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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189909097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990909
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-09
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.09.1899
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Der Hund war in mancher Beziehung eine Last, und so mußte er aus dem Wege." „Er hatte mich lieb," sagte Errima. „Sie haben Thiere gern, Miß Ravenshaw?" fragte Ca- rolath. „Ja, man kann ihnen trauen", entgegnete Errima ohne auf- Micken. „Sie sind sehr nett, wenn sie an ihrem Platze sind," warf Miß Bipan ein, „und ich opfere einen Theil meines Lebens, um sie gegen Grausamkeit jeder Art zu vertheidigen. Aber ich will mich nicht tyrannisiren kaffen, sei es auck nur von einem Hunde." Sie erhob sich, rückte energisch ihr Kleid zurecht und verließ das Zimmer. „Inwiefern vermochte der Hund Ihre Tante zu tyranni- jnen?" fragte Carolath ein wenig verwundert. „Er "klagte an ihrer Schlafzimmerthür zu kratzen und weckte sie so, ehe es ihr erwünscht war." „Und deshalb wurde er getödtet?" -Ja." x Erst beim Diner kam Dr. Bipan wieder zum Borschein. Er M eben erst sein Laboratorium verlassen, ohne sich Zeit zuin Ankleiden zu nehmen. Anfangs schien er geistesabwesend, all mählich aber riß er sich los aus seinen Grübeleien und nahm an der Unterhaltung theil. Er bezeigte seine Genugthuung da rüber, daß die Anti-Vivisektions-Versammlung so erfolgreich verlaufen; dann, als er Carolaths fragenden Blick auf sich ge richtet sah, fügte er wie erklärend hinzu: „llunckun vult ckecipi, ckeoi^iatur. — Wie haben Sie sich übrigens mit meiner lieben Nichte während der Zeit unterhalten?'^ „Oh, danke, sehr gut", entgegnete Carolath flüchtig. Errima hatte der -frage gar keine Beachtung geschenkt. Sie schien überhaupt mit ihren Gedanken immer wie in einer an deren Welt zu weilen, und es bedurfte erst einer sehr energischen, dringenden Mahnung, um sie in die Wirklichkeit zurückzurufen. „Es wäre eigentlich sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie Errima Schach lehren wollten", sagte Dr. Vipan zu Carolath. „In dieser Beziehung ist ihre Ausbildung ein wenig vernach lässigt." Inzwischen hatte Errima unachtsam ihr Brot zerkrümelt. „Laß das doch", fuhr Miß Vipan sie streng an, „wie oft soll ich Dir noch sagen, daß das unpassend ist? Kannst Du Deine Finger nicht still halten?" „EL ist ja nur eine Reflex-Bewegung", erklärte Dr. Vipan, „das Mädchen kann nichts dafür. Die Fingerspitzen sind sehr sensitiv; sie fühlen das Brot; diese Empfindung theilt sich dem Gehirn mit, und das wieder giebt den Fingern den Impuls, das Brot zu zerkrümeln. Schließlich sind wir alle ja nichts loeiter als Automaten." „Aber sogar Automaten können doch ordentlich aufgezogen sein," warf Miß Vipan ein. „Na, diesen Automaten ziehst Du ja nun schon Jahre lang auf," bemerkte der Doktor trocken, und sich dann an Errima wendend, fuhr er fort: „Du möchtest doch Schach lernen, nicht wahr, Errima?" Das Mädchen hob nur halb die Augenlieder, als sie er widerte: „Mir liegt nichts daran." „Nun natürlich", rief Miß Vipan erregt, „als ob sie es je anders machte?" Immer hat sie etwas einzuwenden und macht Schwierigkeiten! Wirklich, Stephen, du solltest sie garnickt erst nach ihrer Meinung fragen, man verwöhnt sie nur damit/' „Schach würde vielleicht für sie ganz gut sein", sagte der Doktor. „Sie muß dabei aus sich beraus gehen; in der Auf regung des Spiels verliert man das Bewußtsein seiner selbst. Finden Sie das nicht auch, Mr. Edwardes?" Carolath lachte. „Von diesem Standpunkt aus habe ich das Spiel nie betrach tet", meinte er, „ich habe immer nur gespielt, weil das Spick an sich mir Vergnügen machte; was dabei aus meinem Selbst- dewußtsein wurde, weiß ich wahrhaftig nicht." „Na, da haben wir's ja", sagte der Doktor, „das heißt doch Sie haben eben über dem Spiel sich selbst vergessen. Ich hoffe, bei Errima wird's ebenso kommen. Sie werden doch morgen gleich beginnen?" „Sehr gern", entgegnete Carolath, „das heißt, wenn Miß Ravenshaw nichts einzuwenden hat." „Sie kann nichts einzuwenden haben", warf Miß Vipan ein. „Wir haben sie zum Gehorsam in allen Dingen erzogen." Carolath wartete auf ein Wort von Errima, aber sie blieb still. Offenbar war ihr Wille in Gegenwart ihres Onkels und der Tante völlig machtlos. „Ein Spiel ist natürlich zwecklos, wenn die Spielenden kein Vergnügen daran finden", sagte Carolath endlich. „Es wird Errima Vergnügen machen", antwortete Miß Vi pan energisch. Errima schwieg immer noch, und der junge Mann entschloß sich, sie direkt anzureden. „Sie mögen Schach tMl nicht, Miß Ravenshaw?" fragte er freundlich. „Ich sehe dabei lieber zu", entgegnete sie verwirrt. „Das ist eine recht unliebenswürdige Antwort", mischte sich Niß Vipan ins Gespräch, „wirklich ganz besonders unliebens- tvürdig. Du ziehst es also vor, zuzusehen? Du stellst Be trachtungen an über jedermann, über deinen Onkel, über Mr. EdwardeS, über mich, über die ganze Welt — und kommst zu dem Resultat, daß keiner gut genug ist, um mit dir zu spielen! Kann man sich wohl etwas Geschmackloseres denken, als wenn ein Mädchen in deinem Alter die ganze Welt schmäht?" „Es lag nicht in meiner Absicht, irgend jemand zu schmähen", sagte Errima leise, offenbar beunruhigt durch die Deutung, die rhre harmlos gemeinte Bemerkung erfahren. „Aber Du thatest es", sagte Miß Vipan streng, „bleiben wir bei den Thatsachen. Solche Bebauptungen wie die Deine können durch spätere Einsicht nickt aus der Welt geschafft wer den; sie bleiben bestehen und drücken dein, der sie geäußert, einen Stempel auf" Während sie das Wort „Stempel" aussprach, stampfte sic energisch mit dem Fuß auf, daß man das Geräusch unter dem Tisch hervor hörte, und Errima zusammenfuhr. Dann wandle sie sich, Ton und Haltung völlig ändernd, zu Carolath: „Wird es Ihnen passen, morgen mit dem Schach zu be ginnen?" fragte sie. „Gewiß, wenn es Miß Ravenshaw recht ist", entgegnete er. „Sie brauchen sich darüber keine Sorge zu machen ,es wird ihr recht sein", sagte Miß Vipan. Carolatb kockte vor Aeraer. Er empfand keine Sympa thie für Errima, aber die Art, wie man sie behandelte, als sei sie ein Sklave oder eine Maschine ohne jede Spur von eigenem Willen, erregte seine Empörung. Und daß er sich betheiligen sollte an der Unterjochung dieses Mädckens, drohte ihm alle Selbstachtung zu rauben. Alssein Stolz sich nun wieder so regte, empfand er auch zum ersten Male etwas Mitleid für Er rima. Aber was konnte er sagen oder thun, um ihr zu helfen? Hatte er sich doch mit sehenden Augen dem Bündniß gegen sie überlieferst! Vielleicht konnte er ihr, wenn einmal wieder allein waren, etwas sagen, um ihr zu beweis-- daß er nicht ein verstanden war mit der despotischen Behandlung, die man ihr angedeihen ließ. Aber in diesem Auaenblick vermochte er nichts zu sagen, womit er ihr hätte beistehen können. Dr. Vipan, der ihn mit prüfenden Blicken beobachtete, hatte offenbar gemerkt, was in Carolaths Gemüth vorging, denn er beeilte sich, ihm zuzuflüstern: „Wir sehen uns gezwungen, sie so zu behandeln, sonst ge horchte sie überhaupt nicht; sie ist von Natur außerordentlich widerspenstig." Nach Tische folgte der Doktor den anderen nicht in das Wohnzimmer. „Er giebt selbst ein glänzendes Beispiel", sagte Miß Vipan zu Carolath. „Bei ihm ist das Leben gleichbedeutend mit Ar beit. Ganz im Gegensatz zu den leichtfertigen Schmetterlingen, die nur so durch das Dasein summen." Carolath dachte bei sich, dak summende Schmetterlinge eine neue Erscheinung auf dem Gebiet der Naturgeschichte wären, aber Miß Vipan sprach mit so aufrichtiger Begeisterung, daß er nicht einmal lächeln konnte. Offenbar bewunderte sie den Bruder sehr. „Für gewöhnlich kommt er nicht einmal zum Mittag", fuhr ie fort, „wir stellen ihm sein Abendbrot hin, das er nimmt, oann er Zeit dazu hat, meist sehr spät." „Arbeitet er immer allein in seinem Laboratorium?" fragte Carolath. „Meistens wohl, wie ich glaube. Aber ich kümmere mich nichts viel darum. Auf wissenschaftliche Kenntnisse mache ich einen Anspruch; mein Feld ist die soziale Hebung der mensch lichen Gesellschaft." „Mit Anwendung der neunschwänzigen Katze", meinte Ca rolath, indem er eine ernste Miene bewahrte. „Mit Anwendung eines jeden Mittels, das zu dem ge wünschten Resultat führen kann", entgegnete Miß Vipan streng. „Unser Streben geht dahin, den Menschen Gutes zu thun, auch regen ihren Willen. Wenn sie sich eigensinnig weigern, sich reffern zu lassen, müssen sie eben gezwungen werden. — Errima, Du kannst uns etwas Vorspielen." (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Prinz JaimS von Bourbon, der bekannte Sohn und einzige Erbe des Don Carlos, bis dahin Sekondleutnant in dem russischen Regiment der Rovno-Dragoner, befindet sich zur Zeit in Odessa, um dort in die kaufmännische Lausbahn einzutreten! Als Associe hat er sich einen polnischen Prinzen genommen und will mit diesem zusammen eine Dampfschifssahrt-Gesellschast gründen, die zwischen dem Schwarzen Meere und den russischen Häfen im äußersten Osten Handel treiben soll. * Wie schlecht es mit den Sicherheitszuständen im Berliner Wcichbilde bestellt ist, geht aus folgender Mit- theilung der „D. Tgsztg." hervor: Radauparaden der Berliner Rowdies finden seit einiger Zeit regelmäßig an den Sonntag abenden in denjenigen Straßen Nixdorfs statt, die an Berliner Gebiet grenzen. Als Stelldichein bevorzugen die jugendlichen Träger der Ballonmützen besonders die Wißmannstraße sowie die Karlsgarten- und Hermannstraße. Die Burschen schließen sich zu förmlichen Sektionen und Zügen zusammen und ziehen dann gegen 10 Uhr abends die Straßen entlang unter ohrenbetäuben dem Gejohle, Pfeifen, Singen und Lärinen. Scheu weichen die Passanten dieser organisirten Hefe des Volkes aus. Sie sind natürlich machtlos gegen die in großer Zahl aus den entlegensten Schlupfwinkeln des Zuhälterthums hier zusammengeströmten Burschen und deren brutale Uebergrisfe in Wort und That. Relativ machtlos ist auch der einzelne Polizeibeamte, wenn die Rowdies sich bereits in geschlossenem Zuge einherbewegen. Gleich wohl wollten zwei Nixdorfer Gendarmen, die am Sonntag abends kurz nach 10 Uhr Augen- bez. Ohrenzeugen der an der Ecke Wißmann- und Karlsgartenstraße immer mehr anwachsenden An sammlung lichtscheuer Burschen und ihres diesmal ganz unerträg lich gräßlichen Lärmens waren, den Unfug nicht länger dulden. Die Beamten marschirten mitten in die johlende Menge hinein, ergriffen zwei der Tumultuanten, die sich durch besonders lautes Brüllen hervorthaten, beim Kragen und strebten mit ihnen dem Rixdorfer Polizeigesängniß zu. Dies entschiedene Vorgehen der Gendarmen hatte aber eine nichts weniger als abschreckende Wirkung auf die Exzedenten. Sie folgten den Beamten auf dem Fuße, verhöhnten sie durch beleidigende Zurufe und feuerten einander zur Befreiung der verhafteten „Kameraden" an. Die Situation wurde für die beiden Gendarmen noch bedrohlicher, als sie mit ihren Häftlingen bis zum Rollkruge vorgedrungen waren, wo weitere radaulustige Elemente in Schaaren von der Hasenheide und dem Kottbuser Damm herbeiströmten. Die Drohungen und Verwünschungen gegen die Beamten wurden immer wilder und die Menge machte Miene, zn Thätlichkeiten übcrzu- gehen. In diesem kritischen Augenblicke eilte der Nachtwächter Kost herbei. Er bahnte sich einen Weg zu den umzingelten Gendarmen und nahm dem einen derselben seinen Gefangenen ab, worauf der so abgelöste Beamte sich schleunigst noch einen der Hauptkrakehler herausgriss. Dieser aber warf sich zur Erde und setzte seinem Transport den hartnäckigsten Widerstand ent gegen, indem er mit Händen und Füßen um sich schlug. Zu gleicher Zeit machten die Anführer der nunmehr nach Hunderten zählenden Burschen ihre Drohungen wahr und versuchten, indem sie die Beamten thätlich angriffen, ihnen alle drei Gefangenen zu entreißen. Jetzt zogen die Gendarmen blank und hieben aus die ihnen zu Leibe rückenden Individuen ein. Auf diese Weise ver schafften sich die Beamten so viel Bewegungsfreiheit, um ihre Gefangenen bis zum Halteplatze einer Droschke transportiren zu können, deren Führer von den Gendarmen aufgeforvert wurde, sie nebst den Gefangenen zum Rixdorfer Polizeigesängniß zu fahren. Daraufhin ergoß sich auch über den Rosselenker ein Strom von Verwünschungen und Drohungen mit Thätlichkeiten. Der aber ließ sich nicht bange machen. Er griff selbst resolut zu, um den noch immer wie rasend sich gebärdenden dritten Ge fangenen in die Droschke zu spediren, und endlich rollte diese langsam davon, gefolgt von dem ganzen Troß der Exzedenten, der sich erst vor dem Rixdorfer Rathhause allmählich zerstreute. Der hier geschilderte Landfriedensbruch vor den Thoren Berlins hat Veranlassung zu einer beträchtlichen Verstärkung des Sicher heitsdienstes an den Sonntagabenden in jener Gegend gegeben. * Von einem brutalen Mordversuch berichtet der „Bund": Mittwoch, 30. August, Nachmittags, waren zwei junge Leute Augenzeugen eines Mordversuchs. Sie fischten an der Aare auf dem sogen. Belpmoos bei Bern, zwischen Muri und Allmen dingen. Plötzlich, etwa um 5 Uhr Abends, vernahmen sie Stimmen, ohne Jemand zu sehen; dann entstand ein entsetzliches Geschrei, worauf sie sich genauer nmsahen und nun mit Hilfe ihres Fernrohrs am gegenüberliegenden Ufer in der Gegend von Muri sahen, wie ein Mann einen anderen ins Wasser stieß und sodann, so ost derselbe sich dem Ufer wieder näherte, um sich zu retten, demselben abwechselnd bald mit einem dicken Knüppel einen Hieb auf den Kopf gab, bald ihm Ufersteine an den Kopf warf. Dieser Hinschlachtung eines Menschen konnten die jungen Leute nicht länger zusehen, und der eine, mit einem Revolver bewaffnet, schoß in die Luft, um den Mörder abzuschrecken, der sich darauf umsah, aber fortfuhr, aus sein Opfer loszuschlagen. Der junge Mann feuerte noch einmal, auch zum Zwecke, andere Leute aufmerksam zn machen. Daraufhin ließ der Mörder von seinem Opfer ab, es kamen Leute herbei, ein Herr verfolgte den Betreffenden, wobei es sich herausstellte,; daß noch zwei Andere, wahrscheinlich um Wache zu stehen, bei dem Mordversuch im Gebüsch anwesend gewesen waren. Die drei entkamen, werden aber von der Polizei hoffentlich ausfindig gemacht werden können. Der Schwerverletzte wurde aus dem Wasser gezogen und in das Jnselspital gebracht. * Der Blitz schlägt nie in Nadelhölzer ein, schreibt ein Landmann, der dieserhalb seit Jahren Betrachtungen ange stellt hat, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil diese Bäume völlig mit Harz durchtränkt sind, Harz aber die Elektrizität nicht leitet. Höchstens abgestorbene, also entharzte Stämme, machen eine Ausnahme. Nadelholz, selbst ein kleiner Komplex, ist sonach absolut sicher, sicherer als irgend ein anderer Ort. Stehen aber einzelne Laubhölzer im Tannenwalde, so ziehen erstere natürlich den Blitz umsomehr an. Aengstlich vermeide man Eichen, denn diese bevorzugt der Blitz in auffallender Weise. Von zehn ge troffenen Bäumen sind — neun immer Eichen, selbst wenn diese niedriger sind als andere benachbarte Bäume. * Aus Paris, den 3. September, berichtet man: Die Spann ung, mit der hier das Ergebniß des Prozesses in Rennes ab- gewartet wird, ist ungemem groß. Paris ist zur Zeit sehr leer, die Einheimischen sind aus ihren Sommerfrischen noch nicht zurück und an Fremden ist kein Ueberfluß. Und doch ruft der Dreyfuskrieg fortwährend eine ungewöhnliche Bewegung in allen Straßen hervor. Morgens werden eine Unmasse Blätter abgesetzt und es geht kein Mensch zur Tagesarbeit, ohne die Zei tung zu lesen. Bald nach Mittag erscheinen schon die ersten Abendblätter mit dem freilich sehr unvollständigen Bericht über die Sitzung des Kriegsgerichts zu Rennes. Meist schießt dabei der „Petit bleu" den Vogel ab, er bringt auch Abbildungen aus dem Gerichtssaal. Dann folgen und überhasten einander die weiteren Blätter: „Presse", „Droit de l'homme" u. A., mit ihren Ausgaben. Den größten Erfolg hat die von dem Nationalisten Millevoye geleitete „Patrie", die von 3 Uhr ab sicher 100 bis 130 000 Stück absetzt. Die Anreißer laufen wie Besessene bis in die entlegensten Viertel, fortwährend Blätter ausschreiend. Dann kommen „Jour", „Journal des Dubais" und „Temps", die um 5 Uhr mit dem vollständigen Gerichtsbericht erscheinen. Das „Petit Journal" giebt eine eigene Abendausgabe aus. Der „Figaro druckt 150 000 Stück seines 36 Riesenspalten füllenden stenographischen Berichts, der noch später erscheint. Und die Leute reißen sich um all diese Blätter und kaufen immer noch ein weiteres, bis zu dem zuletzt (9 Uhr) erscheinenden, „Soir", „Courier du Soir" u. s. w. Wobl 800 000 Stück, eher noch mehr, Abendblätter werden in Paris abgesetzt; eine ganz uner hörte Verbreitung. Die Auflage der 150 Pariser Tagesblätter hat jetzt vier Millionen überstiegen, was ganz beispiellos da steht. Der Name Dreyfus — oder dessen Umsckreibunqen: Verräther, Verurtheilter, Halunke oder auch Unschuldiger, Opfer — wird sicher jeden Tag 50 Millionen Mal in Paris ge druckt, in der Provinz gewiß nicht weniger, also 36 500 Mill. Mal im Jahr! Für die drei vorhergehenden Jahre ist eine nie drigere Zahl anzusetzen. Sicher aber ist, daß Dreyfus der jenige Name ist, der am öftesten in unserem Jahrhundert ge druckt worden ist. Bismarck und die beiden Napoleons zusam mengenommen reichen in dieser Hinsicht nicht an ihn heran. Hier kann man mit aller Sicherheit sagen: So was ist noch nicht dagewesen. > Bolkswirthschaft. Die am 1. Oktober 1899 fälligen Zinsscheine der 8^/2o/y Hypothekenpfaudbriese Serie I der Sächsischen Bovenkredit- anstalt zu Dresden werden nach einer im Jnseratentheil unserer vorliegenden Nummer befindlichen Bekanntmachung bereits vom 15. September d. I. ab bei sämmtlichen Pfandbriesverkaufs stellen eingelöst. ch Der Exportverein für das Königreich Sachsen in Dresden, welcher seit nunmehr über 14 Jahren ein umfang reiches Mnsterlager iächfifch-thüringischer Favrikate unterhält, und hierdurch nicht unwesentlich zur Anknüpfung neuer Verbindungen mit ausländischen Firmen beigetragen hat, ist gegenwärtig mit den Vorarbeiten zur Einrichtung eines weiteren Musterlagers ausländischer Rohprodukte, Halbfabrikate rc., die nach Deutsch land Vortheilhaft eingesührt werden können, beschäftigt. Seitens des Finanzministeriums ist dem Verein hierzu ein weiterer ge räumiger Heller Saal im ehemaligen Kadcttenhause zur Ver fügung gestellt worden, während die Bewegung und zweckmäßige Zusammenstellung der erjorderlichen Musterkollektionen in der
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