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Schönburger Tageblatt Filialen: in rlustadn»gld«nburg b«i H««» Otto FörKn; in Lallenderg dejHrn. Ltrmxpf- Wirker Fr. Herrn Richter; in Kanfungrn bei Herrn Fr Jannschel , in Langen churvorl i>«i Herrn H. Stiegler: in Penig bei Herrn W4- Helm Dadlrr; in Wolkenburg bet Herr» Herm Wildenhain; in Ziegelheim bei Hxrr» L»»ar» Kirsten. Erscheint täglich mit Ausnahme der Lage nach Sonn- und Festtagen. «»nah«» °<>n Inserate» für di« nächst«, scheinende Nummer bisBormittag«'/»IlUhr. Der «bonnementädreiä beträgt vierteljähr- lt» 1 Mk. K0 Pf., monatlich SS Pf. Lia<k!n« Nc». IO Pf. Inserate pro Zeil« W Ps., für au«»ärl« lb Pf. Und Wal-enburger Anzeiger K«rnsprech„ Nr^. Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichterrstcin-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg. Braunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 1908 Dienstag, den 7 April *Waldenbnrg, 6. April 1908. Unfugs eingeleitet ist auch wetterbeständig, jedoch schwierig zu mit denen bei der Erledigung der Handelsverträge verglichen die ein eine Marmorausbeute kleiner Bruch er- schöne Farbe und bearbeiten. mittelungsverfahren wegen groben worden sein. In Deutsch-Stidwestafrika hat begonnen. Bei Kubas ist vorläufig schlossen worden. Der Marmor besitzt Die Urwahlen zum preußischen Landtag, dessen Ses sion wahrscheinlich Ausgangs der nächsten Woche geschlossen Es heißt erfreulicherweise, daß sich unter dem Ministerium Clemenceau die höflichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich weiter gebessert hätten; und der Beweis dafür ist in derschixpx„x„ Tatsachen zu erblicken, wenngleich ja die „An- uäherung" doch nicht solche Blüten gezeitigt hat, wie man Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die kaiserliche Familie hat auch in Messina eine sehr herzliche Aufnahme gefunden. Am Sonntag hielt der Kaiser, wie üblich, den Gottesdienst auf der Jacht „Hohenzollern" ab, Nachmittags wurden Ausflüge gemacht. Die Fahrt von Syrakus nach Messina bot einen außerordentlichen Genuß. Nacheinander zogen die grüne Tiefebene von Catania, der mit Schnee bedeckte Aetna in ganz ungewöhnlicher Klarheit, Taormina und die anderen Bergstädte auf den Pittoresken Uferbergen vorüber. An Bord wurde eifrig photographiert und der Marinemaler Prof. Stöwer konnte viel skizzieren. Der Kaiser hörte während der Fahrt Vorträge über Heer und Marine. Die festlich geschmückte Stadt Messina ist Abends sehr hübsch beleuchtet. Wie es heißt, wird der Kaiser in diesem Jahre seinen gewohnten Matbesuch aus seinem Schlosse Urbille bei Metz unterlassen und erst gelegentlich der Kaisermanöver dorthin kommen. Der Reichskanzler Fürst Bülow soll von unserem Kaiser eine herzliche Einladung uach Schloß Achilleion auf Korfu erhalten haben, wohin sich der Fürst angeblich nach dem Osterfeste und seinem Besuche in Rom begeben wird. Gegen die Münchener Zeitschrift „März" soll wegen des erfundenen Kaiscrbriefes an Lord Tweedmouth ein Er- —, , , . Mm Schluß noch einen Ordnungsruf zugezogen hatte. Die werden mit der Zeit ruhiger, wenn nur Männer da sind, Mehrheit antwortete mit Händeklatschen und stürmischen die sie zu behandeln verstehen. Bravorufen. Erst nach Minuten trat wieder Ruhe ein, und überlegen. Die „Wurstigkeit", mit der der leitende Staats mann seine offenen und verkappten Gegner behandelt, hat diese in der letzten Zeit bekanntlich zu wiederholten Attacken veranlaßt, das heutige Ministerium um seines Führers willen über den Haufen zu werfen; aber wenn es soweit ist, dann gibt Herr Clemenceau seinen „Leuten" in der Deputierten kammer einen Wink, und sie parieren doch wieder, mögen sie vorher auch arg gegrollt haben. Der herrschende Mann weiß eben, „wie der Hase läuft," und so geht er kaltblütig, über gefährliche Stellen fort, bei welchen ein anderes Kabinett > längst Schiffbruch erlitten hätte. Und im republikanischeift französischen Bürgertum erhebt sich keine ernsthafte Stimme: gegen dies „forsche Regiment", das ja schließlich nicht ohne, weittragende Wirkung bleiben kann. Es beweist abermals, daß auch in den Republiken am Ende Alles auf eine kraft volle Persönlichkeit ankommt. langsam leerte sich der Saal. Seit den Zolltarifdebatten hat der Reichstag derartige Kundgebungen und dramatisch bewegte Sitzungen nicht erlebt. Am heutigen Montag wird der Rest des Gesetzes erledigt. Die wichtigste Entscheidung war die über den ß 7. Mit dessen Annahme ist das Schick sal des Vereinsgcsetzes klar, wenn auch heute gegen den ß 10s, der die Ausschließung der Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahre regelt, von Neuem Sturm gelaufen wird. Die Blockmehrheit wird sicher aushalten, wie bisher. Die Dauer reden von sozialdemokratischer und polnischer Selle haben sie auch am Sonnabend nicht aus der Ruhe gebracht. Mit Recht heben Blätter der Blockparteien hervor, daß keine Durchpeitschung stattgefunden hat, mag dies auch behauptet werden. Man hat den Gegnern reichlich Gelegenheit zur Aussprache gegeben und erst, nachdem wirklich nichts mehr zu sagen war, einen Schlußantrag angenommen. Selten hatte der deutsche Reichstag einen so starken Besuch wie am Sonnabend. Von 396 Abgeordneten, ein Mandat ruht zur Zeit, waren 382 zur Stelle! Zu beachten ist noch, daß die Annahme des Sprachenparagraphen mit absoluter Mehrheit erfolgt ist. Von den Freisinnigen Haden nur die Abg. Pott hoff, Dohrn, Neumann-Hofer und Hausmann gegen den § 7 gestimmt. Herzog Borwin zu Mecklenburg, der seit 1905 bei dem Husarenregiment „Zieten" in Rathenow als Leutnant Dienste tat, ist schuldenhalber aus dieser Stellung und ebenso aus dem Verhältnis L Is suite des 2. mecklen burgischen Dragonerregiments Nr. 18, in dem er seit 1902 stand, ausgeschieden. Herzog Borwin, der sich vor einigen Jahren eine Beinverletzung zuzog, ist der einzige überlebende Sohn des Herzogs Paul Friedrich, eines Onkels des jetzigen Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin. Wie der Uebertritt des Herzogs Paul Friedrich zur katholischen Kirche nach der Vermählung mit der katholischen Prinzessin Marie zu Windisch- Grätz, erregte die vor zwei Jahren auf eigenen Antrag er folgte Entmündigung des Herzogs Aufsehen. Ueber die Reform der unglücklichen Fahrkartensteuer erfährt das „B. T.", daß die zwischen dein Reichsschatzamt sowie dem preußischen Finanz- und Eisenbahnministerium seit dem Herbst vorigen Jahres gepflogenen Verhandlungen zu einem Ergebnis noch nicht geführt haben. Als feststehend kann jedoch angesehen werden, daß die Fahrkartensteuer für die 1. und 2. Wagenklasse ermäßigt, für die dritte unverändert gelassen und für die vierte nicht eingeführt werden wird. Die endgültige Unigestaltung oder gar Beseitigung der Fahr kartensteuer soll von dem Erfolge der Reichsfinanzreform ab hängig gemacht werden. Der Gedanke, die Bestimmung über die Steuerer mäßigung bei Kinderreichtum dahin abzuändern, daß bei einer bestimmten Anzahl dem Haushalte zur Last fallen den Kinder auf jeden Fall und unabhängig von dem Abzüge von 50 Mark eine Ermäßigung um eine Stufe, bei größerer Kinderzahl eine solche um zwei Stufen eintritt, ist gewiß zu begrüßen. Gleichzeitig müßte aber, wie die „Tägl. Rundsch." hervorhebt, der Staat dafür Sorge tragen, sich für den ent stehenden Ausfall schadlos zu halten, indem er die Jung gesellen schärfer besteuert. Es ist ein schon oft beklagter Nonsens, den Junggesellen, der sein Einkommen allein ver zehrt, nur in der gleichen Art zu belasten, wie den Familien vater oder denjenigen, der Angehörige unterstützt. Die Herabsetzung um ein oder zwei Steuerstufen bewirkt längst nicht einen gerechten Ausgleich. Dieser würde vielmehr erst dann eintreten, wenn der Junggeselle den doppelten oder mehrfachen Betrag der Einkommensteuer zu zahlen hätte, mit welcher Maßnahme man an der beabsichtigten allgemeinen Er höhung dieser Steuer vielleicht überhaupt vorbeikommen könnte. Droht doch eine Massenaussperrung im Baugewerbe? Nachdem bereits der Friede als gesichert galt, meldet der „Vorwärts" jetzt: Der Vierstädtebund Hamburg, Altona, Wandsbeck und Harburg und die Vereinigung der am Bau gewerbe beteiligten Innungen, Vereine und Betriebe haben Witlerungsbericht, ausgenommen am 6. April, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 758 MIN reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -4 8,z" O. (Morgens 8 Uhr -ft 5» 6. Tiefste Nachttemperatur 4- 2,5« 6.) Feuchtigkeits gehalt der Luft nach Lambrechts Polymetcr 85°/°. Taupunkt 6* O. Windrichtung: Ost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 5^ mm Daher Witterungsaussichten für den 7. April: Trübe, bei lebhaftem Winde aufhciternd. werden können. Es herrschte unter den Parteien eine ganz ungewöhnlich starke Erregung. Trotz des Sonnabends war das Haus, wie am Tage zuvor, wieder beinahe bis auf den letzten Platz gefüllt. Man wußte, daß die Entscheidung am seidenen Faden hing und jede einzelne Stimme daher von großer Bedeutung war. Die Zwischenrufe, der Beifallssturm und das Zischen, alle diese Kundgebungen, die während und nach den verschiedenen Reden minutenlang anhielten, waren etwas ganz Ungewohntes in dem deutschen Reichstagssaal. Der erbitterte Kampf aber, in dem Polen und Sozialdemo kraten zuletzt auch das Mittel der Obstruktion anwandten, hatte doch auch etwas Gutes. Die verschiedenen Parteien des Blocks, die in diesem Kampfe ehrlich Schulter an Schulter fochten, wurden durch die gemeinsame Feuertaufe enger mit einander verbunden, als es bisher der Fall war. An der Geschlossenheit der Mehrheitsparteien zerschellten denn auch alle Angriffe des Gegenblvcks, und die Vereinsvorlage mit dem Sprachenparagraphen werden doch Gesetz. Die Annahme des Sprachenparagraphen des Vereins gesetzes durch den Reichstag ist am Sonnabend Abend um .8'/. Uhr nach mehr als neunstündiger Sitzung mit 200 gegen 179 Stimmen bei 3 Enthaltungen erfolgt. Als das Ergebnis verkündet wurde, erhob sich ein ohrenbetäubender Lärm. Das Zentrum und die Sozialdemokraten zischten, die Polen riefen Pfui!, allen voran der Abg. Korfanty, der sich Es gibt keinen Staat in ganz Europa, in dem zur Zeit ein so forsches Regiment herrschte, wie in der freien, gleichen und brüderlichen Republik Frankreich. Da müssen nicht allein die Minister, sondern auch die Parteien einschwenken, wie die Unteroffiziere, und wehe dem Ministerial-Beamten, der es wagt, einem Oppositionsmanne, der zufällig ein guter alter Bekannter von ihm ist, die Hand zu drücken. Herr Georg Clemenceau, der Ministerpräsident, macht Alles und kann Alles, und wenn es nicht verfassungswidrig wäre, brauchte er eigentlich gar keine Kollegen in der Regierung zu haben; denn Jeder weiß, auf die Gedanken des Premierministers kommt cs an, nicht auf die Weisheit der übrigen Staats männer, die im Kabinett sitzen. Ler kleine ' " und unscheinbare einstige Zeitungsschreiber, der Clemenceau in seinen jungen Jahren war, weiß seinen Landsleuten zu imponieren und an Energie ist er jedenfalls allen Volksvertretern erklecklich werden wird, sollen am 4. Juni erfolgen. Die Abgeord- netenwahlen, die sonst stets eine Woche nach den Urwahleü ' stattfanden, werden diesmal erst nach etwa 12 Tagen, etwa ! am 16. Juni, vorgenommen werden, da die bei den dies maligen Wahlen in Kraft tretenden neuen Wahlvorschriften im vorige Sommer vielfach erwartete, als der deutsche eine Verlängerung der Zwischenzeit nötig machen. Reichskanzler Fürst Bülow mit dem französischen Botschafter! Die Reichstagsdebatte über das Vercinsgesetz führte Cambon mehrtägige Konferenzen in Norderney hatte, als; am Sonnabend zu Szenen, wie sie in dem Hause der deut- deren Ergebnis ein völliges Einvernehmen in allen über- scheu Volksvertretung nur selten erlebt worden sind und nur Haupt für die beiden Staaten in Betracht kommenden Fragen konstatiert wurde. Nun, wie gesagt, so berauschend ist der deutsch-französische Freundschafts-Blütenduft gerade nicht, aber es ist zur alten Verständigung mancher neue Punkt hinzu gekommen. Sehr weislich, und da zeigt sich des Mannes Charakter, hat sich allerdings Ministerpräsident Clemcncau gehütet, in diesem deutsch-französischen Konzert eine Rolle zu übernehmen. Mit Vertretern anderer Staaten hat er über alle möglichen Dinge sich unterhalten, bei Deutschland schiebt er dieses Amt von ihm bezeichneten Personen zu. Er kennt eben den Chauvinismus der Franzosen, der auch den fried lichsten Menschen jenseits der Vogesen einmal packen kann, und er will nicht seine Zukunft, wie einst der Premier minister Jules Ferry, dadurch verscherzen, daß man ihm den Beinamen eines „Deutschfreundes" gibt. Mag er auch nie stimmen, er verdirbt die Laufbahn! Das heutige Regiment in Paris zeigt uns, daß wir Deut schen wirklich nicht nötig haben, uns über republikanische Freiheiten etwas vorschwärwett zu lassen; wer die Energie besitzt, dort seinen Willen zum Ausdruck zu bringen, kann das als Chef einer parlamentarischen Regierung recht un geniert, und die Kritik ist zu seinem Auftreten recht zahm. Die Franzosen haben in den ersten fünfundzwanzig Jahren des Bestehens ihrer heutigen Republik eine Unmasse von Ministerien gehabt, alle paar Monate kam ein anderes an's Ruder. Nachher ging cs langsamer und seit 1900 sehr all mählich. Man sicht, auch sehr hitzige Ratmcn und Nationen