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18S» Neueste Nachrichten. - Börsen-C. Zuhörer, und man konnte dem Vortragenden darin nur durchaus zustimmen, daß diese Art der Vorführung von Operationen Lehrenden und Lernenden in gleicher Weise zu Gute kommt, und damit auch den Kranken. * Die zur Einweihung des Bismarckthurms am Starnberger See gesungene Bismarckhymne Paul Heyse's hatte folgenden Wortlaut: Wem soll das Lied erklingen? Dem Mann, dem Keiner gleich, Der in gewalt'gem Ringen Uns neu erschuf das Reich. Zu Schanden ward der Feinde List, Versöhnt der alte Bruderzwist — Der das gethan, wir bringen Den Dank ihm freudenreich. Wem soll das Lied erklingen? Dem Mann auf hoher Wacht, Der Elsaß und Lothringen Ans Reich zurückgebracht. Der Trug und Hohn der Welschen brach, Und Rache nahm für lange Schmach — Wir preisen ihn und singen Von seiner Größ' und Macht. Wem soll das Lied erklingen? Dem weisen Friedenshort, Der Diplomatenschlingen Zerhieb mit blankem Wort. Das deutsche Reich, das Herz der Welt, Hat er zur Hut des Rechts bestellt — Kein Feind wird uns bezwingen, Lebt sein Gedächtniß fort. - Wem soll das Lied erklingen? Dem Helfer in der Noth, Der sprach: Ich will erringen Der Arbeit Schutz und Brod. So stark er war, so hoch er stand, Dem Schwachen bot er treu die Hand, Und Segen wird er bringen Weit über Zeit und Tod. Ihm soll das Lied erklingen, Dem Größten großer Zeit, Den zu so hohen Dingen Sein Genius geweiht. Wo Deutsche je beisammeustehn, Soll tausendfach sein Lob ergehn, Und trag' auf Ädlerschmingcn Ihn zur Unsterblichkeit. -- * Wurstvergiftung. Wie der „Pfälzischen Presse" au St. Ingbert gemeldet wird, ist dort Bürgermeister Heinrich am Sonntag unerwartet, angeblich an HerzlShmung gestorben. Nun mehr stellt sich heraus, daß Vergiftung durch Genuß von Wurst die Todesursache war; auch die Frau und ein Sohn des Bürger meisters sind schwer erkrankt, jedoch außer Lebensgefahr. Ju< Ganzen sind 19 Familien mit über 50 Köpfen als in Folge Wurstvergiftung erkrankt polizeilich gemeldet. Eigene Drahtberichte. «Nach Schluß der Redaktion eingegongen.i. Berlin, 5. Juli. Der Staatssekrstär des Auswärtige» Gras v. Bülow hat sich heute nach de« Semmering begebe». Berg- und Hüttenwesen. X Auu» Bergarbeiterstreik im Bochumer Revier. Infolge einer neuen behördlichen Verfügung wurde in der Richtung Herne-Recklinghausen auf allen Straßen der Fahrrad verkehr verboten. Es war nämlich nachgewiesen, daß die pol nischen Ausständigen einen Stafsettendienst mit Radfahrern ein gerichtet hatten. Die polnischen Führer schürten den Ausstand von Bakau aus; als dort Militär erschien, wurde das Hinüber flackern des Ausstandes vom Heiner ins Recklinghäuser Revier durch Fahrradbotschaften eingeleitet und gefördert. Gestern haben eingehende Berathungen der Behörden stattgefunden, um für die nächsten Löhnungstage, Freitag und Sonnabend, die Ruhe zu sichern. — Ein neuer Polenkniff sind Versammlungen und Be rathungen in den Gruben. Man braucht da keine Anmeldungen, es kommt keine Aufsichtspolizei, und eine Auflösung kann selbst bei aufreizendster Sprache nicht stattfinden. Diese neue Er scheinung wird immer in ihrem thatsächlichen Bestände dadurch festgestellt, daß die ganze Belegschaft eingefahren ist und trotzdem die Förderung stockt. Dies war am Freitag und Samstag da und dort der Fall, und auch am Montag scheint dies nicht aus geschlossen zu sein. -- In dem Kohlenbergwerk „Kriny-Rog" hat sich ein furcht bares Unglück ereignet. Bei der Sprengung einer Kohlen schicht explodirte vorzeitig durch Unvorsichtigkeit eines Arbeiters eine Dynamitpatrone. 44 Bergleute wurden getödtet, mehr als SO schwer verwundet. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 5. — 8. Juli Boden stürzte. Es bedurfte längerer Zeit, ehe sich das Mädchen von der Betäubung vollständig erholte. — Beim Wirthschafts- besitzer Leonhardt in Langenstriegis schlug der Blitz in das Stall gebäude, tödtete eine Kuh und betäubte eine andere, sowie ein Mädchen, welches in der Nähe stand. Die große Prämie der Aachener Dombau-Geldlotterie im Betrage von 300000 Mk., die auf die Nummer 30166 fiel, welche Nummer ein Gutspächter in Schwanefeld bei Meerane spielte, scheint ein eigenes Verhängniß zu haben. Die Aachener Lotterie-Direktion weigert sich nämlich, den Gewinn auszuzahlen, weil der Gewinner nicht in dem Besitze des Glückslooses ist. Der Spieler hatte das Loos nämlich vorher zurückgesandt, einige Tage daraus sich jedoch anders besonnen und den Geldbetrag für daS LooS eingesandt; das Loos selbst hatte er nicht in Händen. Nach dem jetzigen Stand der Dinge scheint es nun zum gericht lichen Prozesse zu kommen. Einem Schlosser in Markranstädt wurden in voriger Woche Zwillinge bescheert. Allen Warnungen zum Trotz hatte die Mutter nachts eine Katze im Schlafzimmer gelassen. Ein eigen- rhümliches Geräusch weckte sie nachts auf, mit Schrecken sah sie, daß die Katze auf der Brust des einen ihrer Kinder saß und am Gesicht des andern herumnagte. Das eine Kindchen war erstickt, dem andern war das linke Händchen bis zum Handwurzelknochen abgenagt, ebenso die Nase vollständig und das Fleisch der Wangen. Auch hier konnte nur noch der Tod konstatirt werden. <Än Raubmordversuch wurde am Sonnabend Nachmittag an der in Göppersdorf bei Burgstädt wohnhaften Frau Oesterreich verübt. Zu der in den 60er Jahren stehenden Frau, welche in Helsdorf Einkäufe machen wollte, gesellte sich unterwegs ein jüngerer Mann. Da die Frau bemerkte, daß ihr Begleiter in der Hand einen iu ein Tuch eingewickelten größeren Stein trug, so schöpfte sie Verdacht und äußerte gegen den Fremden, um ihn glauben zu machen, daß sie nicht ohne Schutz sei, ihr Mann befinde sich in der Nähe im Forst, um Pilze zu suchen. Der Fremde schlug jedoch in der nächsten Waldlichtung die Frau mit dem Steine mehrmals auf den Kopf, wobei die Frau jedoch durch die vorgehaltenen Hände die Wucht der Schläge mildern konnte. Auf ihr Geschrei ergriff der Thäter die Flucht. Die Frau ver mochte sich nach Helsdorf zu schleppen. Der Zustand der Fran .ft sehr bedenklich. Die allgemeine Ortskrankenkaffe zu Treuen i. D. hat jetzt die Einführung von Familienunterstützung beschlossen, wonach sowohl die Ehefrauen, wie die Kinder der Kassenmitglieder vom 2. bis zum 14. Lebensjahre in Krankheitsfällen Unterstützung er- ' halten sollen. Auch wird den Ehefrauen in Sterbefällen Sterbe geld gewährt. Zär Bahnhofsinspektor U. in Markneukirchen ist, da der gegen ihn vorliegende Verdacht der Unterschlagung bei den Er örterungen sich abgeschwächt hat, aus der Untersuchungshaft ent lasse» worden. Berlin, 4. Juli. AuS Abgeordneten kreisen wird dem „Börsen-C." mitgetheilt, daß der Reichstagspräsident Graf Ballestrem es abgelehnt habe, Anfragen von Mitgliedern des Reichstages über die Urheberschaft der Korrektur in dem be^ kannten stenographischen Bericht zu beantworten, da er Alles, was darüber zu sagen sei, bereits in seinem amtlichen Berichte festgestellt habe. Köln, 4. Juli. Als ein von Köln leer zurückkehrender Nacht» güterzug der Köln-Bonner Kreisbahn bis Station Effern fuhr, erblickte der Maschinist einen mit Volldampf auf chn zueilenden Personenzug. Der Maschinist gab das Nothsignal sowie Gegen dampf und setzte mit Güterzug zur Weiche zurück, wodurch ein Zusammenstoß vermieden wurde. Der Zug war mit Markt frauen dicht besetzt, welche früh auf den Kölner Markt wollten. Durch die Achtsamkeit des Güterzugmaschinisten ist großes Unglück verhütet worden. Taruowitz, 4. Juli. Die große Ortschaft Frassin ist fast vollständig niedergebrannt. Eine große Anzahl Familien ist obdachlos. j Wie», 4. Juli. Aus Innsbruck wird gemeldet, daß der dortige Sonnenwendfeier-Ausschuß mit dem Vicebürgermeister vr. Eiler gegen den Fürst-Bischof von Brixen, der sich in seinem bekannten Hirtenbriefe gegen die Sonnenwendfeier ausgesprochen,: Stellung nehme, da die Feier eine würdige und wohlüberlegte sei. Dagegen soll in allen Kirchen von Innsbruck eine Sühn andacht abgehalten werden. Graz, 4. Juli. Im gesammten Alpengebiet herrscht heftiger Schneefall, der bis in die Thaler niederreicht. Brüssel, 4. Juli. Kammer. Beim Beginn der Sitzung erklärte Ministerpräsident Vandenpeereboom im Namen der Re gierung: Am letzten Freitag habe er erklärt, daß die Regierung auf das Lebhafteste zu einer Versöhnung und Beruhigung zu gelangen wünsche. Mehrere Abgeordnete hätten neue Wahlvor- schläge angekündigt. Die Regierung willige ein, dieselben in Empfang zu nehmen und sie einer Kommission, in welcher alle Parteien vertreten sein würden, zur Prüfung zu unterbreiten. Er bitte diejenigen Mitglieder, welche Vorschläge zu machen hätten, dies bald zu thun. Die Regierung sei bereit, zu der ge wünschten Verständigung zu gelangen. Der unabhängige Depu tate Theodor bringt einen Antrag ein, welcher eine vollständige verhältnißmäßige Vertretung im ganzen Lande fordert. Vander velde erklärt, daß die beiden linken Gruppen der Kammer sich dem Vorschläge der Regierung anschlössen, und jügt hinzu, die Vorschläge seien im Wesentlichen gleichbedeutend mit der Zurück ziehung der Regierungsvorlage. Seine Partei billige die Bildung dieser Kommission, denn „wir werden dort nicht die Gruppen der Linken, sondern das Land vertreten, welches soeben einen großen Sieg davongetragen hat." (Rufe links: Sehr gut!) Im weiteren Verlauf seiner Rede erklärte Vaudervelde, er sei überzeugt, daß angesichts der Meinungsverschiedenheiten der Parteien die einzige Lösung darin bestehe, das Land zu befragen entweder durch die nächsten Wahlen nach der Auslösung der Kammer oder aus dem Wege des Referendums. Er bitte, alle Vorlagen, welche bereits eingebracht sind oder noch eingebracht werden, sowie die Refe rendumsangelegenheit der Kommission zu überweisen. Im Namen der Parteien der Linken erkläre er, daß diese einig bleiben würden, um sich der Rückkehr der Regierung zur Offensive zu widersetzen und neue Eigenmächtigkeiten zu verhindern. (Beifall links.) Woeste bekämpft das Wahlsystem mit verhältnißmäßiger Vertre tung der Parteien und spricht sich für daS Uninominal-System aus. Er fügt hinzu, daß die Rechte einig bleiben werde in der Vertheidigung der konstitutionellen Freiheiten. Brüssel, 4. Juli. Die Parteien der Linken veröffentlichen ein Manifest, in welchem es heißt, daß die Parteien, nachdem sie von der heutigen Erklärung der Negierung, welche die durch die Erhebung des Landes hervorgerufeneZurückziehung der Regierungs vorlage bedeute, Kenntniß genommen, sich verpflichten, einig zu bleiben, damit keine Wahlreform zugelaffen werde, ehe das Land befragt sei. Das Manifest ist von allen liberalen und sozia listischen Abgeordneten unterzeichnet. — In politischen Kreisen glaubt man, daß die Wahlreformvorlage auf lange Zeit von der Bildfläche verschwinden werde. Paris, 4. Juli. Wie der „Temps" aus RenneS erfährt, hat Dreyfus seiner Frau erzählt, im Herbst 1896 sei er, obgleich heftig fieberkrank, zwei Monate lang in Eisen gelegt worden, ohne daß sein Verhalten zu dieser Maßnahme irgend einen Anlaß gegeben hätte. Die unverdiente Strafe habe ihn jedoch gerettet, weil dadurch seine Widerstandskraft geweckt worden sei. Er habe damals geglaubt, man habe ihn allmählich ums Leben bringen wollen. Paris, 4. Juli. Die trotz der scharfen Censur aus Spanien kommenden Privatmeldungen schildern die Lage in den düstersten Farben. Aus allen Theilen des Landes wird der Ausbruch aufrührerischer Bewegungen gemeldet. Paris, 4. Juli. Wie verlautet, hat die Regierung den sozialistischen Abgeordneten vor Kammerschlnß versprochen, die Entlassung des Generals Zurlinden zu bewerkstelligen. Rennes, 4. Juli. Labori begab sich heute in Begleitung zweier Sekretäre zu Dreyfus und hatte mit ihm eine zweistündige Besprechung. Bukarest, 4. Juli. Der Senat und die Deputirtenkammer haben fast einstimmig den Gesetzentwurf angenommen, durch den die Alkoholsteuer von 80 auf 120 Frs. pro Hektoliter erhöht wird. Das Gesetz tritt heute in Kraft. Die „Agence Roumaine" erklärt hierzu, die nahezu einstimmige Annahme der Regierungs vorschläge beweise den Wunsch des Parlaments, die Regierung zu unterstützen, um die durch die Mißernte hervorgerusenen Lchwierigkeiten zu überwinden. Washington, 4. Juli. (Rentermeldung.) Das Kohlenschiff „Aberenda" ist von Valparaiso nach Samoa in See gegangen mit Material für eine Kohlenstation in Pago-Pago. Dem Ver nehmen nach ist der Plan, das Kriegsschiff „Newark" nach Apia zu entsenden, aufgegeben worden. der Bande nicht wehren, weil sie keine Schußwaffen über die Grenze mitführen dürfen. In den letzten 14 Tagen sind sieben Schiffer ausgeraubt worden; die Bande nimmt nur baares Geld und Lebensmittel. Bei der geringsten Weigerung hält der Glowacki dem Neberfallenen Revolver und Messer vor und droht mit sofortiger Tödtung. Bei den beiden Dörfern Duninow und Mozerow sind erst vor drei Tagen wieder zwei Schiffer aus geraubt worden. Klagen bei den russischen Behörden haben.bisher nicht genutzt. Wenn man den preußischen Schiffern gegen Garantieschein gestatten würde, Schießwaffen über die Grenze zu nehmen, so würden diese sich wohl bald der Räuber erwehren und dem Unwesen ein Ende machen. * Die Gnädige und ihre Köchin. Aus Wien wird folgende wehmüthig-amüsante Geschichte berichtet: Die Rosa verstand sich vortrefflich auf die Kochkunst, als sie vor zehn Jahren in den Dienst der Hausbesitzerin Frau Alexandrine G. trat. Die Gnädige, eine bejahrte Wittwe, hielt große Stücke auf ihre Köchin, die das Vertrauen der Herrin vollauf zu rechtfertigen suchte. Vor einigen Jahren verkaufte Frau G. ihr Haus und legte das Kapital in Werthpapieren an. Nachträglich ließ sich die Dame in gewagte Börsen-Spekulativuen ein, verlor ihr ganzes Geld und gerieth in Schulden. Die Rosa bekam keinen Lohn mehr, aber sie blieb bei ihrer Herrin und meinte: „Bis 's Ihnen amal wieder besser geht, gnä' Frau, dann werden Sie mir alles bezahlen." Die Erwartungen erfüllten sich nicht, es ging statt dessen immer schlechter, und schließlich kam der Gerichts vollzieher, und die Gläubiger trugen alle Habseligkeiten der ehemaligen Hausbesitzerin fort. Die Rosa mußte den Dienstplatz aufgeben, miethete sich in der Markthalle von ihren Ersparnissen einen kleinen Stand für Viktualien und richtete sich in der Nähe eine bescheidene Wohnung ein. Das Geschäft warf einen ansehn lichen Gewinn ab, und die Viktualienhändlerin hatte sich eine sorgenfreie Existenz gegründet. Nun dachte sie an ihre einstige Herrin, die sich in gößter Nothlage befand, und suchte sie auf. „Gnä' Frau," sagte sie, „es geht Ihnen nit gut, ich weiß 's. Wissen's was, kommen's zu mir, wir werden uns miteinander durchg'fretten. Sie schau'n a bisserl auf die Wirthschaft, i bin derweil im G'schäft, und so helfen wir z'samm' und leben ohne Kummer und Sorg'." — Die Dame nahm das Anerbieten dankbar an, und heute kocht die Gnädige für ihre ehemalige Köchin, und die brave Rosa sorgt fürsorglich für ihre einstige Herrin. * Eine schnurrige Kur, um seinen Rheumatismus los zu werden, wandte der Waldwärter R. in Falkenberg an. Als Radikalmittel war ihm gerathen worden, sich in einen Ameisenhaufen zu setzen. Er trank sich vorher ordent lich Muth an, setzte seine Pfeife in Dampf, suchte sich einen recht großen Ameisenhaufen und ließ die kleinen Thierchen nun ihre Heilungsprozedur beginnen. Während diese tüchtig bei der Arbeit waren, schlief R. ein, und die Lippen ließen die Tabakspfeife sanft zu Boden gleiten. Die trocknen Waldnadeln aber fingen Feuer, das auch des ahnungslos Schlummernden Kleider ergriff. Die Schmerzen erst brachten ihn zum Bewußtsein. Spaziergänger sanden ihn mit Brandwunden bedeckt vor und veranlaßten seine Ucberführung ins Krankenhaus. Der Mann wird, falls er davonkommt, wohl Zeit seines Lebens an diese Kur denken. * Kineinatograph und Chirurgie. Vor einer geladenen Gesellschaft, in der sich Exz. v. Esmarch, der Altmeister der deutschen, Chirurgie und Vater der Samariterbewegung, zahlreiche Professoren und Doktoren der Medizin und höhere Marineärzte befanden, führte am 1. Juli in Kiel der berühmte Chirurg aus Paris Mr. Doyen eine neue Anwendung des Kinematographen vor. Von dem Gedanken ausgehend, daß in den Lehrbüchern der Chirurgie eine Operation immer nur mangelhaft gezeichnet, in den Hörsälen nicht allen Studirenden gleichmäßig gut zu Gesicht gebracht werden kann, hat der durch seine unerreichte Schnellig keit hervorragende Meister seine Operationen durch den Kinema tographen aufnehmrn lassen, nachdem er den Apparat seinen Zwecken augepaßt hatte. Neidlos mußte der Fachmann zugestehen, daß die Darstellung der Operationen, die alle Gebiete einschließlich Frauen- und Augenheilkunde umfaßte, tadellos war. Jede Phase der Operation, vom ersten Schnitt bis zum Anlegen des Ver bandes, stand mit überraschender Deutlichkeit vor den Augen der Verschiedenes. * Ueber die Krankheit und den Tod des Kardinals Grafen Schönborn wird der „Politik" aus, Falkenau ge schrieben: „Es wird hier allerorten ganz öffentlich erzählt, daß der jähe Tod des Kardinals Schönborn in Folge unrichtiger ärztlicher Behandlung eingetreten ist. Man ließ den praktischen Bezirksarzt Or. Ritter Votava kommen, der die größte Ruhe > anordnete, indem er die ersten Symptome der Lungenentzündung konstatirte. Da aber der Kardinal sehr an der Kneipp'schen Heilmethode hing, wurde aus Wörishofen vr. Baumgarten be rufen, der kalte Umschläge und Wassergüsse anordnete. Schon damals erklärte vr. Votava im Kreise seiner Bekannten: „Sie werden den Kranken so lange mit Wasser kuriren, bis er stirbt." i Es sei nicht einmal eine richtige Diagnose gestellt worden. Der I Kardinal litt auch an einem Herzfehler, wie bei der Obduktion i Herr Professor vr. Hlava konstatirte. Es wurde aber in diesem Falle vom Pfarrer Kneipp selbst die Wasserheilmethode aus geschlossen! Drei bis vier Tage hindurch wurde indessen das Wasser reichlich angewendet. So wurde die Herzfellentzündung s akut und ging auf die Lungen über, wodurch die Katastrophe l herbeigesührt wurde." * Die neueste Nummer der „Mittheilungen des deutschen und österreichischen Alpenvereins" theilt nicht weniger als vier Hütteneinbrüche in den Alpen mit. Diese Einbrüche werden danach eine „Spezialität" der Diebe. In der Warnsdorfer Hütte l in den Krimmler Tauern hat der, übrigens dingfest gemachte i Einbrecher Mayer vom 24. Mai bis 4. Juni vorzeitige Sommer- I frische gehalten, und erst als die Vorräthe an Konserven, Mehl I und Schmalz zu Ende gegangen, hat ihn der Nothstand daraus I Vertrieben. Auch die Geraer Hütte, im Valser- bezw. Schmirn- I thal, ferner das Schlernhaus bei Bozen und das Rittnerhornhaus I wurden in den letzten Wochen von Einbrechern heimgesucht. I * Eine Räuberbande, aus ungefähr neun Mann be- I stehend, treibt, wie die „Thorner Ostd. Ztg." mittheilt, in I Russisch-Polen zwischen Plock und Wloclaweck ungenirt auf der I Weichsel Flußpiraterie. Der Anführer Glowacki ist ein aus dem I Gesängniß in Warschau entsprungener Verbrecher. Er ist mit I Schußwaffen und großen Messern bewaffnet und hat stets einen I Begleiter beim Uebersall eines Kahnes bei sich, während die I anderen Mitglieder der Bande am User in Büschen versteckt I liege». Die deutschen Schiffer können sich gegen die Uebersälle I