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Meilage zum Ireiöerger Anzeiger und Hageölatt. ,W H88.SmiiabenS, Sen 17. Juni.188A. Die Sonne. Roman von Anton v. Perfall-Schliersee. <26. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Anfangs war die Stimmung, trotz Küche und Keller, wofür /Treuberg ausgiebig gesorgt, eine etwas gedrückte. Die Leute wußten offenbar nicht, was aus dem jungen Herrn zu machen sei, in welcher Beziehung er zu ihrer Einladung stand. Erst als dieser selbst die ganze Erklärung gab, es handle sich um sein Scheiden aus dem Hause, da habe er doch einmal die ganze Familie seines lieben Hausherrn beisammen sehen wollen, wich das Mißtrauen. Gerade jetzt vor diesem Volke, das ihn noch immer mit dem Mißtrauen der Ungebildeten anblickte, für das er eine mitleidige Wärme fühlte, wollte er die Wahrheit bekennen. Besser konnte ihnen allen die innige Verbindung der Kunst mit dem Volke nicht versinnbildlicht werden. Und nie bewunderte er Barbara mehr als in dieser Umgebung. Er stand jäh auf und ver kündete laut in begeisterter Rede seine Verlobung mit Fräulein Barbara Dorn. Der Erfolg war ein für ihn völlig unerwarteter. Barbara lag schluchzend an seiner Brust, jede Rücksicht vergessend. Der alte Dorn trat auf ihn zu und reichte ihm wie zur Ver söhnung, Thränen im Auge, die Hand. Dann brach unter Anführung des Agenten ein Sturm des Beifalls und des Zu trinkens los. Eine Ziehharmonika lockte zum Tanze, der Polter abend war fertig. Als sich, angelockt von den lustigen Lauten, noch einige Un geladene aus der Nachbarschaft hereindrängten, wurde der Naum zu eng. Der Vorschlag, in der geräumigen Schmiede zu tanzen, sand allenthalben Beifall. Und in wenigen Minuten drehte sich beim Scheine der von einer kundigen Hand rasch entflammten Esse auf dem geschlagenen Lehmboden zum Ton der Harmonika ein buntes Völkchen, alt und jung, Walldorfs Arbeiter, Landleute und Städter. Die Kunde von dem Feste hatte sich rasch verbreitet. „Ein be rühmter Literat," hieß es, „hat sich mit der Schmiedebarbara ver lobt, daher die Gaudi!" Barbara war selig. Diese Erklärung des Geliebten, inmitten der Gesellschaft, welche sie mehr, nm ihn abzuschrecken oder wenigstens auf die Probe zu stellen, ausgelesen, war für fie der deutlichste Beweis seiner starken Liebe, ja, sie hatte im Stillen selbst auf einen ähnlichen Ausgang gehofft. Jetzt in seinen Arinen sich drehend, wieder auf dem Boden, wo sie als Kind gespielt, da schmolz aller herbe Stolz, aller Haß und Bitterkeit, es war ihr, als flöge sie wirklich mit ihm der Sonne zu, die iu feurigen Ringen sich wälzend ihr "Auge blendete. Es waren aber nur die Schmiedefeuer, an denen sie vorüberslog, die um sie kreisten. Von den Gcrheimschen Werken herüber, tönte die dröhnende Begleitung des sonderbaren Bundes, der hier geschlossen wurde. 6. Kapitel. Der Winter 188. war einer der bewegtesten in allen Kreisen der Gesellschaft und einer der grimmigsten in Bezug aus das "soziale Elend. Die Ueberfüllung der Suppenanstalten, Wärm- stuben, der Asyle der Armuth aller Art, welche die Wohlthätig- keit, oder wahr gesprochen, die Einsicht in die absolute Noth wendigkeit geschaffen, ging Hand in Hand mit der der Ballsäle, der Theater, der Salons, sowie aller Lokalitäten für das öffentliche Vergnügen. Ringelmanns hatten sich vortrefflich eingelebt. Frau Ottilie verjüngte sich ordentlich in Vieser neuen Atmosphäre. Ihr reger Geist, so lauge zurückgedrängt, feierte eine neue Auferstehung. Sie rechnete bald zu den bewegenden Elementen der Gesellschaft, während Johanna sich rasch zu einer der pikantesten Erscheinungen entfaltete. Abgesehen von dem natürlichen Grunde ihres Alters, in welchem die weibliche Natur der verblüffendsten Wandlung fähig ist, schienen noch andere äußere und innere mitzuwirken. Die höhere Lcbensenergie, welche jetzt einsetzte, das immer mehr hervorlodernde Bewußtsein der Macht der Jugend und Schönheit, gewisse noch unklare Erfahrungen und Empfindungen, deren reiz voller Kampf mit der noch immer ungetrübten Unschuld des Herzens sich in ihrem ganzen Wesen abspiegelte, das Alles verlieh ihr k n schwülen Reiz eines plötzlich mit aller Macht herein- brechendeu Frühlings. Zwar gaben die meisten ihrer Bekannten, vor Allem ihre eigene Familie, allen diesen treibenden Kräften einen Kollektiv namen — Liebe, aber mit Unrecht. Sie liebte Graf Leiniug nicht, zu ihrem eigenen Erstaunen, obwohl sie keinen Augenblick an der Neigung des jungen Mannes zweifeln konnte, obwohl sie in ihm alle guten Eigenschaften vereint zu finden glaubte, welche überhaupt in der Gesellschaft als solche galten, obwohl er ihr nicht nur ein angenehmer, sondern ein unentbehrlicher Freund war. Oft dachte sie darüber nach. Vielleicht bewirkten die ständigen, derben Hinweise der Mutter in ihr gerade das Gegen theil. ' Oder Ivar sic schon so oberflächlich geworden in diesem Ge triebe, daß sic gar keines tieferen Gefühls mehr fähig war? — Oder fehlte ihm doch eine Eigenschaft, die ihr unbewußt unent behrlich war? Die man vielleicht hier gar nicht kannte, wie so vieles Andere nicht, das sie so schwer mißte, mitten in dem Ver- gnngungstaumcl? Sv unglaublich, so thöricht cs war, sie empfand Heimweh! Heimweh nach Langfclden — das wars! — nach den alten Häusern doch nicht, nach den schmutzigen, engen Straßen, den lang weiligen Gesichtern der Klatschbasen! — Aber nach den Spazier gängen in den Wäldern, den Ausflügen, nach dem kleinen Garten am Hause! — Nach ihm — Alles Lüge! Nach ihm! Nur nach ihm! — Das ist thöricht — mehr — schlecht! Er hat es ja nicht einmal der Mühe werth gefunden, sie nach dem schönen Abend noch einmal aufzusuchen, obwohl er es ver sprochen. Er denkt ja nicht daran, ihr zuliebe in die Stadt zu ziehen, sich einen Namen, eine Stellung zu schassen. Er überläßt ,sie getrost, ohne die geringste Sorge, diesem Grafen Leiuing, dessen Interesse an ihr ihm sicherlich nicht entgangen. — Oder fühlte er sich schon verdrängt, wagte er nicht einmal den Versuch, dann ist er auch kein Mann . . . Nach solcher Stunde innerer Einkehr kam sie dem Grasen in einer Weise entgegen, welche diesen in dem Glauben an seine Un widerstehlichkeit von Neuem bestärken mußte. Sie hatte aus seine» Anlaß Neitstuudcn genommen. „Wenn er verlangt, daß eine künftige Gräfin Leiniug reiten kann, was will man dagegen haben," pflegte Frau Ottilie dem über diesen neuen Uebergriff empörten Gatten zu erwidern, „eS kostet ja nichts, und Las Mädchen hat entschieden Talent. Das liegt nun einmal im Blut." So mußte er eines Tages mit ansehen, wie eine ganze Kaval kade von Herren und Damen vor das Haus gesprengt kam, um Johanna abzuholen. Freilich, sie sah entzückend, wie eine geborene Amazone aus in ihrem neuen Ncitklcide, dem kleinen Cylinder mit dem blauen Schleier, der ihr vor Vergnügen leuchtendes Antlitz umrahmte, und als sie mit der Reitpeitsche herauswiukte, ihm so glücklich zulachte, als sie mit unnachahmlicher Grazie von der Hand des Reitknechts in den Sattel sich schwang und dann unter dem staunenden Gegaffe deS Publikum davonspreugte, als sei die ganze Gesellschaft nur ihr Gefolge, da hätte er ihr am liebsten selbst zugejauchzt, in seiner thörichten Liebe. Das war ja Alles kein Verbrechen, gewiß nicht, und mau lebt nun -einmal heutzutage anders wie früher — aber das Geld, das erbärmliche Geld! Allerdings, cs gicbt ja Tausende von Bcamtentöchtern in der Stadt, die nicht reiten und doch ihre Jugend genießen — aber das sind eben keine Johannas! Er erschrak ja selbst oft, wenn sie ihm entgegentrat in dieser plötzlichen Vollreife, mit der Vornehmheit einer Weltdame, der kleinste Toilettegegeustand, unbedeutend an sich, hob ihre ganze Erscheinung. Wie konnte er von diesem herrlichen Wesen ver langen, daß es still und bescheiden seine Tage verbringe, wie es einem Beamtenkinde, seinem Kinde, zugekommen wäre. — Er allein war der Schuldige! Warum verbauerte er, versauerte er in Langfelden als Amtmann, anstatt nach hohen Stellen zu streben, nachdem er einmal seine Gattin auS diesen Kreisen gewählt. Er war ein gewissenloser Vater und Gatte. So endete gewöhnlich sein Gedankengang. Schon zeigten sich kleine Finanzkrisen, deren geschickte Verheimlichung Frau Ottilie nicht immer gelang. Der Vorwurf seines Innern trübte sein klares Urtheil und machte ihn nachgiebig. Erst als die Miethsumme nicht aus den bestimmten Tag auf zubringen war, verließ ihn die Fassung. Die ganze Lüge seiner Existenz stand mit einem Male vor ihm, das unbedeutende Defizit zog den Schleier von dem Abgrund, den er bereits vor seinen Füßen sah. Was hätte er in Langfelden von einem Familien vater gedacht, der die Miethe nicht bezahlen konnte! Wie oft war er rücksichtslos vorgegangen gegen solche unsolide Existenzen! Er kannte die Pünktlichkeit Tapeiners, seine strengen Ansichten in dieser Beziehung. Es war sein schwerster Gang, der Gang in das Komptoir am 1. April. Seine täglichen Besuche abzu- brcchcn war noch gefährlicher, abgesehen davon, daß er sich selbst dieser seiner Feigheit schämte. Aw Besten noch ein offenes Wort. Bei seiner Unbeholfenheit in solchen Lagen machte er einen ent schiedenen Fehlgriff dein Kaufmann gegenüber. Er brachte sein "Anliegen mehr in scherzhafter, etwas burschikoser Weise vor, so wenig ihm auch danach zu Muthe war. Der Karneval habe ihm scharf zugesetzt, zu allem Ucberfluß sei auch sein Töchterchen unter die Amazonen gegangen. Es handle sich ja nur um eine Ebbe in der Kasse; er brauche keine Angst zu haben. Vergebens wartete Ringelmann, Tapeiner werde seine Ent schuldigungen rasch mit einem passenden Wort unterbrechen oder selbst die Sache von der heiteren Seite nehmen. Der Kaufmann klopfte während feiner Rede gleichmäßig mit dein Bleistift auf den Tisch- Keine Muskel bewegte sich in dem gelben Gesichte, nur die kleinen schwarzen Augen glänzten wie Glasperlen. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Seemanns-Aberglaube. Wie vor wenigen Tagen mit- gctheilt wurde, hat die gcsammte Bemannung der amerikanischen Brigg „Atalanta" das Schiff verlassen, weil sich an Bord allerlei „geisterhafte" Laute hörbar machten — ein Umstand, der nach Seemannsglaubeu unbedingt darauf hmdcutet, daß dem Segler bald ein großes Unglück zustoßen muß. Die Leute behaupten einstimmig, sich nicht; getäuscht zu haben und bleiben hartnäckig bei ihrer Weigerung, die Planken des dem Verderben geweihten Fahrzeuges noch einmal zu betreten. Kein "Aberglaube dürfte wohl tiefer bei einer großen "Anzahl von Menschen Wurzel ge faßt haben, als der in Bezug auf sogenannte Unglücks- oder Todeswarnuugen. Besonders aber sind Matrosen, die doch in den meisten Fällen furchtlose, waghalsigen Bursche genannt werden können, davon überzeugt, das; sich eine dem Schiff bevorstehende Katastrophe durch gehcimuißvollc Geräusche, wie z. B. deutlich vernehmbare, von keinem menschlichen Wese» ausgehende Seufzer, unerklärliches Stöhnen und Wehklagen, leises Klopfen, früher nicht zu bemerken gewesene Echos und dergl. unheimliche Dinge vorher ankündigc. Ebenso glauben Seeleute steif und fest an das Glück oder Unglück bestimmter Schisse. Kürzlich wurde ein junger britischer Steuermann zu einer Geldstrafe verurtheilt, weil er sich weigerte, mit dem Schiff, von dessen Kapitän er sich hatte anwerben lassen, in See zu gehen. Der Mann zahlte das "Reu geld und gab als Grund sür seine plötzliche Sinnesänderung an, daß er in der ersten Nacht an Bord geträumt hätte, der Segler wäre mit Alaun und Alans untergcgaugeu. Da sich bei einer früheren Gelegenheit ein ähnlicher Traum bewahrheitet hätte, fürchte er sich, sein Leben ein zweites Mal aufs Spiel zu setzen, indem er die „Warnung" nicht beachtete. — Schisse, die bei ihren Fahrten wiederholt Malheur gehabt haben, kommen bald in Verruf und dann t,ält es schwer, Mannschaft, Offiziere, Fracht oder Passagiere zu bekommen. Ein Fall, der dem der oben er wähnten „Atalanta" ähnlich ist, ereignete sich vor einigen Jahren in Nordamerika. Zwei Matrosen eines auf dem Erie-See kreuzenden Schiffes hatten daL Unglück, kurz hintereinander von dem Topmast zu stürzen und das Genick zu brechen. In Bnsfalo angekommen, verließen alle Mann, nachdem sie ihre Löhnung er halten hatten, sofort das unheimliche Fahrzeug. "Nur der Maat blieb und als der Kapitän mit Hilfe eines Matrosenmaklers eine andere Besatzung zusammengebracht hatte, wurden die Leute halb betrunken an Bord geschafft. Kaum waren die letzten auf Deck gestolpert, als einer nach oben zeigte und verwundert fragte, wes halb man den eine Gallionffgur am Topmast habe. Der Maat sah hinauf, und erbleichend murmelte er: „Das ist ja Bill, der vor acht Tagen abstürzte." Mit "Ausrufen deS Schreckens sprang die ganze Bande wieder au Land und der Alant hinterdrein. Nach dem der Kapitän mit Noth und Mühe eine neue Bemannung an geworben hatte, segelte er nach Elcvcland ab. Er erreichte feinen Bestimmungsort aber nicht — das Schiff sank infolge eines Zu sammenstoßes mit seiner gestimmten lebenden Fracht. — Zu den abergläubischsten Menschenkindern der Welt gehören entschieden die unter der englischen Nationalflagge die Meere befahrenden Thceriacken. Mail würde kein Ende finden, wollte man alte die gluck- und nnglückbriugcnden Vorbedeutungen aufzählcn, denen sie große Wichtigkeit bcimessen. So halten sic es sür ein sehr böses Omen, wenn ihnen beim Reinigen des Decks ein Schwabber oder Eimer über Bord fällt. Der spanische Matrose würde es sich nie einfallen lassen, beim Betreten oder Verlassen des Schiffes den linken Fuß zuerst an Bord beziehungsweise an Land zu setzen. Baltische Seeleute fühlen sich sehr unbehaglich, wenn sie am Weihnachtstage meßen müssen. Dann werden sie natürlich das ganze Jahr hindurch auf See Unglück haben. Ein irisches Segel schiff wird nie die kleine Insel Mae-Dara passiren, ohne daß Jemand von der Besatzung das Hauptfegel dreimal mit Wasser besprengt. Diese Vorsichtsmaßregel feit die braven Leute gegen alle Gefahren. * Von einem Kampfe mit einem Haifisch berichten Genueser Zeitungen: Am letzten Sonnabend unternahmen drei lange Seeleute aus Quinto in einem kleinen Segelboot eine Fahrt aufs Meer. Sie waren noch nicht weit gekpinmen, als sich ihrem Boot ein junger Haifisch näherte. Einer der See leute, Namens Enrico Meliacca, beschloß, den Haifisch zu fangen. Er entkleidete sich rasch und schwamm mit dem Dolche zwischen den Zähnen auf den Raubfisch zu. Nach kurzem Kampfe gelang es ihm, den Haifisch rücklings mit beiden "Armen zu umklammern und in das Boot hinein zu werfen. Aber während sich der Fisch in seinem Elemente furchtsam und ungeschickt gezeigt hatte- erwies er sich im Boote als ein gefährlicher Gegner. Durch wuchtige Schwnnzschläge drohte er das Boot umzuwcrfen, und als. ihn die Seeleute festhaltcn wollten, gelang es ihm, mit seinem Maule den Arm des einen zu fassen. Der Unglückliche stürzte, laut schreiend vor Schmerz und Schrecken, in das Boot nieder, und der Haifisch zerfleischte und zermalmte ihm unbarmherzig den Arm. Zwischen den drei Männern und dem Fische entspann sich in der engen Barke ein Kampf auf Leben und Tod. Enrico Meliacca versuchte, den Fisch wieder ins Meer zu werfen, glitt aber aus und kam so unglücklich zu liegen, daß ihm der Haifisch mit seinen Zähnen den Nacken und den Rücken zerfleischen konnte. Zum Glücke gelang es schließlich dem Fische, aus dem Boote ins Meer hinauszuschnellen. Der unverwundet gebliebene Seemann steuerte das Boot eiligst nach Quinto zurück, wo seine von dem Fische übel zugerichteten Genossen im Krankenhause Aufnahme sanden. Sic haben geschworen — aber ein wenig spät — nie wieder einen Haifisch lebendig zu fangen. * Eine neue elektrische Kanone soll in England Newman, ein Lehrling in Whitehads Torpedowerkstätte, erfunden haben. Das Movell wiegt nur 7 Pfund; aber die mit diesem winzigen Geschütz angestellten Versuche, wobei in der Entfernung von einer (englischen) Meile eine Scheibe mehrmals getroffen und zer trümmert wurde, wäbrend in der Entfernung von fünf Meilen trotz der vorzeitigen Entladung des Sprengstoffes die Scheibe in Stücke ging, waren so befriedigend, daß die "Admiralität dem jungen Mann 75 000 Lstr. (1'/» Mill. Mk.) für seine Erfindung angeboten haben soll. Die Schnelligkeit des Geschosses wird auf lU/, Meilen in zwei Sekunden geschätzt; obendrein wird beim Feuern weder Rauch noch Lärm hervorgebracht. In der That ist das Geschütz abgefeuert worden, ohne daß die Umstehenden es gewahr wurden. Der junge Mann hat das Anerbieten, sein Gcheimniß zu verkaufen, abgelehnt, ist aber im Auftrag der Re gierung mit der Herstellung eines Geschützes beschäftigt, das einen Centner wiegen nnd im Juli fertig sein soll. Er ist der Sohn eines in Portland lebenden Kaufmanns und hat eine früher ge machte Erfindung zu billig verkauft; wenigstens haben die Käufer sie sofort für das Zehnfache des von ihnen gezahlten Betrags an dritte Personen abgetreten. Um das Geheimniß besser wahren zu können, baut Newman sein großes rauch- und geräuschloses Geschütz in seines Vaters Hans in Portland. * ÄttS vcm Niesengebirge, 13. Juni, wird geschrieben: Obgleich tagtäglich in diesem Monat Gewitterwolken am Fir mament unserer heimischen Berge erscheinen, kam es doch erst vorgestern im westlichen Theil des Niesengebirges zu elektrischen Entladungen und Niederschlägen. Die Temperatur sank noch mehr als in den Vortagen. Gegen Morgen stand das Thermo meter nur einige Grade über Null. Die Vorberge hatten tüchtig Ziegen, das Hochgebirge glänzte bald im Schncegewaude bis in die Waldregionen herab. Besonders war die Koppe - reichlich damit versehen. Im Laufe des Tages wurde der Neuschnee von den Strahlen der Sonne verzehrt. Weiter wird aus Hain von demselben Tage geschrieben: Nachdem schon am 11. im Hoch gebirge Schnee fiel, hat es auch heute bei starken, zuerst von West- und später von Nordwind begleiteten Böen Schnee gegeben. Die Temperatur sank hier in 500 Meter Höhe bis zu Mittag aus ff- 6" C. Da Schneefälle in der Kammregion schon dann ein treten, wenn bei Niederschlägen das Quecksilber hier auf ff-9O C. steht, so dürfte in der obersten Kammregion Frostwetter herrschen. Die Sommerfrischler wünschen sehntichst wärmeres und sonniges Wetter, besonders diejenigen, die möglichst hoch gelegene Quar tiere bezogen haben. Ein "Nachlassen der Niederschläge am Nach mittage war trotz deS tiefen Standes der Temperatur nichtwahr zunehmen. "" EttLlarvtNtg eines Limnlanten. lieber einen ori ginellen Fall von Simulation wird in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift" berichtet. Gelegentlich einer Revisionsreise von SanitätLrath vr. Blasius-Berlin hatte dieser u. A. einen Maschinen meister zu untersuchen, der seit elf Jahren an einer seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule leidet, die nach dem Heben einer schweren Last sich allmählich entwickelt haben soll. Der Manu gab an, dauernd ein Korsett tragen zu müssen, um gerade gehen zu können. Bei der Untersuchung zeigte sich ein nagelneues Korsett, nach dessen Ausziehen der Oberkörper des Mannes nach links sank. Da das Verhalten des Mannes dem Untersuchenden verdächtig vorkam, photographirte er ihn in Gegenwart von Zeugen nnd wartete mit der "Ausstellung des Gutachtens bis zur genauen Durchsicht der Akten. Unter diesen befand sich eine Photographie des Mannes, die bald nach dem angeblichen Eintritt der Verkrümmung augefertigt war. Auf dieser zeigte aber der Mann eine starke Beugung nach rechts. Offenbar hatte der Mann in der langen Zeit von 11 Jahren vergessen, nach welcher Seite er sich damals geneigt hatte. Natürlich gelang jetzt leicht die Ueberführung deS Simulanten, der in der Zwischenzeit mit Glück verschiedene Acrzte angeführt hatte, und während dieser elf Jahre eine Rente von 75 Proz., d. i. 675 Mark jährlich, bezog. KremveEste vom 14. Juni 1«SS. Elster, Kaufmann, Leipzig, Hotel de Saxe. Bernhardt, Kaufm., Zittau, Hotei schwarzes Ro>, Braußc, Kaufm., Leipzig, Hotel Stadt Altenburg. Blank, Gerber, Stockuch i. Baden, Hotel Stadl Altenburg. Beeck, Kaufmann, Halle a. S., Hotel de Saxe. Blumenthal, genannt Morri, Artist, Leipzig, Stadt Brüx. De Biasio, Steinmetz, Italien, Stadt Chemnitz. Blum, Kaufmann, Berlin, Hotel R. Hirsch. ClauS,