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125 Kreid-rg-r ««zeiger und Tageblatt. G-it- 2. — 2. Juui.1898 Das Schiedsgericht ist nächste Wache bringen. Tie Frau zog ein Rasw reich betraut Ter Trödler halb aus die von seiner Regierung mit einer Mission in Frank sei, weil sie ihm verschiedene Dienste geleistet habe, hielt die Fremde sür eine Diebin und ließ sie des- ist der Titel einer kleinen Schrift, welche Graf Wintzingerode- Bodenstein soeben (Leipzig, Verlag der Buchhandlung des Evang. Bundes) veröffentlicht. Ter Verfasser erwähnt einleitend, daß preußischen Kammergerichts, welche ihn mit seinen Ansprüchen abwies, dann noch den obersten Gerichtshof, das Reichsgericht, angcrufen hat. „Er hat aber seine trübe Sache selbst im Stiche «gelassen; der UrtheilSfpruch des Kammcrgerichts ist endgiltig gc« „Graf Hoensbroech, fein Prozeß und die öffentliche Meinung" Der „Petit Parisien" bringt folgende seltsame Erzählung: „Eine ungefähr 35jährige, ärmlich gekleidete Frau, die Alexandrine Huguet zu heißen vorgab, bot vor einigen Tagen einem Trödler sehr kostbare Edelsteine zum Verkaufe an. Aus die Frage des Trödlers, woher sie diese Kleinodien habe, erwiderte die Frau, sie hätte dieselben von einem deutschen Offizier zum Geschenk er halten, der nicht verletzt. Vermittelung und gute Dienste haben einzig und allein den Charakter eines freundschaftlichen Rathes und nicht etwa den eines bindenden Zwanges. Falls sich der Streit auf Rechtsfragen bezieht, findet zunächst eine Auslegung der bestehen den Verträge statt. Das Schiedsgericht wird als das wirksamste und gerechteste Ausgleichsmittel anerkannt. Die Mächte ver pflichten sich, sich an daS Schiedsgericht zu wenden, sofern die strittigen Fragen nicht die Lebensinteresscn oder die nationale Ehre der streitenden Parteien berühren. , "/ dagegen pflichtweise vorgeschrieben, wenn sich die Zwistigkeiten auf Geld-Entschädigungen beziehen oder falls die Meinungs verschiedenheiten auf die Auslegung der in den russischen Vor ¬ messer aus der Tasche und suchte sich das Leben zu nehmen, wurde aber rechtzeitig daran gehindert. Auf die Arage nach ihrem Namen und ihrer Wohnung verweigerte sie jede Auskunft. In ihren Taschen sand man ein Notizbuch mit Bleististauf- zeichnungen über verschiedene militärische Angelegenheiten, so be sonders über die vielgenannte 120 mw-Feldhaubitze. Auf einer Seite fand man in großen Lettern die Inschrift: „Vive l^Uemague, a bub la Dianes!" Außerdem wurde ein Gcpäck- ,Vaterland" hält für wahrscheinlich, daß die Entscheidung auch ;eute nicht erfolgt und die ungarischen Minister unverrichteter Dinge nach Budapest zurückkehren. Niederlande. Von der Friedenskonferenz im Haag weiß der Draht heute doch etwas mehr aus guter Quelle zu melden. Bekanntlich zog Herr v. Staal jüngst in der betreffenden lkommission Schriftstücke aus der Tasche, welche bestimmte Vor - ichlägeRußlands in derSchiedsgerichts frage ent falten. Diese werden in ihren Grundzügen jetzt wie folgt ver öffentlicht: „Im Falle ernster Meinungsverschiedenheiten oder eines Zerwürfnisses sollen die Signatar-Mächte, bevor sie zu den Waffen greifen, soweit die Umstände es gestatten, die guten Dienste oder die Vermittelung einer oder mehrerer befreundeten Mächte in Anspruch nehmen. Wenn die Zerwürfnisse Fragen von politischer Bedeutung betreffen, bieten die bei dem Streite nicht betheiligten Mächte aus eigenem Antrieb den streiten den Mächten ihre guten Dienste zur Herbeiführung einer freund schaftlichen Lösung an, welche die Interessen der übrigen Staaten seiner Treue lag seine Größe. Und so hebt er sich in wunder voller Plastik aus dem letzten Werke, das unS sein großer Kanzler hinterließ, freilich nicht als ein Gottbegnadeter, der nicht fehlen und nicht irren kann, nicht als ein König, der auch im Schlafzimmer nicht Krone und Hermelin ablegt, 1 andern als ein Anderer: als der, der er war. Und es ist ein Jrrthum und ein verhängnißreiches Streben der Legende, hieran zu rütteln und aus der verstaubten Truhe der Romantik den schemenhaften Begriff vom Könige herauSzuholen, der nicht sündigen kann, der, durch die Stimmen transcsendentaler Gewalten erleuchtet, allein und unzugänglich auf Wolkenbahnen dahinzieht. Und darum wird auch die Legende von Pforzheim die geschichtliche Wahrheit nicht wandeln, sie wird nicht „das Verdienst dessen, was geworden ist", ihm allein geben, sie wird auch nicht den Glauben stärken, daß er und nur er allein den Gedanken an ein deutsches Reich und an einen deutschen Kaiser hochhielt. Die historische Wahrheit wird sesthalten daran, daß schon längst ehe die Heere auszogen zu ihren Siegen, die Dichter vom Kyffhäuser sangen und von dem begrabenen Kaiser, der Wiedererstehen soll, wenn die Raben den Gipfel nicht mehr umkreisen. Und als dann Sedan geschlagen «ar, und leuchtende Märchenstimmung die Herzen durchzog und die Augen den königlichen Helden sahen, der, ohne Makel in allem Thun, fortgeschritten war von Sieg zu Sieg, da war es König Wilhelm, der den Traum zerstören wollte, und als dennoch die Kaiserkrone sich aus sein Haupt senkte, da war er erzürnt und niedergeschlagen und er ging grollend an seinem Kanzler vorüber. „Er war es und er allein", so urtheilt die Legende. Die Geschichte aber sagt: „der Strom der Ideen, der die Zeit ringsum erfüllte, ging auch durch Bismarcks Seele, in ihr traf er mit den politischen Bedürfnissen und Möglichkeiten des Augen blicks zusammen, erst hier entstand die schöpferische That." .... So erhebt sich aus dem Reiche der Ewigkeit herüber Kaiser Wilhelms I. ehrwürdige Gestalt, die Legende von Pforzheim zu bekämpfen. Und wie im Leben so bleibe ihm auch im Tode der Sieg. UnS aber bleibt die Frage nach den Motiven, ouS denen eine solche Legende ihre leicht zerreißbaren Fäden spinnt, aus denen sie daS Gleichgewicht der Geschichte regeln will nach der Fiction vom Handlanger und den untergeordneten Kräften. Fern liegt eS natürlich, im besonderen Fall die Erinnerung zu beleben, daß seit dem AuSgang des Krieges Groß herzog Friedrich nicht zu jenen gehörte, die Fürst Bismarck zum Kreise wohlwollender Gönner zählte: auch hier wird vielleicht einmal die Geschichte siegreich die Legende zerstören. Fern liegt es auch, an dem badischen KönigStraum zu rühren, der nicht zur Erfüllung gelangte. Die Wurzeln ruhen tiefer, sie ver schlingen sich mit jenem, dem Geiste deS Jahrhunderts künstlich aufgepfropften romantischen Streben, daS Herrscherthum heraus zuheben über den Staub deS Irdischen, ihm jedes Verdienst zu leihen und jeden Schatten zu nehmen, d-e gottgewollte Sendung ouSzugestalten, daß fürderhin jeder Sw»tt und jede That des Trägers der Krone erscheint als ein Ausfluß des höchsten Willens, dem der Niedergeborene in Demuth und Schweigen sich beuge. Solches Mühen aber ist bedenklich, denn die Wahrheit läßt auch durch die Legende der Erlauchten sich nicht meistern." In der gestrigen Sitzung deS gemeinschaftlichen Koburg- Gothaifchen Landtages kam eS zu einer bemerkenswerthen Debatte. Bei der Haushaltsberathung führte der Abg. Liebetrau auS, daß die Frage der Thronfolge des Herzogthums S<uhsen-Koburg-Gotha über die Grenz»« desselben m «eiten Kreisen eifrig und ernst besprochen werde, wozu nicht zum Geringsten manche befremdliche Aeußerung der englischen Presse oe» Anlaß gegeben habe. Der Landtag weise das vorgeschlagene Eingreifen der Reichsinstanz zurück, lege jedoch dagegen Ver wahrung ein, als könne Land und Volk von Koburg und Gotha als ein todtes Familienerbstück betrachtet werden. Nach Para graph 4 der Verfassung habe der Herzog seinen wesent lichen Aufenthalt im Staatsgebiete zu nehmen, um mit den Zuständen des Landes und den Bedürfnissen des Volkes vertraut zu sein. Dieser Gesichtspunkt sei auch für den Thron folger geltend, der seinen wesentlichen Aufenthalt im Lande nehmen müsse. Nach dieser Richtung hätte die StaatSregierung längst eine beruhigende Erklärung erlassen sollen. Redner glaubt im allgemeinen Einverständniß zu handeln, wenn er diese Hoch bedeutjame Frage hier anrege und der Staatsregierung Gelegen ¬ heit gebe zur Aeußerung, bevor dieser i-^nheit an Wichtig keit nachstehende Fragen bei der lat-...cathung besprochen werden. Hieraus bringt der Abg. Ara« v loiaeuden Antrag ein: „Der gemeinsame Landtag wolle die ,,:rzo;t:u,e Staatsregierung ersuchen, an höchster Stelle daraus wuznwirken, daß der nach menschlichem Ermessen dereinst zur Thronfolge berufene Prinz Arthur von Connaught baldmöglichst seinen wesentlichen Au fenthaltin denHerzogthümern Koburg und Gotha nehme, hierselbst eine deutsche Er ziehung erhalte und sich mit den Verhältnissen seiner neuen Heimath aus eigenen Anschauungen vertrant mache." — Diesen Antrag will Staatsminister Strenge an die Kommission verwiesen wissen, um dort Erklärungen abzngeben, die sich der Oeffentlich- keit entziehen sollen. Der Landtag beschließt jedoch sofortige Abstimmung und nimmt den Antrag gegen die Stimmen der Sozialdemokraten an. Das Reichsamt des Innern hat nunmehr im Auftrage des Reichskanzlers in Konsequenz des ablehnenden Beschlusses der Ausschmückungskommission des Reichstages die finanzielle Aus einandersetzung mit dem Professor Stuck bezüglich des Deckenfrieses „Die Jagd nach dem Glück" eingeleket. Dem Künstler waren bereits 22 000 Mk. als Vorschuß gezahlt worden. Das Centrum hat nun auch eine Ansichtspostkarte. Sic trägt den Centrumswahlspruch: „Für Wahrheit, Freiheit und Recht", und die Bilder der 12 süd- und norddeutschen Führer der Fraktion. Es sind dies die Bilder der Abg. Bachem, Graf Ballestrem, Gröber, Frhr. v. Heereman, Frhr. v. Hertling, Hitze, Gras Hompesch, Lender, Lieber, Müllcr-Fulda, Schädler und Spahn. Der Oberstaatsanwalt vr. Schmidt in Mainz hat der Redak tion des „Mainz. Journ." die Mittheilung zugehen lasten, daß das Disziplinarverfahren gegen den Landgerichtsdirektor Küchler wieder ausgenommen worden sei. Oesterreich. Der „N. Fr. Presse" zufolge scheint bei der bevorstehenden Bildung des neuen Ministeriums die katholische Volkspartei in den Vordergrund zu treten. Dafür dürsten auch die Polen sein, die glauben, daß für sie der Uebergang in die neuen Verhältnisse im Bunde mit der katholischen Volkspartei leichter werden würde. Man nimmt an, daß Baron Dipauli auch künftighin dem Ministerium angehörcn werde, das den Szellschen Ausgleich nicht annehmen, aber neue Verhandlungen anstreben würde. Man hält es für möglich, daß die katholische Volkspartei eine Mehrheit auf neuer Grundlage bildet und in Verhandlungen mit der Linken tritt, um die Sprachenfrage zu ordnen. Angeblich soll vr. Kathrcin den Entwurf eines Sprachcnprogramms ausarbcitcn. Tas klerikale der AbrüstungSvorschlSge mit der HungerSnoth be handelt. In dieser Zuschrift heißt es: „Der Nothstand des vorletzten Winters betraf ein Gebiet von 19 Gouvernements und eine Bevölkerung von 30 Millionen. Das wurde von der „Kaiserlichen ökonomischen Gesellschaft" in Petersburg in der Sitzung vom 22. April vor. Jahres festgestellt und publi- zirt. Diese Veröffentlichung berührte in den einflußreichsten Kreisen der russischen Regierung überaus peinlich — stand sie doch in direktem Gegensatz insbesondere zu dem Bericht des all- mächtigenFinanzministers über die wirthschaftliche Prosperität des Reiches. Es erfolgte das bekannte Dementi des Ministers des Innern, das mit statistischen Zahlen zu beweisen versuchte: „Es herrscht kein Nothstand!" Gleichzeitig wurden die Sitzungen der Kaiserlichen ökonomischen Gesellschaft suspendirt und der Presse der Befehl ertheilt, nichts über den Nothstand zu bringen. Trotz der weitgehendsten Schönfärberei erkannte die vorerwähnte Denkschrift des Ministers des Innern einen Gesammt- ausfall der russischen Ernte gegenüber dem Durchschnitte der letzten fünf Jahre in Höhe von 696 Millionen Pud Getreide an. Die Gesammtziffer der russischen Produktion läßt sich auch nicht einmal annähernd feststellen. Der durchschnittliche jährliche Export in der vorangegangenen fünfjährigen Periode betrug aber 509 Millionen Pud. Wenn man die beiden genannten Zahlen einander gegenüberstellt, so ergiebt sich daraus, daß Ruß land in jenem Wirthschaftsjahre statt zu exportiren, importiren mußte. Es hat thatsächlich sehr beträchtlich exportirt — aber auf Kosten der Ernährung seiner Bevölkerung. Die arme russische Landbevölkerung hat sich den Getreide- Export abgehungert. Die Folgen davon blieben und bleiben nicht aus — so wenig auch heute noch die russische Presse darüber berichten darf. Im letztverflossenen Winter wurden nur 9 Gouvernements und eine Bevölkerung von etwa 15 Millionen von der Hungersnoth betroffen. Daß diese entsetzlichen Zustände, die im schärfsten Kontrast zu den Darstellungen des mächtigsten und einflußreichsten Ministers standen, als sie auch an die höchste Stelle gelangten, dort das Vertrauen zu diesem Beamten er schütterten und seine Stellung schwer bedrohten, lag nahe. Und in der That schien er eine Zeit lang unhaltbar. Da gelang das kaum Glaubliche: man überzeugte die höchste Stelle davon, — daß nur ungewöhnliche Umstände, insbesondere die „ge waltigen Kriegsrüstungen" die ausgezeichnete Wirthschafts- politik des Finanzministers durchkreuzt und die Nothstände Her vorgernfen hätten. Eine Minderung der Rüstungen, ferner Almosen von so und soviel Rubeln würden genügen, um nor male Zustände herbeizuführen. — Man fand Glauben, und der allmächtige Minister war gerettet. Die einsichtigen Kreise der russischen Landwirthschaft wissen aber sehr wohl, daß Niemand sie so gründlich ruinirt hat, als ihr Finanzminister und seine Wirtschaftspolitik. Das Großkapital hat freilich berechtigten Grund, ihm dankbar zu sein. Die Stärke Rußlands liegt aber in der Prosperität seiner Landwirthschaft, in der Gesundheit und Kraft seiner ländlichen Bevölkerung, nicht in dem Reicherwerden einer internationalen Plutokratie. Die „Kreuzztg." hat mehrfach Nachrichten über die entsetzlichen Zustände in den Nothstandsdistrikten gebracht — die russischen Zeitungen schweigen — weil sie müssen." Ostasten. Die Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und dem von der Teutsch-Asiatischen Bank vertretenen Syndikat über die in der Provinz Schau tung geplanten Eisenbahn- und Bergwerks-Unternehmungen sind nunmehr zum Abschluß gekommen. Für das Reich sind dabei sehr erhebliche Zugeständnisse erzielt worden, insbesondere eine weitgehende Be theiligung an den Einnahmen des Syndikats als Beitrag zu den Aufwendungen des Reiches für die Hafenanlagen in der Kiautschou- bucht und zu den allgemeinen Verwaltungskosten des Schutzgebiets. Sobald der Reingewinn die Auszahlung einer Jahresdividende von 5 Prozent gestatten wird, soll der „Köln. Ztg." zufolge dem Reiche von dem Mehrbeträge von 5 bis 7 Prozent der 20. Theil, von dem Mehrbeträge von 7 bis 8 Prozent der 10. Theil und, m dieser Weise weiter steigend, vom Mehrbeträge über 12 Prozent die Hälfte zufallen. Ebenso ist dem Reiche das Recht gewährt, die Eisenbahnen nach Ablauf von 60 Jahren gegen maßvollen Ersatz des Werthes der Anlagen käuflich zu erwerben. Als Gegenleistungen fallen dem Syndikat die nachstehenden Be rechtigungen zu: Es erhält zunächst die Konzession zum Bau und Betriebe einer Eisenbahn von Tsintau über Weihsien nach Tsinanfu mit Zweigbahn von einem Punkte dieser Hauptlinie nachPoschan. Weiter wird der Gesellschaft bis zum Ablauf des Jahres 1908 auch noch die Option auf die Eisenbahnlinien von Tsinanfu nach Jtschoufu und von Tsintan nach Jtschoufu ertheilt. Endlich ist dem Syndikat die ausschließliche Berechtigung ertheilt worden, auf die Dauer von fünf Jahren in einer Breite von 30 Li (fünfzehn Kilometern) auf beiden Seiten der genannten Eisenbahn- strecken nach Kohlen und anderen Mineralien sowie nach Petroleum zu schürfen und auf Grund der gemachten Funde durch Muthuug die Verleihung des Bergwerkseigenthums zu beantragen. Von den gewonnenen Kohlen müssen die Bedürfnisse der Marine an Kohlen zu einem Vorzugspreis voraus befriedigt werden. Ebenso sind für den Betrieb der Eisenbahnen, für die Reichspost- und Telegraphen-Verwaltung weitgehende Vorrechte, vor allem kosten freie Beförderung der Briefpost mit allen fahrplanmäßigen Zügen, ausbedungen worden. Endlich muß andern Unternehmern der Anschluß an die Bahn durch Privatanschlußgeleise oder Anschluß bahnen gestattet werden, eine Bestimmung, die um so wichtiger ist, als außerhalb der 30-Li-Zone Jedermann das Schürf- und Muthungsrecht aus Mineralien in Schantung nachzusuchen frei steht. — Nach dem deutsch-chinesischen Vertrag vom 6. März 1898 muß der Bau und Betrieb der Bahnen durch eine deutsch chinesische Gesellschaft erfolgen. Diese wird nunmehr als Aktien- Gesellschast untxr der Firma „Schantung Elsenbahngesellschast" zunächst mit dem Sitze in Berlin, dann binnen sechs Monaten nach Ertheilung der Konzession mit Verlegung des Sitzes nach Tsintau, errichtet werden. Das für den Bau und Betrieb der Bahn aufzubringende Aktienkapital ist auf 54 Millionen Mark in Aktien, die über 1000 Mark Nennwerth lauten, festgesetzt; an der öffentlichen Zeichnung, die auch in genügenden und in geeigneten Handelsplätzen Ostasiens eröffnet werden soll, dürsen sich vertragsmäßig auch Chinesen betheiligen. schlügen einzeln aufgeführten Verträge und Abkommen Bezug haben. Die Zahl der angeführten Verträge wird noch durch Nebereinkommen der Signatar-Mächte erhöht werden können. Jede einzelne Macht wird außerdem noch mit einer anderen Macht ein besonderes Abkommen treffen können, um das Schieds gericht pflichtweise zu machen. Für alle übrigen nicht erwähnten Fälle ist das Schiedsgericht rein wahlweise. Ein internationaler Untersuchungsausschuß wird die Umstände feststellen, welche das betreffende Zerwürfniß herbeigeführt haben, und über die Ursachen Aufschluß geben durch eine unparteiische Prüfung der Thatfachen. Jede der beiden betheiligten Regierungen ernennt zwei Mitglieder und diese vier wählen einen fünften, welcher zu gleich Präsident der Kommission ist und einen Bericht zu er statten hat, der in keiner Weise einen Schiedsspruch bedeutet, sondern die Möglichkeit gewährt, «n Abkommen zu schließen oder sich an das Schiedsgericht zu wenden." — Den Vorschlägen ist ein vollständiger Kodex für das Schiedsgericht beigefügt. Nach einer Meldung des „Standard" aus dem Haag sind die Ver treter Englands, Amerikas und Rußlands zu einer Verständigung über die Schiedsgerichtsfrage gelangt, wonach der russische Ver mittelungsplan, der britische Plan über die Einsetzung eines ständigen Schiedsgerichts und die amerikanischen Schiedsgerichts vorschläge verschmolzen werden sollen. Frankreich. Ministerpräsident Dupuy hatte gestern Vor mittag eine Besprechung mit den Ministern des Krieges und der Justiz. Nach Beendigung der Konferenz begaben sich Dupuy, Krantz und Lebret ins Elysee, wo sie vom Präsidenten Loubet empfangen wurden. Dem Vernehmen nach leitet der Kriegs minister eine Untersuchung ein über das Verhalten des Generals Herve vor dem Schwurgericht. Dieser hatte bei Abgabe seiner Aussage zu Gunsten Dörouledes geäußert, Döroulede habe das Vertrauen zur Armee, welches durch die gegen dieselbe gerichtete Campagne erschüttert worden, wiederherstellen wollen. Deroulede wurde bei seinem Erscheinen vor dem Schwur gericht mit Zurufen begrüßt. Der Generaladvokat Lombard be ginnt sein Plaidoyer und bespricht in ausführlicher Weise die Ereignisse des 23. Februar. Lombard tritt sodann für die Dis ziplin in der Armee und die Freiheit der gegenwärtigen Ord nung der Dinge ein, wendet sich tadelnd gegen die Zeugen aussagen Herves und Beaurepaires und beendet sein Plaidoyer, ohne einen bestimmten Strafantrag gegen Deroulede und Hadert zu stellen. Der Advokat Falateuf beginnt darauf seine Ver- theidigungsrede für Deroulede. Als Falateuf im Verlaufe seiner Vertheidigungsrede aus etwaige disziplinarische Bestrafung des Generals Hervä anspielt, geräth Deroulede in Entrüstung, steht auf und ruft: „Das ist Verrath! Als General Herve seine Zeugenaussage machte, erfüllte er damit eine muthvolle, recht schaffene und loyale That. Ich habe es von mir gewiesen, mich an Herve zu wenden, als ich den Parlamentarismus stürzen wollte, da ich wußte, er würde mir nicht folgen. Herve hat sich niemals mit Politik beschäftigt. Ich werde es nicht dulden, daß man ihm die Epauletten herunterreißt. Behaltet mich im Ge- fängniß oder ich werde von Neuem beginnen!" Auf diese Worte Derouledes folgte ein furchtbarer Lärm und Rufe „Es lebe Deroulede!" Die Zuhörer schwenkten Stöcke und Hüte. Auf Befehl des Präsidenten wurde der Saal geräumt und Deroulede aufgefordert, den Saal zu verlassen. Hierauf rief ! Deroulede aus: „Es lebe Frankreich! Nieder mit den Verräthern!" Das Publikum stimmte m den Ruf ein. Die Sitzung wurde auf eine Viertel-Stunde unterbrochen. — Die letzte Meldung be- ' sagt: Deroulede und Hadert sind vom Schwurgerichtshofe frei- ' gesprochen worden! schein der Ostbahn bei ihr gefunden. Die geheimnißvolle Unbekannte wurde ins Depot überführt und die Sache vem Kriegs ministerium zur Anzeige gebracht." Die Blätter drucken diese Mittheilung unter derselbstverständlichcnfSpitzmarke „EineSpionin" ab, unter die allerdings viele vorsichtshalber ein Fragezeichen .... ... ... setzen. Richtiger wäre cs allerdings von ihnen gewesen, der der Heirathsvermittlcr von Pokorny gegen die Entscheidung des Lokalnotiz den Titel „ein überspanntes Frauenzimmer" ' " " '" - .... . zu geben. Ter „Kreuzztg." geht aus Rutzland von bestuutcr- richtetcr Seite eine Zuschrift zu, die den Zusammenhang