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— In Pfaffr«-« »rannte gestern Dienstag Mittag die Scheune de« Gutsörfitzer» Richard Köhler mit sämtlichen Ernterorrtten und landwirtschaftlichen Maschinen vollständig nieder. Die Feuerspritzen der Umgebung, so anch von Neu kirchen, waren an der Brandstelle tätig. — A« Montag Bormittag hat ein Geschäft««»»» in Plaue« seinen löjöhrigen Lehrling Erich Hüttner mit eine» Geldbeträge von 24,585 Mark nach der Gewerbebank ge schickt, um den Betrag ei»tuiahlen. Bon diesrm Gang ist der Bursche nicht Mäckgekehrt, hat auch da« Geld nicht «in- gezahlt. Offenbar ist er damit flüchtig geworden. — Dieser Loge ist in Rohrbach (zwischen Landwüst und Brambach) ein Pascherdepot auSgehvien worden, in de« eine Anzahl Pascher verhaftet, über SOO,000 Mk. Bargeld und eine Unmenge Maren beschlagnahmt «erden konnten. — Bon eine« beklagentwerten Unfall wurde eine erzge- birgische Kinderkolonie betroffen, die in den vergangenen Wochi« in Bad Binz »eilte. Ein Teil der Kinder, die hauptsächlich au« Lhu«, EhreufriröerSdorf und Umgegend stammen, war am Vortage der Abreise, verlockt durch da« schöne Wetter, ohne Ausficht in die Ostsee baden gegangen «nd in eine Untiefe geraten. Dadurch kamen mehrere der Kleinen in Lebenrgefahr und ein Mädchen erlitt, wohl infolge de« Schreck», einen Herzschlag. Die übrigen Kinder konnten gerettet »erden. Führer der Kolonie war ein Lehrer von Thum. — In Kalkeastei» i. v. erschienen im Auftrage der städti schen Behörde ein Polizeibeamter und zwei Stadtverordnete im Luther hau«. Sie erklärten dem Pfarramt,lriter, daß fit auf «ine Mitteilung hin, i« Kirch,emeiudehau« seien Waffen verborgen, eine Durchsuchung vornehmen «üßten. E, fanden fich im Archivraum offen in einer Ecke liegend 24 Holzgewehre (Eigentum de« Jünglingiverein«), deren Läuse und Schlöffer au« Blech gefertigt find und die zu Spiel-, Aufführung«- und ähnlichen Zwecken seinerzeit gedient haben. Der Reinfall der Schnüffler wird viel belacht. — In der vergangenen Woche wurden in Johauugeorge«- stadt von Zollbeamten in drei Fälle« Waren im Werte von 22,000 Mk., 20,000 Mk. und über 66,000 Mk., welche von Personen au« Böhmen in Sachsen ringekauft waren und über die Grenze geschmuggelt werden sollten, in Beschlag genommen und die Besitzer dem Amtsgericht zur Bestrafung zugeführt; drei von ihnen waren vor de« Bahnhofe au« dem Zuge ge sprungen, einer entkam. — Die Freiberger Staatsanwaltschaft veröffentlicht fol gendt Bekanntmachung: Zum Schutze der deutschen Bevöl kerung gegen die Aukplünderung /durch valutastarke Auslän der, insbesondere au» der Tschechoslowakei, wird hiermit br kanntgemacht, daß die Staatsanwaltschaft gegen jeden Ge- werbtreibenden, der der Versorgung der deutschen Bevölkerung dienende Waren an Autländer verkauft, wegen Beihilfe zum Unternehmen der verbotswidrigen Ausfuhr strafrechtlich ein- schreiten wird. — Die älteste Einwohnerin in ->« Kirchgemeinden K«-er- t«Sb«rg und Wermsdorf, die in Oschatz geborene Lande»- hospitaliti» Wilhelmine verw. Lüttgen« geb. Spöer au« DreS den feierte in verhältnismibig geistiger Rüstigkeit den S4. Geburtstag. Sie bewahrt von ihrer Schulzeit her noch einen groß«» Schatz von Katechismutstücken, Sprüchen, Episteln und Evangelien und Gesangbuchlirdern in ihrem Gedächtnis — Verursacht durch die Sch»ankungrn, welche die Be wertung der Mark in den letzten Wochen erfahren hat, lägt eine große Holzffrma in Kö«igft«iu ihr Werk 14 Tage lang stilstehen. Auch im nahen Hütten ist rin mittleres Sägewerk fast dem Stillstand nahe, da der Besitzer den Betrieb auf da» äußerste beschränkt hat, weil ih« die Holzbeschaffung au» der Tscheche Slowakei infolge de« hohen Kronenkurse« immer «ehr erschwert wird. — Der Landarbeiterstreik i« »Sba«er Bezirk kann al« beigelegt betrachtet »erde«. Mit Autnahme von Berthel« darf find die Arbeitern am Montag auf allen Güter« »ieder aufgenommen »orden. Da vom Streik die Staatsgüter am meisten betroffen worden waren, hatte Justizminister vr. Zeig- »er persönlich eingegriffen. Die von ih« am Sonnabend be gonnene» Bethaudlungrn waren erfolgreich. Die Vereinba rungen gelten zunächst als Provisorium, in dem de» Land arbeitern auf ihre Forderungen ein BerrechnungSgeld vor schußweise gewährt wird. Die endgültigen Verhandlungen »erden diese Woche in Bautzen geführt. — Empfindlich geschädigt wurde ein Handwerker in Gera In der Zeit, während derfflbe fich zu einer Kur in einer Heilanstalt befand, hat sein eigener Sohn in Gemeinschaft mit «och einigen Komplizen aus de« Betrieb fast sämtliche Hend werktzeuge, sowie auch Möbelstücke fortgeschafft und verkauft Der Erlös ist von den Tätern verjubelt worde». — Der thüringische Bolksbildungtminister in Weimar hat an die Direktoren der Lehranstalten die Aufforderung gerichtet, von ihren Posten zurückzutreten, fall« fie nicht vollständig aus dem Boden der Republik stünden. Vermischte». Bo« franzöflsche« U«v«r««t. Bon gut unterrichteter Seite wird geschrieben: Die nachfolgenden Tatsache» beleuch ten grell den Geistetzuftand der sranzöfischl« Ententekommisfion in Deutschland. T» handelt fich zwar nur um Mißbrauch und Verschwendung im Zusammenhang mit den DirnstautoS auf Kosten Deutschlands, aber kleine Dinge sind ja ost überaus bezeichnend. Zu den einzelnen unsinnigen Kosten de« Betriebs der Ententekommisfion, die in die Milliarden gehen, und von Deutschland bezahlt werden müffe«, gehören auch die Kraft- wagen, die für die Fahrten aus ReichSkosten zur Verfügung gestellt werden müfsen. Sogar Geueral Rollet hat in einer Verfügung die Verwendung dieser Kraftwagen streng aus die Erfordernisse de« Dienste» beschränkt. I« der Praxi» sieht e» ander« au«. N» 6 Juni d. I. wußte z. B. ei» der Ententekommisfion in München gehörende« Anto i« total zusammengrfahrenen Zustande von dem Finanzamt München au» Urfeld am Walchensee abgeschleppt und zur Reparatur nach München gebracht worden. Sei» französischer Chauffeur und ein franzöfischer Feldwebel der Münchner Kontrollkvm- misston hatten da« Aut» zu einer 2tägigrn Vergnügungsfahrt, fie waren begleitet von Braut, Frau und Kind, benutzt und den Kraftwagen vollkommen ruiniert. Die Reparaturen habe» 60,000 Mk. gekostet. Aus deutsche Beschwerde ist von der Nolletkommisfion zwar eine Untersuchung des Falles zugesagt worden, das Ergebni» wird wahrscheinlich negativ sein, wie immer. Ueberhaupt ist die Benutzung der Dienstaulo« durch die Ententekommisfion zu Spazierfahrten gang und gäbe. Ein franzöfischer Oberst, Mitglied einer süddeutschen Entente kommisfion, erklärte dabei auf eine Beschwerde der deutschen Behörden unverfroren: Wie jeder deutsche Bürger wüßten di« Ententeosfiziere fich «rholtn und Ausflüge machen Selbst verständlich seien auch zu derartigen Erholungssahrten Dienst autor zur Verfügung zu stellen. E» ist auch in den bvyri- schen GebirgSorten keine Seltenheit, daß Kraftwagen der Ententekommisfion mit französischen Herren und Damen er scheinen. Da» ist am Küuigssee festgestellt worden, in Berch- tergade«, in Bayrischzell usw. Ganz besonder» bezeichnend ist die Prag!» der Frankfurter Kommission. Sie verlegte irr de» Sommermonate» ihre Tätigkeit von Fra»ks»rt am Mak« nach d«m LuxuSbad Oberhof. Von dort au» werden ständig« Vergnügungsfahrten i« Diensta»t» «uSgesührt. Die gleichen Feststellungen «äffen überall in Deutschlaxd gewacht werden, wo ein« französische Kommission haust. Es kommt auch nicht darauf an, «S geht ja auf Kosten des wehrlose» Deutschland! Ei« «etter Dr«ckfrhler. I« riner langen Depesche vo« 17. August beschäftigte fich der Pariser Korrespondent der Londoner „Timet" mit den Aussichten einer Verstän digung über die Reparationtfroge. Er teilt darin mit, daß der Staatssekretär Bergmann und Herr Fischer, der Vor sitzende der Krieg» Laster Kommisfiou, zur Besprechung in Pari» eingetroffen seien. Herr Fischer wird baß erstaunt gewesen sein, zu vernehmen, daß er einer Laster Kommission vorsitzt. Aber ine Grunde gruommen ist da« Walten de» Druckfehlerteufel« gar nicht so ungtschickt. Wir haben da» Unwesen der Kriegslasten schon längst als ein böses Laster empfunden. HeranS «it -er S»g««liste. Die Note der Botschafter- konserenz, in der die Leipziger Urteile von den Alliierten ab gelehnt »erde», «acht Befürchtungen wahr, die in Deutsch land schon längst gehegt worden find. Wieder einmal hat die fanatische, fin»lose Hetze Frankreich» und b«sonder» Poin- cars» über die klare Vernunft gesiegt. Die Krirgsverblecher- Hetze steht im enge« Zusammenhang «it der Kriegsschuldlüge. Lest kürzlich betonte Poineaeä »ieder in Thiaueourt: „Weil die Deutschen den Krieg »ie Barbaren, Mörder und Brand stifter geführt Haden, darum «nüssen sie jetzt alle Reparation»- zahlungen leiste«. Der Lamps gegen diese Verleumdung «uß gekämpft werde», und unsere Regierung al» die ver fassungsmäßig« Hüterin de» deutschen Ansehen» in der Welt, muß führend vorangrhe«. Ihr steht al» BerteidigungSmittel eine Waffe von größter Bedeutung zu Verfügung. Die amt liche deutsche Gegenliste: Sie enthält, wie die Regierung am s Rai IS2» im Reichttag erklären ließ, erdrückende» Matr- rial gegen die Kriegsverbrecher der Entente. Endlich erhärtete Zeugena«»sag«n belegen die schweren Anklagen in allen Ein zelheiten, und «an kann gewiß sein, daß durch Herausgabe dieser Liste der wahre Stand der Kriegsverbrechersraze vor aller Welt offenbar würde. Selbstverständlich ist ein« Ver breitung dieses Dokumentes in allen wichtigen Kultursprache« erforderlich. Am » Mai 1S21 versicherte der Regierungs- Vertreter, diese» Matrrial würde, sobald eine Zusammen stellung bernd«t wäre, der Entente und der breiten Oeffent- lichkeit übergeben »erden. Wann ist dieser Zeitpunkt gekom men? Sollen die neuen propagandistischen Hetzreden Poin- ears« wiederum unwidersprochen in alle Welt hinausgehen? Macht e» nicht den Eindruck de» bösen Gewissen», der Selbst beschuldigung, wen» wir immer nur schweige», mag der deutsche Name »och so oft besudelt «erden, selbst von Staat»männern eine« Lande«, mit dem wir offiziell in Frieden leben. Darum: Heran» mit der deutschen Gegenliste I E» darf nicht so lang« gezögert werden bis von deutscher Ehre überhaupt nichts mehr zu retten übrig geblirbe» ist. Allerlei. Die Gewerkschaft der Metallgießer i« Prerau hatte am Montag einen Auisiug zur Besichtigung BusauS veranstaltet. A» der Fahrt beteiligten sich 1S0 Arbeiter, di« in dr«i Lastauto« btfördert »erde« sollten. Zwei Auto« er litten schon aus der Hinfahrt eine Panne, sodaß fie die Fahrt ausgeben mußten. Dar dritte Auto erlitt bei der Rückfahrt stadt verließ, suchte ich mir vor allem darüber klar zu werden, wie ich mir die Gestaltung meiner Zukunft eigent- lieh dachte. Für ein Privatgelchrten-Dasci» fehlte mir das Geld, zum Schullehrer die Lust. So beschloß ich denn, mich zunächst nach einem Posten als Privat-Sekretär, Bibliothekar oder ähnlichem umzusehen. Ich wurde damit vorerst selbständig und von der Gräfin Pendleton unab hängig g.macht und fand außerdem Zeit, mich und meine Wünsche zu prüfen und die endgültige Entscheidung über meine Zukunft zn treffen. Drei Städte waren es, die mir einige Aussicht boten, eine solche Stellung zu erlangeu: Berlin, Dresden und München. Berlin war in seinem ganzen Charakter als Weltstadt meiner Wesensart z» fremd, als dass fich Mich chatte dorthin gezogen sichle» können; Dresden reizte mich ancht, weil ich in törichter Ueberhebnng meinte, ich kannte es zn gnt und cs vermochte mir uichis Neues zu bieten; so dücb nur München, und ich entschloß mich, dort mein Glück L« versuchen. - Der Abschied von Heidelberg wurde mir recht schwer, und ich hatte Muhe, das liebg wordcne Alte zu vergessen und mich neuen Eindrücken empfänglich zu machen. Mit einigermaßen bangen Gefälle» sah ich meiner Auknnft in Münchs» entgegen, denn bishcr hatte ich aus dieser Stadt eigentlich nur unangenehme Erinnerungen zu vercichuen. München aber bereitete mir eine der größten Ueberraschungen meines Lebens. Nicht nur, daß ich mich von dem Augenblick an, da ich über das holprige Pflaster des Bahnhossplatzes schritt, wohl und heimisch fühlte — nein, die wunderbare, ehr- würdige Schönheit der alten Residenz halte beinahe etwas Berauschendes für mich. Ich muß blind gewesen sein, als ich, noch ein Abiturient, die Hauptstadt Bayerns besuchte; jetzt gingen mir die Augen um so weiter aus. Die krummen, malerischen Straßen und Gassen im Wechsel mit schönen, modernen Plätzen, prachtvolle neuzeitliche Bauten lieben baufälligen, schmutzigen, armseligen, entzückenden Ucber- kömmlingen einer entschlafenen Zeit, und wieder auch herrlich erhabene Werke vergangener Jahrhunderte — das alles war wohl danach angetan, einen schöuheitsdurstigm Sinn gefangenzunehmen. Viel schneller als ich's gedacht, lebte ich mich in die neuen Verhältnisse ein. Ich war mit Empfehlungsbriefen wohl versehen und veduifte deshalb der Unterstützung deS Rechtsanwalts Grefe nicht, der mir angeboten hatte, mich in einigen passenden Familie« einzusühren. Ich wollte so wenig als möglich mit ihm zu tun haben und wählte mir meine neuen Bekannten nur nach den Emp- fehlungen meiner Freunde. Bald führte ich wieder das alte Heidelberger Leben: ich studierte, ich ritt, macht« Spaziergänge vornehmlich in die Starnberger und Mühl taler Gegend, spielte TenniS und besuchte fleißig di« Pina kotheken. Hier beginnt ei« neues Kapitel meines Lebens, und da ich auf die allen zurückblicke, muß sich mir besonder- die Frage ausdrängen, warum ich mich in der Aufklärung des Verhältnisses zwischen meinen Eltern so untätig zeigte. Die Frage halte ja für mich nicht nur eine ideelle, sondern auch eine praktische Seite. Auch mein Vater hatte nur einen bürgerlichen Namen, da nach dem englischen Gesetz der Adelstitel nur auf den ältesten S»hn übergeht. Dieser Aclteste des Hauses Pendleton aber war ein tod kranker Mann — und ich wäre, wenn meine Eltern ver heiratet waren, der nächste gewesen, seinen Rang zu erben. Entweder hatte nun meine Mutter vor ihrem Ende alle Papiere, die sich auf ihre Ehe bezogen, vernichtet, oder sie waren aus andere Weise verloren gegangen; jeden falls sand ich unter ihrem ans mich übergegaugeuen Nach laß nicht ein einziges diesbezügliches Dokument. Sie hatte mir erzäblt, daß sie mit ihrem mysteriösen Bruder Oswald in einer kleinen Stadt gelebt habe, deren Namen sie dem Kinde vielleicht genannt, der mir jedoch völlig entfallen war. Ich ging wohl nicht fehl in der Vermutung, daß jener angebliche Bruder in Wahrheit ihr Gatte gewesen sei, und ich mußte mir also sagen, daß die im Irrtum waren, die meinten, daß meine Eltern in Berlin gelebt hätten. Wo aber hatte ich den Ort, in dem sie möglicher weise getraut wurden, zu suchen? Das alles hätte ein Nachforsche» ungemein erschwert, selbst wenn ich mich dazu hätte aufrafsen können. Aber ich hatte den Mut gar nicht. Die Aussicht aus den Grcisentitel lockte mich nicht zu sehr; in törichtem jugendlichen Stolz glaubte ich über alle Titel und Würden der Welt lächeln zu können. Und fiel die Gewißheit, die ich durch mühsames Forschen erhalten konnte, gegen meine Hoffnung aus, konnte ich nicht einmal mehr den Trumpf der Möglichkeit gegen meine hochgeboren« Prvtektorin und ihren Sachwalter ausspielen. Ich ließ also alles so, wie es war, und verharrte in der schlimmen Ungewißheit aus Furcht, iu eine schlimmere Gewißheit zu kommen. Ich mag etwa zwei Monate in München gewesen sein, als ich eines Tages, eiugeschlosscn in einen Brief GrefeS, ein Schreiben der Gräfin Peniüton erhielt. Es war nur ein kurzes Bilütt, mit „Lieber Oswald' beginnend und „Ganz die Deine" endend, und es enthielt nicht mehr und nicht weniger als dje Aufforderung, sie zu besuchen! Ich war zu stolz, auf diesen Brief auch nur zu antworten. Z« der angegebenen Stunde aber war ich natürlich in ihrer Villa in der Stadt. Mein Herz klopfte heftig, als der Diener mich in dem altertümlich prächtigen Empfangszimmer allein gelassen hatte, und meine Nervosität wuchs mit je! er Sekunde des Wartens. Als die Tür endlich aufging und die gewaltigen Formen der Gräfin sich über die Lchwelle schoben, stand ich auf, machte eine ticse Berb.ugnng nnd beschloß un widerruflich, stolz und abweisend fest zn sein. Sie hob die Lorgnette an die Augen und betrachtete mich ein paar Sekunden lang schweigend; mich dünkte es eine Ewigkeit, bis sie sprach. „Guten Tag, Osvald," sagte sie. Langsam kam fie auf mich zu, die 'Augen immer auf meinem Gesicht. Ich sand sie nicht sehr gealtert; ih>e Haare waren vielleicht ein wenig weißer als in meiner Erinnerung, und ein wenig mehr Falten und Runzeln in dem Gesicht mit den herben Linien. Sie nahm meine Rechte nnd hielt sie eine kleine Weilet „Du bist ähnlich — deinem Vater so ähnlich,' sagte sie, und ich bin gewiß, daß ihre Augen von aufsteigen-en Tränen so feucht glänzten. Aber sie war nicht die Frau, sich von ihren Gefühlen beherrschen zu lassen. „Tu bist erstaunt, daß ich dich rufen ließ?" fuhr sie in dem gewohnten trocken kurzen Tone fort, den ich noch so gut kannte, als hätte ich sie gestern zum letzten Mal« sprechen hören. . „Ja, ich bin erstaunt," gab ich zu. Sie nickte ernst. „Ja, es war eine große Torheit." Mein Stolz begann mächtig die Schwingen zu rege«. „Warum?" erwiderte ich kurz und beleidigt. „ES mag Erwartungen m dir geweckt haben, di« ich sicht zu erfüllen vermag." (Fortsetzung solFt.)