg» ardcitervcrband vorgcschlagcnc Heilmittel, nämlich die Ratio nalisierung der Bergwerke, nicht empfehle. Sie befürworte eine Fortführung der Industrie al» Privatunternehme«, mache jedoch cine Anzahl von Vorschlägen für ihre Neu organisation. Eine Kommission muß unter der Autorität des Staats.' sckretärs ernannt werden, um den Erzbcsltz »« erwerbe« und zu verwalte«. Die Amalgamierung vieler der jetzigen kleinen PrvdukttonSetnheiten ist wünschenswert. Die Ent wicklung der Elektrizitätsversorgung nach den neuen Bor- schläge» der Regierung muß koordiniert werden mit der Er- zengung von Elektrizität in Len Bergwerken. Die Kom mission schlägt die Schaffung eines nationalen Brennstoff- Ausschusses mit beratenden Befugnissen vor. Die Standardlänge be» Arbeitstage», bi« setzt durchschnittlich Stunden unter der Erde beträgt, muß unverändert bletbeir. Die GewtnnverteilungSpläne, die eine Verteilung von Anteilen an die Unternehmungen und an die Arbeiter vorsehcn, müssen allgemein angenommen nnd obligatorisch gemacht werden. Die beherrschende Tatsache des Augenblicks ist, daß im letzten Quartal Le» Jahres 1025, wen« die Kohlensnbvcntton auSgcschlofse« wird, 7S Prozent der Sohle mit Verlust gefördert Wurde. Rach Ansicht der Kommission ist eine Fortsetzung der Gewährung von Sub ventionen ««haltbar. Die Subvention muß am Ende der ge setzte« Frist aushöre» «ub darf niemals wiederholt werde». Die sogenarmke „schwarze Reichswehr". viu klärende Denkschrift GcßlerS. Berlin, 10. März. Der RetchStagSuntersuchung». aus schuh für die Fcmeorgantsativncn unb die Fememorde hielt heute eine kurze Sitzung ab, in der der Vorsitzende »it- tctlte, baß dem Ausschuß noch nicht alles erforderliche Material zugegangcn sei. Auf das Ersuchen an die Länder um Bereit- stellung von Material für die AuSschußberatungen seien -um grüßten Teil Fehlanzeigen erfolgt. Ucber daS Sapitel Schwarz« Reichswehr hat ber RcichSwehrminister Dr. Geßler cine Denkschrift «nterbreitct, in der er u. a. auSführt: Mit dieser angeblichen Organisation sind auf dem Wege über die in ben Jahren 1V23 bis 1923 gebildeten ArbeitS- truppcn des Wehrkreiskommandos III wiederholt auch Dienst stellen des Rcichöhecrcs in Beziehung gebracht worden. Die Trupp», auS der Not von AuSnahmcverhältniffen entstanden, sind seit Oktober 1923 aufgelöst. Dieser Gedanke ist vielfach verloren gegangen. Ucbcrhanpt haben die bisherigen Er örterungen eher zn einer Berwischnng als z« einer Klärung bcS wahre» Tatbestandes geführt. Der Zweck der Denkschrift sei, restlose Klarheit zu schaffen. Der an sich reichlich unklar und geheimnisvoll anmutende Begriff „schwarze Reichswehr" stammt ursprünglich von deutschvülkischer Sette. I» Ueber- cinftimmung mit dem Chef der Heeresleitung find die Be hauptungen, daß eS sich dabei «m militärische Formationen anßerhalb der Reichswehr handele, Behauptungen, die außen- wie innenpolitisch di« größten Gefahren in sich bergen mußte», stets entschieden abgelehnt worben. Generaloberst v. Geeckt habe die von rechtsradikaler Sette gekommene Anregung der Bildung einer solchen „schwarzen Reichswehr" ebenso in scharfer Form znrückgcwicscn, wie die ans Kreisen ber Linken kommende, schwarz-rot-goldene Bataillone aufzustelleu. Weiter ist -cm AuSschub cine Denkschrist dcS RelchSin»««- miuifterS zugeganaen. die ebenfalls sehr umsanarelch ist. — Eine GcschüftsordnungSdebatt« entwickelte sich darüber, wie der Ausschuß die Frage der Berichterstattung lösen solle. Al» Generalbcrichtcrstatter wurde Aba. Dr. Leon iSoz.j vorgcschlagen. der selbst nicht anwesend war. und besten Zustimmung der Vorsitzende einholen solle. Dann kam noch die Anregung zur Sprache, daß Mttaltedcr SeS Feme-AuS- schuffeS Sen betreffenden Gerichtsverhandlungen betwobne» sollen. In etwa einer Woche wird voraussichtlich wieder «tn« öffentliche Sitzung de» Ausschusses stattfinben. Bierabend beim Neichsprüfidenlen. Berlin, 10. März. An einem heute vom Reichspräsi denten veranstalteten Bierabend nahmen u. a. teil: sämtliche in Berlin weilenden Reich-minister, die preußischen StaatSmtntster, ber Lhef der HeercSlettuna. die Staats sekretäre des Reiches und Preußens, die Mitglieder de» ReichSrateS, mehr al» 100 Abgeordnete, sowie frühere Reich»- und StaatSmtntster. die führenden Vertreter der Hochfinanz, des Handels und ber Industrie sowie der Gewerkschaften un ser Presse. (W.T.B.j Die Prager Explosion vor -em Senak. Skandal statt Beileid. "Prag. 10. März. I« Prager Senat kam e» hente z« Austritte«, wie sie seit seine» Bestand wohl «och nicht dage« wese« sei« dürste«. Während der Ministerpräsident ständig an die Würde de» Hauses appellierte, verletzte ein Mitglie der Reglern n g selbst diese Würde ans das schwerste. Im Verlaufe der Beantwortung der tschechisch-nationalsozia- ltsttschen unb kommunistischen Interpellationen über di« Handgranatenexplvsio» in der Tischlergaste erklärte ber Ver teidigungsminister auf einen Zwischenruf, ob die Hand granaten etwa für die Kommunisten bestimmt waren: Nein, für sie genügt das kantschnl DaS Hau» war im ersten Augen blick völlig überrascht, dann aber brach der allgemein« Tumult l»S. Der Minister wurde von der gesamten Oppo sition umringt. Man hörte andauernde Rufe unb schwer« Beschimpfungen. Der HauSpräsibent war vollkommen macht los. Vergeblich versuchte -er Minister, seinen Ausführungen eine andere Auslegung zu geben. Der HauSpräsident selbst bezeichncte die Aeußerungen des Ministers als unangebracht, versuchte jedoch, ihn sichtlich zu decke». Endlich kam der dcntschc Sozialdemokrat Jokl zn Wort, der daS Verhalten des Minister» mit aller Schärfe zurtickmieS. Er kritisierte weiter das Ueberhandnehmen des Militarismus ln der Tschecho-Glowakei. Auch der beutschnational« Genatov Friedrich wie» die Ausfälle de» Minister» aus» schärfsie zurück.