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Verkehrs berührt wird, die erforderliche Sicherung zu verschaffen. Aus diesem Bestreben und aus den zu sei ner Verwirklichung bestimmten Gesetzesvorschlägen wird der Kaufmannsstand eine Verletzung seines Ehrgefühls nicht wohl herlcitcn können. Ueber den Kolonialetat hat die Budgetcommission des Reichstags ihren Bericht fertiggestellt. Danach sind vom Reichszuschuß zur Bestreitung von Verwaltungsaus gaben in Südwestafrika 250,000, in Ostafrika 153,280 Mk. abgesetzt worden. Die deutsche Kolonialgesellschaft wird demnächst in Berlin ein deutsches Kolonialhaus errichten, in welchem allerlei Waaren aus unseren überseeischen Schutz gebieten zum Verkauf gelangen sollen. Die neue Eisenbahnvorlage, welche dem preußischen Landtage in einigen Wochen zugehen soll, wird 60 — 70 Millionen Mark zum Ausbau des Staatsbahnnetzes for dern. Außerdem wird noch ein Credit für die Errichtung von Korn hä ufern ausgeworfen. AranrrerÄr. Es steht jetzt fest, daß Präsident Faure Anfang März nach Nizza kommen und dem an der Riviera be findlichen österreichischen Kaiserpaare seine Aufwartung machen wird. Die Begegnung wird aber nur ein kurzer Höflichkeitsact sein. Das Kriegsministerium errichtet drei neue Batterieen Fußartillerie. Die politischen Wolken haben sich augenblicklich fast ganz wieder verzogen, und die radikalen Minister sprechen von großartigen Reformen, die sie vorbereiten. Man merkt blos noch wenig davon. Die radikalen Herren befinden sich augenscheinlich als Minister so mollig, daß sie alle heiklen Abstimmungen, die zu ihrem Sturze führen könnten, sorgsam zu vermeiden suchen. England. In London nimmt nun die Untersuchung gegen Or. Jameson ihren Anfang. Die Briten machen davon ein gewaltiges Getöse, und es finden sich eine Menge Leute, die finanzielle Bürgschaft für Jameson leisten wollen, um seine Freilassung zu erreichen. Man feiert den Mann nne einen Nationalhelden, freilich haben ja die Engländer alle einen großen oder kleinen Spleen. Türkei. Londoner Zeitungen berichten die Entdeckung eines Mordattentates auf den Sultan. An und für sich wäre die Nachricht nicht unglaubwürdig, aber daß die Briten in orientalischen Dingen gar zu gern flunkern, ist nachgerade denn doch bekannt.: Afrika. Die britische Südafrikagesellschaft versucht eine plumpe Rechtfertigung ihres räuberischen Vorgehens gegen die Traansvaal - Republik. Sie will nämlich deutschen Umtrieben haben zuvorkommen wollen, die auf nichts Geringeres hingezielt haben sollen, als Deutschland die Oberhoheit über ganz Südafrika zu verschaffen. Umd solchen Blödsinn wagt man noch auszusprechen. Präsident Krüger hat den Besuch von London zum Zweck weiterer Verhandlungen endgiltig abgelehnt. Es ist auch besser so. In Afrika hat es zwischen Engländern und Arabern Feuilleton. Eine gute Partie. Roman aus dem Börsenleben von H. Abt. (Fortsetzung.) „Soll ich nicht ein Glas Wein bringen? Gnädige Frau sehen angegriffen aus." Asta schüttelte den Kopf, dann blickte sie die Zofe an, die sehr niedergeschlagen aussah. „Haben Sie denn wirklich Anhänglichkeit für mich, Klara? Ich glaube, ich bin Ihnen gar keine so gute Herrm gewesen." gnädige Frau sind immer gütig gewesen," sagte das Mädchen leise. Asta blickte sie gerührt an. „Ich glaube gar, Kind, Sie haben eine Thräne im Auge. Warum denn?" „O nein, nichts," stammelte Klara. „Ich meine nur, wenn gnädige Frau — gnädige Frau dürfen sich auf mich verlassen." Asta öffnete die Kassette, die ihren Schmuck barg und griff aufs Gerathewohl eines der kostbaren Stücke, es war ein Armband, heraus, das sie dem Mädchen reichte. „Ich danke Ihnen, Klara — und .nun gute Nacht. — Ober," besann sie sich, „Sie können in einer halben Stunde noch einmal kommen, ich möchte gern heute noch einen Brief besorgt haben. Inzwischen legen Sie mir frische Nachtwäsche auf mein Bett." Die Zofe entfernte sich und Asta setzte sich zum Schrei ben nieder. — Sie hatte den Brief bereits couvertirt, als das Mädchen nach einer halben Stunde wiederkam. „Ich komme selbst mit Ihnen, Klara," sagte Asta, dem Mädchen voran aus der Thür und die Treppe hinab schreitend. Sie gingen nach der nächsten Straßenecke, wo Asta den Brief selber in den Kasten warf. Dann gingen sie wieder zurück. Vor der Hausthür zögerte Asta und blickte zum sternenflimmernden Himmel auf. „Wie viele Sterne doch leuchten," sagte sie leis. Dann schritt sie in das Haus hinein. Vor der Thür sowohl in der Gegend von Schire, wie am oberen Nyassa harte Kämpfe gesetzt. Einer der Sklaven händler, Zarafi, der sich auf dem Berge Mangoche breit gemacht, ist vertrieben, der berüchtigte Häuptling Mlozi ge fangengenommen und hingerichtet worden. Bei denKämpfen verloren die Araber über 200 Mann; an 570 Sklaven wurden befreit. Es liegt auf der Hand, daß die Eng länder mit der Zeit am Nyassa die sklavenhandelnden Häuptlinge und Araber vernichten werden. Da im Norden des Nyassa der deutsche Einfluß sich ebenfalls immer mehr ausbreitet, darf man wohl hoffen, daß dem Sklavenhandel hier bald ein Ende gemacht sein wird. Mmerika. Im New-Dorker Hafen verhafteten Zollbeamte 60 cubanische Freibeuter an Bord des britischen Dam pfers „Bermude". Das Schiff ist beschlagnahmt, Waffen, Munition und mehrere Säcke Gold sind an Land ge bracht. Engländer müssen auch bei allen faulen Ge schichten die Hände mit im Spiel haben. Die New-Iorker Polizei soll angeblich eine Verschwö rung entdeckt haben, das Schatzamtsgebäude, wo ge genwärtig 73 Millionen Dollars Gold lagern, mittels Dynamit in die Luft zu sprengen. Na, na! Aus dem Muloenthale» " Waldenburg, 26. Februar. Für die Beurtheilung des Ausfalls der Landtagsersatzwahl in unserem 14. städtischen Landtagswahlkreise sind noch folgende Zahlen zu berücksichtigen: Bei der Hauptwahl im Jahre 1893 war der Wahlkreis mit nur 100 Stimmen behauptet worden. Es erhielt nämlich Stadtrath Seydler 1873 Stimmen, der Socialdemokrat 1773 Stimmen. Die Conservativen haben daher in der jetzigen Ergänzungswahl einen Zuwachs von 331 Stimmen, die Socialdemokraten einen Zuwachs von 748 Stimmen erhalten. Die Ge- sammtzahl der abgegebenen Stimmen betrug 4725. Da die Gesammtzahl der Wahlberechtigten 6477 beträgt, haben 1752 Stimmberechtigte von ihrem Wahlrecht kei nen Gebrauch gemacht. * — Wie bereits erwähnt, bringt uns der 28. Februar eine theilweise Mondfinsterniß. Die Bedingungen der Sichtbarkeit sind sehr günstig. Die Finsterniß beginnt abends 7 Uhr 16 Min. nach mitteleuropäischer Zeit. Der Mond ist bereits um 5 Uhr 42 Minuten aufge gangen und steht am Osthimmel im Sternbilde des Löwen. Um 8 Uhr 46 Minuten — die Mitte der Finsterniß — ist der Mond bis auf '/g seines Durchmessers vom Erdschatten bedeckt und nur ein sehr schmaler Theil der unteren Hälfte der Mondscheibe ist noch beleuchtet. Der Mond ist Tags darauf in Erdnähe, bei einem Abstande von 357,000 Kilometer, während er sich doch bis zu 406,000 Kilometer entfernen kann. Um 10 Uhr 15 Minuten ist der Mond völlig aus dem Erdschatten aus getreten. Die angeführten Zeiten gelten für alle Orte, wo die mitteleuropäische Zeit eingeführt ist, und die einzelnen Phasen dieser interessanten Naturerscheinung können überall auf der Erde verfolgt werden, wo der Mond sichtbar ist. * — Als Sachverständiger zur Ermittelung der nach dem Reichsgesetze vom 23. Juni 1880 für die in Folge ihres Schlafzimmers verabschiedete sie das Mävchen. „Gute Nacht, Klara, ich gehe nun zur Ruhe." Zwanzigstes Kapitel. „Beide Kinder — an einem Tage beide Kinder —" murmelte Alexander Torges, an der Leiche seiner Tochter stehend. Er hatte Asta im ersten, lähmenden Entsetzen über Bruno gestern ganz vergessen, nun hatte ihn in frühester Morgenstunde die Angst hergetrieben. Er hatte sofort seine Tochter zu sehen gewünscht. Die gnädige Frau schlafe, sagte ihm die Jungfer mit scheuem Gesicht. So solle man sie wecken, gebot er und ging selbst mit, an die Thür des Schlafzimmers zu pochen. Aber soviel sie pochten, es kam keine Antwort von Innen und die Thür war verschlossen. Da hatte Torges mit einem Fußtritt die Füllung durchstoßen. Dann hatte er der verstörten Jungfer gewinkt, zurückzubleiben und war leise nach dem Bette hingegangen. Er wußte zum voraus, welcher Anblick da seiner warte, und er war nicht von Entsetzen überwältigt, wie er nun seine Tochter aus dem Lager erblickte, ruhig wie zum Schlafen hingestreckt, ein stiller Ausdruck im Ge sicht, aber völlig bleich, starr, erkaltet. Auch keine Thräne kam ihm in die Augen, nur ein Zittern durchrieselte ihn von Kopf zu Fuß und wieder und immer wieder murmelte er: „Beide Kinder — beide Kinder —" — Sie hatten natürlich sofort zum Arzt geschickt, obschon sie wußten, daß der nicht mehr helfen konnte. Er kam auch nur, um zu bestätigen, daß der Tod schon seit Stunden und augenscheinlich schmerzlos und ohne Kampf eingetreten sei. Eine Morphiumvergiftung. — Sic also, sie hatte den Muth gehabt. — „Sie hat die Schande ihres Mannes nicht überleben wollen, sie war eine zu vornehme Natur!" weinte die Mutter, als man ihr das Schreckliche mitgetheilt. Die Todte hatte sie um keinen Preis sehen wollen. „Ich könnte es nicht ertragen! Mein schönes, stolzes von Seuchen getödteten Thiere zu gewährenden Ent schädigungen ist auf das Jahr 1896 außer den bereits Anfang Januar bekannt gegebenen Herren noch Herr Gutsbesitzer Louis Mehlhorn in Ziegelheim gewählt worden. * — Der 34. öffentliche Bezirkstag des Bezirksver bandes Glauchau findet am Sonnabend, den 7. März, nachmittags 3 Uhr im Verhandlungssaale der kgl. Amts- hauptmannfchaft Glauchau, Königstraße 3, statt. * — Bei Gelegenheit des am vergangenen Sonntag in Steinpleis abgehaltenen Gauturntags des West- Sächsischen Grenzturngaues ist der Beschluß gefaßt wor den, das diesjährige Gauturnfest in Teichwolframsdorf abzuhalten. — In Glauchau packte am 19. d. ein Handarbeiter in einer dortigen Herberge einen Andern, warf ihn hin aus und versetzte ihm eine Ohrfeige, fodaß er bewußtlos zur Erde stürzte. Der Getroffene, welcher im Kranken hause untergebracht war, ist daselbst, wahrscheinlich infolge der erlittenen Verletzungen verstorben. — Der 6jährige Knabe des Mühlenarbeiters Schön feld in Zinnberg bei Penig wagte sich am Montag Nachmittag auf das schwache Eis der Mulde oberhalb des dortigen Wehres und brach ein. Sein älterer, etwa 10 Jahre alter Bruder wollte ihn retten, aber auch dieser brach ein und beide verschwanden unter dem Else. Erst nach '/«stündigem Suchen vermochte man die Leichen zu bergen. — Herr Amtshauptmann Hänichen in Rochlitz wird mit dem 1. April d. I. als Amtshauptmann nach Grimma versetzt. Aus dem Sachsenlunde. — Die 2. Kammer berieth am Dienstag über die Petition des Gemeinderathes zu Potschappel u. Gen., die Erbauung einer elektrischen Straßenbahn durch den Plauen'schen Grund betr. Abg. Horn-Löbtau bedauerte, daß die Regierung diesem Projecte immer wieder Hinder nisse in den Weg lege. Bisher habe sie allerdings in dieser Straßenbahn eine Concurrenz für die Staatskahn erblickt und neuerdings straßenfiskalische Gründe herbei gezogen. Die Gründe seien aber nicht stichhaltig. Eine gepflasterte Straße sei nicht nöthig, auch würden zur Pflasterung unbossirte Steine genügen. An den beiden Niveauübergängen, wo eine Kreuzung mit der Staats bahn stattfinde, brauche keine Uinsteigestation errichtet zu werden, sondern es genüge, daß die Straßenbahn dort so lange warte, bis der Zug vorüber sei. Er bitte da her, die Petition zur Berücksichtigung an die Regierung zu überweisen. Herr Staatsminist.r von Watzdorf bat, den Antrag Horn nicht anzunehmen, da so bedeutende Bedenken dagegen sprächen, daß man darüber nicht so glatt hinweggehcn könne. Der Berichterstatter, Abg. Seim, fügte hinzu, daß auch vieles von den Gemeinden Ange führte nicht stichhaltig sei. Darauf wurde der Antrag Horn mit großer Mehrheit abgelehnt und einstimmig der Deputationsantrag angenommen, die Petition der königl. Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Eine Petition des Jagdschutzvereins für das obere Vogtland, Kind, ich will sie im Gedächtniß behalten, wie sie im Leben war." Die kleine Annie aber hatte sie sich mit dec Kinder frau sofort ins Haus bringen lassen und sie suchte daS Kind, das beständig fragte, ob denn Papa nicht bald, ganz bald komme, und auch Mama, durch Süßigkeiten, die sie ihm zu Massen in den Schoß häufte, zu be schwichtigen. Ihr Mann hatte sie behufs der nothwen digen Anordnungen um Rath fragen, vielleicht auch ein Wort des Trostes, der theilnehmenden Liebe von ihr hören wollen, sein ganzes Sein lechzte darnach in dem Gefühl unendlichster Verarmung, das ihn gefaßt hatte. Frau Jantje hob in entsetzter Abwehr die Hände. „Um Gotteswillen, respectire meinen Schmerz. Mache alles wie Du willst, natürlich auf das Reichste und Vor nehmste — meine schöne, stolze Tochter!" sie brach wie der in Schluchzen aus. „Laß mich, ich kann nichts, gar nichts denken. Laß mich allein mit meinem Schmerz." Er ging mit einem unsäglich bitteren Lächeln. Allein — ja, allein. Doch er fand eine Hilfe in Pepi Körberg. Die hatte sich freilich über Astas Leiche hingestürzt mit einem Schrei, als breche ihr das Herz, aber sie war äußer lich bald wieder gefaßt gewesen und hatte mit Umsicht und Energie die Leitung der Vorkehrungen zum Bcgräbmh getroffen. Zunächst war sie davongefahren und hatte Rosen gekauft, Rosen, die schönsten und in so großer Menge, als diese nur immer zu haben waren. Den duftenden Blüthen- schmuck hatte sie über Asta ausgestceut, daß dieselbe ganz darin gebettet schien und nur das stille Gesicht, das schöner und edler wurde, je mehrderTod die Züge erstarrte, freiblieb. Torges hatte Pepi Körberg in stummem Danke die Hand gedrückt, dann, als sie ihm sagte, daß augenblick lich hier wohl alles besorgt sei, ging er wieder. Mechanisch schlug er den Weg nach seinem Geschäftslokal ein. Das Cvmptorpersonal bewillkommnete ihn nicht wie gewöhn lich mit lautem Gruß; man brachte seinem Kummer eM fast ehrfurchtsvolles Schweigen entgegen. (Fortsetzung folgt.)