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ttsches, beschworenes Material über Greuel gegen deutsche Kriegsgefangene von großem Umfange, und e» trotzdem unterläßt, schon jetzt diese» Material zu veröffentlichen, dann ist diese Haltung angesichts der Greuelpropaganda unserer Gegner völlig unverständlich. Diese Rücksicht nähme auf einen brutalen Gegner ist nicht Pflichterfüllung gegen das eigene Balk Das deutsche Volk aber verlangt, daß endlich die deutsche Reichsregierung eine klare urd offene Sprache spricht gegenüber der Schandpolitik unserer Feinde, die in der Frage der Kriegsgefangenen das Brand mal der Barbarei für alle Zeiten tragen. Unsere Brüder schmachten hinter Gittern. Und daß sie seit Monaten Gegenstände der Schacherpolitik sind und sich an ihnen die Niedertracht so hemmungslos ausließ, das wird uns auch immer von unseren Gegnern scheiden. Wir werden diese Handlungsweise nicht vergessen. Rundschau Deutsches Reich. Reichspräsident Ebert und Reichswehrminister NoSke sind, von Dresden kommend, am Dienstag Vormittag */,11 Uhr auf dem Hauptbahnhof in Leipzig eingetroffen. Noske begab sich sofort zu den militärischen Stellen Leipzigs, während der Reichspräsident von den Spitzen der Behörden »md vom Meßamt empfangen wurde. Er begab sich nach dem Meßamt, von wo er einen Rundgang durch die Meß» Paläste unternahm. Abends */,8 Uhr erfolgte die Rückreise nach Berlin. General Graf v. d. Goltz erklärt, daß er die Weigerung seiner Truppen, nach Deutschland zurückzukehrcn, mißbillige. Der Reichsregierung wurden von privater Seite eine Million Franken zur Verfügung gestellt, die dazu benutzt wurden, um den Fall des Sergeanten Manheim aus der! Welt zu schaffen. Tie Regierung betonte aber bei Ueber-! mittlung deS Geldes von neuem ihre Auffassung, daß die französische Forderung rechtlich nicht begründet sei. An Sielle des verstorbenen Or Friedrich Naumann ist Fräulein Or. Lüders-Düsseldorf als Abgeordnete der deutschen Nationalversammlung einberufen worden. Der französische General Fayolle versprach, dafür Sorge zu tragen, daß in der Pfalz allen Parteien, ohne Unter schied der politischen Richtung völlige Freiheit gewährleistet werden würde, sich über die pfälzische Frage in Wort und Schrift, Versammlungen und Presse auszulassen. Die im Zusammenhang mit dem letzten Putsch verhafteten Per sonen wurden freigelassen, für die sonstigen politischen Ge- > faugeuen wird Strafnachlaß erwartet. Die Lage in Ober-Elsaß verschärft sich, die Streik bewegung wächst. Die französische Besatzung wurde ver stärkt. Die Nachricht, daß Saarbrücken durch eine offizielle Delegation an Poincart um die Herbeiführung eines wirt schaftlichen Zusammenschlusses mit Elsaß Lothringen gebeten habe, trifft nicht zu Der Geh. Sanitätsrat Ör. Schönemann, der Kommerzienrat Weißkopf und der Kavallerie rittmeister Schmoll, haben sich, zum Entsetzen der ganzen Bevölkerung, auf eigene Faust, einer Aufgabe unterworfen, mit der sie niemand beauftragt hat. Wie vom ReichSmarineamt mitgeteilt wird, find sieben deutsch« Luftschiffe im Zusammenhang mit der Versenkung unserer Schlachtschiffe in Scapa Flow vom Lustschiffpersonal zerstört worden. Einige andere Marinelustschiffe find während des Krieges adgedaut worden, da sie für ihre Zwecke nicht mehr brauchbar waren. In Ludwigshafen wurde in fast allen Betrieben die Arbeit wieder ausgenommen, nachdem von den 17 ver hafteten Post- und Bahnbeamten alle bis auf einen wieder entlasten worden find. In Oberschlesien ist der Streik beendet. Einige tausend Arbeiter find aber noch beschäftigungslos und können noch nicht eingestellt werden. Ueber die Neueinstellung dieser Arbeiter werden heute am 3. September Verhandlungen stattfinden und zwar in Kattowitz. Bei einem abgewiesenen Bandenangrisf aus eine Feld wache bei PilgramSdorf in Oberschlesien wurden Angreifer in französischer Uniform beobachtet. Sonntag Abend find der Bahnhof und die Feldwache von Gottartowitz ver lorengegangen und wiedergewonnen. In der Nacht zum 1. September griffen polnische Banden unsere Poftierungen bei Golkowitz an. Sie wurden unter Mitwirkung eines Panzerzuges abgewiesen. Feldwache Gottschalkowitz wurde nach Feuervorbereitung durch Minenwerfer, die auf polnischem Gebiet aufgestellt waren, von Banden angegriffen. Der im Bahnhof Gottschalkowitz eingedrungene Feind wurde durch Gegenstoß zurückgeworfen. Versuche von Aufrührern, die Bahnbrücke nördlich Tarnowitz, sowie Fernsprech und Licht drähte in Antonienhütte zu zerstören, wurden vereitelt. Zurzeit werden für insgesamt 13 Ententekommissionen in Berlin Wohnungen gesucht. Nach Mitteilungen aus Kreisen der Berliner Ententekommisfion wird im Oktober eine englische Handelskammer in Berlin errichtet. Auf der Tagung des Alldeutschen Verbandes in Berlin sprach am Montag Oberfinanzrat a. D. Or. Bang- Dresden. Er wies darauf hin, daß Deutschland weder militärisch, noch wirtschaftlich besiegt worden sei, es sei buch stäblich verraten worden. Das Volk fühle sich belogen und betrogen es weiß nur nicht von wem. Im Grunde seien wir durch Berlin besiegt worden. Ueber den Kriegsgewinnen hätten wir das Kriegsgewinnen vergessen. An die Stelle der Bürokratisierung der Wirtschaft müsse die großzügige wirtschaftliche Selbstverwaltung treten. Vom Gesamtvor stand wurde eine Entschließung angenommen, in der das Einverständnis mit der Bamberger Erklärung vom 16. Februar 1919 erklärt wurde. refterreich-Ungarn. In Teplitz Schönau wurde am 30. und 31. August der Parteitag der deutschen Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei abgehalten. Aus Wien waren Friedrich Adler, Adelheid Popp und eine Anzahl weiterer Führer er schienen Der deutsch-böhmische Landeshauptmann Stellver treter Seliger hielt die Begrüßungsrede. Nach einer Rede Or Czechs-Brünn wurde die Konstituierung der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei im tschechoslowakischen Staate beschlossen. Gegen die Säbelherrschaft wurde schärfster Protest erhoben Der österreichische Friedensvertrag ist gestern Mittag 12 Uhr in St. Germain dem Staatskanzler l)r. Renner überreicht worden. Die Veröffentlichung desselben soll heute erfolgen. Die rumänischen Truppen bereiten die Räumung von Budapest vor. Das rumänische Oberkommando beabsichtigt auf Grund einer mit dem Obersten Kriegsrat in Paris ge- teoffenen Vereinbarung, Westungarn bis zur Theiß freizu geben. Den Rumänen wird eS unmöglich gemacht, das in Ungarn erbeutete Kriegsmaterial, sowie die requirierten Vieh bestände nach Rumänien zu schaffen, da die Theißbrücken von französischen Truppen besetzt find, die die Anweisung erhalten haben, keine Kriegsbeute aus Ungarn über den Fluß zu lassen. England. Ein englischer Geheimvertrag mit der Regierung Liano- sow soll einem Genfer Blatte zufotge geschlossen worden sein, frauenliebe. Erzählung von Maria Hellmuth. « (Fortsetzung.) Als sie durch die Pforte schreiten wollte, siel ihr Blick ans ein kleines Mädchen, das neben derselben stand, vor sich ein Körbchen mir Wach^roien gefüllt. „Christrosen, meine Tmue! Zehn Pfennig daS Sträußchen I Nur zehn Pfennig, — bitte kaufen Sie, meine Dymet* Die Ltlcine hielt Cäcilie einige Rosen, die au kÜAtv Tanuenzweig befestigt waren, entgegen. Ueberrafcht bUeö Cäcilie stehen und schaute wie ge bannt in das Gefickt des Kin es. Es mochte acht oder Em Jahre zählen; der schmächtige Körper steckte in einem Anzug der ein Gemisch von ^ermlichkeit und ehemaliger Feinheit anfwies. Ueber ein Röckchen von grobem Stoff wär ein PlüschjLckchcn gezogen oder vielmehr gezwängt, den« ob auch die Schultern der Kleinen sehr schmal waren, welke« di« Knöpfe der Jacke, die schon am äußersten Raud« saßen, nicht mehr schließen; die kleinen Füße fleckten in Mel zu großen Schuhen und auf dem duuklen Lockeuhaar, das wirr das Gesichtchen umrahmte und welches auch glitzernöe Kristallperlen auiwies — ein Zeichen, daß das Kind lange Zeit hier gestanden — lag eine Pelz mütze, die entschieden einmal fein gewe en, jetzt nur den Fehler hatte, daß auch sie viel zu tlem war. Doch Cäcilies Blick streifte nur flüchtig die ganze kleine Gestalt, ihre Augen hafteten an dem zarten, auffallend schönen Ge- sichtche«, aus dem ein Paar leuchtend blaue Auge flehend -u ihr ausschameu. Diese Aug n I — Dieie strahlenden tiefblauen Sterne! Ein eigene- Gefühl durchzuckte Cäcilie! Das waren ja seine Augen, die gleiche Farbe, der gleiche leuchtende Glanz und auch der flehend« Au» ruck m jener letzten verhängnisvoll u Stunde. Wie konnte es nur eine solche Aehnlichkeit geben! »Ich hab' heute noch nichts verkauft,* bat die Kleine <mfS neu«, und dann ivie ein gelernt: .Nur zehn Pfennig die scköneu Christrosen!' Auch dis Stimme — das etwas tiefe Organ mit dem schwer zu beschreibenden Tonfall, biegiam und doll — Cäcilie erschauerte von seltsam banger Ahnung ergriffen. .Wer bist du, Kiud?' fragte sie. .Wie heißt du?' „Armina!' .Arinina?* Cäcilie taumelte zurück. »Wer gab dir diesen Namen?' rief sie, kaum wissend, was sie sprach. Die Kleine sah ängstlich zu der Danie auf. .Tante nennt mich Minna, die sagt, .Armina' ist kein ordentlicher Name, aber mein Mütterchen hat mich immer so genannt oder .Ina' und Großmulter auch.' Und kindlich zutraulich setzte sie hinzu: .Ich mag den Namen Minna gar nicht leiden, gelt, Armina ist doch hübscher?' Cäcilie hatte sich gefaßt. Wie konnte sie sich unr durch eine zufällige Aehnlichkeit derart erregen lassen! .Deine Blumen, liebe Kleine, kann ich nicht ge brauchen,' sagte sie jetzt ruhig. .Du stehst ja, ich habe schon andere. Aber dies gib deiner Mutter.' Dabei schob sie einen Taler unter die Blumen des Kindes. Sie hatte das Gefühl, als könne sie sich nicht hastig genug dem Blick dieser Kinderangen entziehen, im nächsten Augenblick schämte sie sich dieser Regung. Lie Kleine hatte das Geldstück aus dem Körbchen hervorgesucht und reichte es Cänlie hin. Eine dunkle Röte hatte das zuvor so bleiche Gesichtchen überzogen; die großen Augen schwammen in Tränen. .Das Geld will ich dann auch nicht,' rief sie. Und auf einmal in bitter liches Schluckzen ausbrechend: .Ick — ich hab' doch nicht, gebettelt! Ich — ich möchte nnr schnell meine Rosen ver kaufen; denn eher darf ich nicht zu meinem Mütterchen gehen und ihr den letzten Strauß bringen, dm kann ich behalten. Großmutter ist schon da —' .Wo ist denn dein Mütterchen?' fragte Cäcilie, wieder näher tretend, von neuem gebannt durch dm flehen den Klang. .Da I' Die kleine Hand deutet» den Weg hinunter, d« auf den Friedhof führte. .Und was tut sie dort?" DK Augm des Kindes richteten sich verwundert auf wonach sich England u. a. verpflichtet, mit allen Mitteln die Regierung Lianosow im Kampfe gegen den Bolschewismus und besonders in ihren Bemühungen um die Besetzung Petersburgs zu unterstützen, ihr Munition und moderne Kriegsmittel usw. zu liefern und einen Druck auf Deutsch land auSzuüben, um die Rekrutierung der russischen Kriegs gefangenen in Deutschland zu erleichtern Rußland dagegen verpflichtet sich, alle besonderen Interessen Englands im Baltikum anzuerkennen, offiziell nach dem Fall von Peters burg sein Desinteressement in der persischen Frage zu er klären, alle Schulden der ehemaligen Regierung anzuerkcnnen, auf jeden besonders bedeutenden Einkauf in Deutschland zu verzichten, solange mit England auf Grund des abgeschlossenen Kredits noch Lieferungsverträge bestehen, alle Verträge an- zucrkennen, die zwischen England auf der einen Seite und Kolischak Denikin auf der anderen Seite abgeschlossen wur den, eine demokratische Regierung einzusetzen, die sich auf das gleiche Wahlrecht und auf die Gleichberechtigung aller Bürger vor dem Gesetze stützt. Wie die „Times" melden, kündigen drei britische Schiff fahrtslinien an, daß ihre Dampfer Ladung nach Hamburg, Bremen und Rotterdam nehmen. Die von der englischen Admiralität in Scapa Flow vor genommenen Arbeiten sollen bereits die Wiederflott- machung von 44 versenkten Schiffen ermöglicht haben; deren Wert wird auf über 1 Milliarde Franken geschätzt. Italien. In den italienischen Provinzen Novara und Pavia be reitet sich ein großer Landarbeiterausstand vor. Er wird 100,000 Mann umfassen. Ruklanv. Aus Riga wird gemeldet: General Gough kündigt in einem Aufruf an di« Petersburger Bevölkerung einen An griff auf Petersburg an. Er sagt: Eine demokratische Regierung von Nordwestrußland sei gebildet, Maßnahmen seien getroffen, die Volksvertreter auS dem nordwestlichen Rußland zusammcnzuberufen, die diese Regierung unterstützen sollen. Sobald die Bevölkerung Petersburgs von der bolsche wistischen Tyrannei befreit wäre, würden ihr Nahrungsmittel zugeführt werden. Kronstadt, daS Bollwerk der bolschewi stischen Idee, sei erfolgreich angegriffen, zwei Schlachtschiffe, ein Kreuzer und zwei andere Schiffe seien vernichtet. So würde der Weg für die Nahrungsmittelschiffe srei. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet, daß britische Flieger an der Archangelskfront auf Jemza Bomben geworfen haben. Hierauf nahmen 2000 australische Infan teristen nach heftiger Beschießung diesen Ort. Vier bolsche wistische Kommissare und 500 Mann wurden gefangen ge nommen. Die estländische Regierung ermächtigte den Außenminister, einen Vertreter der Republik nach Deutschland zu ent senden. In Riga traf die deutsche Gesandtschaft mit ge samtem Personal zu ständigem Aufenthalt ein. NumänitN. Der rumänische Kronprinz, der wegen einer bürgerlichen Heirat gemaßregelt wurde, hat sich zu den bevorstehenden Parlamentswahlen als sozialdemokratischer Kandidat auf- stcllen lassen und reist jetzt an die russisch rumänische Front, um dort antimonarchische Reden zu halten. Amerika. Der Kampf um den Friedensvertrag beginnt in den Vereinigten Staaten immer schärfere Formen anzunehmen. Präsident Wilson wird heute Mittwoch seine angekündigte Propagandareise durch das Land antreten und schon am Donnerstag seine erste Rede in Columbia halten. Aber auch die Republikaner werden nicht müßig sein. So werden die Fragerin „Was sie da tut? — Sie ist ja tot und die schwarzen Männer haben sie begraben.' „Armes, armes Kindl Und dein Vater?* Die Kleine schüttelte den Kopf. .Mein Papa liegt da." Sie sprach auf einmal leisc, und jetzt wies die Hand nach der rechten Seite, wo stolze Obelisken und schimmelnde Marmorkrenze anzeigten, daß dort die Neichen und Vor, nehmen ihre letzte Ruhestätte gefunden, auch noch im Tode abgesondert von der gewöhnlichen Menge. „Wie Mütter chen noch lebte, sind wir oft dahin gegangen, jetzt darf ich nicht. Die Männer haben mich einmal fortgejagt. Sie sagten, ich wollte wohl Blumen stehlen, und ick hab' ihm dock welche bringen wollen, wie sonst mein liebes Mütter chen.' Die Augen hatten den kindlichen Ausdruck verloren, sie erschienen dunkel, wie in beleidigtem Stolz. »Aber bei wem bist du denn?" fragte Cäcilie, immer mehr gefesselt von dem Gebäre» dcs KinöcS. „Bei Tante und Onkel, — Großmutter auch. Tante sagt, ich soll ins Waisenhaus. Aber da laß ich mich nicht hinbringen; lieber laus' ich fort, gleich ins Wasser, dann komm' ich auch in den Himmel, wo Mütterchen ist." Plötz lich schien sie sich ihrer Rosen zu erinnert!. „Ach Gott, meine Christrosen! Wenn ich die nicht verkauft habe, schlägt mich Tante wieder." Sie zupfte mit den sseifge- froreneu Fingern an den Sträußen, und wieder trat da» ftumme Flehen 'n die großen Angcn. In tiefem Sinnen schaute Cäcilie auf das Kind. Sprach es die Wahrheit? Man hörte häufig, daß Kinder augehalten wurden durch dergleichen Erzählungen da» Mitleid Vorübergehender zu erwecken. Doch nein — au» diesen Augen leuchtete Wahrhaftigkeit. „Ich werde dir deine Blumen abkaufen,' sagte Cäcilie. „Aber ich kann nicht alle verwenden. Sieh, ich nehme zwei Sträuß.,en, uud die andern bringst du deinem Mütterchen." .Aller* Wie die Angen anfstrahltenl Dana doch wieder unsicher: „ES sind aber zwölf —' (Fo rq»«un«