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167 Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 5. — 21. Jnli. lS-S 'zurücklegte und die Sonne direkt auf seinen nur mit ganz kurzen Haaren bedeckten Kopf scheinen ließ, bekam in Weinböhla so bestige Kopssckmerzen und starkes Erbrechen, daß er einen Arzt rufen lassen mußte. Derselbe stellte eine durch die Sonnen strahlen hervorgerufcne Reizung des Gehirns fest. Der junge Mann ist ernstlich krank geworden. Als ein Mittel für die Ab kühlung des Kopses ist zu empfehlen, daß man ein großes, saftiges Pflanzenblatt oder ein feuchtes Tuch unter dem Hute trägt. Die in dem Blatt oder dem Tuche enthaltene Feuchtigkeit verdunstet unter dem Einfluß der Wärme und kühlt die unter dem Hute sestgehaltene Lust und damit auch den Kopf ab. Gegen die Schulfeste in der an einzelnen Orten üblichen Form hat sich die Königl. Bezirksschulinspektion in Rochlitz aus gesprochen. Man berichtet darüber: Die Königl. Bezirksschul inspektion Rochlitz hat wahrgenommen, daß den Schulfesten fast allerwärts eine Gestalt gegeben wird, welche im Interesse der Schule und der Kinder nicht erwünscht sein kann. Meist werde für das Schulfest ausschließlich ein im Schulort selbst gelegener Platz gewählt, wo die Kinder viele Stunden lang zusammen gehalten und mit Spielen beschäftigt würden, welche zuweilen eben auch nicht für sie passend erschienen, namentlich insofern diese Spiele auf das Gewinnen von Prämien gerichtet seien. Die lange Ausdehnung der Feste bringe es ferner mit sich, daß den Kindern oft mehr an Speise und Trank geboten werde, als es ihnen förderlich sei. Alles das sei übrigens auch mit unnöthigen und oft unverhältnißmäßigen Geldausgaben verbunden, wozu noch die leidige Gepflogenheit komme, die Kinder nicht unmittelbar unter Benutzung des kürzesten Weges auf den Festplatz zu führen, sondern vorher in längerem Umzuge durch den Ort; hierin er blicken die Eltern oft vielfach einen Anlaß, ihre Kinder in über flüssiger und unangebrachter Weise heranszuputzen. Besonders unstatthaft erscheine es aber, wenn nicht von dem Schulvorstande, sondern von Vereinen in rascher Aufeinanderfolge „Schulfeste" mit dem Erfolge veranstaltet würden, daß ein- und dieselben Kinder kurz hintereinander mehrere Schulfeste mitfeierten. Die Königl. Bezirksschulinspektion werde daher diesem Gegenstände in Zukunft ihr besonderes Augenmerk zuwenden und behalte sich vor, künftig auch bei dem durch die üblichen Fragebogen dar- gethanen Vorhandensein derjenigen Voraussetzungen, welche im Hinblicke auf die geltenden Bestimmungen bisher im Allgemeinen für ausreichend zur Genehmigung der Feste befunden seien, diese Genehmigung gleichwohl dann zu versagen, wenn die Zahl der Gesuche um Erlaubniß zu Schulfesten in der eben geschilderten Gestaltung nicht abnehme. In Sonderheit würden solche Schul feste für ein und dieselbe Schulgemeinde keinesfalls alljährlich, sondern nach Befinden nur mit mehrjährigen Pausen genehmigt werden. Sodann werde unter allen Umständen darauf bestanden werden, daß die Kinder aus dem kürzesten Wege zum Festplatz geführt würden, daß die Feste nicht vor 2 Uhr beginnen und nicht zu lange ausgedehnt würden, daß nicht durch die Ver anstaltung von Vereinsschulfesten dieselben Kinder kurz hinter einander Zutritt zu mehreren Festen erhielten. Gewinn- und Prämienspiele seien überhaupt zu vermeiden. Schließlich weist die Königfi Bezirksschulinspektion noch darauf hin, wie es für das kindliche Gemüth viel vortheilhaster und für die Eltern gewiß billiger sein würde, die Schulfeste mehr in der Gestalt von Aus flügen und Spaziergängen in die nähere oder fernere Umgebung zu begehen. Wirkliche „Hoflust" weht auS dem im „Mceraner Tageblatt" veröffentlichten Programm für das in diesen Tagen in Meerane stattfindende Vogelschießen entgegen. Wir ersehen daraus, daß am Donnerstag, den 20. Juli „Ausfahrt Sr. Majestät des Schützen königs mit Gefolge" stattfindet, ferner „Revue und Vorstellung der dekorirten Mannschaften", sowie „Parade und großes Defils". Am Freitag ist „Parole-Ausgabe durch Se. Majestät den Schützen könig" und am Sonntag sogar „Offiziers-Appell und große Platz musik vor dem kgl. Palais", sowie „Ausfahrt Sr. Majestät mit Gefolge". Für den Montag verkündet das Programm: „Aus rücken deS Bataillons auf Alarm und Abmarsch ins Manöver- Gelände", ferner „Einholung des neuen Schützenkönigs, Königs- Proklamation und Parademarsch zu Ehren des neuen Königs". So zu lesen in der neuesten offiziellen Bekanntmachung des „Bataillons-Kommandos" der Meeraner Schützengilde. Ein spaßiges Malheur ist am Feuerwehrtage in Annaberg einem bei einem dortigen Bürger verquartierten Feuerwehrmann zugcstoßen. Jedenfalls in etwas animirter Stimmung kehrte er abends vom Kommers heim und irrte sich in der Dunkelheit in der Zimmerthür. Bei den ersten Schritten in das geöffnete Zimmer fühlte er etwas Weiches unter den Füßen. Er wollte schleunigst den Rückzug antreten; dabei verlor er jedoch das Gleichgewicht und setzte sich auf den Fußboden, wobei er aber mals recht weich fiel. Nachdem er -sich mühsam erhoben und Licht angezündet hatte, entdeckte der Mann, daß er sich in der guten Stube seines Quartierwirthes befand, woselbst die Hausfrau den zu Ehren der Einquartierung gebackenen Kuchen einstweilen auf die Dielen gestellt hatte. Der vorwiegend betroffene Quark kuchen, wie auch die schwarze Hose des Feuerwehrmannes hatten durch die beiderseitige Berührung nicht gerade gewonnen. Vom Blitz erschlagen wurde der 46 Jahre alte Wirthschafts- besitzer Jeremias aus Schönberg bei Neusalza. Derselbe be fand sich auf dem Wege zur Kirche nach Cunewalde, wo er als Tauszeuge an der Taufe seines Enkels theilnehmen wollte. Der Blitz ist durch den Cylinderhut gefahren und hat Jeremias sofort getödtet. Als ein eigenthümliches Zusammentreffen wird noch gemeldet, daß an derselben Stelle innerhalb eines Zeitraumes von etwa 20 Jahren nun bereits 4 Personen sowie 2 Pferde durch Blitzschlag getödtet worden sind. Die beiden leichtfertigen, der Brandstiftung verdächtigen Schüler des Technikums in Limbach sind sofort aus demselben ausge wiesen worden. An einem mit flüssiger Eisenmasse gefüllten Konverter in der Maximilianshütte in Lichtentanne bei Zwickau entstand während der Arbeit am Bodendeckel eine Lockerung, in Folge dessen plötz lich eine große Menge flüssiges Eisen herausgeschleudert wurde. Die umstehenden Arbeiter erlitten hierbei an Händen und Ober körpern schwere Brandwunden. Ein Arbeiter verbrannte so, sehr, daß er seinen Verletzungen erlegen ist. Berg- und Hüttenwesen. -- Am Sonntag fand in althergebrachter Weise, nur sehr von dem Wetter beeinträchtigt, das „Bergbier" genannte Bergfest der Belegschaft des königlichen Steinkohlenwerkes Zauckerode statt. Nachmittags 3 Uhr versammelten sich etwa 1200 Theilnehmer im Schachthofe, wo ihnen vorerst ein kräftiger Trunk gereicht ward. Nach einigen Vorträgen der Werkskapelle lkönigl. Bergmusikchor) hielt Herr Obersteiger Erler 1 eine An sprache, worauf der Werksleiter Herr Bergdirektor Georgi dankend erwiderte. Ein Hoch auf den hohen Bergherrn König Albert schloß die Rede. Sodann ordnete sich der Fcstzug unter Voran- "ragung der alten Werksfahneu (1684 und 1864) und in Be gleitung zweier Musikchöre zum Marsche nach KesselSdorf. Dort gingen die Festlichkeiten in den beiden Gasthöfen und den zwei Tanzzelten vor sich. Abends fanden sich die Beamten in der „Krone" zu einer gemeinsamen Tafel zusammen, während die Mannschaften sich bei Freibier und Tanz vergnügten. Am Mon tag fand das Fest bei besserem, wenn auch nicht ganz regensreiem Wetter seine Fortsetzung. . ——— 4 Verschiedenes. * An einen eigenartigen Gedenktag erinnert die „Franks. Oderztg." Am Sonnabend vor 25 Jahren wurde die letzte französische Trikolore, die sich in den Reichslanden auf einem öffentlichen Gebäude befand, herabgeholt. Sie saß auf der höchsten Thurmspitze der Kathedrale von Metz, und es war demjenigen, der sie herunterbrachte, eine Belohnung von 100 Thalern aus gesetzt, denn die Sache war lebensgefährlich. Wenn der kühne Steiger auf der im gothischen Stil gebauten Thurmspitze ange langt war, galt es noch, über eine große, mehrere Fuß dicke Kugel zu gelangen und dann, etwa 260 Fuß über der Erde, noch eine zweite kleinere Kugel zu erklimmen, um zu der Fahnen stange zu gelangen. Ein Pionier, ein Brandenburger, erbot sich zu dem gefährlichen Wagniß. Mit voller Musik marschirte am Sonnabend, 16. Juli 1874, kurz nach Mittag, eine Truppen- abtheilung nach dem Platze vor der Kathedrale, der Pionier siegesgewiß im Zuge. Der Furchtlose begann seine Arbeit, die mehrere Stunden in Anspruch nahm. Zunächst wurden von der Galerie aus, von welcher ab sich die gothische Spitze erhebt, zwei Stangen in einem Abstand von 1 Fuß von einander an den über der Spitze befindlichen großen Knopf gelegt und die noch darüber hinausragenden Stangen von Militärmannschaften gehalten. Der Pionier hatte in der Tasche große Nägel und einen Hammer in der Hand, mit welchem er die Nägel stufen förmig einschlug und so allmählich immer höher stieg. Auf der Höhe der großen Kugel angelangt, rutschte der Tollkühne einmal aus. „Er fällt", tönte es aus dem Munde von Tausenden, die unten standen oder aus den Fenstern das furchtbare Schau spiel betrachteten. Aber der Brandenburger fiel nicht, sondern stieg unerschrocken höher, bis er die Flaggenstange erreicht hatte. Noch einen Fuß — und die blau-weiß-rothe Flagge sank und an ihrer StSÜ« befestigte der Brave eine hinausgezogene riesige schwarz-weiß-rothe Fahne. Der Pionier kletterte dann wieder hinunter, nachdem er noch nach Möglichkeit die große Kugel wiedevchlank geputzt hatte. Dann erschien er nach einer Zeit von vier Stunden wieder unten auf dem sicheren Erdboden — er hatte sein Werk vollendet. Ein Händedrücken der Offiziere, ein Hurrah der Menge, wenigstens des deutsch denkenden Theiles, empfing ihn, und mit klingendem Spiel marschirte die Truppe weiter. Der muthige Pionier hieß Karl Otto Bredenow und stammt aus der Nähe von Prenzlau. Wo er sich jetzt befindet, ist leider nicht bekannt. * Ueber Versuche, um festzustellen, inwieweit es möglich sei, einen in Ver Luft schwebenden Ballon zu beschädigen oder zu vernichten, wird aus Frankreich berichtet: Auf dem Üebungs- platze der französischen Lustschifserabtheilung bei Paris wurde ein Fesselballon bis zu 150 Meter Höhe ausgelassen und dann aus einem Lebelgewehr beschossen. Die meisten Schüsse durchdrangen die Hülle unterhalb des Ballonäquators, einzelne auch die obere Hälfte. Trotz der vielfachen Durchlöcherung sank der Ballon erst nach sechs Stunden zur Erde nieder, und es konnte konstatirt werden, daß die durch noch so viele Gewehrkugeln veranlaßten Durchbohrungen nie im Stande sein konnten, ihn zum Fallen zu bringen'. Vor allem trägt zu der verhältnißmäßigen Unverwund barkeit des Luftballons noch der Umstand bei, daß Verletzungen der Hülle unterhalb des Aequators das leichte Gas überhaupt nicht entweichen lassen, sodaß nur die den oberen Theil treffenden Schüsse in Betracht kommen können, und von diesen wieder nur diejenigen von größerem Kaliber, wie z. B. Shrapnelschüsse. Derartige Treffer mit einem Geschütz auf einer mehrere hundert Meter über dem Erdboden schwebenden Scheibe, dem Ballon, anzubringen, ist aber keine leichte Aufgabe. * Auch in Schlesien und Württemberg haben am Dienstag schwere Gewitter viel Schaden angerichtet. Wie aus Warm brunn gemeldet wird, sind bei Reinerz, Probsthain, Tarnowitz, Sagan und Militzsch zahlreiche Personen vom Blitz erschlagen worden. Zahlreiche Feuersbrünste wüthen in der ganzen Pro vinz infolge von Blitzschlägen. Ueberall ist der Ernteschaden groß. Eine Drahtung aus Stuttgart besagt: Im Saulgau wurden zwei Gemeinde-Gemarkungen verheert. Siebzig bis achtzig Prozent der dortigen Ernte wurden vernichtet. In Neuhausen bei Eß lingen äscherte der Blitz eine Doppelscheune ein. In Wangen und Deutschenhose im Gaildorfer Bezirke wurden zwei Mädchen vom Blitz erschlagen. * Das JVeal einer StaVt. Wieder soll einer der Träume der Utopisten in Erfüllung gehen. Wie aus New-Uork berichtet wird, will eine Gesellschaft von Philanthropen (vielleicht auch von Spekulanten) eine Stadt errichten, ungefähr wie sie Bellamy schildert. Sie soll den Namen „Oarcksn 6it^" (Gartenstadt) tragen. Diese Musterstadt soll den neuesten und weitestgehenden Prinzipien der Hygiene entsprechen, und die Wohnungen sollen alle Vorzüge einer Stadtwohnung mit denjenigen eines Privat- Landhauses vereinigen. Die künftigen Bewohner von „Oaräsn 6it^" sollen nur die reinste Luft in ihre Lungen aufnehmen, sie werden alle Annehmlichkeiten eines bakterienfreien Wasserüber flusses genießen, geräumige, reinliche Straßen werden zu umfang reichen Parkanlagen führen, man will durch überdachte Hallen auch für ungünstige Witterung Fürsorge treffen. Den Mittel punkt der Zukunftsstadt soll ein großer Garten bilden, um den herum eine öffentliche Bibliothek, ein Museum, sowie Theater- und Konzerthallen in nächster Nachbarschaft des Rathhauses und eines Hospitals sich erheben werden. Man hofft, daß sich viele Leute finden werden, die in diesem modernen Arkadien ihre Tage beschließen werden. * Eine Stadt ohne Klavier ist heutzutage jedenfalls ein Unikum, das besonders registrirt zu werden verdient. Eine solche Stadt ist Maros-UjvLr in Ungarn, wo der Pester Opernsänger Odry und ein Klaviervirtuose ein Konzert veranstalten wollten. Der Tag war für das Konzert schon anberaumt und die Künstler waren im Städtchen schon eingetroffen. Das Konzert hat aber nicht stattgesunden; es mußte abgesagt werden. Es stellte sich nämlich heraus, daß in der ganzen Stadt kein Klavier e^istirte. — Glückliche Maros-UjvLrer! * Das deutsche Lepraheim in Memel, welches heute feierlich eingeweiht werden wird, erhält bereits am Sonnabend seine ersten Kranken. Es sind dies im Ganzen elf Personen beiderlei Geschlechts, ein 17jähriges Mädchen, daS bereits seit sein, in vierten Lebensjahre leprös ist, befindet sich gegenwärtig > im Kreislazareth in Memel und wurde daselbst vor einigen Tagen konsirmirt, die anderen zehn Patienten waren bisher in der - Universitätsklinik zu Breslau untergebracht. Als Pflegerinnen > sind zwei Diakonissinnen aus Königsberg angestellt worden. Das Heim liegt völlig entlegen vor der Stadt und ist mit einer ge- schlossenen hohen Einfriedigung umgeben, so daß also niemals ein Fremder einen Aussatzkranken zn Gesicht bekommen wird. Diese Maßnahme ist wegen der hohen Ansteckungsgefahr deS Aus satzes erforderlich gewesen. * Erdbeben in Italien. Wie aus Rom gemeldet wird, wurde gestern Mittwoch Nachmittag 2 Uhr 20 Minuten m der Umgebung von Rom ein heftiger Erdstoß verspürt, dem eine schwächere Erschütterung voranging. Um 2 Uhr 35 Minuten erfolgten dann noch einige leichtere Erdstöße. Das Erdbehen hat in Rom selbst nur geringen Schaden an einigen Punkten der Stadt angerichtet. Auf die Erderschütterung folgte etwa nach einer Stunde ein starker Regenguß. Die Erschütterung wurde sehr stark verspürt in der Umgegend von Rom, in Castelli Romani, Rocca di Papa, Castelgandolfo, Civita Lavinia, Tivoli, Marino und Monte Cavo. In Rocca di Papa sind viele Häuser rissig geworden. In Castelgandolfo ist ein Theil der Kirche ein gestürzt. In Genzano und Civite Lavinia haben einige Häuser Riffe bekommen. — In Frascati wurden zwei sehr starke Erdstöße Ver spürt. Fast alle Häuser und öffentlichen Gebäude sind stark be schädigt. Ministerpräsident Pelloux ist sofort nach Frascati ab gereist. — Auch in Montecompatri wurden Kirche und Häusers durch das Erdbeben stark beschädigt. Die Bevölkerung wurde sehr erschreckt, doch ist von Menschenverlust bisher nichts bekannte geworden. Das Erdbeben wurde von den Seismographen in Ischia und Portici registrirt. — In ursächlichem Zusammenhang > mit dem Erdbeben stehen ohne Zweifel die Erscheinungen, welche; an demselben Tage am Aetna beobachtet wurden; es wird auS Aci Castello, 19. Juli, gemeldet: Heute früh 8 Uhr stieß der, Aetna eine gewaltige Rauchsäule und einen dichten Sandregen aus; kurz zuvor war ein sehr starkes unterirdisches Getöse ver nommen worden. ' * Womit sich Vie Trauen schmücken. Die Verhand lungen des Londoner internationalen Frauenkongresses, die sich aus den Gebrauch von Thieren für Modezwecke bezogen, haben einem Korrespondenten der „Daily NewS" zu einer in teressanten Statistik die Anregung gegeben. Er berichtet, daß die beiden letzten SchiffstranSporte, die an ein großes Modemagazin gelangten, 8000 Kisten Paradiesvögel, 600 Kisten Seeadlerfedern,. 200 Kisten Pfauenfedern, 500 kleine Vögel verschiedener Art, 5100 Tauben, 800 Fasanen und ein halbes Dutzend Kisten mit allen Arten Insekten, die zum Schmucke präparirt werden, ent halten. * Den Helden des alten „JltiS". Die Besatzung des neuen „Iltis" hat auf dem einsamen Kirchhof am Südost Promen» tory zum Andenken ihrer Kameraden vom alten „JltiS" am 1. Juni, wie der „Ostasiatische Lloyd" meldet, eine einfache, schlichte Feier veranstaltet. Der Kommandant, sämmtliche Offiziere und Deckoffiziere mit Ausnahme der Wachhabenden, ein Landung-- zug von 18 Matrosen mit Gewehr und Seitengewehr und alle dienstfreien Leute begaben sich an Land. Am Strande begrüßte sie der Wärter des Leuchtthurmes, Herr Schwelp, der seiner Zeit den Schiffbrüchigen des alten „Iltis" so aufopfernde Dienste ge leistet hatte. Die Offiziere und Mannschaften marschirten sofort zum Friedhof. Vor dem Denkmal, das hochragend die Mitte d«S Kirchhofes schmückt, wurde der Landungszug ausgestellt, daneben die kleine Musikkapelle des Schiffes. Im Halbkreis standen die anderen Leute, davor die Ossiziere. „Stillgestanden!" Ernst und bewegungslos lauschten Alle den tiefempfundenen, markigen Worten des Kommandanten. „Nunmehr, da wir an diesem Orte unseren gebliebenen Kameraden vom alten „Iltis" die schuldige Ehrung erweisen," führte dieser etwa aus, „hat erst recht eigentlich die Thätigkeit des neuen „Iltis" begonnen, hat ex den alten „JltiS" erst abgelöst. Kaiser und Vaterland, die Landsleute hier draußen in Ostasien und die hier ruhenden Todten blicken auf uns und verlangen von uns, daß wir uns als der Tapferen würdige Nachfolger erweisen. Im Namen der Besatzung deS neuen „Iltis" gelobe ich an dieser Stelle, daß Noth und Gefahr uns nicht anders finden sollen, als die Helden, die hier zur letzten Ruhe gebettet sind." Darauf gab der Kommandant den Befehl, drei Salven über die Gräber zu feuern. Kurze Kommando worte! Weithin hallende Schüsse! Die ersten Salven, die den Todten gefeuert wurden. Der neue „Iltis" dem alten. Die Musik setzte ein, AlleS nahm die Mützen ab und auS kräftigen Männerkehlen klang es über die stille Stätte, das Flagaenlied, das „Jltislied", welches sie einst ins Donnern der Wogen hinauS- gesungen hatten, das ihren Ruhm brausender der Welt verkündete, als der Sturm rauschte, der ihr Schifflein zerbrach. — Leider sind die Anpflanzungen von japanischen Kiesern auf dem Kirch hof wieder eingegangen, dagegen haben sich MonatSrosen herrlich entwickelt. Es ist jetzt in Aussicht genommen, auf sämmtlichen Gräbern Monatsrosen zu pflanzen. An der Mauer sollen rings herum Eichenhecken gezogen werden. Auch wird die ganze Fläche des Kirchhofs mit Rasen bedeckt werden. Weniger freundlich sehen die jetzigen Holzkreuze aus, die die letzten Ruhestätten der„Jltis"- Helden kennzeichnen. Es ist schon angeregt, sie durch Marmor steine zu ersetzen, für welche die Kosten durch Sammlungen unter den . Offizieren des Kreuzergeschwaders aufzubringen vorge schlagen ist. * Am Altar vergiftet. Aus Genua wird berichtet: Der Pfarrer von Cicognola bei Pavia, Giembatiffa Verri, weilte feit einigen Tagen in Seravallo bei Genua zu Besuch. Vor einigen Tagen celebrirte er in der dortigen Kirche die Messe. Er trank dann, wie üblich, von dem Weine, der sich im Kelche befand, und stürzte, nachdem er getrunken, todt zu Boden. Die Untersuchung ergab, daß der Nesse des Pfarrers, der als Ministrant bei der Messe fungirte, aus Versehen eine im Schranke der Sakristei ausbewahrte Flasche mit einer Flüssigkeit, die zum Reinigen dec Lampen diente, ergriffen und dieses Gist in den Kelch geschüttet hatte. * Bon Einem, ver Millionär „lernen" wollte, be richtet die „Lüdenscheider Zeitung", der von einem Freunde folgender Brief zur Verfügung gestellt wurde: „Lüdenscheid, 2. 2. 97. Sehr geehrter Herr Rotschild. Erlaube mir, hierdurch ergebenst anzufragen, ob in Ihrem Bankgeschäft eine Lehrstelle als Millionär frei ist, wozu ich große Lust und Interesse habe. Seit Ostern 1896 bin ich hier nach Lüdenscheid in die Lehre ge schickt worden, um die Käserei zu erlernen. Aber anstatt der Küserei muß ich Kisten machen, wozu ich kein Interesse dran zeige. Da mir von einem guten Freunde gerathen worden ist, Millionär zu lernen. Es ist jetzt noch Zeit, meine Provision niederzulegen und das Geschäft als Millionär anzusangen. Ich bin jetzt 16 Jahre, gesund und normal am Körper. Sollten Sie vielleicht geneigt sein, mir eine Stelle als Millionär anzubieten, so ist es mein heißester Wunsch, dieselbe mit bestem Willen, Wissen und Bekennen auszuführen. Einer ersehnenden Antwort entgegensehend; zeignet mit ehrwürdigster Hochachtung W. Z. — Der Brief, der von einem beneidenswerthen Optimismus Zeugniß ablegt, war an das „Bankgeschäft von Gebrüder Rotschild m Frankfurt a. M." adresfirt. Da es eine solche Firma aber dort nicht giebt, so ist der Bries als unbestellbar wieder zurückge-