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H210. Urttver-e« Anzeiger «nd Lageblatt. Lette S. i- 9. September. OertNches und Sächsisches. Freiberg, den 8. September. — König Albert trifft am 4. Oktober in Bremerhaven ein, um der Abfahrt des nach ihm benannten Lloyddampfers nach Ostasien beizuwohnen. — Die Staatsminister »r Schurig und v. Watz dorf sind vom Urlaub zurückgekehrt und haben die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. — Heute begannen die Divistonsmanöver der beiden sächsischen Armeeeorps. Zu diesen Divisionsmanövern sind die Truppen wie folgt vertheilt: Die 1. Division Nr. 23 — Kommandeur Generalleutnant Prinz Friedrich August, Generalstabsoffizier Major v. Carlowitz, UebungsgelSnde süd westlich Dippoldiswalde — wird gebildet aus der 1. Infanterie- (Grenadier-) Brigade Nr. 45 (Regimenter 100, 101), der 2.Jn- fantericbrigade Nr. 46 (Regimenter Nr. 102 und 177), der l. Kavalleriebrigade (Ulanen-Regiment Nr. 17 und Gardereiter- RegimenH, dem Feldartillerie-Regiment Nr. 28, der 1. Pionier- Compagnüe und den Krankentransportkolonnen Nr. 1 und 3. Aw 8,^ Division Nr. 32 — Kommandeur Generalleutnant JttihrrrL iaA. Hausen, Generalstabsosfizier Hauptmann Leuthold, erkennen. „In fast allen südamerikanischen Städten", heißt eS in dem Aufsatz, „giebt es separate Tramwaggons und separate Eisen- bahnconpLs für die Neger. Die Tramwagen- und Eisenbahn- Gesellschaften sorgen dabei ebenso gut für die Bequemlichkeit der Schwarzen, wie für die der Weißen. Die Weißen erklären, daß die Trennung eine Forderung des Anstandes und der Reinlich keit gewesen sei. Nach dem Kriege fuhren die Neger, nachdem sie in den Vollbesitz ihrer neu erworbenen Freiheit gelangt waren, durch mehrere Jahre in denselben Wagen, wie die Weißen, machten sich aber durch ihren Geruch, ihre Sprache und ihr an stößiges Benehmen unmöglich. In ganz Amerika besteht ein tiefwurzelndes Vorurtheil gegen die Schwarzen. ES ist fälsch licherweise die Ansicht verbreitet, daß das Vorurtheil nur im Süden Amerikas zum Vorschein komme, wo die Lynchaffären eine traurige Berühmtheit erlangt haben; wo daS Gesetz für den Weißen anders auSgelegt wird, als für den Schwarzen; wo der Schwarze, der eine Weiße heirathet, und der Geistliche,, der sie traut, Gefahr laufen, an den nächsten Baum aufgeknüpft zu werden. Aber der Norden ist nicht bester, als der Süden, wenn er auch sein Borurtheil noch nicht gesetzlich formulirt hat. Gesetzlich ist der Schwarze im Norden mit dem M-'^-n völlig gleichberechtigt, aber das allgemeine Gefühl, das oft ft....er ist, als daS Gesetz, hat dem Neger im Norden dieselbe Stellung, zugewiesen, zu der ihn die Gesetzgebung des Südens degradirt hat. So weigerte sich beispielsweise ein Wirth in New-Dork, einem gebildeten Neger Erfrischungen zu verkaufen, auS keinem andern Grunde, als weil er eben ein — Schwarzer war. Der Fall kam vor Gericht, und die Jury entschied zu Gunsten deS WirtheS. Und heute noch lebt die hochgebildete Wittwe deS ehe maligen Ministerresidenten in Haiti, Friedrich DouglaS, eine der begabtesten Mulattinnen, die Amerika aufzuweisen hat, einsam und verbannt außerhalb Washingtons, weil sie als weiße Frau das große Verbrechen begangen hat, einen kultivirten Schwarzen zum Manne zu nehmen. Es giebt nichts Tragischeres, als die Verlassenheit derjenigen Männer oder Frauen, die auch nuremen Trapsen schwarzen Blutes in sich haben. Die rasteechten Neger können sich wenigstens untereinander verbinden, aber die „weißen Neger" stehen völlig vereinsamt da. Mit den Schwarzen wollen sie nicht verkehren, und von den Weißen werden sie nicht als gleichberechtigt anerkannt. Die Neger und Negerinnen mögen noch so gesetzt, noch so klug, noch so wohlerzogen sein — sie bleiben Parias der Gesellschaft. — Das schwer zu lösende Pro blem ist nun: Muß nothwendigerweise und für immer eine Schranke zwischen Schwarzen und Weißen bestehen? Lincoln, der genaue Kenner der Neger, erklärte: „Es gieb einen physischen Unterschied zwischen den zwei Rassen, der nach meiner Ansicht wahrscheinlich sür immer einem Nebeneinanderleben beider Rassen hinderlich sein wird." Die Frage, ob das Negerreich immer ein Reich für sich sein wird, ist ost gestellt worden. Sie hängt mit der Frage der Superiorität der Rassen zusammen. Die Antwort wird sich Amerika in einer spätern Zukunst zu geben haben. DaS Washingtoner Staatsdepartement erfuhr, daß eine Re volution in Venezuela auSgebrochen ist, wie eS heißt, in La Guayra. Philippinen. Aus Manila, 7. August, wird geschrieben! Gestern hielten der todesmuthige Leutnant Martinez und seine 22 spanischen Soldaten, welche seit mehr denn Jahresfrist so heldenhaft das kleine Fort von Baler gegen die Insurgenten ver- theidigt, ihren Triumpheinzug in die Stadt Manila. Wie die kleine Schaar dort ausgehalten, ist bekannt, ebenso wie die verschiedenen Versuche, sie zur Kapitulation zu bewegen, scheiterten. Es gelang schließlich, Aguinaldo zu bewegen, durcheinenspanischen Offizier ein seine Unterschrift und seinen Stempel tragendes Dokument an Leutnant Martinez zu senden, worin der spanischen Besatzung ausdrücklich alle Kriegsehren und freier Zug durch das Land »ach Manila zugesichert wurde, wobei Aguinaldo für die Sicherheit der kleinen Schaar sein Ehrenwort verpfändete. Darauf erst kapitulirte Martinez, den seine eigenen spanischen Kollegen sehr mit Unrecht für geisteskrank ausgegeben haben, weil er in den früheren Versuchen, ihn zur Kapitulation zu be wegen, nur einen Kunstgriff der Filipinos witterte. Keine einzige spanische Besatzung hat nur entfernt so ausgehalten und so ihre Pflicht gethan. Der Marsch der kleinen Schaar quer durch die Insel war ein einziger Triumphzug; selbst die Filipinos hielten mit ihrer Bewunderung nicht zurück und feierten die „siegenden Besiegten" auf dem ganzen Wege, ihnen überall reichlich Vor- räthe entgegenbringend und ihre eigenen Wohnungen zur Ver fügung stellend. Der Einzug in Manila war überaus rührend, alte bärtige Männer fielen einander schluchzend in die Arme und Alles drängte sich um die Zurückgekehrten, sie küssend und ihnen die Hände schüttelnd. Weiber fielen betend auf die Knie und versuchten die Kleidungsstücke der Befreiten zu küssen. Martinez und die Seinen kehrten in Begleitung derselben spanischen Kom missare zurück, welche zu Aguinaldo gesandt waren, um über die Auslieferung der spanischen Gefangenen zu unterhandeln. Sie berichten, Aguinaldo in bester Gesundheit in einem stark be festigten Lager inmitten eines wohldisziplinirten HeereS und fest entschlossen gefunden zu haben, den Widerstand bis zum Aeußersten fortzusetzen, d. h. bis er die innere Unabhängigkeit der Insel erkämpft. Die Mission der Spanier war insofern erfolgreich, als Aguinaldo die Freilassung aller Civilgefangenen (ob auch der noch in seinen Händen befindlichen 339 Priester und Mönche wird nicht ausdrücklich gesagt) und ebenso aller derjenigen kriegs gefangenen Offiziere und Mannschaften zugesagt habe, welche blessirt oder krank sind. Die Auslieferung der übrigen Offiziere und Soldaten lehnt Aguinaldo so lange ab, bis Spanien resp. Amerika seine Bedingungen angenommen. NebungSgelände in der nördlichen Lausitz (Kamenz) — wird ge bildet auS der 5. Jnfanteriebrigade Nr. 63 (Regimenter 103 und 178), der 6. Jnfanteriebrigade Nr. 64 (Schützen-Regiment 108, Jäger-Bataillone 12 und 18), dem Königs-Husaren-Regi- ment Nr. 18, dem Feldartillerie-Regiment Nr. 12, der H- Pionier- Cympagnie nebst Telegraphenabtheilung und den Krankentransport kolonne» Nr. 63 und 64. Die 2. Division Nr. 24 — Kommandeur Generalleutnant Graf Vitzthum von Eckstädt, Generalstabsoffizier Major Frhr. v. Salza und Lichtenau, Uebungs gelSnde Amtshauptmannschaft Borna — wird gebildet auS der 8. Infanterie-Brigade Nr. 47 (Regimenter Nr. 189 und 179), der 4. Infanterie-Brigade Nr. 48 (Regimenter Nr. 106 und 107),i der 2. Kavallerie-Brigade Nr. 24 (Karabinier- und 2. Ulanen- Regiment Nr. 18), der 1. und 2. Abtheilung deS Feldartlllerie- RegimentS Nr. 32, der 4. Pionier-Compagnie und den Krankeu- transportkolonnen Nr. 47 und 48. Die 4. Division Nr. 40 — Kommandeur GeneraNeutnant Lothar v. Hausen, General stabsoffizier Major Wangemann, UebungsgelSnde AmtShaupt- mannschaft Annaberg und westlicher Theil von Marienberg -7- wird gebildet auS der 7. Infanterie-Brigade Nr. 88 (Regiment Nr, 104, JSger-Bataillon Nr. 15, dem 3. Bataillon deS Regiments Nr. 188), der 8. Infanterie-Brigade Nr. 89 (1. und 2. Bataillon deS Regiments Nr. 133 und Regiment Nr. 134), dem Königin- Husaren-Regiment Nr. 19, der 3. und 4. Abtheilung des Feld artillerieregiments Nr. 82, der 5. und 6. Pioniercompagnie und de» Krankentransportkolonnen Nr. 88 und 89. Der 10. Sept, ist Rasttag für alle 4 Divisionen, ferner der 13. September für die Divisionen Nr. 32 und 40, der 14. September für die Divisionen Nr. 23 und 24. Am 15. September ist letzter UebungStag. An diesem fahren die mittelst Eisenbahntransportes zu befördernden Fußtruppen nach ihren Standquartieren zurück, von wo auS in den nächsten Tagen die Entlastung der zur Reserve zu beurlaubenden Mannschaften erfolgt. Die Kavallerie und Feldartillerie legt den Rückweg nach ihren Standquartieren auf dem Landwege zurück und entläßt deshalb ihre Reservisten 2—3 Tage später. — Das Ministerium des Innern hat nachstehende Verord- nnug erlassen, die Vornahme von ErgänzungSwahle« zur Zweiten Kammer der Ltänveversammlung betreffend Für den demnächst einzuberufenden ordentlichen Landtag sind im 5. Wahlkreise der Stadt Dresden, im 3. und 5. Wahlkreise der Stadt Leipzig, in dem die Stadt Zwickau umfastenden Wahl kreise, im 4., 6. (Freiberg), 7., 8„ 10., 14., 17., 18., 19. und 22. städtischen Wahlkreise, sowie im 3., 8., 13., 17., 22., 28., 25., 26„ 28., 34., 37., 38., 39., 42., 43. und 45. Wahlkreise deS! platten Landes ErgänzungSwahlen von Abgeordneten der Zweiten Kammer der Stänoeversammlung vorzunehmen. Gemäß KZ 15 und 26 deS Gesetzes über die Wahlen zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung vom 28. März 1896 wird die Wahl von WahlmLnnern der lll. Abtheilung auf den 27. Sep tember, der II. Abtheilung auf den 28. September uyd der I. Abtheilung auf den 29. September d. I. anbe raumt. Die Wahlen der Abgeordneten sind dagegen am 10. Okt 0 ber d. I. vorzunehmen. Im 19. städtische» Wahlkreise sind gemäß Z 23 des angezogenen Gesetzes nur an Stelle der etwa seit der ersten Wahl in diesem Wahlkreise im Jahre 1897 durch Tod, Wegzug auS dem betreffenden Wahbezirke oder sonst ausgeschiedenen Wahlmännern neue zu wählen. — In ven 30 sächsischen Lanvtagswahttreisen, die Neuwahlen zur Zweite» Kammer vorzunehmen haben, werden sich 23 konservative, 10 nationalliberale, 7 sozialdemokratische, 3 Kandidaten vom Bund d. L. und 1 fortschrittlicher Kandidat um daS Mandat bewerben. Soweit die bürgerlichen Parteien in Frage kommen, dürfte deren Kandidatenliste mit den obigen Ziffern abgeschlossen sein, während anzunehmen ist, daß die Sozialdemokratie noch mit dem einen oder anderen Kanvidaten in ihnen günstig erscheinenden Wahlkreisen auf der Bildfläche erscheint. — Die versuchsweise für daS ReichStelegraphengebiet ange- orduete Zulassung der Anmelvung von Doppelgesprächen im Fernsprechverkehr und der Ausdehnung als einfach an gemeldeter Unterhaltungen bis zur Dauer von 6 Minuten soll dauernd beibehalten werden. — Ihren Abschluß fanden die kirchlichen Septemberseste in Dresden mit der kirchlichen Jahresfeier des Sächsischen HauptmissionsvereinS in der Frauenkirche. Die Festpredigt hielt Herr Pastor Jäger aus Eutritzsch. Am Schlüsse des Gottes dienstes erstattete Herr Pastor Schanz-Dresden den Jahresbericht des Sächsischen Hauptmissionsvereins für den kürzlich in einen anderen Wirkungskreis übergetretenen bisherigen Sekretär Herrn Missionar Just aus Grund der von demselben noch gelieferten Unterlagen. Der Bericht konstatirt eine erfreuliche Aufwärts bewegung der Missionsarbeit. Das Mlssionsgebiet Wakomba in Ostasrika ist nach Norden hin in die Landschaft Kitwi ausgedehnt und durch Anlage neuer Missionsstationen erweitert wordeu. An Vermächtnissen fielen dem Vereine zu: 1000 Mk. von Kommerzienrath Adler-Buchholz, 500 Mk. von Fräulein Emma v. Witzleben-Dresden, je 100 Mk. von Camilla Wagner-Olbernhau und Thieme-Gustavsheim, 4000 Mk. von Frau verw. Weise in Striesen. Von einem Vermächtnisse der Frau verw. Knauth- Frankenberg hat der Verein einen Zinsengenuß von 60 Mk. jährlich. Die Einnahmen sind im abgelaufenen Vereinsjahre um rund 25 000 Mk. gestiegen. Durch den „Sonntagsboten" Gingen 1300 Mk. ein, während der Ueberschuß der Blätter für Mission 715 Mk. betrug. Die Schwestern des Dresdner Diakonissen- hauses steuerten direkt 835 Mk. bei, und vom Hohenstein-Ernst thaler Zweigverein, der in diesem Sommer sein 50jähriges Bestehen feierte^ ist eine Jubiläuwsgabe von 265 Mk. eingeliesert worden. Bon sehr segensreichem Erfolge war auch die Misfions- predigtreise im Marienberger Gebiete, welche vom Vorstände der Sächsischen Missionskonferenz geleitet und ausgeführt worden ist. Unter diese herausgegriffenen Zahlen trete als Schluß das Wort, mit welchem die Gräfin M. v. Rex den Bericht des Bilder- missionsvereins beendet: „Immer aufstrebend!" Thatfächlich ist kein Zweigverein, keine Gemeinde bekannt, in der es still gestanden oder rückwärts gegangen wäre. Mit einem warmen Appell an die weitere Opserwilligkeit und Opserfreudigkeit der lutherischen Einwohner SachsenS und mit dem Hinweise darauf, daß die lutherischen Bayern in der Rheinpfalz etwa 2'/, bis 3 Mal so viel für die Zwecke der Mission spenden als die lutherischen Sachsen, schloß der Bericht zugleich mit einem herzlichen Danke an alle die edlen Geber. — Die in den 88 232 bis 240 des Bürgerlichen Gesetzbuches des deutschen Reiches vom 18. August 1896 enthaltenen Be stimmungen über die Sicherheitsleistung weichen von den zur Zeit giltmen Vorschriften in 88 136 bis 138 des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Königreich Sachsen vom Jahre 1863 nicht unerheblich ab. Insbesondere ist hervorzuheben, daß künftig nur solche Werthpapiere zur Sicherheitsleistung geeignet sind, wenn fit auf den Inhaber lauten, einen Kurswerth haben und einer Gattung angehören, in der Mündelgeld angelegt wer den darf. Nach 8 1807 Ziffer 4 des Bürgerlichen Gesetzbuchs voin 18. August 1896 soll aber die Anlegung von Mündelgeld in Werthpapieren, insbesondere Pfandbriefen, sowie ist ver brieften Forderungen jeder Art gegen eine inländische kommu nale Körperschaft oder die Kreditanstalt einer solchen Körper schaft nur erfolgen, sofern die Werthpapiere oder die Forderun gen von dem Bundesrathe zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet erklärt sind. Neu ist ferner die Bestimmung, daß mit Werthpapieren Sicherheit nur in Höhe von drei Viertheilm des. Kurswerthes, sowie daß mit einer Buchforderung gegen da- Neich oder gegen einen Bundesstaat Sicherheit ebenfalls nur in ' Höhe von drei Viertheilen des Kurswerthes der Werthpapiere geleistet werden kann, deren Aushändigung der Gläubiger gegen Löschung seiner Forderung verlangen kann. Nach Artikel 212 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch vom 18. August 1896 bleiben indessen auch ferner .die lafideSgesetz- lichen Vorschriften in Kraft, nach denen gewisse Werthpapiere zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet erklärt find. Für die Anlegung von Geldvorräthen Bevormundeter kämmen in Sachsen in Frage außer den inländischen Staatspapftren dk, Schuldverschreibungen des deutschen Reiches, die auf dm In haber gestellten Schuldverschreibungen eines anderen deutschen Bundesstaates, die Pfandbriefe des erbländischm ritkrschaft- lichen Kreditvereins im Königreich Sachsen, die' Pfandbriefe und Bankobligationen der landständischen Bank des Kgl. sächs, Markgrafthums Oberlausid, die Pfandbriefe und Kreoitbrieft des landwirthschaftlichen Kreditvereins im Königreich Sachsen und die Anlehensscheme der Kommunalbank des Königreichs, Sachsen. Soweit Schuldverschreibungen deS Reichs oder eines Bundesstaates in ein öffentliches Schuldbuch eingetragen wer den können, stehen ihnen die darin emaetragmen Forderungen gleich. Von dem Standpunkte dieser Bestimmungen auK werden also die einzelnen Verwaltungen, bei denen zur Sicherung der betheiligten Kasse Kautionen bestellt sind, zu prüfen haben, ob etwa eine Aenderung der auf die Bestellung bezüglichen Vor schriften geboten sein wird oder nicht. Möglicherweise wird für diesen oder jenen Kautionsbesteller eine Erhöhung der hinterlegten Werthpapiere eintreten müssen. - s - — Die Bogelwelt in Sachsen. Trotz seiner großen Bevölkerungsdichtigkeit und der außerordentlich entwickelten industriellen Thätigkeit beherbergt unser Königrich Sachsen eine außergewöhnlich große Anzahl verschiedener Vogelartm, die sich theils nistend, theils wenigstens als Durchzügler und mehr oder weniger seltene Gäste hier aufhalten. Das spricht sehr zu Gunsten deS freundlichen Charakters unserer Bevölkerung, aber auch zu Gunsten unserer Gesetzgebung, die auch die Vogelwelt, soweit dies angängig ist, zu schützen weiß. Während in Süd italien z. B., wo doch die klimatischen und sonstigen Vorbeding ungen für das Fortkommen der Vogel viel günstiger sind, Mgm der ihnen dort bereiteten Nachstellungen u. s. w., nur noch etwa 60 Vogelarten heimisch sind, auf Sizilien nur 40 bis 60 und in der Umgebung Neapels sogar nur etwa 2O> finden sich bei un» in Sachsen nach einem im Jahre 1892 aufgenommenen vollstän digen Verzeichniß noch 280 Arten vor, darunter allein 187. welche hier auch brüten. Die meisten dieser Arten, nämlich 115, gehören natürlich der Ordnung der Singvögel an, außer dem 62 der der Schwimmvögel, 47 der der Sumpfvögel, 41^»«L der Raubvögel u. s. w. Nur die Wasser- und Raubvögel haben im Laufe der letzten Jahrhunderte aus naheliegenden Gründen eine merkliche Abnahme erfahren. Der Uhu zl B. tommt jetzt nur noch, und zwar auch nur vereinzelt, m der sächsischen Schweiz und im Zittauer Gebirge vor. Der Steinadler) der noch im Jahre 1642 z. B. bei Jöhstadt im Erzgebirge nistend angetroffen wurde, läßt sich jetzt garnicht mehr bei uns sehen und auch die übrigen Arten der Raubvögel sind wenigstens in ihrem Bestände sehr zurückgegangen. Das Schicksal der mäch tigen Raubvögel theilen aber auch die großen Sumpfvögel. Kranich und Fischreiher z. B., die noch im 18. Jahrhundert in Sachsen häufig waren, die Hofjournale verzeichnen allein für die Jahre 1739—66 277 Reiher und 245 Kraniche, di» nach der damals üblicben Jagdweise durch zu diesem Zweck gehalten« Falken eingebracht worden waren, sind jetzt so gut wre auSge- storben und auch die Rohrdommel und selbst der Storch sind jetzt in Sachsen selten geworden. Um so erfreulicher aber ent- wrckeln sich, wie schon oben gesagt, bei uns die übrigen Vogel arten weiter, Haussperling und Staar sogar schon fast im Uebermaß. Die Amsel, die ursprünglich Waldvogel war, hat sich jetzt auch in Gärten und Anlagen ausgebreitet, und Grau ammer und Haubenlerche, sowie die ihres leckeren Fleisches halber hochgeschätzte Wachholderdrossel (Ziemer), die früher nur als Durchzügler und Wintergäste bei uns betrachtet wurden, werden jetzt an verschiedenen Orten Sachsens auch nistend an getroffen. Es ist dies ein Beweis dafür, daß auch diesen Vögeln unsere hiesigen Verhältnisse durchaus zusagtnd sind. Der Freuno der Thierwelt wird sich darüber nur freuen. , — Gewitterschäden. In unserer Gegend machte sich daS Gewitter am gestrigen Vormittag nur durch etwas Pegen und schwarzgraue Wolkenbildungen bemerkbar; in anderen Gegenden des engeren Vaterlandes hat eS dagegen mehrfachen Schaden an gerichtet. Ein auf dem Felde arbeitender 15 Jahre alter Dienst knecht in Bubendorf bei Frohburg wurde v 0 mBlitzg 0- tr offen und augenblicklich getödtet. — In Falkenstein war daS Gewitter von wolkenbruchartigem Regen und Schloßen- sall begleitet. Der Blitz schlug wiederholt ein. — In Plauen i. V. zerstörte der Blitz 30 Leitungen der Fernsprechejnöichtung. — Bei einem Gewitter, daS am Mittwoch Nachmittag in der Gegend von Niederzwönitz auftrat, schlug ein Blitzstrahl in einen vor dem Stallgebäude stehenden Baum des Gutsbesitzers Lang und tödtete in dem Stalle ein Schwein, ein zweites wurde gelähmt. Zu derselben Zeit schlug ein Blitzstrahl in das mit Ableiter versehene Sattler Winklersche Wohnhaus in Olbern hau (Ortstheil Hüttenreihe), ohne zu zünden, wohl aber hat er starke Spuren an Decken- und Wandbewurf hinterlassen. — Aus vem Königreich Sachsen wanderten in der Monaten Januar bis Junid. I. 533 Personen nach überseeischen Ländern aus. -v- Nievercolmnitz, 7. September. Heute ist durch den Kgl. Bezirksthierarzt der AuSbruch der Maul- und Klauenseuche unter dem Viehbestände des Gutsbesitzers Wilhelm Böhme hier festgestellt worden. vGrotzvoigtsberg, 7. September. Die Mägd Weichold kam dadurch zu Schaden, daß sie, im Begriffe, nach vorüber ziehenden Soldaten zu sehen, mit dem rechten Fuße ln die von ihrem Dienstherr» aufgestemmt gehaltene Sense trat und eine Flechsenzerschneidung erlitt. , Neuhausen, 7. September. Mit klingendem Spiele ruckten gestern Mittag zwei Compagnien des 102. Infanterie- Regiments, von Großhartmannsdorf kommend, hier ein, um in Neuhausen, Dittersbach und Rittergut Purschenstein Quartier -u beziehen. Der gesammte Stab deS 2. Bataillons befindet sich auf Schloß Purschenstein.