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wcrdrn, die gefechtsmäßige Anwendung derselben sollte aber stet» im Terrain, also nicht auf dem Exerzirplatze stattfinden. Der betreffende Kommandeur der Abtheilung sollte nach jedes maligem Exerziren vom Exerzirplatz abrückcn und im Terrain nach einer kleinen GefechtSidee das Gefechts-Exerziren vor nehmen. In den dichtbebauten und kultivirten Gegenden ist es allerdings nicht ohne Schwierigkeit, ein geeignetes Feld zu finden, auf dem sich ein naturgetreues Gefechtsbild entwickeln läßt, aber dem Scharfblick der Offiziere wird es doch immer gelingen, ein solches paffendes Terra,n herauszufinden. Heute wird cs ein Dors sein, welches angegriffen werden soll; morgen eine Waldparzelle; dann wieder ein einsam liegendes Gehöft oder eine über einen Flußlaus führende Brücke. Indem man täglich das Angriffsobjekt wechselt, gewöhnt man den Soldaten daran, im richtigen Augenblicke die richtigen Maßregeln zu treffen und sich nicht auf die reglementarischen Formen zu ver laffen, welche im Ernstfälle doch meistens versehen werden. Das französische Reglement, welches nach dem Kriege von 70/71 entstand, brachte eine vollständige Schematisirung des Angriffs, in dem ganz genau bestimmt wurde, welche Gangart auf die verschiedenen Entfernungen, welche reglementarische Form und welche Feuerart anzuwenden sei. Daß eine solche Schematisi rung im Ernstfälle vollständig werthlos ist, wird Jeder ein sehen, der einmal im Felde gestanden hat. Auch der bekannte bayerische Hauptmann Mieg strebte in seiner sonst so geist reichen Feueriheorie eine Schematisirung des Angriffs und der Vertheidizung an, insofern er bestimmte Feuerarten auf be stimmte Entfernungen angewandt und eingeübt wissen wollte. Die deutschen Truppen wurden Ende der siebenziger Jahre mit dieser Mieg'schen Theorie und Schematisirung des Feuer- gesechtes in überreichem Maße gequält und konnte sich die Mieg'sche Theorie keine besonderen Freunde erwerben. Der Soldat ward zur Feuermaschine und der Offizier zum Rechen meister. Sehr bald legte man die Mieg'sche Theorie, die für Schießschulen und Lehrtruppenkörper großen Werth hat, bei den aktiven Truppentheilen bei Seite. Das beste Mittel, um den Sieg zu sichern, bleibt stets die Erziehung des Offiziers sowohl wie des gemeinen Mannes zur Selbständigkeit in tak tischer Beziehung. Das kann aber niemals durch Schematisi rung oder Reglementarisirung erreicht werden. Tie Art und Weise, wie sich jetzt die sozialdemokratischen Führer bekämpfen, ist, wie schon mehrfach mitgetheilt, eine äußerst derbe. Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Frohme ist Redakteur bei dem „Hamburger Echo" und letzteres hat die „Magdeburger Volksstimme", deren Chefredakteur vr. Lux ist, angegriffen. Das Magdeburger sozialdemokratische Blatt bemerkt nun aus die Angriffe des Herrn Frohme: „In eine Polemik mit Herrn Frohme können wir uns nach diesem nicht mehr einlassen, wir haben für eine so burschenhafte Niedertracht nur ein kräftiges „Pfui" zur Verfügung." Dies sagt ein sozialdemokratisches Blatt zu einem hervorragenden Führer! Den Münchener Sozialdemokraten macht Herr von Vollmar in ihrem Parteiorgan klar, daß man mit dem Kopfe nicht durch die Wand könne und als richtiger Parteitaktiler die Pflicht habe, nicht sich auf den Boden der unbedingten Nega- > lion zu stellen, sondern daß man mitarbeiten müsse an der Entwickelung der Verhältnisse, um nach und nach die Endziele des Programms zu erreichen. Er setzt den Leuten auseinander, l daß neun Zehntel der ganzen bisherigen Agitation auf die Er- icichnng augenblicklicher Verbesserungen gerichtet gewesen sei und nur daher die große Masse der Anhänger komme. Ter Herrn Fusangel gewährte Strafaufschub bis zum I.Sept. ist laut der „Trcmonia" nur deshalb zurückgcnommen worden, weil die Staatsanwaltschaft durch vorgenommene Er mittelungen festgestellt hat, daß der zur Wiederherstellung der I Gesundheit erhaltene Urlaub nicht in der Weise verwendet worden sei, wie dieses nach dem ärztlichen Zeugniß erforderlich war und geschehen sollte. Herr Fusangel hat gegen die Maßnah men des Ersten Staatsanwalts in Essen telegraphisch Be schwerde beim Oberstaatsanwalt und Justizminister erhoben, da er die Zurücknahme des Strafaufschubs als rechtswidrig an sieht. Nach Angabe seines Blattes hat Herr Fusangel das ausländische Bad aufgesucht, „erstens, um sich nicht ohne Noth I seine Gesundheit ruiniren zu lassen, und zweitens, und das ist t ihm auch wichtig, Herrn Baare gegenüber freie Hand zu be- I hallen in einem Augenblick, wo Alles auf eine Entscheidung I drängt." Aus Oesterreich : Zu der jüngsten czechischen Ausschreitung I in Prag bemerkt die „B. B. Z": „Wir müssen gestehen, daß I wir die Geduld, um uns nicht eines schärferen Ausdruckes zu I bedienen, der Deutschen in Böhmen gänzlich unbegreiflich fin- I den, um so mehr, als die Milde der Behörden gegen die I Exzedcnlen, falls dieselben Czcchen sind, förmlich zur Selbst- I Hilfe hcrausforderi. Seit Jahren gehen uns fortgesetzt Be- I richte über derartige Bubenstreiche der Czechen gegen Deutsche I zu, ohne daß wir je davon gehört hätten, daß eine entsprechende I gerichtliche Ahndung erfolgt sei, aber auch ohne daß wir je I vernommen hätten, daß die Deutschen sich ihrer Haut mann- I Haft gewehrt hätten. Wir sind nicht Freund der Selbsthilfe, I dieselbe hat nur dort Berechtigung, wo der Staat sich zu schwach I oder nicht gewillt erweist, den Schutz einzelner seiner Unter- I thanen wie ganzer Klassen derselben in die Hand zu nehmen. I Auf diesem Punkt ist man aber in Böhmen schon angelangt. I Der wilden Agitation der Czechen gegenüber steht die Regie- I rung rathlos da. Man soll uns nicht mit der haltlosen Phrase ! kommen, daß die politische Bewegung mit den Ausschreitungen I Einzelner nichts zu thun habe; diese Ausschreitungen sind I nichts mehr und nichts weniger, als die direkte Folge der poli- I tischen Verhetzung. Es handelt sich dabei nirgends um brutale I Angriffe Eingeborener auf persönliche Gegner, sondern auf I gänzlich Schuldlose, Unbekannte, nur aus dem Grunde, weil I sie sich durch ihre Sprache als Deutsche zu erkennen gegeben I haben. Es ist die höchste Zeit, daß hier etwas geschieht, will I man nicht den Glauben aufkommen lassen, baß in Oesterreich »der Deutsche thatsächlich rechtlos ist." Der italienische Arbeiterkongreß berieth am Montag lüber die Mittel zur Organisirung der italienischen Arbeiter. iNach stürmischer Debatte wurde der Beschluß gefaßt, eine I italienische Arbeiterpartei zu bilden, welche an den Kämpfen I des öffentlichen Lebens theilnimmt. Die Anarchisten opponirten I lebhaft dagegen, daß in jenen Kämpfen politische Wahlkämpfe I inbegriffen wären. — Montag Abend brach eine Gruppe Mani- D sestanten auf dem Viktor Emanuel-Platze in Bologna und vor D der Kaserne des 50. Regiments in feindliche Rufe gegen die I Armee aus. Polizei zerstreute wiederholt die Manifestanten, D wobei 3 Verwundungen vorkamen. 6 Personen wurden verhaftet. Gouverneuren von Podolien, Kiew m Wien verkündeten Der französische Minister des Auswärtigen Ribot hatte eine Unterredung mit dem Sekretär der Ehinestsche« Gesandt schaft. AuS den Mitteilungen des Letzteren ergiebt sich, daß nach den neuesten Ermittelungen die Unruhen in China einen politischen,Charakter tragen. Der Sekretär versichert, daß alle Vorkehrungen zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen sind; indeß erschiene die Wirksamkeit der betreffenden Maß nahmen bis jetzt noch nicht bewiesen. Wie aus Regierungs- kreisen verlautet, fänden zwischen den europäischen Mächten Verhandlungen über eine gemeinsame Intervention bei der chinesischen Regierung statt. — Aus Hongkong ist in San Francisco die Nachricht eingelaufen, daß tue kürzlich ge meldeten Unruhen im Aangtsekiang-Thal sich ins Innere bis Jchang ausgebreitet haben. In Spasi wurde eine Missionsstation an gezündet und von dem Pöbel der Versuch unternommen, einen Dampfer zu kapern: desgleichen kamen Ruhestörungen in Haix Men und Tsung Wing vor. In anderen Städten des Nordens werden Unruhen befürchtet, doch hält die große Anzahl der inzwischen in den Uangtsekiang eingelaufenen Kanonenboote die Aufrührer zurück. Das kaiserliche Edikt, welches den Bestand der Garnisonen in China herabsetzt, eine neue Salzsteuer ver fügt und die gejammte Abgabe auf Opium für kaiserliche Zwecke in Anspruch nimmt, soll eine der Hauptursachen der Unruhen sein. «oloutalp-litisch-s. Aus Tabora im deutschostafrikanischen Gebiet wird dem „B T." gemeldet: Lieutenant Sigl übergab die Station Tabora auf 14 Tage dem Wali von Tabora und marschirte mit der halben Besatzung nach Urambo, um dort einen Auf stand niederzuschlagen. Einer der einflußreichsten und ältesten Großen des Uniamwesigebieles, Sulive, will sich dem jugend lichen, von Emin Pascha eingesetzten Sultan von Urambo nicht unterwerfen. Wenn es Sigl gelingt, eine allgemein befrie digende Verständigung herbeizuführen, so darf ganz Uniamwesi als beruhigt gelten. In Ugogo, Usukuma und Uniamwesi herrscht eine pestartige Seuche, an welcher täglich Hunderte von Rindern, Schafen, Ziegen und Hühnern sterben. Erlaß gezwungen, aus Rußland auszuwanvern. Scheinbar verfügt dieser Erlaß, daß Kolonisten, welche den genannten Nationen angehören, eiweder russische Unterthanen werden oder aber ihren Besitz verkaufen und das Land verlaffen müssen. Den ausländischen Kolonisten in jenen Provinzen bleibt jedoch keine Alternative, da die mit diskretionärer Vollmacht ausge rüsteten Lokalbehörden ihre Naturalisationsgesuche systematisch abschlägig bescheiden. Der ausländische Kolonist mag noch so langte in Rußland gelebt haben und eine noch so angesehene Stellung als Landeigenthümer einnehmen — er hat nicht das Recht, ist sein Nuturalisationsgesuch einmal abgelehnt worden, gegen das peremptorische Verfahren der Behörden zu appelliren. Ist die ihm gestellte Frist abgelaufen, so muß er Rußland verlassen, wenn ihn auch die Veräußerung seines Besitzthums tuiniren sollte. Es finden natürlich einige Ausnahmen statt, einige aus Rechlsgründen, die große Mehrheit jedoch in Folge der Käuflichkeit der Provinzialbeamten, welche die an's Mini sterium gerichteten Gesuche zu befürworten haben. Erst kürz lich iheilte mir ein deutscher Kolonist aus einer westlichen Provinz mit, daß er bei Eingabe seines Naturalisationsgesuches 250 Rubel ausgegeben habe, „um die Tschinowniks (Beamten) zu erleuchten", ohne jedoch seines Erfolges gewiß zu sein. Nicht weniger als 617 mit Hypotheken belastete Grundstücke befinden sich letzt in Folge der Zahlungsunfähigkeit der Gutsherren oder Pächter in den Händen der landwirthschastlichen Banken in den südlichen Provinzen. Der „Köln. Ztg." meldet man aus Petersburg: In diplo matischen Petersburger Kreisen glaube man entschieden nicht an die Wahrheit des Gerüchts von einem bereits am vorigen Dienstag aus Paris eingetroffenen Entwurf eines französisch russischen Vertheidigungsvertrages, welcher am Tage daraus in besonderer Ministersitzung durchberathen, für annehm bar befunden und bereits vom Kaiser genehmigt sein soll. An allerhöchster Stelle sei man von der fast an Tollheit grenzen den Begeisterung der Ruffen für die Gäste keineswegs erbaut. In der russischen Kaisersamilie gebe es noch Freunde Deutsch lands, ein solcher sei namentlich der Oheim des Zaren, Groß fürst Michael, welcher mit dem Großfürsten Wladimir kein Hehl aus der Abneigung gegen die Republik mache. Jedenfalls werde die Marseillaise nach der Abfahrt der Franzosen in Rußland nicht erlaubt sein. — Auch englischen Blättern wird gemeldet: Am russischen Zarenhofe hat sich über den allzu großen Franzosen-Enthusiasmus, der mehr und mehr auch die Massen ergriffen hat, und über die ewige Wiederholung der Marseillaise, die, in allerdings rührend kindlicher Uebersetzung, jetzt fast zum russischen Volksliede geworden ist, eine starke Verstimmung herausgebildet. Dieselbe wird vom Oheim des Zaren, dem Großfürsten Michael, und dem Bruder desselben, dem Großfürsten Wladimir, welche Beide keine Franzosenfreunde sind, offen bekundet, aber auch der Zar selbst theilt sie, und der dem Hofe nahe stehende „Grashdanin" giebt den Franzosen zu verstehen, sie seien ja Rußland als Freunde willkommen, der Import radikaler republikanischer Ideen nach Rußland würde aber am besten unterbleiben. Der militärische Berichterstatter der „Köln. Ztg." aus Ruß land meldet: Die soeben neugebildete 15. Kavalleriedivision werde in die nächste Nähe der deutsch-österreichischen Grenze verlegt werden. Der Korrespondent erinnert daran, daß sich, nachdem früher die russische Heeresverwaltung alle Einwen dungen von deutscher und österreichischer Seite gegen die russi schen Truppenvermehrungen und Verschiebungen schroff zurück gewiesen halte, die russischen Kriegsvorbereitungen in nie dage wesener Weise vermehrt haben. Rußland werde nach der Ein führung des neuen Gewehres die augenblicklich noch zur Schau getragene Maske der Vertheidigung mit der des Angriffs ver tauschen. Die neue Kavalleriedivision setze sich größtentheils aus neuen Regimentern zusammen. Wie man der „Pol. Korresp." aus Athen schreibt, sind die jüngsten Nachrichten aus Kreta auf dieselbe Tonart gestimmt, wie die bisherigen. Die Gewaltthaten auf der einen und der anderen Seite dauern fort, wobei die Gefahr durch den Um stand gesteigert erscheint, daß der Truppenstand auf der Insel verringert ist. Der türkische Generalgouverneur Dschcwat Pafcha hat sich dieser Tage, auf Bitten der christlichen Be völkerung und auf Anrathen der Konsuln, nach Heraklion be geben um Maßregeln zu treffen, welche das Eindringen der Türken in diese bisher ruhig gebliebene Stadt verhindern sollen. Dschcwat Pascha führt die Ueberhandnahme der Ge waltthaten auf eine seitens der türkischen Notabeln gegen ihn gerichtete Zettelung zurück. Diese sind gegen den General gouverneur wegen seines Entgegenkommens für die christliche Bevöl kerung, sowie besonders deswegen aufgebracht, weil er seiner Zeit einen der Ihrigen gefangen nach Konstantinopel schickte und bestrafen ließ. Diese Partei stiftet nun Morde an, um auf Dschcwat Paschas Verwaltung einen Schatten zu werfen, wobei sie darauf rechnet, daß der Großvezier — ohnehin Dschewat's Gegner, in dem er einen Nebenbuhler erblickt — gern den Anlaß benützen werde, diesen zu Falle zu bringen. Leider ist es immer die christliche Bevölkerung, welche hierbei als Prügelknabe herhalten muß. Wie verlautet, wird bis auf Weiteres, mit Rücksicht auf die Lage in Kreta, ein britisches Geschwader von 6 Panzerschiffen in den griechisch-türkischen Ge wässern krenzen. — Weiter wird berichtet: In Canea (Kreta) wurden 18 angesehene christliche Einwohner unter vem Ver dachte verhaftet, eine muselmännische Familie ermordet zu haben. Bei idrer Einlieferung in das Gefängniß fielen türkische Häft linge über die Christen her und verwundeten mehrere derselben lebensgefährlich. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 5. August. — Ihre Majestät USnigi« Carola feiert heute unter den Segenswünschen des treuen Sachsenvolkes, nach mehr wöchentlicher Trennung von ihrem erlauchten Gemahl in München mit demselben vereinigt, ihren 57. Geburtstag. Ihre Majestäten wahren auf ihrer Reise in Bayern das Inkognito eines Grafen und einer Gräfin von Plauen. Sie bewohnen in München, wie erwähnt, das schön gelegene Hotel „Zu den vier Jahreszeiten" auf der Maximiliansstraße. Von den Regierungsgeschäften hält sich Se. Majestät auf dieser Reise vollständig fern. Täglich werden Ausflüge in die Umgebung von München unternommen. Auf dieser Reise begrüßte Se. Majestät die Erzherzogin Louise erstmalig als Braut seines Neffen, des Prinzen Friedrich August. — Ihre Königliche Hoheit die Frau Herzogin Von Meiningen nebst Gefolge reiste gestern Nachmittag 5 Uhr 54 Min. in einem reußischen Salonwagen des Schnellzuges, von Dresden kommend, nach Bayern hier durch. — Bei dem Rechnungsabschluß der unter königlich sächsischer Staatsverwaltung stehenden Staats- und Prtvatvahnen für das Jahr 1890 sind folgende Ergebnisse von allgemeinem Interesse: Die Gesammteinnahme der sächsi schen Staaisbahnen belief sich auf 86648095,80 M. gegen 85324267,84 M. im Jahre 1889 oder mehr 1323827,96 M. Diese Einnahme ist zurückzuführen auf den Personenverkehr mit 26434495,04 M. oder mehr 1514652,36 M., auf den Güterverkehr mit 55790723,19 M. oder weniger 179395,40 M-, auf die Vergütung für Ueberlassung von Bahnanlagen und für Leistungen zu Gunsten Dritter mit 801565,34 M-, aus Ver gütung für Ueberlassung von Betriebsmitteln mit 1990803,11 Mark, auf Erträge aus Veräußerungen mit 89711,10 M. und aus verschiedene sonstige Einnahmen mit 1540798,02 M. Es kommen durchschnittlich auf jedes Kilometer Bahnlänge 34354,17 M. Im Personenverkehr ergab die Beför derung von Personen exkl. Militär auf Requisitionsschein und Militärbillets 25468439,19 M-, die Beförderung von Gepäck 542431,80 M-, von Hunden 27097,84 M. rc. Im Güter verkehr brachten ein: Eil- und Exportgut inkl. Equipagen und Fahrzeuge 1414358,34 M., Frachtgut 50290838,57 M., Postgut 100024,68 M., Viehtransporte 974096,75 M., Leichen 21866,31 M. rc. Unter den verschiedenen sonstigen Einnah men sind hervorzuheben: Pachte und Miethen, sowie ökonomische Nutzungen aus Gebäuden und Grundstücken 1100948,45 M. Der Gesammteinnahme von 86648095,80 M. stand eine Gesammtausgabe von 53733031,82 M. gegen 49192636,18 M. im Jahre 1889 gegenüber. Es hat demnach eine Steigerung der Ausgaben von 4510395,64 M. stattge funden und ist der U e b e rs ch u ß von 36131631,66 M. im Jahre 1889 auf 32915063,98 M., oder weniger 3216567,68 Mark zurückgegangen. Das mittlere Anlagekapital in der Höhe von 662031241,61 M. hat sich mit 4,972 Proz. verzinst oder weniger 0,612 Proz. — Ein aus 1 Unteroffizier und 4 Mannschaften nebst 5 Pferden bestehendes Kommando des in Freiberg garnisoniren- den S. Feldartillerie-Regiments Nr. 3S trifft am 8. d. M. in Zwickau ein und wird bis zum 10. August verquar- tiert. Dasselbe ist befehligt, die Pferde, welche bei dem am 10. d. M. in Zwickau stattfindenden Remontemarkt zum An kauf gelangen, nach den betreffenden Garnisonen zu befördern. — Auszeichnung. Unsere heimische Industrie hat sich wieder einen Preis erworben: Der Firma Beck L Walther in Bienenmühle ist auf der jetzt in London stattfindenden Aus stellung der zweite Preis für sauber gearbeitete Küchentische und Eisschränke ertheilt worden. Die Firma befaßt sich außer mit der Fabrikation von Haus-und Küchenmöbeln, Eisschränken auch mit der Herstellung von Schul- und Kircheneinrichtungen sowie von architektonischen Holz- und Zimmerarbeiten und ist in ihrem Fache eine der leistungsfähigsten. — Der Name des Mannes, der sich kürzlich im Abort deS hiesigen Bahnhofes erfchotz, war bisher unbekannt geblieben. Gestern stellte sich heraus, daß der Erschossene der 47 Jahre alte Roßschlächter Franz Otto aus Herrnhaide bei Burgstädt war, der zum zweiten Male verheirathet, mit seiner Frau und seinen fünf Kindern ein friedliches Familienleben geführt hat. Die Feststellung erfolgte durch dessen nach hier gekommene Frau, welche von dem hiesigen Vorfall in Chemnitz Kenntniß erhalten hatte. Nach den Darlegungen der armen, untröstlichen In der del-ischeu Deputittenkammer machte der Minister präsident Bernaert Mitthcilung über das Unwohlsein der Königin, welche» nervösen Charakters sei. Die Gerüchte hierüber seien bei Weitem übertrieben. Alles lasse hoffen, daß die Königin bald wiederhergestellt sein werde. Die Tagung des eoglische« Parlaments nähert sich ihrem Ende und wird am Sonnabend gefchloffen werden, zur großen Freude der Mehrzahl der Abgeordneten, die der end losen Debatten müde sind. Am letzten Sonnabend mußte die Sitzung sogar vorzeitig abgebrochen lverden, da eine Aus zählung ergab, daß nur 21 Abgeordnete anwesend waren. lieber die Art und Weise, die deutschen und österreichischen Kolonisten aus Ruhland zu entfernen, wurde dieser Tage in Kürze berichtet. Ausführlicher lasten sich die „Daily News" aus Odessa über diesen Gegenstand schreiben: Etwa 25000 in den Südwestprovinzen ansässige Deutsche, Oesterreicher und österreichische Polen werden durch den neuen, kürzlich von den