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18SS Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 2. — 5. Juli ISS t- ' Ausfuhr deren thatsächliche und ausgesprochene Zugehörigkeit zur sozial demokratischen Partei, deren Stellung zur Kirche und zum Christenthum anerkanntermaßen eine feindliche ist, gefällten Urtheilc des höchsten französischen Gerichtshofes ist dcrIFcuersgluth einige Einzelheiten crräth. Das heißt doch die Aus- frühere Präsident seiner Civikammer so vollständig abgcthan,! gäbe von der leichtesten Seite aufsasscn. - geschlossen erscheint, daß die betreffenden Herren die der Kirchenältesten in einer dem Besten der Gemeinde kirchlichen Frieden dienenden Weise erfüllen können." aber das Konsistorium in Kiel die Entscheidung des es aus- Pflichten und dem Nun hat Synoval- gewalkt. Ändere davon. Rechten Christi oder in der Hölle unten die öden Modeüfignren des Engels, des Knienden, des Menschcnpaares. Kein Zweifel, daß die Aufgabe in diesem Entwürfe, der (links) wie ein schwächlicher Aufguß von Prell de Chavannes aussieht, nach der Seite des Gedanklichen, wie der Komposition nicht im Entferntesten gelöst ist. Vor diesem Entwnrsc hat der zweite von Osmar Schindler den Vorzug, das; er nicht so geradezu auffällige Mängel, wie der eben geschilderte, auswcist. Aber wem ist damit gedient, daß das Weltgericht in eine visionäre Farbenstimmnng aufgelöst wird, in der man nur mit Mühe aus dem Wolkenzüge und der hört. — Däroulöd-e hielt vorgestern in St. Clond eine Rede, die inmitten wüster Schimpfereien und Morddrohnngen auch folgende sehr richtigen Bemerkungen enthielt: „Wir haben die Angelegenheit nicht aus der Prüfung der Gerichtsschristen gekannt. Was Zeitungen veröffentlichten, brauchten wir weder für echt noch für vollständig zu halten; darauf konnten wir keine Ueberzeugung gründen. Wir waren gutgläubige Franzosen, fest überzeugt, daß sechs Kriegsminister und drei Ministerpräsidenten sich und uns nicht fünf Jahre hindurch foppen können. Es wäre kindisch, an zunehmen, daß keiner von ihnen die Schriften der Angelegenheit studirt habe, und es wäre schimpflich, daß sie einander bewußt eine Lüge weitergereicht hätten. Wird nun Dreyfus trotzdem als unschuldig erkannt, so ist keine Züchtigung furchtbar, keine Strafe hart, kein Pranger schmachvoll genng für alle die Minister, die Dreyfus eines Verbrechens beschuldigten oder beschuldigen ließen, das er nicht begangen hat. Alle Heim zahlungen wären begreiflich, alle Marterungen gerechtfertigt; für ihre Opfer, den Blutzeugen, aber wäre keine Ehre, keine Sühne zu groß; die Freisprechung müßte eine Ver herrlichung, eine Apotheose werden, das wäre die einzige Frank reichs würdige Lösung, alles andere wäre Kniff, Lüge und Byzantinismus." Nach dem „Echo de Paris" werden die Vertheidiger Demange und Labori verlangen, daß der Prozeß Dreyfus, falls es der Zustand Dreyfus' erlaube, auf den 17. Juli, andernfalls aber auf den 31. Juli anberaumt werde. Die Vertheidiger glauben, daß der Prozeß, wenn die Verhandlungen sich nur auf das Bor dereau beschränken, drei Tage, andernfalls aber drei Wochen dauern werde. Jaures schreibt in der „Pet. röp.", General Mercier schwanke gegenwärtig zwischen zwei Anklagesystemen; einerseits gedenke er, dem Nrtheil des Kassationshofes sowie allen Zeugen aussagen und Thatsachen zum Trotz den Versuch zu machen, das Bordereau Dreyfus zuzuschreibe», da er jedoch fühle, wie kläglich dieses Bemühen ausfallen würde, wolle er vor dem Kriegsgericht eine Art von diplomatischem Roman erzählen, in dem Rußland Mit Recht spottet der Pariser „Figaro" über das Selbst- bcwußtsein, mit dem Quesnay de Beaurepaire sich auch bei dem neuen kriegsgerichtlichen Prozesse gegen Dreyfus in Rennes in den Vordergrund drängen will. Seit dem einhellig Damit muß man vergleichen, wie sich die Abgeordneten nach dem Bericht des „B. T." bei dem Faustkampf in der letzten Sitzung benommen haben : Der Sozialist Defelize stürzte mit erhobenen Fäusten auf den Präsidenten los, der von der Mehr heit geschützt ward. Die äußerste Linke folgte Defelice, und ein lebhafter Kampf entspann sich. Alles prügelte auf einander ein. Torracca wurde durch Faustschläge inS Auge verwundet, Defelice erhielt eine Tracht Prügel auf seine Kehrseite, auch Sounino kam schlecht weg. Wie ein Orlanäo kurioso geberdcrte sich der Sozialist Costa, der gleichzeitig mit Händen und Füßen gegen zwölf Gegner operirte. Hauptsächlich verwundet wurden äußer dem Konservativen Torracca der bekannte römische Korrespondent Frankreich. Die Mitteilungen von Mannschaften der Sfax" bestätigen die schlimmsten Gerüchte über die für Dreyfus' eine Zusammeu- ersuchte, wurde betraut. Man Ziffern aufzu- Thatsache sein und die Arbeit vertNches und Sächsisches. Freiberg, den 4. Juli. - — Ordensverleihung. Der König hat dem AmtsgerichtS- rathe Obenaus in Oederan bei seinem Uebertritt in den Ruhestand das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechtsorden verliehen. — Der König hat dem am 1. Juli d. I. in den Ruhestand versetzten wirklichen Diener bei dem hiesigen Landgericht Wilhelm Otto in Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienstleistung das allgemeine Ehrenzeichen verliehen, welches ihm am Freitag durch Herrn Landgerichts-Präsident Geßler in Gegenwart der Diener feierlich überreicht wurde. — Se. Exzellenz der Finanzminister von WatzVorf, der mit seiner Gemahlin am Sonntag Vormittag in Freiberg eintraf, unternahm von hier aus die Grabentour. Der Besuch, den der Herr Finanzminister und seine Gemahlin unseren heimath- - lichen Bergen widmeten, ist gewiß ein erfreuliches Zeichen dafür, daß man auch in weiteren Kreisen und in den hohen Kreisen der ichönen Elbresidenz sich für die stillen Schönheiten des Erzge birges immer mehr zu interessiren beginnt. — Dem Vernehmen nach wird an die Stelle des verstorbenen Oberfinanzraths Hartenstein der bisherige Eisenbahndirektor des Bezirkes Dresden-Altstadt, Nobe, als Mitglied in die königliche Generalvirettion Ver Staatscisenbahnen cintreten und in der Person des Eisenbahndireltors Andrä in Zwickau einen Nachfolger erhalten, welcher wiederum durch den Baurath und Betriebsinspektor desselben Bezirkes, Hempel, ersetzt werden wird. — lieber die prämiirten Entwürfe für Vie WanV- gemälve im Freiberger Dom äußert sich im „Dresdner Anzeiger" der Kunstkritiker Herr vr. Paul Schumann, dem man gewiß nicht nachsagen kann, daß er der modernen Richtung feindlich gegenüber stände, wie folgt: Im Sächsischen Kunstverein isind gegenwärtig die Entwürfe für die Ausschmückung des Freiberger Domchores ausgestellt, welche in Folge der Ausschreibung des akademischen Rathes eingegangen sind. Die Darstellung des jüngsten Gerichtes ist wohl eine der bedeutendsten und schwierigsten Ausgaben, die der Malerei gestellt werden können. In der Kunst geschichte tritt sie schon im sechsten Jahrhundert nach Christus in byzantinischen Miniaturen und Reliefs auf. Allmählich bildete sich ein festes Schema für die Darstellung ans, welches sich vom 15. Jahrhundert bis in unsere Zeit gehalten hat. Die größten Meister aller Zeiten haben sich an dieser Ausgabe versucht, so Fra Giovanni Angelico da Fiesole, Luca Signorelli im Dom zu Orvieto, Michelangelo (in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans), Peter Paul Rubens und Peter Cornelius. Die Anordnung ist gewöhnlich so, daß in der Mitte oben Christus als Weltenrichter thront. Er ist von Engeln, Propheten, Aposteln umgeben, ferner treten auf Moses, Maria, Johannes der Täufer, die Eugel des Gerichts mit den Posaunen, der Satan und andere Hauptfiguren. Zur Rechten Christi geleiten Eugel die Seligen ins Paradies, während zu seiner Linken die Sünder von Teufel» in die Hölle gestoßen werden. Es ist klar, daß die Lösung dieser Aufgabe eine ganz bedeutende künstlerische Kraft, Phantasie, Temperament, umfassende Kenntniß des menschlichen Körpers n. s. w. erfordert, daß sie mit anderen Worten einen Künstler reife» Könnens ver langt, wenn etwas Anderes dabei herauskommen soll, als eine bloße Nachempfindung der Kompositionen der genannten Meister. Man wird sich daher nicht wundern, daß sehr viele unter den Bewerbern mit ihren Versuchen einfach gescheitert sind. Da ist zunächst der Entwurf von Otto Fritsche. Was ihm nachgerühmt werden kann, ist einiges dekorative Geschick und eine frische Farbenwirkung. Damit sind aber die Vorzüge erschöpft und für die Darstellung des jüngsten Gerichts ist damit herzlich wenig erreicht. Wir sehen in der Mitte Christus, links und rechts von ihm Petrus und Paulus, im Mitielbilde noch Engel mit Posaunen; im linken Seitenfelde dann das Paradies—eine heitere Frühlings landschaft moderner Art; im rechten die Verstoßung der Sünder. Es ist den: Künstler nicht gelungen, die drei Bilder in einen klaren Zusammenhang zu bringen, vielmehr stehen die verschiedenen, wie zufällig zusammengebrachten Gruppen ganz äußerlich staffel weise übereinander. Mangel an Ideen, ungeschickte, fehlerhafte, Zeichnung, posirende Modcllfiguren sind die Kennzeichen der beiden Seiteubilder. Man sehe z. B. den ungeschlachten Christus, den angeblich fliegenden, in Wirklichkeit nur fallenden Engel zur vr. Geo Reichst sei«, s trag des als dessei trotz deS Folge ge sammlun Herr von kraftvoll« bringen. Pfader schöner Kleine unterb sich in deS R nur 8 Nauni dabei g Die G entwel es jed wände nur a völlig Gunst fernhk Tharc motm auLge stehen einem fchw« zu w in de Poste seiner lokom der L bedau nwnn Weist uacha geben Macola, der bekanntlich Cavalotti im Duell erschlug, entgegen und theilte Hiebe und Stöße nach allen Seiten aus. Rubinis Sohn Carlo, der sich zur äußersten Linken rechnet, kämpfte wie ein junger Löwe gegen die Freunde seines Vaters und ver schwendete Ohrfeigen nach allen Seiten. In der Hitze des Ge- echts prügelten die Radikalen häufig auf einander selbst los. Am allerschlimmsten erging es Sonnino. Als der Sozialist Pssolati, der Direktor des sozialistischen Centralorgans „Avanti", Sonnino erblickte, rannte er auf ihn los und schlug ihn mit der Faust ein paar Mal ins Gesicht. Nun kamen von allen Seiten üe Konservativen herbei, um Sonnino zu befreien, aber Bissolati äßte Sonnino mit beiden Händen am Hals, daß er fast erstickte, and ließ ihn nicht los, obschon er von Sonninos Freunden mit Fausischlägen auf den Hinterkopf über und über traktirt wurde. Endlich stürzten beide Kämpfer zu Boden. Bissolatis Stirn blutete, Sonnino war ein Ohr halb abgerissen. Die Kammer gleicht einem Lazareth. Abschluß der französisch-russischen Allianz das Ministerium den französischen Generalstab um stellung über die französischen Streitkräfte Dreyfus mit der betreffenden Ausarbeitung beauftragte ihn, in seiner Zusammenstellung nehmen, Welchs erst in einigen Monaten sollten. Dreysus weigerte sich, dies zu thun, wurde einem anderen Offizier übertragen. Wenige Tage später traf Dreysus den russischen Militärattache Baron Fredericks, welcher ihn beglückwünschte, da er ihn für den Urheber der Zusammenstellung hielt. Dreyfus erwiderte daraus: „Ich habe die Aufstellung nicht angefertigt, ich mag keine Ziffern fälschen." Baron Fredericks habe seine Negierung sofort hiervon verständigt. Der Vorfall habe zu ernsten diplomatischen Verwickelungen Anlaß gegeben. Das Blatt schließt seine Ausführungen mit der Be merkung, General Mercier wolle erklären, daß durch diesen Schritt Dreyfus' das Zustandekommen der Allianz habe gefährdet werden können. „Aurore" setzt hinzu, daß die ganze Geschichte er funden sei. des „Corriere della Sera" durch Faustschläge ins Gesicht, der Konservative Serralunga durch Faustschläge auf die Nase, Sonnino durch Faustschläge ins Gesicht und auf den Unterleib, der Staatssekretär Bertolini durch einen Hieb in das Gesicht. Die Sozialisten Defelice und Bissolati, die Sonnino zur Erde geworfen und geprügelt haben, wurden von der Mehrheit durch- Bissolati hat eine leichte Stirnwände erhalten. Viele trugen Püffe, Faustschläge, Fußtritte und Rippenstöße Den anstürmcnden Radikalen warf sich namentlich eine Rolle spielen solle. — „Aurore" schreibt, General Mercier beabsichtige, vor dem Kriegsgericht folgende Aussage abzugeben: Im Jahre 1893, als während der Verhandlungen über den russische Kriegs- Uniersuchung ergeben. Jedenfalls ist die Sozialdemokratie mi' -schuldig. Wer den Zündstoff aufhäuft, ist für di? Explosion verantwortlich, auch wenn er nicht selbst di^ Fackel hineinschleudert! Es mag wahr sein, daß die sozial demokratischen Führer von dem Ausstande abriethen, weil er schlecht vorbereitet und deshalb aussichtslos war; aber schwerlich wäre es zu den Ausschreitungen gekommen, wenn nicht die Lehre der Bebel und Liebknecht den jungen Burschen die Köpfe verdreht hätte. Oder wird etwa nicht von den Sozialdemokraten den Streikenden stets das Recht zugeschrieben, ihren Willen den Arbeitswilligen mit allen Mitteln aufzudrängen? Werden nicht die Arbeitswilligen in den sozialdemokratischen Blättern und Ver sammlungen stets als Streikbrecher hingestellt und Verbrechern gleich geachtet? Die Früchte dieser Saat haben die Tage von Herne gezeitigt. So beklagenswerth diese Ereignisse sind, so ent halten sie doch eine bemerkenswerthe Lehre. In erschreckender Weise zeigen sie, was im Interesse unserer Staats- und Gesell schaftsordnung verlangt werden muß: ein erhöhter Schutz für die Arbeitswilligen und eine erweiterte Bestrafungs- Möglichkeit für die Wühler und Rädelsführer. Wie häufig, so dürste auch hier der 8 153 der Gewerbeordnung, dessen Strafandrohungen nur anwendbar find, wenn es sich um „Ver abredungen" handelt, und zwar um solche Verabredungen, welche die Erlangung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen zum Gegenstände haben, versagen. Für den Gesetzentwurf zum Schutze des Arbeitsverhältnisses, den der Reichstag in erster Lesung ab gelehnt hat, konnten keine besseren Gründe gefunden werden, als die Ruhestörungen und Gewaltthätigkeiten in Herne. Mit welchen Empfindungen mögen wohl die den Mittelparteien angehörigen Abgeordneten, die diesen Gesetzentwurf nicht einmal der Kom- missionsberathung für Werth hielten, die Berichte aus dem Streik revier gelesen haben! Noch ist es sür sie Zeit, ihre Anschauungen zu ändern und die Reichsregierung in ihrem Bestreben zur Ein dämmung des revolutionären Streikterrorismus zu unterstützen. In Nr. 26 deS „DeutschenWochenblattes" werden unter „Dies und daS" zwei merkwürdige Nach richten gegenübergestellt: Von Berlin und Paris gingen in der Frage der großen Weltausstellung zwei Nachrichten durch die Preffe, die verdienen, nebeneinandergestellt zu werden. Von Berlin: „Die deutsche Reichsregierung hätte den ausstellenden deutschen Künstlern den Wunsch zu erkennen gegeben, daß Alles vermieden würde, was unangenehme Erinnerungen bei unseren westlichen Nachbarn Hervorrufen könnte. Also malerische oder plastische Darstellungen, die an den Krieg 1870/71, an Sedan u. s. w. erinnerten, sollten fortbleiben." — Von Paris: „Einer der Clous der Weltausstellung würde das von dem Panoramenmaler Poilpot gemalte Rundbild der Schlacht bei Jena sein, — nach dem „Figaro" ein Wunderwerk, das in einem extra dafür gebauten Pavillon aufgestellt würde und streng historisch sei, da Poilpot an Ort und Stelle, mit dem Bleistift in der Hand, das Schlachtfeld studirt und die preußischen Uni formen und Waffen nach den in den preußischen MuseenaufbewahrtenExemplaren kopirt habe." Uebereine bedenkliche Konsistorialentscheidung schreibt Vie „Kons. Korresp.": In der Kirchengemeinde Sande (Kr. Stor- marn) waren vor einigen Monaten zwei Sozialdemokraten in den Kirchenvorstand gewählt worden. Der Synodalaus schuß der Propstei Stormarn hatte aber die beiden Kirchen- ältesten nicht bestätigt, weil, wie es in dem Bescheide heißt, „durch Heimschaffung erlassenen Vorschriften. Obschon das Urtheil des höchsten Gerichts ihm seinen Hauptmannsrang wieder gegeben hat, wurde ihm eine kleine, dürftig eingerichtete Unter- fffizierskabine angewiesen, deren einzige Luke mit dicken Eisen tangen vergittert wurde. Es war verboten, mit ihm zu sprechen, und er hat thatsächlich während der 21tägigen Ueberfahrt nicht ein einziges Mal den Mund aufgethan, sodaß Niemand von der Schiffsbesatzung seine Stimme gehört hat. Sein einziger Verkehr beschränkte sich aus kurze schriftliche Mittheilungen an Leutnant Champagnac, der den Befehl hatte, sie entgegenzunehmen und nach Bedarf gleichfalls schriftlich zu beantworten. Sein Tisch wurde allerdings aus der Offiziersküche bedient; er verbrachte seine Zeit mit Lesen, Zeichnen, Träumen und Rauchen und litt viel an der Seekrankheit. Infolge seines mehr als 4jährigen ununterbrochenen Stummseins hat Dreysus buchstäblich das Sp rechenverlernt. Er tottert, findet die einfachsten Worte nicht und unterbricht sichmiteinem iefen trostlosen Seufzer in einem stammelnd begonnenen Satze, den er nicht beenden kann. Dieser Sprachverlust hat auf Frau Dreyfus den schmerzlichsten -Eindruck gemacht. Die Generalstabs presse ist kannibalisch genug, die überall eher gedämpften Schilde rungen von Dreyfus Zustand für eine empfindsame Jnszene- setzung, seine Leiden für eine Komödie und seine Unfähigkeit zu prechen für ein listiges Vertheidigungssystem im Hinblick auf die Gerichtsverhandlung zu erklären. Dreysus hat bisher die größte Mühe, dem Bericht seiner Frau über die Ereignisse seit seiner Verurtheilung zu folgen; er kennt weder den Namen Henrys noch Picquarts und begreift deren Schicksale nicht. Die in Rennes eingetroffenen Rechtsbeistände Demange und Labori werden ihn in mehreren Unterredungen methodisch über die Sachlage zu unterrichten haben. Tie Nenner Bevölkerung verhält sich sehr anständig. Das Leben der Kleinstadt geht seinen gewohnten Gang; Kundgebungen kommen nicht vor. Als sonderbarer Zug wird erzählt, daß der Weichenwärter an der Haltestelle vor Rennes, wo Dreyfus ansstieg, und der zufällig Picquart heißt, auf die Ansprache des Präfekten: „Mein Freund, Sie werden hier Dreyfus aussteigen sehen," verwundert erwiderte: „Dreyfus? wer ist das?" Der Mann hatte den Namen niemals ge- ist Felix freilich f Beweg»» und die! immerhir zu loben, ist, hat a Christus achtungst Kamposit -I daß es nur überraschen kann, wenn ocn Aeußerungen eines Quesnay überhaupt irgend welche Bedeutung beigemessen wird. Cornely, der Chefredakteur des „Figaro", stellt den Pariser Journalisten, für die das Weiterhetzen gegen DreyfuS einfach eine Geschäftsfrage ist, ein Zeugniß aus, für das sie ihm nicht dankbar sein werden. „Ihr Treiben," schreibt er, „erklärt uns die widerwärtigsten Episoden der Schreckenszeit. Von ihren Vorfahren erzählte man, sie hätten das Blut auf den Pflaster- teinen der Guillotine zusammengeleckt. Sie haben kein Blut zu ecken. Dafür halten sie sich schadlos, indem sie die Lüge und die Verleumdung zuspitzen. Und was sie verdammt, ihnen den Zorn des Himmels zuziehen wird, das ist, daß Manche unter ihnen, welche auf die Schuld von Dreyfus schwören, nicht daran glauben. Denn das Publikum weiß nicht, aber es soll wissen, daß die meisten Redakteure der rasend antirevisionistischen Blätter revisionistisch sind und untereinander im Vertrauen die Arbeit beklagen, die iu ihren Blättern verrichtet wird. Dieses Gelichter lebt fast ausschließlich in Paris. In der Provinz ist man weniger grausam und ich kann mich nicht an den Gedanken ge wöhnen, daß christliche Bretonen, Soldaten Christi und der Jungfrau Maria, der Welt das widerwärtige Schauspiel von Männern geben werden, die einen Gefangenen beschimpfen, welcher halb todt ins Vaterland heimkehrt. Wenn ihre Schädel auch so hart wären, wie der Granitboden, auf dem sie wohnen, so müßte der Stolz, Frankreich bei dem erhabenen Gerechtigkeitswerke, das ihnen anvertraut ist, zu vertreten, sie von jeder Ausschreitung zurückhalten." Nach einer Meldung der „Pol. Korr." aus London sind dort Nachrichten aus Peking eingetroffen, denen zufolge derGeistes- zustand des Kaisers von China ein sehr unbefriedigender wäre, so daß die Eventualität seiner Abdankung nahe gerückt erscheine. Bekanntlich liegt bereits jetzt die Macht in der Hand der Kaiserin-Regentin, welche allein die Regierungsgeschäfte leitet. schastSfü ausgebil Bergarb sameS 6 wurde o nicht « beitrug, schließ!» brucheS Dienstm zeit ist gezeichn hiesigen — etw beamt gesunde die Seh Mitglie die Un, sich zur nicht a dem vo war fü wonner beizutrc zu ders der Pa weitreu Einblic LipS L GastHP gute E erste 2 bis zu kannt i Herr Os wirthe, auch vor Oertel, schieden« Wähler» de« An volle deS 9. dankte § aufentho für die Kühne, Worten Vorwerl ausschusses ausgehoben und erklärt, „daß die Zugehörigkeit zur sozialdemokratischen Partei an sich kein Grund sei, Jemandem die Fähigkeit zur Bekleidung eines kirchlichen Amtes abzusprechen." Diese Entscheidung ist im Interesse der Staatsraison sehr zu be dauern. Nichts kann geeignet sein, die Politik der Regierung in so hohem Grade zu kontrekarriren, wie dieser Spruch einer Kirchenbehörde. Die Sozialdemokratie ist als ausgesprochene Feindin der kirchlichen wie der weltlichen Autorität von Staats wegen als ungeeignet für autoritative Stellungen direkt erklärt worden. Es widerspricht aber nicht nnr den staatlichen Grund sätzen, sondern auch dem christlichen und patriotischen Bewußtsein, wenn ein Konsistorium sich sür berechtigt hält, die Zugehörigkeit zur demokratischen Partei „an sich" als Grund für den Aus schluß von kirchlichen Aemtern nicht anzuerkennen. Möglicherweise dürfen die beiden in Sande gewählten Persönlichkeiten augen blicklich als christliche Männer betrachtet werden; allein werden sie aus die Dauer dem sozialdemokratischen Parteiterrorismus, der namentlich auf „Genossen" drückt, die sich in einflußreichen Stellungen befinden, Stand zu halten vermögen? Indessen auch, wenn dies der Fall sein sollte, so wäre doch die Synode un- zweiselhast kompetenter, darüber zu befinden als das Konsistorium, das ohne Zweifel seine Befugnisse überschritten hat, indem es generaliter der Sozialdemokratie die Gleichberechtigung auf kirch lichem Gebiete zuerkannte. Wir erwarten, daß hier eine kräftige Korrektur erfolgen wird. Italien. Man sollte meinen, nach der letzten Prügelei in der Kammer müßte eigentlich den Abgeordneten sehr kläg lich zu Muthe sein und ihr größter Wunsch müsse sein, durch vollständiges Stillschweigen einige Zeit vergessen zu machen, daß eine solche Volksvertretung überhaupt vorhanden ist. Aber nein! Die äußerste Linke hat beschlossen, eine Kundgebung an das Volk zu erlassen, ihre Haltung darin zu rechtfertigen und die Verletzung der Verfassung durch die Regierung nachzuweisen.