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230 L8S» Der Beginn deS Confirmandenunterrichts, sowie Tag und Stunde deS demselben voraus gehenden Eröffnungsgottesdienstes wird später bekannt gemacht werden. Freiberg, den 2. Oktober 1899. Die Königliche Luperintenventur. Hav88»Il»«rtU. D I. Seelsorgerbezirk, Pastor vr Akademiestraße, Annabergerstraße, am Bahnhof, Bahnhofsgebäude, Beuststraße, Branderstraße, Burgstraße Nr. 1 blS 29, ungerade Hausnummern, Chemnitzerstraße Nr. 1 bis 15, ungerade Hausnummern, Feldschlößchenweg, Feldstraße, Forstweg, Gartenstraße Nr. 7 bis 11, Hirtengasse, Hirtenplatz, Johannisgäßchen, Kaushausgasse, Kirchgäßchen, Körnerstraße, obere Langegasse, am Marstall, Neugasse, Nonnengasse, Olbernhauerstraße, Peterstraße, Petriplatz, am Revierhaus, rother Weg, Schießplan, Schloßplatz Nr. 1 und 2, Schönegaffe, Schützengaffe Nr. 1 bis 15, ungerade Hausnummern, Turnerstraße, Waisenhausstraße, Wallstraße. IN Seelsorgerbezirk, Diaeonus 8eI»uIÄt. Bahnhofstraße, Bergstiftsgasse, Berthelsdorferstraße Nr. 2 bis 56, gerade Hausnummern und Hausgrnndstück Brand-Cataster Nr. 51 Ll, Buchstraße, Erbischestraße Nr. 2 bis 24, gerade Haus nummern, Fischerstraße, Humboldtstraße, Humboldtplatz, Korngaffe, untere Langegasse, Mühlgasse, Postplatz, Poststraße Nr. 2 bis 22, gerade Hausnummern, Reitbahngaffe, Rinnengasse, Schiller- straße, Stollnhausgasse, Wernerplatz, Wernerstraße. Auktion. Donnerstag, den S. Oktober 1SSV, Bormittag 10 Uhr kommt in Helbigsdorf eine größere Parzelle anstehende Kartoffeln gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Sammelort: Aehnelts Restauration. Brand, am 1. Oktober 1899. Gerichtsvollzieher. Auktion in Brans. Freitag, den 6. Oktober 18SS, Bormittag ^10 Uhr kommen Cat-Nr. 81 folgende Gegenstände, als: 1 Kommode mit Glasaussatz, 1 Kleiderschrank, 1 Hand-und 1 Leiter wagen, 1 Rollwagen, 1 Halbchaise, 2 Last- und 1 Spazierschlitten, 1 Decimalwaage mit Gewichten, 1 Jauchensaß, 3 Schock Korn, 45 Ztr. Heu, verschiedenes Ackergeräth und 132 Zeilen Kartoffeln gegen Äaarzahlung zur Versteigerung. Brand, am 1. Oktober 1899. Gerichtsvollzieher. Die Sparkaffe zu Lichtenberg verzinst alle Spareinlagen mit 3^/1 vom Hundert und gewährt Darlehne gegen Hypothek, Bürgschaft, oder auch gegen Hinterlegung von Werthpapieren unter günstigen Bedingungen; sie expedilt für Einlagen und Rücknahmen alldienstags von 2—6 Uhr. Die Sparkasten-Berwaltung. Sir«88«1. Zohmdericht der HMUs- end Keandt-Kammn Dmdt« M8 III. Heil. Dem soeben erschienenen HI. (statistischen) Theil des Jahres berichts der Handels- und Gewerbe-Kammer Dresden auf das Jahr 1898 sind nachstehende Daten entnommen: Tas für daS Jahr 1898 eingeschätzte Einkommen im Kammerbezirke ist sowohl insgesammt (von 759 auf 802 Millionen) wie in allen vier Einkommenszweigen im gesummten Kammcrbezirk und in allen 8 Steuerbezirken gestiegen, jedoch war diese Steigerung im Steuerbezirk Dresden von 1896 auf 1897 verhälmißmäßig noch stärker als von 1897 auf 1898, während sie im übrigen Kammerbezirk im letzten Jahre am stärksten war. Von dem Einkommen aus Grundbesitz, das um 3,25 Prozent von 117 auf 121 Millionen stieg, entfiel zum ersten Mal der größere Theil, 61 Millionen Mark, auf den Dresdner Steuerbezirk. Noch sehr viel stärker ist das Ueberwiegen des Dresdner Steuerbezirks bei den übrigen drei Einkommensgruppen. Von dem um 4,52 Prozent auf 120 Mill. Mk. gestiegenen Einkommen aus Renten, Zinsen u. s. w. entfielen nicht weniger als 90 Millionen allein aus den Dresdener Steuerbezirk. Das Einkommen aus Gehalt und Löhnen wuchs um 6,48 Prozent auf 352 Mill. Mk. Hier von kommen allein auf den Dresdener Steuerbezirk 225 Mill. Mk. Im Jahre 1877 betrug dieses Einkommen nur 113,6 Mill. Mk., es hat sich also in den 21 Jahren mehr als verdreifacht, während in derselben Zeit das Einkommen aus Renten u. s. w. sich nur etwas mehr als verdoppelt hat und das Einkommen aus Grund besitz, sowie das aus Handel und Gewerbe nicht viel mehr als um die Hälfte gestiegen sind. Einen weiteren Beleg für die außerordentliche Berbesserung der Lage der Arbeiter giebt die Lohnstatistik der Dresdener Ortskrankenkasse, welche namentlich seit 1895 ein starkes Aussteigen aus den unteren Lohuklassen uach den oberen ausweist. Der 1. Lohnklaffe mit einem Tages verdienste von über 3,75 Mk. gehörten 1893 nur 6,13, 1898 dagegen 20,4 Prozent aller Kassenmitglieder an. Das Ein kommen aus dem selbständigen Betriebe von Handel und Gewerbe stieg um 12,5 Mill. Mk. -- 6,39 Prozent aus 207,6 Mill. Mk., von denen nur auf den Dresdener Steuerbezirk 139 Mill. Mk. ent fallen. Die Steigerung ist zwar etwas schwächer als die im Jahre 1897, übertrifft aber, abgesehen von dieser, immer noch die Zunahme aller früheren Jahre seit Bestehen des neuen Ein kommensteuergesetzes. Erheblich stärker als das Einkommen stiegen allerdings auch die abzugsberechtigten Schuldzinsen, näm lich um 8,68 Prozent, und betrugen mit über 70 Mill. Mk., 8,7 Prozent des Gesammtroheinkommens. Die Zunahme der Schuldzinsen war im Dresdener Bezirke doppelt so stark als die Zunahme des Einkommens, im übrigen Kammerbezirk dagegen erheblich geringer. Das gesammte Steuersoll in Höhe von 11,7 Mill. Mk. weist eine Steigerung um 6,94 Prozent auf; daS sind über 1*/, Prozent mehr als die prozentuale Zunahme des steuerpflichtigen Gesammteinkommens. Da diese Verschiedenheit nur aus der verhältnißmäßig höheren Besteuerung der größeren Einkommen zu erklären ist, so ergiebt sich daraus, daß die Zahl der höher besteuerten Einkommen sich vermehrt, also kleinere Einkommen sich vergrößert haben müssen. Unter den Städten des Kammerbezirkes mit über 8000 Ein wohnern verzeichnet die stärkste Steigerung des steuerpflichtigen Einkommens die Stadt Pirna mit etwas über 10 Prozent, dann folgen Riesa mit 9,52 Prozent, Radeberg mit 8,79 Prozent, Großenhain mit 7,7 Prozent, Dresden mit 7 Prozent, Grimma mit 5,94 Prozent, Sebnitz mit 5,39 Prozent, Wurzen mit 4,13 Prozent, Oschatz mit 3,73 Prozent, Meißen mit 3,6 Prozent und Freiberg mit nur 1,7 Prozent. Zur Beleuchtung der allgemeinen wirthschaftlichen Lage dient auch die S p a r k a s s e n st a t i st i k. Die Einzahlun gen betrugen im ganzen Kammerbezirke 61,9 Mill, o/il, d. h. 3,6 Mill. oder ca. 6,3 Proz. mehr als im Vorjahre, die Rück zahlungen 57,6 Mill. L-/, d. h. 9,1 Proz. mehr als im Vorjahre. Während aber wie vorhin gezeigt, in allen Einlommensarten außer dem Grundbesitzeinkommcn die Stadt Dresden allein weit höhere Beträge aufweist, als der ganze übrige Kammerbezirk trägt sie zu den Spartafsen-Einlagen noch nicht den dritten Theil, nämlich 18,4 Mill. cF bei. Dies dürfte aber weniger auf einen verhältnißmäßig geringeren Sparsinn, als vielmehr darauf zurückzuführen sein, daß in der Großstadt mit lebhafter industrieller und baulicher Entwicklung reichlich Gelegenheit ge boten ist, Spargelder nutzbringender in hochverzinslichen Hypo theken - Industrie - Anlagen und Jndustriepapieren anzulegen. Eben darauf dürfte es auch zurückzuführen sein, daß die Rück zahlungen in Dresden wiederum sehr gestiegen sind und mit einem Gesammtbetrage von 18,05 Mill, den Einzahlungen fast gleichkommen. Ueber Bedeutung und Entwicklung von Handel und Gewerbe im besonderen innerhalb des Kammerbezirkes giebt den besten Aufschluß die Statistik der Steuerzuschläge für die Handels-undGewerbe-Kammer. Bei dem un verändert gebliebenen Steuersätze von 3 H auf eine Mark Steuer auf das Einkommen aus dem selbstständigen Betriebe von Handel und Gewerbe ergab die Erhebung im Jahre 1898 einen Gesammtbetrag von 107 027 gegenüber nur 81825 im Jahre 1895. Es ist das eine Zunahme um 30 Proz. Im Jahre 1889 ergab die Erhebung nur 54 255 sodaß seit die sem Jahre die Steuerleistung um beinahe 100 Proz. gestiegen ist. Da aber im gleichen Zeiträume das der Steuer zu Grunde liegende Einkommen aus Handel und Gewerbe nur um 50,2 Prozent (von 138,2 auf 207,6 Mill, c/l) stieg, so ergiebt sich da raus, in welch erheblichem Maße die Zahl der höher besteuerten Einkommen sich vermehrt und kleinere Einkommen sich im Laufe der Jahre vergrößert haben müssen, sodaß also gerade aus diesen Zahlen auf eine sehr günstige wirthschaftliche Entwicklung des Kammerbezirks geschloffen werden kann. Von dem gesammten Steuer-Ertrag entfallen 63 887 ->/( oder 59,69 Proz. nur auf die Stadt Dresden, 81518 oder 76,16 Proz. auf Steuer bezirk Dresden, sodaß also auf den aanzen übrigen Kammerbe zirk nur 23,84 Prozent entfallen. Die 46 Stadtgemeinden brachten 82 539 sll auf, sämmtliche Landgemeinden nur 24 488 Mark. Von den Städten hatten 7 (außer Dresden nur noch Freiberg, Meißen, Pirna, Riesa, Großenhain undWurzen) einen Steuerertrag von über 1000 o/l, weitere 22 Städte einen Ertrag von mehr als 100 die übrigen 17 weniger als 100d In welch hervorragender Weise sich aber gerade die Umgebung von Dresden entwickelt hat, ergiebt sich daraus, daß allein die ländlichen Gemeinden des Dresdner Steuerbezirkes nur 1000c/l Steuer weniger brachten, als die 45 Städte des Kammerbezirkes ahne Dresden, daß allein 29 Landgemeinden des Dresdner Steuerbezirkes, also noch eine mehr als Stadtgemeinden im Kammerbezirke, Steuerleistungen von über 100^ aufweisen und daß die Gemeinde Plauen mit einem Steuerzuschlage von 2787 cA an die Spitze aller Gemeinden des Kammerbezirkes getreten ist und damit sogar die nächst Dresden größte Stadt des Kammerbezirkes, Freiberg mit 2439 Steuer-Er trag, weit überholt hat. Gegen die letzte Erhebung weist Frei berg allerdings einen kleinen Rückgang auf, der wesentlich durch das Darniederliegen des Bergbaues verursacht wird. Unter den Städten weisen von 1895 bis 1898: 2 eine Zunahme von über 50 Prozent, 4 eine von über 40 Prozent, 11 eine von über 30 Prozent auf. Im Dresdner Steuerbezirl wuchs dagegen der Steuerertrag in Niederlößnitz um 330 Prozent, in Kotta um 285 Prozent, in Mockritz um 258 Prozent, in Gruna um 242 Prozent, in Oberlößnitz um 216 Prozent, in Löbtau um 190 Prozent u. s. w. Unter den ländlichen Theilen der übrigen Steucrbezirke haben sich am günstigsten die Landgemeinden der Amtshauptmannschaft Pirna entwickelt, deren Steuerertrag von 1392 in 1895 auf 2017 stieg. Am ungünstigsten dagegen lagen die Verhältnisse im Steuerbezirk Oschatz, wo mehr als der dritte Theil aller Landgemeinden einen Rückgang und noch nicht die Hälfte der Gemeinden eine Zunahme des Steuerzu schlags aufweisen. Ein ähnliches Bild über den weiteren Aufschwung der In dustrie im Kammerbezirke giebt die Statistik der der Gewerbe- Inspektion unterstehenden Fabrikanlagen und der darin beschäftigten Arbeiter. Die Zahl derartiger Anlagen hat sich um ca. 180 vermehrt, die Gesammtzahl der beschäftigten Arbeiter, die bereits im Vorjahre um rund 9000 gestiegen war, wuchs noch weiter um ca. 5700 auf rund 124 500 Köpfe. Da von waren 95 658 männlichen, 28 882 weiblichen Geschlechts, 117 887 erwachsene Arbeiter über 16 Jahre und 6653 oder 600 mehr als im Jahre 1897 jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren. Allein auf den Jnspektionsbezirk Dresden, der die Stadt und die beiden Amtshauptmannschaften Dresden sowie die Amts hauptmannschaft Pirna umfaßt, entfielen insgesammt 84 256 Arbeiter gegen 80 742 im Vorjahre. Die Zahl der der Fabrik-Inspektion unterstehenden Anlagen mit Dampfbetrieb stieg von 1577 im Jahre 1897 auf 1608 im Jahre 1898, die der Anlagen mit sonstigen elementaren Moto ren von 2073 auf 2181. Die Gesammtzahl der feststehenden Dampfkessel innerhalb desKammerbezirks wuchs seit1894 von 2410 auf 2704, der Dampfmaschinen von 2336 auf 2682 und die Summe der durchschnittlich ausgeübten Pferdestärken von 45156 auf 65 389 oder um 44,8 Prozent. Im Jahre 1890 hatte die Gesammtsumme der ausgeübten Dampf maschinenkraft nur 32 980 Pferdestärken betragen, dieselbe hat sich also in den 8 Jahren fast genau verdoppelt. Von der Ge sammtsumme der Pferdestärken entfielen allein 49,37 Prozent auf die Stadt und die beiden Amtshauptmannschaften Dres den. In der Stadt Dresden wuchs die Anzahl der Pferdestär ken von 1894 bis 1898 um 97,4 Prozent, von 1890 bis 1898 aber um 203,4 Prozent, hat sich also mehr als verdreifacht. Da im gleichen Zeiträume die Zahl der Dampfkessel nur um 38,4 Prozent, die der Dampfmaschinen gar nur um 33,9 Prozent stieg, so erhellt daraus, in welch außerordentlicher Weise sich in Dresden die Großindustrie entwickelt hat. Politische Umschau. Freiberg, den 2. Oktober. Deutschland. Der Kaiser ließ vor der Jnspicirung des Panzerkreuzers „Kaiser" die Besatzung an Deck antrcten und sagte in einer Ansprache: „Ich habe das Schiff hierherbesohlen, um Euch persönlich Meinen Kaiserlichen Dank auszusprechen für Euer Verhalten bei der Einnahme von Kiautschau. Beson deren Dank und Anerkennung verdient auch das Vor gehen des Admirals von Diedrichs vor Manila." Zur Ablehnung der Uebernahme des Protektorats des Bismarckshauses in Stendal durch den Kaiser schreibt die „Kref. Ztg.": „Der Kaiser lehnte ab, weil gewisse Wünsche und Anregungen, die er in Bezug auf das Bismarcksheim äußerte, nicht erfüllt wurden. Angeblich konnten sie nicht erfüllt werden. Der Kaiser sieht nun das Unternehmen nicht gern in der Form, die man ihm zu geben beabsichtigt, und lehnt deshalb den Ehren schutz ab." Daß der Kaiser auch der schwedischen Sprache mächtig ist, dürfte nicht allbekannt sein. Diese Kunst hat der Monarch während seiner mehrfachen Nordlandsreisen erlernt und sie jetzt bei einer interessanten Gelegenheit zum ersten Male öffentlich ausgeübt. Während des in deutscher Sprache geführten Be grüßungsaktes zwischen dem schwedischen Kronprinzen Sustav und dem Kaiser anläßlich des kürzlichen Aufenthalts des Monarchen in Schweden memte der hohe Herr plötzlich zu dem Kronprinzen: „Vst rexnnr zu rött bra i äax. Ken mi xo vi! zu deutsch: „Es regnet ja heute wieder mal ausgezeichnet. Wir wollen gehen." Die versammelte Elite der schwedischen Würden träger traute ihren Ohren kaum, da bisher noch nicht bekannt geworden war, daß Kaiser Wilhelm auch mit der schwedischen Sprache vertraut sei. Zu ihrem nicht geringen Erstaunen setzte der Monarch nun auch noch die Unterhaltung mit dem schwedischen Thronfolger auf dem weiteren Wege zur Eisenbahnstation in ihrer Landessprache fort. Aus dem soeben erschienenen Werke: „PersönlicheEr- innerungen an den Fürsten Bismarck von John Booth, herausgegeben von Heinrich v. Poschinger" theilen wir folgende politische Aussprüche des Fürsten mit: „Lasker und Konsorten." (26. Januar 1879.): „Ueber die Opposition ärgere ich mich nicht, ebensowenig wie ich mich im Kriege mit den Franzosen darüber ärgern kann, wenn ein Franzose aus mich schießt. N. und Genossen sehe ich schon auf zehn Schritt, wie sie mit Dreck und Steinen nach mir schmeißen; was mich aber ärgert, das sind Lasker und Konsorten, tue scheinbar mit mir gehen und sich im entscheidenden Momente ganz anders benehmen, wie ich es erwarten mußte." — Rationelle Steuern. (26. Januar 1879.): „Unsere Steuern will ich vor Allem rationell gestalten; welche Unbilligkeit liegt z. B. nicht vor in Bezug auf die gleiche Besteuerung des Einkommens eines Indi viduums, das 2000 Thaler Rente bezieht, und der eines kleinen Kaufmanns, Beamten oder Lehrers, der sich sein Einkommen in derselben Höhe täglich erkämpfen muß?" — England und die Buren. (30. Dezember 1880.): „Die englische Politik mit den Boers kann ich nicht billigen; bisher war ich im Kampfe der Engländer gegen Wilde, so lange sie für die Civilisation waren, auf ihrer Seite; die Boers sollten sie wie gute Freunde betrachten, aus welche sie im Kampfe gegen die Kaffern zählen könnten; aber deshalb sehe ich noch gar nicht den Grund, weshalb die Buren unter englischer (Herrschaft) Hoheitstehen sollten." — Juristen. (29. Nov. 1883): „Der unbefriedigte Jurist kann seinem Aergcr im Laufe der Zeit an seinen Gegnern und den Parteien Luft machen. Die Juristen behandeln die Verbrecher als interessante Objekte, an denen sie ihre Studien machen, daher die rücksichtse volle Behandlung der Verbrecher." — Ausländische Staats anleihen. (29. Nov. 1883.): „Ich habe das in ausländischen, hohe Zinsen tragenden Staatspapieren angelegte Kapital stärker zur Steuer heranziehen wollen, um das Publikum vor exotischen Papieren zu schützen. Bleichröder sagte mir einmal, in russischen Papieren seien in Deutschland über eine Milliarde angelegt; so ! gut diese Papiere in ruhigen Zeiten auch sein mögen, so können sie in bewegten auf sechzig und siebzig fallen, und beim Aus bruch des Nihilismus mögen sie auch auf elf und sieben herab gehen." — Birchow und Stöcker. (15. Juli 1892.): „Das sind Leute, die niemals Unrecht haben wollen. Virchow, groß als Naturforscher, ist zum Politiker nicht berufen. Stöcker habe ich gedeckt, so lange ich konnte, nicht, weil ich in den von ihm vertretenen Dingen seine Ansicht hatte, sondern weil er sich tapser und muthig paukte, und mit einem Tapfern muß man sich nie brouilliren, aber Agitator und Hofprediger passen nicht zusam men." — Kaiser Friedrich. (15. Juli 1892.): „Kaiser Friedrich hat man immer zu mir in Gegensatz bringen wollen, — er vertraute mir mehr, als sein Vater." Die „Post" veröffentlicht den Wortlaut der Verfügung des früheren Ministers des Innern, Freiherrn v. d. Recke vom 5. August, auf Grund deren das Berliner Polizeipräsidium den Bund der Landwirthe zur Einreichung seiner korrigirten Mit gliederliste aufgefordert hat. Diese Verfügung ist an alle Re gierungspräsidenten gerichtet und hat keine besondere Spitze gegen den Bund der Landwirthe, fordert vielmehr jene Listen von allen politischen Vereinen. Es war blinder Feuerlärm. Die Einnahme aus der Börsen st euer hat im laufenden Jahre eine Höhe erreicht, wie sie überhaupt noch nicht, auch nicht seit dem Erlaß des neuen Äörsensteuergesetzes dage- wesen ist. In den ersten fünf Monaten des Rechnungsjahres 1899 sind aus der Börsensteuer 16 Millionen Mark vereinnahmt, während sich für den gleichen Zeitraum die Einnahmen im Jahre 1898 auf 14,3, im Jahre 1897 auf 12,6, im Jahre 18SS auf 12,5, im Jahre 1895 auf 14,7 und im Jahre 1894, dem letzten unter der Geltung des alten Börsenstcuergesetzes, auf 7,8 Mil lionen beliefen. Es ist demnach Aussicht vorhanden, daß die Börseusteuer am Ende des Rechnungsjahres 1899 einen bisher überhaupt noch nicht erreichten Ertrag abwerfen wird. Ueber einigeMarschleistunge» aus den diesjähri ge n H e r b st ü b u n g e n, die mit Hilfe eines Schrittmessers sestgestellt worden sind, wird in der „Straßburger Post" eine Abhandlung veröffentlicht, der Nachstehendes entnommen ist: Wir hatten in diesem Jahre Regiments- und Brigadeexer- ziren in Hagenau. Während der zehn Uebungstage habe ich im Dienst, d. h. nur beim Exerziren selbst, Appelle u. s. w. gar nicht mitgerechnet, 213300 Schritt gemacht. Dies ergiebt eine Durchschnittsleistung von etwa 21000 Schritt für den Tag. In der That bewegen sich die Zahlen zwischen 16000, dem Tage der Brigadebesichtigung, und 29 400 dem der Regimentsbesichtigung.