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Dres-ner Nachrichten. Nr. LVS. Seite S. Dienstag. 13. Juni 18SS für Unterbeamte. die zum größten Tbeile den Post - Unterbcamtcil <;u Gute kommen, erklärt Aon. Singer das Borgehe» des Staatssekretärs gegen die Post UiUerbeumtcn als ungerecht, welches die Bereimgungssreihcit der Pvst-Unterbeaniten zu ver nichten geeignet wäre. Redner wünscht terncr. daß die nicht etat mäßig angestellten Posthilssbote» ebenfalls TlicucrungSzulagen er hallen. — Staatssekretär v. Podbiclski crwicdcrt, diese Beamten erhielten Tagegelder und konnten daher nicht gut Theucrungs- rulagen erhalten: ihnen könne nur durch Erhöhung der Tagegelber geholfen werden. In welchem Maße, darüber seien bereits Er hebungen cingclcitct. und er hoffe, in der nächsten Session eine Borlage cinbringcn zu können. — Auch dreier Therl dcS Nachtraas- ctats wird daraus genehmigt. — Es folgt die zweite Lesung des H vp oth c ke » b a n t ge s ctzcs. Auf Vorschlag des Abg. Büsiiig wird das Gesetz en blae augenvmnien, nachdem Abg. Mnnckcl zwar auch schwere Bedenken gegen Einzelheiten,wieKoiizeisionszwang, Bedürsnißftage, geäußert, aber ans Erhebung eines WideiiprnchS gegen die ei> dloe-2lnnahmc verzichtet hat. Aehnlrche Erklärungen wurden von anderen Rednern abgegeben. — Morgen: Tritte Lesung des Gesekes über den Invalidenfonds, des Hnpothekenbankgeictzes und der Novelle zum Invaliditätsvcrsicherungsaesehe. Berlin. Der Kaiser empfing heute Mittag eine Kom- nrission in Sachen der Militärstrasprozeßordnung. — Der Bundes rath nahm heute die Novelle zum Gesetz über die Rechtsverhält nisse der deutschen Schutzgebiete »ach den Ausschußanträgen an. Tie Vorlage geht »»verweilt dem Reichstage zu, um noch vor dessen Vertagung verabschiedet zu werden. — Ucber die Invnlidi- tätsversicherungs-Novelle ist heute in einer freien Kommission eine Verständigung erzielt worden, sodaß eine glatte Annahme in dritter Lesung zu erwarten ist. Man erwartet den Schluß des Reichs tags für Sonnabend. Au den vorhergehenden Tagen findet die erste Lesung des Gesetzentwurfs zum Schutze des gewerblichen Arbeitsverhältnisses statt. — OberPostdiretlorNvhrig in Leipzig wurde zum Mitglied der DiSciplinarkauimcr in Erfurt ernannt. - Ter russische Konsul Staatsrath v. Ostwwsttz in Leipzig erhielt im Nomen des Reichs die Exeauatur. — Der Kolonialrath, welcher heute Nachmittag unter Vorsitz des Direktors der Koloniulabtheil- ung Dr. v. Buchte, zusammeugetcctcn ist, beschloß aus Antrag des Herzogs Johann Albrccht von Mecklenburg einstimmig, ein Tank- telegramm an den Kaiser wegen Erwerbs der spanischen Südscc-Insel» zu richten. Don» wurde eure allgemeine Ucbcrsicht der im letzten Halbiahr in den Schul,gebieten voraefallenen Ereignisse erstattet. Aus derselben ist hervorzuheben, daß die Hauptstadt des Sultans von Tibati im Hinterland von Kamerun von der Schutztriippe erstürmt worden ist, und daß Maior Wißmann sich bereit erklärt hat, die Expedition nach dem Tschadsee zu führen. - Der Entwurf einer Verordnung betr. die Einführung des deutschen Maß- und Gewichtsshstems in Teutsch-Südwcstafrikn wurde genehmigt. Die Berathung der Vorlage, betr. die Errichtung eines tropischen Gesundheitsamtes in Berlin wurde cingclcitet durch eine Mittheil- ung über ein vom Hamburger Senat irr Verbindung mit dem Hamburger Seemanns-Krankenhaus geplantes tropisch-hpaienisches Institut. Die Meinung des Koloniolraths ging dahin, daß dem Institut in Hamburg eine Subvention gewährt, dasselbe aber unter Aufsicht der Kolomalabtbcilung gestellt werden möchte. — Der Oberrabbiner Dr. I. Hildesheimer ist im Alter von 80 Jahren heute gestorben. Ein jüdisches Abendblatt bezeichnet ihn als einen Fanatiker durch und durch, der in unserer modernen Welt sich wie em seltsamer Rest aus einer längst verklungenen Kultur-Epoche ausgenommen habe Berlin. Nachdem die deutsche Expedition von Iichao nach Erledigung ihrer Aufgabe Ende vorigen Monats nach Tsintau zurück gekehrt war, sind wenige Tage später auch die beiden noch in Peking und Tientsin stntionirten deutschen Marinedetachcments ab gezogen, welche seiner Zeit zum Schutze der Gesandtschaft bezw. der deutschen Kolonie angesichts einer in der chinesischen Bevölkerung bemerkbar gewordenen feindseligen Haltung dorthin gelegt worden waren. Kurz vorher hatte der deutsche Gesandte dem Kaiser von China den schwarzen Adlerorden und der Kaiscriu-Ncgcutin im Namen des deutschen Kaisers als Geschenk zwei kostbare Giran- dolen überreicht Darmstadt. Im Befinden des Grvßherzc'gS ist gestern eine Besserung ciugetrctcu, welche heute fortschrcitct. Tie Großherzogin ist mit der Prinzessin Elisabeth gestern auS England cingctrvssen. Frankfurt a. M. Nach der „Franks. Ztg." wurde das Urtheil des Kriegsgerichts, wonach der Leutnant Döring wegen des Duells mit Lövekorn zu 2'5 Jahren Festung verurtheilt wurde, bereits vom Kaiser bestätigt. Leutnant Döring hat die Strafe auf der Festung Wesel bereits angctreteii. Ter Sekundant Leutnant Köpke erhielt 14 Tage Festung, der zweite Sekundant Horn wurde freigesprochen. — Gegen den national-sozialen Agitator v. Gerlach ist einem hiesigen Blatte zufolge ein Ermittelungs- Verfahren wegen Aufreizung zum Klassenhaß uu Gauge. P c st. Gegen die Prinzessin Louise von Kobura wurde heute die Verhängung des dauernden Kuratels wegen gerichtlich erhobe nen Schwachsinnes kundgemacht. Tic Prinzessin hatte sich vor Jahren, noch bevor ihr letzter Roman sich nltzchloß, eine Gehirn erschütterung zugezogen. als sie von einer 30 Meter hohen Berg lehne abstürztc: sie blieb damals drei Stunden bewußtlos und verfiel nachher in Tiefsinn. Paris. Der Polizeipräfekt ordnete in Folge der Beschwerden über gewaltthätigcs Vorgehen einzelner Polizciorganc ani gestrigen Tage eine strenge Untersuchung an. Die schuldigen Polizisten sollen bestraft werden. Von den gestern Verhafteten wurde etwa ein Dutzend in Pölizeigewcchrsam gebracht. E'S wird gegen die selben wegen Ausstoßcns aufrührerischer Rufe, Beschimpfung von Polizeibeamtcn und Beleidigung des Präsidenten der Republik die Untersuchung eingeleitet. Madrid. Man berechnet, daß in Folge des HagelsturmeS 760,000 Glasscheiben im Wcrthc von über 2 Milt. Pesetas zer trümmert worden sind. Der am Se-cttsgebäude aiigcrichlcte Schaden beträgt 60,000. in der Gemäldeausstellung 70,000, in der Nationalbibliothek 5000. im Königspalastc 4000 Pesetas. Haa g. Die Präsidenten der Sektionen traten heute unter dem Vorsitz des Barons v. Staal zu einer Sitzung zusammen und beschlossen, der Presse nicht nur über die Plenarsitzungen, sondern auch über die Sitzungen der Komitees und Sektionen Mittheilungen zukommen zu lassen. Die Unterkommissivn, welche sich mit der Durchsicht der Brüsseler Konferenzakte beschäftigt, prüfte heute die Artikel betreffend Kricgskontributionen und Naturalleistungen. Die Verhandlungen werden am Sonnabend fortgesetzt. Ein Rcdaktionskomitee ist aus Antrag des russischen Bevollmächtigten v. Martens eingesetzt worden. Der italienische Delegirte Gras Nigra erklärte cs für linwahr, daß er einem Reporter erklärt habe, gegen den Schiedsgerichtsvorschlaa Obstruktion gemacht zu haben. Er habe im Gegentheil sein Möglichstes gethan, um den Vorschlag durchzubringen und sogar vorgeschlagen, unter die Kompetenz des Schiedsgerichts auch die Handelsvertragsdiffereiizen einzubeziehen. London. „Doilh News" lassen sich aus dem Haag einen Auszug aus der Rede Professor Zoru'S in der Freitagssitzung melden. Pros. Zorn habe darnach gesagt, er sei beauftragt, zu er klären, die deutsche Regierung könne den Grundsatz eines ständ igen Schiedsgerichts, wie er sich in dem Plane Panncefote's verkörpere, nicht annehmen. Die Einrichtung eines ständigen Schiedsgerichts sei unvereinbar mit der Sonveränetät des Monarchen und der Unabhängigkeit der Nation. Ein König von Gottes Gnaden könne nicht einen Augenblick daran denken, sich eines wesentlichen Theils seiner Sonveränetät zu entledigen, namentlich des Rechts, die Führung der Nation in kritischen Zeiten zu übernehmen. Der deutsche Kaiser wolle sich nicht verpflichten, sich Entscheidungen von Richtern, die nicht von ihm ernannt sind, über Fälle, die noch nicht entstanden sind, zu füge». Pros. Zorn erhob auch Ein wendungen gegen die Zweckmäßigkeit eines ständigen Schieds gerichts. Kopenhagen- Die im Auslände verbreiteten Gerüchte, wonach der dänische Reichstag zu einer außerordentlichen Tagung einbenlsra werden solle, um anläßlich der großen Anssperre eine Ordnung der Verhältnisse zwischen Arbeitern und Arbeitgebern Herbeizufuhren, entbehren jeder Begründung. Ehrrstiania. Der Herzog Ludwig der Abruzzen hat heute Vormittag an Bord der „Stella polare" seine Nordpol-Expedition angetreten. Bei dem Auslaufen der „Stella polare" salutirten die Geschütze der Festung. Ronstantinovel. An der armenischen Mädchenschule der Stambulcr Vorstadt Psamotia ist folgender Ausruf angeschlagen: „Der Augenblick der Erbebnng ist gekommen. Die kretische Frage ist erledigt. Möge das Blut von 300,000 Armeniern nicht unvergessen bleiben. Armenier erhebt Euch!" Man glaubt, daß es sich hier um eine Mystifikation, oder uni die Jntriaue eines Agent Provo cateur handle. Es wurden zahlreiche Personen verhaftet, von denen wieder einige freiaelossen sind. Die heutige Berliner Börse verlchrte in durchweg schwacher Haltung, die ihren AuSlaus vom Montanaitienmarrt nahm; nainenllich war starkes Angebot in Kohlenwerthcn und Hüttenakticn. Die Spekulation suchte sich offenbar ihrer noch be stehenden Engagements zu entledigen. Verstimmend wirkten Nach richten. daß größere Quantitäten von Roheisen aus England nach Deutschland anactvmmcn seien: ferner wirkte der starke Rückgang der heimischen Rentenvapiere, namentlich der 3prozentigen Eonsvls und der 3vrozc»tigen sächsischen Staatspapiere abichwächend. Bankaktien setzten etwas höher ein, mußten aber bald unter dem Einfluß der allgemeinen matten Haltung nachgeben, sodaß fast alle Werthe um etwa '5 Prozent niedriger blieben. Eiicnbahn- akticn ruhig und zumeist niedriger. Die Tendenz am Montan- akticmnarkt war, ivic bereits angedeulet, sehr schwach: Kohlen wie Hüttenwcrthc mußten aus Abgaben, sowie aus Realisationen um 2 bis 3 Prozent und darüber nachgcben, namentlich waren Bvchinncr, Lanrahüitc und Harpcner angebotcn. Renten still. Türkcnloosc behauptet. Heimische Fonds stark weichend. Der Schluß der Börse war matt. Privatdiskont 3''.5 Prozent. — Loco -Spiritus lag still, aber behauptet. 70er 40 Mt., un verändert. Termine taum beachtet. Der Getreide-Verkehr zeigte recht gute Tendenz, auch lebhafte Kaustust für greifbare Waare, sowie für baldige und spätere Lieferung. Anregend wirkte namentlich die Nachricht über Schädigung der Felder im Osten des Reiches durch starke Nachtfröste, sowie ungünstige Nachrichten aus Nordamerika, Das Geschäft war zeitweise recht lebhaft. Weizen etwa 2,56 Mt.. Roggen etwa 2.25 Akt. höher. Haser be hauptet, aber still. Nach privater Ermittelung wurden bezahlt für Weizen etwa 165 Akk., für Roggen 150,50 bis 150,75 Mk.. effektive Juli-Lieferung. Nach Eriuitlelung der Centralnotirungs- stelle der prenßüchen Landwirlhschaftskamniern wurden bezahlt in Berlin: Weizen 161, Roggen 150. Hafer l48 Mk.: Stettin- Stadl: Weizen 150. Roggen 115, Hafer 136 Mk. — Wetter: Regnerisch. Westwind. Frankfurt a. M. C-chlutz) (redit 224,70. DiSconto 108,20. Dresdner Bmik —.Ltaat'obahn . Lombarden 31,10. Laurahutte 260.70. Ungar. Gold Portugiesen 27.60. Gel hei il. Paris. i3 Uhr Raüuruttng-ö.) Neute 102,17. Htalieilcr 06.35». Spaulcr 65.60. Portugiesen 27.10. 2,irken 23.30. 2iirkenloose 131,70. Ottornanbank 388.60. Staats- bahn —. Lombarden 156,00. Nichig. VariS. Prodult«-nmarlt. Weizen per Hunt 20.10. per Scplln 2echr. 20.70. beh. öiriböl per Hun». 40,50, per Lepteiiitici.Dezember 61.25. ruhig. Spiritus per Hum -12,75, per September-Dezember 36.50, ruhig. Amsterdam. Produkten-Bericht. Weizen per Novemberper März—, gejchastüloS. Roggen per Oktober 136,— per Marz - . London, k P rodukten- Bericht.) Leim,milche Gctrc,dem len fest aber ruhig, und Mehl V. -'/r. MaiT höher. Siadtmehl 23'/.,-26. von schwimmende,.' Getreide Weizen theilweije —Vi höher, Gerste hoher gchaiwell — Letter: Schön. Ocrtlichts rmS Sächsisches. ^ — Von Sibtzltcnorl wird berichtet: Zu der König!. Tafel am vergangenen Sonnabend waren mit Einladungen aus gezeichnet worden: der EisenbcchndirektivnS Präsident Hermann in Breslau, der Preußische Hofkammer-Rath Keil und der Baninspcktvr Kiivth. Au dcinsclbeii Tage Nachmittags trascn Iran Gräfin Schall-Rianconr geb. Freu» v. Fürstcnbcrg und Frau v. Mutius geb. Gräsi» Einsiedel, nebst Tochter zum Besuch Ihrer König!- Majestäten in Sibnllenort ein. — Bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg fand vorgestern Nachmittag 2 Uhr in der Prinzlichcn Villa zu Hostcr- witz Familientafcl statt, an der Ihre Königl, Hoheiten die Frau Prinzessin Friedrich August, der Prinz uno die Fra» Prinzessin Johann Georg, die Prinzessin Mathilde, sowie die Prinzen Albert und Georg der Jüngere thcilncchmen, — Ihre Kaiser!. u.Konigl. Hoheit Frau Prinzessin Friedrich August besuchte gestern das Pragerstraßc Nr. 7 neueröffnete Atelier des Hofphotographen W. Hösicrt und ließ dort die ersten Aufnahmen machen. — Fencer beehrte Ihre Königl. Hoheit das Magazin der Hoflicscranten Hirsch u. Co., Pragerstraßc, mit ihrem Besuche. — Sc. Majestät der K önig hat den nachgenaunten Ossizieren und Unteroffizieren die Erlaubnis; zur Anlegung der ihnen ver liehenen nichtsächiischcn Insignien crthcilt, uno zwar des Königl. Preußischen Rothen Adler - Ordens 4. Klasse: dem Maior v. M a n g old t - R c ib o ld l, persönlichen Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg; der Königl. Preußischen Rothen Adler-Medaille: dein Stabshoboistcn Schröder des 2. Gren.-Reals. Nr, 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen": des Kaiserlich und Köniat. Ocsterreichischc» Ordens der Eisernen Krone 3. Klasse: dem Rittmeister Grasen Wilding v. Königs- brück, persönlichen Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg: des KomthiirkreiizeS deS Kaiserlich nnv Königlich Ocster- relchhchcn Franz Josef-Ordens: dem Major v. Mangoldt- Nciboldt, persönlichen Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg. — Sc. Majestät der König Hai genehmigt, daß der Gräflich SvlmS'iche Kammerdiener August Eduard K ä in p f in Wildcnfels die ihm von Sr. Durchlaucht den: Graf-Regenten des Fürstcn- thnms Lippe verliehene goldene Verdienst-Medaille annehinc und trage. — Le. Majestät der König hat dem Vorstand der 3. Abtheil ung der Gcneraldircktion der Ltaatseiscnbahnen Obcr-Finanzrath Bergmann den Titel und Rang eines Geheimen Bauraths und dein Mitglied der genannten Behörde Finanzrath Tr. Otto daS Ritterkreuz 1. Klaste vom Albrcchtsordcn verliehen. — Dem vormaligen Wachtmeister bei der Krttninal-Abtheil- ung der Polizcidirektion zu Dresden, Schüsse »hau er. und dem Weichenwärter 2. Klasse Baltin in Zwickau wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen, — Die Ernennung des Herrn Reichsgerichtsrath Dr, I. Olshausen zum Oberrcichsaiiwalt ist von Sr. Majestät dem Kaiser am 7. d. M. vollzogen worden. Julius Olshausen wurde am 10. Avril 1844 als Sohn des rühmlich bekannten Oiicntalisten I. O.. der im Jahre 1852 von der dänischen Regier ung seines akademischen Lehramts in Kiel enthoben wurde, daselbst geboren. Im Jahre 1879 war er zugleich bei den Reorganisations arbeiten im Justizministerium und im Iabre 1880—82 gleichzeitig niS Schriftführer bei der Jmmcdiat-Koinmission zur Ausarbeitung deS Militärstrafgcsetzbuchs beschäftigt; als ReichSgerichtsrath. zu dem er 1890 ernannt wprden war. fungirte Dr. Olshausen zugleich als Mitglied des Kaiserlichen Disciplinarhofcs. ! — Der Kaiser! Königl österreichisch-ungarische Gesandte Gras Lützow ist von seiner Urlanbsretic zurückgekehrt und bat die Leitung der Geschäfte der hiesigen Kaiser!. Königl. Gesandtschaft wieder übernommen. — Eine illustre Trauerversommlnng hatte sich gestern Mittag ans dem Johannisfriedhof ettigefunden, um dem nach langem schweren Leiden nach kurz vorher erfolgtem Ucbertritt zur Reserve verschiedenen Oberleutnant Max Erwin v. Arnim die letzten Ehren zu erweisen. Eine besondere Auszeichnung erfuhr die Feier durch die Anwesenheit Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg, welcher durch seinen Adjntmtten Herrn Maior v. Mangold einen prachtvollen Kran; neben de» überaus reichen »nd kostbaren Palmen- und Blumenschmuck am Sarge niederlcgen ließ. In Vertretung Sr. Königl. Hobelt des Prinzen Georg war Graf Wildina v. Königsbrück, im Auftrag Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August dessen persönlicher Adjutant Herr Hanpt- mann v. Tümpling erschienen. Ferner waren anwesend der Herr Staatsminisler a. D. v. Nostih-Wallwitz, Exccllenz, General leutnant z. D. v. Kirchbach, Ercellem, Gras Seebnch, die General majore v. d. Planitz, v. Broizem und Prcnßkcr, der Kommandeur des Gardcretter-Rcgiinents Oberstleutnant Freiherr Oppen v. Huldenberg mit dem gesammten Ofsizierkorps des Reattnents, dem der Verewigte anachörte. zahlreiche Offiziere anderer Waffen gattungen und Mitglieder des Adels. Ter Friedhofschor eröfsnete die Feier mit dem Liede: „Wenn ich einmal soll scheiden", worauf im Anschluß Herr Garnisonpfarrcr Diakonus Heinemann die Ge- dächtnißrede hielt und die Tröstungen der Religion spendete. Während des Chorgesanges „Es ist bestimmt in Gottes Rath" sormirte sich der von Marsckällen der „Pietät" angeführte Kondukt. Dem von Unteroffizieren des Garderciter-Regiments nach der Gruft überführten Sarge wurden die Orden des Verewigten vorangetrage». Auf dem letzten Gange spielte die Kapelle des Regiments den Ehvpin'schen Trauermarjch. — Zur Frage des Schulanfangs sind uns eine sehr große Anzahl Zuschriften zugegangen. aus denen inan auf den großen Ernst schließen kann, mit welchem diese Frage in allen Kreisen der Bevölkerung behandelt wird. Zur Erörterung des Für und Wider lassen wir hier einige Acußeruiiaen zur Sache folgen. Ein Herr M- K., Alaunstraßc, schreibt: „Der Einsender des den „7 Uhr-Schulbesuch" betreffenden Artikels in heutiger Nummer Ihres geschätzten Blattes hat nicht allein mir, sondern sicher tausend anderen Vätern und Müttem aus der Seele geschrieben. Es ist geradezu unverständlich, daß sich die oberste Schulbehörde darauf versteift, die jungen Pflänzchen, für die der Schlaf eine Naturnotwendigkeit ist. während dreier Monate im Jahre besonders «zeitig aus den Federn zu reißen- Und wamm sind den« nur dhe Kinder der Bezirks- und Bürgerschulen unterworfen? Warum gilt das gleiche Gesetz nicht auch für die Töchter der höheren Stände? Warum beginnt der Unterricht in der früheren Bochow-, letzt städtischen höheren Töchterschule, nicht auch um 7 Uhr? Gelten nicht mehr gleiche Rechte und gleiche Pflichte» für Alle! ? Wir gönnen den Kindern der „obersten 10,000" von Herze» den Morgen- ichlas, aber wir verlangen für „unsere Lieblinge" dasselbe Recht! Bei meinem Kinde, einem 8jährigen Mädchen, hat der 7 Uhr- Beginn bereits solche Früchte getragen, daß der Hausarzt kurz und bündig erklärte, daß das Kind länacrc Zeit aufs Land müsse und dort mehr Schonung genießen müssc. Ich habe mich deshalb ent schließen müssen, das Kind überhaupt hier abzumcldcn und schicke es nun in die Erziehungsanstalt des Frl, Scheret in Langcbrück. ES ist nach meiner Ansicht überhaupt ganz widersinnig, gerade in den heißen Sommermonaten die Kinder früh um 6, oder entfernter wohnende wohl gar um 5 Uhr ans dem Schlafe zu stören, denn es ist gerade an den heißen Tagen unmöglich, die Kleinen um 8 oder gar um 7 Uhr Abends in's Bett zu stecken, weil um diese Stunde dann die Temperatur erst erträglich wird und die Kinder sich schließlich von der Hitze deS Tages doch auch erhole» wollen." — In demselben Sinne äußert sich I. K.. Marien-Allce: „Sehr dankbar bin ich Ihnen durch Ihre» Aussatz, „7 Uhr-Schulbesuch" betreffend. Es Ihnt Einem in der Seele leid, wen» man sein Kind früh N>6 Uhr aus dem süßen Schlafe rütteln oder vielmehr heraus- rcißcn muß. Ganz schlaftrunken wird es angezogen. den Kaffee muß es nn Stehen einnehmen, denn zum netzen ist keine Zeit, wenn die ',5 Slimde entfernte Bürgerschule rechtzeitig erreicht werden soll. Gewiß werden nun die Herren, die diese Einrichtung verfügt haben, antworten: Schickt nur Eure Kinder bei Zeiten in's Bett. Ich halte streng darauf, daß meine JnngenS spätestens ' -9 Uhr in's Belt kommen, denn vorher hat cs keinen Zweck: sie wälzen sich an de» warmen Tagen nur darin herum und können nicht einichlascn. Noch aus einen Uebelstand möchte ich auf merksam machen, welcher besonders für die Geschäftsleute, wo Mann und Frau im Geschäft thcttig sein müssen, sehr fühlbar ist. Ich meine die freien Nachmittage mit de» Schularbeiten. Wie schwer ist es mitunter für einen Geschäftsmann, die Zeit zu finden, um sich bei dem Schularbeitenmachen dazuzusetzen und sie zu über wachen. Findet er die Zeit nicht, so werden entweder die Arbeiten von Sette» der Kinder zusammengerutchett oder sie sitzen stunden lang darüber, gewöhnen sich das Tränmcn und Spielen bei», Arbeiten an, und aus der Arbeit wird nichts Ordentliches. Und dieser ganzen Sache wäre doch so leicht abznhelscn? Es brauchten nur einige Herren Lehrer in de» NachmitlagSstunde» in der Schule Arbeitsstunden cinznrichtcn gegen eine angemessene Entschädigung, z. V. von 3—5 mit Ansiinhmc von Mittwochs und Sonnabends, welche Nachmittage gänzlich von Schularbeiten frei sein müßten. In dielen Arbeitsstunden tonnte der Herr Lehrer eine ihm genehme Beschäftigung aus dein Katheder verrichten und nur dann bei springen, wenn eines der Kinder sich in seinen Arbeiten nicht zu- rcchtsindet swas sehr oft der Fall sc», soll). Diese Arbeitsstunden brauchten kein Zwang für alle ttinder zu sei», denn wohl den Kindern, deren Eltern die nölhigc Zeit haben, sich um deren Arbeiten zu kümmern. Sollten Sie diese Zeilen für werth halten, in Ihrem geschätzten Blatte ausgenommen zu werden, um damit den Stein in's Rollen zu bringe», so würde ich und gewiß viele andere Geschäftsleute Ihnen dankbar sein." — Diesen Ansichten direkt entgegen äußern sich andere Zuschriften. So schreibt Sekretär G-, hier: „Ich weiß nicht, ob cs mir allein so geht, oder ob Andere unter demselben Eindrücke stehen, kurz, rch habe beim aufmerksamen Dnrchlesen des Artikels in der Nummer vom 10. ds. M. das Gefühl, als ob hier eine andere treibende Kraft zu Grunde liegt. Man sollte doch nieincn.Z>aß jetzt, wo es früh nm 3 llbr schon Heller lichter Tag ist, die Schulkinder ohne nach- thciligc Folgen für ihre Entwickelung recht wohl um 6 Uhr aus- stchen können, vorausgesetzt natürlich, daß sic Abends zeitig in's Bett gehen und nicht, wie es gar zu ost vorkommt, mit den Eltern bis in die Nacht hinein im Eoncertgarten oder sonst wo beim Bier sitzen. Meine schnlpslichtigcn Kinder — eS sind deren vier — sind jrüh spätestens '.56 Ubr alle ans den Beinen und sitzen um 6 Uhr alle gepflegt und gewaschen am Kasfcctiich. Freilich gehört dazu, daß die Mutter auch zeitig ausstcht und hier — ich glaube keine Indiskretion zu begehen — dürste der Hase im Pfeffer sitzen. Es paßt eben vielen Müttern nicht, wenn sie wegen der Schulkinder zeitig ans den Jedem müssen. Am Kinde liegt's gewiß nicht; wenn das Abends um 8 Uhr zu Bett gebracht wird — und um diese Zeit gehört es dahin — so Hot cs Morgens 6 Uhr völlig ausgcschlafcn und kann ausstchcn und wird cs auch thun, wenn mir die Elter» mit gutem Beispiele vorangchcn. Ich snr meinen Thcil wünsche dringend, daß es bei der jetzigen Einrichtung ver bleibt, davon ausgehend, daß den Kindern das Frühaufsteben bei- gevracht werden muß. Morgcnstund' hat Gold im Mund!" Ebenso schreibt Dir. S- in C.: „Ich habe auch zwei schulpflichtige Jungen, muß aber gcstebcn, daß mir die Ncuemngsbestrebungen unverständlich sind. Meine Kinder sind dis znm 6. Jahre tag täglich Abends ',57 Uhr zu Bett gebracht worden. letzt gehen sie '/-8 Uhr bis 8 Uhr zu Bett. Früh stehen sic ganz von selbst zwischen.5—>56 Ubr aut, waschen sich und kleiden sich allein an (Alter 7 und 8 Jahrei und sind nie verschlafen. Ihre Schul arbeiten haben sic am Tage vorher gemacht; sie haben also früh fast noch eine ganze Stunde Zeit übrig, wenn sie >,57 Uhr zur Schule wandern! — Wer freilich seine Kinder Abends bis in die Nacht hinein „ans" bleiben läßt, womöglich noch in den Kneipen hcrumschleppt, der muß früh „verschlafene" Kinder sehen. ES kommt Alles auf die Einrichtung an; besser ist's aber wohl, ge wisse Eltern gewöhnen sich an eine geordnete Kindererziehung, olö daß ihretwegen Wohlerwogenes und Gutes fällt." — Akademische Bismarck-Gedenkfeier. Die ge summte Studentenschaft Deutschlands hat bekanntlich beschlossen, in jeder Hochschulstadt eine Bismarcksäule zu errichten, von der am 21. Juni jeden Jahres Jener in die Lande hinaus lodern soll. Auch unsere schöne Residenz wird ein solches Fanal erhalten, zu dessen Schaffung sich unsere drei Hochschulen znsammengcthan haben. Den Platz snr die künftige Bismarcksäule hat der dafür bestimmte Ausschuß unter Borsitz des Herrn Oberbürgermeister Beutler bc- . stimmt, und zwar ans der Franzenshöhe hinter dem Moreau- ! Denkmal. Um wettere Kreise, insbesondere unsere deutichgesinntc Bürgerschaft für das neue Bauwerk zu gewinnen, soll womöglich noch vor dem 21. Juni, dem akademischen Bismarck-Gedenktag, ein künstlerisch ausgesührtcr Ausritt erscheinen. Zu einem hierzu unter der Studentenschaft veranstalteten Wettbewerb waren 25 Entwürfe e'mgcgangen. Das Preisgericht bestand aus dem Rektor Herrn Prof, von Metzer, den Herren Prof. Rentzsch, Wcißbach, Gurlitt und zwei studentischen Vertretern. Den ersten Preis erhielt Herr Stud. arch. Otto Schubert, den zweiten Herr Cand. arch. Emil Maetzel. Lobend erwähnt wurden die Arbeiten der Herren Stud. arch. Karl Brunke. Cand. arch. Alexander Rndeloff, Stud. arch. Karl Gerlach, Sind. arch. Alfred Eonradus, Cand. arch. Arthur Bctzcr. Die Feierlichkeiten in diesem Jahre müssen von den geplanten insofern abwcichen, als die Bismarcksänle noch nicht besteht und der dafür bestimmte Platz nickt zugänglich ist. Es wird daher am 21. Juni. Vormittags 10>,5 Uhr, eine Auffahrt mit darnnschkießendcr Gedenkfeier stattfinden. Das Programm wird noch bekannt gegeben. — Den Stolz und die Freude der Bewohner unserer Neustadt bildet der Palalsgarten. Sein Besuch ist zur Zeit besonders lohnend. Wohlgcpflegte weite Rasenflächen, ein hoher Baum bestand und mit Geschmack angelegte Blumen-Rabatten zeichnen ihn aus. Die in Formen geschnittenen Hecken, die schattenspenden- dcn Bosketts bieten an heißen Tagen lauschige Ruheplätzchen, die theilweise hübsche Ausblicke nach der Elbe gewähren. Namentlich der Blick von der Hngelterrasse aus die Brücken und das sich dar bietende Stadtbild ist weithin berühmt. Das Hauptschmuckstück ist aber das große Blnmcnparterrc vor der Terrasse. Im Halb kreis angelegt, hebt sich von dem durch wilden Wein gebildeten Hintergrund ein reicher Nvsenstvr ab. Nicht umsonst heißt ja der Juni der Rvsenmonat. Im Vordergrund fesselt eine in hübschen Arabesken hergestellte Teppichbeet-Anlage unsere Schaulust. Pelargonien, Gnaphalien, Jrismen, Lobelien, Begonien, Echeverien und Emmas, vermischt mit Solitärpflanzen wie Agaven. Htzdrangen u. s. w. sind dazu verwandt worden. Ans den Gebüschen leuchten die gefüllte Akazie und der Jasmin hervor, während die Kontraste der verschiedenartigen Belaubung das Auge entzücken. In Gruppen vereinigt, fügen sich Rhododendron, Fingcrhnt, Zwergrosen an gemessen in das schöne Gcsammtbild ein. Eines längst bei uns heimisch gewordenen Fremdlings unserer Zone: 1-inocionäron tulipiksra (Tulpcnbaum) soll hier noch gedacht werden. Am Ab hange des Hügels, nach der Marienbrucke zu. steht eine Anzahl dieser Bäume, die mit Hunderten ihrer gelblruchtenden Blüiyen übersät erscheinen. AuS alledem läßt sich erkennen, daß die Reste des PalaisgartenS wohl geeignet erscheinen, den Neustädtern mr den weitabgelegenrn Großen Garten einigermaßen Matz zu bieten.