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MivergerAnzeig^ vera«tworUiche Leitung der RevaMon: Georg Burkhardt« so UN- Tageblatt dWdlott W die lilliglicheu M Wüsche» BehSrdm W Frciderg mw Maid. ' bL Jahrgang. Mittwoch, den S. Juli. Inserate «erden bi« Vormittags 11 Uhr angenommen. Preis für die Spaltzeil« IS Psg. D Außerhalb de« LandgerichtSbezirkS 16 Psg. M.VV v» 153» «Kni« V.« Uhr für d.» hiermit verfügt. k» 4. « von und allhier anzubringen. Ureiberg, am 4. Juli 18SS. Der Stadtrath. vr Wllr «Snigliche AmtShauptmannschaft. vr. 8t«I»»«rt. Weisung der Vorlage. An einer unbefangenen Prüfung deS Grundgedankens der Vorlage haben alle Gegner deS Entwurfs, auch die, von denen man sachliche Gesichtspunkte voraussetzen konnte, es fehlen lassen. Wer die Welt nicht bloß aus den demokratischen Zeitungen kennt, der weiß auch, daß heutzutage in unzähligen Fabriken und Arbeits stätten von den „zielbewußten- Genoßen ein unerhörter Druck auf die anderen Arbeiter geübt wird. Es giebt da hundert Mittel «nd Wege, einen Arbeiter, der sich nicht fügen will, auS dem Brot zu bringen oder ihm wenigstens das Leben so sauer zu machen, daß er sich schließlich fügen muß. Dieser Druck, der viel schlimmer ist für die davon Betroffenen, als die vielverschrieene Strenge dieses oder jenes Arbeitgebers oder die Aktionäre" Anwandelung eines Ministers, diese recht fühlbare Beschränkung der persönlichen Freiheit bleibt straffrei, sie sind gesetzgeberisch AL- "L«L wird tbatsächlich zum Zwang sur den Einzelnen, an einer Men Arbeitseinstellung theilzunehmen, wenn loupeii ! bleiben soll d e vermeintliche Freiheit immer ^'^?rd^ des Einzelnen mißbraucht zur Unterdrückung oer^ Regierungen, dem d!- d-» d.r Grafen P°sadM^ g^et wurde von den Gegnern des Ge. ganzen Angelegenhett bildet, wur° diesem Grund- s-tzes nur ganz aus dem Wege und gedankeu der Vorlage sa aesUsien^^ natürlich Nblchm»g d-r G-i-»°>«ur,- Di. S-ji-I. Bekanntmachung. Herr vr. «Ässr^ vrassl»««!» in Kleinschirma beabsichtigt auf einem Tr«»»- stück der aus Folium 1818 deS hiesigen Grund- und Hypothekenbuchs eingetragenen Parzelle Nr. 2348 des hiesigen Flurbuchs (ausaeriffener Teich) eine chemische Fabrik zur Herstellung von Bedarfsartikel und Chemikalien für BeleuchtungS-, keramische und photographische Zwecke zu errichten. . In Gemäßheit tz 17 der Reichsgewerbeordnung wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf privatrechtlichen Titeln be ruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, schon zwölf Mandate frei geworden. Graf Mirbach hat im preußischen Herrenhause folgende Reso lution eingebracht: Das Herrenhaus drückt seine Befriedigung darüber aus, daß die König!. StaatSregierung im Bundesrath für die Vorlage eines Gesetzes zum Schutz des gewerblichen Ar beitsverhältnisses an den Reichstag eingetreten ist. DaS Herren haus erwartet, daß die Königl. Staatsregierung an dem in vor genannter Gesetzesvorlage eingenommenen Standpunkt unentwegt sesthalten wird; als Motiv wird angegeben, ein wirksamer Schutz der arbeitswilligen Arbeiter sowie der Arbeitgeber ist aus sozialen und wirthschaftlichen Rücksichten dringend geboten. WaS lehrt der Herner Ausstand? Die Ereignisse, deren Schauplatz in den letzten Tagen das Land der rothen Erde ge wesen ist, haben wieder einmal einen erschütternden Einblick in die Arbeitskämpfe der Gegenwart gewährt. Maßlose Aus schreitungen sind von den Ausständigen verübt: Die Arbeits willigen wurden mißhandelt und mit Gewalt von der Arbeit ab gehalten; Beamte und Polizisten, denen die schwere Aufgabe oblag, die Ordnung aufrecht zu erhalten, wurden mit Hohn und Spott überschüttet und hinterlistig überfallen. Da kam der Augenblick, wo „die Flinte schießt und der Säbel haut", und fünfzehn Arbeiter rötheten mit ihrem Blut das Straßenpflaster. Trotzdem tobte der Aufruhr weiter und setzte den friedliche» Bürger in Furcht und Schrecken, bis schließlich Militär herbei geholt wurde, das die Ruhe wiederherstellte. Die Sozialdemokratie sucht nachzuweisen, daß sie mit dem AuSstande nicht« zu thun habe. In ihren Blättern wird „dem unüberlegten Vorgehen der Nichtorganisirten" die Verantwortung für die Ausschreitungen in die Schuhe geschoben. Ob daS der Wahrheit entspricht, wird die W-°.° --.mm- d«Wegesperrung. Bach führenden Grundablall « unteren Großhartmannsdorfer Teiche nach der MüdiSdorfer geleitete» öffentlichen Weae/ dadurch erforderlicher Ausgrabung des über letzteren hinweg- Sperrung dieses Weges vom^^" Müdisdorf und HelbigSdorf bez. Zethau wird die den Communikationsw-N * b'S Jun -f-. Js. unter Verweisung der Verkehrs auf !»»««««- Nachricht über den angeblichen Empfang des Fürsten Herbert BiSmarck durch den Kaiser noch nicht vorliegt. Der gemeinschaftliche Landtag deS HerzogthumS Koburg-Gotha nahm in seiner gestrigen Sitzung den von der VerfassunaS- ommisston vorgelegten Gesetzentwurf gegen die Stimmen der Sozialdemokraten an. Danach ist für die Thronfolge der Herzog karl Eduard von Albany bestimmt. Stirbt dieser ohne Nach- ommen, oder erlischt sein ManneSstamm, so wird Prinz Arthur von Connaught zur Regierung berufen. Unter den gleichen Voraussetzungen gelangt eventuell die Nachkommenschaft deS Zrinzen von Wales zur Regierung. Der Herzog von Albany muß seinen wesentlichen Aufenthalt im Lande nehmen. Der Erb- irinz zu Hohenlohe-Langenburg erhält die Zustimmung deS Land- ages zur Regierungsverwesung für den Herzog von Albanh, alls dieser minorenn zur Regierung gelangt. Wenn ein anderer llormund bestimmt wird, so muß erst wieder die Zustimmung de- LandtageS eingeholt werden. Der frühere Minister, jetzige Oberpräsident der Provinz Pommern, vr. v. Putt kam er, ist auf seinem Gute Kanin im Kreise Stolp seit einige» Tagen an einer Nierenentzün dung schwer erkrankt. demokratie aber stand hohnlachend dabei, als ein großer Theil deS BürgerthumS mit allem Eifer ihre Geschäfte besorgte. Allen voran natürlich die Demokratie Richterscher und Sonne- mannscher Richtung, der Freisinn nach Berliner Art und die „Volksmänner" aus Frankfurt und Schwaben. Die Börsenkreise, die in diesen Reihen ihre Vertretung finden, wißen ja nichts von den Nöthen des Arbeitgeber-, dem die wirthschaftlichen Kämpfe den festen Boden unter den Füßen wegnehmen. Sie können unter Umständen ja an einem Streik noch ein schönes Stück Geld verdienen. Warum man aber nach solchen Vorgängen noch an der Meinung festhalten soll, zwischen Sozialdemokratie und bürgerlicher Demokratie bestehe ein großer Unterschied, daS ist nicht einzusehen. Diese Meinung hat uns in eine ganz unklare und verworrene Lage gebracht. Wenn die nationalen Parteien bei engeren Wahlen aufhören werden, die bürgerliche Demokratie gegen die Sozialdemokratie zu unterstützen, erst dann wird man unsere Zustände im rechten Lichte sehen und sich daraus einrichten können. Dann werden mehr Sozialisten im Reichstage sitzen, gewiß; aber eS werden auch die Männer weggesegt werden, die unter der Flagge deS Bürgerthums der Sozialdemokratie in die Hände arbeiten. voNNsche Umschau. Freiberg, de» 4. Jult. DaS Gut Cadinen ist bekanntlich in den Besitz des deutschen Kaisers übergegangen. Dieser Wechsel veranlaßt die „Dtsch. Agrarkorr." zu folgenden Randbemerkungen: Es muß einmal öffentlich ausgesprochen werden, daß es noch viele Tausende von Gutsbesitzern giebt, die sehr froh sein würden, wenn sich rinsluß- reiche Leute fänden, die das Verschenken ihrer Güter an den Kaiser unter ähnlichen Bedingungen vermitteln würden wie bei Cadinen. Der Kaiser hat eine hypothekarische Belastung und eine lebenslängliche Leibrente an den Vorbesitzer in einer Höhe übernommen, die nach dem Urtheil sachverständiger Leute zu dem Ertragswerth des Gutes Cadinen in einem solchen Verhältniß steht, daß für die liebenswürdige Vermittelung dieser „Schenkung" der Geschentgeber mehr Anlaß zum Dank hat, als der Geschenk nehmer. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe reist in allernächster Zeit in Privatangelegenheiten auf einige Tage nach Paris und begiebt sich von dort zu längerem Aufenthalt nach Wildbad im Schwarzwald. Auch der Vicepräsident des preußischen Staats ministeriums vr. v. Miquel gedenkt morgen Berlin zu ver lassen und die Parlamentsferien dazu zu benutzen, durch einen Kurgebrauch in Ems frische Kräfte für die bevorstehende schwie rige Landtagscampagne im August zu sammeln. Ebenso beab sichtigt Graf Bülow seinen Sommerurlaub in Kurzem anzutreten. Wie alljährlich, so ist auch diesmal der Anbruch der tobten Saison in der inneren Politik durch allerhand Krisengerüchte eingeleitet worden; wenn es nach diesen ginge, müßte Alles und Alle „wackeln", in Wirklichkeit ist aber zur Zeit an eine Krisis nicht zu denken. Merkwürdig genug finden aber diese Gerüchte, obwohl sie, wie gesagt, seit einer Reihe von Jahren mit saft mathematischer Pünktlichkeit zu Beginn des Kalender-Sommers sich einstellen, stets wieder Glauben. Mehr Beachtung als diese Krisenmeldungen verdienen die bereits erwähnten Gerüchte von dem bevorstehenden Wiedereintritt des FürstenHerbert Bismarck in den aktiven Staatsdienst. Daß der Fürst einen Botschafterposten in Washington annehmen würde, ist ebenso ausgeschlossen, wie seine Entsendung nach Petersburg. Viel größere Wahrscheinlichkeit hat die Annahme, daß Fürst Herbert dazu ausersehen ist, den Grafen Hatzfeldt in London zu ersetzen, falls dessen Gesundheit, die bekanntlich seit Langem sehr viel zu wünschen übrig läßt, ihn früher oder später nöthigen würde, — sehr zum Bedauern der Regierung — von seinem Posten zu scheiden. Fürst Herbert besitzt unter dem englischen Hochadel sehr viele Freunde — wir nennen nur die Namen Rosebery und Londondery — und ist mit den englischen Ver hältnissen aufs Genaueste vertraut. Wie erinnerlich, nahm Fürst Bismarck noch in der letzten Reichstagssitzung Veranlassung, seiner Freude darüber Ausdruck zu geben, daß Graf Bülow sich um die Wiederherstellung der früheren, herzlichen Beziehungen zwischen Deutschland und England sehr verdient gemacht hat. Der Fürst sügte hinzu, er habe sich kürzlich bei einem Besuch in England davon überzeugt, daß dieses Verdienst des Grafen Bülow auch dort volle Würdigung gesunden habe. Vielleicht dürfen diese Worte nachträglich als Symptom dafür betrachtet werden, daß der Kaiser den Fürsten Herbert Bismarck für die Uebernahme des Londoner Botschasterpostens in Aussicht genommen hat. — Im Uebrigen ist es ausfällig, daß eine offizielle Bestätigung der -"5?" k?'? braucht sich aus eine ^as „Volk der Denker" vorurtheilslosem Prüfen zu klarem Erwägen und in der Politi chen Deba^ «As «inzubilden. Äir sind Schkgw»a°rn g-L,n L -»» °°» Wenn daS bei uns nickt wie andere Völker, das nur daran. daß A iuTage tritt, so liegt llchen Lebens dem demaaoaiick^n^" Grundlagen unseres staat- Grenzen ziehen An Dreiben immer noch gewisse allerhand Lorsp^ d-r Einen, die Masse durch sowenig wieankrU^l^ Zu lenken, fehlt es eben- .ständigen Denken nickt A^ubigkeit der Anderen, die zum selb- des Falschen nicht Ma sind ?°"^rung des Wahren und bietet, bei den Wahlen bei der "gen^ Gelegenheit dazu ider Beurtheilung von PrAE» Gesetzentwürfe, be, Versammlungen und in ,^L^-ln m Vereinen, m d-Ekati- plll.n, ist dMArrschaftA AA""»,^^ reicht weit m die bürgerlichen Kreise hinein. Bei der Agitation Gesetzentwurf zum Schutze Arbeitswilliger hat sie einen geradezu widerlichen Umfang angenommen. Seit der Oeyn- ?°usener Rede des Kaisers, deren genauer Wortlaut gar nicht sestgestellt ist, begann die lebhafteste, immer mehr sich steigernde Agitation gegen den Gesetzentwurf, den man noch nicht einmal m semen llnirlßen, geschweige denn seinem Inhalt nach kannte. DaS einzige Wort „Zuchthaus" hatte hingereicht, gegen die noch »n den allerersten Stadien der Vorbereitung befindliche Gesetzes- Vorlage Stimmung zu machen, und der Kampf gegen die „Zucht hausvorlage", gegen die „Vernichtung der Koalitionsfreiheit" galt als Pflicht ledeS guten Bürgers, der der drohenden „Reak- ,tiou" und „Vergewaltigung" Vorbeugen wollte. Zwar hatte kein Mensch die Koalitionsfreiheit antasten wollen, Niemand konnte .sagen, wer eigentlich ins Zuchthaus geschickt werden sollte: aber daS machte nichts auS, je länger je mehr wurde eS zur Gewiß heit, daß der Gesetzentwurf die Arbeiter ihrer einzigen Waffe in den wirthschaftlichen Kämpfen beraube. Als dann später der Gesetzentwurf bekannt wurde und so gar nichts von den ihm an- ,edichteten grausigen Bestimmungen enthielt, da war man wohl «inen Augenblick überrascht und sah auch wohl ein, daß sich über einzelne Bestimmungen reden lasse. Aber man wollte doch nicht offen eingestehen, daß der ganze vorzeitige Entrüstungsrummel eine ganz überflüssige, auS falschen Voraussetzungen entstandene Bewegung gewesen war, die Aufregung war auch schon in zu weite Kreise gedrungen, als daß man so leicht hätte zum Rückzug blasen können. So blieb eS denn im Allgemeinen bei der Ver- Einen Ueberbltck Sberdie Personalveränder ungen, die in dem gegenwärtigen Reichstage in der kurze» Zeit von den Wahlen bis zu seiner Vertagung erfolgt sind, giebt olgende Zusammenstellung: Bei der Vertagung des Reichstage- varen zwei Mandate erledigt, das des Abg. Lotze für Pirna Resormpartei), das für ungiltig erklärt wurde, und das des Abg. Brodbeck für Eßlingen (deutsche Volkspartei), der ausschied, nachdem die Wahlprüfungskommission die Ungiltigkeit seiner Wahl beantragt hatte. Schon vor Einberufung des Reichstages waren vier Abgeordnete gestorben: vr. von Cuny (Kreuznach, nat.-lib.), ' Plötz (Pyritz, kons.), Graf von der Decken (Nienburg, Welfe) Bie antz (Schaumburg, kreis. BolksP.). Sw wurden, gleich- alls noch vor Einberufung deS Reichstages, ersetzt durch Prof. Paasche, Rittergutsbesitzer Freiherrn von Wangenheim, Major a. D. Freiherrn von Schele und Kammergerichtsrath a. D. Müller. Eine Verschiebung in den Parteiverhältnißen trat durch diese Ersatzwahlen nicht ein. Während der ersten Session des Reichs tages starben die Abgg. Dieben (Bernkastel, Centr.), v. Arns- wald-Böhme (Melle-Diepholz, Welfe), Rath (Neuß, Centr.) und Franzius (Emden, nat.-lib.). Die Abgg. Kreitling (Berlin 2, freis. BolksP.) und Eßlinger (Straubing, bayer. Bauernbund) legten ihre Mandate nieder, der Erstere, weil seine Wahl von der Wahlprüfungskommission für ungiltig erklärt wurde. Sie wurden ersetzt durch Gutsbesitzer Biesenbach (Centr.), Hofbesitzer Wamhoff (nat.-lib.), Rechtsanwalt am Zehnhoff (Centr.), Graf zu Inn- und Knyphausen (kons.), Fischer (Soz.) und Echinger (Centr.). Es haben demnach die Welfen, die fteisinnige Volls partei und der bayerische Bauernbund je ein Mandat verloren, die Konservativen,, die Sozialdemokraten und daS Centrum je eins gewonnen. Die Nationalliberalen verloren und gewannen je ein Mandat. Im Ganzen sind seit den vorjährigen Wahlen