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seinen paar hundert Bürgern verdankt dieses Sonderrecht lediglich der Konfession dieser Bürger. Wäre sie evan- lelisch, so hätte man Ellwangen schon längst gestrichen. So «der fürchtet man die Wut des Zentrums. Als ob die Herren Gröber und Genossen auch bei Konservierung des jetzigen Unrechts auch nur eine einzige Stimme für die Reform abgeben lassen würden." Gegen sechs „gute Städte" hätte die liberale Presse nichts einzuwenden, da diese sechs pro- testantisch sind. Aber lveil die siebente katholisch ist und eine treue Zentrumsstadt, läuft man hiergegen Sturm. Tübingen hat nur wenig mehr als die doppelte Ein- «vohnerzahl von Ellwangen und doch liat es zwei Abge ordnete. Aber dagegen sagt niemand etivaS; beide Abge ordnete sind ja seit IttIO immer protestantisch gewesen. An der Zusammensetzung der Abgeordnetenkammer dürfte übrigens die Vorlage nicht scheitern. Mehr Kopf zerbrechen wird die Reform der Kammer der Standes- herren bereiten; diese hatte seit langer Zeit eine katho- lisch« Mehrheit, welche nun beseitigt werden soll Der Ent wurf läßt bereits sehr deutlich diese Absicht erkennen. Tie Kammer soll auf 4K Mitglieder erhöht werden. 20 Stimmen fallen ans die standeSherrlichen Familien; dann treten hierzu die Prinzen des königlichen Hauses (derzeit vier) und sechs vom König lebenslänglich ernannte Mitglieder wie bisher. Dazu tviiiine» dann die Präsidenten des evangelischen Kon sistoriums und der evangelischen Landessynode, der katho lische Bischof, ein Toinlapitnlar n»d zwei evangelische Prä laten; diese als Vertreter der Kirchen, ferner sechs Mit glieder des ritterschastlichen Adels, während in der Zweiten Kammer bisher I.'i Sitz und Stimme hatten. Sodann der Kanzler der Tübinger Universität und der Rektor der Stutt garter Technischen Hochschule. Soweit decken sich die Vor- schläge mit den alten Beschlüssen. Neu sind vier Standes- Vertreter beigezogen: je ein Vertreter des Handels, des Handwerks, der Landwirtschaft und der Arbeiterschaft, und zn>ar sollen dien' jeweils durch die betreffende staatliche Standesorganisation gewählt werden. Eine „völlige Umgestaltung" würde mit Annahme dieses Entwurfes eintreten; die Erste Kammer war gedacht als Vertretung des landwirtschaftlichen Besitzes und hatte somit immer eine „agrarische Mehrheit"; diese würde nun völlig verschwinden. Tie „Rat. Ztg." hat deshalb auch be reits Bedenken, ob der Bund der Landwirte einer solchen tzkesorm znstimmen werde. Allerdings wird derselbe nicht gros'.e Lust zeigen, den Einslns; der Landwirtschaft in den gesetzgebenden Faktoren noch zu schwächen. Gerade in Württemberg, wo die freihändlerische Volkspartei ibre Hei mat bat, mns', sür das Interesse der Landwirtschaft doppelt gesorgt werden. Für die Katholiken ist aber ebenso wichtig, daß die latholische Mehrheit der Kammer verschwinden wird. Ter Entwurf sieht eS direkt darauf ab. indem er lauter solche Vertretungen in die Erste Kammer ansnimmt, die stets in protestantischen Händen liegen werden. Hieraus ergibt sich eine Verstärkung der protestantischen Stimmen um min destens 1ä. der katholische» um höchstens Tawit aber würde die katholische Mehrheit für alle Zeiten a»S der Ersten Kammer verschwunden sein. Der Vorschlag ans Einzug von vier Standesvertretern ist neu: wie die sür Landwirtschaft und Arbeiterschaft ge wählt werden sollen, ist ein Rätsel, da Württemberg weder LandwirtschastS noch Arbeitskammern hat. Man rechnet demnach in de» Kreisen der württembergischen Negierung selbst nicht ans eine baldige Annahme der Reformen, da doch erst diese Kammern geschaffen werden müßten, ehe man den betreffenden Ständen eine Vertretung geben kann. Ueber die Hanptschwierigkeit des Entwurfes sagt die Ein ln,nun Zauber mebl um die Gestatte», Die ihre zarten Glieder hier einsalten. Die ihre Fächer, ihre Schinnchen spreizen lind teck nm blonden Kockenhaaren reizen Die Vm.wemiiännerwelt .... Die gizen, gehn. Sie reite», fahren, radeln, seh-aae» Ball Und sind Gleit gepicht in jedem Doll! Wer könnte wollt so rasch üch sau dran sehn! O kommt herbei, ihr Kinder, kommt und schont, (Sj„ ganzes Vnvvenreich nt anfgebanr. Dia Pnppenwelt unserer Tage ist in diesem Poem ziemlich erschöpfend charakterisiert. Doch wir sind noch nicht am Ende unserer Betrach tungen. Wir haben noch eine besondere Spezies der mo öerneu Puppe etwas eingehender zu würdigen. Ein wichtiger Bestandteil des modernen Pnppen- niarkteS ist das sogenannte „mechanische Spielzeug". Der Franzose Ernchet gilt als der eigentliche Erfinder dieses Spielzengthps. Der ...Kn-rn/.i» sättoin-ugm-" erzählte ge legentlich unter vielen andere» Anekdote» anS Ernchets Lebe», wie dieser die „Papa" und „Mama" sprechenden Puppen ersnnden habe: „Nm die Mitte des vorigen Jahr Hunderts wurde dem erfahrenen Ernchet ein schweres Pro blem vorgelegt. ES handelte sich um die Herstellung der sprechenden Puppe, ein Problem, das die Spezialisten seit langer Zeit beschäftigte. Ernchet, dem ein Fabrikant nach vielen unglückliche» Versuchen sein Leid klagte, sann einen Augenblick nach und sagte dann, von einer jener genialen Inspirationen, wie sie die Erfinder häufig haben, erleuchtet' „Haben Sie denn noch niemals Horn blasen gesehen?" — „Ja. aber ich sehe nicht ein . . ." — „Sie sehen nur des halb nicht, weil Sie eS zu sehen verstellen. Hier liegt die Lösung des Problems . Wenden Sie einen Schalltrichter und eine» Blasebalg an, der durch eine kleine Feder. der die Handbewegnng des Hornbläsers vorstellt, erst geöffnet und dann wieder geschlossen wird. Wenn der Trichter offen stellt, haben Sie die Laute „Pa pa", schließen ne ihn. so wird ,Ma ina" ertönen." Wir schließen mit folgenden Zeilen ans Ehamissos Gedicht: „Mul «er. Mutter! meine Pnvve Hab iw in den Schlaf gewiegt. Gute Mittler komm und stehe. Wie so ciigiich sie daliegt. Vater wies mich ab und sagte: Geh. du bist ein dummes Kind: Du nur Mutter kgnnst begreifen. Welche meine Freuden sind." Selten hat wohl ein Dichter tiefer in ein Kinderhcrz, twr allem in ein Mädchenherz geschaut. — vorzeitige Publikation gar nichts: Diese liegt in der Frage des B u d g et s r e cht s. Seither hat die Abgeordneten- kanuner allein über den Etat verfügt. Nunmehr stellt die Kammer der Standesherren als unerläßliche Bringung auf, daß auch sie dieses Recht erhalten soll. Da muß man sich wahrlich fragen: Heißt diese Reform nicht das Erst- geburtsrecht um ein Linsenmus verkaufen? Aber die kon- fefsionelle Erregung in Württemberg ist auf protestantischer Leite künstlich in die Höhe getrieben worden, und ein solcher Zustand macht blind für die wichtigsten Interessen des Volkes. Jedenfalls stehen dem Lande wichtige und schwere Kämpfe bevor. Politische Rundschau. Dresden, den 21. Dezember 1904. — Ehrung des Bischofs Benzler. Bei der Schlußfeier des Jubiläums der Unbefleckten Empfängnis vereinigten sich in der Kathedrale zu Metz ziemlich 6000 Katholiken, um dem aus Nom zurückgekehrten Bischof Benzler eine groß artige Kundgebung darzubringen. Beim Betreten der Kanzel war der hochwürdigste Herr von dieser selten großen Scl>ar, die gekommen war, um ihm ihre Anhänglichkeit zu bezeugen, tief ergriffen und dankte mit belvegtcr Stimme nochmals für den feierlichen Empfang, den ihm die Katho liken der Stadt Metz bei seiner Ankunft ans der ewigen Stadt bereiteten. Darauf schilderte er die Eindrücke, welche er von seiner Pilgerfahrt mitgebracht. Vom heiligen Vater sei er mit überaus väterlicher Liebe empfäu ge n w v r d e n und habe bei ihm Trost, Rat, Ermunterung und Billigung gefunden. Seinem (des Bischofs) Wunsche, ihm für die Metzer Diözesanen ein väterliches Wort initzugeben, habe der heilige Vater sofort entsprochen, indem er ihm aufgab, seinen Diözesanen znznrufen: 8tnt<- kort«-« i» füll-! Stellet fest im Glauben! Diese Worte möge sich ein jeder in sein Herz eingraben und sie treu bewahren bis zu seinem Lebensende. Nach Beendigung der Predigt begab sich der Obe: Hirt vor das im Lichterglanze erstrahlende Bild der Gottesmutter und weihte der hininilisclxm Köni gin seine ganze Diözese. Diejenigen Blätter, welche da nicht genug von der Eanossasahrt des Bischofs zu erzählen wußten, werden jetzt wohl einsehen, daß sie sich in einem argen Irrtum befanden. Das Mitglied des Herrenhauses, Generalmajor a. T. vo nPnttkainer Groß-Nipkan, ist am 20. Dezember in Berlin gestorben. — Der ZentriimSaligcvrdncic Tr. Bachem hat nun mehr sein L.mdlcigsinanWt für Krefeld niedergelegt; das ReichStagSninndat behält er bei. Tie Nachricht Et nur die ! Erfüllung der Ankündigung, die schon iw September durch die Presse ging. Dieser Entschlnß hat seine alleinige Ursache in dem G.'s,mdheitsznsta>we des verdienten Ab geordneten. Derselbe ist nicht dergestalt, daß er die Last eines Doppelmandats tragen könnte. Diesen Anlaß be nützen nun wieder allerlei liberale Blätter, um das Märchen aufznfrischen als habe Dr. Bachem dem wieder im Ab geordnetenhaus gewählten Dr. Spahn Platz machen müssen; eS sei eine Art Rivalität zwischen diesen beiden Führern ansgebrocheu und Dr. Bachem habe den kürzeren gezogen. Wir müssen unsere Anerkennung dieser üppigen Phantasie anssprechen. Aber den wirklichen Tatsachen entspricht sie in gar keiner Weise. Dr. Bache:» redete im Frenndichafts- kreise schon von seiner MaiidatSniederlegung als noch kein Mensch wußte, daß Dr. Spahn wieder in das Abgeordneten- bans eintreten könnte. Gerade zwischen Dr. Spahn und Dr. Bachen: herrscht das denkbar beste Freundschasts- Verhältnis, wie es eben nur entsstehen kann aus dem Boden einer nneigencnnützigen Wirksamkeit für hohe Ideale. Die tönchlen Redereien über Rivalität beweisen uns nur, ! wie eS in anderen Parteilagern anssehen muß; im Zentrum ^ aber weiß man hiervon nichts. — Bei der am 10. Dezember statlgchabten Neichs- ! tagscrscilrwahl im Wahlkreise Rittvitsch-Gosty» wurden im ganzen l!'-l<>2 gültige Stimmen abgegeben. Davon er hielten Propst Stpchrl Posen «Pole) OOlt-i und Dr. Wagner- Breslau l Reichsp. j :>7>K1 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt. — In Anslandblättern zirkuliert eine Berliner Depesche, nach welcher von der deutschen Regierung ans gegen das magharische VolkSschulgesetz interveniert werden sei. weil damit der Versuch gemacht wird, die in Ungarn wohnenden Deutschen zu magharisieren. Die. „Köln. Ztg." macht auf den Unsinn dieser Notiz ansmerksam und nennt sie ein Erzeugnis der Phantasie. Es ist in der Tat unerfindlich, wie ein Blatt an solche Enten glauben kan». Die deutsche Regierung wird sich mn so mehr vor jeder Einmischung in Angelegenheiten Oesterreich-Ungarns hüten, als der Bundes staat sofort und mit dem' gleichen Rechte sich der unter drückten vrcnßischen Polen annebmsn könnte. - Die Zwcifrontrnthevrie Engen Richters kommt in der aesamlen freisinnigen Presse wieder zu Ehren. Engen Richter versteht unter der Zweifrontcnthcorie den Kampf nach rechts gegen die „Reaktion" und den Kampf nach links gegen die Sozialdemokratie. Letzterer wollte bekanntlich die Bartbsche Richtung ganz einstellen, ist aber nun damit völlig unterlegen. Die Richtersche Presse weiß aber ganz gut, daß fast sämtliche freisinnige Reichstagsabgeordnete ibre Mandate der Unterstützung der rechtsstehenden Wähler verdanken, daß es also mit den freisinnigen Reichstags- frnktionen ans und vorbei sein müßte, wenn diese Parteien die Parole: „Der Feind steht nur rechts!" ansgeben und befolgen würden. Abgesehen von einigen Wahlkreisen in Niederschlesien haben sie fast überall die Sozialdemokraten zu Stichwahlgegnern. Es verbietet sich also von selbst, die Stichwablvcrbnndeten von rechts für die einzigen Gegner zu erklären. Dazu koinnit noch etwas anderes. Die frei sinnigen Führer haben früher wiederholt versucht, bei Stichwahlen zwischen Konservativen und Sozialdemokraten ihre freisinnigen Wähler für den Sozialdemokraten ins Treffen zu führen; die Mehrheit dieser Wähler war aber klüger als die Fiibrer. und verweigerte den Parteigehor- snm. Nur der theorienrciche Pastor Naumann schwärmt noch für die Einfrontentbeoric; aber bisher war es immer so. daß das Gegenteil von dessen Ansichten in der Praris zur Geltung kam. Für das Wort nationalsozial kann man bald sagen „graue Theorie", wie sich unlängst die „Kreuz- Zeitung" ausdrückte. Oesterreich-U»s«r». — Schauerliche GatteSlästerunge» brachte vor einigen Tagen das Wiener »Alldeutsche Tagblatt". Das Blatt schrieb: .Mcht Achtung, sondern gründlichste Verachtung empfinden wir vor der als Gott angedetelen Hostie. Alles was Rom im Mittelalter und in der Neuzeit sonst noch an Dogmenwust ge schagen hat. ist ja eigentlich Kinderspiel gegenüber dieser Behaup tung. dag jeder Metzpriester beliebig ofr einen gebackenen Herrgott hervorzaubern kann Diese Lehre verachten wir." Der religiöse Tiefstand, der sich in solchen Blasphemien zu erkennen gibt, ist wahrhaftig erschütternd. Jeden noch einigermaßen gläubigen Christen, wir sagen nicht Katholiken, der noch ein Quentchen religiösen Fühlend ge rettet hat. krampst sich das Herz zusammen beim Lesen solcher Zeilen. Es wäre wahrlich) weit gekommen im ..katholischen" Oesterreich, wenn nicht Episkopat. Klerus und katholisches Volk einmütig aufständen und energisch ihre Meinung dahin ausdrückte«: ..Das Allerheiligste sollen sie uus in Ruhe lassen, die alldeutschen Abfalls- männer!" Eine Kundgebung des schmählich beleidigten katholischen Gefühles soll hindurchbrausen durch die HabS- burgerlande und den Verwaltern des Reiches zu verstehen geben. daß Oesterreich vorläufig noch gläubig ist! Das ..Alldeutsche Tagblatt" aber, daß unser heiligstes Sakrament mit seinen Sudelhäuden anzupackeu sich erfrecht, ist das offizielle und oberste „L os v o n R o m" - B l a t t. vom „Evangelischen" Bunde finanziell und moralisch aufs kräf tigste unterstützt, weil es, wie erst bei der letzten Dresdener Tagung des „Evangelischen" Bundes betont wurde, das „einzige in Oesterreich ist. auf daS sich der „Evangelische Bund" und die „Los von Rom"» bewegung verlassen können." Da hinaus auf Gottes- lästeruug und „Los vom Gottessohn" läuft der Kampf gegen den „Ultramontanismus". Der Wiener Fürsterz bischof Kardinal Gruscha hat einen Protest gegen diese Verungliittpfnng von der Kanzel dem gläubigen Volke verlesen lassen. Darin hieß es: „ES ist wahrhaft unbegreiflich, daß in der Stadt, in welcher den: Allcrhciligstcn Sakramente von alterSher in feierlichster Weise die gebührende Verehrung erwiesen wird, dieses Heiligste der Verachtung preisgegeben werden kann. Ich und mein Ordinariat haben alle Schritte unternommen, welche die Gesetze darbieten, um einem solchen Angriffe gegen unsere heilige Religion und die Kirche mit einer gebührenden Zurückweisung und Sühne zu be gegnen. Ich protestiere öffentlich und feierlich gegen diesen Frevel und die unserer heiligen Religion zugefügte Lästerung und Be leidigung. Ich fordere alle Katholiken meiner Erzdiözese auf. sich dieser meiner Verwahrung anzuschließen." Das katholische Volk Oesterreichs wird dies gewiß tun. Att»»kreick. — Das Blockregimcut zeitigt herrliche Blüten des Nepotismus. Wer in Frankreich in die Höhe kommt, hilft seinem Sohn und anderen Verwandten zu einflußreichen Staatsstellungen. Nur einige Beispiele: Paul Landet, Sohn des Präsidenten Lonbet, ist Sekretär seines VuterS, sein Schwiegersohn, de Saint-Prir ist Richter beim Gerichte erster Instanz in Paris. FallivreS, Senatspräsident, hat als Ehefadjnnkl seines Kabinetts seinen Sohn. Tronllot, Handelsminister, hat als Unterchef seinen Sohn, als Kabmetschef seinen Schwiegersohn. Chanmiö, Unterrichts- Minister, hat als Sekretär seinen Sohn. Maruc-lonlS, Minister der öffentlichen Arbeiten, hat als KabinetSchef seinen Sohn. Combes hat den unbestrittenen Rekord, er hat jetzt seinen Sohn in den StaatSrat hineinpraktiztert. Man sieht, daß die Zustände in keiner Monarchie also kor rumpiert sind, als in der Republik Frankreich, diesem Frei maurer- und Sozialisten-Eldorado. — Der Großkanzler der Ehrenlegion General Florentiu hat gegen die in die sogenannte Denunziations-Angelegen heit verwickelten Mitglieder der Ehrenlegion, die keine Staatsbeamte oder Offiziere sind, eine Disziplinar-Unter- suchnng eingeleitet. — Der Nationalrat hat den Handelsvertrag mit Italien mit 127 gegen 9 Stimmen genehmigt. Spanien. — König Alsonso ans Brautschau. Die Reise des Königs wird Ende Februar stattfinden; der König wird Paris. London. Berlin und Wien besuchen und vom Min'.ster des Aenßern und dem Kriegsminister begleitet sein. Auf dieser Reise soll der König auch seine künftige Gemahlin wählen; die Hochzeit wird dann im Frühjahre stattfindeu. — Die politische Situation ist trotz der erfolgten Neu bildung des Kabinetts keineswegs geklärt. Der frühere Ministerpräsident Manra behauptet, er habe nicht demissio niert, sondern sei entlassen worden, was natürlich viel Staub aufwirbelt. Die Republikaner und Demokraten wollen daraus eine große Verfassungsfrage machen und ver langen stürmisch Aufklärung in den Cortes. Doch scheint die Regierung nicht geneigt, sich unter solchen Umständen ans den: parlamentarischen Kampfplatz zu wagen, vielmehr die Cortes bis Mitte Januar vertagen zu wollen, damit sich die Leidenschaften etwas abkühlen. Der frühere Minister präsident hat sich nach Deutschland begeben, um unsere Ein richtungen kennen zu lernen. Türkei. — Die Botschafter der Ententemächte haben die Ans- nrerksamkeit der Pforte auf die am 14. d. M. gemeldeten Vorfälle in Jstok bei Jpek gelenkt. Nach neueren Mel dungen haben sich die Verhältnisse im Sandschak Jpek und in Prizrcnd in der letzten Zeit verschlechtert, und eS ist eine weitere Verschlechterung zu befürchten, wenn, wie ver lautet, vou Prizrcnd drei Bataillone nach Kumnnovo ge schickt werden sollten. Rußland. — Rußland arbeitet an seiner Verfassung weiter; unter die Befürworter derselben sei nunmehr auch die Kaiscrin-Mntter getreten; man sagt, daß ihr eigener Vater, der König von Dänemark, ihr rückhaltlos die Gefahren aus- gemalt habe, die das fernere Verharren ans den Bahnen des Absolutismus für die Erhaltung der Dynastie im Ge folge haben müsse. Diese Darstellung wäre, so heißt es nicht eindruckslos auf den Geist der Kaiserin-Mutter geblieben, und sie gilt jetzt als diejenige Persönlichkeit, die den reform- freundlichen Minister des Innern, den Fürsten Swiato- polk-Mirski, gegenüber den Angriffen seiner Gegner aus dem Lager Pobjedcmoszews nachdrücklich zu unterstützen den