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M 34 Kr !verg,r «nz^g«^ u«v Lag-biatt. L^t, z. — 11. Februar. 18W. Aus dem Gebirt« deriuueren Politik hat sich dagegen wührerd Her l tz eu Monate etne Entwickelung vollzogen, die nicht ohne Einfluß auf den V',lauf der parlomertar,scheu Verhandlungen dleiden w.rd. Der Führer der irischen nationalistischen Partei, der sogenannten »Lntipr nelltlen-, Justin McEarthy hat mit Mütsiht aus frine den rnaeren Sturmen der Partei nicht meh, g-waqsene Kraft die Führerschaft viedergelegt. Etne vornehme N-Iur, war er ein au-gesprochener Gegner drr Poliitk der Mond scheinvandrn, d«S Fenirrthum» und derLandltga Nacharm jedoch bet den Iren durch die N ederlage der englischen Homerulrpartei da! Bedürsnrß nach einem Führer »eit anständigen Formen und humaner Gesinnung verschwunden ist, dürste» bald die Sex on, N-dmond und Healy darum wetteifern, der Regierung Uran- n hnlichk-'iten zu be-ri rn, und namentlich Healy, den Prrnrll w.gen se-ner üoelvustendea B-redtiamkett als »Gossenspitz- zu drzetchnrn liebte, Wird > icht» versüumrn, um La» Nlorau der parlamentarischen Verhandlungen hrrabzudrückrn. Bedauerlich ist habet nur, daß man auch daraus gefaßt sein muß demnächst wieder Von Aewultalien und G euelihtten au» Irland zu hören. Im Artonschen SuSlieferungSverfayrrn gab der Lord Ober- richier se ne En scheidung drh n ab, daß Arwn wegen Fälschung von Rechnungsbelegen und d-r Bi Nutzung gefälschter R.chnung» legungen auSzuliefern fei. Jetzt wird wieder die Verlegenheit in Fraokretch groß sein, wie maw, auf gute Art den bösen Arto» verschwinden lasten kann. Der unter den norwegische« Storthingmitgliedern neu ge bildet« Bund der Landwirehr nahm gestern eine Resolution an, hie den Wunsch ouSdrücki, Zölle auf alle landwirthschaftlichen Produkte, mit Ausnahme de» Getreide», etnzuführen. Der schwedisch-norwegische handelt Vertrag dürft« nur dann erneuert Werbin, fall» jede Schädigung der Lindwirthschaft dabet vermied«» würde Der russische »Regierungsbote- veröffentlicht folgend« oWöse Mtrthetlung: Al», die kaiserliche Regierung im Jahre 1886 ihre Agenten au» dem Fürstenthum Bulgarien abdertef, ettlätte sie damals in einem Eommuniquü vom 28. November, daß sic mit dieser Maßnahme durchaus nicht im Auge hatte, die Bande zu zerreißen, welche Bulgarien mit Rußland verbinden. Bulgarien ist ein Geschöpf Rußland» und verdankt seine Existenz schweren Opfern und Anstrengung«» d«S russischen Bolle» Schon 4east besten konnte die kaiserlich« Regierung nicht umhin, mit dem lebhaftesten Interesse alle Erscheinungen der bürgerlichen Organisation Bulgarien», seine gegenwärtige Lage und sein zu künftige» Geschick zu begleiten. Wir erklärten wiederholt, daß wir nur ein offenherzige» Bekennen der Bulgaren selbst erwarten, daß «ine Wendung zum Beste«» nothwendtg ist, um die Ver- gangenheit vergeffe» und einen Anfang zu machen zur Wieder herstellung der Beziehungen mit dem Fürstenthum, gegründet aus gegenseitigem vertrauen und frei von jedem eigennützigen Triebe. Der erste Schritt in dieser Richtung ist gegenwärtig gethan. Pitvz Ferdinand wandte sich an den Kaiser mit dem schriftlichen Ersuchen, nach Sofia einen besonveren russischen Repräsentanten zu senden, um der Ceremonte der Bereinigung de» jungen Prinzen BoriS mit der orthodoxen Kirche beiru- wohnen. Vor drei Jahren, nachdem die Nachricht »ingrtroffin war, daß die damaligen bulgarischen Gewalihaber beabsichligren, zur Bestätigung durch die Volksversammlung einen Entwurf zur Abänderung de» Artikel» 38 der Verfassung von Tirnowa vorzu- legen, der die Zugehörigkeit de» Fürstenhäuser zur orthodoxen Kirche sichersten«, konnte die kaiserlich« Regierung nicht umhin, ihre Stimme gegen diese Neuerung zu erheben. Sie warnte da mal» mittel» Communlqrsj vom 21. Februax 1893 alle Bulgare» ohne Unterschied der Partei vor der Gefahr, die dem Bolle dioht, daS bereit sei den Weg der Abweichung von seinen hundenjährigen und heiligsten Traditionen zu betreten. Die Summe Rußlands, da» stet» Mitgefühl für die Leiben und die Zrnütiung des glaubenSoerwandten Stamme» im Oriente empfand, drang in vie Herzen deS bulgarischen Bölke» ein. Das Volk und seine Verwalter erkannien die Nothwendigkeit, die Herrschaft deS ouhodoxrn Glauben» im Lande zu schützen und zu befestigen, eine« Klauben», der ein Unterpfand ist für die unzertrennlichen geistigen Bande, die Rußland mit dem von ihm befreiten Bul garien verbinden Diese Nachricht wurde überall in Rußland mit freudiger Sympathie ausgenommen. Beseelt von den Gefühlen drr Kivßmuth und aufrichtigen Wohlwollen» für Bulgarien be- rückslchiigte der Kais.r die Bitte de» Prinzen Ferdinand und geruhte Allerhöchst, seinem Ansuchen entsprechen zu lasten, indem «r den Generalmajor der Suite Seiner Majestät, Grafen Golenistschew-Kutusow, nach Sofia entsandte, um al» Zeuge und Path« in se ncm Namen der Vollziehung deS Sakrament» der heiligen Salbung an dem minderjährigen Sohne bis Prinzen .Ferdinaud beizuwohnen. Der Kaiser und dir Kaiserin habe» eine E »ladung deS deutschen Botschafters, Fürsten von Radolin, zu einem Konzert während der KiönunaSfeterlichketten in McSkau angenommen DaS Koazert soll am 7. Juni unter Mitwirkung erster deutscher Kräfte stallfinden Eine in Wren einzegongen« Meldung auS Kor stantinop-l vom 7- d M besagt, daß die Verhandlungen zur friedlichen Beilegung deS AufstandeS in Zeilun ohne Ergrbniß verlaufen seien, da keiner dr beiden Theile die Bedingungen deS andern annrhmcn wolle. Nach dieser Meldung find die von türkischer Seite ge- stellte« Bedingungen: Ablieferung der Waffen, Auslieferung der Führer una Wiederaufbau der Krserne. Die Ausstä' duschen fordern dagegen, daß, wenn sie die KrtegSwaffen mit Ausnahme rer Jagd gewehre uns Pistolen ablirfcrn sollen, auch die Mohamedaner, einschließlich diejenigen des Bezirke» von Aintad, emwaffner werden müßten. Dte Au! lieferung ihrer Führer cnwergeru sie unter dim Vorwande, keine Führer zu haben und den Ausbau der Kaserne lehnen sie nur der Begründung ab, daß dieselbe von türkisch!r Seite zerstört worden sci. Sie verlangen ihrerseits «ferner Befre'una von der Wein steuer für sechs verflossene und drei kommende Jahre, sowie einen christlichen KatmaiLm, welch lctzierer übrigen» in dem Reformregltment vorgesehen ist. DaS mit der Vermittlung bei den Verhandlungen betrau« Konsular- rorpS si ht seine Instruktion für erschöpft an; im idrlgen setze» die Botschafter die Versuche zur Erzielung einer Einigung fort Zur bulgarische« Taufe bringe» die »Hamb. Nachr.- nach stehend« in bismarckschem Stile gehaltene Auslastung: Prinz Ferdinand von Koburg hat nach seinen eigenen Aeußcrungen in dem Manifeste an daS bulgarische Volk die Zustimmung deS Papstes zum Ucbertriit seine» SohneS in di« »ationale orthodoxe Kirche nicht erlangen können und die Sprache der offiziösen Organe de» Vatikan» gegen ihn läßt an Schärfe nicht» zu wünschen übrig A hat also in diesem Falle keine Berücksichtigung der politischen Opportunität durch die römische Kurie stattgefunden. Wir müssen rS dahingestellt sein lasten, ob die Versagung der päpstlichen Zu stimmung nur prinzipieller Natur war oder von politischen und persönlichen Erwägungen mit bedungen worden ist, jedenfalls er scheint sie anfechtbar. Man kann doch dem Prinzen von Koburg unmöglich zumuthen, daß er die bulgarischen Interessen seine» vrrsöul.Ltn konfessionelle» untrrordneo soll, wenn er in Bulgarien auf die Dauer «gieren w ll Selbst seine F<n"Uer.bezlryungen und dte Möglichkeit, daß sie ooihlrikund werden tonal,n, dürfen für ihn, wenn er wukuch Fürst von Bulga ien sein und dletden will, »icht davon abhängig «rmacht werden, wie die korfrsfion-llen Unterkchied« zwischen der römischen UN) griechischen Küche sich im Laufe der Jahrhun ette entwickelt Haden. Wir glauben auch nicht, daß der heilige Petru» an der Himm«l»thür den Prinz«» g.-rdtnand über viese Unterschiede katechtfi«» wird und wir find auch zmifelhast, ob Prinz Ferdinand dte feineren Differenzen, die dir beiden Kirchen trennen, einem kmechifirenden Examinator gegenüber genau würde angeben können. Wir rechnen dride Kon- seifionen ebenso w, unser, eigene zu den christlichen und glauben, daß dir dogmatische» Streitigkeiten, die sie von einander scheide», in der letzte» Entscheidung doch für da« Geschick dr» krrbtnden Christen nicht maßgebend sei» werden. Wir hatten angenommen, vaß Prinz Ferdinand, wenn er Fürst von Bulgarien dletden und fiinr Dynastie dort sortpflanzr» will, nach seinrm Mißerfolge in Rom nunmehr selbst zur gruchtschen Kirche übertreten würde, und wtr können ihm nur empfehlen, schriftkundtge konfessionelle Rath, geb« über seine AuSfichteu in dem einen oder dem andern Falle noch heute anzuhörrn und zu diesem Zwecke da» kirchengeschirbt liche Studium der Trennung beider Konfessionen und ihrer Ge meinsamkeit vor Vieser Trennung nicht zu scheuen. ES sind in dndenn Ländern, die weniger zu den .wilden' gerechnet werden können al» Bulgari«n, zu allen Zeiten Konfesfioniwechsel wegen Erbfolge und Landerwrrb vorgekomm«», ohne daß Dynastie und Land deshalb Schade» gelitten hätten, und wir betrachten e» al» eine priesterliche Anmaßung, darüber bestimmen zu wollen, welche der vorhandenen christlichen Konfessionen dte allein selig- machende ist. Die »Standard and Digger» New»' erhielten ei» Telegramm au» Johannesburg, wonach Präsident Klüger von Transvaal die Einladung dr» englischen Ministers de» Aeußern, Chrmber- lain'S, nach England zu kommen, angenommen hat. P-äfident Krüger wird sich demnach mit einer Kommission dahin begeben. Die Punke, über welche derselbe mit der englischen Regierung verhandeln wird, werden vor seiner Abreise sestgestellt werden. DaS Beispiel Cleveland» scheint in den Berei«igte« Staate» anft ckend gewirkt und etne heillose Verwirrung in dr» Köpf«» der Nm!«» angrlichtrt zu haben. So hat der Abge- oidmtt Mo»,e Von Massachusetts im Repräsentantenhause eine B.ll zur »Abschaffung de» Sultan» und zur Gründung eine» christ'tchrn Bundes an Strlle der jetzigen türkischen Provinzen' «ingrbracht. Der Bund soll »Die Vereinigirn Staaten der Türket- heißen Er soll einen christlichen Präsidenten brsitzen und unter der Kovtrole einer iniernattonalru Kommission stehen Herr Morse schein! zu vrrgefl n, daß daS Repiäsentantenhau» über die Jnsttlmionen fremder Staaten überhaupt nicht» zu be- schließ'» hat. Wie wär'», wenn der Landtag von Reuß ä L rinwol die .Adich'ffung' der V-reinigttn Staaten beschließen wollte? In kräftigem Tone schreiben die »Hamb. Nachr.': In einzelnen Blättern dauert die durch dir süoamerikantschrn Vor gänge angeregte Diskussion über die sogenannte Moinoedokirin fort. Wir sind der Ansicht, daß diese Doktrin, wie sie von Setten der amerikanischen Rrpublik jetzt ausgestellt wird, eine unglaubliche Unverschämtheit der übrigen Welt yegenüber ist und eine lediglich auf große Macht begründ,te Gewalithat allen amerikanischen und denjenigen eu opütschen Siaaten gegenüber, die Interessen in Amerika haben. Man denke sich doch ein europäisches Analogon dieser amerikanischen Ueberhebung, daß also ein Staat, etwa Frankreich oder Rußland, seinerseits den Anspruch erheben wollte, in Europa seien keine Verschiebungen der Grenzen ohne seine Zustimmung erlaubt, oder daß in Asien irgend eine vorwiegende Macht, Rußland oder England, die Prätension aufstellte, daß dort keine Verschiebung der politischen Verhältnisse ohne seioe Zustimmung ftattfinden dürf«I Wir haben d«n Eindruck, daß dte großen Reichthümer, die der ameri kanische Boden seinen Bewohnern liefert, einen Theil der ameri kanischen Gesetzgeber zu einer Ueberschätzung der eigenen Berechtigung und zu einer Unterschätzung der Unabhängigkeit anderer amerikanischer und europäischer Mächte veranlaßt. OertUche» und Sächsische». Freiberg, den 10. Februar. — Oeffeniliche Siszuug »es Kreisausschuffe» der königlich«« «reishauptmauuschast Dresden. Unter dem Vorsitz« de» Herrn KreiShauptmann Schmiedel wurde am Sonnabend eine Sitzung abgehal'en. Anwesend waren dir Referenten Herren: Geh Regierung»rath von Kirchbach, Ober- regierungSräthe Hörnig, vr v. Mayer, vr Grathc, Regierung», räth« Mütze, vr Blas« und KönigShetm, Assessor vr Saler, so- wie der ärztliche Sachverständige Ober-Medtzinalraih vr. Erd- mann Al» Beisitzer find zu nennen die Herren Ausschuß- Mitglieder Oberbürgermeister Geh. Ftnanzrmh Beutler, Bürger, mrister vr. Beck, Rittergutsbesitzer May-Polenz, Steyer.Rein. holdShain, Kommerzienrath Kurtz-Meißen und Gemeindevorstand a. D. Strauß. Der Sitzung lagen 23 Tagesordnungspunkte zur Bedachung und Beschlußfassung vor. E» befanden sich dabei 9 vertraulich zu behandelnde Punkte (Rekurse und Beschwerden) weiche Steuer- und Anlagcangelegenhriten enthalten. Der Vor sitzende legte eine Zusammenstellung der Beschlüsse deS KreiiaoS- schusseS in den vochergegangenen Jahren vor. Hiernach find 1895 9 Sitzungen abgebalten worden, in denen 141 (187) Gegen stände berarhen wurden. Dieielben betrafen 58 (74) Fülle von Rekursen und V« schwerden in Gemeindeanlagesachen, 26 (40) Vermal- lunzSftreitsachen über den UnwrstützungSwohnfitz, 18 (14)Schank- und TanzkonzessionSgesuche, 2 (5) Uebernahmen bleibender Der- dir dftchkiten aus Stadtgemeinden, 14 (22) KonzesfionSverleih. ungen zur Errichtung von Pitoaikrankenanstalten, beziehentlich Verlegung und Erweiterung derselben, und PrivatentbindungS« arstaltev, 6 (7) Anlagenregulative, 2 (1) Rekurse in Befitzver- änderungSabgabeusachen, 4 (4) Beschwerden in Quartierleistungen für die bewaffnete Macht in FriesenSzeiten. 3 (6) Fälle Tanz regulative, Srmenkafsenbeiträge und Vorstellungen gegen dasselbe, 1 (1) belästigende Gcwerbeanlagen, 4 (5) städtische Anleihen, 2 (1) Schornsteinfegerkehrbezirk-Regulirung und 1 (1) Ver änderung im amtShauptmannschaftltchen Bezirk — Ein Gegen- stand der Verhandlung betraf den BezirkSverband Freiberg: Die Tanzsaalbesitzer Freibergs, denen früher die Befugniß allsonn- tägltchen TaozhaltenS zustand, sind in neuerer Zeit in dieser Be- fugniß auf monatlich 3 Sonntage beschränkt worden. Der dicht bet der Stadt gelegene, zu FreibergSdorf gehörige Gasthof »Stadt Wien- behielt die ihm früher zustehende allsonntägliche Tanz, befugniß. Hiergegen kamen die Freiberger (städtischen) Tanzsaal. brfitzer ein mit der Bitte um Beschränkung der FretbergSdorser Befugniß oder um Gleichstellung mit dieser. Der Ausschuß be- schloß, nach Maßgabe de» Votum» de» mit diesem Vortrag betraute» Referenten, dem Gasthof »Stadt Wien- tu FreibergS- dorf ebenfalls die zuständige Tarzerlaubniß auf monatlich 8 Tonntage za beswränkeo. — Do» zehnte verzelchuiß der bei der Zweite» Kammer et«» gegangene» Petitioue« «rhöht dte laufende Nummer auf 938. — Nach einer B röffentlichaug dr» König!. Mmtsterium» des (Innern ist beschlossen worden, die Mitglieder de» L««V- Ge«da»«erieorp» bet dienstliche» Verlichtungen tu ElvU- kl'tduna mtt einer yertheioigungSwaffe — einem sogenannte« Todtschiäger — anSzui ästen. — Immer wieder wrd in landw'rths histllchrn Kreise» Klage darübrr erhoben, daß die Provta«tL»ter lgreu Bedarf a« Natural nicht direkt von de» Produzenten kaufte». Gegenüber die en Klagen wird e» den brireffnden «reisen von Jnttrrsfe ein, zu erfahre», wie sich beispielsweise beim Prostautamt Dresden die letzte Ankauf-Periode abgewickelt hat. In de« Monaten Oktober, November und Dezember hat diese» Amt von 538 einzelnen Produzenten bez. deren verirauen»männern tu i827 einzelnen Posten für rund 630000 M Natural erkauft. Unter diesen 538 Personen befinden sich nur Händler, sofern sie von drn betrlffend«» landwirthschafiliche« Vereinen rc. al» Ver trauensleute telbst gewählt und bestellt find. Sonst tft von Händlern überhaupt nicht gekauft worden. Bei den übrige« Piovianiämtern liegen dte Verhältnisse ebenso; sie im Einzelne« anzufühien, kann unterbleib«», da da» angeführt« Beispielg«nügen dürste, um darzuthun, wie ungerechisertigt die oben erwähnte« Klagen find. Unter jene» 538 Produzenten b«finden sich auch solche au» den Amtkh ruptmannschasien Dippoldiswalde, Meißen, Großenhain, Bautzen und Löbau ES ist hierdurch gleichzeitig der Nachweis, erbracht, daß auch für Gegenden, die ein königl. Proviant amt nicht in unmittelbarster Nähe habe», die Lieferung»» an die Militäroerwaliung keinesfalls ausgeschlossen find, sondern sich nur etwas unbequemer gestalten. — GachverstSudtg« i« Preßprozesse«. Nachdem da» Landgericht Leipzig für Preßprozrffe besondrre gerichtliche Sach, verständige in Pflicht genommen hat, wurde auch bet dem Land» geriqt Dresden der Antrag gestellt, dte gleiche Einrichtung ei«» iuführen. Eine dieSfalfige Eingabe deS Vereins »Dresdner Prrff«- ührte u. A. au»: Erfahrung»mäßig entbehrte dte Gerichte u»d etnzrlnrn Richter betreff» deS Zeitungswesen» oft einer so eta- gehenden Kenntntß, wie die» zur Abfassung zutreffender Urthetle nothwendtg ist. Sie haben nicht genügenden Einblick tu de« ungemein schwierigen, verwickelten und maunigsaltigeu Betrieb der Herstellung und Verbreitung der Zeitungen; mtt den tech nischen Einrichtungen dr» Preßgewerbe» und den Gepflogenheiten veS Journalistenberuf» find sie sehr häufig nicht hinreichend ver- «raut. In allen anderen bürgerlichen Berufen bedienen sich die Gerichte der Information durch besondere Sachverständige; sie holen über alle» Mögliche Gutachten ein — über Geisteskrank heiten wie über verdorbene Wurst, über Gemäldenachahmungen wie über Milchsälschungen; stiht ein Bankt«» wegen schwindel hafter Manöver vor Gericht, so läßt sich diese» durch «tue» im Vörstuvrrkchr bewanderten Sachverständigen unterrichte». Ja, bet dem Sptelrrprozeß in Hannover ließ sich da» Gericht sogar Kartenkunststücke vorsühreo. Nur die ohnehin nicht auf Rosen ge» bettete Presse entbehrt, wenn sie vor Gericht zu erscheinen hat, der Rech iSwohli hat, daß sich da» Gericht über die bei dem Preß» gewrrbe vorkommenden und üblichen Einrtchtunge» ausklärrn läßt. T» wird nicht beabsichtigt, etwaige Preßverbrechrn der Bestrafung zu entzieh'«; wohl aber würde die Einsetzung von in Preßsache« unterrichteten Sachverständigen den Richter» ihren Spruch wesent lich erleichtern. Leidrr hat aber der stellvertretende Präsident de» D.eLdner LandgertchrS, Oberjustizrmh vr. Schill, den darauf ge» richteten Antrag de» Vereins »Dresdner Presse-abaelehnt, wenn schon nur zur Zeit; eS habe sich, so lautet der Bescheid, nach der übereinstimmenden Versicherung sämmtlicher Direktoren der Straf- und Civilkammern ein Bcdürfntß für die Zuziehung von Sachverständige» in Preßsachen nicht gezeigt. Auf eingezogene Erkundigung hin würde eS auch da» Justizministerium ablehneu, etne allgemeine Anweisung an die Gerichte in dieser Beziehung zu erlassen, da «S unstatthaft und durch die Verfassung schlechter dings verboten sei, daß die Justizverwaltung eine Einwirkung aus dir Gerichte und Richter auSüve. Unter solchen Umständen beschloß der Verein »Dresdner Puffe-, alle Diejenigen, welche in Preßangelegenheiten mit den Gerichten zu thun haben, darauf yinzuweisen, nicht zu versäumen, von Fall zu F-ll die Hinzu ziehung von Sachte, stündixen in Plrß-Angelegenqetteu zu bean- nagen, damit sich auS der Praxis erweise, wie nützlich und unent, behrltch in Preß-Angelegenheiten Sachverständige sind. — In der nämlichen Sitzung beschloß der Verein ,Dre»duer Prrsse" eine Petition an den Reichstag. Infolge einer gekünstelten Aus legung de» jetzigen 8 7 der Slrafproz«ßordnung ist durch einzelne Gerichte der Gerichüistand, vor welchlm sich dte Zeitungen wrgen strafbarer Aufsätze zu verantworten habe», erweitert worden. Eme Z i ung kann hiernach nicht bloS an dem Orte ihre» Erscheinens, londern ganz beliebig anderSwo vor Gericht gestellt werden. Darin liegt eine Verkümmerung deS guten Recht» der Presse. Zwar hat der vorige Reichstag in der Justiznovelle dieser falschen, auch von namhaften RechtSgelehrten und einzelnen Gerichten bestrittenen Auslegung einen Riegel vorschteben wollen, jedoch hat der Bunde!« rath in der jetzt anderweit vorgelegten Justiznovelle auf deu vor jährigen Reichstagsbeschluß keine Rücksicht genommen. Daher beschloß der Verein »Dresdner Presse-, sich dem Verein »Berliner Prrsse- anzuschließen, wonach der Reichstag dringend ersucht wird: »n der vorgelegten neue» Strasprozrßordnung etne Bestimmung einzusügen, daß bei den durch die Prrsse begangenen Sirafthate» als Ort der That nur derjenige angesehen werden darf, wo die Druckschrift erschienen ist. — Zur Feier de» 107. Geburtstages Franz Laver Gab et» Vergers, de» Altmeister» der deutschen Rcdezetchenkunst, veranstalteten am Sonnabend Abend die GabelSbergerschen Strno- graphenvereine »Verein GabelSberger- und »XrverGabrlSberger- zu Freiberg, sowie der GabelSbergersche Steaographenverein zu Hilbersdorf einen Festkommer», der durch dte Thetlnahm« d«S Vorstand» de» Königlichen steuographischeu Jostitut» zu Dresden, Herrn Oberregierung»rath Professor Krieg ganz besonder» au», gezeichnet ward. Im festlich geschmückten Saal de» Gewerbehause» hatte sich eine große Zahl von Festtheilnehmern au» allen Berus», zweigen eingrfnnden. um deu Erfinder der deutsche» Redezeichen» kunst in Lied und Wort zu ehren. Herr Oberlehrer Götz al» Leiter der Feier begrüßte, nachdem die Granersche Ouvertüre »Die drei Helden- verklungen war, dte Festversammlung durch eine schwungvolle Ansprache. Er dankte insbesondere Herrn Ober- regierungSrath Prof. Krieg für sein Erscheine», betonte im All, grmetnen den Werth der Stenographie, deren großartige Bortheile man heute in allen Berufsschichten und auch oben am Throne längst schätzen und würdigen gelernt habe, und die seiterS unser«- König» und Le» Kaiser» trefflichste Unterstützung und Förderung finde. Redner forderte zum Schluß zu einem Hoch auf den deutsche« Kaiser und unser«» König Albert auf, daS begeisterten Wtederhall fand und an welche- sich d«r Gesang d«r Sachsrnhymue schloß. Sodann dankte Herr OberregierungSrath Pros. Krieg Namen»