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Montag den 8. Februar 1915 «sächsische BolkSzettung Nr. 31 — Seite S zweiten Sturm durch große Verluste gezwungen war, zurück zugehen. konnte Endesfelder, da er sich bereits sehr nahe an die feindliche Schützenlinie herangewagt hatte, nicht mehr in den alten Schützengraben zurück. Er blieb über 12 Stun den in äußerst gefährlicher Lage vor dem Feinde liegen, be- obachtete gut und schlich sich abends nach Eintritt der Dunkelheit in den Schützengraben zurück. Mehrere Vorfälle, die von der Todesverachtung und Kaltblütigkeit unserer Soldaten zeugen und die beweisen, daß sie, lvenn es darauf ankommt, stets bereit sind, ihren Vorgesetzten und Kameraden selbst unter eigener Lebens gefahr beizustehen, werden vom Garde-Jäger-Vataillon ge meldet. Sie beziehen sich auf blutige Kümpfe gegen eng lische Truppen. Ter Jäger Cynpella der 4. Kompanie ist bei einem Gefecht, trotzdem die Kompanie zurückging, bei feinen schlver verwundeten Kameraden die Nacht, den gan zen näckstten Tag bis in die nächste Nacht hinein zurück geblieben und hat sie unter eigener Lebensgefahr zurück gebracht. — Bei dem Sturmangriff am 31. Oktober wurde durch das mörderische feindliche Feuer die ganze Gruppe außer Gefecht gesetzt, nur der Jäger Abraha in von der selben Kompanie blieb übrig. Abraham hat sich dadurch ausgezeichnet, deH er mit der größten Kaltblütigkeit ver- wundete Jäger wie auch den Leutnant Delius im starken feindlichen Feuer verband und zurückbrachte. — lieber den Dizefeldwebel Braatz von der 1. .Kompanie obengenannten Bataillons wird berichtet, daß er sich bei jeder Gelegenheit stets außerordentlich umsichtig und tapfer gezeigt habe. Be sonders eines Nachts, als die Kompanie <100 Meter vom Feinde entfernt lag, hat er Unerschrockenheit bewiesen; er ist ohne besonderen Befehl mit den Pionieren vorgegangen, um Bomben zu werfen und Drahthindernisse zu beseitigen. Zn den älteren Kriegsfreiwilligen, die sich ganz beson- ders ausgezeichnet haben, gehört der Unteroffizier Max Lorenz, der im Alter von 52 Jahren den Krieg bei dem 'Sächsischen Infanterie-Regiment Nr. 101 mitmacht. Er ist Vater von 3 Söhnen, die ebenfalls im Felde stehen. Lorenz lat sich am 11. November beim Sturm ans ein Dorf durch Unerschrockenheit hervor. Infolge seiner Ruhe und Kalt blütigkeit war es möglich, daß sich sein Zug trotz schweren Artilleriefeuers stundenlang in äußerst gefährdeter Stellung halten konnte. Lorenz selbst ist bei dieser Gelegenheit durch einen Granatsplitter schwer am Unterleib verletzt worden. Wie >vir hören, ist dieser tapfere Mann, der dem Vaterlande noch in höherem Lebensalter seine Dienste freiwillig und aufopferungsvoll zur Verfügung stellte, vollkommen ver mögenslos. » * «- Ter österreichisch-ungarische Tagesbericht Sonnabend W i e n , 0. Februar. IW. N. A.) Amtlich wird Ver lautbart den 0. Februar 1010: An der ganzen Karpathen- front und in der Bukowina dauern die Kämpfe an. Tie Situation in Polen und Westgalizien ist unverändert. Ein russischer Nachtangriff bei Lopuczuo wurde abge wiesen. Am südlichsten Kriegsschauplatz hat sich in letzter Zeit nichts wesentliches ereignet. Sonntag Wien. Amtlich wird verlautbart den 7. Februar mittags: Tie Lage in Russisch-Polen und West-Galizien ist unverändert. An der Karpathenfront wird heftig gekämpft. In der südlichen Bukowina sind unsere Truppen in erfolg- reichem Vordringen, die Russen in vollem Rückzuge. 1200 Gesang e n e wurden gestern gemeldet. Zahlreiches Kriegsmaterial wurde erbeutet. Nachmittags zogen unter großem Fabel der Bevölkerung eigene Truppen in Kimpo lung ein. Am südlichen Kriegsschauplätze keine Berandernng. In der Adria hatte ein Luftangriff unserer braven Flieger auf französische Transporte guten Erfolg Turch Bombenwürfe wurden mehrere Treffer erzielt Der Stellvertreter des Ehefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschall-Leutnant. Kimpolung in der südlichen Bukowina liegt an der Mvld-nva und hat etwa 7000 Einwohner; es ist bekannt durch seinen Bergbau. Der türkische Bericht K o » si a » t i n v p c l. Ter Große Gcneralstnb meldet: Unsere Vorhuten sind in den Gegenden östlich des Suez- knnalo nngekvininrn und haben die englischen Vorposten gegen den Kanal znrückgcdrängt. Bei dieser Gelegenheit fanden Kämpfe in der Umgebung von Jsinailia und Kan- tnra statt, die noch andancrn. kW. T. B.) Ter Kaiser im Osten B erli » , l>. Februar. Seine Majestät der Kaiser hat sich über Ezcnstocha» auf de» östlichen Kriegsschauplatz begeben. Kaiser Wilhelm besuchte am Sviinnbeiid die schlesische Landwehr i» ihre» Schützengräben bei Gruszczyu, östlich Wlvszrzvwn. (Amtlich. W. T. B.) Grui'zczhn is> ein russisch-polnisches Torf, das im Gou vernement Kielce etwa 11 Kilometer östlich Wloszczowa liegt. Ter Untergang der „Blücher" Die „Times" beschreiben in einem Artikel den Kampf und Untergang des „Blücher", wie er von einem deutschen Matrosen geschildert wird, lieber die letzten Szenen heißt eS: Als kein Zweifel mehr bestand, daß es um das Schiff geschehen sei, ertönte die Glocke, die uns sonst Sonntags zur Mrche rief und alle, die konnten, kamen an Deck und brachten die verwundeten Kameraden mit. Manche mußten durch Schußlöcher kriechen. Hier standen wir an Deck und erwarteten daS Ende. Es wurde ein Hoch auf den „Blücher" ausgebracht und drei Hochs auf den Kaiser. Tann sangen wir die „Wacht am Rhein Wer Brotgetreide verfüttert, versündigt sich am Vaterlands und macht sich strafbar! Die deutsche» Krie««ßef,nze»err t« Marokko Paris, 6. Februar. Wie der „TempS meldet, be finden sich seit dem 1. Februar 4000 deutsche Kriegs- gefangene in Marokko. Sie sind in Abteilungen von 100 bis 800 Mann im Gebiete der Schauja und Dukkala unter- gebracht, 2000 im Gebiet von Rabat, 1600 im Bezirk von Fez und 600 im Bezirk von MekineS. Sie erhalten den selben Sold wie die sranzöstschen Soldaten und dazu einen Zuschlag vnn 20 Centime» sür jeden Arbeitstag. Die Ge- fangene» werden zu Straßen- und Erdarbeiten herange- zogen. Die Disziplin sei sehr gut, der Gesundheitszustand gut. NahruugSmittelnot i» Odessa Odessa, 6. Februar. In Odessa herrscht große Nah- rungSmittelnot. Infolge der Ueberlastung der Eisenbahnen und des Fehlen» von Waggons ist die Zufuhr von Getreide auf ein Minimum gesunken. Das Eisenbahnrayonkomitee hat beschlossen, täglich 40 Waggons zur Linderung der Not zu stellen. Die Pariser Fi«a»zkonsere«z er-ebuiSlo» Genf, 6. Februar. Rußland konnte die Fortsetzung der Pariser Finanzkonferenz nicht erreichen, weil sich Rtbot und Lloyd Georges jeder positiven Zusage wegen des Rußland dringend nötigen Dreiverband AnlehenS enthalten mußten und nur sogenannte „prinzipielle" Erklärungen ab- gaben. Vom Ergebnis der weiteren Verhandlungen mit den sich mehr als anspruchsvoll zeigenden Finanzgruppen hängt das Datum der Londoner Fortsetzunng der Kon ferenz ab. BundeSratSbestimmuugk» zur Regeln», de» Verkehr« mit Brotgetreide und Mehl Berlin, 6. Februar. In der heutigen Sitzung des BundeSrateS wurde einer Verordnung wegen Aenderung der Bekanntmachung über Regelung des Verkehrs mit Brot- getreide und Mehl die Zustimmung erteilt. Ferner wurde beschlossen, den Kommunalverbänden die Befugnis zu ver leihen. ihre Eingesessenen zur Anzeige der Vorräte zu ver pflichten, die bei der Reichserhebung vom 1. Februar 1915 nicht erfaßt sind, weil sie unter einem Doppelzentner i verblieben. Die Kommunalverbände können dann diese ! Vorräte sich übereignen lassen, soweit sie aus den einzelnen ! Besitzer 26 Kilogramm übersteigen. Hierdurch werden ^ die Kommunalverbände in den Stand gesetzt, aus den Pri- : vaten Haushaltungen, die sich überreichlich mit Mehl eingedeckt haben, noch Mehl der Allgemeinheit zuzu- ! führen. (W. T. B.) Rußlands wirtschaftliche Verluste in Russisch-Polen Krakau, 0. Februar. Die „Gazeta Krakowska" mel- « det aus Warschau, daß sich Rußlands wirtschaftliche Verluste in Russisch-Polen infolge des Krieges auf eine Mil liarde Rubel belaufen. ^ Die „Unabhängigkeit" Englands von Deutschlands Industrie Lo n d o n, 5. Februar. (W. T. V.) Auf Beschwerden von unioiiistische'' Seite gibt die Negierung amtlich zu, daß sie die Einfuhr h tinimter deutscher Waren gewissen Fir men bewilligt l ue, weil die Waren unbedingt § nötig waren. 20 000 Zaren in der Front! P etersburg, 0. Februar. Ein Beamter des hei ligen Syuods begibt sich in diesen Tagen nach Lemberg, um drei Waggons mit Liebesgaben dorthin zu bringen. Darunter befinden sich 20 000 Kaiserbilder, Schul- und Lese bücher, sehr viele russische Heiligenbilder und Ornate für die orthodoxen Geistlichen. Bürgrrmristcr Wciskirchncr bei Kaiser Franz Joseph Wien, 5. Februar. (W. T. V.) Der Kaiser empfing heute den Bürgermeister Weiskirchner in Audienz. Dieser berichtete eingehend über seine Wahrnehmungen bei den Truppen, die er besucht hatte, und kennzcichnete die Stim mung der Truppen als ruhig, e r n st und Pflicht- bepußt, sowie unbedingt zuversichtlich. — Der Kaiser sieht sehr gut aus und ist in bester Stimmung. Eine Cholera-Epidemie in Petersburg Hamburg, 7. Februar. (W. N. A.) Wie den „Ham burger Nachrichten" über Stockholm aus Petersburg be richtet wird, ist dort eine Cholcra-Epidemie ausgcbrochcn, die täglich reißende Fortschritte macht. Schon sind sehr viele Todcfällr zu verzeichnen. Rußland kauft Kupfer in Amerika Basel, 7. Februar. sW. T. V.) Nach einer Meldung der „Baseler Nachrichten" aus Mailand hat Rußland in den Vereinigten Staaten 25 Millionen Pfund Kupfer gekauft, die über Wladiwostok eingeliefert werden. Amerikanische Spende Dem Dresdener Oberbürgermeister sind für die Kriegs- organisation Dresdener Vereine von einer amerikanischen Firma 100 Mark zugegangen. Der Sendung waren Briefe beigelegt, in welchen eine Anzahl amerikanischer Firmen ihre Sympathie für das deutsche Volk zum Ausdruck bringen. Belgische Spione in Holland In der holländischen Stadt Bergen-or-Zoom wurden am Freitag, wie dem „Berl. Tagebl." aus Amsterdam be richtet wird, ztvei Personen belgischer Nationalität unter Spionage-Verdacht fest genommen. Es wurden bei ihnen verdächtige Papiere gefunden. Sie Kurden nach Breda gebracht und dem Gerichtsoffizicr vorgeführt. ! Die Not in Warschau Frankfuret, 6. Februar. Die „Franks. Atg." be- richtet nach dem „Warschawski Dnejewuil", daß die Bürger- komiteeS und der Magistrat von Warschau seit drei Wochen keine Lebensmittel mehr bekomme. Einige Waggons Salz aus dem Gouvernement Charkow waren 82 Tage unter- Wegs. In Archangelsk liegen für einige Millionen Rubel Lebensmittel für Warschau. Man weiß aber nicht, wann diese Waren in Warschau eintreffen werden. Der Papst im Gebet Rom, 7. Februar. (Nichtamtlich.) Kardinal Merry del Val hat dem Kardinalstaatssekretär in einem Schreiben mitgeteilt, daß die väterliche Liebe, die den Papst für die Befreiung der Gefangenen eintreten ließ, ihn jetzt veranlaßt habe, von Gott die Befreiung der Seelen der Gefallenen aus den Gräbern zu erbitten, damit sie alsbald die himmlische Heimat erreichen können. Der Weltbußtag Köln, 7. Februar. (Nichtamtlich.) Der vom Papst angeordnete Wcltbußtag wurde im Dom feierlich begangen. Nach Abhaltung der vorgeschriebenen Gebetsstunde hielt unter großem An dränge der Erzbischof von Köln eine Schlußfeier ab, wobei er das Friedensgebet des Papstes verlas. Die Feier endete mit der Spendung des sakramentalen Segens durch den Kardinal. Der Ministerwechsel in Oesterreich Wien. 7. Februar. (Nichtamtlich.) Offiziös wird gemeldet: Der bereits gemeldete Rücktritt des gemeinsame» Finanzministers Ritter v. Bilinski ist erfolgt. Zu seinem Nachfolger wurde der frühere Ministerpräsident v. Kverber ernannt, welcher in den nächsten Tagen vom Kaiser ver- eidigt werden wird. Englische Angriffe auf die belgische Küste Die „Deutsche Tageszeitung" meldet aus Rotterdam: Zwischen Ostende und Nieuport hörte nian gestern heftigen Kanonendonner. Die feindliche Flotte unternahm wieder einmal einen Angriff auf die belgische Küste, der durch die deutschen Küstenbatterien abgewehrt wurde. Der „Lokalanzeiger" meldet aus Amersterdam: Der „Telegraaf" meldet aus Sluis. daß am Sonnabend die Kanonade der Marinegeschütze von neuem be- gann. Die französischen Flieger waren wieder besonders tätig. Deutsche Flugzeuge umkreisen Zeebrllgge in größerer Zahl als bisher. Der englische Geheimbefchl Das „Berliner Tageblatt" berichtet aus Kopenhagen: Der Marinemitarbeiter der „Times" gibt indirekt eine Be- stätigung des englischen Geheimbefehls, in dem er schreibt, daß unter gewöhnlichen Verhältnissen die Handelsschiffe kein Recht hätten, die neutrale Flagge zu führen, aber es fei ein alter Brauch auf See, wenn man damit einem feindlichen Schiffe entschlüpfen könne. Dieses „Recht" habe Großbritannien längst aner kannt. Der „Berliner Lokalanzeiger" bemerkt zu dieser Aeußerung: Wann hätten die Engländer nicht das Recht auf ihrer Seite. Für sie ist alles Recht und Gesetz, was sie tun. Ein Scheinrückzug der Deutschen Nach verschiedenen Morgenblättern berichtet der „Secolo": Die Deutschen haben nur einen Scheinrückzug an der Front Rawka—-Bzura unternommen, um sich desto mehr zwischen Weichsel und Rawka zu verstärken. Dem „Corriere de la Sera" wird aus London gemeldet, daß die deutschen Operationspläne neue Entscheidungen vorzubereiten scheinen. Die Angriffe an der Bzura und Rawka stellten alle bisherigen Kämpfe an dieser Front in den Schatten. Motorboote heraus! In einem Aufruf wendet sich Vizeadmiral Aschenborn an alle Besitzer von Motorbooten mit der Bitte, ihre Boote dem Vaterlande zur Verfügung zu stellen. Desgleichen an alle nichtmilitärpflichtigen Wassersportleute, Maschinisten, sich selbst zur Verfügung zu stellen. Die Sparkasse der Stadt Köl« liefert einen neuen Beweis, wie nichtig die Behauptung unserer Feinde ist. Deutschland werde im Laufe diese» Kriege« wirtschaftlich zusammenb echen. Bei der Sparkasse sind !m Monat Januar rund vier Millionen Mark mehr eingezahlt worden, als zurvckgefordert wurden. Eine Spevde de« Erzbischof« vo« Köln Der Erzbischof von Köln. Kardinal v. Hartmann, hat jetzt zum zweiten Male dem KriegSauSschuß sür Wanne Unterkleidung in Berlin einen Beitrag von 10000 Mark au« den in der Erzdiözese veranstalteten Sammlungen für die Zwecke dieses Kriegsausschusses überweisen lasten. Todesurteil «ege« einen La»de«verräter Halle (Saale). 6. Februar. Zum Tode verurteilte da« hiesige Kriegsgericht wegen Landesverrats den Ober- elfässer Kroepfle auS Sulz, welcher bet Kriegsausbruch tn Belfort, arbeitend in Besanzwn. nach feiner Angabe unfrei willig, unter dem Namen Delacrotte in daS 38. französische Infanterie-Regiment eintrat und später in deutsche Gefangen schaft geriet, wo durch einen Zufall seine Nationalität ent- deckt wurde. Deutsches Reich Dresden, den 8.. Februar 19ti> — Der Präsident de« Reichst»«!« Dr. Kämpf erläßt folgende Bekanntmachung: Die nächste Plenarsitzung des Reichstage» findet am Mittwoch, den 10. März nachmittag» 2 Uhr statt. Den Gegenstand der Beratung werde ich dem nächst mitteilen. — Im preatzischr» Ab«rord»ete»h«»se tritt am Milt« wochabend die Unterricht-kommisston zu einer Sitzung zu sammen. Gegenstand der Beratung ist der Antrag dr» Abgeordneten Dr. v. Schenkendorff, betr. Horte für Schul kinder. Außerdem stehen Pefittoneri zur Beratung. — Bei der Retch»t«««ers«hw,hl im bayerischen Wahl kreise Eichstädt wurde Freiherr v. Franken st «in (Zentr.) mit 6678 Stimmen gewählt. 37 Stimmen waren zersplittet.