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MivergerAnzei^ und Taaeblatt und Tageblatt D 43 >> »I. Jahrgang. ——— — Dienstag, den 21. Februar. -mtsblLS Ur dir WÄgliLcs md Wttltzcii Behörden zu Freiberg mld Brilür Veranttv örtlich» Leitungr »<*r- »«rthardt» kiick«i»t jed«, Wotbentatz Ab -nd» '/,g Ihr für dru andeini Lay. Preis vierteljährlich L M. 85 Pfg. -weiwonarliL 1 Ml. 50 Pjg. a. «mmonatlich7öPig. Inserat, »erde» bi« vorstttag tt llyr E angenommen. Pret« für die Lpaltzelle IS Bsg. ß »nherhalb de« Landgerichtsbezirt« IS Mg. jj »W fern« sowi« Mnigliche» Amtsgericht, Adth. I» »r. Uöteiu«, Ass Nicolai. Vie Lartsetzaag derSäaea-Iaterpellatjoa im Reichstag, ^-^um g-s-° di- Sozialdemokrat«, b-zw. g-g-n di- Jud«. nd. Berlin, den 18. Februar. Freiberg, den 16. Februar 1899. 2». 26/98 No. 16. anberaumt worden. Die Realberechtigte» werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände au wiederkehreuden Leistungen, sowie Kostensorderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine lleberficht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses lärm nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichnete» Amtsgericht« ein- , gesehen werden. Zum Bieten wird nur zugelassen, wer seine Bereitschaft zur Zahlung oder Sicherstellung den bestehenden Bestimmungen gemäß nachweist. Vor IS. April 1»«», Vormittags 10 Uh* als Versteigerungsternri» der L. »ai 1889, Vormittag» 11 Uhr, als Dermi» z» Verkündung des Berthe ilungsplom» Zwangsversteigerung. , Das im Grundbuche auf die Namen des Lagerhalters Ernst Heinrich Braune in .DreSden-Pieschen und des Gußmeisters August Hermann Braune allhier eingetragene, in .Freiberg au der Neugasse unter Nr. 7 gelegene Hausgrundstück, Folium 169 deS Grundbuchs für Freiberg, vormaligen Stadtgerichtsantheils Nr. 235 des Brandkatasters, Abth, und Nr. 244 deS Flurbuchs für diese Stadt, geschätzt auf 8600 Mk. — Psg-, soll im hiesige» Königl. Amts gericht« zwangsweise versteigert werden, und eS ist Vir SS. «Sr, 1«»», vormittag- 11 Uhr, als Annrelvetermin, Noch die ganze heutige Sitzung wurde durch die Besprechung der Dä»e*-Jnterptllatiou auSgefüllt, und toenn nicht zu rechter .Zeit ein Schlußantrag heilsam eingegriffen hätte, wäre der Punkt auch heute noch nicht erledigt worden. War daS eine Redelust, ja Redewuth! Gras Ballestrem muß darüber baß verblüfft ge wesen sein, denn er hatte gestern schon und heute wieder eine lange Tagesordnung mit vielen Nummer» ongesetzt, von denen .nur i» 2^, Sitzungen mit Hängen und Würgen glücklich die erste abgeschlossen worden ist. Ja, ja, der Präsident scheint die seiner Leitung anvertrauten Schäfleiu noch nicht zu kennen, wenn sie einmal losgelassen werden. Und Fragen wie diese, find nun einmal Gelegenheiten, bei denen die Geister in der schärfsten Weise aufeinanderplatzen. Kein besseres Mittel konnte -S geben, sich dem Unterschied zwischen dem deutschen Reichstage und dem preußischen Abgeordneteuhause so recht klar zu Gemüthe zu führen, als den so kurz hintereinander geführten Dänendebatten in den beiden Körperschaften beizuwohnen. Während iu der Prinz Albrecht- straße eine erdrückende Mehrheit für die Regierung alle Ein wendungen fast im Keime erstickte, haben die Beschwerden der nordschleswigschen Bevölkerung am Königsplatz einen starken Resonanzboden gefunden, und es ist gar kein Zweifel, daß, wenn ein Antrag vorgelegen hätte, die Mehrheit des Reichstages sich für eine Mißbilligung der Regierungsmaßnahmen entschieden haben würde. Di« heutige Debatte entschied sich von der gestrigen im Wesentlichen durch zwei Punkte; einmal dadurch, daß die Rechte auS ihrer bisher beobachteten Reserve mehr heraustrat, so daß -sich «ine eigentliche Diskussion entwickeln konnte; und dann durch die veränderte Stellungnahme der rechtsstehenden Redner zu der Kompetenzfrage. Dieses letztere Moment muß ohne Zweifel als ein Erfolg des vr. Lieber (Centr.) bezeichnet werden. Während die gestrigen konservativen Redner die Kompetenz des Reichstage» rundweg leugneten, bezeichneten die heutigen die Frage meistens als strittig, und Fürst Bismarck ging sogar so weit, die Vermuthung auszusprechen, der Reichskanzler habe in seiner angeborenen Höflichkeit wohl nur deshalb die Un zuständigkeit des Reichstages behauptet, um einen plau sibel» Grund für die Verweigerung der Beantwortung der Interpellation anzugeben. Ob Fürst Hohenlohe dem Fürsten BiSmarck für diese Aeußerung dankbar sein wird, erscheint aller dings sehr zweifelhaft. DasHauS war über sie zuerst völlig ver blüfft und brach dann nach einer Weile in ein schallendes Ge lächter auS. Die Mehrzahl der heutigen Redner kam auf die Anhänger der Regierungspolitik. Außer von dem Fürsten Bismarck, der die interessante Bemerkung machte, daß sein Vater ein viel innigeres staatsrechtliches Verhältniß des Reiches zu Oesterreich, leider ver geblich, angestrebt habe, und der sich unter Versicherung seines vollsten Vertrauens zur Regierung zu dem Satze bekannte: „Ich bin immer auf Seiten meines Vaterlandes, ob eS im Recht ober im Unrecht ist", wurde das Vorgehen des Oberpräsidenten noch voll und ganz gebilligt von vr.Lehr (nl.), der die gestern so arg vrrunglückte Rede seines Fraktionsgenossen Tönnis zu Ende hielt, von dem Konsistorialpräsidenten Stockmann (Rp.), der einen holsteinschen Wahlkreis vertritt, von vr. Sattler (nl.), der zwar einige Uebergriffe untergeordneter Organe lieber nicht geschehen wünschte, aber die Regierung aus das Dringendste ersuchte, un- berrrt auf dem eingeschlagenen Wege weiter zu gehen und sich durch keine Einflüsse vpn demselben abdrängen zu lassen, sowie -üblich von dem Grasen KlinkowstrSm (k.) und Herrn Liebermann von Sonnenberg (Refp.), die die Gelegenheit vor allem dazu be- 'widmet hat, fest, daß zur Zeit sowohl in Pari- als in Berlin aus rin gute- und herzliches Einyernehme» der Heid«» Re gierungen ganz besonderer Werth gelegt werd«, und fährt danu fort: „Noch auf eines muß hier hingewiesen werden. Während der Reichskanzler den Nachruf auf den Präsidenten Faure sprach, erhoben sich die Mitglieder aller Parteien, also auch di« Sozialdemokraten; al» aber bei Beginn der Session der Präsident Graf Ballestrem dem Fürsten Bismarck eine» Nachruf widmete, standen die „Genoffen" auf und verließen de» Saal. ES ist also die gewiß denkwürdig« Thatsache festzustellen, daß die deutschen Spzialdemokrate« dem Gründer her deutschen Einheit dieselbe äußere Ehrung verweigerten, die sie dem Aber« Haupte der französischen Republik bereitwillig zollen." ES fällt aus, daß die Nachricht vom bevorstehend«» Rücktritt de» Statthalter» von Elsaß-Lothringen, Fürste» Hohenlohe-Langenburg nicht dementirt wird. Dadurch gewinnt die daran geknüpfte Meldung, der Schwager de- Kaisers Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe sei sür diesen hoben Posten ausersehen, an Wahrscheinlichkeit. Fürst Hohenlohe steht im 67. Lebensjahre, und wenn ihm auch, wie festgestellt werden kann, von „berufener Seite" nicht nahegelegt wurde, an seinen Rücktritt zu denken, so fühlt der Fürst doch die Bürde der Jahre und seines delikaten Amtes schwer genug, um die Zeit als nicht mehr fern bezeichnen zu können, in der «r seinen Platz einer jüngeren Kraft wird einräumen wollen. Prinz zu Schaum burg-Lippe hat bei seinem letzten Besuch im Reichsland da» Statthaltereigebäude in Begleitung semer Gemahlin sehr eingehend besichtigt. Damals fiel dieS schon auf und heute gilt e» al» zweifellos, daß der Prinz der nächste Statthalter von Elsaß- Lothringen sein wird. Der Prinz wird nach Herrscherart residiren und repräsentiren und den Glanz StraßburgS erhöhen, waS wirthschaftspolitisch von Belang zu sein pflegt. Man erhofft dadurch einen stärkeren Zufluß altdeutscher Elemente wieder zu Wege zu bringen. Indessen — e» kann all-S noch seine Zeit währen, da die persönlichen Momente, die hier in Betracht kommen, von un gewöhnlicher Bedeutung sind. Die Reichstagskommission zur Berathuug der Baukgesetz^ Novelle lehnte am Sonnabend nach langer Debatte den Antrag Gamp auf Erhöhung deS Grundkapitals der Bank um 80 Millu^ neu Mark (auf 200 Millionen Mark) mit 18 gegen 8 Stimme» ab und nahm den Vorschlag der Regierung, Erhöhung um 30 Millionen Mark, also auf 150 Millionen Mark, an. Abtz. Gamp beantragt nunmehr Erhöhung des Reservefonds auf dH Gesammtkapitals. Reichsbankpräsident Koch sprach sich gegen eine solche Erhöhung auS, ebenso gegen die vom Aba. Gamp ge wünschte Erweiterung des Lombardverkehr- der ReichSbaut. Sicherem Vernehmen nach sollen zunächst nur «in Garde- Füsilier-Regiment, das Garde-Jäger- und Schützen-Bataillo» und die Jnfanterie-Schießschule mit dem verbesserten Ge wehre, daS offiziell die Bezeichnung IL/98 führt, bewaffnet werden. Diese Maßnahme ist indessen nur als ausgedehntere Fortsetzung der Versuche zu denken, die schon bisher mit dem neuen Gewehre innerhalb deS GardecorpS gemacht wurden. DieEinführung desBesähigungSnachweiseS für da» Baugewerbe scheint, wie aus Fachkreisen mitgetheilt wird, sicher in Aussicht zu stehen. ES sollen nach Antrag einzelner Bundesstaaten, insbesondere Bayerns, die Bestimmungen über die Wiedereinführung des Befähigungsnachweises für das Baugewerbe der Novelle zur Gewerbeordnung hinzugefügt werden. Man hofft, durch den Befähigungsnachweis sowohl die Zahl der UnglückSfälle im Baugewerbe zu vermindern, als auch dem Bauschwiud«! Wirt- samer als bisher entgegen trete» zu könne». Die zur Zeit zwischen de» Bundesregierungen in dieser Sach« schwebend« Verhandlungen dürfte« voraussichtlich bald zu« Abschluß kommen. AuS dem anderen Log« war die Zahl der Redner geringer, ab« der Umfang der Rede» um so größer, vor Allem war e» die freis. Volkspartei, die zwei ihrer besten Redner tu» Feld schickte, die beiden Rechtsanwälte Lenzmann und Munckel. Darin, daß sie gute Redner sind, gleichen sie sich, aber i« der Art des Sprechens giebt es kaum zwei größere Gegensätze. Lenzmann ist rauh und polternd und schlägt mit Keulen auf seine Gegner, während Munckel, der wohl über den feinsten Humor im Reichs tage verfügt — nur zuweilen kommt ihm in besonder- guten Stunden Or. Lieber nahe — mit beißender Ironie hantirt und ortwährend Nadelstiche versetzt. Daß daS Letztere oft wirksamer ein kann, erwies sich auch heute wieder augenfällig. Während LenzmannS Worten nur der übliche „lebhafte Beifall link»" folgte, dessen dieser Redner ja immer sicher ist, erhob sich nach Munckel- Sticheleien ein viele Sekunden lang andauernder veritablrr Kamps zwischen „lebhaftem Zischen rechts" und „stürmischem Beifall linls", ganz wie bei der Premiere eine- naturalistischen DramaS eines unseren Jungdeutschen. In der Schärfe der Verurtheilung der in der Nordmark geübten Regierungspolitik gaben sich die beiden Parteigenossen aber nichts nach, und man kann wohl behaupten, daß diese Reden im preußischen Abgeordnetenhaus« glatterdings unmöglich gewesen wären. Eine Reihe von Fällen, die»« vor brachte, charakterisirte er als „brutale Grausamkeiten ohne Gleichen" und als Knackte Willkür, die Deutschlands Ansehen allenthalben schädigen müsse." Als indirekte LeidenSgenoffen der von den Maßregeln Be troffenen sprachen, natürlich in scharf verurtheilendem Sinne, v. Glebocki (Pole) und Frhr. v. Hodenberg (Welse). Die Rede des letzteren war in der Form geradezu vollendet, und man kann ihr einen gewissen Eindruck nicht absprechen. In Summa be deutete sie eine runde Absage seiner politischen Freunde von Preußen in denkbar schärfster Form: „Die preußische Art hat bei unS in diesen 33 Jahren keine moralischen Eroberungen ge macht; wir sind nur verpflichtet, die preußischen Gesetze zu beobachten, aber preußisch fühlen, daS können und wollen und werden wir nicht, niemals!" — Auch vr. Lieber ergriff zum Schluß noch einmal daS Wort, um im Wesentlichen zu betonen, daß die Stellungnahme gegen die Regierungsmaßnahmen mit dem nationalen deutschen Empfinden gar nichts zu thun habe. Im echten Nationalgefühl nehme er und seine Part« und wohl auch die übrigen Gegner der Ausweisung-- und Bedrückungs politik es mit jedem Freunde derselben auf; nach außen feien alle schwarz-weiß-roth I Die lange Debatte hat die Parteien nicht näher gebracht. Schroff wie vorher stehen sich im deutschen Volke in der so überaus wichtigen Frage der Behandlung der fremdsprachigen Volksgenossen zwei große Heerlager unversöhnt gegenüber. PolittschVumschau. Freiberg, den 20. Februar. Deutschland. Der Kaiser, welcher Sonnabend Nachmittag von Hubertusstock zurückkehrte, begab sich direkt vom Bahnhöfe nach der französischen Botschaft, um dem Botschafter sein Beileid aus zusprechen. Die Unterredung danerte 40 Minuten. — Zu der Abordnung, welche auf Befehl des Kaisers an der Bcisetzungsfeier m Paris theilnimmt, sind befohlen: der Oberstallmeister Gras Wedel, General L la suits v. Scholl, der Kommandeur deS Alexander- Regiments Oberst v. Moltke und der Majyr im 1. Garde-Regiment y. Plüskow. Diese vier Herren zählen zu den größten Offizieren der deutschen Armee. Die „Rh.-Westf.-Ztg." stellt im Anschluß an den Nachruf, den der Reichskanzler dem Präsidenten Faure i« Reichstage ge- Im Name« des Königs! In der Strafsache gegen den Klempner Friedrich Theodor Ahlmann in Freiberg wegen Beleidigung hat das Königliche Schöffengericht zu Freiberg in der Sitzung vom 1. November 1898, au der Theil genommen haben 1. Assessor »m. Fritsche, als Vorsitzende* 2. Direktor W'Iokom, t - S. Kaufmann Vitt«», / »«werg, al» Schöffen, Referendar Müller, als Beamter der Staatsanwaltschaft Referendar al- GerichtSschreibe* für Recht erkannt. Drr Angeklagte wird wegen Beleidigung der Freiberger Schutzleute M zwei Fülle» h« drei Woche» <tzes»»g»iFf verurtheilt. Er hat auch die Kosten de» Verfahren» zu tragen. Die Stadtpolizeibehörd« zu Freiberg ist befugt, die Verurtheilung de» Angeklagte» Wege« Beleidigung auf dessen Kosten binnen einer Woche von der Zustellung einer UrtheilSauSfertiguug an durch einmaligen Abdruck de» UrtheilStenor» im Freiberger Anzeiger öffentlich bekamst zu mache». Antragsgemäß veröffentlichte Freiberg, am 20. Februar 1899. S-NiglicheS Amtsgericht, Mth. Xr. 241/98. Nr. 3. Aff. 3- Die sich vom 1. April 1899 bis 31. März 1900 beim Garuison-Hazareth Freiber- erforderlich machende Lieferung von Backwaaren, trockenen Gemüse», Mich, Pie^ Ewr«, Buttes Kartoffel» und Mohrrüben soll vergeben werden. Die Bedingungen, sowie die Gemüseprobt» liege« «achmittag» im Geschäftszimmer bH 2b. Februar auS. Sarnlson-Lazqrsth»