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betr- Verbot der Sonntagsjagd ließ die Kammer auf sich beruhen. Nächste Sitzung Mittwoch. —. 1- Kammer bewilligte am Dienstag ein ¬ stimmig die für den Umbau der Dresdner Bahnhöfe ge forderte vierte Rate von 14 Millionen Mark und beschloß, die hieraus bezügliche Eingabe der Gemeinderäthe der Lößnitzortschaften der Regierung zur Kenntmßnahme zu überweisen. Herr Geh. Commerzienrath Gruner bat hierbei um baldige Berücksichtigung der Stadt Leipzig betreffs ihrer Bahnhossverhältnisie. Herr Staatsminister v. Watzdorf erklärte, daß die Regierung die Nothwendig leit einer Umgestaltung der Leipziger Bahnhöfe aner kenne und gegenwärtig bereits zwei Projecre bearbeiten laste. Für Umbau und Erweiterung des Bahnhofes Hohenstein-Ernstthal wurden als zweite und letzte Rate 1,100,000 Nik., für Erweiterung des Bahnhofes Arns darf 280,000 Mk., für Verlegung der Bahnlinie Zwi ckau-Schwarzenberg zwischen Stein-Hartenstein und Aue 661,000 Nik. bewilligt. Die Petitionen der Orte Rade berg und Arnsdorf erklärte man durch die gefaßten Be schlüsse für erledigt und ließ die Petition der Gemeinde Kleinwolmsdorf zur Zeit auf sich beruhen. Hierauf be willigte die Kammer die für Vermehrung der Personen- und Güterwagen geforderten 3,580,100 Mk., erklärte die Petition der Handels- und Gewerbekammer Chem nitz betreffs der Vermehrung der Güterwagen hierdurch für erledigt und ließ eie Petition des Gustav Fritzsch in Weißbach, Nechtsverweigerung betr., auf sich beruhen. Nächste Sitzung Mittwoch. Die Finanzdeputation 8 der 2. Kammer hat Be richt erstattet über das Königl. Decret Nr. 17. Das Decret betrifft folgende Eisenbahnbauten: 1) Areal- Erwerb für ein 3. und 4. Gleis der Strecke Dresden- Niedersedlitz und Hochlegung zweier Gleise der Theilstrecke Dresden-Reick; 2) Bau der Linie Johanngeorgenstadt- Landesgrenze und Antheil am Bahnhofsumbau daselbst; 3) Bau der Linie Beucha-Brandis-Altenhain; 4) Bau der Linie Zwönitz Grünhain Elterlein-Scheibenberg (letz tere beiden uormmspurtg); 5) Bau der Linie Klingen- berg-Frauenstem; 6) Bau der Linie Wilsdruff-Zollhaus- Nossin- 7) Bau der Linie Königsbrück-Schwepnitz (die letzteren drei schmalspurig, in Summa 94,s».r Km. und 11,042,000 M. Zugleich theilt die Kömgl. Staats- reglerung mit, daß für die nächge Finanzperiode generelle Projecle für den Bau der Linien: Reuhenau-Hnschselde, Elstra Bischofswerda, Kierchsch-Groitzsch-Pegau, Ehren friedersdorf-Tannenberg, Altenburg-Langenleuba und Froh burg Kohren in Aussicht genommen seien. Die Länge dieser Linien würde nach vorläufiger Schätzung der De putation ungefähr 72 Km. betragen. Die Deputation beantragt, die geforderten Summen zu bewilligen, und bemerkt des Weiteren: „Wenn die Deputation auch in Anbetracht der gegen die letzten Jahre etwas reichlicher bemessenen Vorschläge der Staatsregieiung anerkennen muß, daß dieselbe bemüht gewesen ist, den Wünschen des Landes betreffs Bahnverbindungen nach Möglichkeit ge recht zu werden, so erscheint ihr doch für die Zukunft in Rücksicht auf die große volkswirthschastliche Bedeutung der Eisenbahnen und der so zahlreichen m dieser Be ziehung noch laut werdenden Wünsche ein etwas be schleunigtes Vorgehen in dieser Richtung angezeiat " — Am 4. März vollendet der commandirenve Genera! des XU- (sächsischen) Armeecorps Prinz Georg von Sachsen, König!. Hoh., das fünfzigste Jahr seiner mili tärischen Thäl,gleit. Der Prinz diente abwechselnd bei der Infanterie, bei der Artillerie und bei den Garde reitern. Nach der Schlacht bei St. Privat übernahm er, nachdem der damalige Kronprinz von Sachsen das Com- mando über die Maasurmee erhalten hatte, das Com Ipando des Xli. Corps. In ganz Sachsen werden Militär- und Kriegeroereine das Jubiläum des Prinzen festlich begehen. Aber auch die preußische Armee wird Ach auf Befehl Sr. Maj. des Kaisers an der Feier be theiligen, indem die commandirenden Generale des der zweiten Armeeinspection, deren Generalinspecteur Prinz Georg ist, unterstehenden fünften und sechsten Ärmeecorps und eine Deputation von 4 Osficieren und einem Feld webel des 16. preußischen Ulanenregiments, besten Chef der Prinz ist, sich nach Dresden begeben werden. — Für Seminare soll in Sachsen viel geschehen. In den außerordentlichen Staathaushalt für 1896 und 1897 sind für Neu-, Um- und Erweiterungsbauten von fünf Seminarien, allerseits einschließlich ver inneren Ausstattung, mehr als 2'2 Millionen Mark eingestellt, und zwar sind gerechnet: auf den Neubau des Seminars in Ännaberg 850,000 Mk., auf den Neubau des Seminars in Plauen ,i. V. 815,000 Mk., auf den Erweiterungsbau beim Seminar Grimma 120,000 Mk., auf den Um- und Er weiterungsbau beim Lehrerinnenseminar Callnbecg 290,000 Mk., auf den Neubau eines Lehrerinnenseminars in Dresden, einschließlich der Kosten des Bauplatzes 500,000 Mk. Die separirte evangelisch-lutherische Kirche in Sachsen hat gegenwärtig in 14 Orten eigene Kirchgemeinden, zu denen 156 Ortschaften, 29 Predigtplätze und 2959 Parochianen gehören. Zur Gemeinde Crimmitschau ge hören 9 Ortschaften, 1 Predigtplatz und 115 Parochianen. — Zu wohlthätigen Zwecken sind im letzten Viertel des Jahres 1895 in Sachsen, wie das „Sächs. Kirchen- und Schulblatt" auf Grund sorgfältiger Aufzeichnungen berechnet, 381,000 Mark gestiftet worden. Aus der an sehnlichen Zahl der einzelnen Stiftungen sind folgende die bedeutendsten: 100,000 Mk. von der Firma Tetzner L Sohn in Burgstädt (Commerzienrath Kreßner in Schweizerthal) für Arbeiter und Beamte des Geschäfts; 100,000 Mk. Stiftung der Wittwe Sünderhauf in Groß- zöbern für Schüler der königl. Baugewerkenschulen zu Plauen oder Dresden, sowie der Bauabtheilung der königl. Akademie der bildenden Künste zu Dresden zum Gedächt- niß ihres zu Dresden verstorbenen Sohnes, des Bau meisters Fr. Sünderhauf; 25,000 Mk. von Commerzien rath Dietel in Wilkau zur Errichtung eines Volksbades auf einer von ihm zu diesem Zwecke für 6000 Mk. er kauften Wiese; 20,000 Mk. Stiftung der Postmeisters- Wittwe Clauß in Leisnig, größentheils für mildthätige Zwecke; 20,000 Mk. Stiftung der Erben des Fabrik besitzers Bößneck in Glauchau zu Armenzwecken, u. s. w. In der Zeit vom September 1894 bis dahin 1895 waren 1,980,900 Mk., mithin in 1'/« Jahren 2,372,700 Mk. gestiftet worden. — Die Betriebseinnahmen der Sächs. Staatseisen bahnen haben im ersten Monat des laufenden Jahres ein sehr günstiges Ergebniß sowohl im Personen- wie im Güterverkehr geliefert. Nach vorläufiger Ausstellung wurden vereinnahmt: 1,875,023 Mk. im Personenver kehr, 165,768 Mk. mehr als im gleichen Monat des Vorjahres, 5,163,032 Mk. im Güterverkehr, 542,652 Mk. mehr, 467,848 Mk. aus sonstigen Quellen, 33,226 Mk. mehr, 7,505,903 Mk. im Ganzen, 741,646 Mk. mehr — 189 Mk. im Durchschnitt auf jedes Kilometer Bahnlänge mehr. — Das Amtsgericht Dresden sucht die unbekannten Erben der am 18. December 1893 dort verstorbenen Wittwe Honorata Schonert, geb. Szczepkowska, die eine Million Mark hinterlassen hat. Frau Schonert war die Tochter eines 1848 in Posen verstorbenen Seminarober lehrers; ihre Mutter, geb. Marchwiska, später wieder verehelichte Szeffer, ist angeblich 1856 oder 57 in Gnesen gestorben. — Der Landesverraths-Proceß gegen Schoren und Gen. nimmt am nächsten Montag vor dem Reichsgericht in Leipzig seinen Anfang. Angeklagt des Verbrechens nach ZZ 1, 3 des Reichszesetzes vom 3. Juli 1893 gegen den Verrath militärischer Geheimnisse rc. sind: 1. der Ingenieur Paul Schoren aus Paris (Vertheidiger: Rechtsanwalt lir. Zehme), 2. der Lieutenant a. D. und Ingenieur Ludwig Pfeiffer aus Berlin (Vertheidiger: Rechtsanwalt Sello aus Berlin), 3 der Kaufmann Rmgbauer yaus Magdeburg (Vertheidiger: Justizrath Boyens). Wie aus bester Quelle verlautet, wird vor aussichtlich die Oeffentlichkert für die ganze Dauer des Protestes ausgeschlossen werden. — Eine in Meerane aus Mitgliedern des Raths und des Stadtoerordneten-Collegiums zusammengesetzte Commission hatte vorgeschlagen, der Gasanstalts-Actien- gesellschaft 190 Procent Kaufspreis zu bieten, und der Rath hat diesen Vorschlag zum Beschluß erhoben. Das Collegium lehnte jedoch in seiner letzten Sitzung das Project einstimmig ab, weil es der Ansicht ist, daß die Gasanstalt nach Inbetriebsetzung der elektrischen Anlage wohl noch billiger zu haben sein wird. Jetzt.sei — fo meinte ein Stadtverordneter — die Gasanstalt überhaupt nicht zu kaufen, denn den Actionären seien selbst 190 Proc. zu wenig. — Die 12jährige Tochter einer Arbeiterfamilie in Werda» hatte am Sonnabend einen Geldbetrag von 1,20 Mk., der ihr zu Einkäufen übergeben worden war, unterwegs verloren. Aus Furcht vor Strafe verließ das Kind später die elterliche Wohnung, um den Tod im Wasser zu suchen. Am Sonntag wurde die Leiche nach längerem Suchen im Mühlgraben gefunden. — Der Bahnhofswirth in Oschatz, welcher nach einer kürzlich durch die Blätter gegangenen Nachricht beim Zusammenbruch der Berliner Rheinisch-Westfälischen Bank sein ganzes Vermögen verloren haben sollte, schreibt mit Bezug charauf, daß er leider bei jener Bank bethei- ligt sei, aber nur eme Anzahl Actien, sowie einen kleinen Betrag verloren habe. — Der Sächsische Bäcker-Verband „Saxonia", der größte Unterverband des deutschen Bäckerverbandes „Germania", hält, wie am 6. Februar in Leipzig vom geschäftsführen den Vorstand definitiv beschlossen worden ist, seinen Ler bandstag am 2. und 3. Juni in Grptzeuhatk ab. Mit demselben soll eine Ausstellung von Hllssmaschinen und Utensilien des Bäckereigewerbes verbunden sein. — Der gegenwärtig 75 Jahre alten Weberswittwe Auguste Wilhelmine Hofmann in Otlsttitz t. B., die sich seit Jahren als Aufwärterin kümmerlich, aber redlich ernährt hat, ist an ihrem Lebensabende dadurch eine große Freude bereitet worden, daß ihr Alters- und In validenrente ausgewirkt worden ist. Frau Hofmann er hält nunmehr nicht nur eine monatliche Rente von 8 Mk. 90 Pf-, es wurde ihr auch eine Summe von 376 Mk. 67 Pf. nachträglich mit einem Male ausgezahli. — Der Rückgang in den Metallpreisen macht sich nirgends mehr fühlbar als in den kleineren erzgebirgischen Erzrevieren. So betrüg das gesammte Ausbringen in dem vereinigten Johanngeorgenstädter Bergreviere im Jahre 1895 nur noch 37,557 Mk., darunter 19,422 Mk. für Kobalt-Mulm, 10,643 Mk. für 1398 Kilo gramm Wismutmetall, 5884 Mk. für 1760 Centner Wismuterz. Die anfahrende Mannschaft ist im stetigen Rückgänge begriffen und beträgt nur noch 89 Steiger und Bergarbeiter. — Die Rentier Louis Schlutter'schen Eheleute in Gera haben zum Landkrankenhause noch 50,000 Mk. geschenkt, sodaß sie insgesammt 200,000 Mk. gestiftet haben. Sollte noch mehr gebraucht werden, dann sind die Stifter zu weiteren Opfern bereit. — In Zeitz sind Schuljungen dabei ertappt worden, als sie Falschmünzerei betrieben; sie hatten erst Blei soldaten gegossen und kamen dadurch auf den Gedanken, auch Münzen zu gießen. Bei einem Kaufmann hatten sie dreizehn falsche 10 Pfg.-Stücke angebracht. Bermischtcs. Allerlei. Aus der Provinz Oran in Algerien wird die Ankunft bedeutender Heuschreckenschwärme ge meldet, die großen Schaden anrichteten. Die Unter- präsecten von Mostagenem und Orleansville bereiten eine große Treibjagd auf Panther vor, die sich seit zwei Jahren in den Wäldern von Oulad-Boufrid und Aounes in großer Zahl gezeigt haben. Bon auswärts kommende Liebhaber aufregender Jagden werden willkommen ge heißen; sie werden auch Eber zu Hunderten antreffen. — Niedergebrannt ist die große Holzschleifern Enge in Petersdorf (Schlesien). Zwei Feuermänner wurden verletzt. — Zur Kaiserkrönung wird aus Petersburg berichtet: Dem Vernehmen nach werden der Kaiser und die Kaiserin am 19. Mar von hier zu den Krönungs feierlichkeiten abreisen. Die Ankunft in Moskau im Petrowskischloß erfolge Tags darauf, der Einzug von dort in den Kreml am 22., die Krönung selbst am 26. Mai. Die Festlichkeiten werden bis zum 8. Juni dauerp. — Humperdinck's reizendes Märchenfpiel „Hänsel und Gretel" erlebte im kgl. Opernhause zu Berlin bereits seine 100., vom Componisten selbst dirigirte Aufführung. Sie trug den Character eines Gesellschaftsabends, den auch der Kaiser und zahlreiche Mitglieder der Hofgesell schaft besuchten. Der Monarch befahl nach dem Schluß der Oper den Componisten in seine Loge und zeichnete ihn durch Verleihung des Kronenordens vierter Klaffe und huldvolle Worte der Anerkennung aus. — Ueber »r. Friedmann wird aus Bordeaux unter dem 25. Februar weiter gemeldet: Gestern wurde Friedmann ungesestelt dem Staatsanwalt vorgeführt und in Gegen wart mehrerer Gerichtsbeamten einem langen Verhör unterworfen. Friedmann protestirte energisch gegen die wider ihn erhobenen Anschuldigungen und erklärte, er werde die Erfüllung aller für seine Auslieferung erforder lichen Förmlichkeiten verlangen. Er wünschte ferner den Vorsteher der Advokatenschaft zu befragen, was ihm be willigt wurde. Seine Begleiterin, Anna Mertens, hat das Hotel de France nicht verliffen, besten Thor be wacht wird. — Drei Milliarden Mark hat der Betrag der Gesammtausprägungen an Reicysgolvmünzen — abzüglich der wiedereingezogenen Stücks — am Schluffe des Monats Januar überschritten. Vor nahezu 9 Jahren hatten die Gesammtausprägungen an Goldmünzen den Betrag von 2 Milliarden erreicht. — Ein Heilserum gegen das typhöse Fieber entdeckte nach dem Figaro Or. Chantemez, der Chef des Instituts Pasteur in Paris. — Aus Furcht vor einer Operation hat in Berlin der Rentier E. Fritze Selbstmord verübt. — Wegen Sitt- lichkeitsverdrechens an seinen Schülerinnen wurde der Lehrer Jochert in Havetofloit bei Schleswig zu 3 Jahren Zuchthaus verurtheilt. — Wegen Beisestefchaffung von Urkunden in sechs, Unterschlagung amtlicher Gelder in zwei Fällen verurtheilte das Schwurgericht Meseritz den Bürgermeister Gruschke aus Brätz unter Wegfall der bereits gegen ihn von der Strafkammer erkannten dreijährigen Gefängnißstrase zu vier Jahren Zuchthaus und 300 Mk. Geldstrafe. — Starke Schneestürme haben im mittleren Rußland große Verkehrsstörungen verursacht. Im Gouvernement Kutais haben Unwetter zahlreiche Häuser zerstört, auch Menschenverluste herbei geführt. Ueberschwemmungen drohen. — Abnorme Hitze herrscht in ganz Ausstralien, besonders aber in Neu- Jüdwales; es verzeichnete das Thermometer beispiels weise am 13. d. M. in Sydney die seit dem Bestehen der Colonie überhaupt noch niemals constatirte Hitze von 108,5 Gr. Fahrenheit (42'/r Gr. Celsius) nn Schatten. Diese hohe Temperatur hat zahlreiche Opfer gesordert; allein in Sydney sind an dem genannten Tage nicht weniger als fünf Personen infolge von Sonnenstich ge storben. — Ein eigenartiges Experiment wurde im Royal Aquarium zu Westminster erfolgreich zu Ende geführt, indem ein Mann, der sich vor 30 Tagen in den Schlaf hatte hypnotisiren lassen, in Gegenwart einer ungeheuren Menschenmenge wieder erweckt wurde. Der Mann hatte mehrere Pfund an Gewicht verloren, und der Bart war ihm gewachsen. Im klebrigen ließ sein Befinden nichts zu wünschen übrig, als er erwachte, bemerkte er, er habe während seiner langen Siesta nicht geträumt, fühlte sich aber entsetzlich hungrig. — Die Brandstiftungen im Berliner Stadttheil Moabit und in anderen an der Peripherie gelegenen Quartieren, sowie in den Vororten