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Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Mittwoch. 16. Juki 1886. JnfirtionSpreiS: Raum einer schmalen KvrpuSzetle 18 Pfg.» — Reklame (Ispaliige Petitzeile) SO Psg. — B eiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärt- walle m<« Jnjertionsbetrag (in Brief nev Silben KorpuSschrist k Aunvucenaimahm«,'., nur nserate nehmm außer der Verlag»« pedition die Annoncen»Bureaur an- L , Chemnitz. "Fernsprechstelle Nr. 1ZK. MM«: „Tägliches UnterhsUungsblatt" mi> hmmsttsch illsstmte- ZomiieMlt „Lustiges Bilderbuch". Der Tod -es Königs von Baier». Chemnitz, 1b. Juni 1886. Die baierische Tragödie hat einen furchtbaren Abschluß gefunden. Die Polizeidirection in München erließ, wie un» telegraphisch ge meldet ward, folgende Bekanntmachung: Nachdem Se Maj. der König seit seiner Ankunft in Schloß Berg den ärzt lichen Rathschlägeu ruhig Folge geleistet, machte der selbe am Sonntag Abend um '/.7 Uhr i» Begleitung des ObermedicinalratheS von Gudden einen Spazier gang im Park, von dem der König und Gudden längere Zeit nicht zurückgekehrt find. Nach Durchsuchung des Parke» «nd des Seeufers wurden Se. Majestät mit Gudden im See gefunden. Se. Majestät gaben ebenso wie Gudden Anfangs noch schwache Lebenszeichen, doch waren die vorgenommeneu Wiederbelebungsversuche vergeblich. Um 13 Uhr Nacht» wurde der Tod Sr. Majestät constatirt. Das Gleiche war bei Gudden der Fall! Das ist also der Abschluß der Katastrophe im Leben des Königs Ludwig. Gin Dritter war bei dem Unfall nicht zugegen, wer vermag also zu sagen, ob eS sich um ein Unglück oder um einen bei dem gestörten Geist des Königs erklärlichen Selbstmord handelt? Wahrscheinlich hat wohl Gudden den König retten wollen und ist dabei selbst um's Leben gekommen. Seltsam ist es, daß der König, dessen Zustand man doch mehr als genügend kannte, allein mit vr. Gudden promenirte. — lieber die Ereignisse der letzten Tage geben wir noch Folgendes; ein solches Ende war darnach gar nicht vorauszusehen: Die Entscheidung in München und die Absetzung des Königs ist, wie es heißt, dadurch beschleunigt, daß der König in seinem Irrsinn eine ganze Reihe TodeSurtheile, auch über sämmtliche Minister, ausgefertigt und seine» jeweiligen Günstlingen zur Ausführung über tragen hatte. Am Mittwoch Abend kam dann die StaatScommisfion nach Hohenschwangau, um dem König von der Regentschaft Kenntniß zu geben. Die Herren wurden aber von der Bevölkerung, welche diese» Vorgehen als Hochverrath ansah, insultirt und vom Eintritt in das Schloß, da» von Gendarmen besetzt war, abgehalten. Zuletzt kam die Feuerwehr aus Füssen «nd nahm die ganze Commission ge fangen. Bei der Aufregung der Bevölkerung bestand Gefahr für da» Leben der Mitglieder. Drei Stunde» später bewirkte der Bezirks Hauptmann die Entlassung, nachdem di« Proklamation de» Prinzen Luitpold eingetroffen war. Dann machte sich die Commission am Donnerstag früh abermals auf den Weg zum Schlosse , erhielt aber wieder keinen Eintritt. DaS Mitglied der Commission Graf Holn stein wurde verhaftet auf Befehl de» König», am nächsten Tage aber stillschweigend wieder freigelaffen. Inzwischen war das ganze Schloß mit Gendarmerie umgeben, die Niemand aus- oder einließ, der sich nicht genau legimirte. ES war nämlich das Gerücht verbreitet, eine sehr hochgestellte Persönlichkeit wolle den König anf österreichische» Gebiet bringen, Schloß Schwanstein liegt hart an der Grenze, und ihn damit dem Einfluß der Regentschaft entziehen. Im Laufe des Freitag hatte die RegentschaftSproklamation die Bevölkerung wesentlich beruhigt. Auch der König war von der furchtbaren Aufregung, die sich seiner anfänglich bemächtigt, zurückge kommen, so daß die Aerzte in schonendster Weise seine Behandlung beginnen konnten. Am Sonnabend früh 4*/s Uhr folgte der König freiwillig her Einladung der RegierungSeommisfion, bestehend au» den Oberregierungsrätheu Koppelstätter und v. Müller» zwei Aerzten und dem Bezirksarzte und reiste von vielem Volke begrüßt ab. Der König soll vor seiner Abreise eine rührende Ansprache gehalten haben. Bald nach 12 Uhr traf man in Schloß Berg ein. Das Aussehen des Königs hatte sich nicht verändert, seine Haltung war gerade, sein Benehmen ruhig. Der König verkehrte mit dem ersten Irren ärzte, dem Professor von Gudden, auf der Reise in freundlichster Weise, erkannte und grüßte viele Personen. Graf Holnstein war mit dem zum Begleiter des König» ernannten Major von Washington und dem Hoskaffen - Eecretär Klug aus München angrkommen, nm den König zu empfangen. Die Bevölkerung grüßte den König leb haft, blieb aber sonst ruhig ; man hatte sich überall von der absoluten Nothwendigkeit der Regentschaft und undurchdringlicher Ruhe für den Geist nud Körper des König» überzeugt. — Verhaftet ist der letzte Adjutant des König» Graf Dürkheim, well auf seine Veranlassung der König dem Kommandeur de» Jägerbataillons in Kempten den Befehl «rtheilte, zu seinem Schutz nach Hohenschwangau zu kommen. — Die Königin-Mutter, die durch da» traurige Geschick ihrer beiden Regentschaftsrath in München trat am Sonnabend unter dem Vorsitz des Regenten Prinzen Luitpold zu einer Berathung über die dem heute zusawmentreteudeu Landtag zu machenden Vorlagen zusammen. Di» erste baierische Kammer wird sofort über die Regent- schastsvorlagen in geheimer Sitzung berathen, auch die Sitzungen de» Abgeordnetenhauses werden geheim sein und wahrscheinlich noch in dieser Woche beendet werden. Bor den Kammern hat der Regent den RegrntschaftSeid zu leisten. Vom Regenten find schon verschiedene Sparsamkeitsmaßregelu, z. B. di« Reduktion de» königlichen Marstall», verfügt worden. Die Königin Jsabella von Spanien, welche als Gläubigerin der Civilliste genannt wird, soll Lust haben, Schloß Herrenchiemsee zu kaufen; der Kaufpreis soll 12 Millionen betragen. Damit würden die Schulden in der Hauptsache bereit» gedeckt. Die furchtbare Tragik des Ereignisse», da» mitten in das Fest hineinfällt, muß anf das Tiefste erschüttern. Der zweite Fürst im Reiche, der als Erster freudig die Hand bot zu, Wiedererrichtung des Reiches, ein Mann von großen GeisteSgabeu und seltener Einsicht, mußte dem Irrsinn verfallen und in dieser Weise enden I Wir stehen erschüttert einem solchen Schicksal gegenüber. ES giebt keine Worte, der Eindruck ist z» mächtig. Durch den Tod de» König» ist der Regent Luitpold König von Bayern, fall» er nicht, was aber wohl nicht ganz wahrscheinlich, zu Gunsten seine» ältesten Sohnes Ludwig verzichten sollte. König Ludwig II. ist noch nicht ganz 41 Jahre alt geworden. Tr ist als Sohn Maximilian'- II. und der Königin-Maria. Tochter des Prinzen WUHelm von Preußen, am 25. August 1845 in Nywphen- burg geboren. Am 10. März 1864 bestieg er den Thron. DaS Damit wurde er von allen thatsächlichcn Verhältnissen abge- zogen und i« eine Lag« versetzt, die auf seinen Geist und sei« Ge- müth von unheilvollen Folgen sein mußte. Der Irrsinn bemächtigte sich seiner Seele und im Parksee von Schloß Berg hat das herzer greifende Ende dießeS Leben» stattgefunden. Seit lange, seit dem Attentat auf Kaiser Wilhelm, ist das deutsche Volk nicht in dieser Weise erschüttert. . * Neuest« Telegramme und Nachrichten zn der Pfingsttragödl«. München, 14. Juni, 11 Uhr Vormittags. DaS Wort Egmont» .Vom Throne steigt man wie in» Grab", ist wahr geworden. Mit einer erschütternd m That klingt die Tragödie am bairischen König-Hofe an». Der wahnsinnige König hat Hand an sich selbst gelegt »nd hat den vermeintlichen Urheber seiner Entthronung mit in de» Tod gezogen. Tief« Trauer lagert über der bairischen Hauptstadt. De« Bann der Gleichgiltigkeit ist gebrochen; allerorten erregte Gruppen, Ansammlungen von jammernden Mensche», berittene GeuSdarmen «nd Estaffeten jagen durch die Straßen; Hofequipagen holen die Minister und dl« StaatSräthe in frühester Morgenstunde zum Conseil. Bon allen Thürmen hallt Trauergeläute. Die Fahne der Wittelsbacher anf dem königlichen Palais steht auf Halbmast. Der Prinzregeut Prinz Luitpold ist schon früh 6 Uhr mittelst Extraznge» nach Schloß Berg zur Leiche seine» königliche» Neffen geeilt. Um 9 Uhr versammeln sich sämmtliche Minister beim Minister de» königliche» Hause» v. Crailsheim. Die Zeitungen geben Extrablätter, di« reißend Absatz finden. Niemand weiß weiter« Detail» über das tragische End« de» Monarchen. Man erfährt «ur, daß König Ludwig in der letzte« Zeit sich stark mit Selbstmordgedanken getragen und selbst einige rechtzeitig vereitelte Versuche gemacht hat. Man entfernte natürlich Alle», womit de« König sich hätte Verletzungen znfügen können. Er verlangte schon in Hohenschwangau fortgesetzt nach Gift und sprach wiederholt von der Absicht, sich an» der Höhe de» Schlosse» herabzustürze«. I» der Nacht vor seiner Abreise verlangte er den Thurm von Schwanfiein zu besteigen r isse Kammerdiener fanden angeblich den Schlüssel nicht, bis Profess«: v. Gudden elnetroffen war. Budde» bat de» König lange und eindringlich, ihm «ach Schloß Berg zu folgen. Schweige« hörte König Ludwig zu, wandt, sich dann mit plötzlicher Wendung zn dem Irrenarzt mit den Wort«»: .Sie kenne ich sehr wohl, im Jahre 1872 habe ich sie zum Direktor gemacht, mir verdanken Sie Alle». Sie find übrigens gar kein Deutscher, sonder« ein Schwcher I" Der übrige Thell der Red« des König» entzieht sich der Wiedergabe, erklärt aber vielleicht einiger maßen die Jdionsynkrafie des Monarchen gegen Gudden, dessen Gut achten über seinen Geisteszustand er wohl gekannt haben muß. Der König folgte dann, wie er betont« freiwillig uud «ach eigenem Belieben der Einladung, die Equipage »ach Berg zn besteigen. Se. Majestät saß allein, ' - - - - - Bocke ein Wärter; neben Dem königlichen Wagen vorauf fuhren di« Aerzte und dar Hilfspersonal folgten In SeeShanpt begrüßte der König während des PferdewechselS mehrere Personen vom Wagen an» und ließ sich von der ihm be kannten Gastwirthl« ei» Gla» Wasser geben. Der König sah schwer leidend an», sein Besicht war aschfahl, sein Blick unstät. Die Fahrt schien ihn allmählich zn beruhige». Bei der Ankunft in Berg, wo natürlich alle nur denkbaren Vor sichtsmaßregeln gekosten waren und u. A. auch der Park auf'S Sorgsältigst« abgesperrt war, blieb er die erste Zelt ziemlich apathisch, später schien wirkliche Beruhigung «nd Gefaßtheit einzutreten- Doch das war alle» »ur scheinbar, wie da» grauenhafte Ende deS armen Königs beweist. Von höchstem Interesse ist die hie, gar nicht so einfach liegende Frage: .«er wird König?" Durch den Tod Sr. Majestät de» Königs Ludwig II. ist nach der Verfassung dessen Bruder Prinz Otto znm Throne berufe». Di« BerfaffnngSurkund« sagt: .Die Krone ist erblich i« MauneSstamme des Königlichen Hanfes nach dem Rechte der Erstgeburt uud der agnatische» linealen Erbfolge. Zur SuccesfionSfähigkeit wird eine rechtmäßige Gebnrt aus einer ebenbürtigen, mit Bewilligung de» Königs geschlossene» Eh« erfordert. Hierzu sagt Max Seydel (bair. Staatsrecht I. 395): .Die von der BerfaffuugSurkunde aufgestellte« Erfordernisse der Throufolgesähigkeit find erschöpfend, insbesondere schließt Re- glerung-unfähigkeit von der Thronfolge nicht aus." Da aber über König Otto, wie allseitig bekannt und auch in dem am Donnerstag erlassene« Manifest de» Prinz-Regenten anerkannt, seit langen Jahren ein schweres Leiden verhängt ist, das ein« faktische Unfähigkeit znr Ausübung der RegierungSgewalt begründet, so bleibt die seit Donnerstag eingetrrte«, Regeutschast in Kraft uud die Aus übung der Regierung wird nunmehr im Name» Sr. Majestät Königs Otto durch Sr. Königliche Hoheit Prinz Luitpold als de» Königreiche» Baien» Berwese» vollzogen. Die» ist der augenblicklich« Stand der Dinge nach Maßgabe der Verfassung, ob noch «ine andere staatsrechtlich begründete Wendung der Dinge möglich oder wahrscheinlich ist, läßt da» eben erschienene Extrablatt der Münchener „Neuesten Nachrichten", die aus sämmtlichen Quellen schöpfen, dahingestellt, lieber den angeblich demnächst erfol genden Besuch de- Regenten in Berlin erfahre» wir, daß bi» heute keinerlei offizielle Berathung dieser Frage stattgefunden, daß r» aber für selbstverständlich gilt, daß Prinz Lnitpold im Laufe dieses Sommer» oder Herbstes den in Berlin seit vollen 15 Jahren schuldigen Besuch — denn der Besuch de» Kronprinzen in München zu Anfang der siebziger Jahr« blieb bi» heut« unerwidert — abzustattcn gedenke. Sollte die Reise de» Kaiser» nach Gastein auch in diesem Jahre erfolgen, so ergiebt sich die Begrüßung de» Oberhauptes de» Reiches durch de« Regenten von Baien» anläßlich der Reis« de» »Kaiser» durch dir baierische» Lande zwanglos und von selbst. Nach den Nachrichten au» Schloß Berg muß zwischen de« König und Gudden vor der Catast,ophe ei« heftiger Kampf stattgefunden haben. Zahlreiche Fußspuren am Ufer de» See», sowie Verletzungen im Gesichte Gudden'S, zwei größer, und zwei kleiner, Kratzwunden au der rechten Nasen- und Stirnseite machen dies unzweifelhaft. Der König hatte sich, bevor er in den See sprang, beider Röcke entledigt. Gudden war ihm augenscheinlich sofort uachgeeilt. Da» Telegramm vr. Gudden'S au Lech von Schloß Berg am 13. AbdS. 6 Uhr 13 Mi«, sagt: Die Doktoren Hage« uud Hubrich sind auf Dienstag Bonn. 9 Uhr bestellt. DaS Parere Über de« Prinzen Otto wird voraussichtlich Dienstag Abend übergeben werden können. Hier geht'S bi- jetzt wundrrbar gut. Die persönüch« Un tersuchung hat übrigen» da» schriftlich« Gutachten nur bestätigt. München. DaS Gutachten de» eidlich vernommenen vier Aerzte vom 9. d. M. wird heute amtlich veröffentlicht. Der Tenor desselben lautet: 1) Wir erklären einstimmig, Se. Majestät find in einem sehr vorgeschrittenen Grade stelenkrank, und zwar leid«!» Hoch- dieselben an jener Form Geisteskrankheit, welch« von Irrenärzte« au» Erfahrung als wohlbekannt (Verrücktheit) bezeichnet wird. 2) Bei dieser Krankheitsform, ihrer allmählich fortschreitenden Entwickelung uud der schon sehr langen, über eine größere Reihe von Jahren sich erstreckenden Dauer ist Se. Majestät unheilbar und steht nur noch «in weiterer Verfall der Geisteskräfte sicher in Aussicht. 3) Durch di« Krankheit ist die freie WillenSbestimmuug des König» vollständig aus geschlossen und ist Hochderselbe als verhindert au de» Ausübung der Regierung zu betrachten, welche Berhindernng nicht nur länger Ol ein Jahr, sondern die ganz« Lebenszeit andauern wird. gez. Gudden. Hagen. GraSkey. Hubrich. München. Die Minister Crailsheim, FLustle und Riedel find nach Schloß Berg abgereist, nm den Befund der Leiche de» König» z« beurkunde«. Di« Uebersühruug derselben nach München soll baldigst erfolge». Di« ParadeanSstellnng wird in der alte» Schloßcapell« stattfinden. Die hiesigen Kirchen find von der tiestranerude» Be völkerung überfüllt. Bo« sämmtlichen Kirchthürmen ertönt Trauer- läuten. Da» di, Thronfolge König Otto'» und die Regentschaft de» Prinzen Luitpold proclamirende Patent des Prinzen Luitpold ist unter Gegenzeichnung aller Minister erlassen. — Nach einer Privat miltheilung der „Allg. Ztg." an» Starnberg hatte König Ludwig gestern Vormittag auf einem Spaziergang« in ruhigem Gespräch auf einer Bank im sogenannten Hirschpark in der Nähe de» Sees ver weilt. Abend» speist« der König mit vr. Gudden. 6^ Uhr Abend» verließ der König mft Gudden da» Schloß nud veranlaßte hierbei den Arzt, die Wärter zurückzulasseu. München. Die Thronfolge und da» Regentschaft-patent de» Prinzen Luitpold ist von allen Ministem gegengezrichuet und besagt: Nachdem König Ludwig au» de, Zeitlichkeit geschieden ist, ist auf Grund von Hans- uud Staatsverträgru der Bruder de» König» Ludwig, Prinz Otto, jetzt Majestät. Da Allerhöchstderselbe dnrch schon länger andauernde» Leiden verhindert ist, die Regteruttz zu führen, übernimmt al« «Schstberufeuer Agnat nach der BerfaffungS- urkund« Prinz Luitpold die ReichSvemesnng im Ramm König» Otto und fordert zu Treue und Gehorsam da» Volk und die Beamten gegen den König und die RekchSverwesung anf. Schloß Berg, 14. Juni, Vormittag» 9 Uhr 30 Minuten. Se. Majestät hat sich seiner beiden Röcke entledigt und ist in den See hinelugesprungen. vr. v. Gudden ist ihm nachgeeilt. Zahlreiche Fußspuren am Seegrund beweisen, daß ei» heftiger Kampf stattge- suude» hat. — An der Leiche de» vr. Bodden find Riffe, von Fingernägeln herrührend, an der »echten Stirnseite uud herein an de» rechten Naseuseite bemerkbar. An der rechten Stirnseite finden sich ferner »och die Spuren eine» Schlage», der vordere The» de» Nagels am rechten Mittelfinger ist znr Hälfte abgetrenut. — Der Körper Gudden'S lag näher dem Ufer zu. Der König war in Hemd« ärmelu, der Rock, die Hutkrempe verrissen, lagen am Ufer. Mau sieht genau und erkennt di« Spuren im Boden, wo der Kampf statt fand. vr. Gudden muß unter getaucht worden sein. Dan« gehe» die Schritte de» König» weiter. München. Ei« Extrablatt der „Westendzeitnng" bringt al» positiv di« Mittheilnng, der langjährig« Leibarzt de» König», vr. von Schleiß, habe in Füssen öffentlich erklärt, der König sei nicht geisteskrank. München. Graf Dürckheim ist verhaftet worden, weil er vom Krieg-minister den Befehl hatte, sich nicht in de» König» Angelegen heit zu mischen, «nd diesen Befehl nicht respektirte. München. 13. Juni. 11 Uhr 30 Ml«. Nachts. Die Auf- regnng wächst besonder» in Unterfrauken und Schwaben. Soeben wird bekannt, die von Münchener Blättern so bestimmt gemeldet« Berufung de» Gräfin BooS-Waldeck zum Gouverneur de« König» sei falsch. Der Gesundheitszustand der Königin-Mutter ist «ach ärzt lichem Bericht sehr erschüttert. Zu ihrer Pflege wurden zwei barm herzig« Schwestern nach Elbingeualp entsendet. Politische Rundschau. Chemnitz, den 15. Juni. DentscheS Reich. Die nächste ReichStagSfitznng wird bestimmt am 30. Jnui stattfinden. Die Tagesordnung» wahrschekulicb zweite Berathung der Branutweinsteuervorlage, versendet der Reichstag Präsident nach der Feststellung de» Berichte» über da» Branutwev stenergesetz in der ReichStagSkommisfio«. — De» Reichskanzler hat dem BundeSrath eine Vorlage zngehe« lassen brtr. die Subvention der deutschen Ausstellung in Berlin im Jahre 1888 mit drei Millionen Mark. Dem BundeSrath wird an- heimgegeben» Beschluß darüber zn fassen, ob diese Summe zu dem genannten Zweck zn bewillige« ist. In der Erläuterung wird bemerkt, daß sich Mittel- «nd Kleiuiudustri« energisch für die Ausstellung er klärt habe, während sich die Großiodnstri, mehr ablehnend verhält. Giebt da» Reich die drei Millionen, so giebt Berlin zwei Millionen. — Wir schon mitgetheilt, hat der BundeSrath ans Grund de» ß 1 de» Unfallverfich«r«»g»testtzer beschlossen: .Arbeiter uud Betriebs- beamte, welche von einem Gewerbetreibenden, dessen Gewerbebetrieb sich anf die Ausführung von Schreiner-, Einsetzer«, Schlosser- oder Anschlägerarbeitru bei Baut«, erstreckt, in diesem Betriebe beschäftigt werden, vom 1. Januar 1887 an für vrrfichernugSpflichtig zu erklären." Di« Anmeldungen der Arbeiter seiten» der Arbeitgeber dieser Betriebe zur Unfallversicherung haben bi» zum 1. September zn erfolgen. — Die Schloßverhandluug i« de» Diätenproceß de» preußischen FiSeu» wider de» socialdrmokratischeu ReichStagSabgeordneten Kräcker in Breslau ist anf den 21. September festgesetzt.