Volltext Seite (XML)
* Chomnih, 7 Juni. Lem Vorstand de« Rationalliberalen Verein« zu Chemnitz ging Montag früh folgende« Schreiben an« ltzbad z«: «Ich habe mich entschlossen, da« Amt eine« Vorstandsmitglieder de« Nattonallibe, ralen Verein« ntederzulegen, und zwar aU-schließ- lith an« dem Grunde, dadurch dem Verein sowohl al« auch mir selber größere Bewegungsfreiheit zu »erschaffen. Dabei hoffe ich, daß Sie mir baldigst Gelegenheit geben, in einer Mitgliederversammlung über die Vorgänge im Landtag und der Partei Bericht zu erstatten. Mit vorzüglicher Hochachtung Mar Langhammer, Landtagsabgeordneter.' — Vorstand und Ausschuß deS Nationalliberalen Vereins zu Chemnitz werden bereit« morgen Mitt- »och abend zu der durch die RücktrittSerllärung Langhammers vom Vorstand geschaffenen neuen Situation Stellung nehmen. * Chemnitz, 7. Juni. In große Aufregung Wurden gestern abend gegen v Uhr die Anwohner der Dürerstraßr versetzt. Um diese Zett erschollen ängstliche Rufe von Anwohnern und Vorüber, gehenden, denn hoch oben am Hause im 4. Stock- Werk hing ein kleiner Junge außen am Fenster. fimS und die erschreckten Augenzeugen fürchteten natürlich, der Kleine könne jeden Augenblick auf die Straße herabstürzen. Durch das Geschrei der Leute wurde im Nachbarhaus ein junger Mann ÜattrenS Schreiter aufmerksam. Dieser rannt« kurz entschlossen nach einer Bodenkammer, stieg aufs Dach und lief auf diesem hin, bis er das Kind, da« nur noch auf einem Stuckvorsprung stand und Mit einer Hand sich am Fenstersims festhielt, fass,» konnte. Nun stieg der beherzte junge Mann durch da« offene Fenster in die Wohnung der Eltern deS KindrS, welche verschlossen war. Dort mußte er warten, bis die Eltern, die einen Spaziergang unternommen hatten, zurückgeholt waren. Der Junge, eS war der kjährige Kurt Schönherr, war au« dem Bette aufgestanden, hatte das Fenster geöffnet und war hinausgestiegen. Nur einem Zu fall ist eS zu danken, daß der wohl etwas schlaf, trunkene Kleine sich dann am Sims festhielt und so vor dem gefährlichen Sturze bewahrt blieb. * Augnßu«b»rg, 6. Juni. Heute nachmittag Wurde im Waldteil Lohe bei Dorfschellenberg der Leichnam eines erdrosselten Kindes aufgesunden. Die Mutter deS Kindes, die sich am Halse Schnitt wunden beigebracht hatte, wurde festgenommen. Die Staatsanwaltschaft hat bereits die Unter- suchung eingeleitet * Dretden, S. Juni. Ein schweres Ärandun. glück, dem zwei Kinder von 9 und 4 Jahren zum Opfer fielen, hat sich heute in der Wohnung des KartonnagenzuschneiderS Röpke in Löbtau zuge« tragen. Während der Abwesenheit der Eltern kochte die 9jährige Tochter Kaffee. Dabei expls- diertt dir Spirituskanne. Der brennende Spiritus ergoß sich über beide Mädchen, die so gräßliche Brandwunden erlitten, daß beide im Kranken- Hause starben. — Beim Baden ertrunken find der 16jährige Handelsschüler Willy Lehmann, der einzige Sohn einer in der Gtruvestraße woh- tietrden Witwe, und der 13jährige Sohn des Buch drucker« Gerling. — Verhaftet wurde ein 20jährlger Markthelfer, der von einem Dresdner Geschäfts- mann 5000 Mark zu erpressen suchte. Außerdem hat er noch an zwei anderen Personen Erpressungen verübt. * Leipzig, 8. Juni. Der nationalliberale LandtagSabgeordnete Amtsrichter vr. Johannes Rudolph, Vertreter deS 5. Leipziger Wahlkreises, ist heute früh an den Folgen eines Herzleiden- gestorben. Im 5. Leipziger Wahlkreis wird durch seinen Tod eine Ersatzwahl nötig. Rudolph, der nur ein Alter von 87 Jahren erreicht hat, wurde am LS. Oktober v. I. in der Stichwahl mit etwa 15 000 Stimmen gegen den sozialdemokratischen Kandidaten Bammes gewählt, der etwa 9400 Stimmen erhielt. — Das Leipziger Landgericht verurteilte den 27jährigen Chemiker Friedrich Gustav August Homrighausen aus Hannover, zu letzt in Moskau, der mehrere Diebstähle in D-Zügen verübte und sich gegenüber einem von ihm bestoh lenen Kieler Leutnant der versuchten Erpressung schuldig machte, zu drei Jahren Gefängnis. * Meiste», 6 Juni Beim Anzünden deS Spirituskochers hatte sich gestern die 10jährige Tochter eine- ArbeiterehepaareS so schwere Brand- wunden zugezogen, daß sie in der vergangenen Nacht starb. * Ostrau 1. Sa, 6. Juni. D.r ungünstige Verlauf der diesjährigen Kirschenblüte kommt in dem geringen Ertrag, der bei den soeben stattge- fundenrn Kirschenverpachtungen auf den obstreichen Gütern der hiesigen Umgebung erzielt wurde, zur Erscheinung. In Bautig wurden nur 70 Mk. er- zielt gegen 1100 M. im Vorjahre, in Goselitz 100 M. gegen 1300 M. i V., in Zunschwitz 30 M. gegen 700 M. i. V, in Ottewig 210 M. gegen 1000 M i. V.. in Trebanitz 420 M gegen 1000 M. i. D * Zwickau, 6 Juni. Eine regelmäßige Ein- nähme für den Gtadtsäckel ist alljährlich der der Stadtgemetnde zuslteßende Kohlenzehnte. In den beiden letzten Jahren war er besonders ertragreich. Im vorigen Jahre betrug er rund 325 000 Mark, in diesem Jahre wird er sich auf 318 000 Mark belaufen * Reichenbach i. B., 6. Juni. In Gefahr zu ersticken befand sich in der Nacht zum Montag die Familie des Gchnittwarenhändlers Otto Rahmig in der Rathausstraße. Im Laden war ein Brand auSgebrochen, dem daS gesamte Warenlager zum Opfer fiel. Das ganze Hau« war bald mit dich tem Rauch angefüllt, so daß die Feuerwehr nur vom Ladenfcnster aus den Weg zur Brandstelle sich gewaltsam bahnen konnte. Es gelang nach vielen Mühen, die im ersten Schlummer liegende Familie zu retten. — In seiner Arbeitsstelle, einer Webwarensabrtk, hat sich der Werkmeister Preuß auS unbekannter Ursache durch Erhängen entleibt. * Adorf i. B., 6. Juni. Der gegen 1 Uhr von Eger hier ankommende Süterzug fuhr infolge falscher Weichenstellung kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof auf einen stehenden Güterzug auf. Die Maschinen bohrten sich ineinander. Drei Güterwagen wurden zertrümmert. Der Material schaden ist bedeutend. * Buchholz, 6. Juni. Ein schweres Automo- btlunglück Hal sich auf der Bärensteiner Straße ereignet. Eine in vier Wagen von einem Aus flug zurückkehrende Hochzeitsgesellschaft auS Königs- walde wurde vom Automobil de« Fabrikanten Gwo- boda von hier überholt. Ein Pferd der Hochzeit«, wagen scheute, wobei der Wagen in den Straßen- graben geschleudert und umgeworfen wurde. Seine Insassen, 4 Erwachsene und 3 Kinder, kamen unter den Wagen zu liegen, wobei 4 Personen mehr oder weniger schwer verunglückten. Einem 70 Jahre alten Manne wurde der Blustkasten derart gequetscht, daß er schwere innere Verletzungen er- litt. Da« Auto geriet beim Ausweichen ebenfalls in schwere Gefahr. Es wurde stark beschädigt. Die Jnsaffen desselben kamen indes mit dem Schrecken davon. Dem Führer deS Autos trifft keine Schuld an dem Unglück. * Batz Elster, 6. Juni. Im Jähzorn hat sich der Zimmermann Rogler tnS Unglück gebracht. Der Knabe des Hausbesitzers Ludwig spielte im Garten deS Hauses und warf versehentlich die Fensterscheibe ein, hinter der Rogler saß. Dieser ergriff nun eine Zange und warf fie nach d m Kinde, daS er so unglücklich traf, daß der 13jä>)rige Knabe wenige Stunden später an den erhaltrnen schweren Kopfverletzungen starb. Rogler ist gc- flüchtet und konnte noch nicht ergriffen werden Man glaubt, daß er sich ein Leid angetan hat. Kleine Chronik. * Schwere SewltterschÜ-e«. Tin überaus schweres Gewitter, begleitet von einem wolkenbruch artigen Regen mit schwerem Hagelschlag, hat in beträchtlichen Teilen der Kreise Weener und Leer und den angrenzenden oldenburgischen Gebietsteilen die Roggenernte vernichtet. Der Schaden an Gartensrüchten und Obstbäumen läßt sich noch nicht entfernt abschätzen. Auf den Feldern wurden viele Hasen, Hühner und Singvögel von den Ei-stücken erschlagen. Es fielen Eisstücke bis zum Gewicht von einem Pfund. In Ostrhauderfehn ist bei dem Unwetter kein HauS verschont geblieben. Einige Häuser wurden völlig demoliert. Den Kanal entlang find alle Häuser abgedeckt. Der Schaden wird auf etwa 200(X)0 M. geschätzt. In Weener ist ebensallS kein HauS verschont geblieben und alle Fensterscheiben wurde» zertrümmert; an den Gewächstreibhäuscrn der Gärtnerei Hesse allein 2000 Stück. Alle Garten früchte wurden vernichtet. Aus der Heide hauste das Unwetter noch schlimmer. Die Roggenfelder sehen aus wie abgemäht. — Aus Stolp wird ge meldet.' Bei schweren Gewittern mit Hagelschlag, die am Sonnabend und Sonntag in Hintcr- pommern niedergegangen sind, wurden in Bütow ein Arbeiter, in Klein-Gansau zwei Arbeiter durch Blitzschlag gelötet und einer betäubt. Der Hagel richtete auf dctt Feldern große Verheerungen an. — Eine Meldung auS Königsberg i. Pr. besagt: Nackrichten aut der Provinz berichten, daß die am Freitag nnd Sonnabend niedergegangcne» Gewitter großen Schaden angerichtet haben. Zwei Hirten und eine ArbeiterSfrau wurden vom Blitz erschlagen, mehrere andere Personen schwer verletzt. Vieh wurde durch Blitzschlag auf den Feldern getötet. Eine Reihe von Häusern und Scheunen sind durch den Blitz in Brand gesetzt worden. — Aus Uslar wird berichtet: Bei einem Gewitter, welches heute nachmittag in Hardegsen niederging, wurden von vier Personen, die sich unter einen Baum geflüchtet hatten, eine Botenfrau vom Blitz erschlagen, eine Frau und ein Mädchen vollständig gelähmt und der Sprache beraubt, ein Oekonomieelcve trug leichte Verletzungen davon. — Bei Landsberg a. W. wurde der Werkmeister Schulz auf der Rückkehr von einer Radtour vom Blitz erschlagen. — Bei Lüdenscheid schlug der Blitz in die Sprengstoffabrik in Rummenohl ein. ES erfolgte eine gewaltige Explosion, die die Fabrikräume gänzlich zerstörte und in weitem Um kreise die Fenster springen ließ. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen. ' Kälte und Neberschwemmnng ia Spanien. Während Deutschland anormale Hitze zu verzeichnen hat, herrscht in Spanien winterliche Külte. Unwetter und Hagelschlag, die auf den Feldern großen Schaden anrichtcn, ziehen durch das ganze Land. Wegen der Kälte unterblieben in Madrid die Maiscste. In Aragonien wurden zahlreiche Dörfer durch Ueber- schwemmung verheert. Etwa sechzig Häuser des Dorfes Agon wurden fortgeschwemmt. Aus HueSca, Ferrol, Castellon, Barcelona, Cartagena und Valla dolid kommen trostlose Berichte über Zerstörung der Ernten durch Platzregen. In Malaga ertranken zwei Fischer. Im Hafen von Ferrol sank ein Fischerboot mit fünf Mann, die alle ertranken. * Die Prinz Hrinrich-Kahrt. Bei großer Hitze wurde die Strecke von Nürnberg nach Straßburg von den Prinz Heinrich-Fahrern zurückgclegt. Wagen Nr. 99 ist bei Griesbach vollständig ver brannt. Wagen Nr 19 erlitt Defekt und blieb liegen. Um 7 Uhr waren 96 Wagen in Straß burg augelangt. * Eine Stadt i« Klammen. Aus Lemberg wird gemeldet: Die Stadt BuSk steht in Flammen. Es sind bereits 200 Wohnhäuser mit allen Wirt- schakttgebäuden niedergebrannt. * Der „Platztofe", das gesunkene französische Unterseeboot, liegt noch auf dem Grunde deS Meeres. Es war zwar gelungen, das Boot zu heben und mittels Pontons bis dicht vor Calais zu schleppen, da wurde durch Schrammen eines der Pontons leck und sank, mit ihm wiederum der „Pluviose", sodaß die mühseligen Bergungsarbeiten nochmals von vorne beginnen müssen * Kin tief bedavernSwerte« Unglück ereignete sich in Mecklenburg. Zwei die Navigationsschule in Mustrow besuchende junge Leute hatten mit drei BürgerStöchtern eine Segelpartic über den Saaler Bodden gemacht. Aus dem Rückweg wurde die kleine Jacht von einem Unwetter überrascht und zum Kentern gebracht. Die drei jungen Mädchen und einer der Herren ertranken. Der Ueberlebende konnte sich an der äußersten Mastspitze deS Boote« festhalten. Er mußte in dieser Situation stunden lang au«harren, bi« ihm Hilfe gebracht werden konnte. Alle Verunglückten standen im blühenden Alter von 20 bi« 21 Jahren. — In der Sommer frische Hammer am See bei Reichenberg in Böhmen find am Sonntag beim Seerosenpflücken infolge Kenterns der Boote« zwei junge Männer ertrunken Die Leichen find noch nicht geborgen. * Der Alleasteiaer Prozeß. Gleich in seiner Begrüßungsrede eröffnete der Vorsitzende des Allen- stciner Schwurgericht-, Landgerichtsdirektor Broese, den Geschworenen, daß der gegen Frau Marie Toni von Schönebeck geführte Prozeß wegen Anstiftung zum Morde nicht kurz sein, sondern sich vielmehr sehr in die Länge ziehen werde. Der Angeklagten wurde gestattet, die Anklagebank zu verlassen und neben ihrem Verteidiger Platz zu nehmen. Der Gerichtshof ist offenbar bemüht, alles zu vermeiden, waS Frau v. Schönebeck, die übernervös, „psychisch eigentümlich", wie ihr Verteidiger sagte, ist, auf- regen könnte. Frau v. Schönebeck scheint jedoch ehr lich bemüht, den Verhandlungen mit Ruhe zu folgen. Während der Vernehmung der Angeklagten wurde die Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der Sittlichkeit ausgeschlossen, dasselbe wird dei der Lokalbesichtigung der Fall sein. Die ostpreußische Garnisonstadt hat „große Tage." Eine Menge Fremder ist zu der Prozeßverhandlung eingetroffen; viele Journalisten hallen sich im Zuschauerraum des Schwurgerichtssaalcs auf, in dem man sonst ein Publikum der besseren Gesellschaft bemerkt, das sich hauptsächlich auS Damen zusammensetzt. Wie unter den Zeugen, so sind auch unter ihnen viele alte Bekannte der Angeklagten. Die Geschworenen des Gerichts sind zum größten Teil Rittergutsbe sitzer aus der Allcnsteiner Umgebung. Hinter dem Richtertisch haben ein Referent des Preußischen Justizministers und ein Vertreter des Preußischen KricgsministerS Platz genommen. Frau v. Schöne beck erschien am Arme ihres Gatten. Sie trägt schwarze Toilette; ein eigentümlicher Zufall will, daß der Eröffnungstag des Prozesses gerade auf ihren Geburtstag fällt. Auch die Eltern des jetzigen Gatten der Frau v. Schönebeck, der sächsische Groß industrielle Weber mit seiner Frau, find erschienen. In die Verteidigung der Angeklagten teilen sich die Rechtsanwälte Dr. Sello und Bahn (Berlin) und Dr. Salzmann (Allenstein). Namentlich dem Erst genannten geht der Ruf eines sehr geschickten Ver teidigers voraus, sein Name ist auS verschiedenen Scnsationsprozesscn bekannt. Vor dem Gerichts tisch haben in weitem Halbkreis die psychiatrische», medizinischen und sonstigen Sachverständigen — etwa zwanzig an der Zahl — Platz genommen. Diese große Zahl der Sachverständigen ist darauf zurückzusühren, daß Frau v Schönebeck zu ver schiedenen Zeiten ihres Lebens geistigen Beobachtungen unterworfen war und daß sie infolge ihrer Hysterie und Neurasthenie vielfach ärztlich behandelt wurde Bei ihrer Vernehmung gab Frau v. Schönebeck an, daß sie sich vollkommen unschuldig an dem ganzen Drama fühle. Sie habe den Major v. Schöne beck, obschon er bedeutend älter als sie gewesen sei, aus reiner Neigung geheiratet. Sie sei von Jugend auf allerdings eine stark sinnlich veranlagte Natur gewesen. Schon als Backfisch unterhielt die An geklagte, wie sie erzählte, rege Beziehungen zu jungen Herren. Mit ihrem Geistlichen, der ihr den Kon- firmationsuntcrricht erteilte, hatte die junge Dame deshalb einmal einen stürmischen Auftritt; eS sollte sogar zur Klage gegen den Geistlichen kommen, der Mann starb jedoch mittlerweile. Trotz der auf richtigen Neigung zu ihrem Verlobten gab sie auch während deS Verlöbnisses den Verkehr mit jungen Leuten nicht auf. In der Ehe verletzte sie besonders, daß ihr Mann sie vernachlässigte und sich mehr seiner Schwadron und seiner Jagd widmete; die Angeklagte gab jedoch zu, daß sie damals das reine Kind gewesen sei. Während ihres vielen Allein- seinv beschäftigte sie sich viel mit Lektüre, verfaßte auch Tagebücher, Romane und Novellen. Sie ent wickelte eine Neigung für pikante Lektüre, wa§ ihrem Gatten nicht verborgen blieb, und so kam es zu den erste» Zerwürfnisse» zwischen den Gatte». Frau v. Schönebeck gab an, schon damals aus Scheidung bestanden zu haben, davon wollte jedoch ihr Mann als frommer Katholik nichts wissen. * DynamitrNnglück. An, Eiscnbahnbau der westfälischen Strecke Raumland-Allendvrf ereignete sich eine schwere Dynamitcxplosivn. Ei» Bureau- gehilfe wurde getötet, ein Bruchmcistcr schwer verletzt * Schwerer Bauunfak. Aus einem Neubau in Rotterdam stürzte ein Auszug mit 7 Arbeitern ab. Drei wurden getötet, die übrigen vier schwer verletzt. * Ernste Ausschreitungen kamen bei dem Brande eines Depots der Münchener Straßenbahn vor Ein: johlende Menge versuchte, die Feuer wehrleute vom Löschen abzuhaltcn; die Schutzleute und Feuerwehrmänner wurden mit Stöcken ge schlagen und zu Boden geworse». Schließlich zogen die Polizcibeamten blank und die Feuerwehr richtete einen Strahl gegen die Menge. DaS kalte Wasser half dann. * Eine Schule wegen Mückeuplage geschloffen. Nicht alltäglich dürste sein, daß eine Schule wegen Mückenplage geschlossen wird. Der Fall ist in Liegnitz zu verzeichnen gewesen, wo die Handels schule geschlossen wurde, da Lehrer wie Schüler sich nicht der kleinen Plagegeister erwehren konnten. Die Plage soll in Liegnitz tatsächlich unerträglich sein; der Aufenthalt im Freien, in Gärten und An lagen wird durch die Mücken gänzlich verleidet. * Die KtndeSleiche i« Kletderfchrank. Unter dem Verdacht des Kindesmordes wurden in Erfurt die KonfektivnSschneiderin Görner und deren Geliebter, der Landmessergehilse Mann, verhaftet- In der Wohnung der Görner wurde auf Betreiben der Hau-wirtin ein Kleiderschrank gewaltsam geöffnet, hierbei wurde die Leiche eine- tÄnde« gefunden, die nach Angabe deS Arzte« ungefähr 8—9 Wochen in dem Schrank versteckt war. * Au« Eifersucht erschlug im Dorfe Kinkebusch bei KottbuS der 32jährige Arbeiter Ruben seinen 69jährigen Onkel, der angeblich seiner Frau nach- stellte. * Ein graueuerregeud« Verbreche« wurde in Fürstenfelde bei Graz verübt. Dott schlitzte ein neunjähriger Knabe, der sich durch TchnapSgenuß total berauscht hatte, einem dreijährigen Mädchen den Bauch auf. Der jugendliche Mörder hatte sich dann schlafen gelegt. * Rabiate Biertrinker begingen in Dorfen (Regierungsbezirk Oberbayern) auS Anlaß der Er höhung deS Bierpreise- schwere Ausschreitungen. Eine Wirtschaft wurde völlig demoliert; zwei andere Wirtschaften und drei Wohnhäuser wurden in Brand gesteckt und brannten vollständig nieder. " AuS Eifersucht erfchaffeu. In München hat der seiner Geliebten, der Büglerin Weber auS Meißen, nachgereiste eifersüchtige Metalldreher Rensch auS Dresden das Mädchen in der Wohnung ihre« Stiefbruders ausgesucht und nach einem gemeinsamen Spaziergange abend- in der Wohnung durch einen Revolverschuß tödlich verletzt. Die Weber hatte ihm daS bisherige Verhältnis aufgesagt. Rensch ist entflohen. ' Ränbernnwesen tu Ruhland. Ein für die Kupferwerke in Alapajewsk (Rußland) bestimmter GeldtranSport wurde unterwegs von Räubern überfallen. Geraubt wurden 130000, nach anderen Angaben 180000 Rubel. Bon den begleitenden Angestellten wurde einer und außerdem ein vorüber gehender getötet. * Kaust, kaust! In mehreren Zeitungen Mo«kau« wird folgende Anzeige veröffentlicht: „Welcher reiche Mann würde eine Locke des berühmten Dichters Goethe kaufen? Diese Locke hat Goethe Ihrer Majestät der Königin Marie geschenkt. Die Königin hat fie vor ihrem Tode in andere Hände übergeben und im Jahre 1804 ein Siegel angelegt." Unbemit telte können die Haare auch einzeln kaufen. Depesche« vo« 7. Juni. Berlin Zum Rücktritt deS Staatssekretär« Dernburg schreibt der „Berliner Lokal-Anz.": Die Genehmigung de« Abschiedsgesuche« wird unmittel, bar nach Schluß der LandtagSsesfion erwartet. Dernburg wird nicht, wenigsten« nicht in abseh barer Zeit, ein andres Amt übernehmen, doch hat er die Absicht, wie gerüchtweise verlautet, wieder in die Finanzwelt zurückzukehren, um Leiter eine« großen Finanzunternehmen» zu werden. Er dürfte zunächst eine mehrmonatliche Reise nach Ostafrika antreten, um dort die für Deutschland so wichtigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse an Ort und Stelle zu studieren. Im Zusammenhang mit dem Personalwechsel an leitender Stelle wird ver- mutlich auch daS RücktrittSgesuch deS Gouverneur« v. Schuckmann erledigt werden, der seit vielen Wochen beurlaubt ist. Ob sein Gesuch genehmigt wird oder ob v. Schuckmann, der wegen Unver träglichkeit seiner Anschauungen mit denjenigen Dernburgs auS dem Kolonialdienst scheiden will, unter den veränderten Umständen sich zur Rückkehr nach Südwestafrtka bewegen läßt, dürfte sich bald zeigen. Heiltgeukreuz. (Privat-Telegram m.) Die zweite TchnelligkeitSprüfung der Prinz Heinrich. Fahrt bei Colmar im Elsaß mußte heute früh 10 Uhr abgebrochen werden, da der Ablerwagrn Nr. 57 von Franz Heine-Hannover sich während der Fahrt überschlug. Herr Heine wurde nur verletzt, während der Unparteiische Allenstedt und der Chauffeur Brunner getötet wurden. Der Wagen ist vollständig zertrümmert. Wien. Wie der „Neuen Freien Presse" br- (tätigend auS Berlin gemeldet wird, dürste der gegenwärtige Unterstaatssekretär o. Lindequist der Nachfolger Dernburgs werden. Wie«. Graf Zeppelin wird mit seinen beiden Neffen als Gast des Kaiser« in der Hofburg wohnen. Wie verlautet, wird der Kaiser dem Grafen eine hohe Auszeichnung zuteil werden lassen. Agra«. Das kroatische Blatt „L.onaHroatSka" berichtet, daß anläßlich der Gebirgsmanöorr in Dalmatien infolge eines bei großer Hitze unter nommenen ISstündigen Marsches 200 Soldaten in folge Erschöpfung erkrankt sind. 83 davon sind für den Militärdienst unbrauchbar geworden. Rom (Privat-Te leg ramm.) In der italienischen Gemeinde Calitrt wurden durch «inen Erdstoß mehrere Häuser zerstört. Bisher wurden 9 Leichen geborgen. Loudon. (Privat-Telegramm.) Durch eine Explosion von Kohlengasen wurden aus dem Gchlachtsch ff „Viktoria" bei Barrow vier Matrosen schwer verletzt. Es scheint, daß ein Heizer sich mit einer brennenden Kerze in den Kohlenbunker begeben hat, wodurch sich das KohlengaS entzündete. Madrid. Bet dem Etiergefecht am letzten Sonntag sind in Madrid zahlreiche Unfälle vorgekommen. Mehrere bekannte Stierkämpfer wurden verletzt und einige weniger bekannte find aufgespießt worden. Auch in Saragossa und Gra nada sind bei demselben Anlaß Unfälle vorge kommen. In Granada wurde der weltberühmte Stierkämpfer Sentogredo tödlich verletzt, indem er von einem Stier gegen die Wand der Arena ge drückt wurde. Belgrad. Seit einigen Tagen werden hier wieder Ger achte von einer bevorstehenden Abdankung«, abstcht König Peters auSgrsprochen. Diesmal treten die AbdankungSgerüchte in sehr bestimmter Form auf. Freibank Hohenstein-Ernstthal. R-Hes Rindfleisch nnd gekochtes Schweinefleisch, MU- Pfund 45 Pfg. -ME