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1622 Essen, 25. Juni. Die Zahl der Bergleute, welche die Arbeit wieder aufnehmen, nimmt im Essener Revier von Tag zu Tag zu. Der Wunsch nach einem gütlichen Ausgleich ist allgemein voiherrschend. Eine Stockung des Verkehrs durch Kohlenmangel dürste nicht mehr zu befürchten sein. Bremen, 24. Juni. Nach dem Gesetze vom 30. April d. I. tritt im bremischen Staate an die Stelle der bisherigen Münzrechnung nach Thalern Gold, Groten und Schwären mit dem 1. Juli d. I. die Markwährung auf der BafiS von 28 Thalern Gold gleich 93 Mark, die Mark gleich 100 Pfennigen, und gelten von da an als gesetzliche? Zahlungsmittel ausschließlich : daS goldene 10 Markstück — 10 Mars das goldene 20 Markstück — 20 Mark, das silberne 1 Thaler-Courant- Stück ---- 3 Mark, daS silberne 2 Thaler-Courant-Stück — 6 Mark; als Scheidemünzen: daS 10 Groschenstück — 1 Mark, daS 5 Groschen- stück — j Mark, das 2j Groschenstück — 25 Pfennige, 2 Groschen- stück — 20 Pfennige, das 1 Groschenstück — 10 Pfennige, das 4 Groschenstück — 5 Pfennige, daS 3 Pfennigstück (4 Groschen) — 24 Pfennig, das 2 Pfennigstück Groschen) — 2 Pfennige, das 1 Pfennigstück Groschen) — 1 Pfennig. Niemand ist verpflichtet, bei einer Zahlung mehr alS: 9 Pfennige in Kupferscheidemünze, 99 Pfennige in Silberscheidemünze, 30 Mark in Fünf- und Zehn-Groschen- stücken in Zahlung zu nehmen. — Außerdem werden coursiren: Zehn Thaler-Courant-Noten der Bremer Bank — 30 Mark, die schon jetzt in Umlauf find, und Hundert-Mark-Noten der Bremer Bank, die mit dem 1. Juli d. I. zur Ausgabe gelangen, sowie ferner: KönigliL preußische Kassenscheine und Noten der Preußischen Bank (1 Thaler — 3 Mark). — Die auf Gold-Thaler lautenden Noten der Bremer Bant werden vom 1. Juli d. I an in Markwährung nach Maßgabe de» gesetzlichen Bestimmung eingelöst, demnach 5 Thaler Gold mit 16 Mark 60 Pfennigen, 10 Thaler Gold mit 33 Mark 21 Pfennigen, 25 Thalli Gold mit 83 Mark 3 Pfennigen, 100 Thaler Gold mit 332 Mark 14 Pfennigen, 1000 Thaler Gold mit 3321 Mark 42 Pfennigen u s. w. Bremen, 25. Juni. Gestern traf der Chef der Admiralität General v. St 0 sch mit Begleitung hier ein. (Der Chef der Admiralität war in diesen Tagen auch in Kiel, um die dortigen Marine-Etablisse ments zu besichtigen. In Kiel ist zugleich ein neben der Marine- Schule belegen?- Grundstück zum Bau einer Marine-Akademi- für 18 000 Thlr. angekauft worden.) München, 25. Juni. Der Kronprinz deS Deutschen Reichte und von Preußen mit seiner Familie wird demnächst in BerchteSgade,- erwartet. Die Villa der Baronin Waldenburg ist bereits zur Auf nahme der Herrschaften in Stand gesetzt. — Der General-Feldmarschal! v. Steinmetz mit seiner Gemahlin ist gestern hier angekommen; e< begiebt sich nach der Schweiz. O e st e r r e i ch. Wien, 25. Juni. Der penfionirt gewesene Generalmajor Gide on Ritter v. Krizmanic, der, wie man sich wohl erinnert, mit Benedek und Henikstein die Tria- bildete, welche den Feldzug in Böhmen leitete, ist wieder in Thätigkeit getreten und zum Festungscommandantcn von Peterwardein ernannt worden. — Wie in verschiedenen Zeitungen zu lesen, hat der Vicomte Larochefoucauld, Attache der hiesigen französischen Botschaft, der Polizei- Direclion angezeigt, daß ihm vor acht Tagen au- seiner Wohnung im Hotel „Zur Stadt Frankfurt" eine eiserne Cassette, in der sich Bank noten, Pretiosen und „wichtige Staatspapiere" befanden, ent wendet worden sei. Es scheint, daß die französische Botschaft der Meinung ist, cS sei mehr aus die Staatspapiere, als auf den übrigen Inhalt abgesehen gewesen, und es wird der Verdacht geäußert, daß die Agenten einer nordischen Macht die Hand im Spiele gehabt. Prag, 25. Juni. (R. Z ) Aus sämmtlichen von der Ueber- schwemmung heimgrsuchten Gegenden Böhmen- laufen befriedigende! Nachrichten über den Fortschritt des Neubaues und der Reparatur der zerstörten Gebäude ein; die Landwirthe befinden sich bereits größten- theilS im Besitze deS für ihren Viehstand erforderlichen FutterS, sowie der zur neuerlichen Bebauung der inundirten Felder nöthigen Sämereien In Gegenden, in welchen die Fluren durch Gerölle und Sand ver- tragen wurden, sind, soweit die einheimischen Kräfte nicht ausreichten, Militaiidetachements thätiz, den Landmann kräftigst zu unterstützen. Zur momentanen Linderung deS NothstandeS hat der Statthalter während seiner Bereisung der inundirten Gegenden die erforderlichen Geldsummen iheilS unmittelbar vertheilt, theils die BezirkShauptmann- schakten mit der Bertheilung beauftragt. Ebenso ist gegenwärtig der LanveShilsSeomU vollauf damit beschäftigt, auf Grund der einlangenden Ausweise der SchätzungScommissionrn den Bedürftigen die zur Instand setzung ihrer Wirthschaften, Gewerbe und sonstigen Unternehmungen nothwendigen Beträge theilS alS Unterstützung, theilS al- unverzins liche Darlehen zuzuwenden. Agram, 24. Juni. (Pr.) Der Ausgleich ist heute Mittag- in der gemeinsamen Clubsitzung abgeschlossen worden; laut des selben werden die Wahl des Unionisten Rate annullirt, die Wahlen der Unionisten Suljok und Hatz untersucht und der Nationalpartei keine Wahlen beanstandet. Mazuranics wird LandtagSprästdent; Abend- erfolgt die Verifikation des Ausgleichs; dieselbe ist gesichert. Pesth, 25. Juni. (N. fr. Pr.) Die Wahlacte gestalten sich oft zu wahren Schlächtereien. In Verbo (Neutraer Comitat) stürzten sich die Wähler Paulini-Toth'S auf daS Militalr, welches darauf Feuer gab, so daß 4 Tobte und 8 Schwerverwundete auf dem Plaze blieben. In Darda wurden die Deakisten durch Prügel trotz Militair- asflstenz gezwungen, den Wahlplatz zu verlassen. In SzoboSzlo wurde in die Wohnung deS Wahlpräsidenten hineingeschossen, so daß die Wahl fistirt werden mußte. Im Monorer Bezirke wurde ein Deakist todtgeprügelt. In Abony (Pesther Comitat) machte sich die Linke den Spaß, die Kiste, welche die Deakistischen Stimmstöcke enthielt (da- Pesther Comitat hat die geheime Abstimmung mit 5 Fuß langen Stangen beschlossen), anzuzünden. Die Wahl wurde Seiten der Linken natürlich fortgesetzt und beendet. Der Mörder deS Mokriner Deakistischen Führers Lausch ist ein gewisser Jankovie, ein serbischer Schullehrer. Derselbe hat bereits seine That eingestanden, die Motive jedoch noch nicht angegeben. In RimaSzecS, Gömörer Comitat, fand gestern eine ungeheuere Schlägerei statt; 9 Tobte und 16 Verwundete blieben auf dem Platze; der Wahlakt mußte unterbrochen werden. Wie auS Brody telegraphisch gemeldet wird, find in Bylawiez, im Brodyer Bezirk, aufrührerische Bewegungen auSgebrochen, man befürchtet, daß fie größere Dimensionen annehmen. Schweiz. Bern, 23. Juni. Der bernische AppellationS- und CassationS- Hof hat in Sachen des Absetzungsantrags der Regierung gegen die beiden katholischen Pfarrer Stouder in Corgenay und Crelier in Rebenvilier wegen Kanzelmißbrauchs den Entscheid gefaßt, der Gerichts hof sei kompetent, auch gegen katholische Geistlich e die Absetzung auszusprechen. Die Wichtigkeit dieses principiellen Entscheids ist ein leuchtend. Ueber die Frage, ob die gegen die genannten Geistlichen vorgebrachten Anschuldigungen zu einer Entfernung vom Amte hin reichend begründet seien, wird der Gerichtshof in einer spätem Sitzung entscheiden. Niederlande. Der allgemeine Congreß der „Internationale", welcher im Jahre 1870 wegen der politischen Zeitverhältniffe nicht statt- finden konnte, in deren Folge auch im Jahre 1871 nur eine ge schlossene Conserenz in London statthatte, soll im Spätsommer d. I. in den Niederlanden abgehalten werden, und zwar im Haag. Italien. AuS Rom wird der „Presse" geschrieben: „WaS der Jesuiten partei zu Statten kommt, ist, daß dieselbe in der Person, die fie für den Nachfolger PiuS' IX. designirt hat, vollständig einig und keine Stimmen-Zersplitterung zu fürchten ist, da die Partei sich ent- schieden für den General-Vikar Cardinal Patrizzi, der schon lange ein gefügige? Werkzeug in ihren Händen ist, erklärt und jede andere Kandidatur ausschließt." Frankreich. Pari-, 24. Juni. Gestern reiste von hier in besonderer Mission für den Kaiser von Oesterreich der Graf von Maulmont de Brissac ab; Herr ThierS empfing am Morgen einen österreichischen Gesandtschaftk-Lourier Herrn I. v. Beust, Neffen deS Botschafter- in London. — In Quiberon soll ein UebungSlager von 50,000 Mann errichtet und im September eröffnet werden. Versailles, 25. Juni. Die Nationalversammlung be gann in ihrer heutigen Sitzung die Discussion über die Einkommen steuer. ThierS erklärte, daß er, trotzdem er im Allgemeinen gegen eine Besteuerung der beweglichen Werthe sei, Angesicht- der in oer