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Menschenmenge hatte sich zu dem Begräbnisse emgefunden. Die siebzehn Särge waren in einem schwarz ausgeschlagenen ebenerdigen Saale aus dem „Fortschritt-Schachte" aufgebährt. Klagend und jainmernd umstanden die Angehörigen der Verunglückten die Särge. Um 2 Uhr erschien der Stathalter Graf Franz Thun mit dem Bezirkshaupt mann Grafen Joseph Thnn, den Beamten des Revierbergamtes, der Bürgermeister und Stadtrath von Dux und viele andere Persönlich keiten. Die Einsegnung nahm Pfarrer Richter aus Ossegg vor, welcher am Schluffe seiner ergreifenden Rede den Tobten ein „Glückauf zur letzten Schicht!" nachrief. Hierauf wurden die Särge einzeln auf je eine Tragbahre gelegt und von Bergleuten gehoben. Jedem Sarge folgten die Angehörigen, dem letzten der Statthalters mit den er wähnten Persönlichkeiten, sodann Bergarbeiter i» Uniform, die Vereine und Tausende aus der ganzen Umgegend. Der lange Zug bclvegte sich zum Ossegger Friedhofe, woselbst die Bestattung erfolgte. Die Trauerscier ging in musterhafter Ordnung vor sich; kein Laut war hörbar, als das Klagen der armen Hinterbliebenen. Der Statthalter hatte am Donnerstag Vormittag die verwundeten Bergleute im Spitale besucht und überall Hülfe in Aussicht gestellt. Der Betrieb des Werkes wurde am Freitag wieder ausgenommen. „Zum braunen Roß" ab. Es haben diesmal besonders viele aus wärtige Züchter Anmeldungen hierher ergehen lassen, so daß 50 Stämme Hühner und 80 Paar Tauben nur von auswärts ausgestellt werden. Der ganze Katalog umfaßt 300 Nummern. Eine Kollektion die Geflügelzucht behandelnder Werke, ausgestellt von Herrn Buch händler Siegling hier, sowie Proben der weltbekannten Spratt's Flcischfuttermittel, werden den Besuch der Ausstellung noch lohnender machen. Ain zweiten Tage findet im Saale Konzert, sowie Prämi- irung und Verloosung statt. U GAchsisch-s. — Hofnachrichten. König Albert und Königin Carola, sowie Prinz Johann Georg sind in der Nacht zum 28. Januar von den kaiserlichen Geburtstagsfestlichkeiten in Berlin nach Dresden zurückgekehrt. Die hohen Herrschaften bedienten sich eines Sonder- jÜgeS. — Im Laufe des Monats Februar wird König Albert zu mehrtägigem Besuche in Leipzig eintreffen. — Reise des König- von Württemberg durch Sachsen. Mit dem Wien-Berliner Tagesschnellzuge reiste am 26. ds. Abend der König von Württemberg, von Nachod kommend, über Bodenbach- Dresden-Röderau nach Berlin. Die Führung des Zuges auf der Sächsischen Strecke von Bodenbach bis Rödcran hatte der Transport direktor Winkler übernommen. Se. Majestät benutzte einen eigenen prächtig eingerichteten Salonwagen Auf dem Böhmischen Bahnhofe in Dresden wurde das Abendessen für Se. Majestät bereit gehalten und alsbald nach Ankunft des Zuges im Salonwagen servirt. — Versetzung. An Stelle des am 1. Mai als Präsident der königl. Pvlizeidirektion zu Dresden berufenen bisherigen Leiters der königl. Amtshauptmannschast Pirna, Herrn Geh. Regiernngsraths Le Maistre, ist Herr Amtshauptmann vr. Kunze in Annaberg in Aus sicht genommen worden. — Garnison-Frage. Eine Anzahl sächsischer Städte be müht sich bekanntlich bei einer eventuellen Genehmigung der Militär- oorlage um eine Garnison. Daß diese Bemühungen indes; wenig Aussicht auf Erfolg haben, geht daraus hervor, daß die neu zu er richtenden 12 Bataillone als 4. Bataillone den 12 sächsischen In fanterie-Regimentern zugetheilt, also bei oder in unmittelbarer Nähe des betr. Regiments untergcbrachi würden. Für Infanterie ist dcm- .«ach eine Garnisonsfrage eigentlich gar nicht vorhanden; ob für Kavallerie, Artillerie oder Train, ist ebenfalls noch eine offene Frage. — Gegen die Jesuiten. Zu dem Proteste gegen de» Zen trumsantrag auf Wiederzulqssung der Jesuiten ins Deutsche Reich find aus Dresden und Umgegend 40 525 Unterschriften einge gangen, die dieser Tage an den Deutschen Reichstag abgehcn werden. — Theater-Jubiläum. Das Neue Theater in Leipzig begeht heute, am 26. Januar, die Feier seines 25jährigen Bestehens. Dasselbe Festspiel von Rudolf Gottschall, mit welchem damals die erste Vorstellung eröffnet wurde, gelangt auch heute zur . Aufführung, und zwar mit zwei Künstlern, die damals auftraten: mit Clara Ziegler und Ludwig Barnay. Der ganze Ertrag der Vorstellung soll dem Theater-Pensionsfonds zufließen. — lieber de» Raubmord-Aufatt in Altstadt beiStolpen wird von dort unterm 27. Januar berichtet: Der schwer verletzte, immer noch ohne Bewußtsein darniederliegende Mühlenbesitzer Müller dürfte durch die Verwundung um den Besitz des Lichtes beider Augen kommen; ebenso ist, Wohl infolge des Knalles das Trommelfell zer sprungen. Speisen und Trank nimmt der Verletzte zu sich, doch schlägt er um sich, sobald Jemand in nicht ganz sanfter Weise niit ihm in Berührung kommt. Am Mittwoch war außer dem Ober staatsanwalt und mehreren Gendarmen auch jener Kaufmann aus Dresden hier, bei dem ein großer Herr in schwarzen» Vollbart, gut gekleidet, — das stimmt mit den Fieberphantasiccn des Müller über ein — den Revolver gekauft hatte; doch konnte er bestimmt behaupten, daß die ihn» vorgestclltcn Personen nicht die Käufer waren. Das Dunkel, welches über der ganzen Asfaire schwebt, ist daher nach wie vor noch ungelichtet. Im hiesigen Erbgcricht wurden zahlreiche Per sonen gerichtlich vernommen. — Ei» schwere«: UltgliickSfall ereignete sich in der Papiev fabrik (Aloßmühle) in Vorstendvrf. Der 17jährige Holzschäler Börner aus Wünschendorf wnrde beim Auflegen des Riemens auf den Schleifstein (Börner hat seine Schnitzmesser schleifen »vollen) vom Riemen erfaßt und mehrere Male um die Welle gegen die Decke ge schleudert, wobei ihn» das rechte Bein kurz unterhalb des KniceS ab gerissen wurde, so daß der Vedauernswerthe bald darauf an den er haltenen Verletzungen gestorben ist. — Ei» gefährlicher Neger. Am Sonntag Nachmittag be fand sich ein jetzt in Dresden aufhältlicher junger Neger, ein amerikanischer Staatsangehöriger, auf dem Schlesischen Bahnhöfe und belästigte dort infolge offenbar zu reichlich genossener Spirituosen die Bahnhofsgaste, indem er dieselben anrcmpclte und einen Knotenstock, den er bei sich führte, in beängstigender Weise ui» sich schwang. Ein Gendarm machte schließlich der Szene ein Ende und nahin den jungen Aethiopier mit nach dem Bahnhofspolizeibureau. Dort warf der Letztere plötzlich seinen Rock von sich, streifte die Hemdsärmel auf und forderte den „Policemau" allen Ernstes auf, einen Gang mit ihin zu boxen. Da der Letztere dies entschicdcn ablchnte, so ergriff der Schwarze nunmehr einen Feuerhaken, schlug damit nach dem Be amten und stieß auch eine Fensterscheibe ein. Das Ende von» Liede war eine Droschkcnfahrt nach dem bekannten Arrcsthause hinter der Frauenkirche, die der heißblütige Südländer unter polizeilicher Be gleitung antreten »nutzte. — Unverhoffte Freude. Gegen 20 Lehrer und Lehrerinnen einer Schule in Dresden erhielten zu Kaisers Geburtstag je eine Geldsendung von 100 Mark aus den» Nachlasse einer Amlsgenossin, die in ihrem Testamente bcstiinmt hatte, die betreffenden Bcrufsgcuoffcn möchte» sich dafür im Sommer eine kleine Erholung verschaffen. Ehre solch edler Freundlichkeit unter Amtsgcnosscn! — Fe««er. Am 27. Januar früh in der 5. Stunde brannte die Fabrik der Marienbergcr Holzwaarcn-Manufaktur vorn». Bcrguer L Co. iin Hütten gründe bei Maricubcrg gänzlich nieder. Das Feuer verbreitete sich so rasch, daß die Bewohner sich nur mit großer Mühe retten konnten. Die Entstchnngsursacheist bis jetzt unbekannt. — Gegen 6 Uhr wiederholte sich der Feueralarm und es soll in Lauter bach ein Haus abgebrannt sein. —8. Oelsuitz i. E, 27. Januar. Am Sonntag und Montag, den 29. und 30. Januar, hält der hiesige Geflügelzüchter-Verein seine Geflügelausstellung in dem festlich dekorirten Saale des Gasthofs Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Unmide milk«» Vl-U«» «rdm ersucht. uu« uuchlige Begediuhettt, gllttgs! «ItiuttellM, Chemnitz, den 28. Januar 1893. — DaS Festmahl aus Anlaß von Kaisers Geburtstag, zu welchen» der Rath eingeladen hatte, fand gestern Nachmittag 6 Uhr im Casinosaale statt, der in entsprechender Weise ausgeschmM war. Am Mahle nahmen zahlreiche Vertreter der kaiserlichen, könig lichen und städtischen Behörden theil. Den Toast auf Se. Majestät den Kaiser brachte Herr Oberbürgermeister vr. Andre in markigen Worten aus; ivährend des Festessens wurde ferner ein Telegramm an den deutschen Kaiser abgesandt, in welchem die Verehrung, die unsere Bürgerschaft für den erhabenen Monarchen hegt, zum Ausdruck gebracht wird. — Im Gymnasium fand zur Feier von Kaisers Geburtstag gestern Vormittag 10 Uhr ein Festaktus für die Schüler statt. Nach Patriotischen Gesängen und Deklamationen seitens der Schüler hielt Herr Professor Or. Johnson die Festrede über Athen und Sparta im Alterthum und die Nothwendigkeit der Verbindung von athenischein Geist und spartanischer Kraft für unser Volk. Herr Rektor Professor vr. Gehlert schloß die gediegene Feier mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm II. —e. Das Realgymnasium mit Realschulklassen begann die Fcstfcier zu Kaisers Geburtstag gestern Vormittag 10 Uhr mit dem Gesang des Schülerchores „Luivniu tue i'eZsrri". Nach den Deklamationen zweier Quintaner (Otto und Heyn») und einem weiteren Gesänge folgte die Festrede des Herrn Realgymnasiallehrers Osnck. rsv. min. Groß. Er sprach in fesselnder Weise über die Aufnahme der Salzburger Emigranten durch Friedrich Wilhelm I. in Preußen (1732 flg.). Nach dem gemeinsamen Schlußgesang „Deutschland, Deutschland über alles" brachte Herr Rektor Professor Or. Pflüger auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm ein dreifaches Hoch aus. Damit schloß die erhebende Feier. — Errichtung einer elektrischen Zentral-Anstalt. Vor behältlich der Zustimmung des Stadtverordneten - Kollegiums hat der Rath auf Vorschlag des von den städtischen Kollegien eingesetzten Sonderausschusses für die elektrische Beleuchtung beschlossen: 1) Die Frage der Errichtung einer elektrischen Zen trat-An st alt in unserer Stadt in nähere Erwägung zu ziehen; 2) hierbei davon aus zugehen, daß die Stadt den Bau der Anstalt für eigene Rechnung ausgeführt, alsdann aber den Betrieb derselben pachtweise einem Unteruchiuer unter Bedingungen überträgt, welche die Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals in etwa 20 Jahren sicherstcllen, die Stadtgemeinde aber auch berechtigen, die Anlage vor Ablauf dieser Frist in eigene Verwaltung zu übernehmen und 3) auf Grund der bei einer beschränkten Konkurrenz geinachteu Vorlagen »nit der Firma Siemens L Halske in Berlin in weitere Verhandlungen cinzutreten. — Besetzung erledigter Stellen. Herrn v». msä. Spindler Hierselbst wurde seitens des Rathes die zur Erledigung gekommene Stelle eines Armenarztes und des,Arztes für das Hospital St. Georg übertragen. — Für die ebenfalls erledigte Stelle eines Registrators bei der Ralhsabthcilung für Militär-Angelegenheiten wurde der bisherige Schulcxpedicnt Herr Schneider gewählt. -ei. Die Petition gegen die Jesuiten ist »nit 39,420 Stimmen, 32,520 aus der Stadt Chemnitz, 6900 aus der Umgebung abgcgangen. Etwa später eingehende Listen mit Unterschriften werden vom Evangelischen Bund nachgeschickt. — Dnö fünfzigjährige GeschästSjnVilänm feierte gestern die hiesige, aus bescheidenen Anfängen heraus zu einem bedeutenden, im In- und Anstande rühmlichst bekannten Unternehmen erwachsene Bronze- und Metallwaarenfabrik der Firma Adolph Wagner, deren Inhaber leider zur Zeit infolge eiucs Unfalls an das Kranken bctt gefesselt ist, weshalb die beabsichtigte größere Feier auf günstigere Zeit verschoben werde» mußte. Seitens des Rathes wnrde der Jubilar, HerrMetallwaarenfabrikant Adolph Wagner, durch Ueber reichuug eines Glückwunsch sch reibe ns geehrt. —». Slnssall veS Gottesdienstes in dev Schloßkkrche. Wie aus den Kirchcnuachrichten der heutigen Nummer ersichtlich ist, muß nothwcndiger Reparaturen wegen am inorgcuden Sonntage der Gottesdienst in der Schloßkirche ausfallcn. Diese ziemlich umfang reichen Arbeiten sind durch einen Defekt der Heizungsanlage (System Perkins) veranlaßt worden, über dessen Entstehung »ms von zu verlässigster Seite Folgendes mitgetheilt wird. Als ain vergangenen Sonnabend, also heute vor acht Tagen, die seit dem Jahre 1884 bestehende Anlage in Betrieb gesetzt worden »var, cxplodirtc plötzlich mit lauten» Knall eine der gefüllten Heizspiralen, wobei unter starker Dampfcntwicklung kochendes Wasser aus dem glühenden Ofen ge schleudert wurde. Der zum Glück ein wenig abseits stehende Heizer wurde von dem gewaltigen Luftdruck bei Seile geschleudert und kam mit dem bloßen Schrecken davon, er wnrde nur über und über mit Ruß überschüttet. Da infolge des entstandenen Defektes nicht geheizt »verdcn konnte, auch andere Rohrleitungen eingefroren waren und die Ofen bei näherer Besichtigung sich als mehr oder weniger beschädigt crwieseu, so muß von der Benutzung des Gotteshauses bis nach der jedenfalls im Laufe der nächsten Woche erfolgenden Beendigung aller hiernach erforderlich gewordenen Arbeiten abgesehen »verdcn. —t'. Der Kaufmännische Verein hält nächsten Donnerstag, den 2. Februar, sein diesjähriges Fastnachts-Vergnügen im Ely sin in ab. Dasselbe besteht in einem humoristischen Konzert der hiesigen Militärkapelle, die hierin schon mehrfach dem Vereine ganz Vorzügliches geboten hat. Wie in früheren Jahren soll auch dieses Kouzcrt nur für Herren sein, da der Besuch jedenfalls ein außer ordentlich zahlreicher »verdcn wird. — Verein für Chemnitzer Geschichte. Ueber ein sehr zeit gemäßes Thema wird nächsten Dienstag, den 31. Januar, Herr Lehrer E. Weinhold von hier im „Verein für Chemnitzer Geschichte" sprechen, indem derselbe an Stelle des Herrn Realschuldirektor Or. Jakobi in Neichcnbach, der seinen zugesagtcn Vortrag über „Agricola" erst im nächsten Winter zu halten vermag, über „Die Durchzüge vertriebener Salzburger Protestanten durch Chemnitz iin Jahre 1732" sprechen wird, wobei eine Anzahl Bilder rc., welche auf den Bortrag Bezug haben, ausgestellt werden sollen. Durch das Thema, welches ein bedeutsames Kapitel der Geschichte unserer protestantischen Kirche berührt, aber auch durch den Umstand, daß von den Durchziehenden zwei in Chemnitz verstorben und auf hiesigem Friedhof begraben wurden, wie noch heute daselbst ein schönes Denkmal bezeugt, dürfte der angekündigte Vortrag für weite Kreise, auch für Dainen Interesse bieten, weshalb wir gern darauf Hin weisen, daß wie immer, so auch diesmal Gäste willkommen sind. — Der Arbeiterlefeverein hatte für gestern Freitag eine« Vortragsabend im Verein-lokal d«S Gasthauses „3 Raben" veran staltet, welchen der Vorsitzende, Herr Mkordmeistrr Benedix, mit dem Hinweis auf da» nationale Streben des Verein» einleitete, worauf die Versammelten znm Zeichen der huldigenden Beachtung de» Ge burtstags Kaiser Wilhelms sich von ihren Plätzen erhoben und dem Kaiser ein dreifaches Hoch ausbrächten. Der von Herrn Kaufmann Paul Fischer freundlichst zugesagte Bortrag über: „Das Wesen der Handelskrise im Jahre 1873" wirkte belehrend und fesselnd und gipfelte in der Empfehlung einer gesunde» Sozialpolitik auf Grund lage christlicher Gesinnung. Herr Akkordmeister Weber betonte in längerer Ansprache das Streben der Vereinsmitglieder, nur bei solchen Geschäften zu kaufen, welche nicht auf Unterdrückung von Kleinbe trieben ausgehen. Herr Kaufmann Max Schubert bekämpfte ein gehend da» Manchcsterthum, welches für Recht hält, lvenn ein größeres kapitalkräftiges Unternehmen die Schwächeren zu vernichten strebt. Ueber das gemeinnützige Streben des Vereins wird gelegentlich Näheres berichtet werden. — I. Naturhetkverekn. In dem am Mittwoch nächster Woche stattfindenden Vortragsabende des Vereins für volksverständliche Ge sundheitspflege und Naturheilkunde wird statt des ursprünglich in Aussicht genommenen, an» Erscheinen aber behinderten Redners Herrn vr. insck. Zenker aus Leipzig unser früherer Mitbürger Herr V. Stahringer, Besitzer der Naturhcilanstalt Grüna, über „Chronisch kalte Füße und deren Folgen" sprechen. Der Vortrag des Hem vr. Zenker findet später statt. —* Verunglückt ist ain vergangenen Mittwoch ein Arbeiter in einer hiesigen Wäschmangelfabrik; derselbe stürzte beim Herablassen eines Maschinentheils von einer Plattform mehrere Meter hoch herab und erlitt hierbei eine schwere Verletzung am linken Hüftknochen. Er wnrde nach seiner Wohnung gebracht. —* Unfall. Gestern früh kam ein mit 400 Centnern eiserner Träger beladener Wagen auf der Bernsbachstraße in's Rutschen; die über den Wagen hinten überragenden Träger stießen hierbei an ein dortiges Hausgrundstück und zertrümmerten im Erdgeschoß ein Fenster. —* Festgenonttnen wnrde heute früh in einer hiesigen Herberge ein von der königl. Staatsanwaltschaft zu Bielefeld wegen Diebstahls steckbrieflich verfolgter Schlosser. —* Krakehler. Polizeiliches Einschreiten machte sich vorgestern Abend in einem Hause der Mühlenstraße nöthig. Dort »nißhandelte ein Drahtweber, der betrunken nach Hause gekommen »var, Frau und Kinder, traktirte dieselben mit den gemeinsten Schimpfreden und schrie dabei so laut, daß die Hausbewohner zusammenliefen. Der Ruhe störer wurde nach der Polizeiwache sistirt. —* In dev Trunkenheit. Heute früh in der 4. Stunde kam ein in der Dresdnerstraßc wohnhafter Schlosser betrunken nach Hause, fing mit seiner Frau Streit an, schlug die Füllung seiner Zimmerthüre ein und verübte einen derartigen Skandal, daß die Ruhe sowohl im Hause, als auch nach außen ganz wesentlich gestört wurde. Dem Ruhegebot eines herbeigeholten Schutzmanns leistete der Skandalsüchtige nicht Folge, so daß er schließlich nach der Polizei wache sistirt wurde. —* Diebin. Bor einigen Tagen hatte sich bei einem in der Grenzstraße wohnhaften Tischler ein unbekanntes Mädchen cinlogirt. Abends ging dasselbe unter der Angabe, noch einen nothwendigcn Gang zu machen, ans, kam jedoch nicht mehr zurück. Als der Logis- wirth das betr. Zimmer betrat, bemerkte er, daß die Unbekannte ein Deckbett mit hell- und dunkelroth gestreiften» Inlett, Werth 33 Mk., ein Unterbett, roth und weiß gestreift, Werth 12 Mk., und eine graue Tischdecke mitgenommen hatte. Kaiserfeie»: dev Bereinigten Militärvereine. I» dem mit herrliche» Blattpflanze» »nd de» Büsten Kaiser Wilhelm II. »nd unscreS Königs Albert seitlich geschmückte» Saale der .Linde" hielten gestern Abend die „Vereinigten Miilitärvcrciiie" die Feier des WicgeasesteZ Kaiser Wilhelm I>. als des obersten Kriegsherrn in der üblichen Fort» eine; solenne» Kommerses ab, zn wclst em sich, wie immer, außer den Mitgliedern auch eine größere Anzahl von Ehrengästen eingeiundcn halte. Unter diesen bemerlten wir die Kommandeure der Bezirkskounnaudos Chemnitz l. und 11-, Herren Oberst v. Gutbier n»d Oberstleutnant v. d. Decken, nebst vielen Offizieren des BenrlaubtenstaiideZ i» ihren säst alle Truppengattungen rcprn- seutirendeu Unisormen, Herrn NcgiernugS-Asscssor ». Na undorss und zahl reiche sonstige Vertreter des Bcamlenstaudes, so daß die Versammlung ein buiitcS, sarbcurciäcS Bild bot- Mit inilitärischem Gruß und Hnrrah e,u- psangcn, erschien bald nach der mit dem Kaiser-Wilhelm-Marsch und einer kurzen, kernigen Begrüßungs-Ansprache der Herrn Vorsitzenden Schwenke ersolgten Eröffnung der Feier auch der Kommandeur des hiesige» Jnfautcrie- Rcgimettts Herr Oberst v. Malortie im Festsaale, »in dem Kommers bis zum Ende beizuwohnen. Die ganze Veranstaltnng nahm einen erhebenden Verlauf nud war von echt patriotischem Geiste durchweht. Die in einem Hoch auf Kaiser Wilhelm 11. gipfelnde Festrede, gehalten von HerrnHilsS- geistlichen v>. Lötze, saud begeisterte Ausnahme. Der Redner beleuchtete in derselben die maucherlei Schäden der Zeit, au deren Beseitigung unser jugendkrästiger Kaiser unermüdlich arbeite, wobei auch die Militär^ercinc zur Mitarbeit nicht nur berufe», sondern sogar verpflichtet seien. Das stürmisch begeisterte Hnrrah ans König Albert brachte Herr Ncumcister svo» der Firma Mchcr »nd Nenmeister) aus, während Herr Schroth seine» Trink- fpruch dem wackere» Ossicicreorps der deutsche» Armee widmete, indem er der unter dessen Führung verrichteten Großthaten nud des am 28. Januar, also dem heutigen Tage vor 22 Jahren in Versailles abgeschlossenen Waffen stillstandes als des erste», zm» glorreichen Frieden führenden Erfolges der deutscle» Waffe» gedachte. Herr Oberst v. Malortie dankte für diese An erkennung in» Raine» des Ossiciercorps nud brachte dem gute» Geiste der Mititärvcreine !m Allgemeinen »nd der Vereinigte» Militä »Ver eine von Chemnitz im Besonderen niitcr den beste» Wünsche» für die Fortdauer desselben ei» Hurrah Herr Schwenke tbente mit, daß Herr Oberst v. Gntbier infolge seines vorgerückten Alters am 1. April in de» Nnh-staud zn treten gedenke nud dankle für daS von demselben von jeher der Mitstärvercnissachc bewiesene Wohlwollen durch eine» Trinlspmch aus den im Dienst ergrauten Ossicier, wofür derselbe mit einem Hoch auf König Albert tiefbewegt daukte. Herr Professor M üllor trat für die neue Militärvorlagc ein, gedachte des alte», sowie das gegenwärtigen Reichs kanzlers mit waren Worten und widmete sein Glas dem hoffentlich durch de» Reichstag wehrfähiger als je gemachte» »nd znr Wacht nicht bloS au, Rhein, sondern auch an der Weichsel berusencn deutsche» Heere. Weitere von den Herren Hertel »nd Döring auSgebrichte Trinlsprüche gattendem Fcstprediger, de», Herrn Vorsitzenden Schwenke, de,» Comitee für die Vrranslattnng n»d alle» Mitwirkenden n»d Theiluchmern. Der Vorschlag des Herren Schwenke, im Namen der 22 vertretenen Milltärvercme ein Glückwunschtelegramm mit de» Versicherungen unwandelbarer Er gebenheit an den Kaiser abzusendcn, fand freudige Zustimmung. Eine von Herrn Nenmeister angeregte Sammlung für de» Verein „Körnertisch", bzw.' das von diesem angcstrebte Denkmal des Dichlcrs und Helden Theodor Körner in unserer Stadt, ergab nach der unter herzlichen Worte» dcS Dankes gemachten Mittheilung cines der Mitbegründer jenes Vereins, Herrn Eicke, den stattlichen Ertrag von 6S Mk. öv Psg. Der instrumentale Theil des Abends wurde unter pcriönlicher Leitung des Herr» Musikdirektor Asbahr von der Kapelle des hiesige» Regime,its in gewohnter trefflicher Weise anSgesührt, mit deren Darbietungen GesaugSvorträge der Herren Wcsthass und Schubert abwechselten, während einige Nummern des allerdings etwas allzu reichhaltigen Programm» der vorgeschrittene» Zelt wegen auöfallen mußten. . ^ Stadtthesfer. / Chemnitz, den 28. Januar 1893. Die Jüdin. Oper in S Akte» von A. E. Scribe. Musik von. I. F. Halsvy. Unter allen Oper», die Halövy geschrieben hat — ihre Zahl beläuft sich ans etliche dreißig — ha» sich nur seine Jüdin bis auf den heutigen Lag ans de» deutschen Bühnen zu erhalten verinocht. Sie ist unstreitig seine hervorragendste Produktion, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß er hierbei vielfach Mey «rb »e r 'scheu Spure» gesolgt ist. Von großer Wirkung erweise»