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Bunter Wochenspiegel. Weihnachtssorgen und Deihnachtsstimmung. — Die Zeil der Veihnachtsmärkle. — Nürnberger Tand und gesponnener Zucker. — Der Weihnachtsbaum für alle. Die Weihnachtssorgen erreichen nunmehr ihren Höhe punkt, und die Tagesgespräche drehen sich nicht mehr um die gewöhnlichen Sensationen und den beliebten Stadt klatsch. Es weihnachtet überall, in der Küche, wo Pfeffer- kuchen und Dresdener Stollen zubereitet werden, herrscht der Duft des Weihnachtsgebäcks. In der Stube duftet der Adventskranz, und in allen Winkeln harren tausend Heim lichkeiten auf ihre fröhliche Auferstehung am Christabend Die Weihnachtssorgen sind die schönsten Sorgen, denn sie leben in lieblicher Eintracht mit der Weihnachtsvorfreude und der schönen Weihnachtsstimmung, die sich auf allen Plätzen breit macht. Es ist d i e Zeit der Weih- Nachtsmärkte. Fast jede deutsche Stadt beherbergt ein kleines Budendorf, das über Nacht erstand Die Weih nachtsmärkte sind ein uralter deutscher Brauch, der tief ins Mittelalter zurückreicht, wo sie „Kindlein" oder » C h r i st - M ä r k t e " genannt wurden. Einer der ältesten Weihnachtsmärkte ist der berühmte „Kind! Markt" der Psesferkuchenstadt Nürnberg, der schon im 15. Jahrhundert abgehalten wurde. Er hatte einen sehr guten Ruf, und wenn man von „NürnbergerTand" sprach, so hatte das Wörtlein „Tand" durchaus noch keinen minderwertigen Beigeschmack Der Nürnberger Weihnachtsmarkt war im Mittelalter das Paradies und die Sehnsucht der Kinder, denn dort wurde das herrliche Nürnberger Spielzeug ge handelt Der Kunstkenner, der solches Spielzeug in einem Museum zu sehen bekommt, freut sich noch heute über die Einfachheit und Schönheit dieser Volkskunst Neben dem Nürnberger Markt behauptet der „Ham burger Dom" seinen guten Klang Dieser Welthafen bot mit seinem Weihnachtsmarkt ein ganz anderes Bild. Dort herrschte fröhlicher, ausgelassener Seemannstrubel mit gänzlich internationalem Gepräge, und die Buden hielten neben heimischen Dingen auch die seltsamsten exotischen Ge genstände feil In Dresden hieß der Weihnachlsmarkt „Striezel- Markt", und der Name besagt schon, daß das Weih nachtsbrot der Stollen oder Striezel im Mittelpunkt des Geschäftes stand. Die Weihnachtsmärkte, die sich zuerst in den von Mauern beschirmten feste» Städten entwickelten, breiteten sich dann später bis in die kleinsten Orte aus. All die Jahrhunderte hindurch hat sich aber das Treiben auf diesen Märkten kaum geändert. Besonders die Kinder haben die gleiche Freude daran, das Groschenspielzeug zu bestaunen und das seltsamste Zuckerwerk zu begehren, vom gesponnenen Zucker bis zu den Pflasterbüumen. Man möchte beinahe meinen, daß in den heutigen Not zeiten der billige Kram der Weihnachtsmärkte mehr An ziehungskraft besitzt als ehedem. Er liefert das Beiwerk zu den ernsteren Weihnachtsgaden, die in den Geschäften ge handelt werden. Eine andere schöne Weihnachtssitte findet erfreulicher weise immer größere Verbreitung, das ist der „Weih- Nachtsbaum für Alle", den viele Gemeinden auf den Marktplätzen, vor Kirchen oder an sonst geeigneten Orten aufstellen, wo er allen Freude spenden soll, deren Seelen noch nicht so abgestumpft sind, daß sie die Freude nicht mehr empfinden können, die allein schon dieses leuch tende Weihnachtssymbol verbreitet Dieses Weihnachtssymbol auf öffentlichen Plätzen soll uns aber auch in den letzten Tagen vor Weihnachten an alle erinnern, die einsam und verlassen den Christabend nicht im trauten Familienkreise verbringen können. Diese sind die wahrhaft Aermsten. Wer ihnen helfen kann, wer ihnen wenigstens für die Christnacht das drückende Gefühl der Verlassenheit vergessen hilft, der sorgt dafür, daß sich der Weihnachtsfriede auch tief in die Seelen senkt Wir wünschen allen, für die das Weihnachtssest auch eine wirtschaftlich wichtige Angelegenheit ist, einen befriedi genden Erfolg, aber wir wünschen vor allen denen, bei de nen es zwangsweise der Not gehorchend knapp zugehen muß, diehoheKunst desSichfreuens an Kleinig keiten Man braucht sich nur einmal an die bescheidenen Weihnachtsfreuden unserer Großväter und Urgroßväter zu erinnern, um zu erkennen, wieviel naturgeborene, wunsch- io>e ^reuoenqueuen ych ver avgejetzte ewig materiell einge stellte Gegenwartsmensch zugeschüttet hat. Wer auch in der Not Freuden des Herzens findet, ist der wahrhaft reiche Mensch. Jörg. Kampf «m Ostpreußen. Von Dr. Boetticher, Berlin-Südende. Dor dem Kriege war das Interesse der polnischen Oef- fentlichkeit für Ostpreußen mehr akademischer Art. Nur ge legentlich beschäftigten sich polnische Historiker und Ethno graphen mit Masuren und dem Ermland. Heute wird die polnische Oeffentlichkeit und die polnische Propa ganda beherrscht von dem Widerhall der Lüge, Land und Bevölkerung Ostpreußens seien auf das engste mit Polen verbunden, mindestens aber dem übrigen Deutschland voll kommen fremd. Nach echt slawischer Fälschungsmethode setzt man sich über das Abstimmungsergebnis in Ostpreußen glatt hinweg. Im „Ostland-Jnstitut" veröffentlicht Rudolf Neumann eine Schrift „Ostpreußen im polnischen Schrifttum," worin er in deutscher Uebersetzung polnische Stimmen wiedergibt, die in aller Deutlichkeit und Dreistigkeit auch die konkreten An nexionsprogramme für die polnische Politik gegenüber Ost preußen offenbaren. Das Minimalprogramm ist Befreiung der „von den Deutschen geraubten, Polen rechtmäßig zuste henden Gebiete", d. h. Erlangung der Abstimmungsgebiete. Als Maximalprogramm wird eine vorbehaltlose Annexion ganz Ostpreußens durch Polen erwogen, eventuell unter Ge währung einer provinziellen Autonomie. „Polen muß dar auf bestehen, daß es ohne Königsberg, ohne ganz Ostpreußen nicht existieren kann." Unübertrefflich in ihrer Dunnndreistigkeit ist eine Erklä rung des in Danzig erscheinenden Polenblattes „Gazeta Gdanska", die aus diesen Tagen stammt und zunächst von dem Begriff „Korridor" nichts wissen will. Es heißt da: „Die ständige Anwendung des Ausdrucks „Korridor" muß ein für allemal aus dem polnischen Sprachschatz ent fernt werden. Es gibt keinen „Korridor", es gibt nur ein Pommerellen, die westliche Schanze der Republik. Oestlich Pommerellens liegen polnischeGebiete,Ermland, Masuren und O st p r e u ß e n, die bisher unter der deut schen Uebermacht stöhnen. Nicht Pommerellen trennt preu ßische Gebiete, sondern Ostpreußen ist eine verunkrau tete Insel im lebendigen Körper der Republik. Nicht Pommerellen ist eine eiternde Wunde für den europäischen Frieden, sondern die Insel der Pickelhaube, die wie ein stählerner Helm aus dem Meer der rotweißen Fahnen Po lens hervorragt." Bezeichnend für dies heiße Bemühen um Ostpreußen und für die deutsche Oeffentlichkeit sehr beachtenswert ist es, daß dabei die wirtschaftlichen Mittel eine wichtige Rolle spielen. Rudolf Neumann zitiert eine Aeußerung des maßgebenden polnischen Wirtschaftspolitikers Dmowski, der für den Fall, daß sich eine „Annäherung" der ostpreußischen Bevölke rung an Polen nicht auf die friedliche Weise herbeiführen lassen sollte, den Wirtschastskampf propagiert. Not wendig sei „eine entsprechende Handels-, Zoll- und Verkehrs politik, damit Ostpreußen völlig abseits der Hauptverkehrs und Handelswege gerate". Diese Politik würde einen dop pelten Erfolg haben: bei wirtschaftlichem Niedergang Ost preußens die Vernichtung des Widerstandswillens seiner Be völkerung, ferner eine Entfremdung Ostpreußens gegenüber Gesamtdeutschland; denn „je größeren Niedergang Ostpreu ßen erleidet, um so weniger Interesse wird es in Deutschland erwecken". In echt slawischer Niedertracht wird hier Ost preußen als Objekt der wirtschaftlichen Verelendung aus erkoren, damit es um so leichter der polnischen Gewalt an heimfalle. Die polnische Presse ist voll von Stimmen, welche die Eroberung von Ostpreußen, dem „Haupthindernis zum Auf bau Polens" und den Besitz Danzigs als der „mächtigen Metropolis eines Ehrerbietung erzwingenden polnischen Staates" fordern. Die Oder wird als Grenze be trachtet, hinter die das Deutschtum für immer zurück geschlagen werden soll. Dem Ausland gegenüber aber sucht man dabei das „friedliche" Gesicht zu wahren und Deutsch land als Friedensstörer hinzustellen. Unter der Ueberschrift: „Ist Ostpreußen ein deutsches Land?" schreibt die in Katto- witz erscheinende Zeitung „Polska Zachodnia": „Wenn heute von deutscher Seite zum Schutze Ost preußens Alarm gemacht und im Auslande intridiert wird, so müssen wir verstehen, daß der Charakter dieser deutschen Arbeit erneut ein ausdrücklich politisches Gesicht hat und daß Ostpreußen für Deutschland lediglich ein Vorwand ist, die politischen Verhältnisse in Osteuropa zu trüben." Der Zweck dieser polnischen Anklage gegen deutsche Friedensstörung ist durchsichtig: das Ausland soll von der Notwendigkeit eines Ostlocarno zur Verewigung des Raubes der deutschen Ostmarken überzeugt und für weitere polnische Gelüste im deutschen Osten gewonnen werdenI Um so dringlicher ist in Deutschland die Gewissensschär fung vor der polnischen Gefahr Hattet den Dieb! In der Vorbereitenden Abrüstungskommission hat die Frage der Offenlegung der Rüstungen eine nicht unbeträcht liche Rolle gespielt und hat zur Einfügung eines Rüstungs schemas in den Entwurf der Abrüstungskonvention geführt, nach dem die Angaben über den Rüstungsstand zu machen sind. Aber dieses Schema ist mehr als anfechtbar. Denn es enthält trotz der Einsprüche Deutschlands keine Angaben über ausgebildete Reserven, ruhendes Material und auf Kriegsfertigung umzustellende Industrien, läßt also gerade die Rüstungsfaktoren unberücksichtigt, die im Mobil machungsfall für die Schlagfertigkeit eines Heeres und Lan des ausschlaggebend sind. Die angelsächsischen Mächte haben sich beeilt, diesem neuen Gebot des Völkerbundes nachzukommen und haben ihre Rüstungsübersickten wenige Wochen nach Abschluß der Konventionsverhandlungen in Genf eingereicht. Frankreich ist ihnen mit süßsaurer Miene gefolgt. Wir kennen alle die einleitenden Worte, die ihnen der französische Kriegsminister, Herr Maginot, mit auf den Weg gab. Sie enthielten keine Silbe von Abrüstung. Sie waren nichts weiter als ein ein ziger Schrei nach Sicherung für Frankreich wider das un ablässig rüstende Deutschland. Polen, Frankreichs ge treuer Vasall, sucht seinen Herrn und Lehrmeister noch zu übertreffen. In der Einleitung zu seinem Rüstungsbericht, der reichlich verspätet in Genf einging, steht statt des Wortes „Abrüstung" klipp und klar das Wort „Aufrüstung". „Po lens Rüstung", so erklären seine Verfasser, „entspricht in kei ner Weise seiner geographischen und politischen Lage. Polen kann nicht voraussehen, wie gewisse, nicht dem Völkerbunde angehörende Staaten" — gemeint ist Polens östlicher Nach bar Rußland — „sich im Falle eines internationalen Kon fliktes verhalten würden, und muß verlangen, daß alle frü heren Abrüstungsverpflichtungen" — gemeint sind die Deutschland im Versailler Diktat auferlegten — „auf das genaueste befolgt werden." Der Einleitung der Denkschrift entspricht ihr Inhalt. Sie enthält annähernd wohl richtige Zahlen für das aktive Heer mit 265 980 Mann, 17 895 Offizieren und 36 985 ande ren Militärversonen, für die anderen militärisch organisier ten Formationen, wie Grenzschutz und Sicherheitspolizei mit 102 946 Personen, verschweigt aber schamvoll, daß Polen in den Rüstungsausgaben, die 30,92 Prozent seines gesamten Haushalts ausmachen, schon jetzt bei weitem an der Spitze aller Nationen marschiert, daß es von Jahr zu Jahr größere Anstrengungen macht, sein ganzes Volk durch eine plan mäßige Iugendausbildung, durch eine bis auf das kleinste durchdachte Mobilmachungsvorbereitung, die Männern und Frauen, Kindern und Greisen ihren Platz in der großen Kriegsmaschinerie zuweist, für die Verteidigung des heimi schen Bodens vorzubereiten. Man kann dieAengste Polens verstehen. Sie wurzeln weniger in der vorgeschobenen außenpolitischen Be drängnis als in innerpolitischen Nöten, die den Machthabern in Warschau schweres Kop zerbrechen machen. Mit Minder heiten und fremdem Land übersättigt, kann Polen seine widerstrebenden Elemente nur durch eine Politik der Ge walt, durch einen Militarismus in Schach halten, gegen den der .dreimal verfemte" sogenannte preußische Militarismus ein Waisenkind ist, muß es darauf bedacht sein, die leicht zu entflammenden polnischen Geister jederzeit von innerpoliti schen Streitigkeiten auf außenpolitische Probleme ablenken zu können. Noch immer gibt es Optimisten in Deutschland, die mit einer Aenderung der polnischen Psyche oder gar einem Zerfall des volnüchen Reiches rechnen. Wir gehören ^enn 8ie sekon suk den pkennig 8eken, dann mü88en 8ie ^vi88en: 8ekon ein ^eelükkel O reiekt kür eine nominale ^nk^va^ek- und 8pül- 8ekÜ88eI und reinigt eine §roke Uenge Oe8ekirr! sßMin ^um - spülen - keimten VI 1^11/ x Lür Oeseüirr und alles Hausgerät *