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MMM W die königlichen md Müschen Behörden z» Freiierg and Vraa». Verantwortliche Leitung ver Redaktion: «sorg Burkhardt. M143. Erscheint jeden Wochentag Abends >/,6 Uhr sür den anderen Tag. Preis vierteljährlich 1 Mk. 80 Pfg. einmonatlich 60 Pfg.; durch die Post 2 Mk. 25 Pfg. - - 5S. Jahrgang. Freitage Sen 2L. Juni. Inserate werden bi« Bormittag tt Uhr angenommen. Preis für di« Spaltzeile 13 Pfg. Außerhalb de» Landgericht»bezirk» IS Pfg. f 1»ss. Sanderzüge von Dresden nach München, Salzburg, Bad Reichenhall, Kufstein mW Linda« den 14. und IS. Juli, sowie den 14. August 1899. II. Kl. III. Kl. 24,10 M. 31,30 „ 28,50 „ 34,10 „ 33,80 M. 44,10 „ 40,20 „ 48,00 „ FF Außerdem Freiberg-München 46,70 M. „ -Salzburg oder Bad Reichenhall 61,40 „ -Kufstein 55,70 „ -Lindau 66,90 „ Aahrkartengiltigkeit 4S Lage. verkehrt am 1. Juli V. I. ein Tonderzug von Leipzig (Bayr. Bahnh.) nach München, zu welchem Anschlußkarten ausgegeben werden. Schluß des Fahrkartenverkaufs am Tage vor Zugsabgang Nachmittags 6 Uhr. Näheres ergiebt die bei den Staatsbahnstationen und bei den Ausgabestellen für zusammen- stellbare Fahrscheinhefte in Chemnitz, Albertstraße 4, und in Dresden-A., Wienerstraße 2, unent- geklich zu erhaltende Ueberstcht über die Sonderzüge. Dresden, am 19. Juni 1899. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnett n Abtheilung. Neg. Nr. ll 0. 2497. « » « t « r 8 t » ck t. D. Fahrpreise für Hin- und Rückfahrt i. Ki. n.: 3 » — Ankunft in München 9 „ 40 5 „ 50 Vormittags „ 15. Juli und 15. August, „ „ 16. Juli. Abfahrt von Freiberg 7 Uhr 18 Minuten Nachmittags am 14. Juli und 14. August, 15. Juli, am 1S. Juli und 12. August 1899 Aus Uhr 30 Min. Nachm. am 15. Juli u. 12. August, Vorm. am 16. Juli u. 13. August, Bestimmungen ist aus der bei den de ¬ in ab in 21 39 45 48 12 35 41 4 4 4 5 5 8 10 Dresden-Ältst. Hauptbahnhof Dresden-Wettinerstraße Sonderzüge Dresden-Berlin mit Anschluß nach Hamburg (Helgoland) Altona «mb Kiel Dresden-Neustadt Coswig Berlin, Anhalter Bahnhof Berlin, Lehrter Hauptbahnhof Hamburg, Klosterthor-Bahnhof 4 in Altona, Hauptbahnhos 5 Alles Nähere über die Fahrpreise und sonstigen Bestimmungen ist aus der bei den be- theiligten Bahnhöfen und bei der Änkunftsstelle in Dresden-A. (Wienerstraße 2) unentgeltlich zu erhaltenden Uebersicht zu erseheu. Dresden, am 20. Juni 1899. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatteisenbahnen, H. Abtheilung. II 6 2477. OastvrstüLt. D. Gemeindesparkasse zu Erbisvorf, ist jeden Montag, Nachmittags von 2 bis 6 Uhr geöffnet, verzinst Spareinlagen zu 3*/. "/o und gewährt Darlehen auf Grundstücke zu mäßiger Verzinsung. Der Gemeindsrath. Asvulaüiimmor, G.-Borst. Aus dem Reichstage. ub. Berlin, den 21. Juni. (Nachdruck verboten.) Bevor in der heutigen Sitzung, die, um niorgen zu Ende zu komme«, bereits um 11 Uhr Vormittags begann, mit der Ab schlachtung der sogenannten Zuchthausvorlage fortgesahren wurde, kamen zwei andere wichtige Dinge zur Verhandlung, die noch vor der großen Vertagung erledigt werden müssen. Die zur B-erathung des englischen Handelsvertragspro visoriums eingesetzte Kommission hat ihre Arbeit schnell er ledigen können, nachdem der Staatssekretär befriedigende Er- ÄLrungen abgegeben und die Nationalliberalen daraufhin ihren einschränkenden Antrag zurückgezogen hatten, ich habe schon vor gestern dargelegt, warum es sich dabei im Wesentlichen handelte. So konnte denn heute bereits die endgiltige dritte Lesung des Entwurfs stattfinden, die die debattelose Annahme des Gesetzes mit überwältigender Majorität ergab. Nicht so schnell ging es mit der darauffolgenden Berathung de» Gesetzes über die Erwerbung der Karolinen. Hier stießen naturgemäß die kolonialfreundlichen und die kolonial ffeindlichen Elemente scharf aufeinander. Aber auch dabei zeigte ^e« sich wieder, daß die ersteren im deutschen Reichstage eine un- lerschütterliche Mehrheit ansmachen. Freilich ist das keine kompakte "kolonialbegeisterte Masse, die kritiklos jede Gebietserwcrbung des Reiches bejubelt. Aber Herr v. Bülow verstand es, durch seine eigenartige und immer wirksame Beredtsamkeit einen großen Theil des Parlaments zu Hellem Jubel fortzureißen. Er schilderte die Bedeutung der drei von Spanien erworbenen Insel gruppen, durch die unsere Besitzungen in der Südsee zu einem zusammenhängenden Ganzen gemacht werden, bezeichnete die «ingeborene Bevölkerung als gutartig, anständig und geschickt, Erblickte auch in anderen Beziehungen entwicklungsfähige Keime »und nannte die Kaufsumme von 16^ Millionen Mark einen durchaus angemessenen Preis. Das Ganze sei ei» ehrliches Ge schäft, ohne Uebervortheilung eines Kontrahenten; für Spanien ffeien die Inseln nur Bruchstücke eines eingestürzten Baues ge wesen, sür uns seien es die Grundsteine eines neuen und, so Gott will, hoffnungsvollen Gebäudes. In der Debatte bekam Herr v. Bülow viel Schmeichelhaftes über sein diplomatisches Geschick zu hören. Am freudigsten stimmten die Nationalliberalen bei, die Professoren Hasse und Paasche. Die Redner der Rechten, Graf Kanitz (kons.) und Graf Arnim (Rp.) würdigten die nationale Seite der Frage in nicht geringerem Grade, aber der mit der Erwerbung in organischen Zusammenhang gebrachte Handelsvertrag mit Spanien, der diesem Lande die Meistbegünstigung ein halbes Jahr lang über den Ablauf der übrigen Handelsverträge hinaus zusichert, wollte ihnen nicht recht gefallen, während der Untcrstaatssekretär Frhr. v. Richt- Hofen -dieses Zugeständniß als für uns praktisch bedeutungslos Hinzustellen suchte. Darin fand er jedoch einen entschiedenen 'Gegner in vr. Rösicke vom Bunde der Landwirthe, der es sogar -überhaupt in Frage stellte, ob die Erwerbung die bedeutenden Opfer werth sei. Die Hauptsache blieb, daß die entscheidende Stelle im Reichstage, der Centruinsgewaltige vr.Lieber, diese Frage bejahend entschied, wenn es sich auch nicht um ein welt erschütterndes Ereigniß handle. Sehr bemerkeuswerth ist es, daß Herr v. Bülow auf eine entsprechende Anfrage Liebers die vor bereitete (aha!) Erklärung verlas, daß das Jcsuitengesetz auf die Schutzgebiete keine Auwenduiig finde.—Von der äußersten Linken donnerte der alte Liebknecht in übertriebener Weise gegen die gesammte Kolonialpolitik, die uns nichts als Schimpf und Schande einbringe, die uns vor der ganzen Welt lächerlich und verächtlich gemacht habe und die die Regierung brauche, um die Aufmerksamkeit von den jammervollen Zuständen im Innern ab zulenken, wo das stolze englische Wort „mz- bouss i» iM ouLtlo" in „Mein Haus ist das Zuchthaus" abgeändert werden könne. Außer dieser letzten Anspielung auf den folgenden Punkt der Tagesordnung erweckten die Uebertrcibungen des Redners selbst bet leinen Parteigenossen keinen großen Beifall. Die beiden freisinnigen Gruppen gingen, wie ja meistens in diesen Fragen, auseinander, vr. Wiemer (frs. Bp.) sowohl wie Schrader (fr. Vgg.) erklärten, im Prinzip keine Gegner der Kolonialpolitik zu sein, jener aber fand den vorliegenden Fall als ein Muster dafür, wie man es nicht machen soll, während dieser trotz mancher Bedenken zu einem zustimmenden Entschluß kam. Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der beiden Volksparteien wurde der Vertrag in erster und zweiter Lesung genehmigt, und ebenso die damit in Verbindung stehenden Vorlagen, wie Nach trags-Etat und Anleihegcsetz. Die „Z n ch t h a us v o rl a g e", die dann noch vorgenommen wurde, ist heute noch tödter geschlagen worden, als sie es schon gestern war. Vier Redner aus dem Hause sprachen, und alle vier erklärten sich auf das Schärfste gegen das Gesetz. Wenn es sich auch nur um die Wortführer kleiner Parteigruppen handelte, so machten ihre Ausführungen zum Theil doch Eindruck. Das gilt besonders von denen des Abg. Rösicke, der, obwohl wild, für die freisinnige Vereinigung sprach. Er trat mit großer Entschiedenheit für die Erweiterung der Rechte der Arbeiter ein, erklärte die bestehenden Strafbestimmungen sür völlig ausreichend, ja bei der unstreitigen Tendenz der Rechtsprechung noch für zu weit gehend, spielte auf die Entstehung des Gesetzes und auf die bekannte Kaiserrede in Oeynhausen an, woran ihn der Präsident vergeblich zu hindern versuchte, erinnerte den Reichskanzler an sein Versprechen, das Verbindungsverbot der Verein? aufzuheben und schloß mit der wuchtigen Versicherung, er würde sich schämen, einem Reichstage angehört zu haben, der ein solches Gesetz votirt habe. Eine bedeutende Wirkung (doch wohl nur auf der linken Seite des Hauses! Red.) erzielte auch der Schwabe Conrad Haußmann (d. Vpt.), der dem Sinne nach dasselbe ausführte, nur zum Theil noch drastischer. „Wir brauchen nicht mehr Zuchthaus, sondern mehr Freiheit, incht mehr Urtheile, sondern mehr Urtheil!" so schloß er seine mit starkem Beifall links und lebhaftem Zischen rechts aufgenommene Rede. Auch der Pole v. Czarlin 3 bi und der Elsässer Winterer gaben kurz, aber prägnant ihrer grundsätzlichen Gegnerschaft gegen die Vor lage Ausdruck. Aber all das war nicht das Schlimmste für die Negierung, viel schlimmer für sie war das Auftreten ihrer eigenen Vertreter. Graf Posadowsky, dieser sonst in allen Sätteln so gerechte und gewandte Staatsmann, litt sichtlich unter dem großen Miß erfolg, und davon blieben erklärlicherweise auch seine heutigen Ausführungen nicht unberührt. Er war sehr matt und klammerte sich an Argumente, die eine solche Belastung nicht vertrugen. Aberdas wäre noch hingcgangen. Als viel schlimmer erwies sich die Taktik der Regierung, eine neue, frische Kraft ins Gefecht zu führen, durch die der Reichstag vollkommen überrascht wurde. Diese frische Kraft war der preußische Handels minister Brefeld. Eine solche Auffrischung ihrer Kraft konnte die Regicrungsvcrtretung angesichts ihrer mißlichen Lage ja ganz gut brauchen, aber Herr Brefeld, den man sonst nnr von der allerruhigsten Seite kennt, erwies sich als zn frisch nnd deshalb zn draufgängerisch. Ob dahinter andere Ein flüsse zu suchen sind, bleibe dahingestellt, jedenfalls stürzte der alte Herr sich mit Eiser, Ungestüm, mit Entrüstung, ja säst mit Wuth in die verlorene Schlacht. Damit wurde seine Position von vornherein eine unhaltbare. Erregte Zwischenrufe nnd schallendes Hohngelächter unterbrachen ihn fortwährend, so daß der Präsident wohl ein halbes Dutzend Mal eingreifen mußte, um die Ruhe einigermaßen wiederherzustellen. Und zwar gingen diese Kundgebungen nicht allein von den Sozialdemokraten aus, wie meistens bei den Darlegungen des Grafen Posadowsky, sondern die. Betheiligung daran griff schnell auch auf die bürgerlichen Parteien über, bis weit ins Centrum hinein. Wenn dann der Minister erregt auf deu Tisch schlug und Wendungen brauchte, wie „ich begreife nicht, daß Sic das nicht begreifen", so trug das natürlich weder zur Stärkung seiner Argumente, noch zur Be ruhigung der ausgelassenen Heiterkeit des Hauses bei. Zu allem Ueberfluß gerieth Herr Brefeld dann noch in einen Konflikt mit dem Präsidenten, der einen Eingriff deS Ministers in seine Rechte in sehr entschiedener und scharfer Weise zurückwies nnd auch nach einer nicht sehr geschickten entschuldigenden Erklärung des Ministers bei dieser Zurückweisung blieb. Die Regierung hat eben nicht nur Pech mit ihrer Vorlage, sondern auch mit Allem, waS drum und dran hängt, von ihrer ersten Ankündigung bi« zuletzt. — Morgen wird die Berathung zu Ende gesührt und der Reichstag dann bis zum Herbst vertagt werden. Aus den Verhandlungen heben wir nur die Rede de« Staats sekretärs v. Bülow hervor: Ich habe der Beschlußfassung dieses HauseS das Abkommen zu unterbreiten, das wir mit Spanien über die Abtretung der Karolinen-, der Marianen- und der Palao-Jnseln abgeschlossen haben. Durch diese Erwerbung wird zunächst unser Besitz in der Südsee vervollständigt. Unser Schutzgebiet im großen Ozean bildet bisher einen flachen Halbkreis, eine langgestreckte un zusammenhängende Linie. Durch die Karolinen und Marianen wird der Kreis geschlossen. Die Marianen im Norden, die. Palau-, Karolinen- und Marschall-Inseln in der Mitte, daS Kaiser Wilhelm-Land und der Bismarck-Archipel im Süden bilden nunmehr ein zusammenhängendes Ganze. Wenn diese Inseln in den Besitz einer anderen Macht als Deutschland übergegangen wären, so würde dadurch unser Schutzgebiet in der Südsee zer rissen, auseinandergesprengt, in seiner Entwickelung gehemmt und minderwerthig geworden sein. Vom Standpunkt unserer all gemeinen politischen Entwickelung in der Südsee ist die jetzt er reichte Erweiterung unserer dortigen Machtsphäre nützlich und nothwendig. Die Lage der neuerworbenen Inseln ist besonders günstig. Wir hoffen, daß durch unsern neuen Besitz auch unser alterBesitz gefördert, entwickelungS- fähiger und ergiebiger werden wird. Auf den Karolinen befinden sich seit langem deutsche Handelsnieder lassungen; es sind dort Faktoreien gegründet. Handel und Ver kehr liegt noch heute ganz überwiegend in den Händen der deutschen Jaluit-Gesellschast, und der deutsche Kaufmann steht nach wie vor in erster Reihe. Wenn diese Inseln in einen anderen Besitz ge fallen wären, so würde dadurch nicht nur die politische Zukunft unseres Südseebesitzes gefährdet worden sein, sondern eS wären auch in handelspolitischer und wirthschaftlicher Beziehung Keime vernichtet worden, die der Entwickelung fähig sind. Es ist nicht meine Art in politischen und wirthschastlichen Fragen au die kühne Seglerin Phantasie zu appelliren. Ich werde keine Luftschlösser vor Ihnen aufführen und gar keine Schönfärberei treiben. Sowohl der Vertrag mit China über die Erwerbung von Kiautschou wie der Vertrag mit Spanien sind Glieder einer Kette. In beiden Fällen sind wir ruhig, nüchtern und besonnen vorgcgangen. Wir sind zu der Annahme berechtigt, daß unser neuer Besitz auch in wirthschaftlicher Beziehung werthvoll ist. Wenn die Spanier aus diesen Inseln nichts gemacht haben, so ist das noch kein Beweis für ihre wirthschaftliche Werthlosiakeit. (Zustimmung rechts.) Ich möchte der spanischen Verwaltung nicht zu nahe treten, aber ich glaube, daß die jetzige Werthlosigkeit der Inseln weniger au ihnen selbst als an der bisherigen Admini stration liegt. Insbesondere konnte die Jaluitgescllschast unter spanischer Verwaltung nicht mit dem Plantagenbau beginnen. DaS wird unter deutscher Herrschaft sofort der Fall sein. Deutscher Fleiß und Unternehmungsgeist werden jetzt dort unter weit günstigeren Bedingungen vorgehen als bisher. Günstigere Kon junkturen können einen momentan unergiebigen Besitz in einen werthvollen verwandeln. Ich kann mich in dieser Beziehung auf die Denkschrift beziehen, namentlich in Bezug auf den Wasser- reichthum und die Gewinnung von Kopra. Weit wichtiger ist, daß die erworbenenJnseln vorzügliche Häfen und Ankerplätze enthalten. Wir haben auf den Marschall- inselu keinen einzigen Hafen, der sich für eine sichere Marine- statiou eignen würde. Die Marianen können sich mit der Zeit zu einem Stützpunkte entwickeln für den Schifffahrtsverkehr zwischen Südvstasien und Centralamerika. Die Bevölkerung unserer neuen Inseln wird uns als eine gutartige und anständige geschildert. Wir werden in humaner Weise mit d>^m ^ild-