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3104 Verpfandung von Papieren von pupillarischer Sicherheit in Gemäßheit der'Anträge des Ausschusses zur Annahme. Die Verhandlungen über die weiteren Bestimmungen dieses Artikels sollen in einer Abendsitzung sortgeführt werden. * VVL Versailles, 24. Nov., Abds. Ein in der heutigen Sitzung der Nationalversammlung verlesenes Dankschreiben des Mar schall-Präsidenten Mac Mahon verheißt die Vertheidigung der Ord nung und die Wahrung der von der Versammlung gefaßten Beschlüsse. In Erwiederung auf die hieraus folgende, mehrerwähnte Interpel lation Lion Say's vertheidiat der Minister des Innern das System der Regierung, die Ersatzwahlen nicht auf einmal, sondern in der Reihenfolge, wie die gesetzlichen Fristen ablaufen, auszuschreiben. Dieses System sei unparteiischer, als das seiner Zeit von Thiers beobachtete. Schließlich weift der Minister v. Broglie einen Angriff Bethmont's wegen der Haltung des Ministeriums in der Monarchie- Frage zurück, worauf die Nationalversammlung Betreffs de^ Inter pellation Leon Say's mit 364 gegen 314 Stimmen die einfache Tages ordnung annimmt, und beschließt, am nächsten Mittwoch die Wahl der Commission für die konstitutionellen Gesetzentwürfe vorzunehmen * Leipziger Börse, 25. Nov. Kgl. sächs. Staatspapiere v. 1830 3°/» kl. 88-/s G., do. v. 18553«/. 82'/, G., do.v. 1852-1868 L 100 thlr. 4°/° 97-/, G., do.v. I869 L 100 thlr. 4°/, 97'/, G., do. v. 1870 L 100 u. 50 thlr. 4°/« 97 G„ do. 5°/o 105 G., k- s. Landrentenbriefe 3-/g"/g größere 85--/, G., do. kleinere 85'/» G., Leipzig- Dresdener Eisenb.-Act. 239 G., allgem. deutsche Credit-Anstalt zu Leipzig 146'/» B., Leipziger Bank 134 G., do. junge 122^/g <8., Oberlauscher Bank — G., Sächsische Bank 143-/, G., do. junge 137-/, G., Dresdner Bank 40°/o Einzahlung 93 G., österr. Banknoten 87»/« G. (17 Ngr. 5-/, Pf.) Deutsches Reich. — Bautzen, 24. November. Heute wurde in einem dem Gast- Wirth Kaspar zu Dorf Klein-Welka zugehörigen Stalle der Leichn a m eines unbekannten Mannes in alten, defecten Kleidern an einer Raufe hängend aufgefunden. Der Mann dürfte über 50 Jahre alt und durch Nahrungssorgen zum Selbstmord getrieben worden sein. Die nöthigen Erörterungen sind iin Gange. -f- Kleinsaubernitz b. Weißenberg. Am 19. d. M. früh in der 4. Stunde brannte die Kaue auf dem Pötschke'schen Braun kohlenwerke ab. .Seit einigen Tagen schon brannten in der Mitte der Strecke, zu welcher der ausgezimmerte Schacht führt und über welchem die Kaue stand, die Kohlen, ohne daß man des Feuers Herr werden konnte. Der Brand scheint nunmehr die Schachtzimmernng ergriffen zu haben und durch diese auch die Kaue; mit der letzteren stürzte gleichzeitig der Schacht zusammen. X Herrnhut, 24. November. Am 21. d. Mts. beging Herr Or. mell. Becker son. in Herrnhut, welcher seit 1824 ununterbrochen in diesem-Ort und Umgegend seinen ärztlichen Beruf mit dem glück lichsten Erfolge ansgeübt und die Liebe Aller durch seine große Menschenfreundlichkeit erworben hat, sein 50jähriges Doctorjubi- läum im großen Kreise seiner Familie, Kollegen und Freunde, welche er zu einem Festdiner um sich vereinigte. Er ward bei dieser Gelegenheit nicht nur durch viele Festgaben erfreut, sondern auch von Sr. Majestät dem Könige durch das Ritterkreuz des Albrecht ordens, welches ihm in hohem Auftrage durch Herrn Gerichtsamt mann vr. Wauer mit feierlicher Ansprache überreicht wurde, ausge zeichnet, sowie von der medicinischen Facultät der Universität Jena, bei welcher er vor fünfzig Jahren promovirt, durch ein .Jubeldiplom geehrt. Dresden. Se. königliche Majestät haben in besonderer, dem belgischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Baron Nothomb, dem bayerischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen Paum garten, sowie dem öster reichisch-ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Frciherrn von Frankenstein ertheilten Audienz die Be glaubigungsschreiben, durch welche dieselben an dem hiesigen Hofe von Neuem beglaubigt worden sind, entgegen zu nehmen geruht. — Ferner haben Se. Majestät geruht, dem Bezirkssteuerinspector Georg Wilhelm Kretzschmar zu Dresden das Dienstprädicat „Steuerrath" in der 5. Claffe der Hofrangordnung und dem Advocat Carl Ferdinand Gramp in Freiberg das Ritterkreuz des Albrechtsordens zu verleihen — 24 November. Der Herzog Elimar von Oldenburg ist gestern Mittag nach Berlin abgereist. — (Dr. N.) Der frühere persönliche Adjutant des Prinzen Georg, Rittmeister a. D. von Hell dorf, der seiner Zeit durch einen Schuß auf der Jagd um ein Auge gekommen war, ist jetzt zum CeremonieU- meisier am königl. Hofe ernannt worden. — Das königl. Ministerium des Innern hat das vom Stadt- rath aufgestellte Dresdener Ring st raße uproject in Folge eines Gutachtens Seitens des Landesmedicinalcollegiums abgelehnt. — Das „Dresdner Journal" schreibt: „Die „Spener'sche Zeitung", welche sich in neuester Zeit vorzugsweise zum Organ unzu treffender Angaben aus Sachsen machen zu wollen scheint, bringt in ihrer Sonnabendnummer eine Correspondenz, angeblich aus Leipzig, deren Verfasser ü. A. in bekannter tendenziöser Weise auch die Frage auswirft: „Weshalb ernennt man Se. kgl. Hoheit den Prinzen Georg von Sachsen nicht zum Kommandeur, sondern zum Kommandanten des XII. Armeecorps?" Als Antwort auf diese Frage weisen wir einfach darauf hin, daß Se. kgl. Hoheit der Prinz Georg von Sachsen weder zum „Kommandeur", noch zum „Kommandanten" des XII. Armee corps ernannt worden ist, sondern daß Se. Majestät der deutsche Kaiser — nach der in Nr. 270 unseres Blattes enthaltenen amtlichen Bekannt machung des kgl. Kriegsministeriums — „den General der Infanterie und Kommandeur der 23. Infanteriedivision, Se. kgl. Hoheit den Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen, zum commandirenden General des XII. (kgl. sächs.) Armeecorps" zu ernennen geruht hat. Wir würden das hinlänglich gekennzeichnete Gebühren dieses „Leipziger" Korrespon denten der „Sp. Ztg." ignorirt haben, wenn seine Phantasterei ledig lich Eigenthum der Berliner nationalliberalen Blätter geblieben wäre. Da aber auch ein sächsisches Blatt, die „Deutsche Allgemeine Zeitung" (in ihrer Nr. 274), nachdem sie selbst wenige Tag zuvor (in Nr. 271) die betreffende amtliche Bekanntmachung ihrem vollen Wortlaute nach gebracht hat, jenen angeblichen Leipziger Artikel der „Sp. Ztg." ohne alle und jede Bemerkung weiter verbreitet hat, so glaubten wir von diesem Vorgänge wenigstens Act nehmen und der tendenziösen Frage den Thatbestand gegenüberstellen zu sollen." Leipzig, 25. November. Die „Leipz. Nachr." schreiben: Be kanntlich war dis srst« Vrranlassung zu dsn großartig»» Ploih-iig/issa- Excessen im August d. I. durch Mannschaften des damals hier einquartierten 13. Jägerbataillons in Meißen gegeben worden. Die vom hiesigen Divisions-Kriegsgericht in dieser Angelegenheit eingelei tete Untersuchung hat nun die Vernehmung der bei jenen Vorgängen betheiligt gewesenen Jäger nothwendig gemacht und traf aus diesem Anlaß gestern Vormittag eine Abtheilung von 32 Jägern und 2 Oberjägern, geführt von einem Lieutenant, aus Meißen hier ein. Die Mannschaften waren nur mit dem Seitengewehr bewaffnet. Jedenfalls verspricht dieser Aufruhr-Pro<eß ganz bedeutende Dimen sionen anzunehmen. Berlin, 24. November. Wie der „Reichsanz." meldet, hat der Kaiser eine ziemlich gute Nacht gehabt und schreitet die Besserung weiter vor. Se. Majestät empfing gestern den Kronprinzen und die Kronprinzessin nebst Kindern, die Prinzessin Friedrich Carl mit Töchtern und den General-Adjutanten Grafen von der Goltz. Heute empfing Se. Majestät den Besuch des Kronprinzen und conferirte kurze Zeit mit dem Geheimen Cabinets-Rath von Wilmowski. — Der ehemalige Ministerpräsident Generalfeldmarschall Graf Roon hat sich von dem Kaiser und seinen früheren Collegen am 20. d. M. verabschiedet, und wird in den nächsten Tagen zu längerem Aufenthalt nach Nizza abreisen, um in dessen mildem Klima eine Heilung seines Brustleidens zu suchen. — Der Feldmarschall v. Man teuffel und die Generäle v Treskow und v. Knappe werden sich auf besonderen Wunsch des Kaisers von Rußland zum Georgsfest nach Petersburg begeben. — Üeber das an den Bundesrath gelangte Gerichtsver fassungsgesetz werden weiter folgende Details bekannt: Dasselbe handelt zunächst von der Ausübung der Gerichtsbarkeit durch die Gerichte überhaupt (Tit. 1), sodann von den Gerichten erster Instanz, den Amtsgerichten (Tit. 2), den Landgerichten (Tit. 3), den bei diesen Gerichten zu bildenden Schöffengerichten (Tit. 4) und den nach den Bedürfnissen der Justiz einzurichtenden Handelsgerichten (Tit. 5); sodann folgen die Vorschriften bezüglich der Gerichte zweiter Instanz, der Oberlandesgerichte (Tit. 6), der Staatsanwaltschaft (Tit. 7), der Gerichtsschreibereien und des Gerichtsvollzieherwesens (Tit. 8 und 9) und endlich des deutschen Reichsgerichts (Tit. 10). Die Kompetenz des letzteren wird in dem Entwurf folgendermaßen abgegrenzt: Das deutsche Reichsgericht ist für das ganze Reichsgebiet zuständig zur