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yresberger Anzeiger und Tageblatt. Sette 4. — 22. Februar. 44. Verschiedenes. * Neber die „Bulgaria" bringen wir noch e'nige Meld ungen, die es leider als zweifellos erscheinen lassen, daß die „Bulgaria" verloren gegangen ist und nicht wenige der Leute, die sich an Bord befanden, ihr Leben haben einbüßen müssen. So wird dem englischen Blatte „Daily Mail" aus Punta Delgada unterm 16. d. M. geschrieben: „Einer der Fahrgäste der „Bul- g aria", Namens John Hill, der vom Dampfer „Weehawken" ausgenommen wurde, erzählt, daß er bei den 107 Pferden an gestellt war, die außer Mais, Gerste, Blei und landwirthschast- lichen Maschinen die Ladung der „Bulgaria" bildeten. Am 1. Februar, so berichtet Hill, gcrieth das Schiff in einen Sturm, der bald zum Orkan ausartete; es rollte schrecklich und stampfte so schwer, daß die Gäule sich nicht auf den Beinen halten konnten und sich mehrfach verletzten. Drei Tage raste der Sturm. Schwere See kam über das Schiff, zerbrach die Decksthüren und schwemmte die Pferdeställe weg. Die Pferde wurden von einem Ende zum anderen geworfen, viele gingen drauf und um die andern wars ein Jammer. Am vierten Tage wurde das Wetter zwar etwas milder, aber die Ladung war übergegangen und in Theilen des Schiffsraums befand sich Wasser. Der Dampfer hatte an vier Fuß Schlagseite nach Backbord, so daß das Wasser durch die Ventilatoren eindrang. Am fünften Tage früh 10 Uhr kam die „Weehawken" in Sicht. Der Sturm hatte wieder zu genommen und die See wuchs ins Grausige. Mit großer Schwierigkeit gelang es, das Rettungsboot der „Bulgaria" zu Wasser zu bringen mit acht Kindern und vier Frauen. Fünf donnerähnliche Schläge vernommen zu haben, durch welche die Häuser erschüttert worden sind, so daß die Leute erschrocken aus. den Häusern traten. In einem Stallgebäude, welches mit der Giebelseite an den Pestel'schen Hof stößt, ist durch die Erschütterung der Putz von der Wand abgesprungen; die in dem Stalle be findlichen Pferde sind so erschrocken, daß sie in die Höhe sprangen und unruhig wurden. Dem Bauunternehmer Meyer sollte nach einer früheren Meldung aus einem in seiner Baubude in Zwönitz befindlichen Geldschrank die Summe von 36000 Mk. gestohlen worden sein. Von unterrichteter Seite wird hierzu mitgetheilt: Einbruch ist allerdings verübt worden, doch handelt es sich nur um einen Betrag von etwa 60 Mk., welcher dem Buchhalter gehörte. Das Geld bestand aus Frankfurter Thalern. Da der betreffende Dieb es sofort verausgabt hatte, war es nicht schwer, ihn bald zu ermitteln. In der letzten Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums zu Auerbach gaben 14 Stadtverordnete eine Erklärung zu Protokoll, welche sich gegen den Bürgermeister Kretzschmar richtet und in welcher gegen die Nichtigkeit der Einweisungsrede des Bürger meisters Kretzschmar bezüglich des veröffentlichten Konzepts Zweifel gehegt und die Rede selbst in einem Passus als ver letzend für die alten Mitglieder des Kollegiums bezeichnet wird. Zum Schluffe dieser Erklärung wird gesagt: „Wenn überhaupt bie Bürgerschaft an den städtischen Vorgängen mehr Antheil nimmt, als dem Herrn Bürgermeister gut zu dünken scheint, so ist daran, wie der Herr Bürgermeister wohl selbst am besten weiß, das Stadtverordneten-Kollegium wohl zu allerletzt Schuld daran." In den Morgenstunden des Sonnabend explodirte ein Dampf kessel in der Papierfabrik von Richter u. Günther bei Bockau aus noch nicht bekannter Ursache. Das Maschinenhaus wurde stark beschädigt und auch der Heizer Werner aus Bockau schwer verletzt, so daß nach kurzer Zeit sein Tod eintrat. Werner hinterläßt eine Wittwe und mehrere erwachsene Kinder. Der Unglückliche befand sich im Augenblick der Explosion in der Nähe der Stirnseite des unteren Kessels; er wurde durch das ab springende Stück zur Seite geschleudert. In der Nacht zum Sonntag erschoß in Wallroda bei Rade berg der in den Eschcbachschen Werken beschäftigte Schlosser Fiedler, ein junger Mensch von 21 Jahren, die 18jährige Tochter des dortigen Hausbesitzers Schütze und sich selbst. Die Ursache der That soll ein Bries des jungen Mädchens sein, in dem sie ihre Verlobung mit Fiedler aushebt. Das Mädchen ist als ordentlich und fleißig bekannt. auf 32, der Personen mit einem Einkommen von 2—3 Millionen Mark von 4 auf 8, eine Person blieb bei ihrem Einkommen von 6—7 Millionen Mk. stehen, und eine andere, die überhaupt in Preußen höchstbesteuerte, vermehrte ihr Einkommen von 8—9 Millionen aus 9—10 Millionen. Wo diese beiden letzterwähnte» Herren wohnen, wird leider nicht gesagt, in Berlin jedenfalls nicht. Wie „armselig" nehmen sich gegenüber solchen Krösuffen die Ein kommen-Verhältnisse der reichsten Leute m manchen anderen Re gierungsbezirken aus. Im Bezirk Gumbinnen beispielsweise ist der Höch,»besteuerte mit einem Einkommen von „nur" 100800 sortzulaufen. * Millionäre nennt man, wie männiglich bekannt, diejenigen Herrschasten, die ein Vermögen von mindestens einer Million Mark ihr Eigen nennen. Es giebt aber auch eine andere Art Millionäre, so zu sagen die zweite Potenz, nämlich solche Leute, die ein jährliches Einkommen von einer Million und mehr be sitzen. Diese Spezis ist allerdings ziemlich rar, das ganze König reich Preußen besitzt ihrer nach der Einkommensteuer-Veranlagung für das Jahr 1898 nur 43. Von diesen potenten Herren haben nicht weniger als 14 ihren Wohnsitz in Berlin. Leider fehlt eine eingehende Statistik darüber, wie hoch sich im Einzelnen das Einkommen der 43 denkt possiäsntsa beläuft, und wir können nur zur Aushülfe auf den Bericht der Steuerdeputation des Berliner Magistrats zurückgreifen, demzufolge im Jahre 1897 von den Berlinern einer zu einem Einkommen von mindestens 1 965 000 Mark, der nächste Von 1 910 000 Mark, der dritte von 1845 000 Mark, der vierte von 1 565 000 Mark veranlag, worden war, während die Uebrigen sich mit einem Einkommen von einer bis anderthalb Millionen begnügen mußten. Nächst Berlin, das, wie gesagt, ein volles Drittel der Einkommens- Millionäre beherbergt, finden diese sich, zu größeren Rudeln ver einigt, nur noch in einigen westelbischen Bezirken. In den Städten des Regierungs-Bezirks Wiesbaden, also wohl vornehmlich in Frankfurt a. M. (Rothschild) befinden sich 8, aus dem platten Lande desselben Regierungs-Bezirks 1, im Regierungs-Bezirk Köln 4, im Bezirk Düsseldorf 3 (darunter Krupp), im Bezirk Magdeburg ebenfalls 3. Die Provinz Schlesien zählt unter ihren Großgrundbesitzern und Kohlenbaronen mehrere solcher Millionäre; denn unter den drei Herren des Bezirks Breslau haben nur zwei einen städtischen Wohnsitz, die drei Cenfiten mit einem Einkommen von mehr als einer Million im Bezirk Oppeln wohnen sämmtlich auf dem Lande. Je einen Einkommens- Millionär zählt der Bezirk Aurich, Münster, Kassel (Rittmeister von Hutten-Czapski), Trier (König Stumm) und Aachen. Wie rapide die großen Einkommen wachsen, ergiebt folgende Zusammen stellung: In der Zeit von 1897 bis 1898 wuchs die Zahl der Personen mit einem Einkommen von 1—2000000 Mark von 28 Mann ruderten und erreichten nach zwei Stunden härtester Arbeit die „Weehawken". Die übrigen Frauen getrauten sich nicht, die „Bulgaria" zu verlassen, da sie mit dem Boot zu kentern fürchteten. Um diese Frauen nicht im Stich zu lassen, blieb auch die Aufwärterin an Bord der „Bulgaria". Nachdem das Rettungs boot die „Weehawken" erreicht, versuchte es, zur „Bulgaria" zurückzukehren; aber die Mannschaft war nicht im Stande, das Boot zu halten und rettete sich mit knapper Noth durch Springen auf die „Weehawken". Letztere schickte nun zwei Boote los. Eins davon nahm sofort Wasser über und fing an, zu sinken. Das andere erreichte die „Bulgaria", konnte aber nur fünf Mann aus nehmen, die mit Lebensgefahr hineinsprangen. Man wollte das Boot von der „Weehawken" noch einmal zurückgehen lassen, aber Sturm und Wellen waren nicht mehr zu bewältigen, und die Leute hatten alle Kräfte für ihr eigenes Leben einzusetzen. Zwei andere Dampfer, die sich in der Nähe aufhielten, boten kerne Hilfe. Das Steuerwerk der „Bulgaria" war gebrochen, die sonstigen Maschinen waren in Ordnung und gingen. Aber 0er erste Maschinist soll gesagt haben, das Schiff könne sich nur noch vier Stunden halten. Im Weiteren berichtet Hill, daß an Bord der „Bulgaria,, musterhafte Mannszucht geherrscht habe, nicht die geringste Unordnung, und Jedermann wäre an seinem Platz gewesen. Er glaubt, daß die „Bulgaria" wohl in der Nacht des 5. Februar gesunken sein wird, Hill rettete sich nach eigener Aussage dadurch, daß er in das Rettungsboot der „Weehawken" sprang, als der erste Offizier rief: „Wer sein Leben retten will, der springe!" Weiteres weiß weder Hill, noch sonst Jemand bisher zn berichten. * Der Vorsitzende der Landgerichts-Strafkammer in Nord hausen, Landgerichtsdirektor Lindenberg, wurde dieser Tage vom dortigen Schöffengericht wegen Beleidigung in Ausübung feines Amtes zu 30 Mk. Geldstrafe ev. zwei Tagen Freiheits strafe verurtheilt. Er hatte in einer Verhandlung der Straf kammer dem Kaufmann Julius Barthel gegenüber die Worte ge- Meitzen, vr. Ay, bezüglich der Landgerichtsangelegenheit über eine Audienz deS Rathes von Meißen beim Justiznunister vr. v. Seydewitz den Stadtverordneten erklärt, der Minister habe mitgetheilt, daß in Riesa bereits Bauplätze für ein neues Land gericht angekauft seien. Wenn die Stände gegentheiliger Ansicht wären, so könnte das nur die Wirkung haben, daß das Land gericht in Dresden verbleibe. Trotz dieser Erklärung hält Bürger meister vr. Ay es für erforderlich, die für Errichtung des Land gerichts in Meißen eintretende Petition abzusenden. AuS dem 2. sächsischen fReichstagswahlkreise — Löbau — wird berichtet, daß es der Wunsch und die Absicht der dortigen Reformer ist, falls die Wahl des Abgeordneten Förster in Spremberg bei Neusalza, nachdem sie von der Wahlprüfungs- Kommission des Reichstages bereits beanstandet, auch vom Reichs tage kassirt wird, den Herrn Zimmermann in Dresden zum Kandidaten zu proklamiren. Wie in den letztvergangenen zwei Jahren wurde auch dieses Jahr in der Landes-Jrrenpfleganstalt Zschadraß bei Colbitz ein Kostümfest, darstellend einen Sonntag-Nachmittags-Ausflug des Gesangvereins „Heiserkeit" in den nahen Colbitzer „Thiergarten", obgehalten. Der geräumige Festsaal der Anstalt war durch zahl reiche Fichtenbäume, Brücken, Grotten-Nuinen und durch sonstige lauschige Plätzchen, worunter auch das „Triessäckchen" (ein schwach- lausender Brunnen) nicht fehlte, der Natur möglichst nachgebildet worden. Nach dem Festzug, in welchem auch Vorreiter, die Vercinssahne und Kapelle nicht fehlten, entwickelte sich bei ver schiedenen Spielen reges Treiben, dem zum Schluß des ersten Theiles ein Picknick, wobei den Festtheilnehmern allerlei Er- aötzlichkeiten gespendet wurden, folgte. Der zweite Theil des Festes „Ball im Vereinslokale" bot Rundtänze mit Kotillon und Vorträge verschiedenster Art. Derartige Darbietungen sollen au den geistigen Zustand der Irren vor und nach dem Feste sehr günstig wirken. Die vor einigen Tagen bei dem Stickereisabrikanten Gustav Pestel in Pausa erfolgte Explosion durch die Acetylengas anlage dürfte nach den angestellten Erörterungen dadurch ent standen seien, daß der Verschluß des Gaserzeugers geöffnet wurde, wodurch Gase in den Raum, in welchem der Apparat sich befindet, getreten sind. Diese Gase haben sich an einer in der Nähe brennenden Laterne entzündet. Nachbarn Pestel's geben an bei der ^plosion innerhalb 10 Minuten rwei kanonen- umher. Er hat die österreichisch-ungarische Monarchie nach allen Richtungen „bereist" und kam nach Italien, der Schweiz und Frankreich — wiederholt wurde er aufgegriffen, um in seine Heimath zurückgeschickt zu werden, allein er brannte stets wieder durch und nahm seine Irrfahrten von Neuem auf. Gustav Schmidt ist ein für sein Alter kleiner, blonder Knabe von ge radezu staunenswerther Intelligenz. Mit der größten Zungen, ertigkeit erzählt er von seinen Reisen — er hat sich die Namen >er kleinsten italienischen und französischen Orte, die er berührte, gemerkt, und wenn man ihm dann den Atlas hinlegt, so gleitet der Kinderfinger mit nie fehlender Sicherheit über die Kane, die Touren anzeigend, die er gemacht hat. Er sei, erzählt der Knabe, vom Hanse fortgelaufen, weil er von seiner Stiefmutter unauf hörlich mißhandelt worden sei; der Vater, ein Buch- undBilder- hänbler, sei häufig auf Reisen und habe ihn gegen den Zorn der Stiefmutter nicht schützen können. Als er im April Maiwaldau verließ, wandte er sich vorerst nach Böhmen, allein schon in Boskowitz passirte ihm das erste Abenteuer „Da haben sie mich das erste Mal eingesperrt," meinte er. Am nächsten Tage wurde er aber wieder fortgelassen. Er kam nach Brünn und Znaim und schließlich nach Wien, wo er sich aber nicht aufzuhalten wagte, da er sich vor der Wiener Polizei, die ihn wohl sogleich „zu« ammengepackt" hätte, fürchtete. Er wandte sich dann nach Ingarn, erreichte über Raab Budapest, kam dann nach Kolocsa, csseg, Agram, Karlstadt, Fiume und Triest und schließlich nach Görz, wo er wieder einmal von der Polizei — es war ihm dies unterdessen schon sehr oft Passirt — aufgefaßt wurde. Er blieb in Görz mehrere Tage und machte sich da« >urch nützlich, daß er in der Amtskanzlei Akten ab- chrieb. Als man ihn in Görz freilich, beschloß er, sich nach Italien zu wenden; „ich dachte," meint er, „für den Winter, von dem ich ja noch nicht wußte, was er mir bringen würde, eine warme Gegend aufzusuchen." Ueber Udine und Venedig erreichte er im Juli vorigen Jahres Padua, wo seine Reise eine längere Unterbrechung erfuhr. In Padua wurde er nämlich von den Behörden in einem Waisenhause untergebracht; gleichzeitig wurde eine Heimathsgemeinde von der Auffindung des kleine« Flücht- iings verständigt. Gustav Schmit blieb bis zum Oktober indem Waiscnhause, lernte italienisch und führte sich ganz brav auf, als aber schließlich die Antwort aus Maiwaldau eintraf und er dorthin zurückbeföcdert werden sollte, ging er aus der Anstalt durch. Mit ihm flnhen drei andere Knaben, die gemeinsame Reise dauerte aber nicht lauge, weil die Flüchtlinge sich nicht vertrugen, und allein wanderte Gustav Schmidt wieder über Venedig und Udine im Zickzack nach Feltre, Belluno und Trient und von dort in die Schweiz, wo er sich in Bellinzona, Locarno, Canobbio, Pallanza und Varallo aufhielt. Zu Ende November kam er über den 'leinen Sanct Bernhard nach Chambery, wo sich die Behörden wieder ernstlich mit ihm befaßten. Da er erzählte, er komme auS dem Institute in Padua, wurde er dem italienischen Konsulat überstellt, später jedoch dem deutschen Konsulat. Mittelst Schubpasses wurde er nach Udine abgesandt, wo er aber sofort wieder durchging, da er durchaus nicht in die Heimath znrückkehren wollte. Er kam wieder nach Triest und kurze Zeit darauf nach F'um- Nun wollte er nach Dalmatien gehen, da er dort die Kenntnisse der italienischen Sprache ver- werthen wollte. Auf dem Wege überlegte er sich die Sache und überschritt die bosnische Grenze Zuerst hielt er sich in Banjaluka auf, kam dann nach Jajee, weiter mit einem Leutnant, der ihn ans einem Wagen mitnahm, nach Bugojno, wo ihm der dortige Hotelier Herr Gros 14 Tage lang Kost und Quartier gab. Bon Bugojno wurde er vom Bezirksvorsteher Zaharils nach Sarajevo gesandt und dem hiesigen deutschen Konsulat vorgestellt; als der Knabe aber sah, daß man ihn nach Hause schicken würde, verließ er nach einem Aufenthalte von einigen Tagen Sarajevo und schlug die Straße über Pale ein. Hier wurde er von einem Militärrransport nach Gorazda mitgenommen, wo er am 20. Januar anlangte. Der Hotelier Olehla gab ihm Unterkunst, dann aber wurde er im Auftrage des Krelskommissärs Lukatella durch die Gendarmerie nach Sarajevo zurückgeschickt. Die hiesige Polizei übernahm ihn und Polizeikommissär Baron Schweiger hat ihn einstweilen zu dem Rottenführer Engländer in Kost und Quartier gegeben. Der Knabe hat hier bis jetzt keinen Anlaß zum Tadel gegeben, bleibt ruhig zu Hause und macht keine Anstalten, wieder ins Leben rufen. Derselbe erläßt einen bezüglichen Aufruf, der von zahlreichen Herren aus allen Berufszweigen, insbesondere von den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern der größten . Städte Sachsens, höheren StaatS- und städtischen Beamten unter zeichnet ist. Auch im vergangenen Jahre sind in den Waldungen der Um gebung von Leipzig, vor Allem aber im sogen. „Universitäts- Holze", zahlreiche Kreuzottern eingefangen worden. Die meisten, nämlich 181 Kreuzottern, wurden beim Oberförster ein geliefert, der für jedes eingelieserte Exemplar 1 Mk. aus Bezirks- Mittel» auszahlte. Bon den Buchdruckereibesitzern Giesecke L Devrient und Ge noffen ist beim Rathe zu Leipzig Widerspruch dagegen erhoben worden, daß sie von Gesetzeswegen der Zwangsinnung Leipziger Buchdruckereien angehören. Nach langer Debatte kam der Rath zu dem Beschlusse, die Entscheidung dahin abzugeben, daß der von den acht Buchdruckereibesitzer» erhobene Widerspruch als beachtlich anzusehen ist und sie als Pflichtmit glieder der Zwangsinnung Leipziger Buchdruckereibesitzer nach 8100 k Ziffer 1 der Reichsgewerbeordnung nicht angehören, „weil sie das Buchdruckgewerbe fabrikmäßig betreiben". Der Rath zu Chemnitz hat erhebliche Verbesserungen in den Gehalts- und Pensionsverhältnissen der besoldeten Raths- mitglieder beschlossen. In der Nacht zuni Sonntag stürzte in einem Grundstück der Rochlitzerstraße in Chemnitz ein daselbst wohnhafter 66 jähriger Färbereiarbeiter in den dicht an dem Grundstücke vorüberfließenden Chemnitzfluß, wo er später von seinen nach ihm suchenden An- ' gehörigen todt aufgefunden wurde. Der Bedauernswerthe ist bei i seinem Nachhausekommen wahrscheinlich in Folge eines Schwindel anfalles kopfüber in das Wasser gefallen und vom Schlage getroffen ! worden. i Bei einem Einwohner in Chemnitz hat sich im Monat I Dezember eine angebliche Wittwe Susanne Krüger, ca. 48 Jahre i alt, mit ihren beiden Töchtern, einer angeblichen Wittwe Marie i Wanzeck, ca. 25 Jahre alt, und Elisabeth Krüger, 14 Jahre alt, ! und einem Enkelkind eingemiethet unter dem Vorgeben, wegen I eines Prozesses gegen einen dortigen Hausbesitzer (es handle sich I vm einen Betrag von 35 000 Mk.) von Cottbus nach Chemnitz verzogen zu sein. Nachdem diese Personen bis zum 6. Februar > bei den ihren Angaben trauenden Leuten gewohnt und es unter ' verschiedenen Vorspiegelungen fertig gebracht hatten, daß jene ihnen ! auf die ganze Zeit vollständigen Lebensunterhalt und auch außer- 1 dem ein größeres Darlehen gewährten, sind sie, als sich der ge- - täuschte Vermiether betr. ihrer Angaben in Cottbus persönlich überzeugen wollte und feststellen konnte, daß die Betreffenden daselbst vollständig unbekannt sind, plötzlich verschwunden. Einem Dienstmädchen haben diese Schwindlerinnen, unter dem Vorgeben, eS gut an einen reichen Gasthofsbesitzer Verheirathen zu können, 20 Mk. und einen Reisekorb abgenommei^ Diese Personen werden jedenfalls in anderen Städten ihr Gebühren fortsetzen. Unter der Anklage, sein eigenes, noch nicht 3jährigeS Kind fahrlässiger Weise getödtet zu haben, stand der Bergarbeiter und Gartenbesitzer Uhlmann aus Niederwürschnitz vor dem Land gericht Chemnitz. Der Knabe war am Göpel der Dreschmaschine mS Räderwerk gekommen. Dabei wurde ihm der rechte Fuß und der linke Unterschenkel zermalmt und der Leib derart auf- geriffen, daß die Eingeweide bloßgelegt wurden und der Tod alSbald eintrat. Die Anklage stützte sich darauf, daß der Vater die Ueberdeckung des Räderwerkes unterlassen hatte, obwohl er die Unfallverhütungsvorschriften der land- und sorstwirthschaft- lichen Berufsgenossenschaften für das Königreich Sachsen gekannt hat. Nach den Ergebnissen der Beweisaufnahme erfolgte aber Freisprechung. Im Anzeigentheile der „Leipziger Zeitung" vom 18. d. M. findet sich eine Bekanntmachung mit der Ueberschrist „Gymnasium zu Glauchau", welche anzeigt, daß das mit der dortigen Real schule verbundene Progymnasium zu einer Gymnasialanstalt aus- oebaut werden solle, und zur Anmeldung von Schülern für die Aufnahme in Gymnasialklassen aufsordert. Wie dem „Dresdner Journal" von maßgebender Stelle mitgetheilt wird, ist dem Stadt- rathe zu Glauchau zwar gestattet worden, versuchsweise das dor tige Progymnasium, ohne Aenderung der Benennung, durch Auf fetzen einer nach dem Lehrpläne einer Gymnasialuntertertia einzurichtenden Klaffe zu erweitern; die aus Grund des Gesetzes vom 22. August 1876 erforderliche staatliche Genehmigung zur Errichtung eines Gymnasiums in Verbindung mit der Glauchauer Realschule ist indessen von der obersten Schulbehörde aus mehr fachen Gründen versagt worden. Wie das „Ries. T." mittheilt, hat der Bürgermeister von braucht: „Ich verbitte mir diese Unverschämtheit." Barthel hatte Strafantrag gestellt, und daraufhin erfolgte schöffengerichtliche Vernrtheilung des Vorsitzenden der Straskammer. Dieser hat sofort Berufung angemeldet. Die Sache erregt in der Stadt und Gegend, namentlich in Jnristenkreisen begreifliches Aussehen. * Ueber die Wanderfahrten eines dreizehnjährigen Abenteurers berichtet die in Sarajevo erscheinende „Bosnische Post": Seit etwa zehn Tagen befindet sich rn der Obhut der hiesigen Polizei ein kleines Bürschchen, das auf ganz merkwürdige Weise nach Sarajevo gekommen ist. Der Knabe heißt Gustav Schmidt und ist dreizehn Jahre alt; im April vongen JahreS verließ er seinen Heimathsort Maiwaldau bei Hirschberg in —- Preußisch-Schlesien und irrt seitdem uüunterbrochen in der Welt I der Höchpbesteuerte