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1618 AuS Agram wird von einem Conflict zwischen bosnischen Insurgenten und österreichischer Militairgrenzwache berichtet. Erstere, früher Om, Uebertritte aus österreichisches Gebiet gezwungen, machten einen PeMch, idieher das türkische Gebiet zu gewinnen, um am Auf stande Theil zu nehmen. Eine halbe Compagnie k. k. Truppen suchte daS Vorhaben der bewaffneten Insurgenten zu hindern und wurde vöM commMirenden Offijier die Jnsürgentenschaar angerufen und zum Stehettvlesben aufgefordert. Infolge besten fiel aus den Reihen der Insurgenten ein Schuß, durch welchen ein Soldat getroffen wurde. Dar auf cockmandtrte der Offizier seiner Truppe Feuer, und wurden zwischen 20—30 Jnsürgenkenthetls getödtet, theils verwundet, worauf die Jn- surgenrenbande von ihrem Beginnen abließ. Mraükreich. Pari-, 13. Juni. (K. Z.) Die Candidatur Buffet nimmt größere politische Verhältnisse an; die Intransigenten der äußersten Rechten im Senate sind, wie eS heißt, mit Ausnahme von Franclieu, für diese Candidatur gewMkn; auch das OÄranistenblatt „Le Goleil" nimmt Partei für Buffet. Die äußerste Rechte hat durch den Ausfall der Belforter Wahl neuen Muth bekommen; sie hofft, wenn ihr die Durchsetzung der Wahl von Buffet gelingt, im Senat dieMehrheit zu erhälten, um dann den Kampf gegen die Majorität der Deputilten- kammer aufnehmen zu können. — Es wird jetzt officiell die Nachricht, daß der Sohn und hie Mutter von Abdul-Aziz umgebracht worden seien, für falsch erklärt; ihr Leben ist keineswegs bedroht. (Vergl. auch Tel. Corr.) — Herr Jules Simon hielt bei einer Preisvertheilung der Gesellschaft zur Beförderung gewerblichen Unterrichts des Rhone-Depar- temeyjS in Lyon eine Rede, der wir folgende bemerkenswerthe Stelle entnehmen: „Jetzt sind es 80 Jahre her, daß die Gleichheit als heiliges Dogma in Frank reich p'rocltzMirt würde. Allein Bildung kann die Gleichheit geben. Nur wenn inan eine solche Versammlung wie heute sieht, kann man begreifen, wie das, was im Gesetze geschrieben steht, vom tobten Buchstaben zur lebendigen Wahrheit werden känn, da glaubt man an den schönen Namen Bürger, den man durch Arbeit verdienen und durch Tugend erobern muß. Unterrichts-Gesellschaften, die init bollen Händen die Bildung ausstreuen, dienen dem Lande besser, weil sic Menschen bilden, als diejenigen Gesellschaften, welche Gesetze machen Noch lange werden sich die Franzosen nicht vereinigen, ohne über ihren Häuptern die schmerz liche Erinnerung von 1870 schweben zu sehen. Seit 1871 wird daran gearbeitet, unsere Verwaltungen, unsere Finanzen, unsere Armee, unsere Industrie, unsern Ackerbau wieder herzustellen, und zwar mit einer uns zur Ehre gereichenden Energie und mit Erfolg. Jetzt aber, will man an die Zukunft denken, müssen wir energische und fähige Geschlechter vorbereiten, müssen wir durch den Unter richt ein mächtiges Volk bilden. Man muß die Jugend auf die Bahn der in tellektuellen Vervollkommnung leiten, aus ihr eine lernbegierige Jugend machen, die uns retten wird. Zweimal hatten wir einen feindlichen Einmarsch zu leiden, 1815 und 1870, denn dieselben Ursachen bringen dieselbe Wirkung hervor. Wer rettete nach unserem Unglück von 1815, als Alles für unser Vaterland verloren schien, das Land? Die französische Jugend, welche des kräftige intellektuelle und politische Geschlecht herbeiführte, das Frankreich in einigen Jahren neubelebte Wir bedürfen ähnlicher Geschlechter." — Aus TvuloN wird gemeldet: In unserem Hafen wird eifrig fottgerüsiet. Der Minister hat ein genaüeS Verzeichniß der Trans portschiffe eingefordert, welche nöthigenfalls in kurzer Frist in See gehen könnten. Die Zahl dieser Schiffe beläuft sich auf neun und sie können mindestens 15,000 Mann aufnehmen. Da der Befehl ein gelaufen ist, die Fabrication von Schisfszwieback zu beschleunigen,- so wird dieselbe in den Marinebäckereien jetzt auch des Nachts betrieben. — Einer neueren Korrespondenz der „K. Z." zufolge befände sich Don Carlos nicht in Mexico, sondern soll sich in Frankreich aufhalten. Großbritannien. London, 13. Juni. Der Frühjahrsaufenthalt der Königin in Schottland ist um einige Tage verlängert und die Rückkehr nach Windsor auf den 22. d. M. verschoben worden. — Prinz Hassan, der Sohn des Khedive, ist am Sonntag Abend in London angekommen. — Die „Daily News" erklärt jetzt die Angaben über Verhand lungen wegen Abtretung Helgolands sttr gänzlich unbegründet. — Lord Charles Hamilton, der jüngere Bruder des Herzogs v. Hamilton und verwandt mit der badischen Herrscher-Familie, auch in Deutschland wohl bekannt, ist vor einigen Tagen zur katholischen Kirche übergetreten und sang gestern in der CarmeliterKirche zu Kensington zum ersten Male bei der Messe mit. Türkei. Konstantinopel, 13. Ium. (Tel.) Die „Agence Bordeano" meldet: Der Virelon ig von Egypten wird morgen hier ein- treffen. — Die Fürsten von Rumänien und Serbien haben der Pforte telegraphisch angezeigt, daß sie fich bei der feierlichen In« vestitur Murad's V. vertreten lassen werden. Die „Pol. Corr." berichtet : Vassa Effendi giebt sich fortwährend Mühe, Unterhandlungen wegen eines Waffenstillstandes einzu leiten. Seine Agenten führen eine feste, aber doch versöhnliche Sprache. AuS ihren Erklärungen geht hervor, daß man sehr geneigt sei, ge rechten Forderungen der Insurgenten Gehör zu schenken. Widdin, 12. Juni. Die bulgarische Jnsurgenten- bande, welche vor Kurzem am Bord des PaffagierschiffeS der Donau dampfschifffahrtsgesellschaft „Radetzky" ihre Ausschiffung bei Rozlodni er zwungen hat, ist von einem tragischen Geschick ereilt worden. Die 200 Mann starke Jnsürgentenschaar wurde von den türkischen Trup pen gefaßt und im buchstäblichen Sinne des Wortes vernichtet. Von den 200 Insurgenten blieben nur 10 am Leben, und diese be finden sich im strengsten Gewahrsam. Asien. (A. Ä. C.) In San FranziSco eingetroffene Nachrichten aus China vom 3. Mat melden, daß in der Provinz Hupeh fünfzehn Städte sich in offener Rebellion befinden und daß die westliche Armee unter General Tso wiederholte Niederlagen erlitten habe und der Verstärkung bedürfe. Amerika. sAus dem Congreß.j Der „Times" wird aus Phila delphia telegraphisch gemeldet: Die Anschuldigungen gegen den Sprecher des Repräsentantenhauses, Herrn Kerr, sind durch ein stimmigen Bericht des Ausschußes für grundlos erklärt worden. — Im Hause ist eine Resolution durchgegangen, laut welcher der Präsi- dent aufgefordert wird, Unterhandlungen mit China wegen eines neuen Vertrages zur Beschränkung chinesischer Einwanderung anzuknüpfen. Bom sächsischen Landtage. Dresden, 15.Juni. (Dr.I.) Die Erste Kammer bewilligte heute, nachdem die Vorstände der verschiedenen Deputationen über den Stand ihrer Arbeiten Mittheilung gemacht hatten, die zum Behufe der Fortführung der Bauten für Verlegung der Dresdener Mililair- Etablissemeuts nachträglich geforderten 3,000,000 ließ sodann die von ihr am 8. März d. I. über die Einstellung verschiedener Posi tionen des außerordentlichen in das ordentliche Budget gefaßten Be schlüsse auf Antrag ihrer 2. Deputation wieder fallen, nachdem die Zweite Kammer ein Eingehen auf dieselben abgelehnt hat, und er ledigte zum Schluffe eine Anzahl Petitionen. Hieraus folgte eine ge- Heime Sitzung. — Nächste Sitzung Sonnabend. L) Dresden, 15. Juni. Die heutige Sitzung der Zweiten Kammer begann vor dicht gefüllter Tribüne mit der Beantwortung der Interpellation deS Abg. Lehmann, daS Verbot der Leichenverbrennung betr., durch Minister v. Nostitz-Wallwitz, welcher zunächst betont, daß die mündlichen Ausführungen des Inter pellanten die Sache wesentlich vereinfachen; gehe daraus doch hervor, daß auch die Interpellanten glauben, daß auch nur facultative Aeu- derung der gegenwärtigen Leichenbestattung blos auf legislatorischem Wege erreicht werden könne. Der Minister erinnert daran, daß seit Beginn der christlichen Zeitrechnung die Leichenbestattungsweise christ licher Völker ausschließlich daS Begraben gewesen sei. Ergänzung und Revision der bisher geltenden gesetzlichen Bestimmungen, betr. Leichenbestattung, sei unbedingt nöthig, wenn man Letztere, wenn auch nur facultativ, ändern wolle, und führt dies der Minister unter Bezug nahme aus die jetzigen bez. gesetzlichen Bestimmungen aus. Ferner erwähnt der Minister bei Besprechung der früher hier zweimal statt gehabten Leichenverbrennungen, daß damals lediglich deshalb Seitens des Ministeriums die Erlaubniß ertheilt worden sei, weil man von den Experimenten weitere wissenschaftliche Ergebnisse erwartet habe. Dies sei nicht der Fall gewesen und so habe das Ministerium deS Innern beschloßen, alle fernerweiten Leichenverbrennungen im Siemens'- schen Ofen hier zu untersagen, bei welchem Beschluße daS Ministerium auch bei dem neuerlichen Falle, betr. die Leiche des Prof. vr. Richter, habe beharren müßen, wenn eS sich nicht auf den Weg der Willkür begeben wollte. Wie gewiße Blätter — bemerkt der Minister weiter -- aus diesem Falle und dem Verhalten des Ministeriums eine Art Maß regelung herauSdeduciren können, begreife er nicht und er tpisse in der Thai nicht, ob er dies Verfahren als ^Unsinn" oder ^leichtWöge