Volltext Seite (XML)
sankt. Viele Städte schlossen ihre Thore und lasse« niemand ei« noch auL. ES ist wie im Mittelalter. ZK kautet» dieser Gelegenheit daß in Spezzia, wo wurde das Lazarett zur Bequemlichkeit der Totengräber gleich auf dem Friedhöfe etabliert, überall finden zur Be schwörung der Seuche Prozessionen der OrtSheilige« (Pa. trone) statt, obwohl die Regierung dergleichen Ansammlungen streng verbot. (Der „Pol. Korr." wird noch geschrieben: Aberglaube, Furcht und Voreingenommenheit spielen auch bei, dieser Gelegenheit eine große Rolle. So ist eS konstatiert, daß in Spezzia, wo die Seuche am stärksten wütet, die- selbe sich mehrere Tage hindurch bemerkbar machte, ohne daß die Behörde oder das Publikum etwas davon erfuhr, da die Angehörigen der Erkrankten au- Furcht vor Isolierung die Erkrankungen verheimlichten. ES wurde in dieser Richt» ung so weit gegangen, daß einige Tote ohne vorhergegangene Totenschau in Gärten und auf Feldern insgeheim, und zwar in der mangelhaftesten Weise beerdigt wurden, bi- plötzlich die Seuche in erschreckender Weise auftrat. AIS dann ihr Vorhandensein nicht mehr verheimlicht werden konnte,, begann eine allgemeine Flucht und Deroute. Auf dir erste Nachricht vvm Ausbruche der Cholera flüchteten gegen 8000 Personen, neid zwar in solcher Eile, daß die Regierung gar keine Zeit hatte, die nötigen Vorkehrungen gegen das Verschleppen der Seuche zu treffen.) * Rom, 3.September (Tel.) Cholerabericht. Gestern sind in den Provinzen Alessandria I Erkrankunas« und 1 Todesfall, in Bergamo 22 Erkranlungs- und 8 Todesfälle, i» Campobasso 5 Erkranlungs- und ebensoviel Todesfälle, in Caserta 1 Erkrankungsfall, in Cuneo 29 Erkrankungs« und l7 Todesfälle (davon in Busca 8 Erkrankunas- und 3 To desfälle), in Genua 21 Erkraokungs- und 16 Todesfälle (da von in Spezzia 14 Erkranlungs- und 13 Todesfälle), in Massa e Carrara 11 Erkrankungs- und 9 Todesfälle, in Modena 3 ErkrankungSfälle, in der Stadt Neapel 122 Er krankungs- und 69 Todesfälle, wobei 6 früher Erkrankte; in der Provinz Neapel 5 Erkrankungs- und 2 Todesfälle, in Parma 4 Erkrankungs« und 5 Todesfälle und in der Provinz Turin 11 Erkrankungs- und 9 Todesfälle vorgekommen. * Rom, 4. Septbr. (Telegramm der Bautzener Nachr.) Von Dienstag 4 Uhr nachmittags bis Mittwoch 2 Uhr nach» ülittags sind in Neapel 67 Erkrankungs- und 36 Todes fälle au Cholera vorgekommen. Paris, 3. September. (Dr. N.) In der gestrigen Sitzung Ker medizinischen Akademie wurde konstatiert, daß die Cholera in Aix fast genau zu derselben Zeit wie in Toulon und Marseille aufgetreten sei. Die Akademie beschloß, um Er richtung von Gesundheitsbureaus, ähnlich den in Brüssel bestehenden, für alle großen Städte Frankreichs Mchzusochen. * Paris, 3. September, abends. (TeN Die Anzahl der in Toulon und Marseille seit dem letzten Bericht vorgekom- meuen Choleratodesfälle ist sehr unbedeutend. In dem Departement Ost-Pyrenäen starben seit den letzten 24 Stun den 14 Personen an der Cholera. * Madrid, 3. September. (Tel.) Nach amtlicher Meld ung sind seit dem 29. August in Alicante 5 und in Novelda 42 Eholeratodesfälle vorgekommen. * Konstantinopel, 3. September. (Tel.) Die Pro venienzen aus Ägypten werden einer fünftägigen Beobacht, png unterworfen. IH8L tpmS. Weder Khartum noch Gordon- Befreiung ist aber der Zweck, den England vksolgt, eS muß letzt mehr wie je sich des SuezkanalS versichern, und nicht eher wird eS aLrüstrn, als bis eS auf die eine oder andere Weise sich den Besitz desselben dauernd errungen hat. Die englischen Blätter Mißbilligen r» fast ohne Ausnahme, daß diese weittragenden und überaus kostspieligen Maßnahme» insgesamt getroffen sind, während das Parlament vertagt ist. — Nächst der liberalen Kundgebung in Edinburgh, bei welcher Gladstone sprach, bat eS am letzten Sonnabend auch in anderen Teilen des Königreiche- nicht an Demonstrationen fpr und wider die Regierung gefehlt. In Lord Salys- biurys Park in Hatfield fand eine von etwa 8000 Per- fpncn besuchte konservative Kundgebung zu Gunsten «S Oberhauses statt, bei welcher Lord Lytton, der unter Lord Beaconsfield Vicrkönig von Indien gewesen, die Haltung qcr Pairskammer in der Wahlreformfrage rechtfertigte. — Die Leiche deS verstorbenen Botschafter- Lord Amp- tihill kam am Sonnabend in Lvndon an. Auf dem Viktoria- Bahnhvfr hatten sich der Herzog von Bedford und andere wichste Anverwandte deS verstorben«! PairS eingefundrn. Im Lauft des Tages erfolgte hie Überführung der sterb lichen Hülle nach Cheneys, wo die Beerdigung am nächsten Mittwoch stattfindet. — Der Nihilist Hartman«, der jüngst tot gesagt war, syll in London angekommen sein, um für den Oktober ein internationales Stelldichein der Dynamitheldcn vorzubereiten. Rutzümd. Der „Gazeta Krakowska" zufolge soll Gouverneur Gurko noch der Rückkehr deS Zaren nach Petersburg zum Kriegs minister ernannt werden. Petersburg, 1.September. (K. Z.) Wie bekannt wird, ist das vielbesprochene sogenannte Universitätsstatut wäh rend der Manöver auf Schloß Ropscha in einer Minister- sstzung in der von Tolstoi und Deljanow gutaeheißenrn Form crn genommen worden, Nach dem „Grashdanin" unter stützte Pobedonoszew die Tolstoifchen Vorschläge. Früher Hatten dieselben nur eine Minderheit gesunde», weil man sie fär zu hart hielt. Warschau, 2. September. Der „N. P. Z." schreibt man zur Richtigstellung von hier: Die in deutschen Blät tern verbreitete Nachricht, Degajew, der Mörder des russi schen Polizei-Obersten Sudeikin, sei „dem hochoffiziösen Dniewnik Warszawski zufolge* im Auslande verhaftet und nach Petersburg gebracht «ordm, ist keineswegs als zu treffend zu bezeichnen. Das genannte Blatt teilte allerdings vor etwa 14 Tagen das über die Verhaftung Degajews ver- hreitete Gerücht mit, ohne jedoch, wie es ausdrücklich hieß, für jene Nachricht eine Verantwortung zu übernehmen. Hätte Ver „Dniewnik Warszawski* die Verhaftung wirklich als That. säche mitgeteilt, so würde er gewiß auch in der Lage„gcwesen ftin, den Namen jenes „Auslandes" anzugeben. Übrigens haben Petersburger Blätter gar nichts über jene angebliche Verhaftung gebracht. Türket. Wegen der Rückstände in der von der Türkei an Ruß land zu zahlendm Kriegsentschädigung ist neuerdings eine Vereinbarung getroffen worden. Danach giebt die Pforte ihre Zustimmung dazu, daß außer dem Zehnten von den Provinzen, der zur Deckung der Ratenzahlungen der Kriegsentschädigung bestimmt ist, auch die anderen Einkünfte jener Provinzen in Anspruch genommen werden sollen, um oie gegenwärtigen Rückstände sowie irgend welche ferneren Fehlbeträge zu begleichen. Diese Zahlungen sollen den Vor hang vor den Bedürfnissen der Verwaltung haben. (K. Z.) Ufritt. Kairo, 31. August. Ein Telegramm aus Wady Half« meldet die Ankunft deS Dampfers „Nil" mit zwei weiteren Compaginen deS Royal Sussex-Regiments, wodurch Vie Gesamtställe der dortigen Truppen auf 600 Mann ge bracht wild. Eine Compagnie wird morgen nach Saraß aufbrechen. Eine Compagnie Genietruppen ist gestern von Assiut nach Wady Halsa abgegangen. General Sir Evelyn Wood ist in Wady Haifa angekommen. Das Süd-Stafford, shire-Regiment wird nach Wady Halfa vorgeschoben zum Entsätze deS Royal Sussex-RegimemS, das nach Dongola beordert ist. , Wie man der „Polit. Korr." aus Alexandrien mel det, wird für den englischen Oberkommissar Lord North - brook in Kairo auf Befehl deS Khedive ein sehr feier licher Empfang vorbereitet. In Alexandrien foll dem Ver nehmen nach bei seiner Ankunft eine friedliche Demonstration der europäischen Kolonie ins Werk gesetzt werden. Es heißt, man werde ihn mit einer Ansprache bewillkommnen, in wel cher betont würde, daß die europäische Kolonie keineswegs ftindselige Gesinnungen gegen England hege und nur wünsche, daß die internationalen Interessen seitens der englischen Re gierung besser, als bisher, respektiert würden. Gesundheit-- und OumAntiinmachrichteu. * Bern, 2. September. (Tel.) Der schweizersche BundeS- wt hat beute die gegen den Kanton Genf mit Hinblick auf Cholera-Befürchtunaen erlassenm fanitärischcn Verfügungen zurückgenommen. DaS ganze Gebiet der fchweizerischen Eid- genossenfchaft ist von der Cholera frei. Rom, 1. September. (RchSb.) In allen Teilen des Landes tritt infolge der Epidemie eine an Anarchie strei- finde Kopflosigkeit in Erscheinung. DaS gilt besonders von Kalabrien. Dort erlassen die einzelnen Ortschaften Dekrete, in denen sie selbständig über thre Liegenschaften eine dreiwöchentliche Quarantäne verhängen. Die Blätter publizieren solche Reskripte unter der Spitzmarke „Anarchi- HeS". Und so Unrecht haben sie keineswegs. Ist eS doch Thatsache, daß bei Cosenza und Reggio bewaffnete Bauern sogar ganze Eisenbahntrains mit Gewalt anhielten und die Passagiere zurückwiesen. Ebenso erging es in verschiedenen Provinzen der Post. Infolgedessen hat die Regierung an- ordnen müssen, daß die Züge, Posten rc. eventuell durch Truppen eskortiert werden. Das geschieht bereits auf der Linie Catanzara-Calabria, wo der Verkehr einstweilen ein- ;estellt worden war. In Billa' hat das Volk einen Arzt rberfallssn und tödlich verwundet, weil er es wagte, einem Choletakranken beizustehen. Man hält die Ärzte absolut für Giftmischer/ Um in Reggio schlimmeren Ausschreitungen vorzubeugen, wurden nach dort 2 Bataillone Truppen ent- Hntiürelch. Paris, 1. September. (D. I ) Es verlautet, dieRe- gimmg. wolle, den Viceadmiral Courbet, um ihn für seine Dienste zu belohnen, zur Würde eines Admirals erheben, welche der eines Marschall- « der Landarmee gleichkommt. ES giebt keine« Marineoffizier dieses Grades mehr in der französischen Flotte, und nur noch 3 Marschälle in der Armee: Canrobert, Mac Mahon und Leboeuf. — Courbet, der zum Inhaber des GroßkreuzeS der Ehrenlegion befördert wurde, hat von dem Ankerplätze bei Matson sich bereits dafür bedankt. Die „France" will wissen, Ferry habe Courbet-geraten, zunächst die Forts aus der Nordseite von Formosa zu zerstören und Kelung endgiltig zu besetzen und dann in- Delta des Jangtsekiang mit allen ver fügbaren Truppen eiuzudringeu. — Zur Abberufung deS Generals Millot schreib der frühere Kapitän und KabinettSchrf deS Generals Thibaud«, Maujan, in der yon ihm herausgegebenen „France Libre": „Die Reairruna wird nicht wagen, das Dalum der Depesche zu veröffentliche^ in der General Millo um seine Abberufung bittet. Mtllot ist weit davon ent fernt gewesen, seine Ablösung am Vorabende eines Kampfes zu verlangen." Nach der „France Libre" soll die Sache nämlich so stehen, daß Millot allerdings nach Abschluß deS Vertrages von Tientsin durch dm Kapitän Fournier krank heitshalber um seine Abberufung bat, da er damals die militärischen Operationen für beendet ansah. Die aus jener Zeit stammende Depesche habe nun die Regierung her vorgejucht, um sie ohne Datum zu veröffentlichen und so den Glauben hervorzurufeu, daß Millot sich unmittelbar vor einem Kampfe habe „drücken" wollen. Hierdurch hoffe sie, den „republikamschm" General in der öffentlichen Mein ung herabzusetzen und ihm eine weitere Laufbahn abzu- schneiden. Auf die Forderung Maujans um Veröffentlichung des Datums haben nun bis heute mittag die ministeriellen Blätter nicht geantwortet, wohl aber schreibt die heutige „Mpublique Franyaise", „daß Millot allerdings in dieser Campagne die Eigenschaften nicht gezeigt babe, die früher der Kriegsminister an ihm zu erkennen geglaubt habe". Diese letzte Auslassung dürste die Meinung derer unterstützen, die den Rücktritt Millots für unfreiwillig halten. — Ein von Andrä BarböS im „Mantin franyaiS" ver öffentlichter Brief, worin der eifrige Royalist die Unthätig- keit des Grasen von Paris geißelt und die wachsende Unzufriedenheit und Mutlosigkeit der monarchischen Partei betont, findet große Beachtung. — Der Kriegsminister hat gemäß den Beschlüssen deS Fortifikations-KomiteeS Befehl erteilt, daß die vorbereiten den Studien zur Errichtung eines neuen Forts nordwest lich von Nancy wieder ausgenommen werden sollen. — Der „Phare du Litoral" meldet: „Ein preußischer Spion wurde in dem Augenblicke verhaftet, wo er Pläne der DefilLen zeichnete, die sich in den Thälern der Vesubie und Borreon (See-Alpen) befinden, nachdem er zuvor Auf nahmen der Festungswerke genommen, die sich auf äußeren Höhen erheben. Die Verhaftung wurde durch einen Special- kommisfar in Saint-Martin Landosque vorgenommen." So haben die Franzosen denn auch einen Spion abgefangen. Hoffentlich ist er echt. — Auf dem schon erwähnten Fest in Belfort, wo die Statue „Huailä möma" zu Ehren von Thiers und Denfert- Rochereau errichtet wurde, kamen keine besonderen Zwischen fälle vor. Bemerkt zu werden verdient nur, daß sich eine große Anzahl von Elsäffern eingefunden hatte. Die Haupt rede hielt der Deputierte Anatole de la Forge, Ehrenpräsi dent der Ligue des Patriotes. Bei der Enthüllung der Statue begrüßte er, „im Namen der 60000 Mitglieder der lügua patriotiqua Belfort, das sich durch seine heldenmütige Verteidigung berühmt gemacht habe". Er spendete Denfert- Rochereau und den übrigen Verteidigern von Belfort — die noch lebenden hatten sich in großer Anzahl eingefunden — Lob und fügte dann: Die lügus äss katriotso vergißt nicht, daß wir Besiegte sind, aber sie weiß, daß wir keine Verzweifelnde sind. DaS Denkmal, das MercO der nationalen Verteidigung gewidmet hat, stellt bewunderungswürdig die Aufopferung deS Lande- dar. Auf diesem Gebiet, das Frankreich durch Ihren Mut, den Heldenmut unserer Sol daten und die patriotische Geschicklichkeit drS Präsidenten ThierS gewahrt wurde, hat die rührende Feierlichkeit, die uns versammelt, eine bestimmte Bedeutung. Wir sind gekommen, um eine fromme Huldigung! dem be rühmten und obskuren von uns beweinten Toten darzubringen. Ruhm diesen Franzosen d«S Grabes, und Ihnen, Bewohner von Belfort, die Sie sich, ihre Gefahren teilend, um das Vaterland ebenfalls wohlver dient gemacht haben. Eine zweite, etwas bezeichnendere Rede hielt de la Forge abends beim großen Festesfen: „Es giebt", äußerte er, „in diesem Saal etwas Heiliges, was uns alle vereinigt. Es ist die nationale Fahne, welche Sie glorreich in den Tagen des Einfalles verteidigten. Vor dieser Fahne, glorreiches Symbol unsere- Bedauerns und unserer Hoff nungen, werden die Parteien versqwiuden, um der Armee der Soldaten Frankreichs Platz zu machen. Im Namen der lügus äes katriotes und unseres wackeren Paul Dcroulede trinke ich auf die dreifarbige Fahne, auf ihre Vergangenheit und ihre Zukunft." GrvKbrUannieru London, 1. September. Aus allen Teilen seines un geheueren Reiches hat England — so schreibt man der „K. Z." — Kräfte herangezogen, die den Erfolg des neuen ägyptischen Unternehmens sichern sollen. Die aus- rrleirnsten Truppenteile der einheimischen und indischen Armee, eS seien nur die „Royal Higdlaiiüers" erwähnt, sind nach Ägypten in Bewegung; 500 Canadier stellen sich zu Diensten der Expedition. Von diesen ausdauernden und kräftigen Männern, die auf den mächtigen und nicht ungefährlichen Strömen der Heimat ihren Mut und ihre Geschicklichkeit be währt upd gestählt haben, soll je einer auf jedes Nilboot kommandiert werden, um auf diesem Gewässer ihren Ruf zu bewähren. Lord Landsdown hat, einen Aufruf an die JrignoiS-Indianer ergehen lassen, 50 aus ihrer Mitte zu erwählen, die der britischen Majestät bei ihrer ägyptischen Expedition hilfreich zur Seite stehen sollen, und mit Kruden leisteten die Rothäute dieser Aufforderung Folge. 300KxooMen von der Westküste Afrikas werden nach Alexandria trans portiert, weil sie besonders geeignet scheinen, bei den schweren Transportarbeiten unter tropischer Sonne Verwendung zu finden. Die Fortschritte Frankreichs und Rußlands haben England zum Handeln gedrängt jetzt scheint es auch mit allem Nachdruck handeln zu wollen. Die angewandten Mittel, die ungeheueren Kosten scheinen vielleicht nicht im Verhält nis zu stehe« zu dem eigrritlichen Objekt, zum Entsatz Khar« Sitzung der Ferien-Strafkammer des Königlichen Landgerichts. «achir»« ««ter »ratltwer «»«»« »er Quelle »«stattet.) Bautzen, 3. September. 1) Nur etwa einen Meter vom Schuk- hause in Niedersteina entfernt stand früher ein junger Eichbaum, dessen Geäst und Laubwerk nicht nur das ohnehin niedrige Schulzimmer ver dunkelte, sondern auch dem Hausdache Schaden brachte. Diese Ubel- stände veranlaßten den Schulvorstand zu dem Beschlusse, daß der Baum zu fällen und für Rechnung der Schulkaff« zu verwerten, mit An bahnung des Verkaufs aber der Lehrer Fischer zu beauftragen sei. Letzterer verkaufte den Baum für 6 Mark an den Stellmacher Garte» und führte den Erlös zur Schulkaffe ab. Am 19. Februar d. I. nun reichte der Bandweber und Hausbesitzer Karl Gottfried Prescher, Mitglied des Gemeinderates gedachten Ortes, bei der hiesigen Staats anwaltschaft eine Anzeige ein, nach welcher er die Bestrafung des Lehrers Fischer wegen Unterschlagung verlangte, „weil dieser ohne Wissen und Genehmigung des GemeinderateS jene sangeblich) der Gemeinde gehörige Eiche habe fällen lasten, dieselbe verkauft und den Erlös für sich be halten, bez. erst nachträglich, da er sich nicht durchzukommen getraut, nicht den vollen Erlös, sondern nur 6 Mk. zur Schulkaffe abgelieserl habe." Die daraushin angestellten Erhebungen ergaben indes leinen Anhalt zu einem Einschreiten gegen den seit 4 Jahren im Orte amtierenden und allgemein geachteten Lehrer, wohl aber den dringendsten Verdacht, daß Prescher jene Anzeige wider besseres Wissen erstattet, sich demnach der falschen Anschuldigung schuldig gemacht habe, — ein Verdacht, der durch die Ergebnisse der heutigen Beweisaufnahme zur Gewißheit er hoben ward. Prescher, 56 Jahre alt, unbestraft, hatte bereits in früheren Jahren mehrere Beschwerden gegen die Gemeindevertretung bei der Amtshauptmannschaft angebracht, war damit aber abgewiesen worden. Nachdem er hierauf in einer Eingabe an das Ministerium u. a. die Behauptung aufgestellt, „eine Gemeinde-Eiche sei heimlich, ohne Auktion, ganz billig verkauft worden", war am 27. November d. I. in einer Sitzung des Gemeinderates unter Vorsitz des Vorstandes der AmtS- hauptmannschaft in Gegenwart Preschers des Letzteren beschwerdliche Behauptung erörtert und der Sachverhalt so, wie eingangs erwähnt, klargestellt worden. Die Amtshauptmannschaft hatte darauf in einer, unterm 4. Dezember an Prescher erlassenen Bescheidung nur auSzustellen gefunden, daß über das Füllen der Eiche kein sörmlicher Beschluß ge atzt und zu Protokoll gebracht worden lei. (Dies war lediglich au» Versehen unterblieben.) Anstatt hierbei Beruhigung zu fassen, hatte Prescher in einer, am 22. Dezember an die Amtshauptmannschaft ge richteten Eingabe die Behauptung, „die Eiche sei doch heimlich fort geschafft worden", immer wieder aufrecht erhalten und eine, unterm 8. Februar d. I. deshalb an ihn erlassene Verordnung der Kreishauptmann- chast hatte ebensowenig den Sinn Preschers zu ändern vermocht; elf Tage darnach hatte er eben jene Anzeige -egen den Lehrer von» Stapel gelaffen. Nicht genug damit, so hatte noch während der staatSanwalt- chaftlichen Erhebungen Prescher in einer Eingabe vom 16. Juni d. I. ernerweit zur Bestrafung Fischers angezeigt: „dieser habe einig« Zeit zuvor zwei Apfelbüume und einen Kirschbaum au» dem Schulgarten ohne Erlaubnis an sich genommen, Nutzstücke davon verkauft und den Erlös für sich behalten. Auch in dieser Richtung förderten die Er mittelungen eine gleiche strafbare Absicht Preschers, Fischern etwa» am Zeuge zu flicken, zu Tage. Dem Lehrer stand, wie Preschern bewußt war, die Nutznießung des Schulgarten» in ganzem Umfang« zu. Dar nach war Fischer insbesondere berechtigt, alte dürre Büume auS der Erde zu nehmen und das Holz für sich zu verwenden gegen die Ver pflichtung zur Anpflanzung junger Bäume. Das Ausroden jener in validen Apfel- und Kirschbäume hatte bereit- vor 3 Jahren stattgefunden und Fischer hatte an deren Stelle längst andere Bäumchen angepflanzt, da ihm doch selbst daran liegen mußte, die Nutzungen de» Garten« möglichst zu heben. Auf diese Berechtigung Fischers war Prescher be reits früher von anderer Seite hingewiefen worden. Die Thatsache, daß Prescher sich noch am Tage vor der Gemeinderatssitzung vom 27. No- vember vor. I. bei Garten nach dem von diesem für die Eiche ge zahlten Kaufpreise erkundigt hatte, fiel bei der geschilderten Lage der Linge ebenfalls zu Ungunsten des Angeklagten schwer ins Gewicht. Unbewußt hatte übrigens Prescher' in einer Eingabe sein Verhalten einer verrichtenden Selbstkritik unterzogen, insofern er darin gesagt: „da»